PEGIDA-Rede von Götz Kubitschek vom 13. 4.

Hinweis: Meine Rede ist jetzt auf youtube eingestellt. Hier der Link.

Das war gestern schon eine imposante Atmosphäre in ...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

der Flut­rin­ne an der Dresd­ner Mes­se: Als ich gegen 16 Uhr ein­traf, waren schon 5000 Leu­te da, die Fah­nen stan­den in einem kal­ten Wind, der Rich­tung Dres­den blies. Mit jeder Stra­ßen­bahn kamen hun­der­te wei­te­re Teil­neh­mer, dazu Demons­tra­ti­ons­zü­ge von den umlie­gen­den Park­plät­zen mit Fah­nen und Schil­dern und sehr guter Laune:

Denn von der Brü­cke aus sah der Kund­ge­bungs­platz impo­sant aus. Ich sprach mit ein paar Wes­sis, die zum ers­ten Mal nach Dres­den gekom­men waren und ganz erschla­gen waren von der Grö­ße und Selbst­ver­ständ­lich­keit der Ver­an­stal­tung. Nach Geert Wil­ders und Tat­ja­na Fes­ter­ling konn­te ich dann mei­ne Rede hal­ten – vor über 20 000 Leu­ten. Daß der Auf­ruf zu noch mehr Mut und Stand­haf­tig­keit nicht an der Wirk­lich­keit vor­bei­ging, weiß ich durch eini­ge Augen­zeu­gen­be­rich­te, die ich heu­te vor­mit­tag erhielt. Ich zitie­re mal einen:

Das Durch­kämp­fen der Anti­fan­ten­ket­te, der nah­kampf­ar­ti­ge Tumult beim Durch­bruch und die Schlag­stö­cke der Poli­zis­ten, die um uns her­um in die ver­misch­te, undif­fe­ren­zier­ba­re Men­schen­men­ge hie­ben, weni­ger als einen Meter vor unse­rer Nase, das Ent­set­zen in den Gesich­tern der alten Bür­ger inmit­ten des Gewüh­les, das Gebrüll und die zu Boden gegan­ge­ne Frau – das war purer Geschichtsunterricht.

Jaja, auch die Pegi­da in Dres­den ist noch lan­ge kein Pony­hof. Hier der Wort­laut mei­ner Rede:

Vor eini­gen Wochen habe ich ein Ehe­paar aus Zit­tau ken­nen­ge­lernt. Die bei­den fah­ren Mon­tag für Mon­tag nach Dres­den, seit dem 3. PEGI­DA-Spa­zier­gang, ohne Unter­bre­chung. Von ihren Söh­nen ist der eine meist mit dabei, sei­ne Freun­din auch, und zwar unter der Fah­ne der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung, unter der gel­ben Fah­ne mit dem Lamb­da-Zei­chen der Spartaner.

Der ande­re Sohn die­ser Fami­lie ist skep­tisch. Er ist vol­ler Sor­ge, ob sei­ne Eltern und sein Bru­der auch das Rich­ti­ge tun. Sei­ne Fra­ge lau­tet: Woher kommt so plötz­lich das Selbst­be­wußt­sein, gegen das, was in Deutsch­land geschieht, auf die Stra­ße zu gehen, Woche für Woche und gegen den Wider­stand aller Par­tei­en, Medi­en und der bei­den gro­ßen Kirchen?

Die Fami­lie aus Zit­tau ist also in Unru­he gera­ten. Die Gesprä­che am Küchen­tisch sind anders, seit es die PEGIDA gibt. Es gibt neue Fra­gen, es gibt neue Ant­wor­ten, es gibt Dis­kus­sio­nen und Sor­gen, von denen man vor einem hal­ben Jahr noch nichts wuß­te. Es gibt den einen Sohn, der mit­geht und es gibt den ande­ren Sohn, der noch nicht mitgeht.

