Vom Umgang mit Autoren

Ich behaupte - ohne es beweisen zu können -, daß es in Deutschland außer mir keinen Herausgeber einer Zeitschrift gibt,...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

der jeden poten­ti­el­len Mit­ar­bei­ter über das Risi­ko einer Mit­ar­beit auf­klärt. Und mehr: Ich habe einem guten Dut­zend bereits pro­mo­vier­ter oder habi­li­tier­ter Aka­de­mi­ker mit Blick auf deren Kar­rie­ren eine Mit­ar­beit schlank­weg aus­ge­re­det oder ein Pseud­onym ver­paßt – immer mit Ver­weis auf fol­gen­rei­che Bei­spie­le anti­fa­schis­ti­schen Kes­sel­trei­bens, bei denen einer unse­rer Autoren oder Refe­ren­ten ange­grif­fen wur­de, indem man auf die Gefähr­lich­keit der Sezes­si­on verwies.

Mei­ne Argu­men­ta­ti­on ist in sol­chen Gesprä­chen also nie aus der Luft gegrif­fen, son­dern bei­spiel­ge­sät­tigt, wobei ich nicht ver­schwei­ge, daß es auch Autoren gibt, in deren Wade sich glück­li­cher­wei­se nie ein Minen­hund ver­beißt. Aber das Risi­ko ist groß, und das ist etwas, das mir je län­ger, je mehr zusetzt: Wie­so soll es nicht mög­lich sein, in einem ohne Zwei­fel exzen­tri­schen Heft wie der Sezes­si­on zu ver­öf­fent­li­chen, ohne daß die Geschütz­roh­re ein­schwen­ken? Der Kon­se­quen­zen der Dif­fa­mie­rung sind näm­lich drei:

1. Die Sezes­si­on kann nicht so gut sein, wie sie sein könn­te: Wür­de das Gefecht um die rich­ti­ge Sicht der Din­ge inhalt­lich geführt und nicht per­sön­lich-ver­nich­tend, könn­te ich noch ein­mal so vie­le gute Autoren prä­sen­tie­ren und sogar auf Pro­mi­nenz zurück­grei­fen, die das Ren­ten­al­ter noch nicht erreicht hat. Die­se Pro­mi­nenz reagiert bis­her und bis auf wei­te­res nun nur im per­sön­li­chen Gespräch oder in Brie­fen, und daß der Schrift­stel­ler Richard Wag­ner der Teil­ver­öf­fent­li­chung unser­res Brief­wech­sels zuge­stimmt hat, ist eine gro­ße Aus­nah­me. Auch ihm gegen­über sprach ich übri­gens das Risi­ko die­ses Abdrucks an.

2. Es ist aus­ge­spro­chen schwie­rig, der Ver­lo­ckung des Jam­mer­tons nicht zu erlie­gen. Dazu eine Stel­le aus einem Vor­trag, den ich auf einer unse­rer Aka­de­mien hielt:

Man kann in der Rol­le des erfolg­lo­sen Bela­ge­rers hei­misch wer­den, und ich möch­te sagen: Die­se Rol­le ernährt selt­sa­mer­wei­se ihren Mann, und das ist ver­lo­ckend und hat furcht­ba­re Kon­se­quen­zen: Stel­len Sie bit­te vor, daß Aga­mem­non, der grie­chi­sche Heer­füh­rer, beim Blick auf die schlech­te Ver­sor­gungs­la­ge sei­ner Trup­pen vor Tro­ja einen jam­mer­vol­len Rund­brief in die Etap­pe geschickt hät­te, in dem zu lesen stand: „Lie­be Freun­de, es geht uns schlecht, wir brin­gens nicht, und neu­lich besa­ßen die Tro­ja­ner sogar die Unver­schämt­heit, heim­lich des Nachts einen Teil unse­rer Schif­fe anzu­zün­den. Bit­te schreibt ihnen, daß das nicht fair war. Sie sol­len uns in Ruhe las­sen, viel­leicht krie­gen wir näm­lich inner­halb der nächs­ten zehn Jah­ren doch noch eine Lei­ter gebas­telt, mit der wir ihre Mau­er über­stei­gen kön­nen. Für die­se Lei­ter brau­chen wir übri­gens noch ein biß­chen Kne­te. Euer Agamemnon.“
Ich kann Ihnen aus Erfah­rung eines sagen: Aga­mem­nons Brief wür­de unge­ahn­ten Erfolg gehabt haben. Die Etap­pe, die rück­wär­ti­gen Räu­me sind voll von erschüt­ter­ba­ren Bür­gern, Frau­en mit Kran­ken­schwes­ter-Impuls, voll von des Mit­leids fähi­gen Beob­ach­tern der Sze­ne­rie. Also: Ein Strom aus neu­en Schif­fen, Woll­de­cken, Fres­sa­li­en, Wein­fäs­sern ergießt sich über das Heer­la­ger. Auch Holz für die gro­ße Lei­ter ist dabei, und Aga­mem­non weint in sei­nem Dan­kes­brief noch ein biß­chen wei­ter, und der Segen hat kein Ende. Das ein­zi­ge, was nicht mit nach vor­ne kommt, sind Krie­ger, hung­ri­ge jun­ge Män­ner, Erobe­rer. Wer will schon unter einer Heul­su­se die­nen, unter einem Heer­füh­rer, der es sich im Schei­tern gemüt­lich macht.

