Literaturwegweiser zum Ersten Weltkrieg

2014 ist Jubiläumsjahr des Beginns des Ersten Weltkriegs. Erwartungsgemäß setzte die Publikationsflut bereits im Vorjahr ein.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Neben tat­säch­li­chen Ent­de­ckun­gen und span­nend zu lesen­den Wer­ken wer­den auch zahl­rei­che Bücher gedruckt, deren Inhalt nichts neu­es bie­tet. Der Ver­lag Antai­os hat nun einen Bücher­schrank mit einer gut sor­tier­ten Aus­wahl an Neu­erschei­nun­gen und älte­ren Titeln aufgebaut.

Chris­to­pher Clarks rasch zum Best­sel­ler avan­cier­te Schlaf­wand­ler ist mitt­ler­wei­le einem brei­ten Publi­kum bekannt. Seit­her geht es wei­ter mit zahl­rei­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen, die sich mit Ein­zel­aspek­ten oder Gesamt­dar­stel­lun­gen der viel­be­müh­ten „Urka­ta­stro­phe des 20. Jahr­hun­derts“ befassen.

Der Ver­lag Antai­os, der selbst kei­nen Titel für die 100. Wie­der­kehr von 1914 vor­be­rei­tet hat, bie­tet sei­nen Kun­den nun im Rah­men sei­ner „Bücher­schrän­ke“, die es bereits zur Fra­ge der „Iden­ti­tät“, dem „Kon­ser­va­ti­ven Kanon“, der „Schö­nen Lite­ra­tur“ und aus­ge­wähl­ten „Per­sön­lich­kei­ten“ (Jün­ger, Schmitt, Benoist, Schil­ling) gibt, die­sen Lite­ra­tur­weg­wei­ser zum Gro­ßen Krieg an.

Zu bezie­hen sind neben Neu­erschei­nun­gen wie Her­fried Mün­k­lers gro­ßer Dar­stel­lung des Gesamt­krie­ges auch eine Kul­tur­ge­schich­te des Ers­ten Welt­kriegs aus der Feder Ernst Pipers, der ein­dring­lich zeigt, wie sich das Kriegs­ge­sche­hen in Debat­ten, Lite­ra­tur und Bild­me­di­en widerspiegelte.

In Bäl­de erscheint zudem im Ares-Ver­lag Der Ers­te Welt­krieg im Bild, ein umfas­sen­der Text-Bild­band im Groß­for­mat, her­aus­ge­ge­ben von Gun­tram Schul­ze-Wege­ner.  Über­haupt ist das Gra­zer Ver­lags­haus, das sich seit Jah­ren auf Mili­tär­his­to­rie und Euro­päi­sche Geschich­te spe­zia­li­siert hat, flei­ßig ins Jubi­lä­ums­jahr gestar­tet. Aus der Feder Franz Uhle-Wett­lers liegt etwa pünkt­lich die drit­te, voll­stän­dig über­ar­bei­te­te Auf­la­ge der grund­le­gen­den Luden­dorff-Bio­gra­phie vor.

Der Bücher­schrank „Ers­ter Welt­krieg“ ent­hält also eben­so fun­da­men­ta­le Dar­stel­lun­gen des Kriegs­ab­lau­fes wie volu­mi­nö­se Bild­bän­de und bel­le­tris­ti­sche Höhe­punk­te der Front­er­fah­rung. Auf der Lek­tü­re-Rei­se blei­ben aber spe­zi­el­le, bis­her ver­nach­läs­sig­te Son­der­fäl­le des Welt­kriegs­ge­sche­hens nicht außen vor – es gab sogar einen Dschi­had „Made in Germany“.

Der Bücher­schrank kann über antaios.de auf­ge­sucht wer­den. Bestel­lun­gen über den Netz­la­den oder via Tel/Fax: 034632–90941.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (12)

derherold

23. Januar 2014 18:20

Auf jeden Fall (!) Niall Ferguson, "Der falsche Krieg".

Da das Buch 2013 in einer Neuauflage im Pantheon-Verlag erschienen ist, kann es also durchaus im Bücherschrank auftauchen.

Revolte

23. Januar 2014 18:44

Wunderbare Sammlung. Die ganze Bandbreite ist vertreten. "Sturm" ist grandios und knüpft nahtlos an die Stahlgewitter an. Die 72 Seiten sind gut in einem Rutsch durchzulesen.
Mal sehen, welcher Kniefall und welche "Mea culpa"-Orgien uns dieses Jahr ins Haus stehen.

rautenklause

23. Januar 2014 22:13

Die angekündigte Neuerscheinung von Jörg Friedrich "14/18 - Der Weg nach Versailles" verspricht nach der Verlagswerbung doch auch recht unvoreingenommen an die Sache zu gehen ...

