Paul Collier: Exodus – eine Rezension

Paul Collier: Exodus. Warum wir Einwanderung neu regeln müssen, München: Siedler 2014. 320 S., 22.99 €

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

Man muß dem Sied­ler-Ver­lag unter­stel­len, daß er alles dafür tut, damit die­ses Buch mög­lichst kei­ne kon­tro­ver­se Debat­te aus­löst. Nicht anders ist die ver­nied­li­chen­de Buch­be­schrei­bung zu erklä­ren, in der es heißt, Col­lier sor­ge sich vor allem um die Län­der der ärms­ten Mil­li­ar­de und skiz­zie­re »gerech­te Ein­wan­de­rungs­re­geln«, »von denen mög­lichst vie­le Men­schen pro­fi­tie­ren und die kei­ner Gesell­schaft scha­den« sol­len. Wer so etwas ver­nimmt, erwar­tet das x‑te Plä­doy­er dafür, armen Afri­ka­nern bei ihrer Flucht nach Euro­pa zu hel­fen und bestehen­de Bar­rie­ren abzubauen.

Dabei ist die­ses Buch eine ech­te Bom­be, die, an der rich­ti­gen Stel­le zur Explo­si­on gebracht, mit den Blü­ten­träu­men der füh­ren­den Migra­ti­ons­exper­ten auf­räu­men könn­te. Col­lier ist Ent­wick­lungs­öko­nom an der Uni­ver­si­tät Oxford und beschäf­tigt sich seit Jahr­zehn­ten mit der »unters­ten Mil­li­ar­de« der Welt­be­völ­ke­rung, über die er 2007 einen lesens­wer­ten Best­sel­ler geschrie­ben hat. Bereits dar­in beschäf­tig­te er sich mit Migra­ti­on und bezeich­ne­te sie zum einen als ein »Sicher­heits­ven­til« und zum ande­ren als gro­ße Gefahr, da der »Ader­laß von Fach­kräf­ten« es den ärms­ten Län­dern der Welt bei­na­he unmög­lich mache, poli­tisch und öko­no­misch auf die Bei­ne zu kommen.

Col­liers neu­es Buch Exodus setzt hier an und ist allein schon auf­grund der Her­an­ge­hens­wei­se des For­schers ein Genuß. Anders als die meis­ten sei­ner Kol­le­gen fragt Col­lier nicht nur indi­vi­dua­lis­tisch nach dem Wohl der Migran­ten, son­dern ana­ly­siert auch auf der Basis unan­fecht­ba­rer empi­ri­scher Stu­di­en die Situa­ti­on in den Her­kunfts- und Aufnahmeländern.

Für die Auf­nah­me­län­der stellt er fest, daß eine mode­ra­te Zuwan­de­rung kei­ne nen­nens­wer­ten Pro­ble­me ver­ur­sa­che. Der Wes­ten habe jedoch mit einer sich beschleu­ni­gen­den Mas­sen­ein­wan­de­rung zu kämp­fen, die in den nächs­ten Jahr­zehn­ten ihren Höhe­punkt errei­chen dürf­te. Dies auch noch auf­grund eines angeb­li­chen Fach­kräf­te­man­gels oder der Über­al­te­rung der Gesell­schaft zu begrü­ßen hält Col­lier für absurd. Die Poli­tik der offe­nen Tür sei brand­ge­fähr­lich, da sie zum einen Anrei­ze für die Migran­ten schaf­fe, ihr Leben aufs Spiel zu set­zen, um auf hals­bre­che­ri­schen Wegen nach Euro­pa zu gelan­gen. Zum ande­ren scha­de sie den Län­dern der unters­ten Mil­li­ar­de am allermeisten.

Die­se ste­cken in einem schier unlös­ba­ren Dilem­ma: Vie­le Bür­ger wol­len weg, haben dazu aber nicht die finan­zi­el­len Mit­tel. Nach Euro­pa aus­wan­dern kann folg­lich nur die per­spek­tiv­lo­se Mit­tel­schicht, die jedoch die ein­zi­ge Kraft sein könn­te, um das eige­ne Land vor­an­zu­brin­gen. Aus die­ser Kon­stel­la­ti­on erge­ben sich eine Rei­he von Pro­ble­men, die Col­lier wie kein zwei­ter in sei­nem Buch ana­ly­siert: So bewir­ken Ent­wick­lungs­hil­fe und das »Busi­ness der Barm­her­zig­keit« (Vol­ker Seitz) in dem sel­te­nen Fall sinn­vol­len Ein­sat­zes, daß sich noch mehr Men­schen eine Aus­wan­de­rung leis­ten kön­nen. Die­se Men­schen feh­len wie­der­um dabei, poli­ti­sche und öko­no­mi­sche Fort­schrit­te zu sta­bi­li­sie­ren. Das heißt, daß der Wes­ten durch fal­sche Anrei­ze der unters­ten Mil­li­ar­de genau die sozia­le Viel­falt ent­zieht, die man sich hier­zu­lan­de von den Zuwan­de­rern verspricht.

