Rechte Käfer und linke Bestimmer

Hurtig zur nächsten Runde der Rezensionsschlacht um Deutschland von Sinnen.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Richard Geb­hart behaup­tet in der Zeit  “in der Debat­te um Akif Pirin­çcis Schmäh­schrift” wer­de ein “intel­lek­tu­el­les Milieu sicht­bar: bür­ger­lich, stramm eli­tär und ressentimentgeladen”.

Gemeint sind damit natür­lich die “übli­chen Verdächtigen”:

Von der natio­nal­kon­ser­va­ti­ven Wochen­zei­tung Jun­ge Frei­heit über das radi­kal­li­ber­tä­re Maga­zin eigen­tüm­lich frei (ef) bis hin zum Online-Por­tal der Sezes­si­on, der Haus­zeit­schrift der Neu­en Rech­ten, kommt Pirin­çci zu Wort.

Die­se drei haben nicht nur gemein­sam, daß “ihr Feind links steht”, wie Geb­hart (der es ja wis­sen muß) rich­tig schreibt, son­dern daß die­ser ihr lin­ker “Feind” einen erheb­li­chen Feld­vor­teil, näm­lich die Dis­kurs- und Defi­ni­ti­ons­ho­heit über sie fest im Griff hat, soweit es die brei­te­re Öffent­lich­keit angeht.

Wie die Insek­ten­for­scher gucken die lin­ken Jour­na­lis­ten (“Intel­lek­tu­el­le” will ich sie wahr­lich nicht nen­nen) durchs Mikro­skop und bele­gen die rech­ten Käfer, die sie auf­ge­stö­bert haben, mit aller­lei kom­mo­den Adjek­ti­ven und Klas­si­fi­ka­tio­nen, was zuwei­len zu recht skur­ri­len Ein­schät­zun­gen führt. Daher sind Arti­kel wie die­ser oder die jüngs­te Offen­si­ve des Tages­spie­gels auch gespickt mit impli­zi­ten Aus­sa­gen dar­über, wie die­se Leu­te sich selbst und ihre Rol­le in der Öffent­lich­keit sehen.

Das Bild, das sie von den Rech­ten malen, dient in ers­ter Linie dazu, ihr eige­nes Kom­ple­men­tär­ge­mäl­de umso glän­zen­der erstrah­len zu las­sen. Die Käfer selbst dage­gen bekom­men außer­halb ihrer Reser­va­te so gut wie kei­ne Chan­ce zur Gegen­re­de und Selbst­dar­stel­lung. Wer, was und wie ein Käfer ist, bestim­men andere.

Bei der Käfer­be­stim­mung müs­sen die Schrei­ben­den oft über Din­ge spe­ku­lie­ren, die inner­halb ihrer Gedan­ken­struk­tu­ren schwer erfaß­bar sind. Die­sem Pro­blem ver­su­chen sie mit ein paar Stan­dard­phra­sen bei­zu­kom­men. Da fällt zum Bei­spiel im Zusam­men­hang mit den Rech­ten (egal wel­chen) immer das Wört­chen “stramm”, was wohl ein paar zusam­men­ge­bis­se­ne Nuß­kna­cker­kinn­la­den und einen Dau­er­stock im mili­tä­ri­schen Arsch sug­ge­rie­ren soll.

Mit eben­so obses­si­ver Hart­nä­ckig­keit ist in so gut wie allen Arti­keln über die “Neue Rech­te” seit Anno Bocks­ge­sang immer wie­der von “eli­tär” und “Eli­te” und so wei­ter die Rede. In all mei­nen bald zehn Jah­ren im Umfeld die­ses “intel­lek­tu­el­len Milieus” ist mir nicht auf­ge­fal­len, daß die­ser Begriff irgend­ei­ne beson­ders expo­nier­te Rol­le gespielt hät­te oder daß er als Selbst­zu­schrei­bung so enorm wich­tig gewe­sen sei. (Hier kann man ja die Stich­pro­be machen, und über­prü­fen, was für eine Bedeu­tung und für einen Stel­len­wert er hat.)

Wenn im Zusam­men­hang mit “Rech­ten” oder Kon­ser­va­ti­ven von “eli­tär” die Rede ist, dann dient das wohl vor allem des­halb einer Art von Sug­ges­tiv­pro­sa. “Eli­tär”, das kenn­zeich­net Dün­kel, Arro­ganz, mon­okel­tra­gen­de Hoch­nä­sig­keit, und eine proto­fa­schis­ti­sche Gene­ral­be­lei­di­gung des demo­kra­tisch-ega­li­tä­ren Wohl­fühl­nar­ziß­mus. Und dann erst “stramm eli­tär”! Was soll das denn über­haupt heißen?

Die­ner und Mit­glie­der der ech­ten, der ton­an­ge­ben­den Eli­ten, wie etwa die Jour­na­lis­ten der Zeit, wür­den sich selbst nie als “Eli­te” bezeich­nen, ver­mut­lich weil sie glau­ben, daß dies im Gegen­satz zur “Demo­kra­tie” stün­de. Aber sie wis­sen natür­lich genau, wo die hier­ar­chi­schen Gren­zen des Sand­kas­tens ver­lau­fen, und wo die aus­zu­gren­zen­den Schmud­del­kin­der stehen.

Oder neh­men wir einen Begriff wie “bür­ger­lich”: Wenn er, wie hier, im eher abwer­ten­den Sin­ne gebraucht wird, dann lebt er in ers­ter Linie von der Aura längst ver­flo­ge­ner lin­ker Roman­tik, in der “bür­ger­lich” auch meis­tens “spie­ßig” oder “kon­ser­va­tiv” bedeu­te­te und über­haupt den Feind schlecht­hin kenn­zeich­ne­te. Das ist in Zei­ten der Post-Post-Acht­und­sech­zi­ger-Bun­des­re­pu­blik und des all­ge­mei­nen BoBo-Unwe­sens frei­lich schon lan­ge obso­let. Inwie­fern soll die­ser Begriff also ernst­haft geeig­net sein, um das besag­te “intel­lek­tu­el­le Milieu” signi­fi­kant zu bestimmen?

Anders gefragt: wer bit­te ist denn in Deutsch­land heu­te nicht “bür­ger­lich”? Die Abon­nen­ten der Zeit, des Spie­gels, der Süd­deut­schen Zei­tung und die dar­in schrei­ben­de Intel­li­gen­zi­ja etwa? Gestat­ten, daß ich schal­lend lache? Sind die Wäh­ler der CDU heu­te etwa “bür­ger­lich” und die­je­ni­gen der Grü­nen “unbür­ger­lich”? Wer das noch glaubt, ist nicht zu ret­ten. Die­ser Begriff hat kei­nen kla­ren Inhalt mehr.

Hier sind wei­te­re Selt­sam­kei­ten, die sich aus einem offen­bar nicht aus­rei­chend adjus­tier­ten Wahr­neh­mungs­ras­ter ergeben:

Bemer­kens­wert wirkt dabei, dass das neue enfant ter­ri­ble der Rech­ten dort gezielt gegen den bür­ger­li­chen Knig­ge-Kanon ver­sto­ßen darf.

Aha, “Knig­ge-Kanon”, ich weiß zwar nicht, was das nun wie­der sein soll, aber der herrscht natür­lich in unse­rem “intel­lek­tu­el­len Milieu” mit scha­ria-arti­ger Här­te. Nach eini­gem Grü­beln, wie es mög­lich ist, daß Pirin­çci trotz­dem geschätzt wird (ähm, weil er… recht hat?), ist Geb­hart zu fol­gen­der Lösung gekommen:

Es scheint über­ra­schend, dass Pirin­çcis Gos­sen­jar­gon bei der auf Kon­ven­tio­nen bedach­ten Rech­ten nur wenig Anstoß erregt. Doch tra­di­tio­nell neigt gera­de die intel­lek­tu­el­le Rech­te dazu, sich eli­tär über die eige­nen Pos­tu­la­te zu erhe­ben. In ihrer lar­moy­an­ten Selbst­dar­stel­lung als Opfer der Ver­hält­nis­se über­trumpft sie ihre poli­tisch-kor­rek­ten Geg­ner spielend.

Eine abso­lut sinn­lo­se Zusam­men­stel­lung von Sät­zen. Wie erhebt man sich zum Bei­spiel “eli­tär” über die “eige­nen Pos­tu­la­te”? Die Pirin­çci-Krö­te schlu­cken, obwohl ich das “F‑Wort” eher sho­cking fin­de, wäre dann eine “eli­tä­re” Erhe­bung über mei­ne “eige­nen Pos­tu­la­te”? War­um “eli­tär”? Und die “poli­tisch-kor­rek­ten Geg­ner” stel­len sich also als “Opfer der Ver­hält­nis­se” dar? Das ist nun aber sehr inter­es­sant, was Geb­hart hier einräumt!

