Wachstumskritik (II): Konsum, Verunsicherung und fehlende Kinder

Vor kurzem habe ich den Roman Die Glücklichen von Kristine Bilkau gelesen. Darin geht es um ein Elternpaar,...

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

das nach dem ers­ten Kind mit eini­gen Schwie­rig­kei­ten zu kämp­fen hat, in Beruf und All­tag wie­der Anschluß an das „alte“ Leben zu fin­den. Bil­kau schil­dert eine gro­ße Ver­un­si­che­rung der Eltern. Ner­vo­si­tät und Angst vor einem Absturz bestim­men die Gefühls­welt der Protagonisten.

Nun gibt es die pas­sen­de wis­sen­schaft­li­che Stu­die zu die­sem Roman: Das Max-Planck-Insti­tut für demo­gra­phi­sche For­schung (MPIDR) hat über die letz­ten 30 Jah­re das Wohl­be­fin­den von Eltern unter­sucht und dabei den Zeit­raum kurz vor der Geburt des ers­ten Kin­des mit dem danach ver­gli­chen. Das Resul­tat: „Nur 30 Pro­zent der Teil­neh­mer gaben an, ihre Zufrie­den­heit habe ein Jahr nach der Geburt des ers­ten Kin­des im Ver­gleich zum Jahr vor der Geburt nicht abge­nom­men“, beto­nen die Forscher.

Je unzu­frie­de­ner sich nun die Eltern zeig­ten, des­to unwahr­schein­li­cher war es, daß sie sich für ein zwei­tes Kind ent­schie­den. Das traf ins­be­son­de­re auf Eltern zu, die einen hohen Bil­dungs­ab­schluß hat­ten und erst nach ihrem 30. Lebens­jahr das ers­te Kind beka­men. Als Grün­de für die Unzu­frie­den­heit wur­den ins­be­son­de­re „Schlaf­man­gel, Schwie­rig­kei­ten in der Part­ner­schaft und der Ver­lust der eige­nen Frei­heit“ genannt.

Hin­zu­kom­men dürf­te ein Punkt, den mir auch eini­ge Leser mei­ner Buch­be­spre­chung mit auf den Weg gaben: Sie stell­ten die berech­tig­te Fra­ge, ob die Unsi­cher­heit der Eltern nur ein­ge­bil­det sei oder ob es dafür hand­fes­te Grün­de gebe. Trotz eines angeb­li­chen Fach­kräf­te­man­gels haben vie­le jun­ge Leu­te das Gefühl, nicht gebraucht zu wer­den. Wenn schon kin­der­lo­se Hoch­schul­ab­sol­ven­ten mei­nen, das Jetzt sei eine ein­zi­ge War­te­hal­le, dann sind die Exis­tenz­ängs­te jun­ger Eltern noch deut­lich ver­ständ­li­cher. Schließ­lich kön­nen sie auf der Arbeit mit den Kar­rie­ris­ten nie­mals mit­hal­ten, weil sie 16:30 Uhr beim Kin­der­gar­ten vor­bei­schau­en müssen.

Wie bei jedem gesell­schaft­li­chen Pro­blem hat es sich dabei ein­ge­bür­gert, nach dem Staat zu rufen. Der Staat müs­se mehr für die Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf tun, Eltern finan­zi­ell mehr unter­stüt­zen und in Ein­rich­tun­gen für Kin­der­be­treu­ung investieren.

In der Tat gibt es bei der Fami­li­en­po­li­tik in Deutsch­land gro­ßen Ver­bes­se­rungs­be­darf. Ich per­sön­lich fin­de es zum Bei­spiel äußerst unge­recht, daß man von Kind zu Kind weni­ger Eltern­geld bekommt, wenn man in der Zeit­span­ne zwi­schen den Kin­dern nicht wie­der voll arbei­ten war oder etwas län­ger als ein Jahr zu Hau­se blei­ben will. Für die Ein-Kind-Fami­lie tut unser Staat aus mei­ner Sicht genug. Kri­tisch wird es ab dem zwei­ten Kind.

Den­noch glau­be ich nicht, daß sich die Gebur­ten­ra­te in Deutsch­land durch höhe­re finan­zi­el­le Anrei­ze posi­tiv mani­pu­lie­ren lie­ße. Hier in Irland, wo ich die­ses Jahr mit mei­ner Frau und unse­ren Kin­dern lebe, gibt es ein biß­chen weni­ger Kin­der­geld als in Deutsch­land und die Bear­bei­tung der Anträ­ge dau­ert ewig (wir war­ten seit Mona­ten auf Ant­wort), doch trotz­dem ver­zeich­net Irland die höchs­te Gebur­ten­ra­te Europas.

Kul­tu­rel­le Rah­men­be­din­gun­gen dürf­ten also viel mehr Ein­fluß auf die Anzahl der Kin­der haben als finan­zi­el­le Anrei­ze. Aus die­sem Grund lohnt es sich, noch ein­mal inten­si­ver über das Ergeb­nis der Stu­die des Max-Planck-Insti­tuts für demo­gra­phi­sche For­schung nach­zu­den­ken. Bekom­men die Deut­schen nicht mehr Kin­der, weil sie an Schlaf­man­gel lei­den, ihre Bezie­hun­gen stres­si­ger gewor­den sind und sie nicht mehr jedes Wochen­en­de auf Par­tys, in Dis­ko­the­ken oder Thea­ter gehen können?

Auf die­se Fra­ge mit „Ja“ zu ant­wor­ten, fällt erst ein­mal des­halb so schwer, weil unse­re Eltern, Groß­el­tern sowie Urgroß­el­tern, die noch viel mehr Kin­der beka­men, doch die glei­chen Pro­ble­me hat­ten. Eines soll­te dabei auch fest­ste­hen: Eine grö­ße­re sozia­le Absi­che­rung als wir hat­ten sie defi­ni­tiv nicht und ihr Wohl­stands­ni­veau war deut­lich nied­ri­ger als unseres.

