Menschenkunde: Der Gärtner

Von Details und Gewohnheiten aufs Allgemeine schließen: Manche nennen es Vorurteilsdenken, andere nennen es Menschenkenntnis, ich tendiere zu letzterem. Zeig mir, welches Auto du fährst und welche Schuhe du trägst und ich weiß eine Menge über Dich, die über diese Einzelheiten hinausgeht.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Oder: Sag mir, wie Dein Kind heißt, ob Du Süßes oder Schar­fes bevor­zugst, und ich ahne, wel­che Bücher du liest, wel­che Musik du hörst, ob du grün wählst, schwarz oder gar nicht.

Es ist eine Art Erfah­rungs­wis­sen­schaft, die ja nicht starr ver­fährt, son­dern fle­xi­bel; dann fügt sich die Sum­me der Ein­zel­hei­ten rasch zu einem Bild. Eine beson­ders ergie­bi­ge Signa­tur ist die der Art des Gärtnerns.

Seit ich Kin­der habe, bin ich noto­ri­sche Spa­zier­gän­ge­rin, eine Beschäf­ti­gung, die unter Umstän­den extrem lang­wei­lig sein kann.

Des­halb sind mei­ne favo­ri­sier­ten Spa­zier­or­te – man kommt weit her­um, wenn man a) wohn­ort­hal­ber aufs Auto ange­wie­sen ist und b) mit den Klei­nen immer Zeit über­brü­cken muß, wäh­rend die Gro­ßen beim Musik­un­ter­richt, beim Sport oder beim Zahn­arzt sind – Fried­hö­fe und Klein­gar­ten­an­la­gen. „Kin­der“ und „Gar­ten“: bei­des (wenigs­tens seit einem guten Jahr­hun­dert) Expe­ri­men­tier­fel­der, und bekannt­lich war die Schöp­fung des Kin­der­gar­tens inter­na­tio­nal durch­schla­gend. Nach Fried­rich Frö­bel, dem wir, wenn nicht die Erfin­dung, so doch die Wort­schöp­fung ver­dan­ken, soll­te das Kind im Kin­der-Gar­ten „wie eine Pflan­ze gepflegt und gehegt wer­den.“ Eine hüb­sche Gleich­set­zung! Zeig mir, wie du gärt­nerst, und ich ahne, wie du´s mit dei­nen Kin­dern hältst! Grob geras­tert gibt es die­se Kategorien:

+ der Nichts­nutz: hat zwar so eine Par­zel­le, tut aber nichts. Kur­ze Lust, dann war die Luft raus. Nicht Kraut&Rüben, son­dern allen­falls ein­zel­ne, jähe Ver­su­che. Alles ist bald zu anstren­gend, Mot­to: das Zeug wächst einem doch eh übern Kopf. Bäu­me, Rüben, Kar­tof­feln: Die machen, was sie wol­len. Ein ver­alg­ter Pool mit opu­len­ten Maßen steht her­um, auf dem Boden gan­ze Hau­fen vor­jäh­ri­ger Äpfel, zu fau­len­den Leich­na­men gewor­den. Der Pre­ka­ri­ats­gar­ten. Hat der Pre­ka­ri­ats­gärt­ner Kin­der, ent­spre­chen die dem Zustand sei­ner Par­zel­le. Ein paar Knol­len und Zwie­beln über­win­tern trotz all­ge­mei­ner Ver­strüp­pung, die blü­hen dann qua Umfeld umso schöner.