Öko­no­misch haben die­se Län­der somit nie­mals eine Chan­ce auf­zu­ho­len. Auch poli­tisch betrach­tet sind die Fol­gen ver­hee­rend. »Men­schen kön­nen pro­tes­tie­ren, oder sie kön­nen aus­wan­dern«, bringt Col­lier es auf den Punkt. Man könn­te sogar so weit gehen, die fal­sche Migra­ti­ons­po­li­tik des Wes­tens mit dafür ver­ant­wort­lich zu machen, daß sich kor­rup­te Regie­run­gen in Afri­ka an der Macht hal­ten können.

Um die­sen unbe­que­men Argu­men­ten etwas ent­ge­gen­zu­hal­ten, wird häu­fig die indi­vi­du­el­le Ent­schei­dungs­frei­heit des Migran­ten betont. Auch hier hat Col­lier genau­er hin­ge­schaut: Stu­di­en zei­gen, daß selbst die Aus­wan­de­rer, die in ihrem Ziel­land mehr ver­die­nen als in ihrer Hei­mat, im Schnitt nicht glück­li­cher sind als zuvor. Jah­re nach ihrer Aus­wan­de­rung zei­gen sie sich sogar weni­ger glück­lich als zuvor. Trotz­dem wird die Ein­wan­de­rung aus den ärms­ten Län­dern der Welt in den Wes­ten in den nächs­ten Jahr­zehn­ten wei­ter zuneh­men. Das habe einen ein­fa­chen, tech­ni­schen Grund, erklärt Col­lier nüch­tern: Die Ansied­lungs­kos­ten für die Nach­züg­ler sei­en deut­lich gerin­ger als für die ers­ten Einwanderer.

Um das eige­ne Haus zu ver­tei­di­gen, müß­te Euro­pa oder der Wes­ten des­halb deut­li­che Zei­chen set­zen. »Jeder, der mit dem Boot kommt, soll­te auto­ma­tisch zurück­ge­schickt wer­den. Erst wenn das durch­ge­setzt wird, wer­den die Leu­te auf­hö­ren, es zu ver­su­chen.« Mit die­sem Vor­schlag als Reak­ti­on auf die Kata­stro­phe von Lam­pe­du­sa 2013 dürf­te Col­lier vie­le Kol­le­gen scho­ckiert haben. Jedoch ist die­se Maß­nah­me tat­säch­lich eine, die für alle Invol­vier­ten am bes­ten wäre: Für Euro­pa, weil die Auf­nah­me weni­ger Flücht­lin­ge mög­lich sein muß, die Inte­gra­ti­on einer gro­ßen Mas­se dage­gen in neue Sack­gas­sen führt. Für die Her­kunfts­län­der, da jede Aus­wan­de­rungs­wel­le der Klu­gen wei­te­ren Scha­den anrich­tet. Und sogar für die Migran­ten selbst wäre ein Ver­bot der Über­fahrt nach Euro­pa hilf­reich, da zu vie­le die­se Aben­teu­er­rei­se nicht über­le­ben und die­je­ni­gen, die es schaf­fen, in Euro­pa häu­fig nur auf dem Abstell­gleis Platz finden.

Exodus. War­um wir Ein­wan­de­rung neu regeln müs­sen von Paul Col­lier kann man hier bestel­len.

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

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Kommentare (19)

Marcus Junge

24. Oktober 2014 10:43

Wir brauchen keine Einwanderung und müssen daher dort auch nichts regeln. Asyl ist keine Einwanderung! Nur weil die Spezialdemokraten der BRD, samt ihrer politischen Justiz, dies seit Jahrzehnten anders machen, als vorgesehen und vorgeschrieben, muß und darf man dies jetzt nicht "regeln", sondern muß mit dem groben Besen diese Rechtsbrecher aus allen Posten und Ämtern fegen.
Außerdem müssen wir die Ausbürgerung und Ausreise der schon eingeschleusten Schätze und Talente endlich anpacken, regeln, durchführen.

