Der Hauptfeind heißt Liberalismus – Alain de Benoist im Gespräch über sein Lebenswerk, Teil 1

Kürzlich erschien Alain de Benoists Erinnerungsbuch Mémoire vive in deutscher Fassung als Mein Leben. Wege eines Denkens (Edition JF: Berlin 2014). Anläßlich der Publikation sprachen wir mit dem französischen Denker über die Nouvelle Droite, seine Gegnerschaft zum Liberalismus und die Rechts-Links-Überwindung. Teil 1 des Gesprächs wird hier wiedergegeben, Teil 2 folgt morgen.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.


SEZESSION: Der Ver­lag, der soeben Ihren Erin­ne­rungs­band Mein Leben ins Deut­sche über­tra­gen hat, ver­kün­det impli­zit, daß die Iden­ti­fi­ka­ti­on Alain de Benoists als Vor­den­ker der Nou­vel­le Droi­te (ND) ein ewi­ges Miß­ver­ständ­nis übel­mei­nen­der Akteu­re wäre. Nach der Lek­tü­re Ihres Wer­kes mei­ne ich: Sie sind der Vor­den­ker. Aber Sie haben sich inner­halb der letz­ten zehn Jah­ren vom ND-Vor­den­ker zu einem „Stich­wort­ge­ber“ über die Gren­zen der poli­ti­schen Lager hin­weg ent­wi­ckelt, ohne eine “Schu­le” zu bil­den. Kön­nen Sie Ihr Wir­ken rund um das Phä­no­men Nou­vel­le Droi­te erläutern?

ALAIN DE BENOIST: Sie haben Recht damit, daß ich mich – anders als Maur­ras – nie­mals in einer Meis­ter-Schü­ler-Ver­bin­dung insze­niert habe. Es gibt Maur­ra­sis­ten, Freu­dia­ner, Mar­xis­ten, aber es gibt kein „Benois­tis­ten“, was bedeu­tet, daß es nie mein Ehr­geiz gewe­sen ist, „Schü­ler“ zu haben – genau­so, wie ich mich selbst nie als der Schü­ler des einen oder ande­ren Autors gese­hen habe. Ein guter Schü­ler endet im übri­gen stets dabei, sei­nen Lehr­meis­ter zu „töten“! Mehr als nach Schü­lern zu suchen, habe ich immer ver­sucht, Mit­ar­bei­ter und Freun­de zu gewin­nen, die mit mir in die glei­che Rich­tung arbei­ten. Wie soll­te ich mich also bezeich­nen? Ich schät­ze den Aus­druck spi­ri­tus rec­tor, aber in Frank­reich ver­wen­det ihn nie­mand. „Ideo­lo­ge“ oder „Theo­re­ti­ker“ sind die gro­ßen Wör­ter. Sagen wir, daß ich ein Intel­lek­tu­el­ler bin, der mit Lei­den­schaft Ideen­ge­schich­te betreibt, und der ver­sucht, den Sinn für den his­to­ri­schen Moment zu erfas­sen, in dem wir leben.

Ich habe außer­dem immer ver­sucht, ein per­sön­li­ches Den­ken aus­zu­drü­cken, das nicht das blo­ße Abbild eines ande­ren ist (des­halb beschrei­be ich mich in mei­nen Erin­ne­run­gen auch als ein „Ein­zel­gän­ger“). Ich ver­ste­he unter per­sön­li­chem Den­ken, selbst zu den­ken. Jene, die kei­nen per­sön­li­chen Gedan­ken haben, beschrän­ken sich dar­auf, zu wie­der­ho­len, was sie gele­sen oder gehört haben, um dar­aus einen klei­nen Kate­chis­mus zu machen, was unin­ter­es­sant ist. Selbst­ver­ständ­lich zitie­re ich oft Autoren oder Wer­ke, die zu mei­nem Den­kens­weg bei­getra­gen haben, oder die ich inter­es­sant fin­de, aber die Syn­the­se, die ich dar­aus zie­he, gehört nur zu mir. Ein Intel­lek­tu­el­ler, der die­ser Bezeich­nung wür­dig ist, schreibt, was er denkt, nicht „das, was er den­ken muß“. Des­halb ist es für einen Intel­lek­tu­el­len sehr schwie­rig, im Namen eins kol­lek­ti­ven „Wir“ zu spre­chen. Wenn er dies tut, ver­stüm­melt er sich selbst. Die „Par­tei­in­tel­lek­tu­el­len“ sind immer Nullen.

