Auf dem Rittergut – eine Begegnung mit Deutschlands neuen Rechten

Wie zufrieden kann man mit dem Beitrag über Ellen Kositza, Martin Lichtmesz, Felix Menzel und mich (immer noch Götz,...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

nicht Jörg Kubit­schek) sein, der vor drei Stun­den bei 3sat lief und nun in der Media­thek des Sen­ders per Inter­net auf­ge­ru­fen wer­den kann? Ich bin halb und halb zufrieden:

+ Die An- und Abmo­de­ra­ti­on waren eine Frech­heit. Was haben wir mit dem Oslo­er Atten­tä­ter zu tun? Und wie­so prä­zi­sier­te die Mode­ra­to­rin die Schau­er nicht, die es ihr beim Anblick der neu­en Rech­ten den Rücken hoch- und run­ter jag­te? Waren es Glücks­ge­füh­le, war es jene schau­rig-woh­li­ge Gewiß­heit, daß die Suche nach der ein­zig schö­nen, wah­ren und guten Rech­ten nun end­lich an ein Ziel gelangt sei?

+ Der Bei­trag sel­ber: zu kurz für die Kom­ple­xi­tät des The­mas. Weiß nach dem Zuschau­en einer, wofür eine neue Rech­te eigent­lich steht (oder sitzt und schreibt)? Ich glau­be nicht, und der Schnitt des Films wun­dert mich ein biß­chen, denn die Gewich­te waren beim Dre­hen anders ver­teilt: Da hat­te zumin­dest ich knapp genug für eine kur­ze Repor­ta­ge ein­mal auf­ge­zählt, wel­che The­men kom­men­de The­men sei­en und war­um die Ant­wor­ten dar­auf aus rech­ter Sicht inter­es­san­ter und wirk­lich­keits­nä­her wären als das links­li­be­ra­le Wunsch­den­ken: Aus­län­der­fra­ge, Iden­ti­tät, Bil­dung, Ord­nungs­staat, Crash, demo­gra­phi­sche Katastrophe.

+ Das, was etwa mei­nen Ver­lag zu einem beson­de­ren Ver­lag macht, kam nicht vor, obwohl es aus­führ­lich gefilmt wur­de: die Theo­rie­ar­beit, die sau­be­re Hand­werk­lich­keit der Bücher, die Expe­ri­men­te und neu­en For­ma­te (rei­he kapla­ken!), kei­ne NS-Nost­al­gik, kein Gejam­me­re trotz schwie­ri­ger Arbeits­be­din­gun­gen. Gezeigt wur­den neben dem natür­lich sehr wich­ti­gen Buch Deut­sche Opfer, frem­de Täter vor allem Nach­dru­cke aus ande­ren Ver­la­gen, Bücher also, die wir nur wei­ter­ver­kau­fen, nichts eige­nes also. Das war scha­de, das Film­ma­te­ri­al hät­te viel mehr her­ge­ge­ben. Zum Glück kam die Sezes­si­on doch recht gut ins Bild.

+ Der gute, kom­ple­xe, dif­fe­ren­zier­te Mar­tin Licht­mesz ist redu­ziert wor­den auf ein Her­bei­wün­schen ech­ter Umbrü­che, rech­ter Revol­ten. Und Ellen Kositza ist als eine der ganz weni­gen publi­zis­tisch und intel­lek­tu­ell erfolg­rei­chen rech­ten Frau­en nicht in ihrer Eigen­art getrof­fen wor­den: angriffs­lus­tig, non­kon­form, unbe­re­chen­bar zu sein.

+ Felix Men­zels Haupt­auf­ga­be besteht nicht dar­in, schwer­mü­ti­ge Gedich­te zu ver­fil­men. Er ist der­je­ni­ge, der die ganz jun­gen Autoren in der Blau­en Nar­zis­se sam­melt und wirk­lich experimentiert.

Fazit: Ich schla­ge vor, daß jetzt mal einer einen 45min-Film dreht und schnei­det. Dann kann man ein biß­chen mehr sagen als bloß den Panik­satz, es sei 5 nach 12 oder Vier­tel vor Bürgerkrieg.

Götz Kubitschek

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