Bei­de Söh­ne aber gehö­ren zur Fami­lie und haben an ihren Eltern etwas ganz Neu­es ken­nen­lernt: den Mut, Mon­tag für Mon­tag nach Dres­den zu fah­ren und den Mut, dies vor den Ver­wand­ten, den Freun­den, den Kol­le­gen zu beken­nen: Denn es ist am Hori­zont eine neue Mög­lich­keit auf­ge­gan­gen, eine poli­ti­sche Mor­gen­rö­te, und es ist eine Lust, zor­nig zu sein und der Poli­tik die Zäh­ne zu zeigen.

Mit der PEGIDA, mit unse­ren Spa­zier­gän­gen, mit unse­ren Paro­len, mit unse­ren Fah­nen und unse­ren Reden ist eine gro­ße Unru­he in Deutsch­land aus­ge­bro­chen. Es ist dies eine frucht­ba­re, eine gute Unru­he, und ich ford­re Euch auf, noch mehr frucht­ba­re Unru­he zu ver­brei­ten und nach jedem Mon­tag noch kräf­ti­ger und noch kon­zen­trier­ter zu leben und zu arbei­ten als zuvor und auch im All­tag das bes­te Bei­spiel abzu­ge­ben für unser gan­zes Volk! Denn das ist das bes­te Argu­ment gegen jede Kritik.

Auch aus Leip­zig habe ich ein Ehe­paar ken­nen­ge­lernt, gute, bür­ger­li­che Leu­te, die im Hexen­kes­sel des 2. LEGI­DA-Spa­zier­gangs dabei waren. Sie sind in die­sem Cha­os aus lin­ker Gewalt und staat­li­chem Zynis­mus plötz­lich auf­ge­wacht, poli­tisch auf­ge­wacht. Seit­her sind die Bei­den in Dres­den und in Leip­zig mit auf der Stra­ße, und sie berich­ten in ihrem Freun­des­kreis von dem, was sie erle­ben. Von die­sem Freun­des­kreis ist nicht viel übrig­ge­blie­ben: Der neue Blick auf die Din­ge, der neue Stand­punkt erschreckt die alten Freunde.

Das ist die schmerz­li­che Erfah­rung, die vie­le PEGI­DA-Gän­ger machen: Man sieht die poli­ti­sche Wirk­lich­keit, man gewinnt einen unge­trüb­ten Blick auf die Gefähr­dung unse­res Vol­kes, auf die Gefähr­dung unse­rer Nati­on und unse­rer Zukunft – und dann stellt man fest:

Ein Teil der alten Freun­de hat an die­sem neu­en Stand­punkt, an die­sem Ende der Bequem­lich­keit kein Interesse.

Wohin nun mit der Wut, wohin mit dem Zorn? Jeder von Euch hier hat eine Ant­wort auf die­se Fra­ge oder er sucht noch danach. Die­se Ant­wort kann ein­fach oder kom­pli­ziert aus­fal­len, aber die Fra­gen sind doch immer wie­der die­sel­ben: Wie steht es um die Zukunft Deutsch­lands? Und was kann ich für eine gute Zukunft mei­ner Hei­mat tun?

Gibt es einen bes­se­ren Grund, um auf die Stra­ße zu gehen? Gibt es einen bes­se­ren Grund, um mutig zu sein und immer noch muti­ger zu wer­den? Seid mutig! Ich for­de­re das heu­te von Euch. Bekennt Euch zu Eurem Mut und zu Eurer Über­zeu­gung! Ihr seid die­je­ni­gen, die unser Volk ver­tre­ten, Ihr seid der muti­ge Kern unse­res Vol­kes. Seid ein Vor­bild für die­je­ni­gen, die noch nicht mutig genug sind!

