Lektüre-Liste 4: Jugendbücher

Mit einem freundlichen Gruß nach Wiesbaden setzen wir die Literatur-Empfehlungen fort. Nach den Romanen und den...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Erzäh­lun­gen sind heu­te die Jugend­bü­cher dran, und bis Ende der Woche fol­gen die Kin­der­bü­cher. Die Gren­ze liegt etwa bei zehn, elf Jah­ren, je nach Lese­reife des Kindes.

Vor­weg: Wir kön­nen das Jugend­buch-Ange­bot nicht über­schau­en. Eini­ge der Bücher, die wir emp­feh­len, sind Zufalls­fun­de, und mit Sicher­heit sind wir auf der Leip­zi­ger Buch­mes­se an Per­len vor­bei­ge­gan­gen, deren Titel oder Umschlag­ge­stal­tung uns nicht lock­te. Wir hof­fen also auf ver­ant­wor­tungs­vol­le Ergän­zung unse­rer Lis­te in der Kom­men­tar­spal­te, denn auch unse­re Kin­der sind zum Teil erst vor ein, zwei Jah­ren ins Jugend-Lese­al­ter vorgestoßen.

Ein paar Grund­sät­ze voraus:

1. Lesen, Lese­lust und Lese­ver­ständ­nis sind die Grund­la­ge für jede Bildungsbiographie.
2. Fern­se­hen ersetzt das Lesen nicht, und es för­dert auch nicht die “Lese­kom­pe­tenz”, wie ab und an behaup­tet wird. Es ist ja auch nicht so, daß das Han­dy ab 10 die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kom­pe­tenz för­dern wür­de. Bei­des ver­hin­dert viel­mehr die Ver­sen­kung in die Bild- und Sprach­welt eines guten Buches.
3. Die Aus­wahl der Bücher muß so sorg­fäl­tig wie mög­lich erfol­gen: “Haupt­sa­che er liest!” ist kein hin­rei­chen­des Argu­ment. Selbst im Gym­na­si­um wird oft unter­ir­di­sche Lite­ra­tur gereicht, ech­te 64-Sei­ten-Gro­schen­ro­ma­ne mit redu­zier­tem Wort­schatz, Rand­grup­pen-Pro­ble­men, fla­chen Dia­lo­gen in einer Möch­te­gern-Jugend­spra­che. Das gabs übri­gens frü­her auch schon, die immer­glei­chen Rei­ter­hof-Geschich­ten mit irgend­ei­nem wil­den Gaul und dem küs­sen­den Reit­leh­rer usf.
4. Man soll­te immer wie­der nach dem Lek­tü­re­ein­druck fra­gen, sich die beein­dru­cken­den Stel­len erzäh­len las­sen und sel­ber mit Lese­erin­ne­run­gen beein­dru­cken. Man­che Bücher stif­ten Urbil­der. Das kann man nicht ernst genug nehmen.
5. Zen­tral ist, daß der jun­ge Leser mit dem Buch “fer­tig” wird: Des­halb ist das Ende so wich­tig – es darf nicht zu früh offen blei­ben, die Angst vor dem Unbe­haus­ten, Unge­ord­ne­ten kann alp­traum­haft sein.

Die Lis­te:

1. Hans Bau­mann: Ich zog mit Hannibal
(ab 12: Die Geschich­te eines Troß­jun­gen im Zug gegen Rom)

2. Gün­ther Ben­te­le: Wolfs­jah­re
(ab 13: Ein jun­ge im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg, unge­schönt, aber nie blut­rüns­tig: Lager­le­ben, Maro­deu­re, die Zer­stö­rung Mag­de­burgs, die Schlacht bei Lüt­zen, ver­söhn­li­ches Ende mit der Heim­kehr nach Frankfurt.)

3. Micha­el Ende: Momo
(ab 11, ein Klas­si­ker: vom Unter­schied zwi­schen tech­ni­scher und leben­di­ger Zeit, Kri­tik an Ver­nut­zung und Raub­bau an der eige­nen Phantasie)

4. Wil­ly Fähr­mann: Der lan­ge Weg des Lukas B.
(ab 13: Eine Zim­mer­mann-Bri­ga­de ver­läßt Ost­preu­ßen, um in der Neu­en Welt ihr Glück
zu suchen. Mit dabei: der 14jährige Lukas Bien­mann, der mit sei­nem Groß­va­ter als ein­zi­ger zurück­kehrt. Das Ende ist also nicht rund, son­dern wirkt als Riß.)