Strogoff

24. Oktober 2014 10:44

Hier ist ein interessanter Artikel mit Colliers Thesen. Die liefern etliche Argumente für Gespräche.
https://www.blauenarzisse.de/index.php/rezension/item/4503-paul-collier-exodus

Allerdings:
Das Buch wird auch so nicht wie eine Bombe einschlagen.
Sarrazins Namen kannte man und das trieb sein Buch nach oben.
Collier wird bei den anderen Büchern zu diesem Thema enden, irgendwo eingeklemmt auf einem Büchertisch umgeben von Wirtschaft, Politik und Geschichte.
Die Menschen sind mit anderem beschäftigt. Lesen noch schnell den
Darm mit Charme
und nun auch bald das neue Buch von Hape Kerkeling.
Oder um es mit Wilhelm Schmid zu sagen: Gelassenheit.

Martin

24. Oktober 2014 11:20

Es gab eine Zeit, da musste man die Sklaven erst mühsam einfangen - Heute kommen sie freiwillig zu einem.

Die Auswirkungen der Migration auf die Herkunftsländer ist ein ganz gewichtiges Argument, welches man nicht oft genug bringen kann. Ebenso wäre es für viele Länder besser, wenn hier bereits tätige und lebende Migranten mit ihren hier erworbenen Kenntnissen und Ersparnissen nach einer gewissen Zeit wieder in ihre Heimatländer gehen würden, um dort dann ihr Kapital und ihre Kenntnisse für ihre Heimatländer zu verwerten.

Wenn man mit diesen Punkten in Diskussionen kommt, dann fällt dem durchschnittlichen Betroffenheitsmenschen, der alle zu uns lassen will, zumeist erst einmal gar nichts mehr ein.

eulenfurz

24. Oktober 2014 12:03

Man muß noch nicht einmal Migrationsexperte sein oder deren Bücher gelesen haben, um die katastrophalen Folgen der rein ökonomisch ambitionierten Menschenfleischtransporte für das gesellschaftliche Miteinander vorhersagen zu können. Und das ist es ja eben: Die westlichen Ökonomien profitieren von den Humanimporten: Billige Arbeitskräfte, welche im besten Sklavenalter zur Verfügung stehen, mit denen man Lohndruck ausüben kann, die zur Dekomposition störender Traditionen und Eigenheiten an den "Standorten" beitragen; von daher ist die moralisch verbrämte Propaganda der Mächtigen durch gekaufte Meinungsanstalten der Unterhaltungs- und Nachrichtenindustrie verständlich.

Unverständlich ist, daß so viele "Linke" auf diese kapitalistische Ausbeutungsstrategie hereinfallen. Oder sie spekulieren auf den zwangsläufigen Verfall des menschlichen Miteinanders, um mit den Trümmern ihre Ideologie und ihren Machtanspruch zu legitimieren.

Heinrich Brück

24. Oktober 2014 12:37

Wann hört man endlich auf von den Englischen etwas lernen zu
wollen.
Die Afrikaner kommen als Eroberer deutschen Landes, als
Überflüssige ihrer eigenen Länder haben sie einen Weg des geringsten
Widerstandes gefunden, und nicht als Sklaven.
Deutschland braucht keine Zuwanderung. Der westliche Teil Eurasiens
ist amerikanisch besetztes Gebiet, warum sollten also die Amis
der Collierschen Argumentation zugänglich sein.
Die Vermehrungswut vitaler Völker kann nur eine starke Armeepräsenz
unterbinden, anderen Argumentationswegen wird den Eroberern nur
ein höhnischen Lächeln abringen.
Wer seinen Lebensraum nicht verteidigen kann, ist nicht souverän.

gerdb

24. Oktober 2014 14:27

Da Afrika sich jede Generation verdoppelt (eine Milliarde Menschen), besteht natürlich kein Grund dorthin zurückzugehen.
Ein Staat der an eine übervölkerte Welt u.a. Kindergeld zahlt ist für genannte Zustände mitverantwortlich (boatpeople).

Ein Fremder aus Elea

24. Oktober 2014 18:24

Und Afrika entwickelt sich doch!

Google Maps ist wahrscheinlich zuverlässiger als derartige Studien.

Carsten

24. Oktober 2014 19:28

Nächstes Jahr kommen 300.000 neue. Dann gibt's Krieg.

quer

24. Oktober 2014 21:02

"...Oder sie spekulieren auf den zwangsläufigen Verfall des menschlichen Miteinanders, um mit den Trümmern ihre Ideologie und ihren Machtanspruch zu legitimieren."

Erkannt!! Das genau ist der Punkt. War schon immer so: Teile und herrsche.