Es scheint also etwas mit unse­ren Erwar­tun­gen und unse­rem Ver­hält­nis zum eige­nen Wohl­stand nicht zu stim­men. Über­all auf der Welt läßt sich beob­ach­ten, daß die Gebur­ten­ra­te sinkt, sobald der Wohl­stand steigt. Kann man dage­gen nun über­haupt etwas unter­neh­men? Kön­nen wir uns als Kol­lek­tiv, als deut­sches Volk, auf ein „Weni­ger ist mehr“ ein­las­sen? Gibt es einen Weg zurück von der Über­hö­hung mate­ri­el­len Besit­zes hin zur Wert­schät­zung imma­te­ri­el­ler Din­ge und intak­ter sozia­ler Beziehungen?

Ich bin da äußerst pes­si­mis­tisch. Kon­sum­ver­zicht ist für den Ein­zel­nen natür­lich mög­lich, gesell­schaft­lich wird er aber eine Uto­pie blei­ben. Han­nah Are­ndt schreibt in Vita acti­va:

Die über­schüs­si­ge Zeit des Ani­mal laborans wird nie­mals für etwas ande­res ver­braucht als Kon­su­mie­ren, und je mehr Zeit ihm gelas­sen wird, des­to begehr­li­cher und bedroh­li­cher wer­den sei­ne Wün­sche und sein Appe­tit. Zwar ver­fei­nern sich die Begehr­lich­kei­ten, so daß der Kon­sum nicht mehr auf die Lebens­not­wen­dig­kei­ten beschränkt bleibt, son­dern im Gegen­teil sich gera­de des Über­flüs­si­gen bemäch­tigt. Aber dies ändert nicht den Cha­rak­ter der Gesell­schaft, son­dern birgt im Gegen­teil die schwe­re Gefahr in sich, daß schließ­lich alle Gegen­stän­de der Welt, die soge­nann­ten Kul­tur­ge­gen­stän­de wie die Gebrauchs­ob­jek­te, dem Ver­zehr und der Ver­nich­tung anheimfallen.

Für wahr­schein­li­cher hal­te ich es des­halb, daß wir irgend­wann zu einem genüg­sa­me­ren, suf­fi­zi­en­ten Lebens­stil gezwun­gen wer­den, soll­te die auf dem Sys­tem der Fremd­ver­sor­gung basie­ren­de Wachs­tums­ma­schi­ne eines Tages versagen.

Unab­hän­gig davon, ob es dazu wirk­lich kommt, ist eines jedoch sicher: Unser Volk wird ängst­lich auf die­sen Moment war­ten und sich bis dahin wei­ter den Sach­zwän­gen unter­wer­fen, die Gehor­sam zum mög­lichst per­fek­ten Funk­tio­nie­ren in einer ato­mi­sier­ten Gesell­schaft einfordern.

Genau­so wie ein Hero­in­ab­hän­gi­ger wider bes­se­res Wis­sen den Dea­ler schützt, steigt beim Geld­ab­hän­gi­gen mit zuneh­men­dem Kon­sum­ni­veau die pani­sche Angst davor, dass die Geld spei­en­de Wachs­tums­ma­schi­ne auch nur ins Sto­cken gera­ten könn­te. (Niko Paech)

 

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (33)

Mr. Kurtz

7. August 2015 17:36

Der Konsum ist das entscheidende Bindemittel der nicht gerade integrationsstarken multi-kulturellen Gesellschaft. Alle sind der gleichen Bilder- und Warenwelt aufgewachsen, unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund. Nirgendwo ist die One World-Utopie näher an der Realität, als beim (weltweiten) Konsumverhalten.
Mir ist jedenfalls -um nur ein kulturelles Beispiel zu nennen- noch kein junger, gläubiger Moslem begegnet, der lieber ein islamisches Auto, als einen Audi fährt, oder ein islamisches Smartphon bevorzugt.
Auch ein Großteil der stark steigenden staatlichen Transferleistungen in Europa und Deutschland fließt unmittelbar in den Konsum. Die Aufrechterhaltung (und Ausweitung) des Konsumverhaltens ist deshalb eine Existenzfrage der NWO.
Auch, wenn es derzeit keine gesamtgesellschaftliche Perspektive ist, der Konsumverzicht, nicht zu verwechseln mit Askese, ist heute ein Mittel, um sich wenigstens einen begrenzten Freiraum im Hamsterrad zu erhalten. Selbst für den Konsumverzicht bietet die moderne Konsumgesellschaft natürlich ausgewiesene Nischen, das System ist schließlich lückenlos...

OJ

7. August 2015 17:51

Mit der "Wertschätzung immaterieller Dinge und intakter sozialer Beziehungen" soll wohl insinuiert werden, dass unseren kinderreicheren Vorfahren andere Dinge wichtig waren als der schnöde Mammon. Dem steht der relativ banale - und schon tausendfach vorgetragene - Beweggrund entgegen, Kinder mangels wohlfahrtstaatlicher Absicherung gerade deshalb zu bekommen, um später nicht verhungern zu müssen.

Es dürfte bekannt sein, dass dies der Grund ist, weshalb Wohlfahrt und Geburtenrate negativ korrelieren.

Peter Niemann

7. August 2015 18:26

Das Fortpflanzungsverhalten des Menschen läßt sich sehr leicht erklären und dafür bedarf es keiner großen Rationalisierungs- oder Erklärungsstrategien, wie sich übrigens vieles beim Menschen sehr leicht erklären läßt. Kurzer Exkurs: Wenige Kräfte wie Trieb, Trägheit, Aggression, Schutzbedürftigkeit, Angst, Anerkennungssehnsucht sind für den Großteil des Verhaltens beim Menschen zu erklären, wobei es noch grundbiologische Notwendigkeiten gibt und alle miteinander auf komplexe Art und Weise hierarchisch und horizontal verbunden sind. Moderne Phänomene wie die Antifa (Aggression ausleben können in gesellschaftlich halbwegs anerkannter Form), Antirassismus (Aggression & Anerkennungssehnsucht), Fettleibigkeit (Essenstrieb gepaart mit Trägheit), Drogensucht (Trieb) sind nur einige der vielen in meinen Augen leicht zu erklärenden menschlichen Tendenzen.