5. Oli­ver Has­sen­camp: Die Jun­gens von Burg Schreckenstein
(ab 11, für Jungs: Inter­nats­ge­schich­ten, min­des­tens 20 Bän­de, typi­sche Cha­rak­te­re, bün­di­sche Luft, Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on nach stren­gem Regelwerk.)

6. Rolf-Jür­gen Orf: In die Asche geschrieben
(ab 14: gut kom­po­nier­ter Ent­wick­lungs­ro­man aus der Mero­win­ger­zeit, ohne Effekt­ha­sche­rei, aber mit allem not­wen­di­gen Rea­lis­mus. Gleich­zei­tig ein trau­ri­ges Bei­spiel für völ­lig miß­lun­ge­ne Titel- und Umschlagkonzeption.)

7. Ger­trud Ott: Widu­kind. Eine Geschich­te aus der Zeit Karls des Großen
(ab 10: Das Heid­ni­sche und das Christ­li­che gut dar­ge­stellt, Widu­kinds Kon­ver­si­on zum Chris­ten­tum als ver­söh­nen­des Ende.)

8. Ott­frid Preuß­ler: Kra­bat
(ab 12/13: Wohl das bes­te Jugend­buch, das wir ken­nen: Ein Mül­lers­bursch soll Schwar­ze Magie
ler­nen und über­lebt nur, weil ihn ein Mäd­chen liebt.)

9. Klaus Rohr­bach: Aben­teu­er in Schnee und Eis. Alfred Wege­ner – Polar­for­scher und Ent­de­cker der wan­dern­den Kontinente.
(ab 12: Dies nur als Beip­spiel dafür, daß es gut erzähl­te Bio­gra­phien für jun­ge Leser gibt, in denen gleich­zei­tig Schul­stoff  – hier: Geschich­te, Geo­gra­phie, Phy­sik – ver­mit­telt wird)

Nichts sagen kön­nen wir bis­her zu Fun­kes Tin­ten­herz-Tri­lo­gie oder zu Mey­ers Biss-Geschich­ten. Bei­de Rei­hen sind ja gewal­ti­ge Bestseller.

Ein paar Wor­te aber noch zum Über­gang: mit 13, 14 kann man von Storm Pole Pop­pen­spä­ler, von Kel­ler Die Leu­te von Sel­dwy­la und von Stif­ter Bun­te Stei­ne lesen, Grund­satz: kei­ne Col­la­gen, son­dern durch­ge­zo­ge­ne Erzäh­lun­gen mit klas­si­schem Auf­bau und guter Spra­che. Mit 15 Karl May (vor allem die Klas­si­ker mit Win­ne­tou und Old Shat­ter­hand zum einen sowie Kara Ben Nem­si und Had­schis Hal­ef Omar zum ande­ren). Und: Moby Dick, Ivan­hoe, gute Nach­er­zäh­lun­gen Grie­chi­scher, Römi­scher, Ger­ma­ni­scher Hel­den­sa­gen. Bit­te: Ergänzen!

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (25)

Cordt

7. Juni 2009 16:36

Wieder zu bekommen:

Hans von Gottberg: Der Kampf um die Kistenburg.

Von Gottberg (ore) kommt aus der bündischen Ecke (Sturmvaganten, dann Begründer Freier Pfadfinderbund Jomsburg), trat 1957 in die Bundeswehr ein, wo er es bis zum Oberst bracht.
Sehr schönes Buch, das die Selbstorganisation von Jugendlichen um ihre Kistenburg beschreibt.

Sollen es nur deutsche Autoren sein?

eleonoraduse

7. Juni 2009 20:13

Ein nicht zu vergessenes Buch ist "Die Brüder Löwenherz" von Astrid Lindgren in dem es um zwei Brüder geht, die nach ihrem Tod in eine neue Welt namens Nangijala kommen. Sowie auch "Ein Brief für den König"oder "Der wilde Wald" von Tonke Dragt eine Mischung aus Abenteuer und Fantasiegeschichte in der sich Ritter in einer Welt voller Gefahren durchsetzen müssen.Zu guter Letzt Magda Trotts "Pucki"Reihe.Sie handelt von einem Mädchen,das in Schlesien aufwächst und in einer erzkonversativen Umgebung zur Frau wird.
Meine Kinder haben diese Bücher mit einer großen Begeisterung gelesen.

