Was uns hilft – ein Sammelsurium

1. Für das Jahr 2013 kann Deutschland einen Zuwanderungsstrom von einer Million plus achtzigtausend Köpfen verbuchen. Dies...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

ist der höchs­te Wert seit 1995. Medi­en­ver­tre­ter war­nen ange­sichts die­ser Zahl davor, daß der­lei Quan­ti­tä­ten zu Gewichts­ver­schie­bun­gen im klug aus­ge­pen­del­ten bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Par­tei­en­gleich­ge­wicht füh­ren könn­ten. Sprich: Bekä­men auf­grund irra­tio­na­ler Über­frem­dungs­ängs­te Par­tei­en Auf­trieb, die noch wei­ter rechts als die CSU stün­den, wäre es wie­der ein­mal soweit.

2. Zum Unwort des Jah­res hat die in Darm­stadt ansäs­si­ge “Gesell­schaft für deut­sche Spra­che” den Begriff “Sozi­al­tou­ris­mus” gewählt. Er dis­kri­mi­nie­re jene eine Mil­li­on plus acht­zig­tau­send Fach­kräf­te, die ihr gutes, EU-ver­brief­tes Recht wahr­näh­men und ihrer unver­schul­de­ten Chan­cen­lo­sig­keit in Rich­tung Deutsch­land zu ent­kom­men such­ten. Wer zukünf­tig von “Sozi­al­tou­ris­mus” spre­che, mar­kie­re sich selbst als Rechtspopulisten.

3. Hans-Olaf Hen­kel hat bekannt­ge­ge­ben, daß er schon Mit­te Dezem­ber in die Par­tei “Alter­na­ti­ve für Deutsch­land” (AfD) ein­ge­tre­ten sei. Er habe bei sei­nen Auf­trit­ten bei Groß­ver­an­stal­tun­gen der Par­tei “Markt­for­schung” betrie­ben und sich ver­si­chert, daß die Sor­gen um rechts­po­pu­lis­ti­sche Ten­den­zen nicht berech­tigt sei­en. Bei den Ver­an­stal­tun­gen sei­en fast nur Men­schen mit einem “Bil­dungs­ni­veau weit über dem Durch­schnitt der Bevöl­ke­rung”. Mit die­ser Aus­sa­ge ist nun aus beru­fe­nem Mun­de belegt, daß Rechts­po­pu­lis­ten Men­schen mit einem Bil­dungs­ni­veau weit unter dem Durch­schnitt der Bevöl­ke­rung seien.

4. Inso­fern tut auch der Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­ler Gun­ther Nickel, Spre­cher der hes­si­schen AfD und vor­mals einer der Ent­de­cker der Zuck­mayr-Dos­siers, etwas für das Niveau in der deut­schen Par­tei­en­land­schaft. Seit ihm als Quer­ein­stei­ger ein rasan­ter Sprung auf einen der Spit­zen­pos­ten sei­nes Lan­des­ver­bands gelun­gen ist, tut er alles dafür, kei­nem “Rechts­po­pu­lis­ten” etwas ähn­lich Schnei­di­ges zu ermög­li­chen. Mit den ande­ren Pro­fis könn­te er sich sicher auf den Slo­gan “Par­tei für Bes­ser­ge­bil­de­te” eini­gen und die­sen cla­im mit einem Sub­text auf­la­den, der die Gesin­nungs­schran­ken zu pas­sie­ren im Stan­de wäre. Den eige­nen Leu­ten – das ist der Vor­teil bei Ver­samm­lun­gen von Klu­gen! – müß­te dabei nicht erklärt wer­den, daß es sich bei der AfD den­noch wei­ter­hin um eine Alter­na­ti­ve zum längst Bestehen­den handelte.