Es ist also leichter aus Trägheit heraus wenige oder keine Kinder zu haben (aber eine grundbiologische Tendenz zu mindestens einem Kind ist bei vielen dennoch nicht auszuradieren) wenn die Angst vor der fehlenden Versorgung im Alter und dem Kindstod, das früher statistisch ein Drittel frühzeitig weggerafft hat, scheinbar wegfällt und der Trieb auf nicht-generative Art und Weise gestillt werden kann. Erst durch eine stark im Menschen wohnende "Überich-"energie wie sie z.B. durch Nationalismus, Religiosität, patriarchalische Erziehung, familiäre Sehnsucht als Zentrum der menschlichen Existenz, Volkserhaltsgedanken etc. entstehen kann, kann diese Trägheit und mangelnde Angst überwunden werden. Beispiele sind unter orthodoxen Juden in Israel, Amish in Amerika oder eben Moslems in westlichen Ländern zu finden.

Man müßte also im Durchschnittseuropäer eine Pro-Kind-Indoktrination von früh auf beginnen, und eben nicht das Gegenteilige wie es seit Jahrzehnten betrieben wird, dann würde man positive Effekte zeitigen können.

Pommer

7. August 2015 19:49

Ist Wachstum nicht gerade der Grund, warum man sich selbst zurückstellt? Sei es der Unternehmer der auf eine Investition spart oder der Schriftsteller der nur noch für sein Werk lebt, es in einem Wahn niederschreibt. Leben ist doch größer-werden-Wollen. Die Frage ist dann doch eher warum der heutige Mensch, oder besser, der weiße Mensch, nicht auch physisch größer werden will, warum er sich nicht vermehren will. Also ist die Frage doch letztlich, wieso will der Mensch kein Wachstum mehr?

Carl Sand

7. August 2015 20:07

"Dem steht der relativ banale – und schon tausendfach vorgetragene – Beweggrund entgegen, Kinder mangels wohlfahrtstaatlicher Absicherung gerade deshalb zu bekommen, um später nicht verhungern zu müssen".

Wohlstand macht kinderam (Bummsfallera)?

Ab ca. 1900 musste in Deutschland niemand mehr verhungern (Es sei denn, äußere Feinde haben dies palnmäßig durchgeführt).

Aber reden wir auch von späteren Zeiten. Den guten, alten 50ern. Oder den 70er Jahren. Niemand verhungert. Trotzdem Kinder.

Es ist die Tatsache, dass unsere Seelen planmäßig zerstört wurden. Es ist die Tatsache, dass wir längst im Stadium des Totalitarismus angekommen sind. Es ist die Tatsache: Es ist Mord, kein Selbstmord.

Laokoon

7. August 2015 21:20

1. Zum Thema: Aus dem persönlichen Umfeld weiß ich, dass russischstämmige Frauen in Deutschland viel früher Kinder bekommen (und heiraten).
Dies weniger wegen finanzieller Gründe, sondern weil (Zitat) "es bei uns russischen Frauen halt so ist". Also eine Art des Kopierens und Nachahmens dessen was man von der peergroup und Eltergeneration kennt. Ich habe i.Ü. Häufiger gehört es spräche ja gegen die Frau, wenn sie es bis Mitte 20 "nicht geschafft" habe, einen Mann zu binden. Kinder gelten also als Zeichen das man von jemand wertgeschätzt/ausgewählt wurde.
Meine deutschen Bekannten hingegen halten diese Einschätzungen, wenn ich davon berichte, für bescheuert.

2. ab vom Thema: Herr Menzel: Henning Eichberg hat mal in einem ziemlich schwachen Interview mit M. Brodkorb davon berichtet, dass Umzüge seine politische Akzentuierung beeinflusst haben. Es wäre für mich spannend zu hören, wie Irland sich auf sie und ihre Ansichten auswirkt.

Sakksa

7. August 2015 22:12

Wachstum, Konsum, Verunsicherung und fehlende Kinder auch woanders :

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43257738.html

Und hier, leider nur auf englisch, dafür ausführlicher, der Film dazu :

https://www.youtube.com/watch?v=0Z760XNy4VM

marodeur

7. August 2015 23:09

Was den Kindermangel betrifft, beobachte ich mehrere Phänomene, die sicherliche Teile des Problems erklären:
1. In der Öffentlichkeit sind Kinder kaum präsent. Man kann sich Tage lang bewegen ohne jeglichen Kontakt. Dadurch entsteht das Gefühl, dass Nachwuchs garnicht regulär zum Leben gehört. Es gibt sogar die sehr verbreitete Ansicht, dass Kinder so eine Art letztes Sahnehäubchen auf einem bereits perfekt gelungen Lebensentwurf darstellen. Die Perfektion stellt sich natürlich meist nicht ein und wenn doch, dann ist die Ernüchterung vorprogrammiert. Der Effekt verstärkt sich über Generationen.
2. Im Bekanntenkreis gibt es mehrere Paare, die keine Kinder "in diese schlimme Welt" setzen wollen. Hier spielt der deutsche Schuldkomplex eine wichtige Rolle. Jeden Abend ließt uns Klaus Cleber die Leviten, weil wir wieder Kinder für unsere Turnschuhe schuften lassen oder Flüchtling im Meer ertränken. Dabei hängt sein linkes Auge mahnend auf halb-10 und dem Michel vergeht die Lust auf Reproduktion.
3. Im Inneren spüren viele, dass ihre rein konsumgeprägte Existenz stumpf, sinnentleert oder einfach falsch ist. Der Verzicht auf Kinder ist dann eine Art Selbstkasteiung zu Gunsten der "Guten", die den Nachwuchs "verdient" haben. Das sind dann wahlweise Flüchtlinge, Arme oder sonstige unbelastete Geschöpfe.

Urwinkel

8. August 2015 02:34

Menzel: "Gibt es einen Weg zurück von der Überhöhung materiellen Besitzes hin zur Wertschätzung immaterieller Dinge und intakter sozialer Beziehungen?"