Toni Roidl

7. Juni 2009 21:33

Die Abenteuer des Tom Sawyer und Huckleberry Finn, in den Ausgaben aus den 1950er Jahren. Politisch unkorrekt bis zum geht-nicht-mehr - sowas käm' heute sofort auf den Index. Phantasiereiche Geschichten, amüsant geschrieben und nebenbei erhält man noch Lektionen in Zeitgeschichte und Geographie.

Hesperiolus

7. Juni 2009 21:45

Nicht zuletzt Antiquarisches in greifbahre Nähe rücken. Bündisches und wilhelminische Fibeltexte etwa. Unzeitgemäßes Pathos und Sprache! Bücher in Leder und nach Zigarrenrauch duftend. Kinder mögen das. Habe als Zehnjähriger Wilhelm Busch wieder und wieder von vorn bis hinten gelesen, mit all den Leutnants, Jesuiten und Juden, herrliches Kolorit. Und Samen politischer Inkorrektheit streuen! Ich möchte das rückblickend nicht missen.
Das beste Jugendbuch - und ausschließlich Jungenbuch - für dieses Alter ist mir mit weitem Abstand die magische "Schatzinsel" von Stevenson!

Toni

7. Juni 2009 22:11

Ein (literarhistorischer) Abenteuerroman, den ich für Ihre Jugendbücher-Liste unbedingt empfehlen möchte, ist „Hagen von Tronje“, von Wolfgang Holbein. Wirklich klasse geschrieben, und ich habe von meinen Kindern oder auch von anderen Erwachsenen nur sehr positive Resonanz erfahren. Das liest sich, nach den ersten, scheinbar zähen Seiten (Hagen in der Hütte einer alten Hexe, am Rhein, nicht weit von Worms) ungeheuer flüssig, fesselnd und spannend für Mädchen und Jungen, für Dreizehnjährige, Sechzehnjährige wie für Erwachsene. Und mit meinem Lob stehe ich zu diesem modernen Aufguss der Nibelungensage (erster Teil) auch und gerade, weil ich der nibelunge not in meiner schon wieder lange zurückliegenden Studentenzeit selber im mittelhochdeutschen Original mit steigendem Genuss gelesen habe („Uns ist in alten mæren / wunders vil geseit...“)

Gardeleutnant

7. Juni 2009 23:24

Ich verweise zunächst auf diese Seite, auch wenn dort nicht zwischen Kinder- und Jugendbüchern getrennt wird.

Ich habe an Jugendbüchern damals mit Gewinn gelesen (über einige der Bücher, die sich hinter obigem Sprungverweis verbergen, hinaus; in ungefährer chronologischer Reihenfolge):

- Erich Kästner: Till Eulenspiegel (Nacherzählung); Die lustige Geschichtenkiste
- Otfried Preußler: Die Abenteuer des starken Wanja (Trotz des albernen Namens des Buches damals für mich eine starke Geschichte)
- Selma Lagerlöf: Nils Holgersson (Durchaus auch für Kinder zum Vorlesen geeignet)
- Theodor Storm: Der Schimmelreiter (gruselig, aber ab ca. 12 Jahren empfehlenswert und geeignet)
- John R. R. Tolkien: Der kleine Hobbit (Hinführung zu dem - freilich erst ab ca. 16 zu empfehlenden - "Herrn der Ringe"; ab ca. 12)
- Sepp Strubel: Die letzte Jagd des Grafen Kwetsch (die leichte anarcho-liberale Darstellung der Heldin würde mich aus heutiger Sicht wohl etwas stören, dennoch für Kinder ab ca. 13 ein hervorragendes Buch)
- Michael Ende: Der satanarchä... Wunschpunsch (ab ca. 14, ein wüstes und schrilles Buch, das aber meine Phantasie damals enorm beflügelt hat)
- Tonke Dragt: Die beiden von eleonoraduse empfohlenen Bücher, aber auch "Das Geheimnis des siebten Weges" (ab ca. 13) und "Die Türme des Februar" (ab ca. 15)
- Sigrid Heuck: Die Reise nach Tandilan ("Fantasy" ohne allzu viel Übersinnlich-Bombastisches)
- Jules Verne: Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (und andere, bei Verne kann man kaum etwas falsch machen)
- Jack London: Wolfsblut; Ruf der Wildnis (ab ca. 16, vor allem zu empfehlen, weil die Härten der Wildnis nicht romantisiert, aber auch nicht mit Furcht beladen werden)

Gardeleutnant

7. Juni 2009 23:35

Ach ja, ich vergaß: unter- bzw. überschätzen wir auch die klassischen historischen Romane nicht! Ich habe mit etwa 15 Jahren Walter Scotts "Quentin Durward" gelesen - man muß die geschichtlichen Bezüge nicht kennen/verstehen, es bleibt ein guter Abenteuerroman.