SEZESSION: Wenn­gleich Sie nach den Erfah­run­gen der 60er Jah­re (Euro­pe-Action, FEN, MNP) frei­lich kei­ne Par­tei grün­de­ten, so for­mier­te sich um Ihre Per­son doch eine neue Bewegung…

ALAIN DE BENOIST: Tat­säch­lich war es so, daß sich um mei­ne Arbei­ten und die Ver­öf­fent­li­chun­gen, die ich gegrün­det oder beglei­tet habe (Nou­vel­le Eco­le, élé­ments, Kri­sis), eine Strö­mung for­mier­te, der man ab 1979 den Namen „Nou­vel­le Droi­te“ gege­ben hat. In Frank­reich hat die­ser Aus­druck einen prä­zi­sen Sinn. Er ver­weist aus­schließ­lich auf die Zeit­schrif­ten, die ich soeben genannt habe, sowie auf eine Ver­ei­ni­gung, das Grou­pe­ment de recher­che et d’études pour la civi­li­sa­ti­on euro­pé­en­ne (GRECE, dt: For­schungs- und Stu­di­en­grup­pe für die euro­päi­sche Zivi­li­sa­ti­on). Ganz anders ver­hält es sich in Deutsch­land, wo der Aus­druck „Neue Rech­te“ gewöhn­lich von eini­gen Publi­zis­ten gebraucht wird, um eine Men­ge von Zei­tun­gen oder von Orga­ni­sa­tio­nen auf­zu­zäh­len, die unter­ein­an­der kei­ne kla­re Bezie­hung auf­wei­sen, und noch weni­ger mit den Ideen der fran­zö­si­schen Nou­vel­le Droi­te. Ein sol­ches Amal­gam, das sich zumeist aus der ein­fachs­ten Pro­pa­gan­da speist, hat kei­nen Sinn. Die „Neue Rech­te“ in Deutsch­land – das ist eine Art Phantom.

Ich habe auch unzäh­li­ge Male betont, daß mich selbst die Bezeich­nung «Nou­vel­le Droi­te» (die ja noch nicht ein­mal eine ori­gi­nä­re Selbst­be­zeich­nung ist) nie wirk­lich zufrie­den­ge­stellt hat, und zwar aus min­des­tens drei Grün­den. Ers­tens besitzt sie einen unmit­tel­bar poli­ti­schen Klang, wäh­rend die Denk­schu­le sich immer einer „meta­po­li­ti­schen“ Arbeit ver­schrie­ben hat, das heißt: einer geis­ti­gen, theo­re­ti­schen, phi­lo­so­phi­schen und kul­tu­rel­len Arbeit (ich selbst bin Beob­ach­ter und nicht Akteur des poli­ti­schen Lebens). Zwei­tens schließt sie die­se Geis­tes­strö­mung in eine Kate­go­rie ein, in die „Rech­te“, die ich sowohl für zu restrik­tiv als auch für voll­kom­men ver­al­tet fin­de, inso­fern die Spal­tung Links-Rechts heu­te kei­nen Sinn mehr ergibt (das ist also ein Ana­ly­se­werk­zeug, das jeden Wert ver­lo­ren hat). Drit­tens ist die­ser Aus­druck eine Quel­le für Miß­ver­ständ­nis­se, inso­fern er in ver­schie­de­nen Län­dern genutzt wird, um Geis­tes­strö­mun­gen zu klas­si­fi­zie­ren, die kei­ner­lei Ver­bin­dung dazu auf­wei­sen, was in Frank­reich unter die­sem Aus­druck ver­stan­den wird (es reicht hier aus, den Fall der eng­li­schen oder ame­ri­ka­ni­schen „New Right“ zu erwähnen).