Ganz klar: Nein. Der Weg zurück ist grausam und steinig. Die von Ihnen in Frage gestellte Rückbindung, den Rezeptor, gibt es in den meisten Fällen nicht. Der Leser bleibt in den Augen der Alten ein Narr und komischer Kauz. Die Hippie-Leser lasen Hesse und andere Coming-Off-Age Geschichten, musizierten in Rock/Schlager-Musikgruppen während das Farb-TV zeitgleich zum Maß aller Dinge gehörte. Bücher und Theorie finden sich in kaum in einem Nachlass einst Gebärfreudiger und Zeuger. "Geh mir bloß weg mit dem Dreck!", bekam ich schon oft zu hören. Auch passend dazu: "Bücher? Was soll ich mit Büchern?" Konklusion: Wer liest hat keine Zeit sich ums Materielle zu kümmern. Diese Meinung der Generation der 1920-40er Jahre stand fest. Sie zeugten Kinder, jawoll. Aber bis heute schneiden jene, selbst Vater oder Mutter, ihren Kindern Grimassen, leben ihnen die induzierte Hässlichkeit und eigene Dummheit vor, einem lockeren "Du-musst-so werden-wie-ich!"-Schlager auf den Lippen. Und das ist nicht mehr witzig. Ganz plakativ, unkend nenne ich das: Die komplette Wohstandsverwahrlosung. Die schlaueren Köpfe begreifen und kanalisieren das Dilemma, so daß Mutterwerden wieder angesagt ist. Das treibt Blüten bis hin zu garstigen Lesben, die einen Memmenvater für ihr Kind suchen. Das ist ein ganz gewöhnliches Geschäft im Sinne der Wohlstandsvermehrung. Falls Sie fragen wollen, nein, ich bin noch kinderlos.

Weltversteher

8. August 2015 08:03

Eins ist doch klar zu sehen und kann für einfache Gemüter schon reichen, bzw. wäre auch nicht ganz einfach auszuräumen:

Die Erde ist tätsächlich zu stark bevölkert. Deutschland selbst ist ein Land drückender Enge. Wenn nun eh alle Menschen gleich sind, ist es doch schnuppe, wo man anfängt zu vermindern. Da wir Weißen zu den wenigen gehören, die (zutreffenderweise) (neben den Chinesen?) dieses Problem wahrgenommen haben, fangen wir halt bei uns an.

donna_alta

8. August 2015 09:15

Meine Kinder sind in einer Lebenssituation geboren, in welcher ich beruflich auf ganz unsicherem Boden stand. Als die Beziehung zum Vater meiner Kinder zerbrach, hatte ich nur noch meine Eltern, meine Familie und ein paar gute Freunde, die mir beistanden.
Aber lieben, erziehen, umsorgen musste ich meine Kinder allein. Keine Sekunde hätte ich darüber nachgedacht, was das für ein "Verlustgeschäft" ist. Ich erinnere mich an Kommentare, wie z.B. "Du opferst dich ja total auf für deine Kinder und verlierst deine schönsten Jahre!" Ich konnte nicht verstehen, was das bedeuten sollte, weil ich das überhaupt nicht so empfand. Natürlich habe ich die Nächte durchwacht, wenn sie krank waren, hab ihre Hand gehalten, als sie die ersten Schritte taten, sie in die Schule begleitet, ihre Tränen getrocknet. Und heute bin ich für sie da, wenn sie meine Hilfe brauchen. Ist das nicht normal?
Kinder zu bekommen ist ein sehr stark von innen gesteuertes Ding. Ich wusste schon als kleines Mädchen, daß ich einmal Kinder haben möchte, für mich, für die Erfüllung dieses unfassbaren Mysteriums. Und daran erfreue ich mich noch heute.
Kann es sein, daß uns das Nachdenken darüber vollkommen abhanden gekommen ist oder es uns ausgetrieben wurde?

Inselbauer

8. August 2015 10:08

Ich sehe auch nicht ein, warum es unbedingt 100 Millionen Deutsche geben soll. 50 tun es auch.
Viel wichtiger ist es, die politische Wende zu erzwingen. Wenn die Zuwanderer nicht mehr subventioniert werden, gehen sie doch wieder, und das gilt auch für die, die schon 40 Jahre hier sind. Wanderungsbewegungen sind nicht unumkehrbar, das ist eine absurde Vorstellung.
Wer hierbleiben will, obwohl es deutsch zugeht, soll einfach Deutscher werden. Da bleibt kaum einer übrig, soviel verspreche ich euch.
Wenn auch nur 10 Prozent der Energie, die in die biologische Hysterie investiert wird, gegen die Nato oder gegen die Propaganda des Regimes (z.B. durch konsequente NSU-Aufklärung) mobilisiert werden könnte, wäre viel gewonnen.

Monika

8. August 2015 11:23

Auch auf den Photographien meiner Vorfahren tummeln sich auch so viele Kinder.
Die fehlenden Kinder sind vor allem der Antibabypille geschuldet:
https://www.welt.de/wissenschaft/article136987307/Wie-seine-Pille-Sex-und-Kinderkriegen-entkoppelte.html

So erzählte man mir, dass sich meine Oma nach vier dicht hintereinander erfolgten Schwangerschaften ihrem Mann " verweigern" wollte, wie man das damals nannte. Der katholische Priester habe ihr im Beichtstuhl dann gesagt, sie habe ihre ehelichen Pflichten zu erfüllen.
Ich denke, aus dem gleichen Grund haben muslimische Paare mehr Kinder.
So einfach ist das.
Aber toll ist das auch nicht.