Der Unter­schied zu den Rech­ten ist aller­dings, daß die “poli­tisch Kor­rek­ten” mit und durch ihre angeb­li­che “Opfer”-Rolle eine unge­heu­re Macht aus­üben, und damit in einer grund­sätz­lich ande­ren Posi­ti­on sind als ihre Geg­ner, die ihr ech­tes oder ein­ge­bil­de­tes Dis­kri­mi­niert­sein nicht zur mora­li­schen Erpres­sung ande­rer ver­wen­den können.

Und auch die­se abge­dro­sche­ne Melo­die, die der emo­tio­na­len Erpres­sung und all­ge­mei­nen Ver­ne­be­lung dient, ist bekannt: wenn die Rech­ten bestimm­te Ver­hält­nis­se beschrei­ben und kri­ti­sie­ren, heißt es auto­ma­tisch, sie sei­en “lar­moy­ant” – sagen durch­sich­ti­ger­wei­se die­je­ni­gen, die kei­nen Grund zur Kla­ge haben, weil sie von die­sen Ver­hält­nis­sen fett pro­fi­tie­ren und sie dar­um zemen­tiert sehen wol­len. Jeder, der sie kri­ti­siert, muß aus ihrer Per­spek­ti­ve wie ein Quäl­geist und Que­ru­lant wir­ken. Nig­ga please!

Ein paar wei­te­re Schenkelklopfer:

Selbst die Lebens­füh­rung ihrer gro­ßen Geis­ter wür­de bei Lin­ken und Libe­ra­len als Zei­chen des Sit­ten­ver­falls aus­ge­legt. Nicht nur der exkom­mu­ni­zier­te Katho­lik Carl Schmitt ver­trau­te sei­nen Tage­bü­chern so man­ches Detail an, das auch einem Kom­mu­nar­den der Stu­den­ten­re­vol­te zur Ehre gereicht hät­te. Der sin­nen­freu­di­ge Ernst Jün­ger wie­der­um hät­te auf sei­nen legen­dä­ren LSD-Trips mit sei­nen Käfern über Heid­eg­gers Sein und Zeit phi­lo­so­phie­ren können.

Drol­lig! Das höre ich zum ers­ten Mal, daß bei uns eine sol­che Hyper-Tugend­bol­dig­keit herr­schen soll. Soweit es mich angeht, ist der etwa­ige pri­va­te “Sit­ten­ver­fall” der Lin­ken und Libe­ra­len nun wirk­lich das aller­letz­te Pro­blem, das ich mit ihnen habe.

Und abge­se­hen von der Tat­sa­che, daß für Schmit­tis­ten nichts weni­ger inter­es­sant sein könn­te, als daß Schmitt (wegen Wie­der­ver­hei­ra­tung!) “exkom­mu­ni­ziert” wur­de: erzähl uns doch bit­te etwas Neu­es, Meis­ter Richard! Über Schmitts Las­ter! Über Jün­gers Trip­kum­pa­nen! Und sei­ne Emp­feh­lun­gen an heh­re Jüng­lin­ge! Über Moel­lers Dan­dy­tum! Über den kon­ser­va­ti­ven Rausch!  (Und Heber­to Padil­las Gedicht über Gün­ter Maschke will ich gar nicht erst zitieren…)

Die Bohe­me-Bio­gra­fien der “preu­ßi­schen Anar­chis­ten” wei­sen man­nig­fa­che Bei­spie­le für die nur all­zu mensch­li­chen Inkon­sis­ten­zen des Pri­va­ten auf. Bezeich­nend ist nur, dass die Rech­te ihre Sonn­tags­re­den über den Moral­ver­lust hal­ten kann, ohne stän­dig süf­fi­sant zu grinsen.

Woher Geb­hart das nun hat, weiß wohl nur sei­ne Whis­key­fla­sche. Ich habe jeden­falls mein Leb­tag noch nie­mals einen Rech­ten eine “Sonn­tags­re­de über Moral­ver­lust” hal­ten hören, ob mit oder ohne “stän­di­gem”, “süf­fi­san­tem” Grin­sen. Auch die­sen Papp­ka­me­ra­den darf der Autor gern wie­der abräumen.

Eine Spra­che wie jene Geb­harts kann nur jemand benut­zen, der weiß, daß er die Macht in sei­nem Rücken hat. Es ist der sat­te, selbst­zu­frie­de­ne Sound des­sen, der sich auf der Sie­ger­sei­te wähnt, und der nichts ande­res mehr zu tun hat, als den Sta­tus Quo zu ver­tei­di­gen und etwa­ige Insur­rek­tio­nen nie­der­zu­schla­gen und auf­kom­men­des Gemur­re in den Kajü­ten zu ersticken.

Für die­se Leu­te gibt es schein­bar kei­ne Kri­se, kei­ne Pro­ble­me, kei­ne Fehl­ent­wick­lun­gen, jeden­falls kei­ne, die irgend­et­was mit ihrer Agen­da und ihren Glau­bens­grund­sät­zen zu tun hät­ten. Alles scheint tip­top zu lau­fen in ihrem schö­nen neu­en Deutsch­land, mit Aus­nah­me von ein paar Que­ru­lan­ten und “Rech­ten”, die abwech­selnd als Kro­ko­dil, abwech­selnd als Hohn- und Haß­ob­jekt her­hal­ten müssen.

Die Zei­ten des heroi­schen Jour­na­lis­ten, der den Mäch­ti­gen mit läs­ti­ger Inves­ti­ga­ti­on und Kri­tik zusetzt, sind wohl lei­der lan­ge vor­bei. Ins­be­son­de­re der links­ge­rich­te­te Jour­na­list ist heu­te nichts wei­ter als ein Wach­hund der Macht, der ent­schei­det, wor­über dis­ku­tiert wer­den darf.

Letz­ten Endes sind lin­ke Jour­na­lis­ten heu­te die stramms­ten (höhö) “Sys­tem­kon­ser­va­ti­ven”, die es gibt, und als sol­che rümp­fen sie (und nicht etwa die “Rech­ten”) ja auch tüch­tig die Nase über Pirin­çcis “Bushi­do-Stil”, weil ihnen sonst nichts dazu ein­fällt, jeden­falls kei­ne ech­ten Argu­men­te. Pirin­çcis Spra­che dage­gen ist die klas­si­sche Waf­fe der Under­dogs, der Oppo­si­tio­nel­len, der Macht­lo­sen, denen nur mehr die Pro­vo­ka­ti­on bleibt, um Gehör zu finden.

Vor ihrem Auf­stieg ins Estab­lish­ment hat die deut­sche Lin­ke davon reich­lich Gebrauch gemacht: Obs­zö­ni­tä­ten, Tabu­brü­che, Fäkal­wör­ter gal­ten in den Sech­zi­ger und Sieb­zi­ger Jah­ren als poli­tisch “pro­gres­siv” und abso­lu­tes Muß im Kul­tur­kampf. Nun, da sie eine sys­tem­er­hal­ten­de Funk­ti­on inne­hat, sieht das frei­lich anders aus. “Ohne­hin chan­giert der rech­te Habi­tus seit je zwi­schen Repu­ta­ti­on und Revol­te”, schreibt Geb­hart, damit treff­lich sei­ne eige­ne Misch­po­ke charakterisierend.

“Flu­chend, pöbelnd, hemds­är­me­lig, rach­süch­tig” (Tages­spie­gel über Pirin­çci) gilt der Lin­ken natür­lich immer noch als super und pro­gres­siv, wenn es gegen ihre Feind­bil­der geht, aber wenn sie selbst davon betrof­fen ist, kön­nen ihre Ver­tre­ter gar nicht fein­sin­nig und “dif­fe­ren­ziert” (an die­ser Stel­le ein Euphe­mis­mus für “schwam­mig”, “unklar”, “unent­schie­den”) genug tun.

Immer­hin hat Geb­hart eines mit­be­kom­men: daß die ver­blie­be­ne intel­lek­tu­el­le Rech­te sehr wohl ein Bewußt­sein ihrer Macht­lo­sig­keit hat und auch ihre Lage rea­lis­tisch ein­schätzt. Um das zu zei­gen, zitiert er aus Ana­ly­sen von Karl­heinz Weiß­mann (sie­he etwa Sezes­si­on 57/2013 und 55/2013).