SEZESSION: Sie schrei­ben, daß Sie das libe­ra­le Bür­ger­tum als „unre­for­mier­bar“, „unhalt­bar“, gera­de­zu als den „Haupt­feind“ betrach­ten. Inhalt­li­che Belie­big­keit und ideo­lo­gi­sche Abschwä­chung sind dem­nach eben­so Teil der bür­ger­li­chen Welt wie die Not­wen­dig­keit bestän­di­ger Kompromisse.

ALAIN DE BENOIST: Es besteht kein Zwei­fel für mich, daß der Libe­ra­lis­mus der Haupt­feind ist. Ich dach­te so bereits zur Zeit des sowje­ti­schen Kom­mu­nis­mus (der letzt­lich nur ein Staats­ka­pi­ta­lis­mus war), und ich den­ke es noch heu­te, zu einem Zeit­punkt, an dem die libe­ra­le Ideo­lo­gie in einem glo­ba­len Maß­stab gewis­ser­ma­ßen die Haupt­ideo­lo­gie gewor­den ist, deren drei Pfei­ler Kapi­ta­lis­mus, Reli­gi­on der Men­schen­rech­te und Markt­ge­sell­schaft sind.

Was ist Libe­ra­lis­mus? Das ist die Ideo­lo­gie, die ihren Ursprung in der Phi­lo­so­phie der Auf­klä­rung besitzt (aber deren Wur­zeln viel wei­ter zurück­rei­chen), die das Indi­vi­du­um und sei­ne „natür­li­chen“ Rech­te als die ein­zi­gen nor­ma­ti­ven Instan­zen des Lebens in der Gesell­schaft anse­hen, was dar­auf hin­aus­läuft, das Indi­vi­du­um zur allei­ni­gen Quel­le der Wer­te und der Lebens­zwe­cke zu erhe­ben, die es aus­wählt. Die­ses Indi­vi­du­um wird für sich betrach­tet, jen­seits jeden sozia­len oder kul­tu­rel­len Kon­texts. Des­halb erkennt der Libe­ra­lis­mus kei­ne eigen­stän­di­ge Stel­lung von Gemein­schaf­ten, Völ­ker, Kul­tu­ren oder Natio­nen an.

SEZESSION: Das klingt stark nach Kon­ser­va­ti­ver Revo­lu­ti­on.

ALAIN DE BENOIST: Arthur Moel­ler van den Bruck hat schon 1922 fest­ge­stellt: „An Libe­ra­lis­mus gehen die Völ­ker zugrun­de.“ Im Libe­ra­lis­mus hat das Indi­vi­du­um Vor­rang, sei es, daß man auf­grund einer mythi­schen Vor­stel­lung annimmt, daß es dem Sozia­len in einem prä-his­to­ri­schen Natur­zu­stand vor­aus­ge­gan­gen ist, sei es, daß man ihm ein ein­fa­ches nor­ma­ti­ves Pri­mat zuspricht (das Indi­vi­du­um ist das, was am meis­ten zählt). Der Mensch nimmt sich also als Indi­vi­du­um wahr, ohne sei­ne Bezie­hung zu ande­ren Men­schen inmit­ten einer pri­mä­ren oder sekun­dä­ren Sozia­li­tät beden­ken zu müs­sen. Er ist ein Sub­jekt, das nur sich selbst gehört, Schöp­fer sei­ner selbst aus dem Nichts, moti­viert allein durch sei­ne Son­der­in­ter­es­sen, unterm Strich ein Homo oeco­no­mic­us, da er als ego­is­ti­sches Wesen begrif­fen wird, das ein­zig und allein auf die Maxi­mie­rung sei­nes ratio­na­len Vor­teils gemäß sei­ner per­sön­li­chen Inter­es­sen aus sei. Das sozia­le Leben erschöpft sich also in nichts ande­rem als in dem Uti­li­ta­ris­mus und der Axio­ma­tik des Eigen­in­ter­es­ses. Es ist nichts wei­ter als eine Ange­le­gen­heit von indi­vi­du­el­len Ent­schei­dun­gen und inter­es­sens­ge­lei­te­ten Wahlen.