Frau P.

8. Juni 2009 09:06

Im "Übergangsalter" liebte ich das Buch "Großer Tiger und Christian" von Fritz Mühlenweg, die Geschichte eines deutschen Jungen und seines chinesischen Freundes, die in den 20er Jahren auf abenteuerlichen Wegen durch die Mongolei reisen.

Eklatanten Mangel sehe ich im Bereich Mädchenbücher. Während klassische Titel oftmals Schwierigkeiten haben, der heutigen Lebenswelt von Mädchen gerecht zu werden, bieten neuere Titel meist eine gewisse Verflachung und Fokussierung auf Traumboy und Cliquenanerkennung. Freie Persönlichkeitsbildung findet in der aktuellen Jugendliteratur bekanntermassen wenig Platz, und anders als bei Jungsliteratur kann man hier leider nicht im gleichen Umfang auf ältere Veröffentlichungen zurückgreifen da heute kein realistischer Lebensweg als glückliche Magd oder "Nesthäkchen"-Romantik mehr zu erwarten sind.

Huldra

8. Juni 2009 11:17

Sehr empfehlenswert sind die Jugendbücher von der schon erwähnten Tonke Dragt, dann auch von Rosemary Sutcliff und Thea Beckmann.
Eine weitere kleine Auswahl:
- Else Hueck-Dehio: Tipsys sonderliche Liebesgeschichte und Die Brunnenstube (sehr schöne baltische Geschichten, für Leserinnern zw. 13 und 16).
- Sissi Flegel: Mondmilch und Sonnentropfen (Geschichte einer Ausgrabung auf der Schwäbischen Alb)
- David Friedrich Weinland: Rulaman (Jugendroman über die Stein- und Bronzezeit in Süddeutschland)
- A. Th. Sonnleitner: Die Höhlenkinder (Trilogie um Waisenkinder nach dem Dreißigjährigen Krieg, die in den Dolomiten überleben müssen)

Martin Lichtmesz

8. Juni 2009 12:54

Mit "Robinson Crusoe" und "Die Schatzinsel" kann man nicht fehlgehen!

Erik Lehnert

8. Juni 2009 13:17

Man sollte die klassische Abenteuerliteratur nicht geringschätzen. Ich denke dabei (ergänzend) insbesondere an Jules Verne (besonders: Die Kinder des Kapitän Grant), Friedrich Gerstäcker (besonders: Die Regulatoren von Arkansas) und Alexandre Dumas (vor allem: Der Graf von Monte Christo), James Fenimore Cooper (Lederstrumpf). Aber auch die ganzen Sherlock Holmes-Geschichten können in dem Alter nichts schaden. An Einzeltiteln sind unbedingt empfehlenswert: Louis Pergaud "Krieg der Knöpfe" (Jungs aus zwei französischen Dörfern bekriegen sich), Marianne Bruns "Der Junge mit den beiden Namen" (Jungsschicksal im Hohen Mittelalter, nebenbei sehr plastisch über Silberbergbau informierend), Werner Hörnemann "Die gefesselten Gespenster" (großartige Geschichte über Freundschaft und Mut, die in Südfrankreich spielt), Benno Pludra "Insel der Schwäne" (schönes Adoleszenz-Buch aus der DDR) und Karl Rolf Seufert "Die Straße der wilden Abenteuer" (schönes Buch über die Asienexpeditionen Sven Hedins).

Christian S

8. Juni 2009 13:35

Siegfried von Vegesack: "Meerfeuer. Ein Sommer auf Rönnö" 1936
und
"Trolle, Wichtel, Königskinder: John Bauers nordische Märchenwelt" (für die jüngeren Leser, mit märchenhaften Jugendstilbildern vom schwedischen Maler John Bauer)

Gerald W.