+Der Möch­te­gern: Es gibt so schi­cke Gär­ten, grad Klein­gärt­nern ist wie­der so was von ange­sagt, Kirsch­lor­beer, das hat man jetzt! Nee, kei­ne öden Buchen­he­cken, die sehen bis in den Mai hin­ein so gam­me­lig aus mit ihrem ollen Laub, wir leis­ten uns Buchs­baum. Wir leis­ten uns auch teu­re Gerä­te und Säme­rei­en, die es nicht im Bau­markt gibt, son­dern nach­hal­ti­ge Ware, alte Sor­ten, die nicht so null-acht-fünf­zehn sind. Lei­der ist der Kirsch­lor­beer erfro­ren, alle zwan­zig Pflan­zen, der Buchs­baum ist ver­gilbt, und die guten alten Sor­ten erwei­sen sich als Sen­si­bel­chen. Was für ein Streß! Und was tun mit den Schne­cken, Mäu­sen und anderm Ekel­ge­tier? Lebend ein­sam­meln, ab ins Auto und in den Wald damit? Ist es dann wirk­lich weg? Darf man Kar­tof­fel­kä­fer in den Wald aus­wil­dern? Uff. Will ich Knecht mei­nes Gar­tens sein, hab ich das ver­dient? Der Gar­ten der geho­be­nen Mit­tel­schicht, die sich aus eman­zi­pa­to­ri­schen Grün­den dann doch lie­ber mit Bal­kon­grün begnügt. Falls Kin­der: Früh­eng­lisch, Nah­kampf­trai­ning für die Toch­ter, Koch­kurs für den Buben, dann die bit­te­re Ein­sicht, daß das päd­ago­gi­sche Kon­zept der je Ver­ant­wort­li­chen nicht wirk­lich aus­ge­reift war, Abmel­dung, Rück­kehr zum Nor­mal­maß, Bio­la­den. Das muß­te mal durch­rech­nen, alles ande­re ist Selbst­aus­beu­tung, wir leben ja nicht im Mittelalter.

+ Der deut­sche Mus­ter­gärt­ner. Plan­qua­dra­te, Saat­rei­hen wer­den mit gespann­ter Schnur mar­kiert. Gegen Wild­wuchs zwei­er­lei Feu­er: Das der eige­nen Hän­de, die flei­ßig jäten und das aus dem Gift­schrank. Die Sat­zung schreibt die 1/3‑Regelung vor, je ein Drit­tel Blu­men, Nutz­pflan­zen und Erho­lungs­flä­che? Gebongt, kommt den eige­nen Vor­stel­lun­gen akku­rat ent­ge­gen. Frost­hüt­chen aus Plas­te bis zum 14. Mai, Dün­ger, Schne­cken­korn und „Nähr­lö­sung“ zu den im Kalen­der ein­ge­tra­ge­nen Ter­mi­nen. Gegen Schne­cken: Salz, die Vie­cher schrei­en extrem lei­se. Was, das Kropp­zeug auf dem Mist nen­nen Sie Thy­mi­an? Hab ich nicht ange­pflanzt, brau­chen wir auch nicht. Rin­gel­blu­men, Lieb­stö­ckel? Unter­pflü­gen, sonst ver­mehrt sich das Zeug wie Unkraut. Schön? Lecker? Na, ist wohl Geschmacks­sa­che. Der deut­sche Mus­ter­gärt­ner hat eine beacht­li­che Ern­te. Rie­sen­kür­bis­se, Ton­nen voll Toma­ten, eimer­wei­se Gur­ken, aus 08/15-Samen­wa­re und ein wenig gedun­sen, den­noch geschmack­lich um Mei­len dem Super­markt­schnitt vor­aus. „Was soll ich damit, hier, neh­men sie,“ spricht er freund­lich über den Gar­ten­zaun. Hat er Kin­der, dann wer­den die nicht mehr gärt­nern. Die rau­hen Hän­de, die Rücken­schmer­zen, der Zeit­auf­wand! Es sind gute Bür­ger, die­se Kin­der, artig auf­ge­zo­gen zwi­schen Plan­qua­drat, Saat­rei­hen, Rank­hil­fen. Und die Kin­des­kin­der, deren Eltern sich „das nicht mehr antun“? Nir­gends in Euro­pa, nicht mal in Polen oder Rumä­ni­en, sind Grund­nah­rungs­mit­tel im Super­markt so güns­tig wie in Deutsch­land. Und wer braucht eigent­lich noch Grundnahrungsmittel?

Das wären die Haupt­grup­pen. Zwi­schen ihnen ist gera­de­zu end­lo­ser Platz. Zum Glück wird auch der weid­lich genutzt. Der deut­sche Gärt­ner hat´s gut im euro­päi­schen Ver­gleich. Zwar nicht die hüb­sche frü­he Blü­te, den März­sa­lat und die Mai­zuc­chi­ni wie im Süden, dafür im Schnitt den bes­se­ren Boden, gerin­ge Verdorrungsgefahr.

