Entfremdung – zur Renaissance eines Begriffs

Der Begriff der Entfremdung ist einer der Zentralbegriffe des Marxismus und auch der Frankfurter Schule.

Lutz Meyer

Lutz Meyer kommt aus der linksanarchistischen Szene, seine Themen findet er auf der Straße.

Ohne die Beru­fung auf eine Ent­frem­dung des Men­schen gegen­über der Arbeit, den gesell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen über­haupt, ohne den durch die Ent­frem­dung gegen­über den ande­ren Dimen­sio­nen des Lebens ent­ste­hen­den ein­di­men­sio­na­len Men­schen und die dar­aus resul­tie­ren­de Auf­for­de­rung zur Revol­te wäre das, was oft als Kul­tur­mar­xis­mus bezeich­net wird und im Gefol­ge von 1968 die Gesell­schaft und Staat nach­hal­tig ver­än­dert hat, kaum mög­lich gewesen.

Dabei ist die­ser Begriff kein genu­in lin­ker. Ein Blick in die Ideen­ge­schich­te der letz­ten zwei­ein­halb Jahr­hun­der­te zeigt, daß das Unbe­ha­gen an der Zivi­li­sa­ti­on auch dort ver­brei­tet ist, wo nicht links gedacht ist. Sehr aus­ge­prägt ist die­ses Unbe­ha­gen auch bei Mar­tin Heid­eg­ger. Des­sen Begriff­lich­keit der „Unei­gent­lich­keit“ und des „Man“ meint nichts ande­res. Daß mit Her­bert Mar­cu­se einer der ent­schei­den­den Vor­den­ker der 68er-Revol­te sich nicht nur von Marx, son­dern vor allem von Heid­eg­ger ent­schei­dend hat inspi­rie­ren las­sen, ist bekannt. Der ursprüng­lich vor allem auf die Pro­duk­ti­ons­ver­hält­nis­se bezo­ge­ne mar­xis­ti­sche Ent­frem­dungs­be­griff wird nun in einem ganz all­ge­mei­nen Hori­zont auf jedes Indi­vi­du­um bezo­gen: Revo­lu­tio­nä­res Sub­jekt ist nicht mehr das Pro­le­ta­ri­at, son­dern wirk­lich jeder, der die Ent­frem­dung spürt. Der gera­de­zu exis­ten­ti­el­le Appell „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ hat hier sei­ne Wurzeln.

Spä­ter wur­de es um den Ent­frem­dungs­be­griff merk­wür­dig still. Das geschah, als den Nach­fah­ren von Ador­no, Hork­hei­mer und Mar­cu­se däm­mer­te, daß die­ser Begriff sei­nem Gehalt nach ein extrem reak­tio­nä­rer ist, bezieht er sich doch auf eine im Vor­hin­ein fest­ge­leg­te Bestim­mung des Wesens des Men­schen. Nur auf­grund einer sol­chen vor­gän­gi­gen Wesens­be­stim­mung kann so etwas wie Ent­frem­dung über­haupt statt­fin­den und kon­sta­tiert wer­den. Genau das aber, die anthro­po­lo­gi­sche Fest­le­gung, darf es nicht geben – nicht nur für die im dia­lek­ti­schen Pro­zeß fort­schrei­ten­de Lin­ke nicht, son­dern auch für das auf Nivel­lie­rung, per­ma­nen­te Ver­än­de­rung und Glo­ba­li­sie­rung bezo­ge­ne öko­no­mi­sche Den­ken der Welt­kon­zer­ne nicht.

In der Tat ist es so, daß man, um Ent­frem­dung spü­ren zu kön­nen, das Eige­ne ken­nen oder doch wenigs­tens erah­nen muß. Ohne Eige­nes kei­ne Ent­frem­dung – wer ohne Schwer­punkt und Wur­zel­grund lebt, tau­melt bezugs- und halt­los im wert­frem­den Raum, ist über­all zu Hau­se und nirgendwo.

Ein wich­ti­ges Hilfs­mit­tel der Bewusst­wer­dung des Eige­nen ist die Erin­ne­rung. Des­halb war es schon in ältes­ten Zei­ten üblich, nach poli­tisch-reli­giö­sen Umwäl­zun­gen die Erin­ne­rung aus­zu­lö­schen. Als Pha­rao Ech­na­ton den Kult des Aton ein­führ­te und die alte Pries­ter­kas­te ent­mach­te­te, fie­len alle Sym­bo­le des alten Glau­bens der Zer­stö­rung anheim. Die Aus­lö­schung soll­te radi­kal sein. Nach Ech­na­tons Tod voll­zog sich ein erneu­ter Wan­del. Der Glau­be an die alten Göt­ter wird zer­stört, denn an ihnen hängt (neben kon­kre­ten Macht­fra­gen) auch die Wesens­be­stim­mung des Menschen.

Nichts ande­res geschah im 18. und 19. Jahr­hun­dert in Nord­ame­ri­ka mit den India­nern. Deren phy­si­sche Ver­nich­tung war ab einem bestimm­ten Zeit­punkt nur dann noch nötig, wenn es zu Über­fäl­len auf wei­ße Sied­ler kam. Ansons­ten reich­te es, die Stäm­me vom Land ihrer Väter zu ver­trei­ben und in ent­le­ge­ne Reser­va­te umzu­set­zen – etwas, was sich gut als huma­ni­tä­rer Akt tar­nen ließ. Da die Prä­senz der Ahnen­geis­ter an den kon­kre­ten Ort gebun­den war, konn­te man durch sol­che Umsie­de­lungs­ak­tio­nen die Iden­ti­tät der Urein­woh­ner wir­kungs­voll für alle Zei­ten zerstören.

Nichts ande­res geschah im Kom­mu­nis­mus, nichts ande­res geschieht auch heu­te welt­weit – der Glo­ba­li­sie­rungs­pro­zeß ent­wur­zelt und entor­tet Men­schen, raubt ihnen ihre Iden­ti­tät, redu­ziert sie auf eine Rol­le als aus­tausch­ba­res Räd­chen im öko­no­mi­schen Getrie­be, macht sie zu gesichts­lo­sen Nie­man­den. Das betrifft kei­nes­wegs nur uns hier in Mit­tel­uro­pa, son­dern auch jene, die von weit­her an unse­re Gesta­de gespült wer­den. Wur­zel- und Hei­mat­lo­se wer­den zu ande­ren Wur­zel- und Hei­mat­lo­sen getrie­ben (um nicht zu sagen: auf­ein­an­der gehetzt). Es scheint so, als soll­te die Wur­zel- und Hei­mat­lo­sig­keit end­gül­tig zum uni­ver­sa­len Prin­zip erho­ben werden.

Der neu­zeit­li­che west­li­che Mensch hat­te mit der His­to­rie einst ein Mit­tel erfun­den, sich immer wie­der auf sei­ne Iden­ti­tät und sei­ne Her­kunft besin­nen zu kön­nen. So wur­de er über­haupt erst in die Lage ver­setzt, sys­te­ma­tisch statt­fin­den­de Ent­frem­dungs­pro­zes­se zu erken­nen. Da ver­wun­dert es nicht, daß der Geschichts­un­ter­richt in den Schu­len, der das Tor zur Ver­gan­gen­heit und damit zur Her­kunft öff­net, zuneh­mend mar­gi­na­li­siert wur­de. Man könn­te arg­wöh­nen, daß unfä­hi­ge Geschichts­leh­rer als sys­tem­re­le­vant erach­tet wur­den und wer­den. Wo Geschichts­un­ter­richt über­haupt noch statt­fin­det, befaßt er sich heu­te fast aus­nahms­los kri­tisch und in nega­ti­ver Wei­se mit der Her­kunft der Unter­rich­te­ten. So wur­den gan­ze Schü­ler­ge­nera­tio­nen ihrer Her­kunft ent­frem­det – ohne jede Chan­ce auf posi­ti­ve Bezugs­punk­te im Vergangenen.

Die Aus­lö­schung der Erin­ne­rung (vgl. die Begrif­fe dam­na­tio memo­riae und aboli­tio nomi­nis) war voll­endet. Wenn hier und da sich heu­te noch jemand an sei­ne Wur­zeln, sei­ne Vor­fah­ren, sei­ne Her­kunft und alte Gebräu­che erin­nern möch­te – bit­te­schön, Pri­vat­sa­che, indi­vi­du­el­le Schrul­lig­keit, die man tole­riert, solan­ge sie nicht ins Poli­ti­sche gewen­det wird. Was nun aber, wenn genau dies gesche­hen wür­de: Die Erin­ne­rung an die Her­kunft, an das Eige­ne, an die Wur­zeln und damit die Bewußt­wer­dung einer eige­nen Iden­ti­tät in har­ter, schar­fer Abgren­zung zu ande­ren Iden­ti­tä­ten? Wür­de das nicht immer mehr Men­schen begrei­fen las­sen, daß sie ihrer eige­nen Iden­ti­tät metho­disch und in böser Absicht ent­frem­det wur­den? Was, wenn die­ses Gefühl der Ent­frem­dung, des Fremd­wer­dens im Hier und Heu­te, poli­ti­sche Dimen­sio­nen anneh­men wür­de? Ansatz­punk­te gibt es genug – nicht zuletzt sind es aus­ge­rech­net die mas­sen­haft zuwan­dern­den Ent­wur­zel­ten aus der Frem­de, die dem Ent­frem­dungs­pro­zeß hier­zu­lan­de Auf­trieb geben.