8. Juni 2009 15:05

Auch sollte man die Jugendbücher von Hans Dominik (1872-1945) nicht vergessen. Anbei eine kleine Auswahl der von mir in meiner Jugend mit Begeisterung gelesenen Bücher:

Die Macht der Drei.
Die Spur des Dschingis-Khan.
Atlantis.
Der Brand der Cheopspyramide.
Das Erbe der Uraniden.
König Laurins Mantel (Titel nach dem Zweiten Weltkrieg: Unsichtbare Kräfte).
Kautschuk.
Befehl aus dem Dunkel.
Der Wettflug der Nationen.
Ein Stern fiel vom Himmel.
Das stählerne Geheimnis.
Atomgewicht 500.
Himmelskraft.
Lebensstrahlen.
Land aus Feuer und Wasser.
Treibstoff SR. (Titel nach dem Zweiten Weltkrieg: Flug in den Weltenraum oder Fahrt in den Weltraum.).

lukas rudi

8. Juni 2009 18:17

Ich ergänze die Reihe eines großen christlich-konservativen Autors:
C.S. Lewis: Die Chroniken von Narnia
Eingebettet in einer Fantasie-Welt, in der es gerade so von mythologischen Gestalten wimmelt (Zwerge, Riesen, Faune, Dryaden, Centauren ...), werden Werte, Tugenden und Glaubensinhalte spannend und kindgemäß vermittelt. Unseren Kindern, die diese Bücher im Alter von 8-10 Jahren gelesen (bzw. vorgelesen bekommen) haben, hat es alles andere als geschadet :-)

M. Paulwitz

8. Juni 2009 18:25

Lesenswert aus der Abteilung "antiquarisch":
"Geh von deinem Acker, Kelte!" von Hermann Noelle (1963)
Spielt in Südwestdeutschland zur Zeit Cäsars und beschreibt das Ende der keltischen Hochkultur im heutigen Baden-Württemberg unter dem zweifachen Druck der Römer und der von Osten andrängenden Germanen.
Vom selben Autor auch der Limesroman "Der Wall der tausend Türme".
Hermann Noelle ist das Pseudonym von Helmut Stellrecht, Freikorpskämpfer, NSDAP-Mitglied und leitend im Amt Rosenberg tätig, wo man sich auch mit keltisch-germanischer Geschichte befaßte.

@ Huldra
David Friedrich Weinlands "Rulaman" finde ich auch immer noch sehr empfehlenswert. Allerdings ist das historische Szenario (Steinzeit-Höhlenmenschen werden von überlegenen Kelten verdrängt) des 1878 erschienenen Romans von der Forschung inzwischen überholt.

Korowjew

8. Juni 2009 20:08

'Heidi' von Johanna Spyri darf auch nicht fehlen.

Manni

8. Juni 2009 23:26

Hier ein etwas exotischer Tip: die MOSAIK-Hefte von Hannes Hegen, erschienen ca. 1955-75 monatlich und heute noch (bzw. wieder) in Buchform erhältlich. Trotz DDR-Herkunft unideologisch, unterhaltsam, spannend und dabei lehrreich!

Flash

9. Juni 2009 00:46

Völlig außen vor scheinen mir bisher die DDR-Kinderbücher zu sein. Es gab qualitativ Hochwertiges auch ohne jede Indoktrination, sogar ohne sozialistische Anklänge überhaupt:

Willi Meinck: Die seltsamen Abenteuer des Marco Polo (ab 13)

Karl Neumann: Frank / Frank und Irene (ab 14, super Aufarbeitung jugendlicher Identitätskonflikte)

Alexander Wolkow:
-Der Zauberer der Smaragdenstadt
-Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
- Die sieben unterirdischen Könige
- Der Feuergott der Maranen
- Der gelbe Nebel
- Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
-> geniale Fantasy-Saga, immer ausgeliehen in der Bibo! (alle ab 12)

Horst Beseler: Käuzchenkuhle (ab 13)

Götz R. Richter: Msuri / Die Löwen kommen (atmosphärisch dicht aus dem afrikanischen Kinderleben, ab 13)

Benno Pludra: Insel der Schwäne (ab 12)

Wolfgang Zeiske: Doclhkralle / Wittschwart (Tierbücher voller Naturerleben, ab 11)

Liselotte Welskopf-Henrich: Die Söhne der großen Bärin (tief beeindruckende und realistische Reihe von Indianerbüchern, immer verliehen in der Bibo)

Ganz besonders beeindruckend und wertvoll, keine DDR-Autorin:

Elizabeth Goudge: Der grüne Delphin (Kindheit und Lebenswege zweier Schwestern, ab 14)

Ältere DDR-Ehepaare haben diese Bücher oder einen Teil davon IMMER in irgendeinem Bücherschrank. In der DDR war eben alles Standard.

