Sloterdijks schreckliche Kinder der Neuzeit – Leserrezension 2

sezession.de schrieb vor einigen Wochen einen Rezensionswettbewerb aus, Peter Sloterdijks jüngstes Werk (hier einsehen) steht zur Debatte. Von den bisher eingegangenen sieben Beiträgen veröffentlichen wir nachfolgend den zweiten, heute den des Lesers Peter Niemann.

Der All­tag in west­li­chen Gesell­schaf­ten ist ange­füllt mit Para­do­xien. So scheint z.B. die Ver­ein­sa­mung der Men­schen ste­tig anzu­wach­sen obwohl sie in urba­ne und damit dicht von Men­schen besie­del­te Zen­tren woh­nen und obwohl sie zuneh­mend in einer Viel­zahl an reel­len und vir­tu­el­len Netz­wer­ken inte­griert sind, Poli­ti­ker for­dern Nach­hal­tig­keit und fäl­len Ent­schei­dun­gen die genau die­ser For­de­rung zuwi­der­lau­fen und Men­schen wan­dern einer Gesell­schaft zu um gera­de in ihr Res­sen­ti­ments gegen die­se auf­zu­bau­en obwohl sie von ihr in höchs­tem Maße abhän­gig sind und erst die­se ihnen eine sor­gen­ar­me Exis­tenz ermöglicht.

Homo­se­xu­el­le ver­bün­den sich bei bestimm­ten poli­ti­schen The­men mit Men­schen­grup­pen, die die­sen in der Wer­te­ori­en­tie­rung auf vie­len Ebe­nen dia­me­tral ent­ge­gen­ste­hen und wäh­rend vie­le Men­schen mit einem gewis­sen Exhi­bi­tio­nis­mus ihre zum Teil absur­den Täto­wie­run­gen, Pier­cings und damit ihre Kör­per obs­zön zur Schau stel­len, lau­fen nur weni­ge Schrit­te von ihnen ent­fernt Men­schen, die zum Teil bis auf weni­ge Qua­drat­zen­ti­mer ihre gesam­te Haut mit reli­gi­ös beding­ten Tüchern ver­hüllt haben.

Der Ursprung des gegen­wär­ti­gen Gesell­schafts­mo­dells und eben die­ser aus ihm stam­men­den Para­do­xien scheint jedoch bis­her uner­klärt geblie­ben zu sein, trotz jahr­zehn­te­lan­ger For­schung, Stu­di­en und Erklä­rungs­mo­del­len. Unauf­halt­sam schrei­tet die Ent­wick­lung der soge­nann­ten Moder­ne vor­an mit immer neu­en, zum Teil absurd wir­ken­den Aus­wüch­sen, doch spä­tes­tens seit der Finanz­kri­se von 2007/2008 aus der bei­na­he eine Sys­tem­kri­se gewor­den wäre, ist auch in den Chef­eta­gen der Wirt­schaft und Poli­tik ein flau­es Magen­ge­fühl ent­stan­den – man will die Moder­ne erklärt wis­sen. Hier­an wagt sich der Phi­lo­soph Peter Slo­ter­di­jk und die Hoff­nun­gen sind hoch gesteckt wenn er ver­sucht Teil­aspek­te des Phä­no­mens Moder­ne in sei­ner Mono­gra­phie „Die schreck­li­chen Kin­der der Neu­zeit” zu erklären.

Wenn­gleich ihm die­ses Unter­fan­gen letzt­end­lich nicht ganz gelingt, so schmä­lert das nur in gerin­gem Maße sein jüngs­tes Werk: Das Buch ist lesens­wert, abso­lut lesens­wert. In dem für ihn typi­schen asso­zia­ti­ven, gele­gent­lich grenz­wer­tig tan­gen­ti­el­len, und manch­mal ans Plau­dern ange­lehn­te Erzähl­ton bie­tet er sei­nem Leser nicht nur eine ein­zel­ne, son­dern eine Sturz­flut an Wir­kungs­ur­sa­chen an. Die von ihm ange­ge­be­nen Erklä­rungs­mus­ter und Bei­spie­le pras­seln nur so nie­der auf den Leser und selbst vie­le der Fuß­no­ten ent­hal­ten Denk­an­stös­se, die bei ande­ren Autor­den mit­ten im Text, aber bei einem der­art breit gebil­de­ten Autor wie Peter Slo­ter­di­jk gera­de wegen sei­nes extrem hohen Text­in­hal­tes eben in den Fuß­no­ten­be­reich aus­ge­la­gert wurde.

