Perlen der Aufklärung

An den Fall Peter Krause, der wegen seiner Tätigkeit für die Junge Freiheit nicht Kultusminister in Thüringen werden durfte, wird sich hoffentlich noch jeder erinnern.

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

Er ist ver­mut­lich das ein­dring­lichs­te Bei­spiel für die Herr­schaft des Ver­dachts und die Macht der zivil­cou­ra­gier­ten Gutmenschen.

Irgend­wann war der Druck, auch aus der eige­nen Par­tei so groß, daß Krau­se sei­ne Kan­di­da­tur von sich aus zurück­zog. Danach erschie­nen in eini­gen Zei­tun­gen Kom­men­ta­re, die ihn ver­tei­dig­ten und den Mecha­nis­mus, der zu sei­nem „Fall” geführt hat­te, viel zu spät anpran­ger­ten. Krau­se scheint den­noch an die Mög­lich­keit der Auf­klä­rung zu glau­ben. Sonst hät­te er jetzt kaum einen Sam­mel­band ver­öf­fent­licht, der u.a. Tex­te aus der Jun­gen Frei­heit und der Etap­pe enthält.

Es ist klar, wor­um es geht: Ich habe nichts zu ver­ber­gen, jeder soll sich selbst ein Urteil bil­den, über das, was ich damals geschrie­ben hat. Und, wir haben es alle gewußt oder ver­mu­tet, es sind gute Tex­te. Tex­te, die etwas auf den Punkt brin­gen, die frei von Res­sen­ti­ments sind und aus denen eine Ernst­haf­tig­keit spricht, die unter heu­ti­gen Poli­ti­kern so sel­ten ist. Neben die­sen „umstrit­te­nen” Stü­cken fin­det sich eini­ges zur Roman­tik und Rhe­to­rik, den The­men, zu denen Krau­se als Ger­ma­nist geforscht hat, zu Han­nah Are­ndt und zu Ernst Jün­ger. Den Abschluß bil­det ein aus­führ­li­ches Inter­view, in dem Krau­se sei­ne heu­ti­gen Grund­po­si­tio­nen bezeichnet:

bei­na­he melan­cho­li­sche Exis­ten­tia­lis­mus, Skep­ti­zis­mus, ein Bild vom Men­schen als zoon poli­ti­kon, doch bes­ser nicht zu über­for­dern­des Wesen, ein rea­lis­ti­scher Poli­tik­be­griff, anti­ideo­lo­gi­scher Impuls, empha­ti­sche Vor­stel­lung von Frei­heit, Abschied von der Uto­pie, Ver­tei­di­gung der Insti­tu­tio­nen, mein Ver­trau­en auf die ver­ant­wort­li­che Kraft der Per­sön­lich­keit, auf das Indi­vi­du­um…, was die­se poli­ti­schen Exis­ten­zia­li­en angeht, ste­he ich nicht – zumin­dest im sim­pel gemein­ten Sinn – “links”.

Auch im nicht sim­pel gemein­ten Sinn ist Krau­se offen­bar nicht links – aber die Erfah­rung lehrt, daß man das nicht zu laut sagen sollte.

Peter D. Krau­se: Ange­pass­te Welt. Stu­di­en, Reden, Essays über rhe­to­ri­sche Kul­tur und roman­ti­sche Poli­tik, Bucha bei Jena: Quar­tus 2009 (= Palm­baum Tex­te; 27). 251 S., Ebr, 14.90 €

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

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