Hartwig

24. Oktober 2014 21:22

Die Argumentation mit den Verheerungen durch Auswanderung in den Herkunftsländern ist und bleibt für mich ein Sekundärargument.
Für primär halte ich US-amerikanische Kriegführung und Kriegstiftung rund um den Globus, ebenso wie das Diktat des Westens bezüglich Welthandelsregeln. In beiden Fällen zieht die sogenannte dritte Welt stets den Kürzeren, nicht mmer selbstverschuldet. Wer Einwanderung ablehnt, muss sich konsequenterweise gegen solche Politik wenden.
Aber einen Linken links zu überholen, in dem ich meine Ablehnung von Einwanderung mit geheuchelter Anteilnahme am Schicksal der Auswanderungsgesellschaft begründe, geht viel zu weit.

Findling

24. Oktober 2014 21:44

Es gibt keine 1000%, das können uns die unsere Moral-Vögte noch so oft vorlügen.
Jeder Zuwanderer bedeutet das Gewicht eines Deutschen weniger.
Wir werden keine 100 Kanzler haben. Es wird ein Türke, ein Senegalese oder vielleicht auch wieder ein Biodeutscher sein.
Da uns nur die reine "Menschlichkeit" verbindet, werden wir ein Haufen losen Sandes sein, wie die Chinesen zu einem Nicht-Volk sagen. Diese haben es in Zeiten der Fremdherrschaft lange genug erfahren.
Der wirtschaftliche Abstieg und der finanzielle Bankrott Europas, gemischt mit einigen Millionen Flüchtlingen, wird uns ein Feuerofen werden.

Eine Integration ist bei Massenzuwanderung nicht möglich. Zum einen verweilen die Leute in ihren Ethnien, zum anderen gelingt Integration bei gutem Willen letztlich erst in der 3. Generation.

Steuerlüge, Eurolügen, Integrationslüge, Globalisierungslügen , Lügen über Lügen.
Die Lüge ist die einzige Wahrheit.

Nordlaender

24. Oktober 2014 23:05

@ Martin

"Es gab eine Zeit, da musste man die Sklaven erst mühsam einfangen – Heute kommen sie freiwillig zu einem."

Zu mir ist noch kein Sklave gekommen. Ich lehne Sklavenhaltung generell ab, habe noch nie einen Sklaven gehalten.

@ Heinrich Brück

"Wer seinen Lebensraum nicht verteidigen kann, ist nicht souverän."

So sieht es aus. Im Kleinen ist es immer so: Wer bei mir in meinen Räumen eine Silberscheibe von Herbert Grönemeier auflegt - freilich traute sich das niemand - müßte mit einer Menge Ärger rechnen.
Im Großen ist es aber so, daß´wir Deutschen keinen eigenen Lebensraum besitzen, keinen eigenen Staat. Und schon gar nicht überfallen uns hier Moslems oder Afrikaner. Diese werden von den Herren, die über unseren Lebensraum gebieten, als Zivilokkupanten gegen uns eingesetzt.

Ein Fremder aus Elea

25. Oktober 2014 09:10

Hartwig,

links?

Collier beklagt doch im Klartext, daß die Umsetzung der entwicklungspolitischen Vorgaben in Afrika zu wünschen übrig läßt.

Das ist, meines Erachtens, ein sehr interessanter Punkt.

1. Wie sehen diese Vorgaben aus?
2. In welchem Maße werden sie konkret verfehlt?

Daß ein solcher Mißstand, wenn er denn tatsächlich bestünde, ein gutes Argument gegen Einwanderung wäre, ist allerdings fraglich.

Denn zwischen den Zeilen sagt Collier dbzgl. ja, daß Europa erfolgreich das gute Erbmaterial für die eigenen Gesellschaften abzweigt und für jemanden, der dbzgl. keine Vorurteile hat, bestünde also überhaupt kein Grund damit aufzuhören.

Wie gesagt, das ist, was er sagt.

Johannes Schüller

25. Oktober 2014 10:22

Lesenswert dazu: Das Interview mit Paul Collier zu "Exodus" bei der BN: https://www.blauenarzisse.de/index.php/gesichtet/item/4599-es-kommen-noch-mehr-auslaender

Martin

25. Oktober 2014 12:23

So,
dem Herrn Nordlaender (Warum eigentlich ohne unseren deutschen Umlaut "ä"?) geht mal wieder jeglicher Sinn für Humor oder Stilmittel wie Übertreibung etc. ab.