Man kann nun aus Absät­zen wie dem fol­gen­den auch ande­re Schlüs­se zie­hen, als Geb­hart es viel­leicht beabsichtigt:

Die bis­he­ri­gen Erfol­ge der intel­lek­tu­el­len Rech­ten sind beschei­den. Schon das 1981 ver­öf­fent­lich­te Hei­del­ber­ger Mani­fest von (alt-)rechten Pro­fes­so­ren und Intel­lek­tu­el­len konn­te mit sei­ner dra­ma­ti­schen War­nung vor der “Unter­wan­de­rung des deut­schen Vol­kes durch Zuzug von vie­len Mil­lio­nen von Aus­län­dern und ihren Fami­li­en” letzt­lich den demo­gra­fi­schen Wan­del nicht aufhalten.

Geb­hart gibt hier impli­zit zu, daß die Autoren des Hei­del­ber­ger Mani­fes­tes recht behal­ten haben; alles, was sie bereits 1981 über den “demo­gra­fi­schen Wan­del” geschrie­ben haben, ist ein­ge­trof­fen. Es ist bezeich­nend für den Autor, daß er hier (immer­hin) eine Art Tra­gö­die der Rech­ten, also aus unse­rer Sicht: die Ohn­macht der Kas­sand­ren, erken­nen kann, nicht aber das Eigent­li­che: die tie­fe Tra­gö­die Deutsch­lands und des deut­schen Volks.

Wes­sen Geis­tes Kind Geb­hart ist, ver­rät er schließ­lich in einem Satz:

Die Rech­te ist gegen­wär­tig nicht die Avant­gar­de, son­dern die Nach­hut. Sie ver­stärkt vor allem den Pro­test­lärm, der die zag­haf­te Moder­ni­sie­rung des Ein­wan­de­rungs­lan­des Deutsch­land begleitet.

Die “zag­haf­te Moder­ni­sie­rung” des “Ein­wan­de­rungs­lan­des” Deutsch­land nennt er einen bei­spiel­lo­sen Pro­zeß, der Deutsch­land (gewiß eines der “moderns­ten” Län­der der Welt) nun schon seit Jahr­zehn­ten radi­kal umpflügt, und in nicht all­zu fer­ner Zukunft sei­ne his­to­ri­sche Gestalt völ­lig ver­nich­tet haben wird! Was sich die­ser Ent­wick­lung ent­ge­gen­stellt, ist ihm und sei­nes­glei­chen nichts als Neb­bich, “Pro­test­lärm”, Kollateralschaden.

Der Sie­ges­zug der Geschich­te wird all dies platt­ma­chen, Deutsch­land in ein “moder­ni­sier­tes” Ein­wan­de­rungs­land umwan­deln, ein paar Ver­lie­rer gibt es bei sol­chen Pro­zes­sen immer, und die Hüter des Sta­tus Quo wer­den auf der Dampf­wal­ze thro­nen wie auf einem Tri­um­ph­wa­gen, taub für die Schreie all jener (natür­lich “Lar­moy­an­ten”), die unter ihren Rädern zer­quetscht wer­den (woher ken­nen wir bloß die­se Den­kungs­art?).

Aber soweit wird die Vor­stel­lungs­kraft des Zeit-Autors kaum rei­chen. Sät­ze wie der zitier­te zeu­gen eben­so wie die erhei­tern­den Spe­ku­la­tio­nen über den Mora­lin­säu­re­ge­halt der Rech­ten von einer ver­blüf­fen­den Harm­lo­sig­keit und Bie­der­keit im Geis­te, gepaart mit Ahnungs- und Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit. Das sind die­sel­ben Leu­te, die glau­ben, man rufe den “Ernst­fall” aus, wenn man das böse, so “stramm” klin­gen­de Wort nur aus­spricht oder sei­nen Inhalt bedenkt. Das ist belei­be nicht unty­pisch für die gan­ze Kas­te, der Geb­hart entstammt.

Ich kann nur wie­der­ho­len, was ich bereits gesagt habe: Über­all suchen sie nach Erklä­run­gen und Ursa­chen, nur nicht in der Wirk­lich­keit, nur nicht in sich selbst, nie­mals in sich selbst. Schon allein des­we­gen haben sie einen, zwei, drei, tau­send Pirin­çcis ver­dient, und kein Ton­fall ist inzwi­schen zu scharf für sie.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (45)

Nils Wegner

15. April 2014 08:35

Also ich find' den ZEIT-Artikel eigentlich ziemlich lustig. Da wird hundertprozentig offensichtlich, daß die linksliberale Café Latte-Lektüre in Sachen rechter Dissidenz argumentativ noch immer auf dem Stand von vor 20 Jahren ist; teilweise sogar wortwörtlich. Das kann man mit ein, zwei aktuellen Zitaten auch nicht kaschieren.

M.L.: Ja, das habe ich mir auch gedacht... und der unvermeidliche "Ethnopluralismus" ist auch wieder dabei. Yeah!

Wer einen innerlichen Luftsprung macht, bloß weil die geballte Online-Wurstigkeit plötzlich auf SiN verweist, sollte sich ein paar Fragen stellen. Vgl. Herrn Klonovsky: "Jede Seite ist die falsche."

Carsten

15. April 2014 09:30

Deibelschlag, Herr Lichtmesz! Schon wieder auf die 12:

"Vor ihrem Aufstieg ins Establishment hat die deutsche Linke davon reichlich Gebrauch gemacht: Obszönitäten, Tabubrüche, Fäkalwörter...
Heute sind linke Journalisten die strammsten „Systemkonservativen“ und als solche rümpfen sie die Nase über Pirinçcis „Bushido-Stil“, weil ihnen sonst nichts dazu einfällt, jedenfalls keine Argumente."

Volltreffer!

Wie sieht so ein Zeit-Leser eigentlich aus? Ich stelle mir einen pensionierten Erdkundelehrer mit Pfeife und Kakteen auf der Fensterbank vor. So eine Art Horst Tappert. Und dieser Schreiber da hat sein Pamphlet wahrscheinlich auf einer mechanischen Schreibmaschine getippt. Was wollen solche Onkels eigentlich erzählen? Die haben doch längst den Kontakt zur Wirklichkeit draußen verloren. Aber das ist bei Linken ja ein Grundproblem...

Zam

15. April 2014 09:37

Wenn der werte Herr Gebhart wirklich davon überzeugt ist, dass die entscheidenden Schlachten bereits geschlagen sind, und viele Rechte würden da ja sogar zustimmen, dann verwundert doch die beharrliche Gemeinheit, mit der auf die zu spät Gekommenen eingedroschen wird.

M.L.: Eben! Diese Beflissenheit und Dreschlust verblüfft mich auch immer wieder.

Es ist wohl die einzige Betätigung, die ihnen noch ein Jauchzen entlockt, im Übrigen genießen hier auf eine paradoxe Weise beide Seiten einen Sarrazin oder Pirinçci in vollen Zügen, und zwar aus den gleichen Gründen, der (wohl doch nicht so eindeutig entschiedene) Kampf bringt das Blut in angenehme Wallung, und alle haben das Gefühl, dass die Argumente nicht mehr ganz so sinnlos vorgebracht werden.
(Und ja, klar lassen sich normalerweise die Anhänger des Todestriebs aufgrund verschiedener Systemeigenschaften wie Blattlinien und Verhetzungsparagraphen gar nicht erst darauf ein, aber die Sehnsucht danach sehe ich dann doch).

Am angenehmsten ist doch immer noch ein Gegner (böse Zungen behaupten, das ist auch der Modus, anhand dessen man sich Freunde aussucht), dem man - und wenn auch wegen unfairer Mittel - nur minimal überlegen ist. Ich pflegte als Teenager jahrelang mit meinem Cousin Tennis zu spielen, verlor niemals auch nur einen Satz, an guten Tagen kam er bis auf 7:6 heran, ach, da war die erneut hergestellte Dominanz dann umso süßer.

Thomas Wawerka

15. April 2014 10:45

"BoBo-Unwesen" - was ist das?

M.L.: https://de.wikipedia.org/wiki/Bobo_%28Gesellschaft%29

Stil-Blüte

15. April 2014 11:00

Ja, Herr Lichtmesz, Sie sagen es! Ihr unbestechlicher Scharf-Sinn ist enorm. Wenn einem bei 'rechte Käfer' nur Jünger, nicht auch Kafkas Metaphorik einfiele, wäre man hier 'auf der falschen Seite'?

@ Nils Wegner
Ja. Noch stimmt der Titel: 'Deutschland von Sinnen'. Aber aufgepasst! Der Veitstanz tendiert, wie beim (Auf-)Schaukeln zum bloßen

'inneren Luftsprung'

: Quasi: Deutschland w i e von Sinnen.

Seiten-Sprung: Zwischen den Fronten - kein schlechter Ort. Ein Hort.