Ent­frem­dung bedeu­tet: Etwas, das bis­lang Auto­ri­tät bean­spruch­te, wird bedeu­tungs­los, es fin­det kei­ne Iden­ti­fi­ka­ti­on mit ihm mehr statt. Die Bin­dung zur Auto­ri­tät geht in die Brü­che. Die Auto­ri­tät selbst ver­kommt zur Lach­num­mer – die 68er haben es vor­ge­lebt. Man mag über Fritz Teu­fel und Kon­sor­ten den­ken, was man will, doch sie hat­ten ein ein­zig­ar­ti­ges Talent, ange­maß­te Auto­ri­tä­ten in ihrer gan­zen Lächer­lich­keit zu ent­blö­ßen. Lachen tötet – und zwar gründ­li­cher als ein Maschinengewehr.

Dar­aus las­sen sich Leh­ren zie­hen. Die Ent­frem­dung unse­rer Tage fin­det statt gegen­über einem Staat, der so etwas wie eine mas­sen­haf­te Zuwan­de­rung zuläßt und for­ciert, gegen­über Poli­ti­kern, die so etwas vor­an­trei­ben, gegen­über Unter­neh­men, die so etwas ver­lan­gen, gegen­über Medi­en, die so etwas begrü­ßen und beju­beln, gegen­über allen in Nach­bar­schaft und Freun­des­kreis, die sich mora­lisch über­le­gen dün­ken, weil sie das alles für nor­mal und sogar wün­schens­wert hal­ten. War­um sich immer um müh­se­li­ge Ana­ly­se, kräf­te­zeh­ren­de Ent­lar­vung bemü­hen, war­um nicht das alles ein­fach in Grund und Boden lachen? Hin­ter einem sol­chen Lachen kann durch­aus ein grim­mi­ger Ernst stehen.

Ent­frem­dung ist wün­schens­wert. Sie läßt uns jetzt etwas fremd wer­den, was bis­lang Iden­ti­fi­ka­ti­on und Bedeu­tung bean­spruch­te – durch die­ses Fremd­wer­den des nur ver­meint­lich Nahen (sprich des­sen, was sich als Ersatz für das Eige­ne auf­ge­drängt hat) wird uns bewußt, daß uns bestimm­te Dimen­sio­nen unse­res Daseins ver­lo­ren gegan­gen sind, daß wir (wenn­gleich auch auf ande­re Art, als Her­bert Mar­cu­se es sich dach­te) ein­di­men­sio­nal gewor­den sind. Die Ent­frem­dung ist aber nicht nur Abkehr und Iden­ti­fi­ka­ti­ons­ver­wei­ge­rung, son­dern führt uns zurück auf das Eigene.

Ent­frem­dung lei­tet einen Pro­zeß der Frei­le­gung von etwas Ver­lo­ren­ge­gan­ge­nem ein. Wie hieß es damals im Gefol­ge von 1968 (und ursprüng­lich auf den guten alten Anar­chis­ten Proudhon zurück­ge­hend)? Rich­tig: Unter dem Pflas­ter liegt der Strand. Ganz recht. So ist es. Und jetzt sind wir es, die das Pflas­ter auf­rei­ßen und uns längst ver­lo­ren Geglaub­tes zurückholen.

(Bild von kunstnet.de)

Lutz Meyer

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Kommentare (56)

Albert

12. August 2015 14:42

Sehr schöner Text.

Innerer Exilant

12. August 2015 14:58

Dem ist nichts hinzuzufügen, logisch strukturiert, sehr gut analysiert, Bravo ! Eines denkenden Menschen würdig, genau das, was man nach einem Artikel in der Tageszeitung braucht.

Erik Sieven

12. August 2015 15:03

Der Kulturmarxismus selbst bildet ja Autoritäten, Werte und Verbindlichkeiten aus. Häufig mit großem Pathos und Anspruch an emotionale Beteiligung. Mit Säulenheiligen wie Martin Luther Kind, Mandela etc. Mit den ganzen Denkverboten der politischen Korrektheit. Mit der anerzogenen Fähigkeit nichts zu bemerken was wichtig wäre. Und vor allem mit Lachverboten. Was auf der Rechten fehlt sind Komiker, Kabarettisten, Satiriker die dabei helfen würden den Antirassismus und Kulturmarxismus auszulachen.

Nordlaender

12. August 2015 15:18

Feine Ansprache, Herr Meyer. Bestechend, glasklar.

Als Identität konkurrieren zwei einander widersprechende Entwürfe.
Erich Fromm, Vertreter der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule:

"Seelische Gesundheit im humanistischen Sinne ist gekennzeichnet durch die Fähigkeit zu lieben und schöpferisch tätig zu sein, durch die Loslösung von den inzestuösen Bindungen an die Familie und die Natur, durch ein Gefühl der Identität, das sich auf das Erlebnis des Selbst als Subjekt und Urheber der eigenen Kräfte gründet, und durch die Erfassung der Realität im eigenen Ich und außerhalb seiner selbst, das heißt durch die Entwicklung von Objektivität und Vernunft."

Fromm, Erich: Wege aus einer kranken Gesellschaft - Eine sozialpsychologische Untersuchung/ Amerikanische Originalausgabe: The Sane Society, 1955.

"I am what I am
I am my own special creation
So come take a look
Give me the hook or the ovation
It is my world
That I want to have a little pride in
My world
And it is not a place I have to hide in
Life is not worth a damn
Till you can say
I am what I am ..."

Gloria Fowles ("Gaynor"), schwarze Unterhaltungssängerin in den VSA

Die andere Auffassung von Identität wird hier ja oft genug vertreten, muß also nicht explizit aufgeführt werden.

Peter Voit

12. August 2015 15:37

Mit den Worten von Clemens Brentano (1778 - 1842) aus dessen Satire über den "Philister":

"Sie verachten alte Volksfeste und Sagen, und was an einsamer Stelle vor moderner Frechheit im Alter ergraut ist. Sie unterhalten sich besonders gern von Vaterland und Patriotismus; wenn man sie aber genauer fragt, warum sie ihr Vaterland lieben, so fangen sie an, sich selbst darüber zu wundern; denn sie gestehen gern ein, daß sie ewig damit umgehen, alles, was ihr Vaterland zu einem bestimmten individuellen Lande macht, zu vernichten ..."

"Alles, was kein Geschick, was der Tod selbst nicht raubt, die hieroglyphischen Fußstapfen, in welche die Geschlechter ihren Nachkommen den Baum der Liebe und Treue zu dem Flecken Landes, den sie bewohnen, vererben, wetzen sie aus, damit bald kein Philister mehr wisse, wo er zu Hause ist ..."

Mr. Kurtz

12. August 2015 15:40

Wer konzentrierte Entfremdung hautnah erfahren möchte, ohne deshalb auf die lohnenden Lektüre des ausgezeichneten obigen Textes und der angesprochenen Autoren zu verzichten, möge sich Montagsmorgen um 7.30 h in einer x-beliebigen U-Bahn einer x-beliebigen bunten Stadt einfinden, und die Menschen auf ihrem Weg zur Arbeit beobachten.
Anders als beim gemeinsamen Konsumrausch am Samstag, in den Tempeln des Einzelhandels, tritt hier die äußerste Vereinzelung des modernen Massenmenschen in ihrer reinsten Form zu tage.

Meier Pirmin

12. August 2015 15:43

@Erik Sieven. Was Sie vermissen, macht der Kabarettist und Satiriker Andreas Thiel ununterbrochen.

Der Gutmensch

12. August 2015 15:45

Das Problem haben die Biografien von Leuten wie Fritz Teufel ja auch herausgestellt: Irgendwann bleibt nichts mehr zum Lachen übrig, irgendwann hat ist alles verlacht und verkauft.

Die 68er waren, sind und bleiben keine Vorbilder, sondern freche Rotznasen, die nichts beeindruckt als das eigene Spiegelbild. Persönlichkeiten wie Wilhelm Busch oder Vicco von Bühlow hingegen wussten, worüber man lachen darf, muss - und worüber nicht. Diese Unterscheidung ist verschütt gegangen.

Aber unterm Strich und auf die Kurzstrecke: Ja, man darf sich von unseren "Staatsgewaltigen" nicht länger ins Bockshorn jagen lassen - und das geht am besten mit Fröhlichkeit; am besten gepaart mit einer gewissen Grimmigkeit. Daher zur allgemeinen Erheiterung eine überraschend aktuelle Geschichte: https://gutenberg.spiegel.de/buch/wilhelm-hauff-erz-3785/1.

Der Gutmensch.

Nordlaender

12. August 2015 15:56

@ Meier Pirmin

"Was Sie vermissen, macht der Kabarettist und Satiriker Andreas Thiel ununterbrochen."