Siddharta

8. August 2015 12:14

Als Vater von - bis jetzt - zwei Kindern moechte ich dem Autor ausdruecklich widersprechen. Kinder kosten so viel Geld, dass ich mich manchmal frage, warum sich Personen eine teure Limosine kaufen, um zu protzen. Tatsaechlich geht der steigende Wohlstand auch nur teilweise in den Konsum der autochthonen Bevoelkerung. Ein grosser Teil des Volkseinkommens wird fuer insolvente Mittelmeeranrainer, Ruestungsgeschenke an einen Staat im Nahen Osten sowie die Ansiedlung illegaler Einwanderer zweckentfremdet. Es ist auffallend, dass gerade diese Ausgaben parteipolitisch nie kontrovers diskutiert werden, die Hoehe des Kindergeldes hingegen schon. In den achtziger Jahren begannen die Oekonomen die Oekologie in die volkswirtschaftliche Wohlfahrtsfunktion zu integrieren. Die Geburtenrate wird hingegen bis heute wie eine exogene Variable behandelt.

Kryptokonservativer

8. August 2015 13:53

Dass Kinder Geld kosten, ist klar. Dass die Entscheidung darüber, welche zu haben, jedoch nicht primär davon abhängt, ebenso. Hohe Geburtenraten verzeichnen sowohl reiche (z.B. Saudi-Arabien) als auch bitterarme Nationen. In Europa herrschte lange Zeit eine umgekehrt proportionale Beziehung von Einkommen und Familienplanung, wobei die Proleten ihre finanziell besser gestellten Landsleute weit hinter sich liessen (man denke an Monthy Pythons "Every sperm is..."). Gründe für die anhaltende Kinderlosigkeit in den "reichen" westlichen Industriegesellschaften (hinzuzurechnen sind, was dieses Phänomen betrifft, Japan, Südkorea, Taiwan) ist nun gerade deshalb müssig, weil es sich um ein kulturell induziertes Phänomen handelt; eine Kultur jedoch das Handeln des einzelnen wenn, dann als organisches Ganzes bestimmt. Eine einzelne Tendenz lässt sich daher schwer isolieren und als "Schuldiger" festmachen. Ich sehe hier mehrere Tendenzen am Werk, die in ihrem Zusammenwirkung die Entscheidung"für das Kind" erschweren, sich unter dem Schlagwort des "biographischen Utilitarismus" zusammenfassen lassen: Demzufolge gibt bietet der Liberalismus keine vorgezeichneten Lebenswege; das Individuum ist angehalten, eine jede seiner Entscheidungen im Hinblick auf die Maximierung der Entfaltung von "Glück" hin abzuwägen. Die Vermeidung von Konsumverzicht, die Angst, als Eltern zu versagen, sowie der Verzicht, in "diese schreckliche Welt auch noch Kinder zu setzen", gehören insofern zusammen.

Westpreuße

8. August 2015 17:25

Jedem der bisher 15 Kommentare kann ich etwas abgewinnen.

Ich bin mir allerdings nicht so ganz sicher, ob der mehrmals anklingende Gedanke, daß "früher" eine große Kinderschar notwendig war, um die Alten im Alter zu versorgen, bei uns...in Deutschland...zutraf.

Mir scheint eher, daß dies eine Gegebenheit ist, die in Gesellschaften in Afrika, aber ganz besonders im asiatischen Raum, gängig ist/war.
Und vorderer und hinterer Orient, der ja mittlerweile bei uns angekommen ist...Möglichst viele Kinder sind notwendig, um die Eltern zu versorgen.
Sippe, Großfamilie, Clan...?!

Durch die aufkommende Industrialisierung entstand ja Arbeitskräftebedarf. Wer ging (beispielhaft) ins Ruhrgebiet, Bergbau, Kohle, Stahl, Krupp und Borsig und wie sie alle hießen:

Die nachgeborenen Bauernsöhne aus den Ostprovinzen des Reiches.
Die schöne Landschaft machte eben nicht satt...
Der Älteste bekam den Hof. Die anderen mußten schauen.
Die Töchter sowieso...Irgendwie "unter die Haube kommen"...

Mein Vater, geboren im Ersten Weltkrieg hatte 12 oder 13 Geschwister.
Der kleine Bauernhof in Preußen, weit östlich, konnte gar nicht alle ernähren. So mußte er mit 14 Jahren den Hof verlassen, ging in eine Müllerlehre und schleppte fortan zentnerschwere Korn- und Mehlsäcke. Täglich 10 Stunden...

Im Familienarchiv befindet sich ein Foto seiner Eltern. Ziemlich ähnlich diesem. Schwäbische Auswanderer in Ungarn:

https://schwaben.hu/uploaded_files_fck/image/Veszprem/veszprem_05.jpg

Auf dem Foto könnte man meine Großeltern auf vielleicht fast 80 und fast 70 Jahre schätzen. Sie waren aber 45 und 55 Jahre alt...

Kinderreichtum war nicht nur ein Segen. Und von den 5, 7, 9 Kindern oder mehr starb eben etliche früh. Heutzutage kann man ein, zwei Kinder, sofern die Familie nicht von einem schrecklichen Unglück, Krankheit oder Unfall...,geschlagen wird, relativ sicher großziehen und sich an ihnen erfreuen...

Und manchmal, so meine Erfahrung, mochte man, pardon, den einen oder anderen aus Zorn, Frust, Enttäuschung, eigener Verletztheit..., an die Wand werfen, um zu schauen, ob es denn nun ein Prinz oder ein Frosch wird...

Insgesamt aber:
Kinder, unser Schatz, unsere Schätzchen, in guten wie in schlechten Zeiten...Sterne am Firmament...

Ich kenne etliche Ehepaare aus meinem Umfeld, eher grün-links gestrickt, die nun, im Alter, kinderlos einsam sind.
Und manchmal moser ich herum: Wer soll denn nun mal euren angehäuften Krempel erben? Aber darum geht es ja nicht...
Und wenn die Partnerschaft auch noch "sprachlos" geworden ist, weil man sich ja z.B. über die nicht verhandenen Kinder eben nicht unterhalten kann, sage ich: "Macht Bildungsreisen, Kultur und so..., der letzte Klebstoff, der euch zusammenhalten kann..".