John Haase

15. April 2014 11:28

Nö, nicht jede Seite ist die Falsche. Die linke Seite ist die falsche. Das heißt eigentlich nicht mal das. Die BRD-Seite ist die falsche. Diese ekelhafte Melange aus Journalisten, Politikern, Antifa, den Filmstars aus hunderten subventionierten degenerierten BRD-Filmchen, anderen C-Prominenten und überhaupt allem, was in diesem Staat Rang und Namen hat. Diese "Eliten" ziehen wirklich alles, was schön, richtig, gut oder auch nur vernünftig ist, in den Dreck. Früher, in ferner Vergangenheit, haben sie das wenigstens noch auf mitunter unterhaltsame Weise getan, aber mittlerweile sind sie echt nur noch Affen, die auf einem riesigen Misthaufen mit Kot werfen: aufeinander, aber ganz besonders auf alles, was noch nicht selber mit Fäkalien beschmiert ist, oder sich nicht widerstandlos in diese reinziehen lassen läßt.
Insofern ist jeder, der dieses pseudorebellisch-bürgerliche Zeckentum aus einigermaßen nachvollziehbaren Gründen genauso haßt wie ich, meine Seite. Links, rechts, libertär, ganz egal.

@Nils Wegner und viele viele andere
Bei den vornehmen konservativen Dandies à la Klonovsky oder Mosebach ist nur Platz für sehr wenige, besonders geistreiche Zeitgenossen, die zudem eine deutlich-morbide Ader aufweisen müssen. Alle anderen, die sich ohne diese Eigenschaften dazubegeben wollen, machen sich mit dieser Attitude nur lächerlich.
Also: Kopf aus dem Sand, und aus dem Gebüsch auf die nächste moderne Idee schießen, die da isoliert auf dem Weg vorrückt.

Nureinmal

15. April 2014 11:35

allein die Überschrift und das Bild haben mich amüsiert und treffen auch einen Nerv. Der Käfer, das Ausgestoßene, Fremde, Böse und die Kategorisierung durch die Aufpasser. Die Aufpasser haben, wie Sie z. B. letztens aufzeigten, zunehmend große Probleme mit dem Kategorisieren, weil sie selbst zwar nicht klüger, ihre Kategorien (Geschlechter, Arten der Diskriminierung) immer unübersichtlicher werden. Sie setzten sich ins bereits gemachte Nest und ihre Schaffenskraft beschränkt(e) sich auf irgendwelche anti-Initiativen und ruckartigen Vorstöße. Das ist frustrierend und lässt sie immer bissiger und rigider werden. Ähnlich muss es sich in den K-Gruppen in den 70ern abgespielt haben.

Die Aufpasser sollten sich die Frage stellen: Was "schützen" wir vor wem?
Diese linke Phänomenversessenheit ("der hat das N-Wort gesagt!") ist blutleer und ewiger Kreislauf.

M.L.: Ich bin's leid, ein Käfer ohne eigene Stimme zu sein. Das Ganze hat in der Tat was "Kafkaeskes".

Raskolnikow

15. April 2014 12:06

"No matter how big a guy might be,
the Lichtmesz will take him on!"

Ich freue mich,

über diese Diederich-Heßling-Klone vom Schlage eines Gebhart, die sich nicht entblöden, mit journalistischen Wendungen zu hantieren, die auf jeden "gesellschaftlichen Wandel" anwendbar sind! Das, was Gebhart und Co. da schreiben, sind die Argumente gegen die junge Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts, das wurde den Socialisten und Democraten von den Kaisertreuen entgegnet, das sind die Polemiken gegen die "Demokratiebewegungen" im Osten und so weiter ... Es ist die Sprache der Herrschenden, auch wenn das dem links-liberalen Herzchen ganz dolle Schmerzchen verursacht; aber ich bin mir sicher, dass im Manufactum-Katalog irgendein "Eau de Monastère XY" von den Ufern der Charente gegen diese Pein zu haben ist (ganz unbürgerlich, 45 Euro/Nanoliter, im Holzfass).

Warum freue ich mich darüber? Nun, diese albernen Creaturen reizen unseren Lichtmesz und es ist ein Spaß, dem beim Herumtoben zuzuschauen ...

M.L.: Funny how? I make you laugh, I'm here to fuckin' amuse you? ;-)

Ich sehe Lichtmesz, als den Sohn der non-binary-transgender-"Ehe" aus Karl Kraus in seinen jungen Jahren und einem Niemand-führt-den-Füllfederhalter-so-wie-er-Nicky Santoro! Ich bin bis zum Zerreißen gespannt, was uns dieser sympathische Psycho aus Wien noch alles beschert! Und das Beste: Kubitschek hat ihn unterm Banner! Ja ehrlich, darüber freue ich mich!

Und sonst? Was kümmert mich die "rechte" Charlotte Roche, die sämtliche Feuchtgebiete rechts der Merkel-CDU von Sinnen gehen lässt? Nicht viel! Was schert mich die allzu menschliche Reaction der Wortführer dieser dicken Democraten? Gar nichts!

Was lehrt mich die Kommentarspalte unter der von Lichtmesz präzise abgestochenen psychopathologisierenden, inhaltsleeren Selbsterhöhungsrethorik? Nur dies: All das Weibsgeheul ist nicht spezifisch links, sondern allmenschlich, es ist der Beweis, wie wenig die Mittelmäßigen befugt sind, Ihr Mäulchen aufzureißen. Seien wir ehrlich; es gibt eine große Portion Käferbestimmer in uns selbst.

Naja, alles schon tausendmal gesagt ...

Strammstenst uncool,

M.L.: "Pro-SiA" (Stock-im-Arsch), wie wir Neofolker zu sagen pflegten...

R.

Nachfrage: Sind wir nun lächerliche Witzfiguren oder gefährliche Monstren? Hat das einer verstanden?

Kint

15. April 2014 12:41

Nun, die Hilflosigkeit rührt ja nicht nur daher, dass P. recht hat. Das lässt sich ja normalerweise mit Titulierungen überspringen. Wer meint, dass Deutschland das Land der Deutschen sei, oder überhaupt ein Land bleiben solle, ist ja rassistisch, populistisch, rechts, von gestern, der heißt in Wahrheit Adolf Auschwitz.
Dass sie selbst nicht wissen, warum sie ihre fixen Ideen für gut und alternativlos halten, ist auch klar. Sie wissen nun mal nicht, dass sie fremden Plänen hinterherlaufen.
https://fassadenkratzer.wordpress.com/2013/11/22/hintergrunde-der-europaischen-integrationsbewegung/
Merken nicht, dass sie sich vor einen Karren spannen lassen. Nein, das i s t einfach gut, das ist ihnen irgendwie "klar" geworden. Sind stolz auf ihren Bewusstseinssprung. Den sie den anderen voraus haben. Und wie sie sich bemühen, engagieren, den weiterzugeben ,die guten Seelen. Dass sie dafür gut bezahlt werden, fällt ihnen gar nicht auf... ist doch gut so, denken, nein, empfinden sie, schlicht.
Und so kommen sie mit dem Populismus klar. Özdemir weiß, was das Volk will, und genauso klar verkündet er, dass "wir" das nicht zulassen. Kein Rückschritt - Fortschritt ist die Devise! Gar nicht bös gemeint... Unter´m Strich kein Anspruch auf Demokratie, auch die Kanzlerin hat´s streng gesagt. Kaum hat die Mehrheit gewählt, wird sie für zu dumm erklärt, entscheiden zu können, so könnt man´s natürlich auch sehen.
Lustig ist ja ein anderer Punkt. Sie bedienen sich der Minderheiten, schaffen sogar welche. Zu vielen Zwecken. Die die Pläne verstanden (oder gemacht) haben, glauben, das schwäche die Mehrheit, fördere die eigenen Ziele. S. Grüne. Kritik an Minderheiten tabu. Wenn nun aus Minderheiten heraus Mehrheitsgedanken kommen, dann sind sie platt. Damit haben sie nicht gerechnet, den können sie nicht ausländerfeindlich nennen, die Nazikeule trifft nicht. Na sowas.
So wird Pirincci zum Stein im Schuh, so wie man auch mit Ray Hagins schlecht fertig wird.
Und die Idioten wissen nicht, was sie machen sollen, weil sie sich in ihrer eigenen Falle gefangen haben. Während die (übrige) Mehrheit sich langsam fragt, warum sie das nicht selbst denken dürfen. Na - erstens, weil der Türke recht hat, das ist es ja. Zweitens, weil sie eben keine Türken sind, sondern Deutsche, deshalb natürlich.
Man kann eben Fälle nie ausschließen, in denen die Absurdität, die Schizophrenie, einfach zu deutlich wird, jedem auffällt, nicht mehr zu leugnen ist. Und das, nach Murphys Gesetz, dann noch zu Zeiten, in denen manche sich ohnehin wieder fragen, was eigentlich Krieg und was Frieden ist... So kommt eins zum andern.

