Der zweite Streich des Thilo Sarrazin

Sarrazins neues Buch Europa braucht den Euro nicht ist seit einer Woche im Handel, hat sich in den oberen Rängen...

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

der Ama­zon-Best­sel­ler­lis­te fest­ge­setzt und belegt bei den Sach­bü­chern den ers­ten Platz. Das war zu erwar­ten, und so hat der Ver­lag die Start­auf­la­ge berech­net: 350.000 Stück, von denen bereits 250.000 vor Erschei­nen vor­be­stellt waren. (Dadurch hat sich auch bei unse­ren Stu­di­en und Ana­ly­sen wie­der eini­ges getan.)

Zwei­er­lei läßt sich fest­hal­ten: Das Buch ist the­ma­tisch eine Punkt­lan­dung, die anhal­ten­de Euro­kri­se hat gera­de­zu nach einem Wort des Ex-Bun­des­bank­vor­stands ver­langt. Was jedoch bis­lang aus­blieb, ist die erwar­te­te Groß­de­bat­te. Nur kurz, als vor­ab bekannt wur­de, daß Sar­ra­zin die Ein­füh­rung von Euro und ESM in einen Zusam­men­hang mit der deut­schen Ver­gan­gen­heit stellt (was eigent­lich bekannt sein soll­te), kam es zu einem kur­zen Sar­ra­zin-Bas­hing. Doch die Debat­te hielt nicht vor und war schnell wie­der von den Titel­sei­ten verschwunden.

Das liegt vor allem an der nüch­ter­nen Dik­ti­on des Buches, bei dem sich der Finanz­ex­per­te Sar­ra­zin auf siche­rem Ter­rain bewegt und sich nur ganz weni­ge pole­mi­sche Aus­fäl­le erlaubt. Hin­zu kommt, daß es zum Euro-The­ma bereits zahl­lo­se kri­ti­sche Bücher gibt, die teil­wei­se wesent­lich radi­ka­ler argu­men­tie­ren als Sar­ra­zin. Die­ser beschreibt Geschich­te und der­zei­ti­gen Zustand der Gemein­schafts­wäh­rung und ist der Mei­nung, daß Euro­pa auch ohne den Euro exis­tie­ren wür­de, will aber gleich­zei­tig die Regeln in der Euro­zo­ne ver­schär­fen, um ein Schei­tern zu verhindern.

Sei­ne Geg­ner wer­fen ihm vor, daß er sich dabei ins­be­son­de­re um die Zah­lungs­fä­hig­keit Deutsch­lands Sor­gen macht, die er durch die Haf­tung für die Schul­den ande­rer in Gefahr sieht. Das ist jedoch arge­men­ta­tiv nicht zu wider­le­gen, da Deutsch­land bis­lang zahlt und das Gan­ze zwangs­läu­fig schei­tern muß, wenn der Zahl­meis­ter ausfällt.

Durch Sar­ra­zins Buch müß­te die Sache der Euro-Kri­ti­ker eigent­lich einen Auf­merk­sam­keits­schub erfah­ren. Dabei ist es egal, wer am Ende kei­ne Lor­bee­ren bekommt, obwohl er lan­ge vor Sar­ra­zin gewarnt hat. Das schlimms­te Sze­na­rio ist gleich­zei­tig auch das wahr­schein­lichs­te: Alles kommt so wie beim ers­ten Sar­ra­zin-Buch – als sich gar nichts änderte.

Test

Erik Lehnert

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