5.  Mei­ne Pro­gno­se: Der Schul­ter­schluß der Bes­ser­ge­bil­de­ten wird dazu füh­ren, daß eini­ge von ihnen über Man­da­te im EU-Par­la­ment end­lich jene Netz­wer­ke knüp­fen kön­nen, die wir brau­chen, um in Deutsch­land die Par­tei­en­ba­lan­ce auf hohem Niveau zu hal­ten. Unter­halb die­ses Kon­strukts wer­den sich die Zuzüg­ler mit den Rechts­po­pu­lis­ten aus­ein­an­der­set­zen müs­sen, die – aus der Par­tei­kar­rie­re gedrängt – ihre Lebens­chan­ce nun doch im  deut­schen All­tag wahr­neh­men müssen.

 

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (26)

Sirius

15. Januar 2014 11:21

Die AfD stellt sich im Moment als sehr widersprüchlich dar. Man weiß immer noch nicht genau, was die eigentlich wollen, außer dass sie gegen den Euro in seiner jetzigen Form sind.
Wenn die AfD sich sich als modifizierte FDP entpuppt, wird die AfD wohl wie frühere Parteineugründungen untergehen.

Nur rechts von der CSU ist noch ein echtes Reservepotential von ca
15 -20 % der Wählerstimmen. Deswegen läuft die CSU ja auch derzeit in Bayern Amok wegen des Sozialtourismus. Bei der CSU ist das jedoch reine Schaumschlägerei, wie immer vor den Wahlen. Nachher machen sie wieder alles mit, was ihre "sozialdemokratischen" Duzfreunde in SPD und CDU wollen.

Wenn ich mir aber anschaue, aus welchem Milieu Lucke ( früher CDU, Beamter), Henkel ( früher Freie Wähler, FDP-Sympatisant ) u.a. kommen, habe ich echte Zweifel, ob diese Leute willens und in der Lage sind, patriotisch aufzutreten und dem zu erwartenden Rechtspopulismus-Sturm der gleichgeschalteten Medien entgegenzutreten.
Bei der drohenden Islamisierung Deutschlands hat Lucke ja schon einen gewaltigen Eiertanz aufgeführt und sich nicht eindeutig festgelegt.
Meine Prognose lautet: Die AfD wird wohl versuchen, sich als neue liberale Partei mit konservativem Einschlag zu positionieren.

Unke

15. Januar 2014 11:44

Ich fürchte, dass ich nicht unter den "Bessergebildeten" zu finden bin, denn ich verstehe den Sinn der Worte nicht. Dass es ein Sammelsurium ist kann ich gerade noch erkennen, aber der Zusatz "Was uns hilft"?
Wie gesagt, für mich schlichtes Gemüt vielleicht zu hochgestochen. Man nehme Punkt 5: dass einige (sehr wenige) einen fetten Posten als EU-Parlamentarier bekommen, darum geht's im Kern aktuell bei der AfD. Und das Henkel ebensowenig wie Lucke eine Lichtgestalt ist (aber wer ist das schon?) liegt weniger an den Personen als am parlamentarisch-demokratischen System, das nun einmal die schlechten Seiten des/im Menschen zu Lasten der guten fördert.

Martin

15. Januar 2014 12:08

Die AfD ist mir völlig egal geworden - Sollen sie doch ein paar Sitze im EU-Parlament abgreifen und sich dort ein paar gut dotierte Pöstchen sichern. Ändern wird sich nichts.

Das Gespenst des "Rechtspopulismus" ist nun ein ganz besonderes, nämlich eines, welches trotz ständiger Beschwörung und Herbeirufung doch nicht erscheint, noch nicht einmal als sich selbst erfüllende Prophezeiung. Die Magie ist halt auch nicht mehr das, was sie einmal war, die Wirkkraft eines Mythus scheint im 21. Jahrhundert nicht mehr zu greifen ... (andererseits ist ehrlicherweise auch kein echter Mythus erkennbar und auch keine Gruppe, die sich hinter einem solchen zu versammeln mag - Sorel ist daher nicht wirklich widerlegt, eher auf Eis gelegt).