Das Hin­ter­grund­wis­sen des Autors ist, wie man es von ihm kennt, abgrund­tief – wenn­gleich er vor allem auf französisch‑, deutsch- und eng­lisch­spra­chi­ge Wer­ke zurück­greift und damit wesent­li­che Impul­se des rus­si­schen und asia­ti­schen Rau­mes nur gering oder gar nicht beleuch­tet – und das Buch for­dert selbst den gebil­de­tes­ten Leser angsichts des über­rei­chen Wis­sen- und Wort­schatz­fun­dus her­aus. Jede Sei­te ist eine Beloh­nung, jedes Kapi­tel ein intel­lek­tu­el­les Erlebnis.

Zunächst ist es wenig über­ra­schend wenn sich Slo­ter­di­jk bei sei­nen Gedan­ken­kon­struk­ten oft auf Fried­rich Nietz­sche und zu einem etwas gerin­ge­ren Teil auf Mar­tin Heid­eg­ger stützt und der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on von 1789 eine maß­geb­li­che Rol­le in der Ent­ste­hung der Moder­ne zuer­kennt. Doch spä­tes­tens hier­nach enhält Slo­ter­di­jks Buch Sei­te um Sei­te Über­ra­schun­gen: Für ihn ist bei­spiels­wei­se der Gang der Geschich­te nach der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on weni­ger eine gelenk­te Ent­wick­lung als ein ste­tes „Vor­wärts­stür­zen” bei der Impro­vi­sa­ti­ons­ge­nies wie Napo­le­on oder Lenin ihre pro­mi­nen­ten Rol­len nicht eben wegen eines über­le­ge­nen Kon­zep­tes oder Intel­lek­tes spie­len, son­dern weil sie genia­lisch die chao­tisch ablau­fen­den Ent­wick­lun­gen durch kurz­zei­ti­ge Anpas­sun­gen ihrer Plä­ne zu ihren Guns­ten nut­zen. Ein Vor­wärts­wursch­teln, mit immer weni­ger Rück­schau auf Ver­gan­ge­nes, kenn­zeich­net laut Slo­ter­di­jk die Moder­ne und ihre Entstehung.

Auch die zuneh­men­de Abkopp­lung des moder­nen Men­schen von sei­nen Vor­fah­ren und Tra­di­tio­nen, deut­lich wahr­nehm­bar in den inter­ge­ne­ra­tio­nal immer häu­fi­ger statt­fin­den­den Wer­te­ver­schie­bun­gen und dem Schrump­fen der Fami­li­en- und Kin­der­zah­len, beleuch­tet Slo­ter­di­jk ein­drück­lich als Mit­ur­sa­che der Moder­ne und zieht einen gro­ßen Bogen, der von Sokra­tes über Jesus bis hin zu Phi­lo­so­phen wie Max Stir­ner, Gil­les Deleu­ye und Félix Guat­ta­ri im 20. Jahr­hun­dert reicht. En pas­sent wer­den eine kaum zu zäh­len­de Schar an Phä­no­me­ne wie der Ego­is­mus der self-made men Nord­ame­ri­kas, die Kon­sum­sucht der Moder­ne, die Nach­hal­tig­keits­lü­ge der Gegen­wart, das Destruk­ti­ve des von Slo­ter­di­jk als „Tech­no-Kre­di­tis­mus” genann­ten Kapi­ta­lis­mus und vie­les mehr dar­ge­stellt, oft kühl sach­lich, aber nicht immer ohne eine Pri­se Iro­nie oder gar Bissigkeit.