Tja, das Problem ist und bleibt wohl, dass man tolle Pläne machen, sie mit ungeheuren Mitteln verfolgen kann. Bloß dass die letztlich mit den Menschen nicht klarkommen. Nach allen Ausrottungen und Gulags, nach allen Gehirnwäschen - immer bleibt ein Solschenizyn übrig, oder ein Pirincci springt hinter der Ecke hervor (kein Vergleich, nur willkürliche Beispiele - für die vielen Menschen eben). Und immer wieder spricht es die Menschen an. Genau die: die jahrzehntelang so brav dahintrottende Herde, die fühlt sich angesprochen, die fängt an, aufmerksam hinzugucken. Fühlt etwas ganz neues, was sie lange nicht gespürt hat. Und immer mehr sagen "ja", bloß in eine andere Richtung. Nicht mal durchdacht. Aber: einfach nicht ganz auszurotten, das Gefühl der Menschen, was richtig und falsch, gut und böse ist. Denken kommt später, und eher selten. Aber das Gefühl für das Richtige bleibt. Der Neue Mensch wird nie geboren werden. Ist doch was.

Schmidt

15. April 2014 13:00

Es stellt immerhin eine Ausnahme dar, daß die Zeit ausnahmsweise auf die von ihr angeprangerten Publikationen verweist und damit ihren Lesern die Möglichkeit gibt, sich selbst ein Bild zu machen. Normalerweise gelten in diesem Spektrum Verweise oder vollständige Zitate so wie jeder Bezug auf das von der anderen Seite tatsächlich Gesagte und Gedachte ja als Akt der geistigen Kollaboration, durch den man "Gedankengut" ein "Forum bietet".

Um es in der Sprache dieses Blattes zu sagen: Die neue Zitatergreifungsstrategie und den Versuch des Verzichts auf offenen Haß gegenüber dem anderen politischen Lager kann man als Ansatz zu Intellektualisierungsbestrebungen im Linksliberalismus bzw. im Zeit-Milieu deuten, das eine Scharnierfunktion zwischen bürgerlichen Linksliberalen und radikalen Linken einnimmt. Man will den Anschein erwecken, sich von altkommunistischen Vorbildern des Umgangs mit politischen Gegnern zaghaft zu distanzieren. Mit verjüngter Rhetorik und Verwendung popkultureller Bezüge will man offenbar gezielt jüngere Leser zu beeinflussen, die für die bisher genutzten Strategien oft nicht mehr erreichbar sind.

Reichsvogt

15. April 2014 13:32

Schallendes Gelächter bei:
"Da fällt zum Beispiel im Zusammenhang mit den Rechten (egal welchen) immer das Wörtchen „stramm“, was wohl ein paar zusammengebissene Nußknackerkinnladen und einen Dauerstock im militärischen Arsch suggerieren soll."
Da sag noch einer wir Rechte hätten keinen Humor! Ansonsten großartige Analyse! Man möchte es alles rausschreien in einem TV-Beitrag kurz vor den 20-Uhr-Nachrichten! Leider zu teuer.
Was haben wir also zu erwarten? Diese Zerebralsklerose der Linken und ihrer Status-Quo-Verteidiger erinnert stark an die DDR-Nomenklatur und deren Vorbereitungen zum 40. Geburtstag der DDR...

Reichsvogt

15. April 2014 13:38

Gebhardt ist Jahrgang 1970. Der hat also alles das gefressen und für wahr genommen, was ihm die Alt-68er eingebleut haben. Zudem scheint das Schreiben für "Jungle World" in besonderer Weise für die Mitarbeit bei der "Zeit" zu qualifizieren...

Albert

15. April 2014 13:57

Volltreffer, Lichtmesz - die linken Journalisten als saturierte Wachhunde der Macht - das trifft es wohl ziemlich gut.

Aber ich finde das nicht lustig oder komisch - es ist so unglaublich traurig und tragisch, was hier mit einer der ältesten Kulturnationen der Welt passiert - ausgerottet und umgevolkt in nur 40 Jahren!

Revolte

15. April 2014 14:49

Klasse! Eine wirklich fleißige Arbeitsbiene, der Herr Lichtmesz. Gerade mal eine Nacht vergangen und schon folgt die Replik. Torpedieren, was die Rohre hergeben und nicht nachlassen!

Der Artikel ist ja, wie ich finde, gar nicht mal verkehrt. Er bietet für Unkundige einen guten Überblick über das neurechte Spektrum und es lässt sich sogar, meine ich, hie und da zumindest der Versuch erahnen, sachlich bleiben zu wollen, ein Unterfangen freilich, das leider von den kleinen Sottisen des Autors ein wenig vereitelt wird. Aber sei's drum. An sich ein guter Versuch - ausbaufähig.

Viel interessanter als den Artikel finde ich sowieso die Schlammschlacht in den Kommentarspalten.
Ich habe mir den Spaß erlaubt, mal ein paar Schmankerl rauszupicken:

vincentvision:
So ist solidarischer Humanismus den bürgerlichen Rechten fremd.
Sie sonnten sich schon immer in ihrer überheblichen Attitüde, dem Beifall der tumben Masse und überließen die Gewalt oder im Extrem das Aufschließen der Gaskammern einfacheren Gemütern.

duckstein:
Ich weigere mich allerdings, solche Idioten "intellektuell" zu nennen. Wer Hass predigt und mit Scheuklappen durch die Welt läuft, der hat eben nichts verstanden!

Leser_ZEIT:
Dtl. ist ein Einwanderungsland und wird es bleiben. 16 Mio. Einwohner der BRD sind ausländischstämmig, Tendenz steigend. Und kein Pirinçci und kein Sarrazin hat daran etwas geändert oder wird daran etwas ändern.(...)
Wo immer Rechte Siege erringen, sind diese nur temporär. Wo sich linkes Gedankengut durchsetzt, ist der Sieg endgültig.

AgainstBigotry:
Nein warten Sie, ich sags Ihnen: Das kommt zu einem großen Teil von dem "Gejammere linksgrüner Gutmenschen", das Sie so sehr nervt (und davon, dass die Amis den Deutschen Demokratie beigebracht haben).
(...)und diese Verbesserungen können schon per Definition nicht von Konservativen kommen, die lediglich das Althergebrachte bewahren wollen.Veränderungen und Verbesserungen kommen immer von links.

keats:
Die Zeit für rechtsnational ist vorbei und kommt auch nicht mehr. Ihr habt es lange genug probiert ohne Erfolg.

CornelPanic:
Ihre bekannte Muslima ist also Ihre Quelle? Und Sie behauptet, Ihr würde zu sehr entgegegekommen werden? Mann, machen Sie sich doch nicht lächerlich, für wie blöd halten Sie die Leser hier?

CornelPanic bestätigt hiermit nebenbei wieder: nur ein fordernder, unzufriedener, die Hand aufhaltender Migrant ist ein guter Migrant. Dass es Migranten gibt, denen das Verhalten ihrer Artgenossen selbst gegen den Strich geht, kann sich der arische Linke in seinem Beglückungskosmos gar nicht vorstellen.

delphi oder so:
Warum muss man sich, wenn man für andere Menschen auch ein gutes Leben wünscht und versucht sich dafür einzusetzen und darauf hin zu wirken, als Gutmensch bezeichnen lassen, wobei das ja nicht als Lob sondern als fiese Schmähung kontoniert ist?
Ist es so schwierig zu verstehen, dass es eine zum Glück große Menge Menschen gibt, denen die anderen nicht einfach egal sind?

Ja, Krokodilstränen bitte, es menschelt wieder mal. Der Gutmensch, liebe/s delphi, ist eben nicht um anderer willen gut, sondern um seiner selbst willen. Deshalb ist die zynische Konnotation vollkommen gerechtfertigt.

Hoffe, der Beitrag ist nicht ZU lang geraten. Aber diese Pralinen mussten einfach raus. Bitte um Verständnis. ;-)

M.L.: Vermutlich haben die Genossen nicht mal unrecht. Die linken Ideen siegen am Ende immer, seit über 200 Jahren. Das ist ja ihr Unglück!