3. Man sieht sich mit der inqui­si­to­ri­schen Fra­ge­stel­lung durch fünft- bis sechst­ran­gi­ge Geis­ter kon­fron­tiert, sogar mit Wort­mel­dun­gen von Kon­ver­ti­ten, die ihre Exis­tenz nicht aus sich selbst, son­dern aus unse­rer Exis­tenz ablei­ten. Auch ein Erich Vad sah sich wohl kon­fron­tiert mit sol­chen Fra­ge­stel­lern. Er hat gleich den ers­ten Feh­ler gemacht und die Fra­ge­stel­lung akzeptiert.

Also: Ver­ant­wor­tungs­lo­sen Umgang mit Autoren kann man mir und der Sezes­si­on nicht vor­wer­fen. Die Schutz­me­cha­nis­men und die Selbst­be­schrän­kung nach Risi­ko­ab­schät­zung schlägt alles aus dem Fel­de, was sich Ros­tock oder ande­re Beob­ach­ter­stand­or­te vor­stel­len kön­nen. Das ist an und für sich so skan­da­lös für ein frei­es Land, daß man es immer wie­der the­ma­ti­sie­ren muß, in der aktu­el­len Sezes­si­on also mit­tels des Brief­wech­sels zwi­schen Richard Wag­ner und mir. Das ist dann “poli­ti­sches Ver­hal­ten” von der Kra­gen­wei­te, die zu uns paßt: der Nach­weis belei­di­gen­der, unwür­di­ger, sti­cki­ger Mechanismen.

Und: Soll­te ich mich mit Mer­kels Vad ein wenig aus dem Fens­ter gehängt haben, so läge da rich­tig, wer Grün­de ver­mu­te­te, die im Umgang des Autors mit sei­nem Ver­le­ger zu suchen wären – und nicht umgekehrt.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (27)

Eumeswil

13. April 2010 11:34

Der Agamemnon-Vergleich ist echt gut. Sollen die auf Endstation-rechts doch schreiben was sie wollen. Auch die taz ist keine Großmacht. Weiter so! Angriff!

Peter Stoll

13. April 2010 11:50

Man muß sich aber auch ab und zu mal fragen, ob eine Insellage in ihrer Abgeschiedenheit nicht zuweilen Robinsonaden produziert - als da wäre: eine gewisse zunehmende Borniertheit gegenüber dem Rest der Welt, die mit dem Stolz des einsamen Streiters verwechselt wird und einen dann schließlich agieren läßt wie den Gegner: als Wadlbeißer.
Wenn der Auslöser der "Affaire Vad" tatsächlich im Verhalten des Betroffenen gegenüber dem Herausgeber der Sezession zu suchen ist, dann sollte man sich diese Frage dringend stellen.

Antwort Kubitschek:
Ich glaube, daß aus meinem Beitrag zweierlei hervorgeht: zum einen, daß es nicht einsam ist um die Sezession, zum anderen, daß ich aus der Rolle der räumlichen Abgeschiedenheit keine Borniertheit sich entwickeln lasse. Ich habe vielmehr Zeit genug für Wachsamkeit und dafür, Betrieb und Remmidemmi nicht mit Erfolg zu verwechseln. Stolz sind wir alle hier aber auf den Umstand, daß wir mit der Sezession auch materiell gewinnbringend ein Organ betreiben, in dem wir schreiben und anfassen können, was wir wollen.

Frank Schmied

13. April 2010 11:57

Sehr geehrter Herr Kubitschek,

wäre es nicht möglich gewesen, die Vermeldung der Mitarbeit des Herrn Oberst Vad bei der Sezession bis zum Zeitpunkt nach seiner Beförderung abzuwarten? Eher aus menschlichen Gründen, denn aus anderen?
Eine politische Nützlichkeit Ihrer Aktion mag ich durchaus erkennen. Ich denke, in einer Abwägung hätte sie dennoch hinter den berechtigten Interessen des hoffentlich zukünftigen Generals zurückstehen können.
Sie machen es einem Vad auch völlig unmöglich, selbst wenn es nun ohne Ihre Veröffentlichung auch unwahrscheinlich war, sich noch jemals positiv zu der Sezession zu bekennen.
Mag sein, dass man damit politisch etwas bewegt. Sympathien, offene und heimliche, verspielt man aber so etwas unbedarft. Und das tut mir leid.
Für wiederholenswert halte ich das nicht.

Gruß!

Antwort Kubitschek:
Er wird nicht stolpern, der General.

Toni Roidl

13. April 2010 12:16

Zeitungen liest eh kein Mensch mehr; die taz kann schreibseln, was sie will. Problematisch sind die kleinen miesen Erpressungen: Man bekommt ein Stipendium nicht, Auftraggeber melden sich nie mehr, Veranstaltungen finden ohne einen statt. Ich bin selbst schon ganz offen erpresst worden - von Vorzeigedemokraten, die sich wie Mafiapaten aufgeführt haben. Sich dagegen zu wehren ist schwer. Dazu muss man neue Partner suchen, neue Netze knüpfen, Abhängigkeiten kappen, notfalls den gesamten Bekanntenkreis austauschen. Wie gesagt, nicht einfach. Vor allem nicht mit Familie.
Allerdings hat ein General in spe sowas wohl kaum zu befürchten. Ich glaube (hoffe) nicht, dass der GöKu das (»Outing«) mit hilfloseren Autoren machen würde.