Sie wer­den neben­bei mer­ken, daß der Libe­ra­lis­mus selbst die Spal­tung Links-Rechts tran­szen­diert, da es immer eine libe­ra­le Lin­ke und eine libe­ra­le Rech­te gege­ben hat. His­to­risch gespro­chen hat sich der wirt­schaft­li­che Libe­ra­lis­mus (das heißt der Kapi­ta­lis­mus) beson­ders rechts mani­fes­tiert, wäh­rend der gesell­schaft­li­che Libe­ra­lis­mus sich beson­ders links mani­fes­tiert hat. Es macht Sinn, daß die­se zwei Libe­ra­lis­mus­for­men heu­te dazu nei­gen zu fusionieren.

Lite­ra­tur­hin­wei­se:

  • Alain de Benoist: Mein Leben. Wege eines Den­kens, 432 S., 24.95€.
  • Micha­el Böhm: Alain de Benoist. Den­ker der Nou­vel­le Droi­te, 160 S., 5 €.
  • Zudem hat der Ver­lag Antai­os auf sei­ner Netz­sei­te einen Bücher­schrank ein­ge­rich­tet, der alle der­zeit in deut­scher Spra­che erhält­li­chen Bücher Benoists versammelt.
Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (7)

Ein gebürtiger Hesse

3. Dezember 2014 18:02

Schönes Interview. Was kann man sich besseres wünschen, als wenn jemand diese ganz grundlegenden Dinge so klar und einfach ausspricht, wie Benoist es hier tut? Merci bien! Freue mich auf Teil 2.

Aber: stimmt das, daß die JF den - doch ausgesprochen etablierten - Ruf Benoists als Vordenker der Nouvelle Droite in Zweifel zieht? Ist da mal wieder "Droite" das Wort des Anstoßes, und geht man diesmal so weit, nicht mehr nur sich selbst, sondern auch andere, mit deren Federn man sich weiter schmücken möchte, zu distanzieren? (Im Übrigen wäre "distanzieren" DAS Unwort des Jahres 2014 für die JF, nicht anders als für die Partei ihrer Wahl.)

Bernhard

3. Dezember 2014 20:45

Benoist wird gerne auch auf eher radikalen US-Seiten gebracht, wie z.B. The Occidental Observer oder Counter Currents Publishing. Dort bringt man meistens ältere Texte und hat noch nicht realisiert, daß er gar kein Rechter (mehr) ist.

Mir hat er ab Mitte der 80er Jahre viele interessante Denkanstöße gegeben, obwohl er in etlichen Punkten daneben lag und sich verirrt hat (z.B. bei seinem "Nominalismus vs. Universalismus" oder seiner Abkehr vom völkischen Gedanken). Die Zeit ist über diese intellektuellen Gedankenspielchen längst hinweg gegangen. Geblieben ist nicht viel.

Heute ist Benoist eher banal und langweilig. Er hat mit vielem seinen Frieden gemacht, was er früher heiß bekämpft hat. Insofern passt er auch zur handzahmen, liberalen JF.

Karl

4. Dezember 2014 10:03

In allen Fragen der politischen Philosophie geht es letztlich um die eine Frage, wie gewährleistet werden kann, dass Menschen friedlich miteinander leben und ihre Gemeinschaften florieren. Der Liberalismus sieht als Lösung die Freiheit der Individuen an, die, einmal gewährt, zum Wohle aller führe. Der Sozialismus propagiert dagegen die Gleichheit der Menschen als Lösung: Erst wenn alle Menschen gleich sind, gebe es keine Konflikte mehr. Der Sozialismus ist gewiss die abstrusere Idee, ist sein Konzept doch so widernatürlich, dass selbst der kleinste Versuch, die Gleichheit zu verwirklichen, in einem Blutbad enden muss. Doch auch der Liberalismus ist wider die Natur, auch er ist eine Abstraktion, ein Konzept vom Menschen, wie er nicht ist.

Das Individuum ist das Primäre, sagen der Liberalismus wie der Sozialismus. Doch „das Individuum gibt es gar nicht“ (Armin Mohler).
Weder gibt es „das Individuum“, noch gibt es „das Kollektiv“. Menschen stehen immer in einem Zusammenhang mit anderen Menschen, weder der Einzelne noch die Gruppe kann ohne den jeweils anderen. Es ist eine pure Abstraktion, das Individuum vom Kollektiv zu trennen.