Bei Ihnen in der Schweiz. Bei uns in Deutschland ist Thiel wohl noch nicht so bekannt. Ein Islamkritiker, der einen überaus souveränen Eindruck macht.

https://www.youtube.com/watch?v=Yr_D7lkS5xE

Pommes

12. August 2015 16:26

Bei Ihnen in der Schweiz. Bei uns in Deutschland ist Thiel wohl noch nicht so bekannt. Ein Islamkritiker, der einen überaus souveränen Eindruck macht.

https://www.youtube.com/watch?v=Yr_D7lkS5xE

Uns fehlt vielleicht ein deutscher Andreas Thiel , aber denen ist offensichtlich ein schweizer Michael Friedmann nicht erspart geblieben. Mein Beileid.

Westpreuße

12. August 2015 16:40

Ich fühle mich inzwischen meinem Vaterland Deutschland sehr entfremdet.
Und von den Deutschen auch.

Da trennt mich etwas.
Und das schmerzt...
Aber wo "man" hingeht und lebt, zeitweise, nimmt man sich ja mit.
Und wenn man dort ist, ist man schon da...

Thomas Brasch: "Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin" :

https://www.youtube.com/watch?v=6jIUDU8Lh8g

Und wenn ich folgendes schreibe, kommt es mir wie ein Placebo vor.
Aber ich brauche es zu meiner Selbst-Vergewisserung...:

Patriotische Grüße aus Thorn an der Weichsel

Sebi

12. August 2015 16:49

@15:56

Ok, ich gibs zue, ich han glacht. "Und de Andreas Thiel isch e Nazi-Sau" ..

https://www.youtube.com/watch?v=_BcDH5KOseE

Urwinkel

12. August 2015 17:10

"Aber unterm Strich und auf die Kurzstrecke: Ja, man darf sich von unseren „Staatsgewaltigen“ nicht länger ins Bockshorn jagen lassen – und das geht am besten mit Fröhlichkeit; am besten gepaart mit einer gewissen Grimmigkeit."

Das sind die grusligsten Leute. Schenkelhauend verwechseln sie Witz mit Galgenhumor. Rennen den Kaberettisten scharenhaft nach um etwas Unterhaltung zu haben. Wenn die echten Humoristen ertmal mit der Party anfangen, gehen bei denen die Lichter aus. Die verstehen keinen Spaß. Das ganze Lachen ist "falsch" bei denen. Man fand solche Naturen bei angehenden Lehrern vor ungefähr 25 Jahren vor allem im Kunstbereich. Die mußten immer noch nachlegen, uns zwanghaft motivieren. Den Gute-Laune-Bär spielen. Lustig war das nicht. Zog nur viel autoritär-motivierten Ärger nach sich. Alles, was ich heute in den s.g.n. "Merkheften" sichte, liest sich infantil-humoristisch, man möchte es wie einen Groschenroman in den Ofen werfen, kann aber nicht aufhören darin zu lesen. Das hat auch nostalgische Gründe. Anfängliche Grimmigigkeit, frühpubertäres Aufbegehren hat sich zauberhaft in Witz verwandelt. Dafür hassten uns die Lehrer. Und ich mag sie dafür bis heute.

Nordlaender

12. August 2015 17:20

@ Pommes

"Uns fehlt vielleicht ein deutscher Andreas Thiel , aber denen ist offensichtlich ein schweizer Michael Friedmann nicht erspart geblieben. Mein Beileid."

Die Frage, ob wir solche Talente wie Thiel besitzen, habe ich mir auch schon einmal gestellt. Kam zum Ergebnis, daß wir es nicht wissen können. Denn wir bekommen im Fernsehen ja nur alljene zu Gesicht, denen Einlaß in die gute bunte Stube gewährt wird.

Einen klugen Analytiker wie Kleine-Hartlage habe ich nur mit einem einzigen Auftritt in Erinnerung. Meine, so einen hochtalentierten Spötter und Bösmenschen vor dem Herren wie Michael Klonovsky noch gar nicht auf dem Bildschirm erblickt zu haben, Götz Kubitschek und Martin Lichtmesz tauchten immerhin mal in der köstlichen Satiresendung "Auf dem Rittergut" auf. Ich habe mich herrlich amüsiert, wie die selbsternannte vermeintliche Journalistin "Eth-nien" aussprach wie "Ber-lin" und so schön betroffen geguckt hat.

https://www.youtube.com/watch?v=hlR6UN3oHcs

Waldgänger

12. August 2015 17:42

Richtig guter Artikel, Herr Meyer!
Stimmt: Der Witz war allzeit die Waffe der Schwachen.
Man kennt das aus den Eulenspiegel-Geschichten sowie dem Volkswitz aus der NS-Zeit und der DDR.
Auch Teufel und Kunzelmann hatten das um 1970 gut verstanden.

In diesem Sinne könnte man sich heute so allerlei ausdenken und auch äußern ... überall, immer mal wieder ... beim Bäcker, am Gartenzaun, im Büro ...
Nach meiner Erfahrung reagieren gerade ganz normale Leute, die sonst eingeschüchtert und still sind, darauf sehr positiv und zustimmend.

Auch übertriebene Ironie wird von den meisten Erwachsenen verstanden. Ein betonter Gebrauch von Worten wie "Wahrheitspresse" oder "Bereicherung" zum passenden Zeitpunkt hat schon eine gewisse Wirkung.
Ebenso der Hinweis darauf, dass man bei der Tagesschau den Ton stumm stellt oder lieber Werbung guckt ...

Übrigens haben auch die Sieger von 1945 das Lächerlichmachen auf ihre Weise zu nutzen gewusst. Indem sie ausschließlich den laut-geifernden Hitler zeigten, machten sie ihn lächerlich und zerstörten ihn noch wirksamer als durch Hinweise auf Bosheit.

Ein gebürtiger Hesse

12. August 2015 18:15

"... Warum nicht einfach alles in Grund und Boden lachen?"

Weil die Umstände so ganz und gar nicht zum Lachen sind? Und, lachte man dennoch, eine bloße Schauspielergeste übrig bliebe, die nicht einmal den eigenen Gefühlen (Wut, Pessimismus ... manchmal aber auch Angriffslust) entspräche? So ein Lachen wäre doch vielmehr eine Fratze.

Pommes

12. August 2015 18:22

Die Frage, ob wir solche Talente wie Thiel besitzen, habe ich mir auch schon einmal gestellt. Kam zum Ergebnis, daß wir es nicht wissen können. Denn wir bekommen im Fernsehen ja nur alljene zu Gesicht, denen Einlaß in die gute bunte Stube gewährt wird.

Thilo Sarrazin wurde schon des öfteren Einlaß in den Mainstreemmedien gewährt. Allerdings weiß ein jeder der das verfolgt hat, welch eine groteske Farce das (fast) jedesmal für ihn war.

https://www.youtube.com/watch?v=ucXEdTMRhts

Einen klugen Analytiker wie Kleine-Hartlage habe ich nur mit einem einzigen Auftritt in Erinnerung. Meine, so einen hochtalentierten Spötter und Bösmenschen vor dem Herren wie Michael Klonovsky noch gar nicht auf dem Bildschirm erblickt zu haben, Götz Kubitschek und Martin Lichtmesz tauchten immerhin mal in der köstlichen Satiresendung „Auf dem Rittergut“ auf. Ich habe mich herrlich amüsiert, wie die selbsternannte vermeintliche Journalistin „Eth-nien“ aussprach wie „Ber-lin“ und so schön betroffen geguckt hat.

Die Medienschaffenden in diesem Lande haben sich in eine ihre vollkommen abgeschottete Parallelwelt zurück gezogen und merken schon lange nicht mehr, dass ihre Ergüsse für jeden Außenstehenden wie eine Reallife-Satire wirken muss. Wäre dies ein Kampf alleine auf Basis des Intellekts, dann hätten wir diesen schon lange gewonnen. Aber leider macht es uns der Satan nicht so leicht.

Pommes

12. August 2015 18:25

Korrektur:

Die Medienschaffenden in diesem Lande haben sich in ihre vollkommen abgeschottete Parallelwelt zurück gezogen ...

So hätte es richtig heißen müssen.

Jens Liebig

12. August 2015 18:40

Sehr guter Beitrag - sehr gut getroffen. Die Vertriebenen können
von dieser nachträglich staatlich geforderten und geförderten
Entfremdung ein Lied singen - und sicher nicht nur im Osten.
Wer fährt heute noch über die Neiße / Oder gen Osten - ich meine
von den Nachkommen der Erlebnisgeneration - und schaut mit
deutschem Blick in die Landschaft und in die Städte und Dörfer.
Es gibt kein Recht auf Heimat erhielt ich von einem Linken als
Antwort auf den Vorhalt des Vertreibungsverbrechens und dessen
Leugnung in Linken Kreisen.

Der Gutmensch

12. August 2015 18:49

„… Warum nicht einfach alles in Grund und Boden lachen?“

Vielleicht ist das der Unterschied, lieber Hesse ... die 68 haben "gelacht", Leute mit Humor hingegen bringen andere zum Lachen ...

Fangen Sie vielleicht damit an, die "guten" Leute, insbesondere die Damen, die sich so aufopferungsvoll um die ganze Welt kümmern, einfach bei ihrem richtigen, ihnen zustehenden Namen zu nennen: Nein, ausnahmsweise nicht Rumpelstilzchen, sondern - Grünwieseler! Und dann warten Sie ab, wer wohl zuletzt lacht ...

Nordlaender

12. August 2015 20:01

@ Pommes

"Thilo Sarrazin wurde schon des öfteren Einlaß in den Mainstreemmedien gewährt."

