Thomas Molnar ist tot

von Karlheinz Weißmann

Wie erst jetzt bekannt wurde, verstarb am 20. Juli hochbetagt der amerikanische Philosoph Thomas Molnar.

Mol­nar wur­de 1921 in Buda­pest gebo­ren, stu­dier­te nach dem Zwei­ten Welt­krieg in Brüs­sel und den USA, wo er wegen der kom­mu­nis­ti­schen Macht­über­nah­me in sei­ner Hei­mat dau­ern­den Auf­ent­halt nahm. Unter dem Ein­fluß von Rus­sell Kirk ent­wi­ckel­te sich Mol­nar zu einem der wich­ti­gen Ver­tre­ter der „Paläo-Kon­ser­va­ti­ven“, jener Strö­mung also, die ver­such­te, das euro­päi­sche kul­tu­rel­le Erbe zu bewah­ren und die eige­ne Tra­di­ti­on unter dem Blick­win­kel der skep­ti­schen Auf­klä­rung und eines an Bur­ke geschul­ten Kon­ser­va­tis­mus betrachtete.

Die­ser Hin­weis darf aber nicht so ver­stan­den wer­den, als ob Mol­nar zur Betu­lich­keit neig­te, ganz im Gegen­teil. Seit dem Beginn der sech­zi­ger Jah­re ver­faß­te er eine Rei­he von Büchern, die man nur des­halb nicht als „Kampf­schrif­ten“ bezeich­nen möch­te, weil sie auch Rechen­schaft über sei­ne außer­or­dent­li­che Klug­heit und Gelehrt­heit ableg­ten. Eini­ge davon wur­den ins Deut­sche über­setzt, dar­un­ter eine Typo­lo­gie des Intel­lek­tu­el­len – auch des Kon­ser­va­ti­ven – (Kampf und Unter­gang der Intel­lek­tu­el­len, Mün­chen 1967), sei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit Sart­re als Schlüs­sel­fi­gur unter den Vor­den­kern der Pro­gres­si­ven (Sart­re – Ideo­lo­ge unse­rer Zeit, Mün­chen 1970) , eine immer noch sehr lesens­wer­te Abrech­nung mit den „Bil­dungs­re­for­men“ (Die Zukunft der Bil­dung, Düs­sel­dorf 1971) und eine prin­zi­pi­el­le Ent­geg­nung auf die Lin­ke (Die Lin­ke beim Wort genom­men, Stutt­gart 1972).

Für die deut­schen Kon­ser­va­ti­ven spiel­te außer­dem eine Rol­le, daß Mol­nar zu den Mit­ar­bei­tern von Cri­ticón gehör­te und bei Ver­öf­fent­li­chung von Moh­lers „Nomi­na­lis­ti­scher Wen­de“ die Ent­geg­nung aus Sicht der „Uni­ver­sa­lis­ten“ schrieb. Auch in dem Zusam­men­hang trat deut­lich die Dif­fe­ren­ziert­heit sei­ner Argu­men­ta­ti­on her­vor und eine aus­ge­präg­te Abnei­gung gegen Schub­la­den­den­ken. Eine Sou­ve­rä­ni­tät, die man wei­ter dar­an able­sen konn­te, daß er in Frank­reich zum einen dem comi­té de patro­na­ge der Zeit­schrift Nou­vel­le Eco­le von Alain de Benoist bei­trat, ande­rer­seits für die Roya­lis­ten der Action Fran­çai­se schrieb. Bei denen fühl­te er sich aller­dings hei­mi­scher, wie man über­haupt fest­stel­len muß, daß sich Mol­nars Stel­lung­nah­men im Lau­fe der Zeit weg von angel­säch­sisch-kon­ser­va­ti­ven, hin zu kon­ti­nen­tal-reak­tio­nä­ren Posi­tio­nen verschoben.

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