Im rasan­ten Gedan­ken­tem­po wer­den his­to­ri­sche Momen­te beleuch­tet anhand wel­cher die all­mäh­lich Aus­rei­fung der Moder­ne erkenn­bar wird: Z.B. das Ent­ste­hen der Kunst­be­we­gung des Dada­is­mus am 5. Febru­ar 1916, die die „Unmög­lich­keit, glaub­haf­te Nach­kom­men und Nach­fol­ger zu haben” erst­ma­lig arti­ku­liert oder einen Novem­ber­tag im Jahr 1757 an dem die Mar­qui­se de Pom­pa­dour beim Ver­neh­men einer fran­zö­si­schen mili­tä­ri­schen Nie­der­la­ge statt auf Trau­er viel­mehr auf Wei­ter­fei­ern bestand, eine Jetzt­fi­xiert­heit an den Tag legend mit ihrem bekannt gewor­de­nen Aus­spruch „Nach mir die Sintflut”.

Ob nun die Ermor­dung der rus­si­schen Zaren­fa­mi­lie im Jahr 1918 oder die Dol­lar­vor­macht­wer­dung in Bret­ton Woods im Jahr 1944, Peter Slo­ter­di­jk bie­tet sei­nen Lesern eine Viel­zahl an his­to­ri­schen Bei­spie­len und Schritt um Schritt schrei­tet die Moder­ne vor­an. In einem län­ge­ren Kapi­tel wird auch das Kon­zept des „Bas­tar­den” und der all­mäh­li­chen Zurück­drän­gung des Legi­ti­men durch das Ille­gi­ti­me dar­ge­stellt, und es wird dem Leser all­mäh­lich ver­ständ­lich, daß erst durch all die­se Ereig­nis­se die Jetzt­fi­xiert­heit, der Ego­zen­tris­mus, das Anti­ge­nea­lo­gi­sche, der Hang zum Ver­drän­gen des einst­mals Legi­ti­men sich aus­bil­den konn­te, alles Cha­rak­te­ris­ti­ka der Moderne.

Am Ende des reich­hal­ti­gen Buches wer­den zwei wenig schmei­chel­haf­te Gedan­ken­bil­der ver­mit­telt: Das eine ist das einer Pilz­pflan­ze, eines Rhi­zoms, das statt baum­haft auf­recht und ste­tig ver­zwei­gend zu wach­sen, ähn­lich dem fami­liä­ren Stamm­baum der alt­eu­ro­päi­schen Ver­gan­gen­heit, unter­ir­disch wächst, um schein­bar will­kür­lich und unab­hän­gig von den ande­ren Trie­ben plötz­lich in die Höhe zu wach­sen. Es soll ein Sym­bol des moder­nen Men­schen sein, der schein­bar los­ge­löst von sei­nem Ursprung, sei­ner Ver­gan­gen­heit, auto­nom sich empor­wach­sen sieht. Das zwei­te Bild zeigt ihn im gro­ßen Zusam­men­fluß, im Fluß­del­ta: Vie­le ein­zel­ne Flüs­se ver­ei­nen sich zu einem rie­si­gen, hete­ro­ge­nen Del­ta, dem Oze­an ent­ge­gen­strö­mend, Unter­schie­de und Hekünf­te zurück­las­send, den Gene­ra­tio­nen­pro­zeß ver­lie­rend. Das Bild wird düs­ter beschrie­ben und von einer Sta­gna­ti­on im Del­ta geschrie­ben, dem Gerin­nen des Oze­ans zu einer undurch­dring­li­chen Mauer.

Peter Slo­ter­di­jk been­det mit die­sen Bil­dern sein umfang­rei­ches Buch und gibt dem moder­ne­kri­ti­schen Leser zwar vie­le Ein­drü­cke, aber eben kei­ne Lösun­gen an die Hand. Doch die Ein­drü­cke und Beschrei­bun­gen sind der­art ein­dring­lich, der­art intel­lek­tu­ell, daß dem Leser immer­hin der Trost des Ver­ste­hens bleibt. Man­cher Leser wird auch den Schluß zie­hen, eben nicht die eige­ne Gene­ra­tio­nen­fol­ge abzu­kap­pen, eben nicht aus­schließ­lich ich-fixiert zu leben son­dern gera­de im Wei­ter­be­stehen der Kul­tur durch eige­ne Kin­der eine Lösung fin­den zu kön­nen. Trotz des Feh­lens einer kon­kre­ten Lösung kann die­ses Buch jedem an der Moder­ne inter­es­sier­ten emp­foh­len wer­den und Peter Slo­ter­di­jk bie­tet ein Ver­ständ­nis der Jetzt­zeit wie nur weni­ge Autoren vor und wohl auch nach ihm.