Freedy

13. April 2010 12:32

Wenn Vad äußert, er sei "kein Rechter", so ist er offenbar einer, der sich nicht um Wahrhaftigkeit und Rechtschaffenheit bemüht, eben ein Linker.

Nun wird niemand, der es ernst meint mit Wahrheit und Recht, von sich behaupten, er habe beides universell für sich gepachtet, sich aber davon zu distanzieren ("Ich bin kein Rechter") und so den Speichel der Linken zu lecken, bleibt ein Versagen, das mit heimlicher Sympathie kaum zu entschuldigen wäre.

Und nicht vergessen: Vads Artikel war 2003 bereits veröffentlicht worden. Wen, wenn nicht einen gestandenen Militär und künftigen General soll man mit der impliziten Frage auf die Beständigkeit seiner einst gewonnenen und dargelegten Erkenntnisse abklopfen?

Wer schon vor der bloßen Medienmacht der Linken einfach kapituliert, ist nicht geeignet, in wirklicher Gefahr seinen Mann zu stehen.

Heinzelmann

13. April 2010 12:33

"Und: Sollte ich mich mit Merkels Vad ein wenig aus dem Fenster gehängt haben, so läge da richtig, wer Gründe vermutete, die im Umgang des Autors mit seinem Verleger zu suchen wären – und nicht umgekehrt."

Also hat sich Vad im Vorfeld Ihnen gegenüber schlecht benommen, sodaß bei Ihnen die Hemmschwelle einer Offenlegung sank?

Also verstehen Sie mich nicht falsch - dieser Vad ist mir im Prinzip egal, der hat die Taschen eh schon übervoll mit Geld. Und sich erst großartig auf Carl Schmitt beziehen und dann hinterher herrumflennen ist eh unwürdig und menschlich erbärmlich.

Auch die Autorennennung Ihrerseits finde ich absolut normal und angebracht.

NUR: Sollte tatsächlich eine Art Streit vorausgegangen sein, ändert das die Sache ein wenig. Denn nach Auseinandersetzungen Leuten zu schaden ist nicht unser STIL. Das sollten wir mal schön den Linken überlassen.

Das meine ich nun aber auch eher grundsätzlich. Das Vad-Beispiel ist an sich lächerlich. Die entsprechende Ausgabe der Sezession kann jederzeit als pdf. heruntergeladen werden ... wenn die Antifanten hierfür bisher zu blöd waren spricht das nicht gerade für sie ...

Bedenklicher

13. April 2010 13:10

Es ist an der Zeit, auf die Analogie zu Kubitscheks eigenen Erlebnissen im Jahre 2001 hinzuweisen, als man - letztlich vergebens - versuchte, ihn aus der Bundeswehr allein deshalb zu ekeln, weil er von seinem Recht Gebrauch gemacht hatte, sich frei und kritisch zu äußern.
Ist eine kritische und freiheitliche Haltung nicht das, was ansonsten allgemein gefordert und gelobt wird? Redet man nicht vom Ideal des "Staatsbürgers in Uniform"?

Sollte Kubitschek etwa nicht verlangen dürfen, daß ein angehender General wenigstens ein ebenso großes Maß an Standhaftigkeit an den Tag legt wie der Leutnant d.R. von ehedem?

Frank Schmied

13. April 2010 13:44

Vielleicht ist nun auch genug der Worte darüber gesprochen.

Es hat eine Abwägung stattgefunden und es ist so geschehen, wie es geschehen ist. Alle Vertrauensnachteile und politischen Vorteile muß man nun nehmen wie sie kommen.

Es handelt sich eben nicht um eine Katastrophe, sondern bloß um ein weites Ausdemfensterlehnen oder um eine Abwägung, die der eine oder andere vielleicht anders vorgenommen hätte. Na und?
Kommt vor.

Peter Stoll

13. April 2010 13:59

Herr Kubitschek, Sie dürfen nicht vergessen, daß es zwischen Ihnen und anderen, die Ihre Auffassungen in vielen Punkten teilen, zumeist einen diametralen Unterschied gibt: Sie haben Ihre Meinung sozusagen zum Beruf gemacht und profitieren daher auch wirtschaftlich davon, daß andere sie teilen. Und Sie profitieren auch von solchen Skandalen.
Die anderen, die sich diese Meinung lieber im Stillen oder als Pseudonym leisten, haben andere Berufe. Sie verdienen nichts daran, daß sie damit in die Öffentlichkeit treten. Manche von ihnen tun es trotzdem, obwohl sie damit riskieren, viel zu verlieren. Das halte ich durchaus für nicht weniger mutig als das, was Sie machen.
Sie hingegen riskieren nichts, da Sie sich von vornherein für einen anderen Weg entschieden haben.
Das Recht, über die anderen zu richten, sollten Sie sich daher nicht herausnehmen.

Antwort Kubitschek
Ich glaube, Sie merken schon, daß ich nicht richte. Jeder, der mitarbeitet, wird zwei, drei mal gefragt, ob er sich sicher ist, daß er dies möchte. Manche, denen ich den Mut als Übermut auslege, schütze ich eigenmächtig durch ein Pseudonym. Denn ich bin tatsächlich sehr frei im Gegensatz zu manch anderem.
Irgendwann aber ist es dann soweit, daß einer mitmacht. Er sollte dann im Nachhinein nicht so tun, als hätte er von nichts gewußt.
Und zum Weg noch eines: Ich habe mich nicht dafür entschieden, Leuten auf ihrem beruflichen Weg ein Hindernis zu werden. Ich wäre viel lieber verantwortlicher Redakteur einer Zeitschrift, in deren Autorenverzeichnis aufgenommen worden zu sein jeder gern und vor allem in seinen Bewerbungsunterlagen betonen würde. Aber so ist es nicht gekommen. Vielleicht wäre es soweit gekommen, wenn ich einen weiteren Rheinischen Merkur gegründet hätte. Aber weder Sie noch ich wollen doch an Langeweile sterben, oder?