Die "Ein-Mann-Kasernen" bleiben also weiter gut belegt und ein Ausrücken und Ziehen ins Feld steht in den Sternen ... Fatigue schleicht sich ein.

kolkrabe

15. Januar 2014 14:06

@Martin

Der Normalbürger glaubt eben nicht an Ideale oder Visionen, er geht nicht für Utopien und Mythen auf die Straße. Er ist realitätsgebunden, liebt seine Bequemlichkeiten, ist selbstgefällig, stumpf und wird erst dann in Wallung geraten, wenn er sich massiv in alledem bedroht sieht. Das heißt: Die Leute werden ihren Arsch erst dann hochkriegen, wenn

a) sie physischer Gewalt ausgesetzt sind,
b) sie echte ökonomische Not leiden,
c) sie das Gefühl bekommen, nicht (mehr) geachtet zu werden,
d) sich a) bis c) über einen Zeitraum mindestens zwei Jahren erstrecken.

Diese vier Voraussetzungen müssten erfüllt sein, um eine Massenbewegung der Normalbürger hervorzurufen. Sollen wir darauf hoffen, dass diese Voraussetzungen eintreten?

Martin

15. Januar 2014 15:17

@kolkrabe

Sollen wir darauf hoffen, dass diese Voraussetzungen eintreten?

Als Familienvater muss ich darauf leider mit einem klaren "Nein" antworten.

Hohenstaufer

15. Januar 2014 16:04

Als Familienvater antwortete ich hierauf mit einem klaren "Ja".
Denn der schleichende Niedergang wird die Erosion des Volks und der Nation bewirken; nur das Eintreten radikaler Zäsuren wird ein Umdenken ermöglich und Wege zur nationalen Rückbesinnung aufzeigen.

Ein Fremder aus Elea

15. Januar 2014 16:53

Kolkrabe, Martin,

die Deutschen sind schon lange ein gezähmtes Volk, welches die Aufgabe der Politik darin sieht, es artgerecht zu halten.

Daraus ergibt sich ein wesentliches Hindernis für die weitere Liberalisierung. Die Einigung, welche man jetzt für's Erste gefunden hat, besteht darin, alles zu sagen, was international gefordert wird, aber nicht darüber zu streiten.

Ich war ja über Weihnachten zuhause. Aus der Distanz war das mein Eindruck. Die Phase der Ausschweifungen ist schon durchlaufen, Jetzt macht sich eine unterschwellige Anspannung breit. An der Oberfläche hingegen wieder größere Ordnung. Die Anspannung ist aber eine defensive, die Bereitschaft, das Nötige zu tun, um Wesentliches zu verteidigen. Es bildet sich zunehmend eine Glaswand zwischen Schein und Wirklichkeit.

Michel lernt zu guter Letzt - wenn auch nur partiell.

Sara Tempel

15. Januar 2014 17:32

@kolkrabe
"Sollen wir darauf hoffen, dass diese Voraussetzungen eintreten?"

Auf eine solche Zuspitzung (a-d) der Lage kann ich dem deutsche Volk- mit seiner leidvollen Historie- sicher nicht wünschen! Gleichwohl wird es früher oder später geschehen! - Ich befürchte, selbst dann wird es nicht zu einer Massenbewegung der Normalbürger kommen, denn sie werden durch die Medien, digitale Demenz und verblödende Erziehung völlig manipuliert sein (George Orwell: 1984).

Schneider

15. Januar 2014 17:43

Selbst die "Top-Experten" und Berater des Establishment sind ratlos und wissen nicht mehr weiter...
Diese Veranstaltung mit Prof. Sinn ("Ifo") wurde gestern von ca. 1000 Leuten in der Urania besucht:
https://www.youtube.com/watch?v=_bNp7-EF4Fo
Der Michel merkt, so langsam wird´s ungemütlich.

Pepe

15. Januar 2014 17:44

Das Genörgel an der AfD ist langsam langweilig.

"Martin" meint etwa, die AfD werde sowieso nichts ändern. In allen möglichen "rechten" Internetforen heißt es, die AfD sei zu angepasst und mainstreamig.

Offenbar habt Ihr alle nicht bemerkt, wie panisch die Etablierten in Deutschland auf ein Aufkommen einer seriösen Anti-Euro-Partei reagiert haben. Erst heute wieder sagte CDU-Laschet, für die Union sei es ein Hauptziel bei der Europawahl, die AfD unter 3 Prozent zu drücken.