Die­ser beson­de­re Mut, die­se gan­ze Ein­satz­be­reit­schaft hat in der deut­schen Geschich­te immer ihre Trä­ger gefun­den, und man liest erstaunt in den Berich­ten vom Dresd­ner Mai-Auf­stand aus dem Jahr 1849: Die­se weni­gen blu­ti­gen Tage waren das spä­te Ergeb­nis einer ent­täusch­ten Hoff­nung: die Dresd­ner Bür­ger, die Sach­sen hat­ten – wie so vie­le Deut­sche – auf die Libe­ra­li­sie­rung der Ver­hält­nis­se gehofft: Kampf der Will­kür, Kampf der arro­gan­ten Obrigkeit!

Betei­ligt an die­sem Dresd­ner Mai­auf­stand waren neben vie­len ande­ren tap­fe­ren Bür­gern auch der Bau­meis­ter Gott­fried Sem­per und der Kom­po­nist Richard Wag­ner und zwar an vor­ders­ter Front, und ich will kurz vom Tun die­ser bei­den muti­gen Män­nern berichten:

Als am 3. Mai die ers­ten Schüs­se durch die Stra­ßen knall­ten, hat­te Gott­fried Sem­per eine der Haupt­bar­ri­ka­den zu ver­tei­di­gen – die Bar­ri­ka­de an der Wils­druf­fer Stra­ße. Er besah sich das Ding und ließ es sofort fach­ge­recht umbau­en. Nach die­sem per­fek­ten – und ver­mut­lich archi­tek­to­nisch sehr gelun­ge­nen – Vor­bild wur­den dann auch die ande­ren Bar­ri­ka­den in der Stadt umgebaut.

Richard Wag­ner hat­te sei­ner­seits kurz vor den Auf­stän­den sei­ne Oper “Lohen­grin” voll­endet, er hat an ihr unter ande­rem in Grau­pa bei Pir­na gear­bei­tet – dort hat vor eini­gen Jah­ren eine Gedenk­stät­te neu eröff­net. Wag­ner jeden­falls klet­ter­te am 5. Mai 1849 im Turm der Kreuz­kir­che bis zu den Glo­cken hin­auf, um sie zu läu­ten und um die Trup­pen­be­we­gun­gen der Preu­ßen aus­zu­spä­hen und zu melden.

Bei­de – Richard Wag­ner und Gott­fried Sem­per – wur­den nach der Nie­der­schla­gung des Auf­stands steck­brief­lich gesucht und muß­ten Hals über Kopf Sach­sen ver­las­sen. Wir müs­sen uns sol­che Taten vor Augen füh­ren, wenn wir von Mut und Zorn und Wider­stand und per­sön­li­cher Kon­se­quenz sprechen.

Unse­re For­men sind heu­te natür­lich ande­re, kei­ne Sor­ge, Lutz, kei­ne Sor­ge, Tat­ja­na, kei­ne Sor­ge Sig­gi: Nie­mand hat die Absicht, eine Bar­ri­ka­de zu errich­ten. Aber auch wir müs­sen etwas wagen und Vie­les in Kauf neh­men dabei. Es geht um unser Vater­land, und das ist unse­ren gan­zen Ein­satz wert.

Es gibt von Astrid Lind­gren einen schö­nen Satz, er steht in dem Kin­der­buch “Die Gebrü­der Löwen­herz”, das zur Lieb­lings­lek­tü­re mei­ner Kin­der gehört. Der jün­ge­re Bru­der Löwen­herz (der noch nicht dabei ist) stellt dem älte­ren Bru­der Löwen­herz (der wie­der und wie­der auf­bricht, um mutig zu sein) fol­gen­de Fra­ge: War­um müs­sen wir mutig sein? Die Ant­wort ist unser Mot­to: Es gibt Din­ge, die muß man tun, selbst wenn es gefähr­lich ist. Man ist sonst kein Mensch, son­dern nur ein Häuf­chen Dreck.

Ich grü­ße Euch, Ihr muti­gen Men­schen! Glänzt in Eurem Mut, die gan­ze Woche über, damit alle es sehen!

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (0)

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.