Patriotische Grüße aus Thorn an der Weichsel

Eusebius84

8. August 2015 18:01

Na, da war wohl das Wort "Eugenik" oder "Automatisierung" unerwünscht. Dabei ist letzteres eines der besten Argumente gegen Einwanderung von Dritte-Welt-Menschen. Volkmar Weiss gibt mir hinsichtlich des E-Wortes im übrigen recht, während Elsbeth Stern so tut, als kämen Hochbegabte nur von unten. Ohne Hochbegabte geht es aber nicht! Unsere hochtechnisierte Zivilisation könnte ohne einen hohen mittleren IQ nicht existieren, weshalb es ja so düster in Afrika und moslemischen Ländern aussieht. Daher ist es, wie Sarrazin schon schrieb, _nicht_ egal, wer die Kinder bekommt. Wir sind keine austauschbare Biomasse. Siehe dazu das Buch "Hurra, wir werden Unterschicht!" von Peter Mersch.

Taurec

8. August 2015 21:57

"Ich bin mir allerdings nicht so ganz sicher, ob der mehrmals anklingende Gedanke, daß „früher“ eine große Kinderschar notwendig war, um die Alten im Alter zu versorgen, bei uns…in Deutschland…zutraf."

Diese Fragen sind eigentlich schon lange gelöst, etwa von Spengler im Untergang des Abendlandes.
Dieses Kapitel:
https://gutenberg.spiegel.de/buch/der-untergang-des-abendlandes-zweiter-band-5329/24

"Die große Wendung tritt ein, sobald es im alltäglichen Denken einer hochkultivierten Bevölkerung für das Vorhandensein von Kindern »Gründe« gibt. Die Natur kennt keine Gründe. Überall, wo es wirkliches Leben gibt, herrscht eine innere organische Logik, ein »es«, ein Trieb, die vom Wachsein und dessen kausalen Verkettungen durchaus unabhängig sind und von ihm gar nicht bemerkt werden. Der Geburtenreichtum ursprünglicher Bevölkerungen ist eine Naturerscheinung, über deren Vorhandensein niemand nachdenkt, geschweige denn über ihren Nutzen oder Schaden. Wo Gründe für Lebensfragen überhaupt ins Bewußtsein treten, da ist das Leben schon fragwürdig geworden."

Leider wird Spengler wohl nicht (mehr) verstanden.
Allein die hier vorgetragene Überlegung, ob der einstige Kinderreichtum ökonomische Gründe gehabt habe, verrät die geschwundene Lebenskraft, ohne die das Problem nicht gelöst werden kann. Man versteht nicht mehr, wie die Vorfahren dachten, fühlten, empfanden, so daß man ihnen den eigenen aufs materialistische begrenzten Horizont unterstellt. Das soll kein Angriff sein, sondern lediglich darauf hinweisen, daß die Probleme tiefer liegen und nicht planmäßig, mit dem Verstand gelöst werden können. Es ist ein seelisches Leiden, das bei vielen wahrscheinlich unheilbar ist, so daß sie für die Zukunft Europas nicht mehr in Frage kommen.

Udo

9. August 2015 00:02

Also,
das kulturelle Faktoren auf die Geburtenhäufigkeit einwirken, ist bekannt (siehe die Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen religiöser Praxis und Kinderzahl).
Und das dann, wenn über die Kinderzahl nachgedacht wird, meistens wenige (zu wenige) Kinder "rauskommen". Also ist ein gesellschaftliches Klima wichtig, in dem nicht "geplant" wird, sondern Kinder einfach kommen.
Aber die ökonomische Seite spielt schon eine Rolle. So sind praktisch alle Versicherungen (nicht nur die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung, auch private Lebensversicherungen) Versicherungen, die den Nutzen von Kindern auf die vorhergehende Generation umverteilen, ohne Rücksicht, ob da selbst Kinder großgezogen wurden oder nicht. Offensichtlich haben alle Gesellschaften, wenn sie wohlhabend geworden sind, der Versuchung nicht widerstanden, eine solche Umverteilung vorzunehmen. These: Nicht die reiche Gesellschaft, aber der Wohlfahrtsstaat ist mit einer sich selbst reproduzierenden Gesellschaft unvereinbar.
Was das Elterngeld angeht: Das ist ja im Kern auch nur eine Maßnahme, die Eltern nach kurzer Zeit wieder von der Reproduktion abzubringen und zur Produktion anzuhalten. Vollkommen richtig, es ist ein Mittel zur Förderung der 1-Kind-Familie. Und: Ich hab es selbst beantragt: Die Bürokratie des Wohlfahrtsstaats wird damit gestärkt.

Carl Sand

9. August 2015 06:53

Vielen Dank, Inselbauer, für Deinen Kommentar. Es ist schwer, an der Monströsität dessen, was gerade geschieht, nicht zu zerbrechen.

Diese Monströsität legt eine Radikaltät dessen was notwendig wäre nahe, die mich erschaudern lässt. Andere mögen dabei Lust empfinden, für mich gibt es Lösungen, die ich niemals anwenden wollte.

Auf der anderen Seite lässt die Monströsität einen erstarren und letzlich paranoid werden. Da wird dann wirklich alles, aber auch alles zum Teil des großen Plans von "Denen". - Und als Ratschlag wird nur noch das Vergraben von rassekundlichen Büchern in wasserfesten Kisten und das Ausstrahlen von - ich ironisiere hier leider wirklich nur ein wenig - Radiobotschaften ins All als Warnung an Außerirdische vor einem "NWO-occupied-planet" anempfohlen.

Ein Hoffnungsschimmer zur Morgenstunde - sehr schön und dringend nötig. Ganz persönlichen Dank.

Monika

9. August 2015 07:59

Tolstaja war sechzehnmal schwanger,[4] hatte drei Fehlgeburten, von den dreizehn Kindern erreichten acht das Erwachsenenalter, eine Empfängnisverhütung lehnte Tolstoi ab. In der Phase der Entstehung der Anna Karenina starben drei der Kinder und zwei Tanten und Sofja erkrankte schwer, so dass eine gemeinsame Arbeit nicht möglich war. Ende der 1880er Jahre erwarb die Familie ein Haus als Wohnsitz in Moskau, um den Kindern eine Ausbildung in der Stadt zu ermöglichen. Das Ehepaar entfremdete sich zunehmend. „Er entfernte sich, aber nicht im alltäglichen Leben, sondern in seinen Schriften, seinen Predigten an die Menschen, wie man leben solle“ (S. 250f).