Thomas Faust

13. April 2010 15:11

Sehr geehrter Herr Kubitschek,

Ihre Einstellung und Handlungsweise ist bemerkenswert und ich kann Ihnen nur sagen, dass es meiner Meinung nach der Richtige Weg ist.
Sicher, die Gefahr besteht dadurch nicht wirklich voran zu kommen und, wie einer meiner Vorschreiber schrieb, „Robinsonaden“ zu produzieren. Doch andererseits ist die momentane Lage der Nation, des Volkes, ja gar Europas nicht die einer großen Veränderung in „unsere“ Richtung. Ich könnte jetzt an dieser Stelle den Verfall darstellen, unterlasse dies aber um den roten Faden nicht zu verlieren.
Jedenfalls ist die Begründung, mit der Sie einige Ihrer potentiellen Autoren vom schreiben abhalten auch meine Motivation und mein Martyrium, nicht aktiv in die gesellschaftlichen und politischen Prozesse einzugreifen bzw. nur unter Pseudonym in der Öffentlichkeit aufzutauchen und jeden realen Kontakt zu Leuten meiner bzw. unserer Überzeugung zu meiden.
Sicher wird man mir Feigheit vorwerfen können, und so ganz zu Unrecht erfolgt dieser Vorwurf nicht. Insoweit ist es auch sehr bewundernswert, wie Sie und Ihre Mitstreiter offen für ihre Überzeugung ein- und auftreten.
Jedoch, und das sprachen Sie eben gerade richtigerweise an, befinden wir uns momentan in einer Art Schlacht um die Köpfe der Menschen, bei denen der Gegner allerdings die Oberhand hat und uns die Niederlage droht.
Es gibt nun also zwei Möglichkeiten vorzugehen. Die erste wäre alle, die das Potential haben, sterben den Heldentod. Das bedeutet in unserem Fall, sie bekennen sich offen zu ihren Überzeugungen, treten dafür ein und werden infolge dessen in Ihrem gesellschaftlichen Ansehen so diffamiert, dass sie letztlich alles was sie sich mühsam in ihrem Leben aufgebaut haben, sei es Karriere, Freundes- und Bekanntenkreise, gesellschaftliche Stellung usw. verlieren. In diesem Fall haben wir, also jene mit unseren Überzeugungen, nichts gewonnen, sondern lediglich etwas verloren. Nämlich einen wertvollen Streiter für unsere Sache, der uns an anderer Stelle sicher fehlen wird.
Die zweite Möglichkeit, die der ersten entgegensteht und der ich persönlich folge, heißt abwarten und dabei lediglich soviel Energie investieren, dass die Flamme unsere Überzeugungen vor dem Erlöschen bewahrt wird. Dies bedeutet einerseits, nicht zu offen für die eigenen Ideale einzutreten, andererseits seinen Idealen persönlich, als Individuum treu zu bleiben und dies alltäglich zu leben. Dabei ist es natürlich nicht ausgeschlossen, im kleinen Kreis mit Freunden und Bekannten die eigene Position darzustellen und zu verteidigen. Allerdings immer nur in dem Umfang, wie man abschätzen kann, dass es das Gegenüber auch versteht und akzeptiert.

Welchen beider Wege man letztlich wählt, sollte auch jedem selbst überlassen sein. Wichtig ist immer nur, sich der Gefahren, derer man sich möglicherweise aussetzt, bewusst zu sein und diese auch in diesem Bewusstsein einzugehen.

Zum Abschluss meines Kommentars möchte ich die Gelegenheit nutzen, aus „Der Fragebogen“ von Ernst von Salomon einen Teil der Unterhaltung zwischen dem Autor und Harro Schulze-Boysen aus dem Jahre 1936 zu zitieren, die mich sehr geprägt hat und einerseits erklärt, warum ich handele, wie ich handele und andererseits meine Bewunderung für Sie und die Ihrigen und der damit verbundenen Tatkraft begründet:

„(…) Ich kam mir vor wie ein alter, guter Papa, der mit seinem Sohn über Weiber und Schulden sprach und dabei wusste, dass es ganz vergebens sei. Harro Schulze-Boysen hörte sich meins in guter Haltung an. Er lächelte, als ich ihm sagte, er möge mich getrost für einen „trüben Gesellen“ halten, der „auch umgelegt“ werden müsse, er wehrte sogar höflich ab. Er sagte, ich hätte vollkommen recht, und er werde das Geschwätz „abstellen“. Er wurde nur einmal ernst, dann nämlich, als ich ihm sagte, dass ich das, was er treibe, für ein Verbrechen hielte, für ein Verbrechen an sich selbst und an der Sache, für die er zu streiten meine. Ich müsse doch zugeben, sagte er, dass Nichtstun das größte aller Verbrechen sei. Ich gab es nicht zu. Aber als ich sagte, dass sich die Dinge vollenden müssten, kamen alle die Argumente, die ich, fünfzehn Jahre waren es nun her, einstmals mit dem gleichen Eifer durchdiskutierte, da sagte er „die Entwicklung weitertreiben“, da sagte er „ein Fanal aufrichten“, da sagte er alles, worauf ich immer nur erwidern konnte, dass es alles nicht wahr sei. Aber Nichtstun ist Fatalismus, rief er, Nichtstun ist Anarchie, - und ich wusste, dass ich ihm gegenüber in einer schlechten Position war, als ich sagte, Nichtstun sei Leiden, Nichtstun sei Reife und die eigentliche, die produktive Verantwortlichkeit. Er sagte, ich hätte mich vom Geiste der Tat entfernt, und ich sagte, die Tat habe sich vom Geiste entfernt, und es war beides nicht wahr. Es war sinnlos zu diskutieren, und vielleicht war es dies, da wir beide es spürten, war es dies, dass ich heute bereue, es so billig aufgegeben zu haben. Nirgends stimmten die Voraussetzungen mehr, und jeder musste den eigenen Weg gehen. Er legte mir die Hand auf die Schulter und sagte: „Wir müssen noch einmal zum Paddeln fahren!“ Er stand an der Tür und sagte: „Après nous le déluge!“ und ich sagte „Après nous le Daluege!“ und mit diesem billigen und schrecklichen Scherz trennten wir uns. (…)“

So verbleibe ich mit besten Wünschen für Ihre Tatkraft

Thomas Faust

Heinzelmännchen

13. April 2010 16:10

Sehr geehrter Herr Kubitschek,

Tja, und wenn die ganzen Stillhalter mal alt sind, wird, ganz in Tradition des Ablasshandels, schön Geld ans IFS gespendet ...

Gibt es eigentlich konkrete Beispiele, in denen junge Karrieren durch den Kontakt mit dem Kreis um Herrn Kubitschek geschädigt wurden? Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß bsp. ein Ingeneur oder ein Mediziner keinen Job bekommt, weil er in der Sezession geschrieben hat. In den Bereichen Hochschule und Zeitungswesen sieht das vermutlich wieder anders aus.

Wie dem auch sei - es gab ja in der DDR und dem Dritten Reich unzählige Fälle, bei denen Andersdenke beruflich vernichtet wurden.

Was ist denn nun diese BRD? Eine DDR-Light?

Auf jeden Fall scheint der Antaios-Verlag ein gutes Geschäft zu sein. Können Sie, Herr Kubitschek, nicht einmal BRD-weit expandieren? So könnten Sie zahlreichen neurechten Jungakademikern Arbeit anbieten. Das wäre eigentlich die einzige Möglichkeit, dem aktuellen Dilemma der "Rufschädigung" entschieden entgegentreten zu können. Oder wie wäre es mit einer internen Jobbörse - hier könnten beruflich erfolgreiche Sezessionisten junge Anhänger mit Stellen versorgen. Da reicht es ja schon aus, wenn ein von uns Personaler in einer größeren Firma ist...

Mit bestem Gruß,

Heinzelmännchen

Peter Stoll

13. April 2010 17:05

Darauf noch ein Wort zum Schluß:
Sie und ich wissen, daß wir richtig handeln. Deutschland ist tatsächlich mehr - viel mehr - als diese lächerlichen Kulissen, mit denen man es zur Zeitgeistzeit zugestellt hat.
Genau so, wie wir in Demut, Trauer und Stolz unsere Geschichte annehmen - und zwar die ganze ohne etwas wegzuheucheln wie Richard v. W., der kurzerhand alle zu Opfern macht, die befreit werden müssen -, wissen wir, daß es sich lohnt, für unser Land einzustehen.
Der Eine nennt es Waldgang, der Andere Abseitiges Leben. Sei`s drum.
Während Leute wie wir manch anderem als Popanz dienen, mit dessen Hilfe Gefahren heraufbeschworen werden können, um mit Hilfe der dadurch erzeugten Ängste die Herrschaft der gegenwärtigen "Eliten" abzusichern, so wissen wir doch, daß wir auf der richtigen Seite sind.
Ihr Division Antaios-Poster zeigt ja, in welche Ahnen-Reihe Sie sich stellen - diese Ehre hat man sich allerdings erst zu verdienen und Sie arbeiten daran. Das ist redlich genug.
Wenn diese Redlichkeit noch durch angemessene Demut geadelt wird, dann kann man durch sein Vorbild einen Grundstein legen für die Renaissance unseres Volkes und unserer Kultur.
Ob man das (noch) erlebt ist sekundär - entscheidend ist, daß man die Flamme weitergibt.
Und daran werden wir sicher nicht von den Diekmanns und Brodkorbs dieser Welt gehindert!

Arialds_Blog

13. April 2010 19:17

"Stolz sind wir alle hier aber auf den Umstand, daß wir mit der Sezession auch materiell gewinnbringend ein Organ betreiben, in dem wir schreiben und anfassen können, was wir wollen."

Zu Recht. Es ist ganz wichtig dass die Sezession so läuft wie sie läuft. Die Sezession macht vielen Hoffnung und bietet Erbauung für die, die Deutschland noch nicht verloren geben.

