Kein Kulturrelativismus!

In der FAZ von heute warnt die Soziologin Necla Kelek zwei Zeitungsspalten lang vor dem Kulturrelativismus der...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Jus­tiz­mi­nis­te­rin Leu­theus­ser-Schnar­ren­ber­ger. Sie bie­de­re sich den Mus­lim­ver­bän­den auf dop­pel­te Wei­se an:

Zum einen wie­der­ho­le sie den alten Zopf, daß alle Reli­gio­nen die­sel­ben uni­ver­sel­len Prin­zi­pi­en ver­trä­ten, und zwar unge­ach­tet ihrer insti­tu­tio­nel­len und somit geschicht­li­chen Ent­wick­lung. Leu­theus­ser-Schnar­ren­ber­ger igno­rie­re dadurch etwa die Tat­sa­che, daß der Islam bis­her nir­gend­wo bereit sei, Reli­gi­on und Poli­tik zu tren­nen: Die Poli­tik sei selbst nach gemä­ßig­ter isla­mi­scher Auf­fas­sung wei­ter­hin den Glau­bens­sät­zen unter­ge­ord­net. Das Chris­ten­tum hin­ge­gen habe im Ver­gleich dazu sei­ne Säku­la­ri­sie­rung längst hin­ter sich.

Der Kul­tur­re­la­ti­vis­mus wer­de, so Kelek, noch deut­li­cher, wo die Jus­tiz­mi­nis­te­rin den Ein­druck ver­mitt­le, “Grund­ge­setz und Scha­ria sei­nen nur unter­schied­li­che Mög­lich­kei­ten, Recht zu spre­chen” (wobei Leu­theus­ser-Schnar­ren­ber­ger das “vor­ur­teils­be­la­de­ne” Wort Scha­ria kon­se­quent ver­mei­de). Es gibt da also kei­ne Wer­tung, kei­ne Ableh­nung einer den Deut­schen wesens­frem­den und ihrem geschicht­li­chen Weg nicht ange­mes­se­nen Reli­gi­on und reli­giö­sen Pra­xis und Rechts­spre­chung: Statt­des­sen Rela­ti­vie­rung als Aus­druck einer  — Kapi­tu­la­ti­on vor der Macht des Fak­ti­schen? Oder als Aus­fluß einer tie­fen inne­ren Ableh­nung des Eige­nen, des So-Seins? Einer Hoff­nung auf Befrei­ung vom Wir?

Josch­ka Fischer hat sol­ches in sei­nem Buch Risi­ko Deutsch­land ja schon vor zehn Jah­ren pro­gram­ma­tisch auf den Punkt gebracht: Deutsch­land müs­se von außen ein­ge­hegt und von innen durch Zustrom hete­ro­ge­ni­siert, qua­si “ver­dünnt” wer­den. Leu­theus­ser-Schnar­ren­ber­gers Kul­tur­re­la­ti­vis­mus ist – nach der bereits erfolg­ten Bevöl­ke­rungs­he­te­ro­ge­ni­sie­rung – ein Mei­len­stein auf dem Weg einer Rechts- und Institutionenheterogenisierung.

Das ist ein Angriff auf so ziem­lich das letz­te, was noch “Mark in den Kno­chen” hat: Wo wir näm­lich der Wil­lens- und Schick­sals­ge­mein­schaft schon seit lan­gem ent­beh­ren, haben wir doch noch eine Rechts­ge­mein­schaft. Das ist eine Schwund­stu­fe zwar im Ver­gleich zu dem, was ein­mal war, aber es ist viel, wenn man sich die Altern­ba­ti­ven aus­mal­te: uns nicht gemä­ßes Recht.

Im Zusam­men­hang mit Kel­eks Arti­kel in der heu­ti­gen FAZ sei auf das The­men­heft “Islam” der Sezes­si­on ver­wie­sen, es soll­te heu­te und mor­gen bei den Abon­nen­ten ein­tref­fen. Von Kul­tur­re­la­ti­vis­mus fin­det sich dar­in nicht viel, eini­ges aber vom Selbst­be­wußt­sein, mit dem man der eben­so reli­gi­ös wie insti­tu­tio­nell däm­mern­den Über­frem­dung ent­ge­gen­tre­ten kann.

Den Inhalt des Hef­tes kann man hier einsehen.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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