Schindluder gegen Rassismus

Angeblich hängt es mit dem Frühlingsanfang zusammen, daß am 21. März alljährlich der Internationale Tag gegen Rassismus begangen wird.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

So leg­te es jeden­falls Rebec­ca Weis von der  hoch­sub­ven­tio­nier­ten und reich­lich geför­der­ten (staat­lich etwa durchs Familien‑, Justiz‑, Ver­kehrs- und Sozi­al­mi­nis­te­ri­en, pri­vat­wirt­schaft­lich durch Tele­kom, Vat­ten­fall und Dresd­ner Bank) “Initia­ti­ve”  (ein bür­ger­li­ches Enga­ge­ment vor­täu­schen­der Euphe­mis­mus für eine Qua­si-Erzie­hungs­amt)  Gesicht Zei­gen nahe.

Früh­lings­er­wa­chen und Anti­ras­sis­mus, das gleicht dem hei­ßen Mes­ser, das durch die But­ter fährt. Wo Sym­bo­li­sches so her­zens­warm an den Mann gebracht wird, ist Schind­lu­de­rei nicht fern.

Weil ein Gedenk­tag frei­lich nicht aus­reicht, wo es um Men­schen­wür­de geht, hat man die wohl­fei­le Zei­ge­fin­ger­ak­ti­on über zwei Wochen und viel­hun­dert Ver­an­stal­tun­gen gestreckt. Allein in Frank­furt (am Main, also einer aus­ge­wie­sen mul­ti­kul­tu­rel­len Stadt ohne nen­nens­wert ras­sis­ti­schen Ruch) wur­den der­et­hal­ben 500 Groß­pla­ka­te mon­tiert. Beson­de­res Augen­merk soll in die­sem Jahr gelegt wer­den auf die Situa­ti­on von Homo­se­xu­el­len, die eine neue Opfer­grup­pe ras­sis­ti­scher Neo­na­zis darstellten.

Frau Weis könn­te sich ein­mal umhö­ren unter Frank­fur­ter Schwu­len: Von wem wer­den die wohl häu­fi­ger ange­pö­belt und tät­lich ange­grif­fen – von einer Rhein-Main-SS oder von mos­le­mi­schen Jung­män­nern mit Migrationshintergrund?

Falls Frau Weis nicht wei­ter­weiß, kann sie eine Stu­die bei Chris­ti­an Pfeif­fer in Auf­trag geben. Viel­leicht beschert ihr der Chef des Kri­mi­no­lo­gi­schen Insti­tuts Nie­der­sach­sen das erwünsch­te Ergeb­nis. Pfeif­fer hat näm­lich ges­tern mit sei­nen Zah­len zur all­täg­li­chen Frem­den­feind­lich­keit unter Jugend­li­chen für ein Rau­schen im Blät­ter­wald gesorgt. Auch Innen­mi­nis­ter Schäub­le war “ehr­lich scho­ckiert”. Eine reprä­sen­ta­ti­ve Befra­gung von 15jährigen   in 61 aus­ge­wähl­ten deut­schen Land­krei­sen hat näm­lich erge­ben, daß hier­zu­lan­de zwi­schen 0 und 17% (Ost) bzw. 2 und 15% (West) der Schü­ler “rechts­extre­men” Anschau­un­gen anhängen.

Die­je­ni­gen, die in Zei­tun­gen heu­te vor­sich­tig als  “brau­ner Sumpf” gefaßt wer­den, haben Aus­sa­gen wie  “In Deutsch­land gibt es zu vie­le Aus­län­der” zustim­mend beant­wor­tet. Den sprach­li­chen Vogel schoß in der Bewer­tung sol­cher Zustän­de die Frank­fur­ter Rund­schau ab:

“Dass Rech­te beim Ein­sam­meln von Jugend­li­chen mehr Erfolg haben als eta­blier­te Par­tei­en, ist erschre­ckend”, sag­te der Lei­ter der Stu­die, der Kri­mi­no­lo­ge Chris­ti­an Pfeif­fer. Zumal all­zu­oft Taten fol­gen: 2,7 Pro­zent sag­ten, sie hät­ten “jeman­den stark geschla­gen und ver­letzt, weil er Aus­län­der war”. 2,8 Pro­zent beschä­dig­ten aus dem glei­chen Grund Sachen.

Mit erstaun­li­cher Skep­sis bewer­tet dage­gen die taz die ver­öf­fent­lich­ten Zah­len. Das ist höchst lesens­wert. Lügt hier Pfeif­fer oder lügen die Verfassungsschutzämter?

Pfeif­fer fand übri­gens auch Gutes vor. Er lob­te die “schwin­den­de Gewalt­ak­zep­tanz in der Gesell­schaft” (ein bekannt­lich zwei­schnei­di­ges Schwert: Eine klä­ren­de Prü­ge­lei kann ertäg­li­cher sein als jah­re­lan­ges mob­bing oder eine fina­le Blut­tat aus auf­ge­stau­tem Krän­kungs­ge­fühl), die “Kul­tur des Hin­schau­ens” (eine Ver­brä­mung für poli­ti­cal cor­rect­ness und Ver­pet­zer­tum) und die “gestie­ge­ne Anzei­ge­be­reit­schaft der Opfer” (weil das mit S‑Runen hin­ge­krit­zel­te Wort “Hass” bereits für eine Vor­stra­fe aus­reicht). Es gilt, sum­ma sum­ma­rum, aber­mals einen abge­dro­sche­nen Spruch zu bemü­hen: Traue kei­ner Sta­tis­tik, die du nicht selbst gefälscht hast!

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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