(Peter Slo­ter­di­jk: Die schreck­li­chen Kin­der der Neu­zeit, Ber­lin: Suhr­kamp 2014. 489 S., 26.95 € – hier bestel­len.)

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Kommentare (12)

eulenfurz

9. September 2014 22:46

Eine wunderbare Idee, Gastleser Rezensionen schreiben zu lassen und damit etwas buntes Treiben in diesen Blog zu bringen.

Ein Fremder aus Elea

10. September 2014 08:39

Vielen Dank für die Rezension, Herr Niemann.

Mir scheint der tangentiale Ansatz hingegen nicht auf eine Anwort, sondern auf eine Frage abzuzielen, nämlich was im Zentrum der so beschriebenen Sphäre liegt.

eulenfurz

10. September 2014 12:05

Der zweite - kritische - Teil meines obigen Kommentars, welcher nun wie ein hilfloser Jubelperserzuruf aussieht, bezog sich auf die mangelhafte Orthographie. Falls der angeführte Vergleich nicht angebracht war, so möchte ich diesen Kritikpunkt dennoch loswerden und anfügen.

Peter Niemann

10. September 2014 20:19

Dasz meine Rezension gelesen wurde, freut mich - noch mehr freue ich mich ueber Anmerkungen und Kritik, gerade auch negative wie die des Eulenfurzes. Orthographieunregelmaeszigkeiten? Gut, zur Kenntnis genommen, Danke! An den Fremden aus Elea: Ich bitte um Erlaeuterung, d.h. inwieweit der tangentiale Ansatz auf eine Frage abzielt und auf welche.
Nachsatz zu obiger Rezension: Ich verstehe das Buch "Die schrecklichen Kinder der Neuzeit" als einen Hilferuf Peter Sloterdijks - er versucht krampfhaft die Moderne und das dahinter stehende Phaenomen zu ergruenden. Das ist doch schluszendlich was die meisten von uns hier im Forum und in der Sezession versuchen - woher kommt das scheinbar Chaotische, das Vergangene negierende der Moderne? Das Buch ist eine gelungene Aneinanderreihung an Beobachtungen und Erklaerungsmuster.

Bernhard

11. September 2014 20:20

Wo das Buch aufhört, wird es erst interessant. Wenn die richtigen Erkenntnisse bei Sloterdijk sich in dem Tempo weiter entwickeln, ist Europa eher islamisch, als daß er uns eine Lösung präsentiert.

Wir brauchen keine Analysen mehr, wir brauchen Lösungen. Die Uhr läuft ab.

Knut

12. September 2014 15:38

@Bernhard

Und du wünscht dir also das Jemand ein Buch schreibt wo diese Lösung drinsteht? Ich empfehle den Garten umzugraben. Also, ravaillons sans raisonner, c'est le seul moyen de rendre la vie supportable!

Peter Niemann

12. September 2014 17:39

Gerichtet an Bernhard: P. Sloterdijk weist mit seinem rhetorischen Finger auf eine Loesung des von ihm analysierten Modernedilemmas. Er drueckt sie deswegen so vorsichtig in seinem Buch aus, weil sie keine neue, sondern eine altbekannte und -bewaehrte Loesung ist - das Bewahren der generationalen Kontinuitaet, die Weitergabe der Vergangenheit an die Zukunft. Die Loesung ist einfach und banal: Kinder kriegen und aktiv groszziehen.

Bernhard

14. September 2014 16:20

@ Knut und Peter Niemann

Nichts gegen die Analyse. Damit kann man schon festmachen, was schief gelaufen ist und wie es besser sein sollte. Doch das reicht mir nicht.

Das "Zeitfenster" schließt sich.

Je länger wir die Lösung herausschieben, um so härter müssen die Maßnahmen sein.

Das Hauptproblem ist: Es gibt keinerlei Anzeichen für die erforderliche radikale Wende.

Was folgt daraus?

Noch hunderte weiterer kryptischer oder vorsichtig formulierter Analysen?
Dann kann man gleich schon ein Buch mit dem Titel "Warum es zu keiner Wende kam" schreiben.