Hier auf dem Rit­ter­gut ackern wir uns so durch. Wir prak­ti­zie­ren habi­tu­ell eine Form des ris­kan­ten Gärt­nerns. 80 Tul­pen in zwölf Far­ben sind die­se Woche kurz vor der Blü­te den Zie­gen zum Opfer gefal­len. Drei Kaf­fee­fil­ter vol­ler Son­nen­blu­men­ker­ne habe ich gera­de aus­ge­sät; die Hüh­ner habens tags drauf erspäht und eif­rig gescharrt. Mal schau­en, was dabei herauskommt.

Man könn­te die Vie­cher bes­ser in Schach hal­ten, sie sind eigent­lich ein­ge­zäunt. Aber wie schön ist es, das Zick­lein beauf­sich­tigt durch den Gar­ten bockeln zu sehen! Und nun gibt es auch klei­ne Men­schen, die schon Rie­gel zu bedie­nen wis­sen, wenn die Auf­sichts­per­son gera­de den Rücken gekehrt hat. Und die Hüh­ner: die Armen tun ja kei­nen Schritt im Schnee, und da vier­ein­halb Mona­te durch­gän­gig Schnee lag, durf­ten sie eben mal ganz aus dem Häus­chen sein.

Ansons­ten pen­deln wir uns zwi­schen einer ratio­na­len und einer intui­ti­ven Form des Gärt­nerns ein. Unser ratio­na­ler Teil grub­bert, furcht, siebt Kom­post und ach­tet – gemäß intui­ti­ver Ein­ge­bung – beim Rei­hen­zie­hen und Abste­chen auf all das, was sich unver­se­hens und unbe­stellt ange­sie­delt hat, zehn Stock­ro­sen mit­ten auf dem Kar­tof­fel­feld wer­den ste­hen­ge­las­sen. Was tun mit den Nacht­vio­len dort, wo eigent­lich die Erd­bee­ren wach­sen? Gewäh­ren las­sen, die duf­ten doch so gut! Und all die erfro­re­nen Rosen, raus damit? Die kom­men schon, die schla­fen noch, mahnt die Intuition.

Hier, ein rich­ti­ges Jung­schne­cken­nest! Zwölf klei­ne Bies­ter, zu einem ver­knäult! Die Tür­ken­en­ten freu­en sich über die Gabe. Vor einer Woche haben sie ihr Gele­ge begon­nen, end­lich. Der ratio­na­le­re Gärt­ner hat­te sich im Herbst schwe­ren Her­zens vom bewähr­ten Zuchter­pel getrennt, ein schnau­fen­der Koloß. Seit Wochen herrsch­ten nun Zwei­fel, ob der schma­le „Neue“, eine schwar­ze Lau­ne der Natur (unter zehn wei­ßen Geschwis­tern) es bringt.

Der ratio­na­le­re Teil trägt drei Stie­gen ange­keim­ter Kar­tof­feln aufs vor­be­rei­te­te Beet. „Moment mal, das sind meh­li­ge Kar­tof­feln, seit wann neh­men wir die denn?“ – „Das ist Reichs­kanz­ler.“ – „Ja. Aber die sind doch meh­lig?“ „Schon. Aber: der Name!“ ant­wor­tet der ratio­na­le­re Gärtner.

Es ist ein ordent­li­cher Zeit­auf­wand mit dem Gar­ten, mit den Kin­dern. Man könn­te es viel ein­fa­cher haben. Der Traum von einem wild­wu­chern­den, bun­ten und doch frucht­ba­ren Gar­ten, er ist nicht grad Illu­si­on und auch kei­ne Höl­len­ar­beit, er ist eine Art Lebenswerk.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (16)

Hesperiolus

24. April 2013 14:22

Rechtssein verortet sich wohl eigentlich als kepotoper Gegenort, als Widerspruch zur urbanen Grafitti-Moderne! Herbstlicher Stimmungsraum, pöbelausschliessender conclusus, klaustral, wabi-Charakter der Tee-Klause, bloß keine Lizenz zu Plastik, Baumarkt und fürs - horribile dictu - Grillen! Retro-ante-praelapsarischer Aufenthalt!

