Presseschau, 5. März 2010

Auswahlpresseschau, erstellt aus diversen Zeitungen, Magazinen und Blogs. Einige Schwerpunkte diese Woche: Warnung vor britischer Dominanz in EU-Außenbehörde; Griechenland-Krise und die Zukunft des Euro; Gender Mainstreaming; Massenvergewaltigungen deutscher Frauen im Zweiten Weltkrieg, Geert Wilders; neue Beispiele für die alltägliche Ausländergewalt.


Äuße­res, Kriegs- und Konfliktforschung

Pres­se-Pole­mik
Grie­chi­scher Ver­band ruft zum Boy­kott deut­scher Waren auf
Die grie­chi­sche Wut über die Deut­schen eska­liert: Ein mäch­ti­ger Ver­brau­cher­ver­band in Athen appel­liert an die Bevöl­ke­rung, deut­sche Pro­duk­te und Geschäf­te zu boy­kot­tie­ren. Grie­chen­lands Staats­spit­ze bekommt wäh­rend­des­sen offen­bar Finanz­nach­hil­fe – von Deut­sche-Bank-Chef Ackermann.

Neue EU-Außen­be­hör­de
Deut­sche war­nen vor bri­ti­scher Dominanz
Von Mat­thi­as Gebau­er und Cars­ten Volkery
Deutsch­land und Frank­reich war­nen vor zu gro­ßem bri­ti­schem Ein­fluß im neu­en euro­päi­schen Diplo­ma­ten­corps. Sie wer­fen der neu­en EU-Außen­mi­nis­te­rin Cathe­ri­ne Ash­ton vor, ihre Lands­leu­te auf Schlüs­sel­po­si­tio­nen zu hieven.

US-Atom­waf­fen
Oba­ma plant offen­bar Abzug aus Deutschland

Neue Atom-Stra­te­gie des US-Präsidenten
Oba­ma will Atom­waf­fen­ar­se­nal dras­tisch reduzieren

Teu­res Militärflugzeug
Käu­fer bezah­len 3,5 Mil­li­ar­den mehr für A400M
Sie­ben Staa­ten und der Flug­zeug­bau­er Air­bus eini­gen sich auf die Finan­zie­rung des Mili­tär-Trans­por­ters A400M. Das Flug­zeug wird teu­rer als geplant. Die Käu­fer-Län­der sind bereit, ins­ge­samt 3,5 Mil­li­ar­den Euro zu den Mehr­kos­ten bei­zu­tra­gen. Ab Ende 2012 soll der ers­te A400M aus­ge­lie­fert werden.

Staat, Demo­gra­phie, Wirtschaft

Hartz-IV-Urteil
Bun­des­rich­ter mahnt mode­ra­te Steu­er­sät­ze an
Von Thors­ten Jungholt
Das Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts war der Aus­gangs­punkt der kon­tro­ver­sen Hartz-IV-Debat­te. Im Inter­view mit der „Welt am Sonn­tag“ spricht der schei­den­de Prä­si­dent über die Fol­gen des Urteils. Und erklärt, ab wel­chem Punkt die Belas­tung durch Steu­ern und Abga­ben zu hoch wird.

Gast­kom­men­tar
Ich schä­me mich als Bür­ger für die Regierung
Von Rein­hard K. Sprenger
Für vie­le Deut­sche ist der Staat nur noch ein rie­si­ges Finanz­amt. Wenn Steu­er­hin­ter­zie­hung zunimmt, ist dies aber kein Indiz für eine mora­li­sche Kri­se, son­dern für ein maro­des Sys­tem. Doch was ist das für ein Staat, in dem Steu­er­hin­ter­zie­hung ein Ver­bre­chen ist, Steu­er­ver­schwen­dung hin­ge­gen ein Beruf?

Grie­chen­land-Kri­se
Ver­fas­sungs­recht­ler Kirch­hof hält Finanz­hil­fen für Rechtsbruch
Für Paul Kirch­hof ist die Sache klar: Nach Ansicht des Ver­fas­sungs­recht­lers wür­den euro­päi­sche Finanz­hil­fen für das wirt­schaft­lich ange­schla­ge­ne Grie­chen­land die Euro-Ver­trä­ge ver­let­zen. Im SPIEGEL rät er Par­la­men­ta­ri­ern, in dem Fall das Ver­fas­sungs­ge­richt anzurufen.