Bitte nehmt zur Kenntnis, dass die AfD (auch ohne rechte ideologische Reinheit, vielleicht mit einem etwas verwaschenen Programm) eine große Chance für rechtskonservative, rechtsliberale und auch rechtspopulistische Inhalte ist.

Bitte nehmt etwa die glasklare Positionierung der AfD-BaWü gegen die Gender-Umerziehung in den baden-württembergischen Schulden zur Kenntnis! (https://blog.alternativefuer-bw.de/1499/1499/#more-1499)

All die rechten Splitterparteien führen ein Nischendasein am Rand, sie haben keine Chance, mit ihren 100-prozentig strammen Programmen in dieser Republik die Verhältnisse auch nur um einen Zentimeter zu bewegen.

Aber die AfD hat diese Chance - mit einem zu 60 Prozent befriedigenden Programm mit konservativer Grundierung.

Es wäre erfreulich, wenn die Rechte im heutigen Deutschland endlich politisch-taktisch zu denken lernte.

Pepe

15. Januar 2014 17:47

Nachtrag: Henkel hat Sarrazin verteidigt, als alle (von Links bis CDU) auf diesen mit Dreck geworfen haben. Vergesst das nicht!

kolkrabe

15. Januar 2014 17:53

@Martin, @Hohenstaufer

Wünscht man wie Martin, dass die Voraussetzungen nicht eintreten mögen, möchte man (wahrscheinlich mit schlechtem Gefühl) doch letztlich den Status quo mit all seinen Mängeln und Gefahren möglichst lange erhalten - in der Hoffnung, dass der lecke Kahn sich noch Jahrzehnte (man denkt ja auch an etwaige Enkel) über Wasser hält und die Dinge sich von selbst regulieren (apropos lecker Kahn: derzeit läuft im Kino das Einmannstück "All is lost" mit Robert Redford, ein auch dem Gesichtspunkt der Lagebeurteilung und des Handelns in scheinbar auswegloser Situation sehenswerter Film).

Wünscht man hingegen wie Hohenstaufer, dass die Voraussetzungen eintreten, wäre dies das Modell "Ende mit Schrecken" - verbunden mit der Hoffnung auf einen Neuanfang. Also das Schiff kentern lassen, ab auf die Rettungsinsel, vielleicht erreichen wir rettendes Gestade.

Ebenfalls als Familienvater neige auch ich (wenngleich nicht leichten Herzens) zu der Hoffnung, dass die Voraussetzungen eintreffen mögen. Uns muss klar werden, was auf dem Spiel steht - es geht um mehr als nur ein Schiff, es geht um uns. Vielleicht müssen wir erst in den Abgrund blicken, um das zu erkennen. Ob das aber mit einer "nationalen Rückbesinnung" allein getan ist, wage ich zu bezweifeln. Wir müssen tiefer hinabschauen.

Nils Wegner

15. Januar 2014 20:20

@ Pepe: Es bleibt nur, in diesem Zusammenhang immer wieder auf die Republikaner zu verweisen. Unterschiedliche thematische Voraussetzungen, aber exakt gleiche Reaktionen des politisch-gesellschaftlichen Establishments und immense Hoffnungen derjenigen, die auf parlamentarische Lösungen setzten. Und wo sind die REPs heute, nach ihren internen Diadochenkämpfen bzw. dem Wegputschen des "Großen Vorsitzenden"?

Der geradezu verblüffende mediale Raum, den man Lucke im Gegensatz zu Schönhuber einräumt, fußt im wesentlichen darauf, daß sich noch kein "Schandmal" finden ließ, mit dem man ihn versehen konnte.

antwort kubitschek:
nein, nils wegner, der unterschied liegt darin, daß man bei lucke nur den kurs korrigieren muß, während für den umgang mit schönhuber, der viel mehr wollte und noch auf ein anderes volk traf, die parole ausgegeben wurde: "versenken!"

Robert Jordan

15. Januar 2014 20:28

Es gibt offensichtlich keine "Schwarmintelligenz" im deutschen Volk, man muss es so hart sagen. Wie sonst kann es sein, dass die immer noch vielen, die Deutsche in Deutschland bleiben wollen, es nicht schaffen, sich eine politisch starke Vertretung zu wählen und zu erhalten?