Im Übrigen teile ich nicht den Pessimismus, der hier teilweise geäußert wird. Sicher befinden wir uns auf einem wohl einmaligen Höhepunkt des linken Gutmenschentums, aber Höhepunkte sind immer auch Wendepunkte. Die Stimmung kippt bereits. Ein anderer Geist zieht durch Europa, zunächst scheint er noch fern. Im Nachhinein werden sich aber alle wundern schnell sich alles verändert hat, auch in Deutschland.

Nur Mut!

Bedenklicher

13. April 2010 19:43

Die taz hat inzwischen nachgeladen und feuert wieder.

Ist es nicht skandalös, wie sie sich dabei jenes furchtbaren militärischen Vokabulars bedient? Beweist das nicht Wolf Schmidts heimliche IM-Tätigkeit für die Sezession?
Aufrechte, pardon, auflinke Antifaschisten aller (Bundes-)Länder vereinigt Euch - um es herauszufinden...

Merkels General unter Beschuss

derherold

13. April 2010 19:43

Ich bin zwar kein Teil der "Szene" aber ich beobachte sie "aus rein wissenschaftlichem Interesse" seit etlichen Jahren. Jedem ist klar, daß Kubitschek - oder ein anderer Herausgeber/Verleger - seinen (insbesondere neuen) Autoren x-mal nachdrücklich befragt, "ob er sich das antun wolle".

Bei den obigen Kommentaren ist man hin- und hergerissen: Einerseits ist man doch überrascht, für wie bedrohlich man jedes offene Wort hält, d.h. wie weit man bereits "unseelige" Zustände der Gesellschaft verinnerlicht und akzeptiert hat - andererseits amüsieren die Kommentare, ein Soldat, gar ein General, müsse doch diese oder jene Tapferkeit zeigen - eine Tapferkeit, die ansonsten in der Gesellschaft und vllt. auch bei dem einen oder anderen Kommentator abhanden gekommen ist.

... und zu Bruder Leichtfuß, aka @Ariald:
Ob die Stimmung bereits "kippt", ist weitestgehend irrelevant - es wurden durch Staatsverschuldung, dem Vaterland aller Bürokraten und der Masseneinwanderung Fakten geschaffen ... die jetzt normativ wirken werden. ;-)

FdF!

13. April 2010 21:31

Heinzelmänchen macht doch einen recht konstruktiven Vorschlag. Warum soll es unter Sezessionisten keine Protektion geben? Das muss geradezu sein, um aus dem Milieu kleiner Verlage, nicht allzu auflagenstarker Zeitschriften und perspektivloser Vereine auszubrechen.

"Protektion" bitte nicht wörtlich nehmen, Leistung geht immer vor Bekenntnis, aber eine "Jobbörse" wäre schnell als internes Forum eingerichtet und würde neue Wege beschreiten. Materielle Sicherheit schadet nicht. Die Einzelheiten sind aber nicht öffentlich zu diskutieren.

Arialds_Blog

13. April 2010 21:46

Bruder Leichtfuß sagt:

Staatsverschuldung und Masseneinwanderung wirken nur genau so lange "normativ", als es den gesunden Unterbau, auf dem sie einst "errichtet" wurden, noch gibt. Beide Prinzipien tragen den Keim ihres eigenen Untergangs bereits in sich.

Die Konsequenzen heißen im ersten Fall Staatsbankrott, im zweiten Fall Bürgerkrieg. Beides wird der rechten Sache nicht abträglich sein.

Martin

13. April 2010 22:24

Arialds_Blog:

Ich mag die Apokalyptiker unter den Rechten nicht ... das ist mir alles zur sehr ähnlich zur Marxschen-materialistischen Verwurstung der idealistischen Philosophie Hegels ...

Ein Patriot wird immer alles tun, um seinem Land den Bankrott und den Bürgerkrieg zu ersparen und sich nicht fast schon wollüstig darüber freuen, wenn er meint, dass es soweit ist ...

Zum Thema:

Es scheint so zu sein, dass eine "rechte" Zeitung in der ersten Phase immer auch Autoren oder Beiträge bekommt, die nicht genuin "rechts" erscheinen und damit wird sie irgendwie auch interessanter ....

Bei der JF war es so - und jetzt kriegt man bestenfalls noch Piratenpolitiker ... die Zeitschrift "Zuerst" bekommt im Moment auch noch ein paar andere, als rechte ... wird aber auch nicht mehr lange dauern ...

und am Ende sind alle Zeitungen wieder nur rechte Nabelschauen und drehen sich im eigenen Kreis ...

Bei der Sezession kann sowas jetzt, wo sie als "neurechtes Referenzblatt" gilt, eben auch drohen bzw. ist es vermutlich schon soweit - ob das Blatt damit langfristig erfolgreich bleiben wird?

Ich weis es nicht ... werde aber mein Abbo so schnell nicht kündigen.

Arialds_Blog

13. April 2010 22:44

Martin sagte:

"Ein Patriot wird immer alles tun, um seinem Land den Bankrott und den Bürgerkrieg zu ersparen und sich nicht fast schon wollüstig darüber freuen, wenn er meint, dass es soweit ist …"

Von Wollust kann keine Rede sein. ICH würde selbstverständlich alles dafür tun Deutschland den Staatsbankrott bzw. einen Bürgerkrieg zu ersparen...dummerweise tun dies die Etablierten leider ganz und gar nicht, sie verschärfen das Problem nur immer weiter.

Und dann soll es eben sein. Es wird Krieg sein, und ich begehre nicht Schuld daran zu sein. Schuld haben andere.