Nordlaender

15. April 2014 14:59

Gebhardt betreibt mit seinen Begriffen wohl so eine Art animistische Beschwörung. Wenn es vor 15 oder 25 Jahren vielleicht noch dieses oder jenes dünne Fädchen gegeben haben mag, das eine Verbindung der von den Pseudolinken verwendeten Topoi mit der Wirklichkeit zumindest angedeutet hat, so sind diese schon längst zerrissen.
Kürzlich wurde ich mal mit dem Text "Laß die Leute reden" der BUNT-systemkonformen Ärzte konfrontiert. Das Stichwort "Bin Laden" einmal herausgenommen, paßte der Inhalt sonst ganz gut in eine nette Photo-Lovestory der BRAVO, Ausgabe 1965 oder 1966, so in dieser Gegend.
Nirgendwo mehr ein Herr mit Kneifer im Straßenbild zu entdecken, die Bügelfalte wird zunehmend zum exotischen Einzelphänomen, dafür ein Heer nietenbehöster Mensch-Maschinen-Aggregate, eifrig davon Gebrauch machend, daß es jetzt ja schon diese winzigen Wählsprechapparate gibt, die auch ohne Schnur ein Telephonat ermöglichen.
Irgendwie werden im Diskurs ca. 50 Jahre verpeilt. Macht nix, ein ZEIT-"Linker" zu sein, das funktioniert wohl so etwa in dem Sinne, daß man ein blaues Bändchen um den Arm trägt, das einen als besseren Menschen ausweist. Wichtig ist hier wohl einzig und allein die Distinktion und die Zugehörigkeit zu den Blaubändlern, über Inhalte nachzusinnen dürfte nur Kopfschmerzen erzeugen.

Mit strammem Gruße!

Wolfgang E.

15. April 2014 15:00

Ha, ja natürlich, der her Gebhardt ist ja leider schon bekannt für seine journalistische – nennen wir es Art. So kennen wir ihn bereits von Beiträgen, wie der Mitschuld am Verprügeltwerden von – nennen wir Sie Menschen mit Migrationshintergrund, als er doch tatsächlich meinte, dass man ja irgendwo auch Verständnis haben müsse, mit ein paar vorangestellten Floskeln á la „ich finds ja auch schlimm und irgendwie auch nicht so toll“, dass diese nur ihren Frust abreagieren würden, den die Gesellschaft diesen aufgebürdet hätte.
Ja, sehr interessante Auffassung, der Herr Gebhardt, doch der Niveaubetrachtung wegen ebenfalls sehr unterirdisch. Da kommen wir auch zu dem Punkt, an dem ich überhaupt nicht mehr lachen mag, denn alles was er dadurch anrichtet ist Schaden. Zum einen, weil diese Jugendlichen durch Persönlichkeiten, wie ihn davon abgehalten werden Konsequenzen zu erfahren und weil er und seines Gleichen auch eine Art des Rufmordes betreiben: Zwar ist es hinreichend bekannt, das Journalisten gerne mal zu Schmähschriften neigen, doch bringt er hier, wie an vielen anderen Stellen eine ganze Gruppe permanent durch Falschinformation in Misskredit. Er stellt dabei Verbindungen zwischen rechtsextremistischen Taten und dem durchschnittlichen konservativen Publizisten her und demontiert ihn dann auch gleich als denjenigen, der Verfehlt und stets böses will (wenn er nicht sogar dumm/dumpf ist). Im Anschluss werden dann Taten aus seinem Sympathiekreis heruntergespielt (sei es durch Anzahl oder irgendeine merkwürdige Art der Wertigkeit), im Gegenzug schnellen die der „Rechten“ plötzlich unsachgemäß in die Höhe. Ich weiß nicht aus welchen Quellen der Mann seine Daten für diese Vergleiche bezieht, aber selbst die sehr genauen Daten des Verfassungsschutzberichtes sprechen eine Eindeutige Sprache – da wird dann auch klar, dass dieser auf dem rechten Auge nicht blind ist -, denn offensichtlich sind Linksextreme zahlenmäßig den Rechtsextremen zahlenmäßig weit überlegen. Prozentual gesehen gilt das Gleiche für Islamisten und Moslems. Ähnlich steht es mit den Gewaltbereiten der jeweiligen Gruppen.
Auch wird hier plump die Nazikeule geschwungen, was im eigentlichen Sinne den Rufmord bedeutet. Dabei wird man dieses Etikett so gut wie gar nicht mehr los, die Ächtung der Öffentlichkeit ist einem somit sicher und der soziale Tod garantiert.
Ebenfalls möchte ich dem Herrn Lichtmesz zu seiner treffenden Analyse gratulieren.

forsetithing

15. April 2014 15:07

Finden Sie nicht das Akif Pirinçci überbewertet ist. Er ist schon ein Türöffner aber ein bisschen Kritik würde er auch gut vertragen können, wenn er zum Beispiel meint das es keine deutsche Identität gibt (er ist kein Freund von Ius sanguinis) oder seiner militanten Islamfeindlichkeit die auch so auf PI stehen könnte.

sumo

15. April 2014 16:15

Strenggenommen ist all das, was die Linken da jetzt führen, eine klassische Strohmanndiskussion. Man versucht, Pirincci in die rechte Ecke zu schieben, man überbietet sich mit widerlichsten Zuschreibungen, allerdings ist noch niemand dieser sich Journalisten nennenden Schreiberlinge auf die Idee gekommen, mal die in Pirinccis Buch aufgestellten Thesen zu widerlegen oder sie wenigstens einer Wertung zu unterziehen.
Es war wie damals bei Sarrazin, man verbiß sich in die eine These der Intelligenzvererbung und hat damit den Kriegsschauplatz auf diese Nebenebene verlegt. Damit kann man ordentlich vom Leder ziehen, ohne die anderen Thesen zu berühren, es könnte ja sein, daß man da viel findet, was stimmt.
Auch bei Pirincci wäre es durchaus möglich, dessen Thesen zu diskutieren, und ich bin mir sicher, auch da würde man neben manchen Übertreibungen viel Wahres finden.
Die Linken haben es mal wieder geschafft, die eigentlich nötige Diskussion abzuwürgen. (DAS können die übrigens gut....)

Alexander

15. April 2014 16:18

forsetithing:
Ihre Kritik ist berechtigt. Pirinçci ist eben, genauso wie Sarrazin, keiner von uns, hält uns sogar für "langweilig" und "verbohrt"*.
Doch wie Sie richtig sagen: Sie sind Türöffner, also sollten wir ihnen kein Bein stellen!

*Siehe hier ab ab Min. 3:25: https://www.youtube.com/watch?v=ekkgFzlujGw

Trouver

15. April 2014 16:25

Lieber Herr Wenger, eingangs haben Sie dieses L-Wort benutzt, was mich wieder zum Einspruch bewegt.

Es gibt in DE keinen Liberalismus.

Das Freiheitliche in DE ist so verunstaltet, wie der Begriff "Humanismus" unter Pol Pot!

15.04.1914 hatten wir NOCH Liberalismus.

Gunnar

15. April 2014 16:34

Die linke Mainstream-Presse kreist doch nur noch um sich selbst und präsentiert sich untereinander die vermeintliche Sprengkraft ihrer Goebbels-Granaten. Das ist einfach schon zu weit weg von der Realität, als daß es selbst ihre Peer-Group noch jucken würde und Sarrazin hatte auch eine gewisse Schwammfunktion.
Diejenigen, die Pirincci zustimmen, lassen sich erst recht durch Hitlerei nicht mehr beeindrucken, eher in ihrer Sicht bestärken und wahrscheinlich auch in ihrer Courage. Da geht noch was.

matthias reuter

15. April 2014 16:46

Werter Herr Lichtmesz,

auch als ehemaliger, ewiger Zeit-Abonnent - oder vielleicht gerade deswegen - lese ich Ihre Beiträge hier immer mit großem Vergnügen. Der hohle, linke (hmh, ist heutzutage irgendwie redundant) Theaterdonner wird von Ihnen köstlich als solcher entlarvt. "Meine Meinung steht fest! Bitte, verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen." Je mahnender die Realität an die Grundfesten der Meinungsburgen klopft, um so hektischer werfen die Ideologen mit Pech und Kot um sich.

Nils Wegner

15. April 2014 17:18

Trouver,

beim angebrachten Attribut handelt es sich um das Eigen- und Fremdverständnis des groben Binnenkurses der ZEIT. Ob Ihnen das behagt oder nicht, ist dafür ebenso unerheblich, wie was seit spätestens 1789 über diese (zugegebenermaßen mehr als überstrapazierte) Worthülse geschrieben und gesprochen wurde. Deutungshoheit funktioniert, weil eben nicht jeder für sich darlegen kann und/oder darf, was er mit diesem oder jenem Begriff verbindet.

Rumpelstilzchen

15. April 2014 17:22

Elitär heisst eigentlich nur, nicht Mainstream zu sein. Es bezeichnet eher eine ethisch- moralische Überlegenheit denn eine bürgerlich-bildungstechnische. Im Sinne Václav Havels " DIe Macht der ohnmächtigen".
Elitär gleich Dissident. Linke Journalisten sind stolz darauf, Mainstream zu sein. Guter Journalismus war nie angepasst.
Mir persönlich wäre es auch lieber, das Buch von ML " die Verteidigung des Eigenen" würde die Bestsellerlisten stürmen. Aber anscheinend braucht die Mainstream linke den vulgären Ton, um etwas zu spüren.
Es grüßt ein weiblicher Käfer proletarischer Abkunft, der sich von der Linken nie vertreten gefühlt hat.
P.S. Bei Pirrincci stört mich der Atheismus, der so "undeutsch" daherkommt.

