edition nordost – Werkstattbericht (1)

Es ist ein gutes halbes Jahr her, daß die ersten beiden Bände der innerhalb von Antaios angesiedelten edition nordost...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

erschie­nen sind. Bei­de Titel sind fast ver­grif­fen, die gute Auf­nah­me der “Schö­nen Lite­ra­tur” durch unse­re Leser hat uns über­rascht. Es wird also 2. Auf­la­gen von Jean Ras­pails Sie­ben Rei­ter und Joa­chim Fern­aus Haupt­mann Pax geben, sie gehen Ende nächs­ter Woche in den Druck – gemein­sam mit den bei­den nächs­ten Bän­den die­ser zunächst auf vier Titel ange­leg­ten Reihe:

Band 3: Fix und fer­tig über­setzt und an die End­kor­rek­tur über­ge­ben ist der Casa­Pound-Roman Wer gegen uns, den der ita­lie­ni­sche Rechts­an­walt Dome­ni­co di Tulio ver­faßt und in Ita­li­en rund 25000 Mal an den Mann gebracht hat. Eine fran­zö­si­sche Über­set­zung liegt bereits vor, nun erscheint also die deut­sche Fassung.Es geht in die­sem 250 Sei­ten star­ken Roman natür­lich um die Sze­ne, die das mitt­ler­wei­le wohl euro­pa­weit bekann­tes­te, faschis­ti­sche und sozia­le Haus­be­set­zer-Pro­jekt trägt.

Casa­Pound Ita­lia hat eine Geschich­te, eine Expe­ri­men­tier­pha­se, eine nicht unblu­ti­ge Kampf­zeit hin­ter sich, und die­se Geschich­te wird in Rück­blen­den und am Bei­spiel der Rekru­tie­rung eines Schü­lers in den Kreis der soge­nann­ten Mili­tan­ten erzählt. Die Atmo­sphä­re der Mischung aus Musik­sze­ne, poli­ti­schem Enga­ge­ment, akti­vis­ti­scher Dis­zi­plin und Fan-Kul­tur rund um AS Rom wird plas­tisch, das alles ist unkom­pli­ziert und mit einem gewis­sen wüten­den Über­schuß geschildert.

Band vier: So recht einer jener Tex­te, deren Abdruck­rech­te wir uns vor Jah­ren schon sicher­ten und die initi­al für die nun end­lich ent­stan­de­ne Buch­rei­he waren: Die Kriegs­er­zäh­lung Die Leucht­ku­geln gehört zum Bes­ten, was wir an lite­ra­ri­schen Dar­stel­lung aus dem II. Welt­krieg ken­nen. Der Schrift­stel­ler Horst Lan­ge ver­dich­tet die Unüber­schau­bar­keit des gigan­ti­schen Feld­zugs gegen die Sowjet­uni­on in einem win­zi­gen Aus­schnitt: Eine Pio­nier­ein­heit hat sich im Zuge des letzt­lich geschei­ter­ten Mar­sches auf Mos­kau weit hin­ter der Front in Bewe­gung zu set­zen, gerät in die Bekämp­fung ver­spreng­ter Feind­kräf­te und ent­geht um ein Haar einem der Räd­chen jener gro­ßen Kno­chen­müh­le, die ihre Arbeit jäh und gründ­lich verichtete.

Der ers­te Satz bereits ist genial:

Wir waren eben dabei, in dem Fluß, des­sen Namen wir nicht kann­ten, mit Hand­gra­na­ten zu fischen, als er zu uns stieß.

Eine an sich fried­li­che und behut­sa­me Beschäf­ti­gung wird unmä­ßig grob an unbe­kann­tem Ort ver­rich­tet: Die­ses gewalt­tä­ti­ge, jäh­zor­ni­ge Um-sich-Schla­gen prägt die gan­ze Erzäh­lung: zu groß sind Land und Auf­trag, die see­li­sche Sub­stanz wird auf­ge­zehrt, es setzt eine Ver­ro­hung ein, die es den Fein­sin­ni­gen schwer macht, so etwas wie einen unver­sehr­ten Kern zu bewahren.

Bei­gefügt ist den Leucht­ku­geln eine zwei­te, kür­ze­re Erzäh­lung: Auf den Hügeln vor Mos­kau ist eigent­lich nur eine Pro­sa-Skiz­ze, die wie­der­um am Bei­spiel einer klei­nen Pio­nier-Ein­heit exakt jenen Moment ein­fängt, als die Wehr­macht den Vor­stoß auf die Haupt­stadt auf­ge­ben muß­te, in einen dra­ma­ti­schen Win­ter-Rück­zug geriet und ver­brann­te Erde hinterließ.

Es emp­fiehlt sich noch immer, die ers­ten vier Bän­de der edi­ti­on nord­ost im Paket zu kau­fen und damit gegen­über den Ein­zel­bän­den eini­ges Geld zu spa­ren. Daß die­se Garan­tie-Abnah­me für unse­ren Ver­lag zugleich das Kal­ku­lie­ren ein­fa­cher macht, ver­steht sich von selbst.

 

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (1)

Andrenio

2. Mai 2014 16:42

Die "Leuchtkugel" hatte ich nach der Bergelkorrespondenz antiquarisch besorgt. Ich war aufrichtig begeistert!
"Sieben Reiter" und "Hauptmann Pax" sind schon verschlungen.
Es darf ruhig so weitergehen.

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