Wer die Tagebücher der Sofia Tolstaja ließt , ist beeindruckt von der Lebensleistung dieser Frau, die doch ganz hinter ihren Mann zurücktritt.
Tolstoj war sexgetrieben, wie man heute sagen würde.
Viele Passagen in den Tagebüchern seiner Frau sind beklemmend zu lesen.
Man muß keine Feministin sein, um vom privaten Tolstoi ernüchtert zu sein.
Selten klaffen persönlicher Anspruch und Werk ( etwa die Kreutzersonate) mehr auseinander als bei diesem Mann.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Sofja_Andrejewna_Tolstaja

imbild

9. August 2015 10:46

Kinder sind ja heutzutage gewissermassen sehr teure Haustiere .
Sowas kann sich nicht jeder leisten.
Für viele tuts dann auch ein Hund.

Westpreuße

9. August 2015 12:13

@ Taurec

Sie haben das passende Zitat und eine einleuchtende Interpretation gebracht. Insofern sage ich: Wieder etwas gelernt...

Aber auch: Ist Spengler nahe an der "Lebens-Wirklichkeit" dran?
Oder ist es vielleicht gar eher eine "behauptete Wahrheit"...
Ich weiß es nicht...

Felix Menzel: "Konsum, Verunsicherung und fehlende Kinder."
Und hier die Statistik hinsichtlich der Geburtenrate der Völker.

Erschreckend:
Die Ergebnisse an der Spitze UND die Ergebnisse am Schluß.
Deutschland: Rang 219...

https://www.laenderdaten.de/bevoelkerung/geburtenrate.aspx

Felix Menzel schreibt ja von den je unterschiedlichen Rahmenbedingungen, die dies und das und jenes beeinflussen...
Ich bin (mir selbst) gegenüber sehr mißtrauisch geworden, wenn ich meine, den oder die Nachbarn an unseren Grenzen zu verstehen.
Sie sind ja so nahe...

Wie ist die Lage bei unserem Nachbarn Polen, mit dem uns durch die Jahrhunderte so viel verbindet, so und so...
Rang 200, eigentlich doch erstaunlich in einem katholisch geprägten Land. Zumindest auf den ersten Blick...

Felix Menzel führt hinsichtlich der Geburtenrate Irland positiv an. Richtig!
Und wie ist der Rahmen in Polen? Und warum sind dort (hier) die Ergebnisse so anders?
Der sozio-kulturelle Rahmen, der uns häufig unbekannt ist,
weil wir nur auf die Ergebnisse schauen, sieht so aus:

Zu den jungen polnischen Frauen:
Sofern bildungswillig (und fähig), einem Studium sehr zugeneigt. Die kluge Polin will alles sein, aber auf keinen Fall wie die Mutter: Keine Tochter der "matka Polka", die sich für die Familie "opfert". Jedem geläufig. Traditionelle Rollenmuster sind nicht gefragt. Ausnahmen bestätigen die Regel...

Sie studiert und sucht sich einen "Job". Und das ist schwierig. Und wenn es nicht gelingt, wandert sie ganz oder zeitweise aus. Oder sticht im Frühjahr/ Sommer Spargel bei uns und pflückt Erdbeeren. Und danach: Wo ist ein "Job" für mich...Sie ist nie wehleidig...

Deutsche akademisch gebildete Frauen, die schlampig herumlaufen und sich nicht für ihren Freund, Partner, Mann "hübsch machen":
Kein Verständnis...Ebenso kein Verständnis für deutsches Emanzentum...

Der Pole als Mann:
Total verunsichert angesichts soviel Selbständigkeit. Etwa 30 % der Männer zwischen 25 und 35 leben noch bei den Eltern. Das prägt. Junge Frauen beklagen sich, daß der polnische alleinstehende Mann irgendwo zwischen Vergangenheit und Gegenwart stehengeblieben ist.
Er will etwas, aber was? Und "sie" will nicht so sein wie seine Mama...

Und Liebe, Erotik, Sex? Kann man im Zeitalter der sozialen und persönlichen Netzwerke jederzeit abrufen, sozusagen...
Das ist von mir aber alles ein bißchen plakativ formuliert!

Und weil das so ist, sind die Polen auch ein absteigendes Volk.
Aber, im Gegensatz zu uns, wollen sie unter sich bleiben...
Fremde sind als Gäste herzlich willkommen, sofern sie die Landessitten achten.
Menschen aus fremden Kulturkreisen sind ihnen weniger genehm.
Nichtchristen schon gar nicht...

Patriotische Grüße aus Thorn an der Weichsel

Nordlaender

9. August 2015 14:09

@ Inselbauer

"Ich sehe auch nicht ein, warum es unbedingt 100 Millionen Deutsche geben soll. 50 tun es auch.
Viel wichtiger ist es, die politische Wende zu erzwingen."

Ihre zutreffende beunruhigende Analyse beruhigt mich wieder ein wenig. Das populäre Demographie-Mem ist neben der Islamkritik womöglich DER wirkungsvollste Ablenker, der der NWO zuspielt.

Ohne den kalten Blick auf das Große Bild kann keine sinnvolle militärische Strategie entwickelt werden. Wer sich nur mit ein, zwei kleinen Mosaiksteinchen ("gender"-Hauptverströmung z.B.) befaßt, ist so harmlos für das Regime wie Tante Olga mit ihrer Klage, daß die Kinder zu lange vor dem Fernseher säßen.