Dann erst wäre erfolgreicher demokratischer Widerstand gegen die Deutschlandabschaffer (alle derzeitigen Bundestagsparteien) möglich und persönliche Exponierung sinnvoll. Ansonsten ist man doch nur ein willkommenes Opfer und wird als rechte Sau durch die Medien gejagt.

Wie schaut's denn aus im gelobten deutschen Land? Diejenigen, die hier arbeiten, um ohne Sozialschmarotzerei über die Runden zu kommen, und das ist die ganz große Masse, werden eingeschirrt und ausgepresst bis zum Geht-nicht-mehr. - Hoffentlich bin ich noch stark genug, wenn die Stunde schlägt.

Unke

15. Januar 2014 22:24

Interessant dass hier die Republikaner erwähnt wurden. Meine - durchaus lediglich gefühlte - Meinung ist, dass, hätte es das Internet in der heutigen Form bereits vor 25 Jahren gegeben, Schönhuber nicht so leicht hätte marginalisiert werden können. Die Medien haben ihr Monopol nun einmal verloren.
Warum ich das schreibe - richtig, erinnerte mich bei Erwähnung der Republikaner daran, dass beim Wahl-O-Mat regelmäßig die Republikaner ganz vorne landen.
In einem muss ich allerdings widersprechen, es gibt eine Gemeinsamkeit zwischen Schönhuber und Lucke: beide/waren sind hochintelligent und tüchtig. Nur sind gerade das Eigenschaften, die in einer Parteiendemokratie so gar nicht gefragt sind!

Optimistischer Schwarzseher

16. Januar 2014 02:13

Was soll man sagen... einer der Grundsätze jeder Herrschaft ist "divide et impera". Warum wird hier gestritten? Warum gibt es überall Streit? Überlegen wir doch mal einen Augenblick, was für eine Urgewalt entfesselt wäre, wenn all die unsinnigen Scharmützel innerhalb der Gesellschaft oder auch nur innerhalb des "rechten" Spektrums umgeleitet würden in zielgerichtete Aktionen!
Eine Antwort oder auch nur Hoffnung innerhalb des Parteiensystems zu suchen ist einfach nur lächerlich bis erbärmlich und disqualifiziert definitiv für die Selbsternennung als "rechtsINTELLEKTUELLER".
Parteien können keine Alternative bieten, selbst wenn diese stümperhaft den Namen ziert und zur Corporate Identity ausgebaut werden soll. Schwachsinn!
Die AfD war für die etablierten Parteien fast notwendig. Ein Blitzableiter, medial in ausgewogenem Maß erwähnt und diskreditiert um beim Gros der Bürger (insbesondere links der Grenzdebilität) als ernstzunehmende Alternative oder Bedrohung des status quo (ich pack mich wech...) zu erscheinen.
Wie funktioniert denn Parteienstaat?
Gründet man eine Partei die tatsächlich Alternativen bietet und erfolgsversprechend ist, so treten ruckzuck dutzende Geheimdienstler, eine Welle an Profilneurotikern und - unterschätzt das nicht! - "Trolle" etablierter Parteien ein, die Zwist sähnen, das Ansehen beschädigen und "Sauerteig" einführen.
Alternative?
Wenn es in diesem Parteienstaat eine gibt, so wäre es das Antreten einer verschworenen, verlässlichen Gemeinschaft über Direktmandate um, ab Erreichen des Fraktionsstatus, Feuer in die Kreise der Macht zu tragen.
Parteien günden, neue Parteien wählen? Darum streiten?
Dann doch lieber die Energie mit den Kindern oder Enkeln auf dem Spielplatz verfeuern ;)

OJ

16. Januar 2014 11:55

@ Optimistischer Schwarzseher: Wenn andererseits die Bezeichnung "Rechtsintellektueller" an die verliehen wird, die K-Gruppen-artig halbfiktive Richtungskämpfe in einem völlig marginalisiertem Milieu durchfechten, dann verzichte ich gerne.

zwischenbemerkung kubitschek:
ich hoffe immer sehr, daß man die ironie des ein oder anderen sezession.de-beitrags erkenne ...