Trans­pa­ren­cy-Stu­die
Grie­chen­land ächzt auch unter der Korruption
Von Flo­ri­an Hassel
Grie­chen­land hat nicht nur ein Schul­den­pro­blem, auch die Kor­rup­ti­on brei­tet sich immer wei­ter aus. Ob die Aus­stel­lung eines Füh­rer­scheins, Bau­ge­neh­mi­gun­gen oder Steu­er­prü­fun­gen – pro Jahr zahlt jeder Bür­ger durch­schnitt­lich 1355 Euro Bestechungs­geld. Laut Trans­pa­ren­cy Inter­ner­na­tio­nal ist das sogar nur die Spit­ze des Eisbergs.

Schul­den­kri­se
Ifo-Chef rät den Grie­chen, den Euro aufzugeben
Der bekann­te Öko­nom Hans-Wer­ner Sinn ist für eine Ver­klei­ne­rung der Euro-Zone. Damit die Grie­chen im Euro-Ver­bund blei­ben könn­ten, müß­te man ihnen Geld schen­ken. Doch da fürch­tet er sozia­le Unru­hen. Statt­des­sen soll­ten die Grie­chen die Euro-Zone ver­las­sen. Poli­ti­ker aus Uni­on und FDP haben noch eine ganz ande­re Idee.

Wäh­run­gen
Grie­chen-Hil­fe ermög­licht deut­schen Euro-Ausstieg
Von Dani­el Eckert
Eine finan­zi­el­le Unter­stüt­zung der Grie­chen könn­te Deutsch­land in eine Ver­fas­sungs­kri­se stür­zen: Sie ver­letzt die Ver­ein­bar­keit von Grund­ge­setz und Maas­tricht-Ver­trag. Die Fol­ge: Das Ver­fas­sungs­ge­richt könn­te die Euro-Mit­glied­schaft der Bun­des­re­pu­blik been­den. Der Weg für eine Rück­kehr der D‑Mark wäre offen.

Die Lin­ke, Geschichts- und Iden­ti­täts­po­li­tik, His­to­ri­sches (Zeit­ge­schich­te)

Angriff auf die Normalität
Von Ellen Kositza
Ein klei­ner Schritt für einen Men­schen, aber ein gro­ßer für die Mensch­heit: Neil Arm­strong sprach sei­ner­zeit von „man“, was sich mit „Mann“ wie mit „Mensch“ über­set­zen läßt. Die Wor­te Arm­strongs bei der Mond­lan­dung las­sen sich pas­sa­bel auf eine ande­re welt­um­wäl­zen­de Errun­gen­schaft über­tra­gen. Vor fünf­zig Jah­ren hat man die Anti-Baby-Pil­le auf den Markt gebracht: ein Ver­hü­tungs­mit­tel, das die von da an so genann­ten „Repro­duk­ti­ons­ver­hält­nis­se“ gründ­lich durch­ein­an­der­brin­gen soll­te. 1960 hat die Geschlech­ter­de­bat­te Anlauf genom­men, sich fort­hin warm­ge­lau­fen, heu­te dreht das Räder­werk heiß.

JF-Inter­view mit Bar­ba­ra Rosenkranz …
Gen­der Main­strea­ming: „Das Ziel ist der ‚neue Mensch‘“
Von Moritz Schwarz

Öster­reich gewöhnt sich an das Prin­zip Negerwitz
Der Euro­pa­rat hat Öster­reich wegen Ras­sis­mus gerügt

SPD nimmt Bün­di­sche Jugend ins Visier
BERLIN. Die Sozi­al­de­mo­kra­ten haben von der Bun­des­re­gie­rung „Auf­klä­rung über völ­kisch-natio­na­lis­ti­sche Jugend­grup­pen des extrem rech­ten Spek­trums“ verlangt.
In der Klei­nen Anfra­ge der SPD-Frak­ti­on, die am Mitt­woch ver­öf­fent­licht wur­de, geht es unter ande­rem um ein mög­li­ches Ver­bot des Jugend­bunds Sturm­vo­gel, dem von den Fra­ge­stel­lern „enge Ver­bin­dun­gen“ in die rechts­extre­me Sze­ne nach­ge­sagt werden.

Hel­mut Schmidt bei „Beck­mann“
Aus­nüch­te­rung mit Mentholrauch
Von Rein­hard Mohr
Alt­bun­des­kanz­ler Hel­mut Schmidt sitzt bei „Beck­mann“ und liest den Sozi­al­staats-Kri­ti­kern die Levi­ten. Statt Geschrei emp­fiehlt er Gelas­sen­heit. Die Atmo­sphä­re der Alters­weis­heit wird nicht mal dann gestört, wenn Schmidt Barack Oba­ma mit Hit­ler vergleicht.

