“Krieg in den Städten” – eine Rezension

Klaus Farin ist Vorsitzender der Stiftung »Respekt!«, die sich für »jugendkulturelle Vielfalt und Toleranz« einsetzen will.

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

Eber­hard Sei­del ist Geschäfts­füh­rer von »Schu­le ohne Ras­sis­mus – Schu­le mit Cou­ra­ge«. Bei­de sind damit maß­geb­lich ver­ant­wort­lich für die Ver­schleie­rung der Ursa­chen der »Jugend­ge­walt« in Deutsch­land.

Das Pro­gramm »Schu­le ohne Ras­sis­mus« treibt dies auf die Spit­ze, indem es in einem aktu­el­len The­men­heft allen Aus­län­dern, die sich deut­schen­feind­lich geben, ein­fach das Eti­kett »rechts­extrem« ver­paßt. Damit wird so getan, als wür­de es genü­gen, zwi­schen bösen, men­schen­ver­ach­ten­den Ein­stel­lun­gen und guten, pazi­fis­ti­schen zu unterscheiden.

Daß es so ein­fach nicht ist, zeigt zum einen die Rea­li­tät, zum ande­ren ein in die­sem Jahr neu­auf­ge­leg­tes Buch von Farin und Sei­del, das bemer­kens­wer­ter­wei­se zuerst 1991 im Rot­buch-Ver­lag erschien. Krieg in den Städ­ten heißt es und klärt in Form von Repor­ta­gen und Hin­ter­grund­ana­ly­sen über »mul­ti­kul­tu­rel­le Street­gangs«, »Sturm­trup­pen für Doit­sch­land«, Hoo­li­gans und Auto­no­me auf. Bri­sant ist vor allem das unver­än­der­te Kapi­tel über aus­län­di­sche Jugend­grup­pen. Zieht man den poli­tisch-kor­rek­ten Sprach­ge­brauch ab, blei­ben eini­ge unbe­que­me Fak­ten und Schil­de­run­gen übrig. Zum Bei­spiel heißt es, im Ber­lin der 90er Jah­re hät­te jeder zwei­te Tür­ke eine natio­na­lis­ti­sche Ein­stel­lung gehabt. In einer Kreuz­ber­ger Grund­schu­le sei­en sich zudem die zehn­jäh­ri­gen Tür­ken einig gewe­sen, was ihre zukünf­ti­ge Auf­ga­be wäre: »Wir müs­sen die Deut­schen töten, bevor die uns töten.« Berich­tet wird auch von dem zwölf­jäh­ri­gen Nazim, der mit Dolch und Beil durch die Hin­ter­hö­fe Ber­lins zog: »Damit brin­ge ich Schwei­ne um. Deut­sche Schwei­ne und Nazischweine«.

Im wei­te­ren Ver­lauf schil­dern die Autoren, wie sich tür­ki­sche Jugend­li­che auf die Stra­ßen­schlach­ten zu Hit­lers 100. Geburts­tag am 20. April 1989 vor­be­rei­te­ten und war­um die »Tür­ki­sche Mäd­chen Armee­frak­ti­on« von den eige­nen Lands­leu­ten nur als ein »Hau­fen Nut­ten« belä­chelt wur­de. Das Buch illus­triert damit sehr anschau­lich jene Lage in Deutsch­land, die Hans Magnus Enzens­ber­ger 1993 ver­an­laß­te, sei­ne Aus­sich­ten auf den Bür­ger­krieg zu schrei­ben. Ob und wie sich die Lage seit­her ver­än­dert hat, läßt sich nur schwer beant­wor­ten. Zu nebu­lös sind die Aus­künf­te der Poli­zei, Jus­tiz und des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes. Das neu­ge­schrie­be­ne, letz­te Kapi­tel von Farin und Sei­del fügt sich naht­los in die­ses Nebel­bild ein. Die zwei haben das Inter­es­se an der Wirk­lich­keit ver­lo­ren und ver­fas­sen ihre Bei­trä­ge jetzt so, daß ihre Pos­ten auch wei­ter­hin sicher sind.

Klaus Farin/Eberhard Sei­del: Krieg in den Städ­ten. Jugend­gangs in Deutsch­land, Ber­lin: Archiv der Jugend­kul­tu­ren 2012. 228 S., 12 €
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Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

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Kommentare (6)

Toni Roidl

29. Juni 2012 08:07

Vor 20 Jahren hat dieses Autorenteam ein für damals wirklich hervorragend gutes Buch über die Skindhead-Jugendsubkultur veröffentlicht. Vermutlich sind sie einfach in den Denkschemata von damals stehengeblieben und einfach zu alt, um noch am Geschehen zu sein. Dass sie jetzt einen alten Titel neu auf den Markt bringen, sieht nach Alterssicherung aus.