Nils Wegner

16. Januar 2014 12:09

Eine Antwort oder auch nur Hoffnung innerhalb des Parteiensystems zu suchen ist einfach nur lächerlich bis erbärmlich und disqualifiziert definitiv für die Selbsternennung als „rechtsINTELLEKTUELLER“.

Vielleicht ein wenig viele Pejorative aufgehäuft, aber gewiß nicht falsch.

Man darf hier aber eben auch nicht die Selbstbeschränkung unterschätzen, die das das bedeutet. Wenn ich den letzten Wahl"kampf" bedenke und den Kommentarspaltenrummel um das Plakatekleben et al. für die AfD mit dem Tenor, daß es sich endlich wieder "lohne", sich "politisch zu betätigen", dann schlug sich für mich darin nieder, daß erstens viele, allzuviele mit einem abwartend-beobachtenden Gestus nicht zufrieden sind/zurechtkommen (Hoffnung? Greifen nach einem Strohhalm?) und zweitens Frust und, naja, "Kampfeslust" hier ein scheinbares Ventil offenstand - nicht zuletzt sicher auch mit der Aussicht auf irgendwelche zukünftigen Pfründen dafür, sein Scherflein beigetragen zu haben.

Wie las ich gestern anderswo?

Wenn wir alle hier in die AfD eintreten, können wir den künftigen Kurs mitbestimmen. Genau so hat es Steinewerfer und Polizistenprügeler Josef Fischer und seine "Putztruppe" in den Anfangsjahren der Grünen gemacht.

Danke, keine Fragen mehr.

Optimistischer Schwarzseher

16. Januar 2014 13:04

@Nils Wegner:
Ach, ich lebe meine Tastatourette ganz gerne aus ;)
Und ebendies, was Du medial anführst, hat mich seit der Gründung dieser Partei so gestört. Und dazu geführt dass ich solche, die freudig nach so einem vom Machtkartell hingehaltenen Stöckchen schnappen mit dem einen oder anderen Pejorativ bedenke.
Meiner Meinung nach, lieber @OJ soll sich niemand mit Titeln schmücken, noch "verdient" jemand derartige Attribute. Insofern finde ich Leute bemitleidenswert, die den Habitus des rechtsINTELLEKTUELLEN für sich reklamieren müssen. Und, wie gesagt, dieses Schnappen nach Stöckchen und Kämpfen um Gräben ist einfach traurig anzusehen.
@Kubitschek: Ironie ist gut.... der Sarkasmus ist fast schon haptisch und olfaktorisch wahrnehmbar ^^ - ich mag den Stil. Und da ich mich nach dem Leitsatz "an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" richte, respektiere ich Dich als Macher. Ganz im Gegensatz zu den vielen Schaumschlägern im (digitalen Teil des)Milieu(s).

Stevanovic

16. Januar 2014 13:20

Die Frage ist doch, was man von seinem Engagement erwartet. Möchte man das System fundamental ändern, ist man gewiss in einer Partei fehl am Platze. Aus vielen Gründen kann eine Partei im System keine Alternative zum System bieten. Deswegen ist die Frage, ob die AfD nun der erhoffte Durchbruch in der Organisationfrage ist, natürlich mit einem klaren nein zu beantworten. Darum kann es aber im Zusammenhang mit der AfD eben auch nicht gehen. Vielmehr ist zu beurteilen, in wie weit bestimmte Themen gesetzt werden, in wie weit das Spektrum der öffentlichen Wahrnehmung erweitert wird. Bedenkt man „Scheitert der Euro, scheitert Europa“ und „Alternativlos“, dann hat die AfD einen Konsens aufgebrochen und dass, mit Verlaub, ist doch erheblich mehr, als die rechte Szene in ihrer ganzen Vielfalt in den letzten 10 Jahren geschafft hat.