Steffen

24. April 2013 18:48

Ich bin soeben mit 250 Quadratmetern Kartoffeln fertig - per Hand mit dem Spaten gegraben, vergangene Woche alles geebnet und aufgelockert und heute gelegt, selbstverständlich mit Schnur. Gelegt wurden Adretta und Afra, die bestmögliche Basis für Thüringer Klöße.
Aber die eigene Verweichlichung erkennt man spätestens nach der Arbeit - dicke Blasen an beiden Händen und den ersten leichten Sonnenbrand.

jackie

25. April 2013 00:08

Unbedüngter großer Garten mit Sträuchern und unterschiedlichen Blumenrabatten erfreuen auch und die Regenwürmer in der Erde dürfen ungeteilt überleben zur Freude von Grünspecht und Amseln.

Aber Kartoffeln reizen schon. Doch was macht man, wenn es welche sind, die nicht treiben, weil man keine Ahnung hat, welche man nehmen muss. So bleibt es wohl ein Wiese mit Löwenzahn, Gänseblümchen, Wiesenschaumkraut und wilden Primeln, in die sich hin und wieder ein Maulwurf, vielleicht auch Wühlmäuse verirren, da man schliesslich die Vögel im Winter gut gefüttert hat, wovon die Mäuschen profitierten.

Wenn nur der Reiher nicht immer alle Goldfische fressen würde. Aber schliesslich kann der ja nicht in den Fischladen gehen, gell :-)

So bleibt alles beim alten, dafür wächst unterm Johannisbeerstrauch Zitronenmelisse. Aber wenn die Zeiten schlechter werden.....kommen die Kartoffeln.

Raskolnikow

25. April 2013 00:09

"We few,
we happy few ...
"

Ein Vorschlag, liebe Gärtner!

Natürlich geht es uns prächtig, denn wir sind "riskante Gärtner" (Wundervoll!). Aber zum riskanten Gärtnern gehört noch mehr, als zweieinhalb Ar Knollen zu legen. Lasst uns dem Schicksal ein Schnippchen schlagen! Wir gehen zum hortikulturellen Angriff über!

Ich sehe es vor mir, wir plündern fremde Gärten, rauben vom Obst und vom Gemüse. Schmettern Gesänge, die von Grausamkeiten künden, derart, dass der Möchtgerngärtner und sein feistes Eheweib, erfüllt von angstvollen Ahnungen, spornstreichs ihr Heil in der Flucht suchen.

Die dralle Prekariatsgärtnerin Lee-Ann "überzeugen" wir, bei uns zu bleiben, sie soll es sein, welche späterhin nicht nur den Kuchen backt. Den gehobenen Mittelschichtler gendern wir um zum Weiblein, das stets dreizehn Schritte hinter uns gehen muss. Es darf nur ein Mal unsere Gartenkriegerburg betreten, um die Bücher abzuladen, hernach wird es Wohnung im Stall nehmen, da wo 68er_Innen hingehören.

Der Kleingartenkrieg wird legendär; und sollte uns Ungemach auf unseren Raubzügen verschonen, reicht unser Mut auch für Größeres!

Wenn es dunkelt und uns der Wanst dann schier platzen möchte vor lauter Früchten, entzünden wir ein Feuerchen in der Küche, setzen uns auf die Ofenbank und lesen "Das weiße Haus", den Roman eines schwulen Dänen, mit verteilten Rollen.

Herman Bang und die schweren Weine, welche wir genießen, werden uns mit sinnlichen Träumen beschenken, die ja am Ende des Tages nicht das unbequemste Ruhekissen für marodierende Gärtner abgeben ...

Hört Ihr mich, habt Ihr die rechten Ohren, mich zu vernehmen? Der gute Gärtner hat es aufgegeben Schritt zu halten. Er verschwendet seine Zeit nicht mehr auf diese Weise. Der Gärtner kommt nie in Verlegenheit überholen zu müssen, so wird er auch nie Sieger sein wollen, so wie alle immer Sieger sein wollen. Der Garten kann einem helfen, immer schön weltfremd zu bleiben.