Sein Buch "Deutschland schafft sich ab" wurde von BERTELSMANN (eines der größten Medienunternehmen weltweit) verlegt. Axel Springer SE (BILD) hat kräftig die Reklametrommel geschlagen, versteckter auch der SPIEGEL. (Beim SPIEGEL besitzt BERTELSMANN Anteile und Vetorecht). Unser Deutschland schafft sich nicht ab. Der Täter der systematischen Abschaffung wird nicht genannt. Es wird eine Inszenierung gegeben, das fiese Krokodil ängstigt das Publikum, der Hansus Wurstus hat sich in die schöne Prinzessin verliebt und ist nicht ganz bei der Sache, aber der Schutzmann sorgt wieder für Ordnung. Dieses Spiel darf nicht langweilen, dafür sorgt der Nilbewohner ja auch für Aufregung genug. Die Aufführung steckt den maximalen Rahmen des Erlaubten ab. Wer noch fieser ist als jemand, der sich wie der Sozialdemokrat Sarrazin für Integration einsetzt, für die Leistungsfähigkeit des Standortes Deutschland, der ist draußen. Und es ist ja schon fies genug, das Menschenrecht eines jeden Nichteuropäers einschränken zu wollen, sich in unseren Ländern niederlassen zu dürfen, wie es Peter Sutherland von Goldman Sachs verlangt als Migrationsbeauftragter der Vereinten Nationen.

Grundsätzlich funktioniert das Spiel Guter-Bulle-böser-Bulle niemals, wenn die Rolle des bösen Bullen mit einem Lieben besetzt wird.

"merken schon lange nicht mehr, dass ihre Ergüsse für jeden Außenstehenden wie eine Reallife-Satire wirken muss. Wäre dies ein Kampf alleine auf Basis des Intellekts, dann hätten wir diesen schon lange gewonnen."

Die wissen schon ganz genau, was Sie tun, haben ihren Auftrag von ihren transatlantischen Organisationen (Atlantikbrücke, Aspen-Institut und Co.). Neocon mit Amateuroberliga-Niveau spielt gegen Kreisklasse D und gewinnt ganz lässig. Wer hätte das erwartet!

https://www.youtube.com/watch?v=rL7UARwWGnc

Nordlaender

12. August 2015 20:30

@ Der Gutmensch

"Leute mit Humor hingegen bringen andere zum Lachen …"

Wenn der Reaktionär etwas zutiefst verabscheut, ist es die Erregung Öffentlichen Spasses. Soo schön sind wir eh nicht allesamt, von übermäßig wohlgeratener Physiognomie, und dann noch das Antlitz mit Grimassen entstellen wie auf einer Karnevalssitzung? Wohl gar sich sinnlos blaue Flecken auf die Oberschenkel schlagen?

Mitunter entweicht dem Reaktionär ein leichtes Schmunzeln. Er liebt die bunte Vielfalt, den Pluralismus, der sich aus dem Gegeneinanderstreben von unvereinbaren Bewegungen ergibt, die magischen Momente, in denen alles hin ist und man sich daran erfreut, daß keine noch so totalitäre Maßnahme das chaotische Leben auf diesem Planeten jemals ersticken wird können . Schon aus dem unvermeidbaren Ewigen Krieg zwischen den beiden Rassen auf dieser Welt, die von einander am weitesten entfernt sind, also der des verwundbaren Mannes und der des strategisch überlegenen Weibes, ergeben sich immer wieder Situationen, die jede gelungene Inszenierung des Absurden Theaters an unseren städtischen Bühnen noch weit übertreffen.

Weiß der Reaktionär die Eleganz des Minimalismus zu schätzen, so verpaßt er en passant dem Feind einen wohldosierten kleinen Stich, läßt ganz nebenbei eine wohlausgesuchte Vokabel (wie z.B. "Zeichensetzer" oder "strunzbunt") fallen. Das Pläsier roherer Häme und Schadenfreude verschenkt er großzügig an die beistehende Zuschauergemeinde. Wenn der Gelinkte, der ethisch Besserverdienende und Welterlöser, inmitten der nun laut Auflachenden, die Wunde endlich entdeckt hat, ist der Attentäter schon lange hinter dem Horizont verschwunden.

Lutz Meyer

12. August 2015 20:51

Zum Gelächter noch:

Kennt hier jemand "Die veränderte Welt - Eine Bilderfibel unserer Zeit" aus dem Jahr 1933 von Edmund Schultz und Ernst Jünger?

Man sieht ganz viele Bilder aus der Welt des Liberalismus, Bilder der Technik, Bilder aus der Welt des "Arbeiters", Bilder des Heroismus, Bilder einer sich verändernden Landschaft, teils nüchtern, teils süffisant kommentiert. Auf Seite 75 etwa zwei Bilder unter der Überschrift "Hautpflege in USA". Das obere Bild zeigt einen Vorgang in einem Kosmetiksalon, das untere die "Körperliche Züchtigung eines Negers in Baltimore" (Delinquent an einen Pfahl gebunden, Oberkörper entblößt, Züchtigung erfolgt mit einer Peitsche). Diese Art von Humor ist heute und zumal hier natürlich kaum noch verbreitet, es ist - mit heutigen Augen betrachtet - eher eine Art Geschichtsstunde des Humors.

Im Klappentext heißt es über die gezeigten Bilder:

Die Belehrung, die der Betrachter empfängt, besteht in der Vernichtung der Phrase, die mit Worten wie Wahrheit, Freiheit und Friede als mit leeren Begriffen hantiert. Diese Belehrung ist umso vernichtender, als sie nach dem alten Grundsatz verfährt, daß das Gelächter am sichersten zerstört.

Diese Art von Gelächter meine ich.

enickmar

12. August 2015 21:41

Neocon mit Amateuroberliga-Niveau spielt gegen Kreisklasse D und gewinnt ganz lässig. Wer hätte das erwartet!

Ähnliche Gedanken kommen mir auch hin und wieder. Nur nicht getraut es auszudrücken.

Sind alles schöne Texte: Humor als Waffe, Sinn- und Gottsuche, Wachstumskritik.

Der herausragende Kommentar von Dag Krienen hat hier neulich allerdings nochmal verdeutlicht, was hier sinngemäß schon öfters schlüssig geäußert wurde. Bevor es den Deutschen nicht unmittelbar existenziell ans Eingemachte geht, wird es, wenn überhaupt, keinen bedeutenden Widerstand geben. Vermutlich dann eben auch viel zu spät. Zudem muß man davon ausgehen, daß man versuchen wird, ernsthaften Widerstand (in Deutschland sowieso) gnadenlos mit allen Mitteln niederzumachen.
Mit scheint einzig die Frage noch relevant, wie man sich (gesamteuropäisch) materiell-pragmatisch organisiert, um sich existenziell auf das, was kommen wird, vorzubereiten.

Bernhard

12. August 2015 23:03

Und da gibt es noch die Anhänger einer sog. "Religionsgemeinschaft", die überproportional Macht haben und deren Umtriebe zu nennen, unter die Zensur fällt.

Solange man in der BRD nicht seine Meinung offen sagen kann, ist jede Analyse hier nur eine Teilwahrheit.

Gut, daß in den USA (noch) mehr geht und man auf dortigen Webseiten in die Tiefe gehen kann.

Der Artikel erklärt viel, aber aus obigem Grund nicht alles.

Rumpelstilzchen

12. August 2015 23:49

Zur Entfremdung und Heimatverlust. Fremd im eigenen Land :
Ein interessantes Gespräch.

https://www.compact-online.de/

Thomas Wagner

13. August 2015 03:30

"- nicht nur fuer die im dialektischen Prozess fortschreitende Linke nicht, sondern auch fuer das auf Nivellierung, permanente Veraenderung und Globalisierung bezogene oekonomische Denken der Weltkonzerne nicht".

Eine sehr treffende Feststellung! Diese ideologische Gemeinsamkeit ist meines Erachtens auch der wesentliche Grund, wieso es den 68ern vom volksfeindlichen System ueberhaupt gestattet wurde den sogenannten Marsch durch die Institutionen durchzufuehren, denn besagte 68er und ihre geistigen Nachfolger schienen - und sie haben dies spaeter ja auch, und bis zum heutigen Tag eindrucksvoll bestaetigt - dem transnationalen Kapital ueberaus nuetzlich bei der Demontage/Dekonstruktion der Voelker und Nationalstaaten innerhalb der WWG ("Westliche Wertegemeinschaft" als verschleiernder Euphemismus fuer das informelle US-Imperium). Aus dieser Erkenntnis folgt wiederum, dass den volkstreuen Rechten vom herrschenden System niemals ein wie oben erwaehnter Marsch durch die Institutionen gewaehrt wird. Souveraene, starke Nationalstaaten mit zumindest einigermassen homogenem Staatsvolk sind so ziemlich das Letzte was sich der globale Geldadel wuenscht.

Nordlaender

13. August 2015 08:03

@ Thomas Wagner

"... dem transnationalen Kapital ueberaus nuetzlich bei der Demontage/Dekonstruktion der Voelker und Nationalstaaten innerhalb der WWG („Westliche Wertegemeinschaft“ als verschleiernder Euphemismus fuer das informelle US-Imperium)."