Wir müssen nicht nur Kinder produzieren (ich habe drei) und sie dem System zur Verfügung stellen, damit sie dort umerzogen und verdorben werden:

We must secure the existence of our people and a future for white children.

Nur wie? Das ist es, was mich interessiert und worauf ich keine Antwort habe. Ganz alleine damit sollten wir uns beschäftigen, solange wir es noch können.

Kann man von einem systemintegrierten Philosophen nicht mehr verlangen, als eine weitschweifige, vorsichtig formuliere Analyse, deren Inhalt seit Jahrzehnten nun wirklich nichts, aber auch wirklich gar nichts Neues enthält?

Wir müssen uns vorwärts bewegen und nicht auf der Stelle treten.

Klaus F.

16. September 2014 05:42

Bernhard
Donnerstag, 11. September 2014, 20:20 (URL) | Kurz-URL

Wo das Buch aufhört, wird es erst interessant. Wenn die richtigen Erkenntnisse bei Sloterdijk sich in dem Tempo weiter entwickeln, ist Europa eher islamisch, als daß er uns eine Lösung präsentiert.
Wir brauchen keine Analysen mehr, wir brauchen Lösungen. Die Uhr läuft ab.

Dazu braucht es keinen Sloterdijk, um uns die zu präsentieren. Im Innern wissen wir alle, daß es von der Erkenntnis dieses Problems bis zu seiner Beseitigung nur eine kurze, gerade Linie ist. Die Aussicht darauf ist allerdings so häßlich, daß wir davor mehr Angst haben als vor dem Feind. Also lieber gar nicht erst darüber nachdenken...

Hartwig

17. September 2014 14:24

Gab es in der Vergangenheit je eine Epoche von solch gigantischem Substanzverzehr wie in der Heutigen? Wohl gemerkt bei relativer Betrachtung?
Im Sezessionsheft "Heimatboden" wurde das rigorose Anzapfen der gespeicherten Sonnenenergie (Kohle, Öl) der vergangenen Jahrmillionen thematisiert; ein Umstand, ohne den Massendemokratie nicht möglich wäre.
Nicht anders das umstandslose Fallenlassen religiöser Verankerungen, auf denen die gesellschaftliche Ordnung, später dann das Rechtssystem begründet wurden.
Ein Schlaraffenland aus Discount-Brathähnchen und der medial vertriebenen Langeweile ist zum Domizil derer geworden, die in die westliche Welt hinein geboren werden. Selbst Katastrophen und Skandale, auch Politik, dienen nur noch dem Entertainment.
Oft ist von Crash oder Krise die Rede, wobei das Kommende eigentlich nur noch einer Apokalypse ähneln kann.
"Nach mir die Sintflut" als Breitenmentalität trifft es genau. Und deshalb scheint mir der Ruf nach "Lösungen" sinnlos zu sein.

Berend Rangstorff

19. September 2014 17:56

Götz Kubitschek schrieb zur Veröffentlichung seiner Rezension hier im Netz die Vorbemerkung:

Ich las Sloterdijks Buch in Abschnitten unter dem Druck, ein ertragreiches Buch auf einer knappen Seite darzustellen. Nun lese ich noch einmal und in die Verästelungen hinein. Außerdem stelle ich allen Lesern folgende Aufgabe: Bis Ende August sind unter redaktion(at) sezession.de Rezensionen dieses Buchs einzureichen, die beiden besten werden hier veröffentlicht (wenn gewünscht auch unter Pseudonym) und honoriert, jede weitere gelungene wird mit einem der neuen Antaios-Notizbücher bedacht. Ich halte Sloterdijks Buch für sehr wichtig.

Zwei Leserrezensionen - die "beiden besten" - sind nun zu lesen, ebenso eine Reihe von Kommentaren zu allen drei. Bleibt die Frage an G.K., ob er damit die Diskussion des Buches für abgeschlossen hält, oder ob er jetzt, ohne Zeitdruck und Raumbegrenzung, noch eine ausführlichere Besprechung plant.

nw2013

25. Januar 2015 09:05

Sehr schön: "Sturzflut an Wirkungsursachen"! Ich fand das Buch ebenfalls lesenswert und durchaus unterhaltsam.
https://notizhefte.wordpress.com/2015/01/18/peter-sloterdijk-die-schrecklichen-kinder-der-neuzeit/

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