-------------

Gut, wieder etwas Lebendiges zu lesen nach all den toten und nicht totzukriegenden Stoffen, die Herr Lichtmesz und seine Adepten in letzter Zeit hier auszubreiten sich ergötzten. Gut!

Ich verspeise noch ein paar Täfelchen Wurzener Extra (Zartbitter) und trinke ein Glas Alraunensaft, bevor ich mich, mit "Zettels Traum", unter die Decke verkrieche.

Unanständig,

R.

Rumpelstilzchen

25. April 2013 08:56

"Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land....."

@ Hesperiolus, horrible dictu: Grillen !!!!!!!!!!!!

Ich hasse grillen !!!
Und jedes Frühjahr das erste warme Wochenende, wenn Grilldüfte ahnungsvoll das Land streifen.
Dann sehne ich mich in die Zeiten Mörikes. Und versuche mit duftenden Pflanzen gegen das Gegrille anzuduften: Wilde Johannisbeeren, zartlila Schwertlilien, würzige Nelken, Rosmarin, Geißblatt, Levkojen....
Ja, ich bin eine wilde Gärtnerin und die Erde ist mir heilig.

Raukenzieher am Ilmtal

25. April 2013 11:24

Oh Mann, dieser Raskolnikow ist ja ein ungehobelter, wirrer Klotz!
Wer in fremde Gärten einfällt wie ein Räuber, der bricht auch ins Innere des Gärtners ein, ist damit nicht mehr weit entfernt vom Vergewaltiger.
Der Garten selber aber vermag ein Leben lang zu erziehen, mit dem Gärtner zu reifen, sein Auge und Empfinden zu entwickeln. Er verlangt Geduld und Stetigkeit. Wer dazu nicht bereit ist, verfällt leichter den Baumarktverheerungen. Der Garten kann aber die Gier brechen und das rechte Verlangen beleben.

Noah

25. April 2013 14:09

Na, dazu passt dann ja auch folgende Meldung...
EU will Anbau von Obst und Gemüse in Gärten regulieren

https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/04/23/eu-will-anbau-von-obst-und-gemuese-in-gaerten-verbieten/

Martin Böcker

25. April 2013 18:24

@Hesperiolus und Rumpelstilzchen:

Was ist denn am Grillen so schlimm?

Rumpelstilzchen

25. April 2013 20:24

@ Herr Böcker

Am Grillen ist gar nichts schlimm.
Ich weiß, dass ich eine Minderheitenmeinung vertrete und in meinem Umfeld damit anecke. Ich stehe dazu :
Grillen im Garten ist für mich eine amerikanische Unsitte, die es bis ins Saarland geschafft hat.
Einmal im Jahr Grillen langt. Oder auf der Kirmes eine Grillwurst. Wunderbar.

Mit ahnungsvollen Düften im Frühling verbinde ich altmodischerweise Blumenduft und nicht verbranntes Fleisch.
Eine Marotte sollte jeder haben, oder ?

Waldgänger aus Schwaben

25. April 2013 21:13

Erfahren im jahrelangen Kampfe gegen die gemeine Nacktschnecke ( Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris)) erzähle ich gern von meinen Erlebnissen an Front. Hört mir ja im echten Leben keiner mehr zu.

Die Spanische Wegschnecke, eine Plage mit Migrationshintergrund, wurde erstmals 1969 in Deutschen Landen nachgewiesen. Urspünglich stammt sie aus Südeuropa. Es gibt viele Ratschläge wie dieser äussert vermehrungsfreudige und gefräßige Einwanderer zu bezwingen ist - die meisten davon taugen nichts. So auch das im Artikel erwähnte Salz. Ein kurzer Regenschauer, ja der morgendliche Tau, machen verstreutes Salz unwirksam gegen den Schädling nicht jedoch gegen das eigene Gemüse.
Töten der Spanischen Wegschnecke durch direktes Bestreuen mit Salz oder Zerschneiden mit der Schere wirkt wenig gegen die Gebärfreudigkeit der Arion vulgaris und stellt eine unnötige Grausamkeit gegen diese Geschöpfe dar. Die Kadaver, der mit der Schere Getöteten locken neue Legionen an. Auch die beliebten Bierfallen töten zehn und locken hundert an. Gift müsste, um gegen die Vermehrungsfreudigkeit der Schädlinge anzukommen, in solchen Mengen verstreut werden, dass es auch im Gemüse auftaucht. Zudem tötet das Gift auch die Nützlinge im Garten, die Nacktschnecken fressen.