14 Tage lebenslänglich
Nie­mand weiß, wie vie­le Frau­en im Zwei­ten Welt­krieg ver­ge­wal­tigt wur­den, kaum eine hat je offen dar­über gespro­chen. Mit 80 Jah­ren bricht jetzt Gabrie­le Köpp das Schwei­gen. In einem erschüt­tern­den Buch berich­tet sie, wie sie 1945 als 15jährige unzäh­li­ge Mal zum Opfer von Rot­ar­mis­ten wur­de. Von Susan­ne Beyer
[ANMERKUNG: Durch­aus lesens­wer­ter Arti­kel, auch wenn die Recht­fer­ti­gung der Mas­sen­ver­ge­wal­ti­gun­gen durch den ver­in­ner­lich­ten impli­zi­ten Kol­lek­tiv­schuld­vor­wurf für zeit­lich vor­an­ge­gan­ge­ne deut­sche Ver­bre­chen (Ratio­na­li­sie­rungs­stra­te­gie?) in der Dar­stel­lung der Jour­na­lis­tin natür­lich nicht feh­len darf. Zitat: „Am 26. Janu­ar 1945 brach sie gemein­sam mit ihrer älte­ren Schwes­ter auf. Spä­ter soll­te sie erfah­ren, daß sowje­ti­sche Sol­da­ten am dar­auf­fol­gen­den Tag, am 27. Janu­ar, das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ausch­witz befrei­ten. Das Mar­ty­ri­um, das für Gabrie­le Köpp nun begann, hat­te sei­ne Ursa­che in den Ver­bre­chen der Deutschen.“]

Buch­tip zum Thema …
Ingo von Münch: „Frau, komm!“ Die Mas­sen­ver­ge­wal­ti­gun­gen deut­scher Frau­en und Mäd­chen 1944/45, 208 Sei­ten, Hard­co­ver, S/W‑Abbildungen, 19,90 Euro

Land­nah­me und Überfremdung/Zuwanderung und Integration

Dyna­mit für die Sozialsysteme
Stolz posiert die ver­schlei­er­te Für­sor­ge­emp­fän­ge­rin vor einem nagel­neu­en Rie­sen-Flach­bild­schirm­fern­se­her in ihrer vom Steu­er­zah­ler finan­zier­ten Sozi­al­woh­nung. Nein, das ist kei­ne Illus­tra­ti­on zur Wes­ter­wel­le-indu­zier­ten deut­schen Sozi­al­staats­de­bat­te: Die­ses Foto ent­stand im zu „Grea­ter Lon­don“ gehö­ren­den Midd­le­sex-Städt­chen Harrow.
Die Sze­ne wäre wei­ter nichts Beson­de­res, hät­te nicht die auf dem Foto sicht­lich tri­um­phie­ren­de 34 Jah­re alte Soma­lie­rin Nim­co Hassan Ibra­him, allein­er­zie­hen­de und arbeits­lo­se Mut­ter von vier min­der­jäh­ri­gen Kin­dern, soeben ein Urteil mit Damm­bruch-Qua­li­tät vor dem Euro­päi­schen Gerichts­hof erstrit­ten (EuGH C‑310/08).

Nie­der­lan­de
Jetzt will Wil­ders die Nie­der­lan­de „zurück­er­obern“
Nach dem Schei­tern der nie­der­län­di­schen Regie­rungs­ko­ali­ti­on hat die Par­tei von Recht­po­pu­list Wil­ders bei der Kom­mu­nal­wahl sehr gut abge­schnit­ten. Das gibt Wil­ders Auf­trieb für die Par­la­ments­wahl im Juni: Man wer­de die Nie­der­lan­de „zurück­er­obern von der lin­ken Eli­te, die immer noch an den Islam glaubt“.

Kom­mu­nal­wahl Niederlande
Sieg des Islamkritikers
Nach Wil­ders-Erfolg fürch­ten Nie­der­län­der Unruhen

Inter­view zum Wahl­er­folg der Rechten
„Ein Wahl­er­folg mit Sogwirkung“
Der Wahl­er­folg des Rechts­po­pu­lis­ten Wil­ders in den Nie­der­lan­den wird auch hier­zu­lan­de kon­tro­vers dis­ku­tiert. Ob das Erstar­ken der Par­tei der Frei­heit auch auf die Stim­mung gegen­über dem Islam in Deutsch­land Ein­fluß hat, hat tagesschau.de den Rechts­extre­mis­mus­for­scher Alex­an­der Häus­ler gefragt.