Reaktionäre Linke wie Visconti oder Pasolini ("Freibeuterschriften") erkannten es schon früh:

"Für Herbert Marcuse, einen der geistigen Väter der "68er", zielte die Studentenrevolte auf eine "Kultur ohne Unterdrückung". ... Der italienische Filmemacher und Schriftsteller Pier Paolo Pasolini (1922–1975), Ex-Kommunist und nonkonformer Linker, hielt solche Prophezeihungen schon früh für illusorisch. Die Protagonisten der Studentenunruhen waren in seinen Augen gelangweilte Bürgersöhne, und zur allgemeinen Verblüffung schlug er sich auf die Seite der attackierten Polizei, "weil die Polizisten Söhne von armen Leuten sind. ...
Die vorgebliche Dauerrebellion gegen die "verkrusteten" Institutionen ist in Wahrheit nur noch Fiktion, ja sogar erwünscht, weil sie letzte tradierte und institutionalisierte Dämme gegen die Konsumideologie beseitigt: "Die neue bürgerliche Herrschaft braucht nämlich Konsumenten mit einer ausschließlich pragmatischen und hedonistischen Mentalität; denn der Zyklus von Produktion und Konsum vollzieht sich am reibungslosesten in einer technizistischen und rein irdischen Welt".

https://phinau.de/jf-archiv/archiv99/189aa31.htm

Hartwig

13. August 2015 09:46

Diese vielen Entfremdeten, - seit heute sind sie allesamt befremdet. In Ihrer Stadt (ostdeutsch, Ausländeranteil unter 10 Prozent, links, Antifa-Hochburg, Universitätsstadt, "Refugees welcome" an jeder Strassenecke) wird eine (die!)Universitätssporthalle vom Freistaat Sachsen als Asylantenunterbringung konfisziert.
Das Geschimpfe der Vereine ist groß - eben jener Vereine, die unisono brav ihre Statements gegen LEGIDA abgegeben hatten. Die Unirektorin ("Herr Professsorin" - ja eben diese) will die Halle ab Oktober aber wiederhaben. Illusorisch. Die Studentenschaft ist noch in Urlaub. Jeder LEGIDA-Demonstrant kennt diese illustre Schar krakeelender Halbstarker. Ich wurde soeben von einer Kollegin darüber belehrt, wie "idiotisch" diese Entscheidung sei und was das alles für den Breitensport bedeute etc., eine Person, die sonst ganz eilfertig das Wort Nazi im Munde führte.
Wenn der Anlass nicht so bitter wäre (500 Fremde zusätzlich in der Stadt), so könnte ich nur noch lauthals lachen. Schadenfroh bin ich aber allemal. Ein Irrenhaus.

Rumpelstilzchen

13. August 2015 11:17

Ich kam, weiß nicht woher,
Ich bin und weiß nicht wer,
Ich leb, weiß nicht wie lang,
Ich sterb und weiß nicht wann.
Ich fahr und weiß nicht wohin,
Mich wundert's, daß ich so fröhlich bin.

Alter Volksspruch, aus
Anfechtung und Trost im deutschen Gedicht, gesammelt von
Johannes Pfeiffer

Das Wissen um die Entfremdung ist älter als Marx' und Heideggers geistige Ergüsse und wir sollten Trost bei unseren Altvorderen suchen.

Lieber ein fröhliches Herz als ein dummes Gelächter .

Coon

13. August 2015 11:32

Den Marxisten um Adorno und Marcuse dämmerte, dass der Entfremdungsbegriff für die linken Metapolitiker und Ihre Zersetzungsziele im öffentlichen Diskurs unbrauchbar wurden, denn offensichtlich lies sich der Begriff auch in konservativen Denkgebäuden als Stützpfeiler verwenden. Deshalb wurde er zeitweise beschwiegen und zum blinden Fleck, da dies den klassischen marxistischen Denkmustern widersprach. Schliesslich erwartet auch der Marxismus als Resultat der geschichtlichen Entwicklung den neuen freien Menschen, sieht diesen aber als Resultat einer Bewusstseinsänderung, die zwangsläufig nach den geschichtlichen Gesetzen eintreten wird. Das die andere Seite die Diskussion aufnahm und gewissermassen auf eigene Füße stellte, musste beantwortet werden. Hier knüpfen die Nachkriegsüberlegungen der Marxisten zur negativen Aufhebung an, die den Gedanken aufnimmt, dass selbst die falschen Leute aus den falschen Gründen das Richtige denken können (falsches Bewusstsein). So würde das dann nichts mit der marxistischen Revolution.

In dieser Diskussion standen auch die Avantgardisten der Apo in den frühen bis mittleren 60er Jahren. Alle lasen Marcuse, der das Heideggersche man als Entfremdung im Sinne eines Jeder ist der Andere, keiner mehr er selbst interpretiert. Das "Individuum" der Massengesellschaft wird durch vielfältige Identifikationsangebote so von sich selbst getrennt, so dass er gewissermassen als fremdgesteuerter, hirnloser Zombie durch den Alltag robotert. Übrig bleiben die kapitalistische Herrscherklasse, die marxistische Denkerelite und ihre Anhänger als einzige nicht entfremdete/bewusste Gruppen. Damit interpretierten sie die Auseinandersetzung von vornherein konsequent als Elitenkampf um die gesellschaftlich und ökonomisch relevanten Positionen.

Die Ost-/Westteilung spielte hinsichtlich des politischen Aktionismus damals bereits eine wichtige Rolle. Alle lasen Franz Fanon (Schwarze Haut, Weisse Masken, Verdammte dieser Erde), stimmten in der Analyse der Entfremdungstendenzen als Folge kolonialistischer Herrschaftspraxis überein und sahen die daraus resultierenden Befreiungstendenzen als logisch und gerechtfertigt an. Innerhalb der APO wollten vor allem die Ostler aus dem Berliner Umfeld, die als ehemalige DDR-Bewohner Fanons Beschreibungen aus eigener Anschauung gestützt sahen, entsprechende revolutionäre Überlegungen für ganz Deutschland in den Diskurs einbringen. Aufgrund der real existierenden Machtverhältnisse sahen gerade Westler wie Kunzelmann das Ganze als Schnapsidee an und verlegten sich auf das Instrument der Ohnmächtigen, die subversive Aktion (Puddingattentat). Man sollte aber auch nicht vergessen, dass selbst Gestalten wie Kunzelmann und Teufel dann bereits in der 2ten Hälfte der 60iger in das radikale Lager überwechselten. 1970 war Teufel untergetaucht und ein Kunzelmann fungierte als Spiritus Rector der antisemitischen Hasslinken, die Fanon (sofern sie sich noch erinnerte) bestenfalls für Palästina gelten lassen wollte (hinsichtlich Kunzelmann ist die Doku München 1970 ist in diesem Zusammenhang sehr sehenswert). Da war die Entscheidung für das Deutsche Bürgertum bereits gefallen: Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.

Zurück auf Los: Als Plattform für Metapolitik sollte man sich nicht auf die subversive Aktion konzentrieren. Dies kann man den Identitären und anderen überlassen. Ich zweifle daran, dass Konservative die Zersetzungstechniken ihres ideologischen Gegenübers angemessen umsetzen können. Es widerspricht Ihrer Natur. Daher auch keine rechten Kabarettisten und dergleichen Mitläufer in gezwungenen gesellschaftlichen Debatten.

Die einzige relevante metapolitische Forderung, die es im öffentlichen Raum zu verankern gilt, ist die Forderung nach dem Abzug der alliierten Besatzungstruppen aus der Bundesrepublik. Erst dann haben wir ein neues Stück in diesem Theater.

Meier Pirmin

13. August 2015 12:31

@Gut, dass Sie den in der Analyse oft ausgeklammerten Typus "Reaktionär" angesprochen haben. Einer der geistvollsten der Sorte, sogar mit Sinn für Humor, "Weh dem, der lügt!", war der Österreicher Franz Grillparzer. Auch ein hervorragender politischer Aphoristiker. Seine Gedanken, die sich über das Antirevolutionäre hinaus gegen Metternichs Zensurbedürfnis richteten, hatten und haben 0% Anteil an Linksdrall und Kulturmarxismus, wie dieses Gedankengut auf auf dieser Seite gelegentlich genannt wird. Als Altösterreicher war Grillparzer freilich, wie der Bayer Baader, gegen den Nationalismus, in dem er, wie später Bismarck, "den Ludergeruch der Revolution" witterte.

So weit zu den im öffentllichen Diskurs regelmässig ausgegrenzten Reaktionäre, die es interessanterweise im Horst-Wessel-Lied neben den Linken auf der Feindliste geschafft haben, vermutlich eher als privilegierte Junker denn als geistige Altrechte der Reichsidee wie Grillparzer. Otto von Habsburg gehörte freilich auch zu ihnen. Der war vermutlich im Horst-Wessel-Lied als Feind mitgemeint.

Schweizer Ultrareaktionäre begaben sich 1847 ins österreichische Exil nach Wien; ein im Lande verbliebener unter ihnen zeigte 1856 in Bern als einziges Parlamentsmitglied Verständnis für Friedrich Wilhelm IV., als dieser die Monarchisten im preussischen Fürstentum Neuenburg-Neuchâtel sogar mit Militäreinsatz schützen wollte. Glücklicherweise kam es in jener Situation nicht zu einem preussisch-schweizerischen Krieg. Dies verhinderte u.a. England, damals eine Art Schiedsrichter der kontinentalen Politik.

