Madame Cordhose

Die Leipziger Buchmesse ist zu Ende, und wir waren wieder einmal mittendrin - sehr zum Ärger derer, die lieber unter sich...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

geblie­ben wären.

Vom neben­ste­hen­den Post­kärt­chen haben wir zig­tau­send Exem­pla­re ver­teilt und ver­tei­len las­sen, und das hat uns hau­fen­wei­se neu­gie­ri­ger Leu­te an den Stand gespült. Zuge­ge­ben: Die Hälf­te davon kam, weil sie eine hoch­i­ro­ni­sche Dekon­struk­ti­on des Begriffs “kon­ser­va­tiv” erwar­te­te. Sie wur­den bit­ter enttäuscht:

Die Mitt­vier­zi­ge­rin in Cord­ho­sen und ihre Beglei­te­rin ste­hen schmun­zelnd vor den Büchern, bei­de haben unse­re Post­kar­te in der Hand und haben ziel­si­cher unse­ren Stand ange­steu­ert. Es ist eben erst zehn Uhr durch, das Gespräch mit den bei­den wird das ers­te Besu­cher­ge­spräch die­ses Mes­se­tags sein.

Madame Cord­ho­se (auf­ge­räumt, in Heim­spiel­stim­mung): Huch, ich füh­le kon­ser­va­ti­ve Res­te in mir. Wo fin­de ich Abhilfe?
Ich (mit kla­rer Vor­ah­nung): Schau­en Sie sich ein­fach um.
Madame Cord­ho­se (recht rasch): Wie jetzt, also gut – Sie mei­nen das nicht iro­nisch, das mit kon­ser­va­tiv und so?
Ich: Nein.
Madame Cord­ho­se: Au, Au, Au. — Au, Au …
Ich: … Au.
Madame Cord­ho­se (deren Freun­din schon mal wei­ter­zieht): Also, das fin­de ich jetzt schwie­rig, so für mich.
Ich: Was ist schwie­rig? Daß es Kon­ser­va­ti­ve gibt?
Madame Cord­ho­se: Ja schon. Also, daß es das ein­fach so gibt, hier auf der Buch­mes­se. Da bin ich gar nicht einverstanden.
Ich: Na, wo es links gibt, muß es auch rechts geben, nicht?
Madame Cord­ho­se: Nein, gar nicht. Es ist gar kein Pro­blem, wenn es nur links gibt, bei­spiels­wei­se. Und das ist ja ganz wich­tig. Daß man das Rech­te zurück­drängt. Die sind ja überall.
Ich: Wo denn, bei­spiels­wei­se hier in der Mes­se­hal­le? Oder in der Presselandschaft?
Madame Cord­ho­se: Au, Au, das wird jetzt ganz komisch hier, das ist nicht mei­ne Art, ein Gespräch zu füh­ren. Sie set­zen mich da unter einen Druck, den will ich gar nicht.
Ich: Ich fra­ge doch bloß, ob Sie das eher all­ge­mei­ne “über­all sind die Rech­ten” mal ein biß­chen kon­kre­ter machen können.
Madame Cord­ho­se: Nein, das will ich jetzt gar nicht, heu­te. Das ist eine ganz schlech­te Gesprächs­at­mo­sphä­re, da schwingt nichts, und ich glau­be, ich gehe bald.
Ich: Es muß ja nicht gleich was schwin­gen, wenn man sich mal dar­über aus­tauscht, wo hier über­all die Rech­ten sind, nicht? Ich kann Ihnen ja als Gegen­leis­tung zei­gen, wo hier über­all die Lin­ken sind. Und dann suchen wir bei­de zusam­men die Mit­te, einverstanden?
Madame Cord­ho­se: Nein, das machen wir nicht. Ich bin da ganz anders, ganz­ganz­ganz anders.

Sie stellt die Post­kar­te ordent­lich ins Regal und geht. Ich kann nicht mehr fra­gen, ob sie abon­nie­ren will.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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