Benedikt Kaiser

24. Januar 2014 09:01

rautenklause:
Der Buchschrank wird nach solcherlei Neuerscheinungen selbstredend ergänzt. Es lohnt sich also, öfters mal vorbeizuschauen.

Unke

24. Januar 2014 14:31

Aha... da wird der ein- oder andere Titel noch erworben werden.
Wenn ich noch 2 Ergänzungen machen darf:
1. Modris Eksteins, Tanz über Gräben
ein Kanadier (wieder mal ein Nidht-Deutscher), der uns sehr gewogen ist
2. Ein Sammelband mit Quellen zur Gemütslage bei deutscher Intelligentia und Kulturschaffenden. Alles Hunnen und blonde Bestien ;-)

rautenklause

24. Januar 2014 17:52

@ unke

wenn "alte" Bücher auch einbezogen werden, dann auf alle Fälle auch Robert Wohls "Generation of 1914"

Demo Goge

25. Januar 2014 19:01

Ideo-logisch geübten Lesern kann ein Schnelleinstieg in die Thematik mittels der 'Weltgeschichte der Neuzeit' von Otto Westphal empfohlen werden, insbesondere das 3. Kapitel - Der Untergang des Abendlandes - , welches folgendermaßen untergliedert ist:

1.: Die Entwurzelung des Status quo
2.: Romantik und Naturalismus im Kampf um die Seele Frankreichs
3.: Die Begründung der atlantischen Demokratie und der Ursprung des Bolschewismus
4.: Einkreisung Deutschlands. Vertikale gegen horizontale Weltachse
5.: "Sein oder Nichtsein" - Das "Kartenhaus"
6.: Die endgültige Verstrickung

Ein Zitat aus letzterem Abschnitt:

"Der europäische Krieg ist doch letztlich aus der alten Wurzel entsprungen, daß England Rußland nicht an die Meerengen lassen wollte. Die Erinnerung an die Weissagung Napoleons, daß Konstantinopel einmal die Hauptstadt der Welt sein werde, steigt auf."

Toby

25. Januar 2014 21:45

Auch von mir ergänzende Vorschläge:

Sean McMeekin: The Russian Origins of the First World War
Sean McMeekin: July 1914 (deutsch: Juli 1914)
Terence Zuber: The Real German War Plan

Honoré de la Canardière

25. Januar 2014 22:02

Ich lese derzeit "Meine Kriegserinnerungen" vom Eroberer der Zitadelle Lüttich und wahrem Sieger in Tannenberg: Erich Ludendorff; dann wird der Krieg aus dem Blickwinkel der Oberheeresleitung beschrieben.

Vor ein paar Jahren hatte ich mir antiquarisch eine Volksausgabe gekauft; hier fehlen jedoch die Karten und Skizzen, die sehr hilfsreich sind, um die Kämpfe besser zu verstehen; somit habe ich dann die etwas teurere vollständige Urfassung erworben.

Für Liebhaber der Militärgeschichte und deutsche Patrioten: Ein Genuß!

Na klar

25. Januar 2014 23:15

Nichts überrascht mich hier mehr. Leider.
Warum nicht auch "Im Westen nichts Neues"? Zu defätistisch? Zu sehr Mainstream? Wer den staatspolitischen und ideologischen Perspektivwechsel bei anderen einfordert, sollte mit gutem Beispiel vorangehen. :-)

antwort kubitschek:

wenn alle von "im westen nichts neues" reden, reden wir eben von anderem. und: in der neuen sezession habe ich auf zwei seiten das gedicht "grodek" von trakl besprochen. ist das perspektivwechsel genug?

hubschrauberpilot

27. Januar 2014 11:49

Na klar: Remarques Buch ist Edelkitsch & Schmonzes. Wenn schon Perspektivwechsel, dann richtig - lesen Sie mal besser Ludwig Renns 'Der Krieg' oder den besten Roman zum WK I, Edlef Köppens 'Heeresbericht'. Für die Nachwirkungen auch empfehlenswert Döblins 'Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende' und, ganz anders, Roger Vercels 'Capitaine Conan'.

GFC

27. Januar 2014 18:37

Ich empfehle auch das Buch von Modris Eksteins (ich nehme an Tanz über Graben heisst die deutsche Übersetzung seines The Rites of Spring). Ein sehr interessantes Blick in die europäische Kulturentwicklung vor dem Krieg, inwiefern diese Entwicklung den Wille, einen so rücksichtlosen und zerstörischen Krieg zu führen, beeinflusste, und dann wie die Kriegserreignissen die Kultur bestimmte und radikal veränderte.

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