Nordlaender

13. August 2015 13:31

@ Meier Pirmin

"Otto von Habsburg gehörte freilich auch zu ihnen. Der war vermutlich im Horst-Wessel-Lied als Feind mitgemeint."

Otto von Habsburg war von 1973 bis 2004 Präsident der Paneuropa-Union. Diese wurde 1922 von Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi gegründet, der auch ein Mitgründer der Europäischen Union war.

"Eine geistig-urbane Herrenrasse ist in Bildung: Idealisten, geistvoll und feinnervig, gerecht und überzeugungstreu, tapfer wie der Feudaladel in seinen besten Tagen, die Tod und Verfolgung, Haß und Verachtung freudig auf sich nehmen, um die Menschheit sittlicher, geistiger, glücklicher zu machen. Die ...... Helden und Märtyrer der ost- und mitteleuropäischen Revolution stehen an Mut, Ausdauer und Idealismus den ........ Helden des Weltkrieges in nichts nach - während sie dieselben an Geist vielfach überragen. Das Wesen dieser Männer und Frauen, die es versuchen, die Menschheit zu erlösen und zu regenerieren, ist eine eigentümliche Synthese religiöser und politischer Elemente: von heroischem Märtyrertum und geistiger Propaganda, revolutionärer Tatkraft und sozialer Liebe, von Gerechtigkeit und Mitleid. Diese Wesenszüge, die sie einst zu Schöpfern der christlichen Weltbewegung gemacht haben, stellen sie heute an die Spitze der sozialistischen."

Coudenhove-Kalergi, Praktischer Idealismus Seite 51, Wien, 1925

der Kuckuck

13. August 2015 14:06

re Gutmensch , re Eisenhans .

folgender Gedanke :

ich strebe eine zivilgesellschaftlich / legale Maßnahmenpolitik an :

1) jeder Manipulationsversuch an einer staatlichen Schule wird mit hohen Geld - bzw. Haftstrafen geahndet .

2) die Methode ist legal und im besten Sinne des Wortes republikanisch ; mein Vorschlag :

Jeder Lehrer macht was er will , wann er will und wie er will . Dann die Prüfung :

die Prüfungsunterlagen kommen aus der Bundesdruckerei , versehen mit einer Matrikelnummer ; Wasserzeichen . Eine Fachfirma verteilt die Unterlagen an die Schüler , sie kann die Namen der Schüler der Matrikelnummer zuordnen - kein Mitarbeiter der Schule wird involviert .

Die Prüfung findet immer an verschiedenen Orten statt ( Turnhallen , Kantinen großer Firmen ,Museen ect ; der Ort wird 3 h vor der Prüfung bekanntgegeben und ist mit dem ÖPNV erreichbar ) .

Die Unterlagen werden umgehend als Wertfracht und per Luftpost an eine schweizer Fachfirma geliefert , dort ausgewertet ,optional kann die Auswertung durch überprüfte Schulen in Bayern oder Österreich erfolgen . Die Resultate werden der Druckerei mitgeteilt , diese informiert dann den Direx der entsprechenden Schule . Die Ergebnisse werde alle extern dokumentiert und können nicht verändert werden .

Die Messung mündlicher Leistungen : Jede Stunde wird elektronisch dokumentiert - die Bewertung der mündlichen Leistung erfolgt durch einen privaten Bildungsträger ; die Tische sind durchnummeriert und die Bewertung der mündlichen Mitarbeit erfolgt durch einen externen Fachmann - dieser kennt nicht den Standort der Schule und auch nicht die Nachnamen der Schüler . Das System wird von einem Lloyd überwacht .

KEIN staatlicher Lehrer kann seine eigenen Schüler bewerten . Das System ist nicht ganz billig - aber gerechtfertigt .

Bleibt die kostenintensive Flucht ins Internat :

republikanische Prüfmethoden werden umgehend implementiert - will man das nicht kann sich der Privatschüler seine Bewertungen hinter den Spiegel klemmen . Ausländische Prüfungsergebnisse werden grundsätzlich nicht anerkannt .

Vorteil : Arbeiterkinder können nicht mehr durch politisch motivierte "Lehrkräfte" ausgesondert werden - der "Stallgeruch" wird irrelevant .Bräsig / inkompetente Bürgerkinder erhalten eine leistungsbezogene Bewertung - Folge : die "hochbegabte" Tochter kann zwar das Erbe ihrer wellness Mutti verbraten - aber niemals eine deutsche Universität verstopfen . Praxisbezug ; Grund meiner Einlassung : Birgit Breuel ; Kosten der Expo ; Schlendrian - nur ein Bsp. in der großen grauen Stadt wird jeder Verwaltungsposten mit solchen Leuten besetzt . l Große und kleine Hochbegabungsjasager studieren Geisterwissenschaft ,verbraten Steuergelder und werden bis zur Anstellung bei der Stadt in der Gutmensch NGO geparkt ( " spannendes Praktikum bei der liberalen Wochenzeitung ;man kennt sich , man hilft wo man kann " .

Meine Frage : weshalb funktioniert die Negativauslese ? eben : weil in D die Schule über den Lebenslauf entscheidet . Bleibt ein Problem : Viel Geld kann viel Nachhilfe einkaufen . Lösung : Deutsche Arbeiterkinder können jeden Tag soviel Nachhilfe buchen wie sie wollen - Rechnung zahlt der Staat ; Einsparungen in anderen Bereichen vorausgesetzt . Die Geldelite in der grauen Stadt will die Zuwanderung hochproblematischer Bereicherer "weil es dem Arbeiterjungen den Tag versaut" ( sic ) , so eine in der grauen Stadt bekannte Theologin - und weiter : "solange der deutsche Facharbeiter nicht hungert hat er "sein reaktionäres Maul zu halten " (sic) ; Maurermeister zur globalisierten Kelle ( Name des Clubs geändert ; Weihnachten 2013 ) . Das neue revolutionäre Subjekt wird aus den implodierenden , gescheiterten Staaten importiert ; das alte Geld in der grauen Stadt lässt Kapitalrendite in Asien und den usa erwirtschaften - man braucht keine Facharbeiterheere . re Eisenhans : zu rudimentär ? der Sprachduktus kann Hinweise liefern ; entsprechend bitte ich um Nachsicht wenn`s zu einfach daherkommt . Der Klassenkampf findet statt - und die Geldelite wird ihn gewinnen wenn wir nicht handeln . Ich danke für Ihr Interesse an meinem Beitrag ; der Kuckuck ; Fachmann für das dicke Brett (tm)

Nihil

13. August 2015 14:09

Wir sollten nur aufpassen, dass die ganze Sache nicht zu nostalgisch wird. Ein neuer Historismus ist mehr Symptom als Lösung.

Urwinkel

13. August 2015 14:42

Nochmal Humor, die Anekdote könnte auch von H. Bosselmann sein: Lehrerinnen wurden in ihrem Bemühen um uns ausgelacht und verzweifelten zum Teil. Lehrer wurden aktzeptiert, aber man war weniger frech zu ihnen. Das hielt diese Sadisten aber nicht davon ab, uns Freche der Schulklasse vorzuführen. Zur Anekdote: Einer dieser Lehrer (Biologe) hob mich kopfüber an den Füßen hoch. So schnell konnte man gar nicht gucken und begreifen was passiert. Dort hing ich nun in Abhängigkeit seiner Gnade. Alle haben gefeixt darüber. Halb verzweifelt rief ich den Rumsitzenden zu: Seht ihr, das passiert mit euch auch, wenn ihr nicht fleißig lernt. Der Typ war kräftig genug, mich nicht fallen zu lassen; so ging es dann auch sicher wieder runter. Komisch war: alle fanden das ultrakomisch. Das soll jetzt kein angehender Leher nachexzerzieren, aber das war schon eine anschauliche Lehrstunde. Lustiger als inzeniertes Kabaret. Eine Situationskomik und tagelanger Gesprächsstoff auf dem Pausenhof. Wie nebenbei hatte er uns dazu das Prinzip der Erdanziehung erklärt. Am Ende weiß keiner mehr wer besser darüber lachte: Ich oder er. Verständlich wars jedenfalls.

Th.R.

13. August 2015 14:46

Ein wirklich guter Artikel, Herr Meyer.

Jedoch die Lücke bzw. das klaffende Loch im Seelenleben, das ein solcher Entfremdungsprozeß hinterläßt, muß einmal mit etwas Neuem gefüllt werden. Denn die Psyche des Menschen sucht unterbewußt und instinktiv nach neuem Halt.

Nur, was könnte, sollte, müßte dieses neue Etwas sein?