Was hilft:
Erstens die Auswahl des richtigen Gemüses. Zum Beispiel Gemüse ohne Migrationshintergrund wie Pastinaken oder Ackerbohnen (Dicke Bohnen). Dieses ist unser rauhes, nordisches Klima gewöhnt und kann, sobald der Boden aufgetaut ist, gesät werden. Wird es mit Folie abgedeckt , wächst es schnell und wenn die wärmebedürftige, südländische Schnecke erscheint, ist es groß und stark genug diese abzuwehren.

Wer zweitens auf migrationshintergründiges Gemüse nicht verzichten will, dem empfehle ich Schneckenzäune. Nicht billige Ware aus dem Baumarkt sondern hochwertige deutsche Wertarbeit aus dem Versandhandel, die natürlich ihren Preis hat.
Nach dem Einhegen des Beetes muss dieses einige Tage lang morgens und abends auf Schnecken abgesucht werden.
Die sich innerhalb des Zaunes in verbotener Weise aufhaltenden Nacktschnecken pflege ich, auch hier unnötige Grausamkeit vermeidend, nicht zu töten. Sie werden weit ausserhalb der Grenzen des Gartens darauf verwiesen sich und ihre zahlreichen Nachkommen zu ernähren, ohne von meiner Hände Arbeit zu leben.

Drittens rate ich einheimischen, alt eingesessenen Nützlingen, wie dem Igel oder der Weinbergschnecke, Raum zum Leben zu lassen. Die einheimische Weinbergschnecke (Helix pomatia) steht bei uns, in Österreich und in der Schweiz unter Schutz, weil sie zunehmend von der eingewanderten Nacktschnecke verdrängt wird. Sie frisst nur welke Pflanzenteile und gerne auch die Gelege der Nacktschnecken. Gift und Salz dagegen töten auch die Weinbergschnecke.

@Raskolnikow
Ich verstehe Ihre anarchische Lust. Aus allen Zwängen und Konventionen auszubrechen- tun Sie das. Aber machen Sie dabei einen weiten Bogen um Kleingärten.

Der deutsche Kleingärtner nimmt es als schicksalshaft gegeben hin, wenn sein Vermögen, seine Rente für ausländische Schulden verpfändet wird. Aber dringt jemand in sein Reich ein, wird er rabiat. In einem Blog las ich, dass einer dem reglmässig Brennholz gestohlen wurde, einige Scheite aushöhlte und mit Schwarzpulver füllte. So könnte eine trunkene Feier am Lagerfeuer mit erbeutetem Wein ein jähes Ende nehmen. Auch der Rotwein in der aufgebrochenen Gartenhütte mag beim zweiten Raubzug dann so Manches enthalten, tödlicher als Alkohol.

eulenfurz

25. April 2013 22:44

@Waldgänger aus Schwaben
Die Fälle sind aktenkundig: Da hatte einer, dem immer wieder Spirituosen aus der Gartenlaube gestohlen wurden, diese mit einer Giftmischung versetzt. Er soll wegen Mordes verurteilt worden sein.

Oder ein bekannter "Rocker", der in seinem Garten Bärenfallen gegen chronische Einbrecher aufstellte. Der kam wegen schwerer Körperverletzung dran.

Der fleißige Gärtner sollte also gegen die Raskolnikows dieser Welt nicht zwingend brachial vorgehen, sondern gewieft. Einen Einbrecher, der spurlos verschwindet, findet für gewöhnlich niemand mehr.

Raskolnikow

26. April 2013 07:26

Wir,

nehmen nur von den Unbefugten, was Ihnen ohnehin nie gehörte, ja was sie selbst raubten: den Garten und seine Freuden.