P. Weber

9. August 2015 15:09

So lange, wie wir glauben, dass nur die Erwirtschaftung von Mehrwert, also der berufliche Weg, eine Karriere ist - solange wie wir danach streben, mehr als der Nachbar zu haben und solange wie wir Kinder als Accessoires und nicht als Familienmitglieder ansehen, wird sich da auch nichts ändern.
Es geht immer um die "individuelle Verwirklichung". Eine ganz gefährliche Vision der Linken...Passend dazu, ich glaube es steht im Editorial der aktuellen Sezession? Die Linken sehen eine Wunschwelt und sind an der Realität vorbei. Das ist m.E. das größte Problem. Es geht in unserem Leben nämlich nicht um die Selbstverwirklichung sondern wir haben nun mal Aufgaben und Verpflichtungen und dazu gehört auch die Erziehung von Nachfahren.

Alexey

9. August 2015 15:36

Etwa ein Viertel der Kinder in Irland haben im Ausland geborene Mütter. Soviel zu den höheren Geburtenraten dieses Landes...

https://en.wikipedia.org/wiki/Demographics_of_the_Republic_of_Ireland#Demographic_history

Hugo

9. August 2015 23:11

Seit 1974 gilt die Fristenregelung. Schätzungsweise 3 Millionen Menschen wurden seitdem auf brutale Weise von Schlächtern die sich "Ärtzte" nennen ermordet. Man nennt diese Singularität beschönigend "Abtreibung". Der Umstand spielt in der Mediokratie keine Rolle. Gleichzeitig werden massenweise Flüchtlinge ins Land geholt, meist ohne Bildung und mit sehr stark abweichenden Wertevorstellungen. Daß dahinter kein Plan stecken soll ist unvorstellbar.

&Carl Sand: in den letzten 115 Jahren gab es nur 12 Jahre, in denen die Geburtenrate in Deutschland steil nach oben ging, 33-45.

Taurec

10. August 2015 01:41

Aber auch: Ist Spengler nahe an der „Lebens-Wirklichkeit“ dran?
Oder ist es vielleicht gar eher eine „behauptete Wahrheit“…
Ich weiß es nicht…

Spengler hat, soweit ich es seit meiner Erstlektüre aus eigener Beobachtung und historischer Betrachtung beurteilen kann, im Wesentlichen recht behalten.
Er hat - mag man ihm im einzelnen zustimmen oder nicht - eine Beschreibung des Zyklus der Hochkulturen geliefert, die im Grunde den Entwicklungsphasen jeden lebenden Wesens entspricht. Ich halte das für ein Gesetz, das auf allen Ebenen der Schöpfung wirkt. In dieser Hinsicht hat er recht, auch wenn er in einzelnen Dingen unrecht hat. Der Gedanke läßt sich weiterführen.
Die typischen Verfallserscheinungen, die wir beobachten, gehören zum Alter. Es läßt sich nicht aufhalten. Das Abendland wie es einst war, wie wir es uns romantisierend vorstellen sowie die Zivilisation, die wir alltäglich erleben, sind nicht zu retten.
Was wir aber erreichen können, ist einen Ableger zu schaffen, die seelische Grundlage, den glühenden Wesenskern in einer Minderheit Starkgebliebener zu erhalten und durch das dunke Zeitalter zu bringen, bis ein Wiederaufstieg möglich ist, der seinem Wesen nach unser Erbe weiterlebt. Es handelt sich um nichts weiteres als die Übertragung der Kindszeugung auf die Ebene der Gesamtkultur.
Alles andere, was letztlich dem Hinauszögern dient, ist Todeskampf, der gleichermaßen unvermeidbar und notwendig wie vergeblich ist.

Taurec

10. August 2015 02:23

Oder ist es vielleicht gar eher eine „behauptete Wahrheit“…

Nachtrag: Natürlich ist jede Wahrheit nur eine behauptete Wahrheit. Das liegt in der Natur von Wahrheiten. Sie beanspruchen Ewigkeit, während der Verkünder aus der Innenperspektive Aussagen über etwas zu machen versucht, das seine Fassungskraft übersteigt. Es gibt so viele Wahrheiten, wie es Zeiten und Denker gibt.
Zielführender ist die Überlegung, ob ein Gedanke nützlich ist, d. h. ob er dem Empfänger ein gedankliches Mittel gibt, das ihn zum Ausdruck seiner selbst, also sinnvollem Handeln befähigt.
Mir persönlich hat Spengler (in jugendlichen Jahren gelesen) einst enorm weitergeholfen, weil er die zugrundeliegende Ordnung blitzartig ausleuchtete, mir dabei vermittelte, was ich instinktiv ohnehin bereits ahnte.

M. M.

11. August 2015 11:00

Es geht auch anders - jewishpolicycenter.org:

Israel's fertility rate of three children per Jewish woman is higher than that of any other country in the developed world, and the only fertility rate substantially above replacement. Only the United States among the world's industrial nations has a fertility rate around the replacement level of 2.1; Europe and East Asia are headed for eventual population decline with fertility of just 1.5 children per woman. Israeli women, by contrast, have three children on average; non-Haredi Jewish women have an average of 2.6.

...
While Israel's ultra-Orthodox minority contributes disproportionately to Jewish population growth, most of the increase in Jewish births comes from the secular and non-Orthodox religious categories, which average 2.6 children per woman. Faitelson notes that the ultra-Orthodox fertility rate fell over the past decade, while the fertility of the general Jewish population rose.

Hilft uns erst einmal nicht, aber wo ein Wille ist, scheint ein Weg zu sein.

Westpreuße

11. August 2015 16:15

@ Taurec

Ich werde mich noch einmal mit Spengler beschäftigen!

Im Winter. In den Weiten der Ostprovinzen. Im Staate Polen.
Wenn es morgens spät hell wird. Und nachmittags früh dunkel.
Jetzt ist schwer nach-denken. Slawische Augen lenken ab.
Dunkel wie Weichselkirschen...

Patriotische Grüße aus Thorn an der Weichsel

Jac

16. August 2015 15:48

Das seltsame ist, dass Migranten meistens gesunde Familiengrößen haben, bis sie sich mit unserem Geist infizieren.

Es hat auch viel mit Werbung und Werten zu tun.

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.