Der K-Gruppen-Vergleich ist angebracht. Die blieben sehr erfolglos (die Putztruppe), entwickelten aber (eher zufällig) das Konzept des „Marsches durch die Institutionen“ (korrumpieren lassen klingt einfach zu hart). D.h. in einer bestimmten Umgebung wurden spezifische Themen mit einem Akzent besetzt, die sich zu einem Gesamtbild zusammenfügten. Im Rahmen der Collaboration. Aus Versehen das Richtige getan. Die Frage ist nicht, ob 70, 80, 90% der Substanz einer Partei, Kirche, eines Vereins oder einer Initiative systemkonform sind, sondern ob 10, 20, 30% der angebrachten Themen das Spektrum der öffentlichen Wahrnehmung erweitern. Eine Sezession kann diese Punkte zusammenführen, ein rechter TÜV ist kontraproduktiv, die Prüfung dürfte wie im Falle der AfD immer recht eindeutig ausfallen.

Wie sinnlos der große Wurf ist, kann man an der Vielfalt der Positionen in den Kommentaren der Sezession lesen. Einigkeit erzielt man nur in der Ablehnung, wenn der Kaninchenwurf die Schlange anschaut. Kleine Brötchen backen, aber den Teig härter kneten.

Nordlaender

16. Januar 2014 19:57

"Bekämen aufgrund irrationaler Überfremdungsängste Parteien Auftrieb, die noch weiter rechts als die CSU stünden, wäre es wieder einmal soweit."

Die Lage ist schon sehr weit fortgeschritten. Unter dem tiefsten Mief der 1970er Jahre gehörte die Vokabel "Ängste" noch eher zum einschlägigen Zecken"deutsch".
Heute ist es schon lange der Jargon des Hauptstromes, Gegner des Bevölkerungsaustausches als Phobiker zu pathologisieren.
(Eine Phobie ist eine ernsthafte seelische Erkrankung.)
Die Wissenschaft vom Leben (Biologie) kannte noch den Selbsterhaltungstrieb - selbstredend die Furcht vor Fremdem enthaltend und die Aggressionsbereitschaft gegenüber dem Feinde -, bevor die Hohenpriester der Religion des Humanismus die Meinungshoheit erlangt haben.

"Mit dieser Aussage ist nun aus berufenem Munde belegt, daß Rechtspopulisten Menschen mit einem Bildungsniveau weit unter dem Durchschnitt der Bevölkerung seien."

Das wäre ja auch noch schöner, wenn Deutsche, die Herrn Henkel als Kraftfahrer mit Lebensmittel versorgen, Raumpflegerinnen, die sich darum kümmern, daß Herr Henkel über ein reines Parkett schreiten kann, und die gewisse Schwächen bei der Unterscheidung von Genitiv und Dativ an den Tag legen, auch noch mitreden wollen, was die Gestaltung des Standortes "Deutschland" in einer zunehmend globalisierten Welt anbelangt.

Kann es sein, daß Dschugashvili ("Stalin") nur angetreten ist seinerzeit als U-Boot, um die allerschlimmsten Folgen des Bolschewismus zu verhindern?
Das Beste für Rußland zu erreichen, so wie es heute die Patrioten der AfD für den Standort "Deutschland" versuchen?

Leider verabscheue ich diesen Theodor Wiesengrund allzu sehr. Sonst sagte ich nämlich ganz frech und fromm: "Es gibt kein richtiges Leben im falschen BUNTEN System."

Langer

17. Januar 2014 13:59

Diese vier Voraussetzungen müssten erfüllt sein, um eine Massenbewegung der Normalbürger hervorzurufen. Sollen wir darauf hoffen, dass diese Voraussetzungen eintreten?

Vor allem muessen die Verschlechterungen abrupt genug passieren. Bei den derzeitigen schleichenden Veraenderungen wird noch sehr lange eine widerstandslose Anpassung erfolgen. Es werden noch Jahrzehnte verstreichen, bevor man hierzulande auf dem Stand der jetzigen USA ist. Und dort wird auch dauernd nur von bevorstehenden Buerger- und Kulturkriegen fantasiert, die aus demselben Grund unwahrscheinlich sind.