Andreas Walter

13. August 2015 14:50

Wie arme, verfolgte afrikanische Flüchtlinge in Not beim friedlichen Protest jetzt auch in Spanien sieht das aber nicht aus. Man beachte auch das Detail ganz am Ende des Videos was mit Weissen passiert, die sich vermittelnd oder zurechtweisend einmischen wollen oder schuldlos zwischen die Fronten geraten.

https://www.youtube.com/watch?v=a2c2VGojpj4#t=135

Keats

13. August 2015 16:19

Die Gleichheitsideologie ist eine Conditio sine qua non für den Globalismus. Nur durch die Behauptung, alle Völker, Kulturen und Religionen wären fundamental gleich, ist die Idee der Unterwerfung aller Menschen unter ein Gesetz und eine Herrschaft überhaupt denkbar. Das ist der Hintergrund für die egalitäre Dauerpropaganda, für die Hetze gegen jeden, der Unterschiede sieht und bewahren will. Gegen jeden EUROPÄER, muß man heute noch einschränkend sagen. Dank der Ideologie der Gleichheit scheint die Entwicklung hin zum Weltstaat zwangsläufig zu sein. Wer vorne mitmacht, sichert sich die besten Plätze, wer zurückbleibt, ist verrückt und gefährdet - unpatriotisch - den Standort Deutschland.

Das ist das ganze Geheimnis der "Linken": Sie sind nützlich. Auch "Rechte" können bald nützlich werden. Wenn die Sozialsysteme zerbröseln und die Kriminalität ihr gewünschtes Niveau erreicht, wird in Europa eine Homeland Security gebraucht, mehr Überwachung, mehr Kontrolle, mehr Strafen.

Entfremdete Menschen sind ohne die Virtual-Reality-Brille ihrer Lieblingstheorie verloren. Sie leben in bizarren Parallelwelten, eine permanente Comic-Con clownesker Gestalten:

Willkommenskulturschaffende, die ernsthaft glauben, der anschwellende Ansturm von Afrikanern und Asiaten auf Europa könnte zu einem harmonischen Ergebnis führen.
Klimaphobiker, die mit Umwelt-Pipifax in Deutschland die Welt retten wollen, in der der Ressourcenverbrauch insgesamt rasend schnell ansteigt.
Ayn-Rand-Jünger, die den Deutschen einen grenzenlosen Kapitalismus als Lösung aller Probleme empfehlen.
Kommunisten, für die Faschisten die Hilfstruppen des kriselnden Kapitalismus sind - und die dabei ausgerechnet auf Pegida zeigen.
Sozialisten, die glauben, sie würden ihre Bevorzugung durch das "Schweinesystem" der unwiderstehlichen Kraft ihrer Argumente verdanken.
Anti-Sozialisten, die glauben, 68er würden die Welt beherrschen ...

Ob es irgendwo ein Therorieschwert gibt, mit dem die Fesseln der falschen Ideen zerschlagen werden können, auf daß diese Menschen wieder zu sich selbst finden? Nein.

Eisenhans

13. August 2015 16:39

@ Kuckuck
Dem Himmel sei dank für Ihre Richtigstellung Herr Kuckuck, ich
dachte schon Sie seien ein Dünnbrettbohrer.....

Nordlaender

13. August 2015 17:04

@ Keats

"Ayn-Rand-Jünger, die den Deutschen einen grenzenlosen Kapitalismus als Lösung aller Probleme empfehlen."

Apropos Ayn Rand. Diese Weltnetzseite, die für illegale Fluchthilfe wirbt, wurde vom Ayn Rand Institute eingerichtet:

https://www.fluchthelfer.in/

enickmar

13. August 2015 17:22

Kuckuck

In den

Turnhallen , Kantinen großer Firmen ,Museen ect

werden jetzt hochbegabte Afrikaner untergebracht.

Faszinierend von welchen Gestaltungmöglichkeiten hier im Elfenbeinturm noch phantasiert wird …

Andreas Walter

13. August 2015 19:18

@Nordlaender

Haha, sie sind im Bilde, Nordlaender. Doch selbst kritische Denker verstehen noch nicht, was Sie und ich längst begriffen haben.

"Steckt rechter US-Thinktank oder linkes Revolutions-Kollektiv hinter „Fluchthelfer“-Kampagne?"

https://www.unzensuriert.at/content/0018397-Steckt-rechter-US-Thinktank-oder-linkes-Revolutions-Kollektiv-hinter-Fluchthelfer

Auf den amerikanischen Namen von Frau Rosenbaum war ich schon vor einiger Zeit aufmerksam geworden, im Zusammenhang mit etwas anderem (Banken, Ökonomie, Greenspan, Soros, Ukraine und Ko.).

Und während ich gerade mit der Suche versuche nachzusehen in Welchem will sich mein PC von Apple dabei ständig mit irgendwelchen Webseiten im Netzt in Verbindung zu setzen was ich jedoch auch nur deswegen bemerke, weil ich ein besonderes Programm dafür besitze, welches das blockiert.

Es muss um irgendeine Schmähschrift gehen, welche sie mal verfasst hat und wohl recht scharf und ungehalten war.

Vielen dank darum für den Hinweiss.

RL

13. August 2015 20:16

Dazu nur dies: https://www.youtube.com/watch?v=Ki_D9JjmdzE

Pommes

13. August 2015 20:49

Dazu nur dies: https://www.youtube.com/watch?v=Ki_D9JjmdzE

Da, wo wir leben, da wo wir stehen
Ist unser Erbe, liegt unser Segen
Heimat heißt Volk, Tradition und Sprache
Für uns Minderheiten eine Herzenssache
Das, was ich meine und jetzt werft ruhig Steine

Eindeutig die falschen Personen die hier über "wahre Werte" singen bzw. plärren. Solche Zeilen sollten nur aus dem Munde von Menschen kommen die auch das nötige Rückgrat besitzen um jene Werte zu verteidigen. Philipp Burger ist es schonmal nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=aOyAGaSb0EM

Andreas Kammnagel

13. August 2015 22:58

Ich kann dieses Gewese um die Entfremdung nicht nachvollziehen. Weder hier, noch bei den 68ern. Indem der erste Mensch den Faustkeil aufnahm, entfremdete er sich fürderhin fortlaufend, oder nicht? Will sagen: Der Mensch entfremdet sich nicht von seinem Wesen, Entfremdung ist sein Wesen.

Meier Pirmin

14. August 2015 14:02

@Kammnagel. Ihr Letzter Satz: Wohl genau das hat Jean-Paul Sartre auch gemeint mit seiner Philosophie, "nur mit ein bisschen anderen Worten" (Goethe).

Gonzague de Reynold

14. August 2015 16:17

@Pirmin Meier

Darf ich fragen, um wen es sich beim Angesprochenen gehandelt hat ?

Schweizer Ultrareaktionäre begaben sich 1847 ins österreichische Exil nach Wien; ein im Lande verbliebener unter ihnen zeigte 1856 in Bern als einziges Parlamentsmitglied Verständnis für Friedrich Wilhelm IV., als dieser die Monarchisten im preussischen Fürstentum Neuenburg-Neuchâtel sogar mit Militäreinsatz schützen wollte

Meier Pirmin

14. August 2015 21:31

@ Es war Anton Philipp von Segesser, Verfasser der Rechtsgeschichte des Kantons Luzern, einst Sekretär des Sonderbundes, der historischen Rechtsschule verpflichtet, war als Katholik gegen die Promulgierung der päpstlichen Unfehlbarkeit und ausserdem 1866 gegen den Handelsvertrag mit Frankreich, weil derselbe die Souveränität der Schweiz in der sog. "Judenfrage" in Frage stellte, weswegen Segesser, obwohl es ihm wohl nur um das Staatsrecht ging, neulich und rückblickend als Antisemit klassiert wurde. Eine hochinteressante, äusserst gebildete Persönlichkeit, ausgezeichneter Autor, mir brachte er am meisten für die Forschungen über Klaus von Flüe, das Stanser Verkommnis von 1481 und über Homosexualität im Mittelalter. Für Gonzague de Reynold war Segesser meines Wissens von gewisser Bedeutung.

Beim Neuenburgerhandel fiel Segesser durch eine spektakuläre Stimmenthaltung auf in einer Abstimmung, in der das ganze Parlament "wie ein Mann" schweizerischen Patriotismus bekunden wollte und bekundete. Sicher war auch er nicht dagegen, dass die Schweiz mobilisierte, aber die Argumente gegen die Neuenburger Royalisten und gegen Friedrich Wilhelm IV. waren ihm allzu chauvinistisch und aus seiner konservativen Sicht unangemessen.

Noch was: Es gibt und gab in Parlamenten Abstimmungen, wo praktisch ein Zwang zur Einstimmigkeit und Einmütigkeit erfolgt, will man nicht als Verräter und Nichtpatriot gelten oder gar als Holocaustleugner usw. Wenn es so eng wird, braucht es einigen Mut, als einziger nicht die Mehrheitsmeinung zu bezeugen. Man darf nicht damit rechnen, verstanden zu werden.

Th.R.

15. August 2015 12:30

Ein wirklich ausgezeichneter Artikel. Je öfter ich ihn lese (bzw. ihn mir vom mws-reader vorlesen lasse), desto bemerkenswerter finde ich ihn.

"Schrulligkeit, die man toleriert, solange sie nicht ins Politische gewendet wird. Was nun aber, wenn genau dies geschehen würde: Die Erinnerung an die Herkunft, an das Eigene, an die Wurzeln und damit die Bewußtwerdung einer eigenen Identität in harter, scharfer Abgrenzung zu anderen Identitäten? Würde das nicht immer mehr Menschen begreifen lassen, daß sie ihrer eigenen Identität methodisch und in böser Absicht entfremdet wurden? Was, wenn dieses Gefühl der Entfremdung, des Fremdwerdens im Hier und Heute, politische Dimensionen annehmen würde? Ansatzpunkte gibt es genug – nicht zuletzt sind es ausgerechnet die massenhaft zuwandernden Entwurzelten aus der Fremde, die dem Entfremdungsprozeß hierzulande Auftrieb geben."