Denn was haben sie aus dem Garten gemacht? Unsere Obergärtnerin beschrieb recht treffend, wohin das alles führte. Kirschlorbeer, Thuja, Beton und Rasenkantensteine; Gift, Plaste und Pool - das soll ein Garten sein?

Wir nehmen nur von den Armen, die selbst durch das größte Geschenk der Ceres nicht reicher werden und geben es den Reichen, die nur noch immer reicher unter den Bäumen und zwischen den Rabatten wandeln.

Was ist nur aus unserem guten, alten Garten geworden? Freunde, ich bleibe dabei; wir sollten einen Krieg beginnen ...

Wir könnten übrigens zu Herrn Bosselmann fahren, der kennt sich aus mit Abflusssrohren, dann basteln wir daraus Kartoffelkanonen und holen aus Schnellroda Knollen. Dann geht es los und wir knallen all diesen stumpfsinnigen Tölpeln den "Reichskanzler" um die Ohren! Na?

Schönes Wochenende,

R.

Stil-Blüte

26. April 2013 23:33

@ Raskolnikw
Was sind Sie garstig! Der Abklatsch eines Gartens als Paradies, aus dem man jeden Tag durch Insekten, Ungeziefer, Unkraut, Nacktschnecken, Schwarzfäule vertrieben und - in den man jeden Tag wieder angelockt wird - sollte man diesen Einsatz noch zusätzlich mit Kartoffeln (auch die nicht einheimisch) beballern? Im allerletzten Plastepool, den Springbrunnen aus dem Garten-'Center' die Sehnsucht beschmunzeln, die unheilbare Sehnsucht nach Versöhnung von Wasser, Luft, Erde, Gewächsen, Getier, Mänsch. Mänsch! Die unbezähmbare Freude am Gestalten Rückenschmerzen, Mückenstiche und immer, immer wieder die Natur im Miniaturformat - meiner Minaturgröße gemäß

Na denn, ohne Gärtnerin aus Liebe ein schönes Wochenende!

P.S. Sicher wussten Sie, dass Goethe in seinem Garten einen Gartenzwerg zu stehen hatte.

Hesperiolus

27. April 2013 10:18

Warum das Grillen so schlimm ist? Allein die Zubereitung, totes Fleisch unter freiem Himmel (sub divo) auf Feuer zu bringen, ist ein gewagtes Vermessen, das sich die Alten nur unter kultischen Versicherungen (hiera) herausgenommen haben. Der Garten ist, heißt es bei Rudolf Borchardt, wie die Bühne und das Museum, wie die Bibliothek und die Kuppel des Sternenwächters, wie Orchester und Tempel und Thronsaal, eine geheiligte Umgrenzung unserer höchsten Würde, und er kommuniziert mit ihnen allen, wie sie untereinander alle allerwärts kommunizieren. Wer grillt denn da?

OG d.R.

27. April 2013 11:49

Preußisches Gärtnern wird wieder modern. Antizyklisch betrachtet ist es so günstig wie nie, jetzt damit anzufangen. In der Nähe von Großwohnsiedlungen gibt es immer schöne Schrebergärten. Besonders rechts der Elbe, wo der Typ WBS/Wohnungsbauserie 70 vorherrscht, auch noch oft in deutscher Hand, so daß man sofort Lust bekommt, sich in die Kleingärtnergemeinschaft einzureihen, um sich wie ein neuer Preuße endlich auch ein Stück weit selbst zu versorgen.

Weltversteher

27. April 2013 22:25

Na, dazu passt dann ja auch folgende Meldung…
EU will Anbau von Obst und Gemüse in Gärten regulieren

In diesem Zusammenhang fiel mir die neuliche Meldung eines Feindsenders wieder ein: Hier zum Nachlesen.

Man beachte, wie die sich am Ende dummstellen und so tun, als müßte man ernsthaft erwarten, daß der bereits vorherrschende "bedauerliche Irrtum" noch behoben würde.. Als sei nicht klar, daß dieser erneute Anlauf der andernorts bereits erkannten völligen Ausschaltung dienen soll.

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