Huldra

9. Juni 2009 11:03

Ergänzend:
- Britta Verhagen: Die Insel der heiligen Schwäne und Dreizehn Nächte in Norge (tolle Jugendbücher aus der Frühzeit)
- Kenneth Grahame: Der Wind in den Weiden (für Leser zwischen 8-14)
- und natürlich: Ottfried Preussler: Die kleine Hexe und Das kleine Gespenst. Krabat wurde ja schon erwähnt.

Lieber Aal

9. Juni 2009 17:45

Lustige Taschenbücher.
Scherz beiseite. Aus spontaner eigener Leseerinnerung:

Jules Verne: Hier insbesondere die allbekannte "Reise um die Welt in 80 Tagen" (herrlich überzeichnetes Bild eines englischen Gentlemans, spannende Geschichte mit vielen lehrreichen Elementen) und (weniger bekannt) "5 Wochen im Ballon“ über eine Afrikaexpedition zur Entdeckung der Nilquellen (lustiger Weise sind die Protagonisten hier trotz des französischen Autors auch Engländer, offenbar eignen die sich in ihrer kolonialen, blasierten Verschrobenheit besonders gut als Romanhelden).

Arthur Conan Doyle: Die Abenteuer des Sherlock Holmes / Der Hund von Baskerville (Klassiker zum Mitraten, die durch die atmosphärische Beschreibung und die snobistisch-scharfsinnige Hauptfigur bestechen, wieder mit englischen Helden).

Michael Ende: "Momo", in gewisser Weise eine Parabel über den Kampf um Individualismus in einer Welt zunehmender, undurchsichtig-bedrohlicher Bürokratie (zumindest hab ich das für mich so interpretiert *g*)

Scott O'Dell: Insel der blauen Delphine (Kurzbeschreibung: Auf einer von Kormoranen und See-Elefanten bevölkerten und von Delphinen umspielten Insel ist ein Indianermädchen als Einzige ihres Stammes zurückgeblieben. Im täglichen Überlebenskampf wird sie selbst immer mehr Teil der Natur und Freundin der Tierwelt.) Nicht sehr mit "Action" überladen, war zunächst eine Schullektüre, die ich zuerst langweilig fand, später dann aber schön zu lesen, eine Art altmodischer Jugendbuchklassiker.

Zwei Bücher, zu denen es auch (m.E. sehr gut gemachte) kindgerechte Zeichentrickserien gab; als Bücher, wenn auch recht deutlich von den Fernsehproduktionen abweichend und eher für ältere Kinder, wohl absolute Klassiker:
Waldemar Bonsels: Die Biene Maja (das Fressen und Gefressenwerden in der Natur wird nicht ausgespart, trotzdem (oder gerade deshalb?) schön zu lesen). Dem Autor wurde allerdings später Nazi-Affinität vorgeworfen.
Selma Lagerlöf: Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen

Sowie als weitere empfehlenswerte Autoren, insbesondere auch im Bereich Kurzgeschichten:
Jack London und Edgar Allan Poe.

Holger

9. Juni 2009 21:01

Friedrich Gerstäcker! bspw.: Die Flußpiraten des Mississippi

Aber da leiden die Hausaufgaben, kann ich aus eigener Erfahrung sagen...

Christian S

11. Juni 2009 10:10

Darf auch nicht fehlen:

Hans Fallada: Damals bei uns daheim, Erinnerungen, 1942

Sibylle Zeh

11. Juni 2009 22:23

Astrid Lindgren: Ronja Räubertochter
urbündisch, romantisch, wild, verwegen und, zum Donnerdrummel, modern.

K-ein Mädchenbuch.

albino

12. Juni 2009 12:30

Interessante Literatur für Jungen findet man hier:

https://manndat.de/fileadmin/Dokumente/Jungen_Leseliste/Jungenleseliste_Februar_2009.pdf

Sascha

27. Februar 2012 00:37

Jack London, Abenteuer des Schienenstrangs. Ein für mich prägendes Buch.

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