Schaut man sich die Geschichte an, so kommt man zudem nicht umhin, sich einzugestehen, dass der Liberalismus gänzlich versagt hat, ja, dass er seinem Zwillingsbruder, dem Sozialismus, sogar den Weg bereitet hat.

Gemeinschaften lassen sich nicht vom Individuum aus errichten, Individuen sind immer schon in Gemeinschaften eingebunden. Indem der Liberalismus vom Individuum aus denkt, ignoriert er die Gemeinschaft, in der es steht, und entzieht ihm damit seine Existenzgrundlage. https://ahnenreihe.wordpress.com/

Irrlicht

6. Dezember 2014 06:10

Interessantes Gespräch. Auffällig ist, dass er von den gegenwärtigen geistigen Strömungen in Deutschland, die für sich den Begriff der "Neuen Rechten" in Anspruch nehmen, wenig begeistert ist - der vom ihm erwähnte Robert Kurz läßt sich unter den Begiff sicher nicht subsumieren -, ihnen gar einen engeren Bezug zu GRECE und der Nouvelle Droite abspricht. Die Bezugnahme der Bemerkung über diejenigen, die aus dem Gelesenen und Gehörten "einen kleinen Katechechismus" machen, läßt sich vor diesem Hintergrund auch entziffern. Dafür, dass er das Gespräch mit der Sezession führte, ist seine Kritik, wenn auch indirekt, sehr deutlich.

Henry Steyer

6. Dezember 2014 09:09

Wenn der Wolf kommt drängeln sich die stärksten Scharfe zur Mitte der Herde. Bei den Menschen sind es die, die am lautesten schreihen, der Fremde ist uns gleich. Das Nachsehen haben die, die Wort und Tat zusammenbringen, und das Schwarze Schaf der, der meint es gibt Rassen mit verschiedene Temperamente. Vielleicht ist also der Liberalism die ideologische Rechtfertigung derjenigen, die auf Kosten der Algemeinheit leben und es nötig haben, an ihr Wort zu glauben und das Ergbniss ihrer Tat zu verschleiern. Aber selbst wenn der Liberalismus mehr Ursache als Ergebniss wäre, kann ich de Benoist nicht folgen. Ein Volk ist vorerst eine biologische Realität, das heißt, durch sein genetisches Erbe bestimmt und das Hauptproblem, weil es unumkerbar sein könnte, ist sein Austausch durch Masseneinwanderung. Es mag sein, wie de Benoist meint, das ohne Fremden das Problem der Identität weiter besteht, aber ohne Volk braucht es keine Lösung mehr. Das Volk selbst und alleine zeugt Kunst und Sinngebungen, und die Rolle der Politik ist dieses Volk zu seiner Bestimmung zu verhelfen. Eine Politik ohne Volk kann keinen Sinn finden.

Ich war vor ein paar Tagen bei der Konferenz zur Rückwanderung in Paris, "les assises de la rémigration", organiziert vom Bloc Identitaire. Alle befragten Redner waren sich einig, daß es ohne Rückwanderungs Politik keine Lösung gibt. Der Hauptgegner war nicht mehr der Liberalismus, sondern der "remplacism", die austausch Politik der weißen Bevölkerungen, in Frankreich, Europa und Übersee.

Konservativer

6. Dezember 2014 12:21

ALAIN DE BENOIST:

Die Priorität läge darin, die herrschenden, vom Volk abgetrennten Klassen zu stürzen, das im Dienst der Banken und Kapitalmärkte stehende Establishment zu destabilisieren, oder wie es kürzlich Eric Zemmour sagte: jene „Eliten ohne Vaterland, die die Volkssouveränität nie akzeptiert haben, und die der wirtschaftlichen Globalisierung eher treu sind als den Interessen der Nation“. Dafür sind alle Mittel recht

...

Eine klare Ansage.