Kom­mu­nal­wahl in den Nie­der­lan­den: Das wil­de Männ­lein Wilders
von André F. Lichtschlag

Aus­län­der­ge­walt

Urban-Kran­ken­haus
Mes­ser­at­ta­cke in Rettungsstelle
Pöbe­lei­en, kör­per­li­che Atta­cken, manch­mal sogar lebens­ge­fähr­li­che Ver­let­zun­gen – für die Mit­ar­bei­ter in den Ret­tungs­stel­len eini­ger Ber­li­ner Kran­ken­häu­ser sind die Zei­ten hart gewor­den. Sie wer­den immer öfter angegriffen.

BIELEFELD
17jähriger nach Schlä­gen halb­sei­tig gelähmt
Gewalt­ex­zeß am Bie­le­fel­der Jahn­platz: Opfer bewußt­los geprügelt
VON JENS REICHENBACH
Bielefeld/Herford. Die Gewalt­aus­brü­che jun­ger Män­ner im Bie­le­fel­der Nacht­le­ben schei­nen kein Ende zu neh­men. Wie Poli­zei­spre­che­rin Chris­ti­ne Schmitt am Diens­tag mit­teil­te, kam es am Sams­tag­abend auf dem Jahn­platz zu einem bei­spiel­los bru­ta­len Angriff auf einen 17jährigen Jugend­li­chen. Zwei Män­ner hat­ten ihn ohne erkenn­ba­ren Grund ange­grif­fen und ihm eine Bier­fla­sche auf den Kopf geschla­gen. Das Opfer soll seit­dem halb­sei­tig gelähmt sein, hieß es von Angehörigen.
Mit sei­nem 16jährigen Kum­pel hat­te der 17jährige gegen 22 Uhr gera­de das McDonald’s‑Restaurant am Jahn­platz ver­las­sen, als plötz­lich zwei Män­ner die bei­den anschrien, sie als „Huren­söh­ne“ beschimpf­ten und anspuck­ten. Kaum hat­ten die Jugend­li­chen reagiert, flo­gen auch schon die Fäuste.

Grup­pen­ver­ge­wal­ti­gung – eine Fra­ge der Ehre?
Der Völ­ker­kund­ler Wer­ner Schiff­au­er behaup­tet im Klap­pen­text zu sei­nem 1983 erst­mals erschie­ne­nen Buch „Die Gewalt der Ehre“, daß „Dis­kus­sio­nen über die Tür­ken in der Bun­des­re­pu­blik ohne eth­no­lo­gi­sche Kennt­nis­se der tür­ki­schen Dorf­kul­tur zwangs­läu­fig gehalt­los blei­ben“ (Text auf der Umschlag­in­nen­sei­te des Buches). Einen anschau­li­chen Beweis lie­fert er mit dem Inhalt sei­nes Buches. Zen­tra­les The­ma ist die Ver­ge­wal­ti­gung einer jun­gen Deut­schen durch 14 Tür­ken im Jahr 1978 in Berlin.

Erzie­hung, Bil­dung, Sonstiges

Rhi­zo­me des Gehei­men Deutschlands
Ulrich Raulff seziert die schwar­zen Netz­wer­ke der “Geor­gia­ni­schen Cho­rä­le” und unter­sucht deren Fern­wir­kung auf die Bil­dungs­ge­schich­te der Bun­des­re­pu­blik Deutschland

Gen­tech­nik
EU erlaubt Anbau von Gen-Kar­tof­fel Amflora
Die EU-Kom­mis­si­on in Brüs­sel geneh­migt den Anbau der gen­ver­än­der­ten Kar­tof­fel­sor­te Amflo­ra. Damit erhält der Che­mie-Kon­zern Bay­er die Mög­lich­keit, die Pflan­ze, die nicht für den Ver­zehr bestimmt ist, auch in Deutsch­land anzu­bau­en. Eine Mehr­heit der Bevöl­ke­rung ist gegen den Ein­satz der Gentechnik.

Amflo­ra-Boy­kott
Stär­ke­her­stel­ler weh­ren sich gegen die Genkartoffel
Die Gen­kar­tof­fel Amflo­ra erzeugt Skep­sis bei den Agrar­be­trie­ben: Füh­ren­de Stär­ke-Her­stel­ler wol­len das umstrit­te­ne Gemü­se nicht anbau­en – sie befürch­ten, Geschäfts­part­ner zu ver­lie­ren. Laut einem Beschluß der EU-Kom­mis­si­on darf die Knol­le künf­tig auf deut­schen Äckern sprießen.

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