Zum Thema "rechte Nabelschau": Hat was. Nur, solange der Teil der Gesellschaft, der sich der "rechten bzw. patriotischen Szene" zugehörig fühlt, größer wird, hat man trotzdem den Erfolg. Und genau das sehe ich derzeit.

Toni München

14. April 2010 00:05

"Die Stimmung kippt bereits." (?!)

– Wirklich? Ja, wo denn bitte? Jedenfalls nicht in Deutschland. Die Lage gibt für national fühlende und denkende und wollende Deutsche wenig Anlass zur Hoffnung. Das hat nichts mit Jammern zu tun. Einfach die Augen aufmachen. Das Deutsche verliert täglich an Substanz, egal in welcher Hinsicht, ob moralisch, biologisch, kulturell, sprachlich oder staatlich.

Was G. Kubitschek und sein Gefährtenkreis in mutiger, aufrechter, intelligenter und besonnener Art an nationalem Widerstand leisten, indem sie die Fahnen unserer(!) Fragestellungen und erkannten Wahrheiten auf publizistischen Inseln wie der "Sezession" mit starken Armen hochhalten, ist trotzdem ganz wichtig. Denn wer weiß? Alle Hoffnung möchte auch ich nicht aufgeben. - Vielleicht reißt überraschend ja irgendwo die Erde auf und verschlingt die teuflischen Kräfte, die wie Puppenspieler unsere einheimischen feigen, opportunistischen oder masochistischen Volksverräter in allen Schaltstellen der Macht über ein Netz von Mittelsmännern protegieren, unter Kontrolle halten bzw. bei Bedarf gnadenlos ausselektieren.

- Komme mir jetzt keiner mit dem Vorwurf: „Hirngespinst! Verschwörungstheorie!“. Denken wir nur an das kleine Beispiel Eva Hermann. So, wie da, funktioniert es auf allen Ebenen. Oder - etwa im Jahr 1992 - der Fernseh(!)auftritt: Thomas Gottschalk im normalen(!) Interview-Gespräch mit Franz Schönhuber, und die Folgen! - Schon vergessen? Fast wäre der Kopf von Gottschalk gerollt.

Abschließend: Warum hat denn z.B. bisher keine demokratische nationale Partei in Deutschland auch nur den Hauch einer Chance gehabt, sich anständig im Bundestag zu etablieren, als ehrlicher Sachwalter deutscher Überlebens-Interessen, obwohl das notwendige demokratische Potential an anständigen nationalen Wählern und ebensolchen Volksvertretern selbst jetzt noch überreichlich vorhanden wäre?

Ich erinnere an einen kühnen Schlachtruf von Schönhuber: "Der Gang nach Canossa ist beendet! Nach Canossa gehen WIR nicht!" - Tosender, frentischer Beifall im überfüllten 8.000-Mann-Bierzelt irgendwo in Niederbayern-Oberpfalz ... damals. - Und heute?

drieu

14. April 2010 08:53

@ Toni.

Eine Anmerkung: Joachim Fernau hat zum Gang nach Canossa in seinem Buch "Guten Abend, Herr Fernau" eine vollkommene andere Interpretation geliefert.
Das Buch sei Ihnen darum ans Herz gelegt, denn der klassische Canossagang war in der Tat ein Meisterstück.

Kreuzweis

14. April 2010 12:17

Werter drieu!

Damals, in ehrenvollen Zeiten, hat das Erzwingen der Vergebung noch funktioniert.

Heute hingegen wird das Ablaßgeld in historisch-singulärer Weise entgegengenommen -- der Ablaß jedoch wird verweigert.

Das ist wohl der Fortschritt der 'Aufklärung' ...

lieber_aal

14. April 2010 12:39

Es hat zwar nur indirekt mit dem Thema zu tun, dennoch fällt es auch in die Kategorie "Lust an der perspektivischen Selbstauslöschung", daher wollte ich es mal hier einstellen:

Im Rahmen des Women's Forum 2009 äußerte Anne Lauvergeon, die leitende Direktorin (CEO) von Areva, einem der größten Atomkonzerne der Welt, sie würde bei gleicher Qualifikation "natürlich die Frau oder den nicht-weißen Mann einstellen", was in Frankreich angesichts der Unverblümtheit dieser Äußerung ein deutliches Medienecho fand. War das nun ein unbedachter Verplapperer, der sich aus ihrer persönlichen Vorliebe speist oder auch ein Erfüllen staatlicher Vorgaben? Offenbar hielt sie diese Äußerung ja für völlig akzeptabel, sonst hätte sie darauf verzichtet.

siehe auch:

https://www.youtube.com/watch?v=cLZD7xV582Y
https://www.youtube.com/watch?v=YHc89JsxgCM

Pat Bateman

14. April 2010 17:52

@Martin

Ein echter Patriot würde seiner Nation also lieber den derzeitigen Status Quo zumuten und dieses verkommene System schützen? Ein System das im Grunde nur noch besteht um diese Nation zu zerstören?

Ich persönlich würde da eher an die Worte von Ernst von Salomon denken:

Nun fühlten wir uns als die letzten Deutschen überhaupt ... Wir konnten uns dem Vaterland nicht verpflichtet fühlen, weil wir es nicht mehr achten zu können glaubten. Wir konnten das Vaterland nicht achten, weil wir die Nation liebten."

Trotzdem halte ich diese Bürgerkriegs/Apokalypse Szenarios ebenfalls für ausgemachten Unsinn.