Alain de Benoist ist ohne Frage ein kluger Mann. Dennoch teile ich nicht jede einzelne seiner Aussagen.
Mal abgesehen von einer Wirkmächtigkeit auf die Masse ist die Neue Rechte in Deutschland durchaus kein Phantom oder so etwas, wie man nicht zuletzt an dieser Webseite sehen kann. Auch die Bücher aus dem Antaios Verlag beispielweise sind höchst real, die verschwinden nicht, wenn ich mit den Augen blinzele. Die Autoren dieses Blogs sind mit ihren Beiträgen auch nach einer durchschlafenen Nacht noch vorhanden (auch wenn manche, wie z.B. Heino Bosselmann, hier nicht mehr schreiben mögen).

Ob das "Analysewerkzeug rechts-links" jeden Wert verloren hat wird man sehen.
Unser hiesiges Establishment jedenfalls sieht die wirkliche Gefahr für sich, seine Pläne und seine konkreten Maßnahmen in der Rechten. Deshalb auch der staatlich üppig finanzierte, mit allen Mitteln geführte "Kampf gegen Rechts" (ich selbst hätte nach dem Studium sicherlich Karriere als "Kämpfer gegen Rechts" machen können, aber das war damals schon "nicht meins", heute müßte ich mich selbst bekämpfen).
Die Linke hingegen gilt als domestizierbar, läßt sich gegebenenfalls instrumentalisieren und stellt so gesehen keine Gefahr dar.

Ich bin seinerzeit im Fahrwasser von Manfred Kleine-Hartlage auf diese Seite gestoßen und habe mich seither von links nach rechts bewegt.
Auch andere ehemalige Linke unter den Lesern dieser Seite haben möglicherweise ihr ureigenstes "Damaskuserlebnis" gehabt (etwas pathetisch ausgedrückt):
https://www.youtube.com/watch?v=5Uhl23rLHxI
"Open your eyes. Open your eyes now."

Für mich macht das nach wie vor Sinn, denn wirklichen, ernstzunehmenden Widerstand gegen die Auflösung der Volkssouveränität, des Nationalstaats leisten meiner Meinung nach in erster Linie und vor allem die Rechten (wobei ich die Linken aus dem Umfeld der "Die Rote Fahne" mit ihrer leicht patriotischen Einfärbung durchaus zur Kenntnis nehme, doch alles in allem ist mir das zu dürftig, zu halbherzig, für mich fehlt das Herzblut).

Die Frage "Warum rechts?" hat Norbert Borrmann in seinem gleichnamigen Buch ausführlich beantwortet:
https://www.sezession.de/30387/norbert-borrmann-warum-rechts-vom-wagnis-rechts-zu-sein.html

Die Bücher von Robert Kurz, davon insbesondere sein "Schwarzbuch des Kapitalismus" sind lesenwert. Seine Analyse der "Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus" ist teilweise bestechend. Als mögliche Lösung bietet er jedoch nur eine diffuse und unter dem Strich unrealistische, international gestrickte Emanzipation der Menschheit an.
National organisierte Lösungsmöglichkeiten schließt er aus, lehnt er auch ab.

Günter Maschke äußerte sich in einem Interview folgendermaßen:
"...
Der Mensch ist heute ohnmächtiger als je zuvor, abhängiger als je zuvor und größenwahnsinniger als je zuvor. Er wird dabei immer stärker in diesen modernen Prozeß hineingezogen und kann am Ende nicht einmal mehr artikulieren, woran er leidet. Dann säuft er nur noch Alkohol oder nimmt Kokain. Wenn man also die Gesellschaft nicht durch eine Instanz, zum Beispiel den Staat, unter Kontrolle bekommt, wird man diesbezüglich nichts blockieren, ändern oder rückbauen können. Dafür scheinen aber alle Züge abgefahren zu sein."
(aus Claus M. Wolfschlag - "Bye-Bye '68")

Abschließend ein Zitat von Manfred Kleine-Hartlage:

" ...
Dominique Venner begriff sein Selbstopfer als Teil eines Kampfes. Eines Kampfes, der noch nicht verloren ist, der es aber selbst dann wert wäre, geführt zu werden, wenn wir positiv wüssten, dass wir ihn verlieren
..."
(aus dem Interview "Zum Freitod von Dominique Venner", das vollständig in dem Monatsmagazin "Zuerst !" veröffentlicht wurde)

Trouver

6. Dezember 2014 17:53

Und für mich, Liberalen, heißt der Hauptfeind Totalitarismus.

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