Urwinkel

15. April 2014 18:58

Die Allgmeinheit springt auf den vulgären Tonfall an. Es gab mal ein provinzielles Stadtmagazin/Partykalender, für das ich pornografische Kolumnen verfasste. Die war indirekte Werbung für die nächste Sause in unserem Club. Das hat prima funktioniert. Wir fuhren an manchen Wochenenden mehr Geld ein, als der gewöhnliche Arbeiter im Monat ranknüppelt. Vieles davon ging auch wieder weg. In Form von Straf-und Bußgeldern. Auch die GEMA hat kräftig zugelangt. Verjährte Geschichte. Aber eine schöne Erinnerung.

Waldgänger aus Schwaben

15. April 2014 19:46

"Der Siegeszug der Geschichte wird all dies plattmachen, Deutschland in ein „modernisiertes“ Einwanderungsland umwandeln, ein paar Verlierer gibt es bei solchen Prozessen immer, und die Hüter des Status Quo werden auf der Dampfwalze thronen wie auf einem Triumphwagen, taub für die Schreie all jener (natürlich „Larmoyanten“), die unter ihren Rädern zerquetscht werden."

Lichtmesz

Hier stimme ich Ihnen nicht zu.

Je älter ich werde um so optimistischer werde ich - von wegen verbitterter, alter Mann. Vielleicht habe ich schon zu viele nicht eingetretene Katastrophen überlebt, um noch Pessimist sein zu können:

- Umweltkatastrophen

- Atomkrieg

- nukleare Verseuchung nach Tschnerobyl

- GAU eines deutschen Atomkraftwerkes - pardon Super-GAU

- Jahr 2000 bug

- diverse Seuchen: Aids, Schweine- und Vogelgrippe

- Finanzkrise

- to be continued ...

Ich ahne dunkel, dass ich auch die Islamierung Europas überleben werde.
Wir stehen am Vorabend gewaltiger gesellschaftlicher Umwälzungen, vielleicht stehen wir dort, wo der Ostblock Anfang oder Mitte der 1980-er Jahre stand.

Umwälzungen nicht unbedingt Katastrophen oder Revolutionen.

Doch was kommt, es muss nicht zum Schlechten sein, das ist chaotisch, nicht vorherzusehen. Es wird sein, wie wenn eine Lawine niedergeht. Man weiss, dass sie kommen wird.

Doch was sie letztlich auslösen wird, und wo sie niedergeht, dies wird von Zufällen abhängen. Seien wir ein Felsbrocken , der die Lawine nach links lenkt.

Trouver

15. April 2014 20:31

Aber, lieber Herr Wenger, wenn Erlaubnis zum Exhibitionismus die Freiheit als solche ersetzt, bzw. fuer diese verkauft wird, dann handelt es nicht um den Liberalusmus, sondern um den "Liberalismus"; Jakobiner hin oder her.

Linksliberal war Garibaldi.

Heutzutage waere er als Fascho diffamiert.

JHRP

15. April 2014 20:55

>Nachfrage: Sind wir nun lächerliche Witzfiguren oder gefährliche Monstren? Hat das einer verstanden?

Beides natürlich. Zwei Seelen ach, in der Brust, kennste?

Future Man

15. April 2014 21:18

Vergessen wir nicht, daß ein großer Teil der Auflage der ZEIT nicht an individuelle Abonnenten und Kioskkäufer geht, sondern von Institutionen u.ä. abonniert ist. Das geht von Behörden bis zu Kaffeehäusern. Wieviele Leser wirklich dahinter stehen, ist fraglich.

Hartwig

15. April 2014 22:17

"Das Leben ist zu kurz, um mit Linken zu debattieren" - eine Ansicht, die bei mir immer öfter die Oberhand gewinnt. Und diese Floskel vernehmlich zu äußern, lässt einen nicht selten als "Sieger" den Platz verlassen.

M.L.: Spengler meinte einmal sinngemäß, irgendwann gibt man es auf, den Marxismus widerlegen zu wollen, er wird einem einfach langweilig.

Nils Wegner

15. April 2014 22:45

Suchen Sie sich eine beliebige entartete Denkfigur aus, Trouver: Mit dem magischen Sprüchlein "So war das ja alles gar nicht gemeint!" kommen irgendwelche Apologeten immer ganz schnell um die sprichwörtliche Ecke. Leider übersteht die reine Lehre nie den Kontakt mit der normativen Kraft des Faktischen.

Solche Sachen wie Demokratie im modernen Sinne (die in ihrer Distanz von klassisch-attischer ebensolcher untrennbar mit einem liberalen/liberalistischen Universalismus verknüpft ist) scheinen immer unheimlich toll und so naheliegend zu sein, solange sie Farbkleckse auf totem Zellstoff sind. Der okkulte Moment - für Rumpelstilzchen vielleicht: die Alchemie - ist der Versuch, an solchen dürren, toten Worten Nekromantie zu betreiben.

Wenn Sie solch einen Glauben an das letztendlich (und das meine ich, auch ohne Christ zu sein, durchaus im Sinne der novissima) Gute im Liberalismus hegen, dann sei Ihnen das gegönnt; mich kriegen Sie nicht zu solchen Verrenkungen, und wenn Sie sich noch so bedenkenvoll artikulieren.

Stil-Blüte

16. April 2014 04:56

Werden hier die Beiträge um den 'Reisbauer', meine eingeschlossen, der Unschuld - gewiß ein großes Wort, ich lass es stehen - eines Menschen-Kindes gerecht? Nehmen wir die Götter-Speise, rauch- und rausch'versifft', an wie Till Eulenspiegel den köstlichen Bratenduft, den er bei dem fordernden Wirt mit dem Klingeln des Geldbeutels bezahlt, (s. a. Torsten Heinrich auf You-Tube)?

A.P. meint, daß bei ihm das Türkische mit zunehmenden Alter mehr und mehr durchdringt. Wer kennt den morgenländischen Eulenspiegel Nasredin aus Buchara ? Wie wunderbar, daß sich die Schlawiner auf der ganzen Welt alle gleichen.

F451

16. April 2014 09:08

@Hartwig

Habe noch niemals Linke erlebt, die überhaupt debattieren wollten. Das läuft doch normalerweise immer so ab:

https://666kb.com/i/bnd7rk1z8dpm1i8pa.gif

Julius

16. April 2014 11:39

Raskolnikow,
Ihre Nachfrage ("Sind wir nun lächerliche Witzfiguren oder gefährliche Monstren?") hat Günter Maschke in der ihm typischen brillanten Art einmal in einem JF-Interview beantwortet:

Die Political Correctness ist eben totalitär und vor allem ist sie analog zum faschistischen Autoritätssyndrom. Gemäß diesem ist der Feind winzig, lächerlich, dumm, historisch widerlegt, schmutzig, erbärmlich – und zugleich ungeheuer gefährlich! So werden wir behandelt. Daraus dürfen wir aber nicht schließen, daß wir wirklich gefährlich sind, sondern nur, daß der Feind die bescheidensten Ansätze mit gutem Instinkt sofort ersticken will. Zweitens aber dürfen wir daraus schließen, daß dieser Feind die höchsten Werte auf der F-Skala der Frankfurter Schule erreichen würde, nicht wir!

("Die Genußsucht wird mit Zerknirschung bezahlt", JF 45/97 vom 31. Oktober 1997, abrufbar im online-Archiv)

Thomas Wawerka

16. April 2014 13:51

Es ist zum Haarausraufen, aber nicht mal mit linken Christen kann man eine Diskussion führen. Ich weiß auch nicht, was mich geritten hat, es wieder zu versuchen (ein Loyalitätsgefühl für die unter Beschuss genommenen Brüder vermutlich) ... Argument: "Troll!"
https://gottundco.wordpress.com/2014/04/11/die-kirche-und-ihre-trolle/

Zum Haar- und Hirnausraufen! Ich habe so gern an die Macht des Wortes, des Arguments, der kritischen Diskussion geglaubt. Seit geraumer Zeit schwant mir, dass das ein Irrtum sein muss. Es muss wohl so sein, wie Kint sagt: "Denken kommt später, und eher selten." Die Masse folgt wohl doch einfach nur dem Flussbett und hält das Fließen für selbst ersonnene Gedanken und Urteile. - Was soll man nun daraus lernen? Auf Diskussionen verzichten? Wie aber sonst wirken?

M.L.: "Nicht mal"? "Linke Christen" zählen zum übelsten und dümmsten Gesocks auf diesem ganzen Planeten...