Gottfried

29. Juni 2012 09:19

Verstünde man nur einen Funken von dem, was in der wirklichen Welt passiert, dann dürfte man für Achtung, Rücksichtnahme, einen angemessenen Benimm im allgemeinen Miteinander niemals das Motto "Respekt" wählen, denn auf der Straße ist "respect" etwas ganz anderes, als in unserer ehemaligen Kultur darunter verstanden wurde.
Daß die Stiftung sich so nennt, zeigt die epochentypische Geste der ubiquitären Fortschrittler und Fortschrittlerinnen, der weltoffenen anständigen Demokraten: "Ich bin wie Du." Unter diesem totalitären Humanismus ist der allgemeine Absturz auf Gossenhöhe nicht aufzuhalten.
Nun drehen sich BUNTE Legosteinbegriffe in einer Endlosschleife tumbe wie unermüdlich um sich selber: "Laut gegen den Rassimus. Sich mit einem innovativen Diversity-Konzept vor Ort nachhaltig aufstellen. Rüdesheim-Nord ist BUNT und vielfältig. Toleranz und Dialog der Kulturen als Lernziel ...."

Landeskrankenhaus. BUNT-Land hat restlos fertig.

Sixty

29. Juni 2012 21:07

"Daß es so einfach nicht ist, zeigt zum einen die Realität, zum anderen ein in diesem Jahr neuaufgelegtes Buch von Farin und Seidel, das bemerkenswerterweise zuerst 1991 im Rotbuch-Verlag erschien. Krieg in den Städten heißt es und klärt in Form von Reportagen und Hintergrundanalysen über »multikulturelle Streetgangs«, »Sturmtruppen für Doitschland«, Hooligans und Autonome auf. Brisant ist vor allem das unveränderte Kapitel über ausländische Jugendgruppen. Zieht man den politisch-korrekten Sprachgebrauch ab, bleiben einige unbequeme Fakten und Schilderungen übrig."

Aufschlußreich ist vor allem, daß es vor 20 Jahren noch "Linke" gab, die noch nicht so "politisch korrekt" verkorkst waren wie die heutige Mainstream-Linke.

Theosebeios

29. Juni 2012 21:41

Nun, Herr Roidl, jetzt fühle ich mich aber durch Ihre Erklärung der Schieflage der angesprochenen Autoren persönlich provoziert ... zu alt, um ...! Erstens wird sachlich Richtiges nicht durch das Alter beglaubigt. Zweitens garantiert "am Geschehen zu sein" durchaus nicht, den ritualisierten Vernebelungsaktionen nicht zu unterliegen!
Herrn Menzels Vermutung, Farin & Seidel hätten das Interesse an der Wirklichkeit verloren, halte ich für sehr interessant. Man fragt sich ja, wie es zu verstehen ist, dass intelligente Kollegen anscheinend das herrschende Denkkartell nicht verlassen können oder wollen und sich wie dressierte Äffchen verhalten.
Die Rolle der beiden wird im Beitrag jedoch überschätzt. Maßgeblich verantwortlich sind andere.

Columnist

30. Juni 2012 19:12

"warum die »Türkische Mädchen Armeefraktion« von den eigenen Landsleuten nur als ein »Haufen Nutten« belächelt wurde."

It makes very much sense to kill only the males. We should keep the females for ourselves. Not eradicating the Turks will break their resistance. After all, the Turks will only kill the German men, but will keep the German women as harem slaves. If the Germans were to eradicate the Turks fully, the Germans would be more immoral and genocidal than the Turks. Compare the Holocaust to Khaybar.

Unke

1. Juli 2012 09:55

Kann mich erinnern, Anfang der 90er Jahre in einem Büchelchen von einem linken Autor aus der Zone gelesen zu haben, dass nach seiner Beobachtung Provokationen und Gewalttätigkeiten gegen Schwarze in Berlin vor allem von Orientalen (Türken und Araber) ausgingen. Das deckte sich mit meinen Beobachtungen in Frankfurt.
Es war -wieder mal- die hohe Zeit der Hysterie, "Hoyerswerda" & Co...
Vielleicht ist das ja eben jenes Büchelchen...?
Damals dachte ich mir: Sieh an, ein SED-Ossi ist offenbar nicht mal halb so deformiert wie ein westdeutscher Linksgrüner.

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