Toni München

14. April 2010 18:04

@ Werter drieu! - ... zum Canossa-Gang ...

Gestatten Sie bitte (auch) eine Antwort:

Dass Joachim Fernau den Canossagang "vollkommen anders" als ich interpretiert, mag ich nicht glauben. Zerstören Sie mir bitte nicht die Erinnerung an den - wie ich bisher meinte seelenverwandten - Autor meiner längst versunkenen Studentenzeit.

Aber trotzdem danke für den bedenkenswerten Hinweis auf das tatsächliche historische Ereignis im Jahr 1077, da ist natürlich schon was dran im Sinne von „Meisterstück“ (drieu), aber doch eher ein Meisterstück an überraschender "äußerster Verschlagenheit" (Fernau) des handelnden deutschen Königs, zumindest das will ich zugeben;

- daher das Fazit: "Kreuzweis" hat wohl recht mit seinem Kurzkommentar oben.

Und auch Joachim Fernau (ich hab jetzt gerade nur sein "Deutschland, Deutschland über alles", Herbig-Verlag, zur Hand, S. 70ff.) "erschrickt vor dieser Erinnerung, auch wenn man sie kennt, und fragt sich: Um Gottes willen, was ist denn geschehen?"

Folgendes (nach Fernau): Das „weinerliche Charakterschwein“, der „verlotterte“ deutsche König Heinrich IV.,

>"in den kalten Januartagen des Jahres 1077 ... auf Schleichwegen über die verschneiten Alpen ... steht drei Tage lang im Büßerkleid an den Mauern der Burg Canossa vor dem Fenster, hinter dem ihn mitleidlos und giftig ein alter Mann beobachtet." - „Mit weit ausgebreiteten Armen musste sich der König vor ihm zu Boden werfen … und sich derart demütigen, dass Gregor ihm verzeihen musste …“

– und ihn also vor den Augen der zu jener Zeit angst-fromm gewordenen abendländischen Christenheit aus religiös-ideologischen Gründen nicht engültig absetzen konnte: Denn was konnte der Papst noch mehr verlangen wollen, als die totale Unterwerfung unter ihn als leibhaftigen Stellvertreter Christi! Gott vergibt dem reuigen Sünder.

Aber: Nicht das königliche Amt war dadurch im beabsichtigten Ergebnis gerettet worden, sondern der gekrönte Amtsinhaber Heinrich IV. hatte durch die totale Unterwerfungsgeste sich selbst im Amt gerettet, und auch das nicht dauerhaft, er wurde schließlich doch noch weggeputscht vom eigenen Sohn (Heinrich V.) und starb als Gebannter.

– Mich erinnert der Canossagang und das Drumherum prinzipiell irgendwie an, sagen wir mal, an die gesamte Funktionselite unserer Republik.

Heinrich IV. ging es darum, für sich selbst die Königskrone zu retten, vor dem „Machtfanatiker“ Papst Gregor VII. (der "heilige Satan", so ein damaliger Zeitgenosse), der den König verflucht und exkommuniziert hatte (Streitpunkt der sog. Investiturstreit = die Machtfrage: Wer besetzt die Schaltstellen der Macht mit seinen Leuten?) und bereits von Rom aus auf dem Weg nach Augsburg war, „um einen neuen König auszuwählen“ (Fernau).

Auch ich kann abschließend empfehlen: Fernau lesen. Das ist es ja, was er so meisterhaft hintersinnig zu vermitteln verstand, man steigt in ein Kapitel des Jahres 1077 ein und meint aber immer wieder, in einem falsch kostümierten Film über die BRD zu sitzen.

eo

16. April 2010 11:11

-------Einfach die Augen aufmachen. Das Deutsche verliert täglich an Substanz, egal in welcher Hinsicht, ob moralisch, biologisch, kulturell, sprachlich oder staatlich.---------

Nur zu wahr.
Wir verhalten uns
derzeit als Gesellschaft
ebenso rezessiv und zurückweichend
wie unsere Gene. (Wenn sie
verrührt werden.)
Tja, ist ja
auch eines
der am stärksten
bewehrten Tabus dieser
Dekadenz- und Auflösungszeit ...
wo uns die totale Vermischung als die
moderne Synthese und als
Zukunftsheil der
schönen neuen
One-World
aus allen
medialen Rohren
Tag für Tag und Nacht
für Nacht ohne müde zu werden
von den Muku-Strategen gepredigt wird.
Siehe die neue Kampagne der
Zeitungsverleger mit der
schwarz-rot-gold
angestrichenen
Zunge. Eine
echt abstoßende
Aggressivität ist dabei
die unterschwellige
Botschaft ...

https://apho-blogg.myblog.de/apho-blogg/art/6524267/Die-Philosophie-der-Schelme-

eo

16. April 2010 16:40

Hier noch
was zum Kucken -
überzeugt euch selbst !
Ein Beispiel:

https://www.rp-online.de/panorama/deutschland/Zunge-raus-Promis-fuer-Integration_bid_53599.html

Kampagne hießt übrigens:
""Zunge raus! Promis für Integration""

Wenn das nicht die Ästhetik
des Häßlichen ist,
dann heiß ich
Hannes.

PS.
In den Vorbeitrag
gehört zwischen 'dabei'
und 'die' (im letzten Satz)
noch ein 'zumeist', denn die Nr. 1
vermag ja einen gewissen
Liebreiz zu versprühen.

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