Inselbauer

17. Januar 2014 14:53

Der jetzige Salzburger Landeshauptmann Haslauer hat letzten Sommer, beeinflusst durch sehr wahrscheinlich illegale Rauschmittel, die AfD als "wunderbaren Aufbruch in unserem deutschen Hinterland" (sic!) bezeichnet. Am nächsten Tag hat er sich dann entschuldigt. Letzte Woche nannte er Lucke einen "grauslichen Zwerg" den man nicht einmal in Deutschland brauche, von Europa zu schweigen.
Hier in der nördlichen Sonderverwaltungszone wird es umgekehrt kommen; nach dem Eingeständnis des Scheiterns der Währungspolitik wird er eine flotte 10-Prozent-Partei anführen und man wird ihm seine politischen und körperlichen Verwachsungen nachsehen.
Derweil bahnt sich ein völkischer Konsens an, denn vor allem die Besitzenden haben einen Bammel vor den Zigeunern und Fachkräften, die die Superreichen ins Land holen. Es herrschen langsam Verhältnisse wie in der DDR, die Nachbarin und der freundliche Herr mit dem Kinderwagen glauben der Tagesschau kein Wort mehr.
Dass ihr auch immer so pessimistisch sein müsst. Pessimismus ist doch Feigheit.

Andrenio

18. Januar 2014 07:44

Ist die AfD die € 120 Mitgliedsbeitrag wert, der auf der Rechnung vor mir ausgewiesen ist? Seltsam: am Ende der Satz, daß im kommenden Jahr dieser als Spende schriftlich ausgewiesen ist. Toll: kann ich also noch von der Steuer abziehen.
Nach vielen Jahren der Wahlabstinenz habe ich an dieser Stelle mein Kreuzchen gemacht, also gegen meine Überzeugung, daß die Monarchie das kleinste Übel aller Regierungsformen ist.
Soll ich also zahlen oder lieber austreten? Irgendwie schmeckte diese Suppe abgestanden, konnte nicht einmal die Ingredenzien herausfiltern.
Dazu kam noch die Nachricht von einem alten Freund, der in einem nördlichen Bundesland im Vorstand sitzt und in Sondersitzungen bis in die Nacht die Kleinaufstände von erfolglosen Quereinsteigern, Profilneurotikern und Pöstchenjägern abwehren mußte. Keine Zeit zur inhaltlichen Profilierung.
Also lieber sich selbst treu bleiben, sich den Fehltritt verzeihen und lieber wieder austreten und auf bessere Zeiten warten. Vielleicht doch besser in ein zusätzliches Abo der Sezession stecken?
Erbitte Ratschlag....

Waldgänger aus Schwaben

19. Januar 2014 18:06

Von Lech Walesa ist mir ein Ausspruch in Erinnerung an Gorbatschow (?):
"Ich bin Elektriker und als Elektriker habe ich oft festgestellt, dass eine alte verrostete Schraube eher zerbricht wenn man sie aufdreht als wie wenn man sie fester anzieht."

Auf die heutige Situation übertragen:
Selbst wenn es richtig sein sollte, dass die AfD nur Unzufriedenheit mit der EU kanalisieren soll (was ich nicht glaube), dann kann sie doch einen Prozess anstossen, den am Ende niemand mehr steuern kann.

enickmar

19. Januar 2014 23:38

Vor bald vier Jahren schrieb ich in diesem Blog:

Schmitt hat uns heute, was Strategie betrifft, in seiner Schrift von 1932 vielleicht einen Fingerzeig hinterlassen, mit Hilfe dessen man von der früheren Durchsetzungskraft der Linken lernen kann ...
„Ihre (die Marxistische Theorie) Überzeugungskraft lag für das 19. Jahrhundert aber vor allem darin, daß sie Ihrem liberal-bürgerlichen Gegner auf das Gebiet des Ökonomischen gefolgt war und ihn hier sozusagen in seinem eigenen Land mit seinen eigenen Waffen stellte. Das war notwendig, weil die Wendung zum Ökonomischen mit dem Siege der ,industriellen Gesellschaft‘ entschieden war.“

Das versucht Lucke jetzt auch. Bisher nicht ganz erfolglos.

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