Wolf Larsen

16. April 2014 14:14

Insgesamt wissen Linke von Rechten eigentlich nicht viel, außer eben das sie "rechts" und deshalb "böse" sind.
Als ich noch zu diesen "erlauchten Kreisen" gehörte, war ich mit Sicherheit einer der Wenigen, der auch was von den "Böslingen" Mohler, Jünger, Spengler und Co. gelesen hatte und nicht einen "Alerta! Alerta! Antifascista!"-Schreikrampf bekam, sobald er das Wort "Rechts" nur hörte.

Natürlich gibt es auch einige Linke, die es besser wissen, aber das sind dann eben auch zu weiten Teilen diejenigen, die ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, daß sie vor "gefährlichen Rechten", dem "Extremismus der Mitte" und ähnlichem Kram warnen und darüber Bücher, Artikel und Filmchen verzapfen.

Ich muß aber gestehen, daß auch ich früher immer ein wenig das klischeehafte Bild von "Rechten" im Kopf mit mir herum trug. Also entweder kahlrasiert, brutal, besoffen und dumm wie zwei Meter Feldweg, oder stocksteif, bieder bis zum Abwinken und geschmacklich mehr als "fragwürdig veranlagt".

M.L.: Es gibt natürlich auf dem rive droite genug Figuren, die diesen Klischees auch entsprechen. Oft machen sie nichts anderes, als den Habitus anzunehmen, der gerade im Kurs ist, und versuchen, ihn ins Positive zu wenden, oder extra die "bösen Jungs" zu spielen. Anlaß zur rechten/konservativen "Selbstkritik" gäbe es so oder so genug. Hierzu ein sehr interessanter Beitrag eines SiN-Mitlesers und -denkers, der ausgerechnet auf pi-news erschienen ist:
https://www.pi-news.net/2014/04/geschmacksmacht-i-warum-akif-pirincci-so-wichtig-wie-sarrazin-ist/
https://www.pi-news.net/2014/04/geschmacksmacht-ii-geschmackliche-und-politische-souveraenitaet/

Ich würde stark annehmen, daß es dem allergrößten Teil der linken Schrumpfhirne nicht anders gehen dürfte, bzw. viele der Fußsoldaten derlei Klischees gar nicht als solche erkennen, sondern diesen Kram für bare Münze nehmen. Man kriegt's als Linker ja auch immer wieder von den Vorbetern in die Birne geprügelt.
Natürlich werden solche Vorstellungen ja nun auch nicht gerade subtil massenmedial verbreitet: Kaum taucht das Wort "rechts" in den Mainstream-Medien auf, schon wird "artgerecht" ein Bild von weiß geschnürten Springerstiefeln eingeblendet bzw. abgedruckt … aber da sage ich ja nun nichts neues.

Mit Linken debattieren wollen? Ziemlich sinnlos! Die Herrschaften haben ja schon von vorneherein beschlossen "Recht zu haben".
Außerdem bekommt man ja keine Argumente zu hören, sondern ausschließlich eingeübte und verinnerlichte Phrasen, die reflexhaft abgeschossen werden, sobald irgendwas den eigenen, linken Gefühlshaushalt zu destabilisieren droht.
So sind sie halt, die "Gnossen" … Sind sie in der Minderheit wird gejammert und geklagt, daß es einem glatt die Tränen in die Augen treiben könnte. Hat man aber erstmal die Deutungshoheit in den Händen, wird der "Gequälte" ganz flott zum "Quälenden".
Ist für Linke an sich auch nur logisch. Denn wer Utopien nachjagt, "muß" natürlich alles verfolgen, unterdrücken und kaputtmachen, was deren Verwirklichung im Weg steht.

Mit stramm elitären Grüßen,
Wolf Larsen

Thomas Wawerka

16. April 2014 15:54

Zur Frage des "Geschmacks" hier ein lesenswerter Artikel
https://www.taz.de/!99145/

Maulwurfshügel

16. April 2014 17:59

@Waldgänger aus Schwaben

Volle Zustimmung!
Man schließt aus den Entwicklungen der Vergangenheit und der Gegenwart auf die Zukunft und bedenkt dabei nicht die Unwägbarkeiten, die den Fortgang der Dinge beeinflussen können und werden.

Vor längerer Zeit las ich einen Artikel, der die demografische Entwicklung in den neuen Bundesländern zum Thema hatte. Ein düsteres Szenario, nach dem in wenigen Jahrzehnten die östlichen Landstriche weitgehend entvölkert und überaltert sein werden. Mag sein. Momentan hält die Abwanderung ja noch an. Aber will man daraus auf die Zukunft schließen? Es gibt bereits Rückkehrer, die das Rentenalter erreicht haben und den Lebensabend in der alten Heimat verbringen wollen. Die werden der Überalterung nicht entgegenwirken, aber der Entvölkerung. Ich kenne aber auch junge Familien, die zurückgekommen sind bevor der Nachwuchs eingeschult wurde, weil sie nicht wollen, daß ihre Kinder die einzigen Deutschen in ihrer Klasse sind. Das muß nicht der Anfang einer neuen Wanderungsbewegung sein, aber es könnte.
Die Lebensqualität in westdeutschen Städten wird durch die ungezügelte Zuwanderung sinken, DAS zumindest ist absehbar.
Es wird Umwälzungen geben, das sehe ich genauso.

Das einzig Beständige ist der Wandel.

Hartwig

16. April 2014 20:16

@ Wawerka, Wolf Larsen

Bei Diskussionen geht es allermeist nicht darum, jemanden in sein Lager zu holen und ihn zu überzeugen, sondern um das Fechten mit Argumenten; Argument und Gegenargument parat haben und den anderen in die argumentative Enge treiben - ein Spiel. Unterhalb dessen geht es oft auch nur um das Ausposaunen des eigenen Argumentes - oft hört man bei der Erwiderung kaum zu.
"Linke" spielen dabei aber nahezu immer mit gezinkten Karten. Bei der kleinsten Defensivposition brechen sie ab und versuchen dich ins moralische Abseits zu stellen.
Deshalb bringt einen ein abwendendes "Mit Linken diskutiere ich nicht über Politik" sofort in eine Offensivposition. Zum ersten outet man sich als "Nichtlinks", was für manch einen schon als Zumutung gilt, zweitens erwacht beim "Linken" oft der investigative Geist, festzustellen, wie weit nichtlinks du denn bist. Klappt nicht mmer, aber meist hast du ab dann alle Fäden in der Hand, vorausgesetzt, du willst nicht missionieren.

Waldgänger aus Schwaben

16. April 2014 21:14

@Thomas Wawerka

Ich möchte linken Christen nicht grundsätzlich das Christ-Sein absprechen und ich kann nicht ausschliessen, dass der Heilige Geist in ihnen und durch sie wirkt.
Deshalb verwende ich einen persönlichen Lackmus-Test:

"Wie hältst Du es mit der Abtreibung?"

Wer hier schwankt und wankt ist für mich keiner mit dem ich auf Basis eines gemeinsamen Glaubens diskutieren kann - wir haben keinen.

Bei der paar anderen linken Christen (meistens im Internet) höre ich dann schon mal zu.

Magnus Göller

16. April 2014 22:50

Ausgezeichnet!
Souverän!

Nils Wegner

16. April 2014 23:07

Hartwig, letztere Ausführung unterschreibe ich vorbehaltlos. Wenn man nicht irgendwann verbittert (was m.E. eine oft übersehene Grundlage des verbissenen Sich-erklären-Wollens ist), sollte eigentlich über kurz oder lang _immer_ der Punkt erreicht sein, an dem sich der einschneidende "Mangel an Versöhnung" einstellt.

Wer Langeweile oder zuviel Zeit hat, möge auf Stimmenfang gehen; ich habe beides nicht.

eulenfurz

16. April 2014 23:19

Die Rechte ist gegenwärtig nicht die Avantgarde, sondern die Nachhut. Sie verstärkt vor allem den Protestlärm, der die zaghafte Modernisierung des Einwanderungslandes Deutschland begleitet.

Das hat er aber doch schön gesagt! Die ganzen Honks rennen in den Abgrund, verlieren sich und die Ihren und ihre Identität, ersaufen in der gesichtslosen Masse - und hinten stehen die letzten Menschen verwurzelt und unerschütterlich wie immer in ihrer Sphäre und segeln durch die Zeit.

M.L.: Grandioser, tröstlicher Gedanke!

Zadok Allen

17. April 2014 09:49

@ John Haase

Ihr Bild von den Affen auf dem Misthaufen spricht mir aus dem Herzen. Es ist sogar noch griffiger als eine Lichtmesziade zum Thema BRDlinge, auch wenn ich letztere nicht missen möchte.

Martin Lichtmesz

17. April 2014 11:27

Badeschluß, Karawane zieht weiter, Dank an alle!

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