Schwarz und Weiß sind nicht umsonst die Farben von Preußen. Ein Land, welches im Übrigen die Sklavenhaltung dadurch perfektioniert hat, in dem es die "Pflicht" zu einer großen Geltung brachte und damit sich die Transporte aus Afrika und all die unschönen Umstände, welche in gewissen Gegenden der USA unabdingbar zur Wohlstandsgenerierung waren, vermieden hat. Ob es einen echten qualitativen Unterschied zwischen Onkel Toms Hütte oder einer Tätigkeit als Knecht in Ostelbien oder als Gemeiner in einer brandenburgischen Kaserne gab, darüber könnte man jetzt trefflich streiten.

Zu den Wechselwirkungen von Freiheit/Unfreiheit, Wohlstand/Armut, Herrschaft/Untertan, Kultur versus Unfreiheit, gäbe es einiges zu schreiben, was den Rahmen hier sprengen würde und was die meisten Rechten, obwohl in den seltensten Fällen in der Position des "Oben", in treuer Pflichterfüllung als anthropologische Konstanten abtun würde.

Um einmal den Herrn Marilyn Manson zu zitieren, der es auf populäre Weise so zusammenfasst (aus dem Lied: "Irresponsible Hate Anthem"):

Everybody's someone else's nigger, I know you are so am I

Nordlaender

25. Oktober 2014 13:45

@ Martin

"Es gab eine Zeit, da musste man die Sklaven erst mühsam einfangen – Heute kommen sie freiwillig zu einem."

Welche Sklaven kommen heute (Präsens) zu wem?

"Zu den Wechselwirkungen von Freiheit/Unfreiheit, Wohlstand/Armut, Herrschaft/Untertan, Kultur versus Unfreiheit, gäbe es einiges zu schreiben, was den Rahmen hier sprengen würde"

Gäbe (Konjunktiv) - wie auch immer. Mir reicht der Kommentarbereich aus, um eine Aussage im Indikativ zu tätigen.

Bin ein Rechter. Welche konkreten Pflichten habe ich da? Die grundsätzliche Polarität des Lebens (Licht und Schatten, Geburt und Tod) als anthropologische Konstante?

Stil-Blüte

25. Oktober 2014 14:29

@ Martin

Preußen und seine Fahne in Schwarz-Weiß - abgeschafft, nicht aber Schwarz-Weiß-Denken ('Freiheit/Unfreiheit...'). Ich könnte Ihnen viel von preußischer Geschichte erzählen. Etwas in mir weigert sich, Ihnen zu antworten: Gegen Schwarz-Weiß-Denken ist kein Kraut gewachsen, das kenne ich aus, mehr und mehr muß ich sagen, s e i t DDR-Bonzen-Zeit.

'Warum eigentlich ohne unseren deutschen Umlaut?'

Könnte es sein, daß Nordlaender nicht nur ein Pseudonym ist, sondern Nordlaender eine Tastatur bedient, auf dem das 'ä' nicht präsent ist?

Hühnerbaron

26. Oktober 2014 11:19

Mit dem Anwerbeabkommen wurde die erste Einwanderungswelle "von oben" ausgelöst. Heute braucht es keinen politischen Überbau, um die Migrationswelle loszutreten. Durch die Überbevölkerung dort (Nigeria oder Somalia bei 6 und mehr Kindern pro Frau https://www.google.de/webhp?sourceid=chrome-instant&ion=1&espv=2&ie=UTF-8#q=Bev%C3%B6lkerungswachstum%20Nigeria) und den relativen Reichtum hier ist ein natürlicher Magnetismus in Gang gesetzt. Dieser wird lediglich (im physikalischen Sinne) durch die politische Linke und Arbeitgebervertreter katalysiert (bzw. in Ländern mit strikterer Einwanderungspolitik) moderiert. Anders als in einem richtigen Krieg, kommt keine geballte Macht, kein Heer von 300.000 auf einmal, denen auch größere Idioten entgegentreten würden, sondern kleine Gruppen friedlich ohne sich als Kombattanten zu erkennen zu geben oder auch nur sich als solche zu fühlen. Wegen der schleichenden Natur der Veränderung bleiben die Proteste lau. Das Gleichnis des Frosches, der sich bei langsame Temperaturerhöhung kochen lässt, obwohl er bei abrupter Steigerung aus dem Topf gesprungen wäre, trifft hier sehr schön und erklärt auch den graduellen Unterschied zwischen Einwanderung gewöhnten Westen und eher ungewöhnten Osten. In diesem Gang ohne Waffen ist jeder Tag eine weitere Kapitulation.

Ein gebürtiger Hesse

26. Oktober 2014 17:57

Hühnerbaron - das war brilliant. Ich habe mir Ihren Kommentar eben kopiert und ausgedruckt, damit er mir nicht abhanden kommt. Danke für Ihren klaren Geist.

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