Wir sind also wieder beim eigentlichen Thema, dessen Dimension einige Kommentatoren offensichtlich nicht begreifen wollen oder es nicht können: Metapolitik

Den im Artikel angesprochenen Entfremdungsprozeß erfolgreich voran zutreiben, setzt mMn. voraus, dass zunächst einmal eine attraktive geistige Alternative existiert, die in Konkurrenz zu den bisherigen alten geistigen Autoritäten tritt. Eine solche muß den Anspruch verfolgen, die Herrschaft der alten geistigen Autoritäten ablösen zu wollen. Deshalb muß sie in psychologischer Hinsicht attraktiv genug beschaffen und gestaltet sein, um eine Heilsbotschaft (Schutz, Sicherheit, Stärke, Kraft, Halt, Orientierung, Ziele, Lebenssinn, Antworten auf zentrale Sinnfragen, Gemeinschaft usw.) zu signalisieren unter der die Deutschen sich geistig sammeln können.

Eine diesbezügliche Wirkmächtigkeit bedingt eines aufgeladenen, in seiner Anziehungs- und Bindekraft psychologisch fundierten (mystisch-mythisch-religiösen) Narrativs, das alle zentralen (bewußten und unterbewußten) Lebensfragen der Einzelseele eindeutig und mit Gewissheit zu beantworten im Stande ist.

Dann erst ist eine reale Voraussetzung gegeben, um die alte überholte und in ihrer Wirkung nur mehr schädliche Bindung sukzessive aufzulösen, zu zersetzen und sie letztlich vom Willen abzukoppeln. In einem darauf folgenden bzw. parallel ablaufenden Prozess müssen Anstrengungen unternommen werden, den von den Bindungen an die alten Mächte derart befreiten Willen an eine neue Heilsbotschaft solcherart bzw. an eine neue Hoffnung glaubens- und vertrauensmäßig zu binden.

Widersprechen möchte ich aber Ihrer Behauptung, dass "die massenhaft zuwandernden Entwurzelten aus der Fremde" tatsächlich Entwurzelte seien. Denn das sind überwiegend Menschen, deren Seelenleben unter dem Bannkreis des Islam steht. Mit Fug und Recht kann man diesen Eindringlingen unterstellen, dass ihr Eindringen in das Land der Ungläubigen Ausdruck einer religiösen Pflichterfüllung ist, die Allah ihnen durch entsprechende Gebote im Koran auferlegt hat. Die Anschauung kann ich darum nicht teilen, das massenhafte Auftauchen dieser Fremden als ein Zeugnis "entwurzelten Daseins" zu deuten. Das genaue Gegenteil könnte womöglich der Fall sein.

RL

15. August 2015 13:00

@Pommes

mir geht es nicht um die Person Philipp Burgers oder die Gruppe Freiwild, sondern um die Aussage.

Selbst Uljanow oder Brecht haben mal was vernünftiges gesagt.

Peter M. Messer

15. August 2015 14:02

Ein sehr aufschlussreicher Text durch den interessanten Bogenschlag von der Entfremdung zum Verlachen hohl gewordener und entlarvter Autoritäten und Bindungen. Um diesen Bogen zum Kreis zu schließen: Dann müssten die hier vertretenen Rechten ja die Könige der politischen Komik sein. Tatsächlich findet aber rechts, jedenfalls bei den "anständigen" Rechten und Konservativen, so gut wie keine politische Komik statt, sie ist unter allen politischen Richtungen hier am ärmlichsten vertreten. Daraus leiten sich folgende Fragen ab:

1. Sind die Rechten und Konservativen überhaupt von den herrschenden Normen und Institutionen entfremdet, oder sind sie mit ihnen doch auf eine ihnen nicht bewußte Weise verstrickt, die es ihnen unmöglich macht, sich von ihnen wirklich zu lösen? Immerhin haben sie und die heutige Linbke denselben sozialen Ursprung.

2. Zum Witz gehört mehr als nur Entfremdung. Dazu gehören auch Aggressivität, Emotionalität und Nachgeben gegenüber unterdrücken Trieben. Durch welche Eigenschaften von Konservativen und Wahrern der bürgerlichen Form wird das blockiert? Politische Komik kann nicht entstehen, wo man Wert darauf legt, Schmarotzer und Invasoren nicht als solche zu bezeichnen oder das Wort Invasoren wertfrei verwendet wissen will. Ein paar Gedanken dazu habe ich hier dargelegt: https://www.pi-news.net/2012/03/warum-wir-eine-rechte-politische-komik-brauchen/

3. Wer sich von etwas entfremdet fühlt, braucht trotzdem eine Grundlage, von der er aus das Fremd gewordene attackieren kann. Er braucht etwas, das ihm nicht fremd geworden ist, und sei es nur der eigene Körper. Ist die Unfähigkeit zur Komik vielleicht nur das Symptom einer tiefgreifenden Welt- und Wurzellosigkeit unter Rechten und Konservativen? Ist er die Folge davon, dass Konservatismus keine Objektbeziehung ist, sondern nur noch ein Diskurs?

Ich wünsche mir jedenfalls, Herr Meyer, dass Sie in dieser Frage weiter nachbohren.

Pommes

15. August 2015 17:30

@Pommes

mir geht es nicht um die Person Philipp Burgers oder die Gruppe Freiwild, sondern um die Aussage.

Aussagen alleine sind wertlos wenn man diese nicht authentisch vertritt.

Jac

16. August 2015 14:13

"Nichts anderes geschah im Kommunismus, nichts anderes geschieht auch heute weltweit – der Globalisierungsprozeß entwurzelt und entortet Menschen, raubt ihnen ihre Identität, reduziert sie auf eine Rolle als austauschbares Rädchen im ökonomischen Getriebe, macht sie zu gesichtslosen Niemanden. "

Der Begrff der Entfremdung meint zwar im Marxismus etwas anders, aber sicherlich ist diese Analyse richtig.

Die Amerikanisierung ist gründlicher in der Kulturauslöschung als es Identitätskonflikte mit Migranten sein könnten, deren Schwäche nur ihre Identitätsstärke ist. Politcal Correctness als der Versuch bürgerliche Spiessigkeit durch die Hintertür wiederzuinstallieren, ist nur Doktorn an den Symptomen ebenso wie die normale Fremdenfeindlichkeit der Straße. Die wirkliche Triebfeder ist die Globalisierung und Amerikanisierung, also die Kolonialisierung der Welt durch das Großkapital, alles andere, die antiidentitäre Politik des Kapitals ist nur eine Folge. Der Konflikt ist nicht rechts und links, demokratisch oder autoritär, sondern eine Fremdbestimmung mit gewaltigen entfesselten Dynamiken, in der politische Akteure allenfalls noch KAPOs sind, Funktionshäftlinge eines Zwangsystems zur Zerstörung.

Ich möcht' erwachen
Beim Sonnenschein,
Führ' in 'nem Nachen
Zum grünen Rhein.
Wohin ich schaue, nur deutsche Leute –
Nicht fremde Völker – nicht so wie heute. –
Und an der Stelle,
wo die jetzt schrein,
Spielt die Kapelle
"Die Wacht am Rhein".

Pommes

17. August 2015 14:14

@Pommes

mir geht es nicht um die Person Philipp Burgers oder die Gruppe Freiwild, sondern um die Aussage.

Ich muss wohl sowas wie ein Prophet sein. Oder vielleicht erkenne ich rückgratlose Opportunisten an ihrer Nasenspitze. Suchs dir aus.

https://www.pi-news.net/2015/08/suedtiroler-deutschrock-band-frei-wild-beschimpft-pegida-afd-und-eigene-fans/

Volker Spielmann

30. August 2015 21:59

Am Kampf gegen die Rechtschaffenheit sollte man sich nicht beteiligen

Wer nicht links vom marxistischen Usurpator Lenin steht, sprich wer nicht für unbegrenzte Masseneinwanderung, den totalen Marxismus (totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können), die Sodomiten-Hochzeit, die englische Geschlechtslehre, die Mohammedanisierung des Abendlandes und andere Teufeleien ist, der sollte sich nimmermehr am Kampf der Parteiengecken, der Lizenzpresse und der Antifanten gegen die Rechtschaffenheit beteiligen, weil sich dieser dann nämlich ganz entschieden gegen ihn selbst richtet. Indem man den besagten Delinquenten hilft die Rechtschaffenen zu verfolgen und zu unterdrücken beraubt man sich seiner natürlichen Verbündeten und wird zum Dank von den Delinquenten früher oder später selbst der Rechtschaffenheit beschuldigt und zur Strecke gebracht werden. Dies mögen sich vor allem jene gemäßigten Geister hinter die Ohren schreiben, die glauben sie könnten in der Mitte bleiben. Diese wurde nämlich längst über den linken Rand gestürzt.

Im Übrigen bin ich dafür, daß der Euro zerstört werden muß!

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