Das war’s. Diesmal mit Lebensschutz, Putinhaß, Immobilität und Doktorspielen

20. September 2014

Jedes Jahr möchte ich am Marsch für das Leben teilnehmen. Der Gatte will ganz entschieden nicht. Wieso nicht? Gäbe es denn ein redlicheres Anliegen? Kaum, sagt der Gatte.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

„Aber Du kennst doch die Erzäh­lun­gen. Die Vide­os. Daß man da vom Gesocks beschimpft und bespuckt wird. Daß sie einem zuru­fen ‘hätt Maria abge­trie­ben, wär´uns das erspart geblie­ben’! Und da soll ich dann ruhig und mit einem freund­li­chen Lächeln wei­ter­ge­hen? Auch, wenn sie die Kin­der anpö­beln? Sind sicher her­zens­gu­te Leu­te, die so was ertra­gen. Aber ich bin nicht her­zens­gut. Ich wür­de nach drei Minu­ten irgend­ei­ner Fres­se mein Holz­kreuz durch die Lef­zen zie­hen. Und du? Du wür­dest denen doch die Augen aus­krat­zen wol­len – komm!“ Ich insis­tie­re. Das sei dann halt eine beson­de­re Pro­be. Kubit­schek hat das ent­schei­den­de Argu­ment: „Am Ende wird es hei­ßen: Auch Rech­te wur­den unter den Demons­tran­ten gesich­tet. Sie­he Meiß­ner­tref­fen. Und dann ist die Bewe­gung dis­kre­di­tiert. Und man hat nie­man­dem einen Gefal­len getan.“ Klingt logisch.

21. Sep­tem­ber 2014

Wer bestimmt, was rele­vant ist? Typi­sches Bei­spiel: In Ber­lin demons­trier­ten 5000 Abtrei­bungs­geg­ner, die sich lie­ber Lebens­schüt­zer nen­nen: eine pro-Hal­tung kommt bes­ser an. Wer berich­tet? Neben (weni­gen) loka­len Blät­tern und Sen­dern aus­schließ­lich ein­schlä­gig inter­es­sier­te Medi­en von Jun­ge Frei­heit bis Jesus.de und eine mage­re Hand­voll links­ra­di­ka­ler Pos­til­len, für die die Trau­er über abge­trie­be­ne Kin­der bereits eine Art Faschis­mus dar­stellt. Lebens­schutz, pah, wen inter­es­siert das denn?
Fast gleich­zei­tig sind auch in Mos­kau Leu­te auf die Stra­ße gegan­gen, gegen Putin. Die Poli­zei spricht von 5000 Teil­neh­mern, die Oppo­si­ti­on spricht von 10.000. Der Deutsch­land­funk-Kor­re­spon­dent gesteht, er sei nicht gut im Schät­zen und sagt, er könn­ten auch 20.000 oder 30.000 gewe­sen sein. Die news-Suche zeigt mir auf den ers­ten Tref­fern Fund­stel­len bei zeit.de, welt.de und tagesschau.de an. Bei Inter­es­se kann ich „176 wei­te­re Berich­te“ ankli­cken. In den DLF-Nach­rich­ten ran­gier­te die Demo-Mel­dung an ers­ter Stel­le. Kein Ton vom „Marsch für das Leben“. Von Lebens­schutz­fra­gen hör und les ich grund­sätz­lich wenig. Dabei tan­giert das The­ma allein hier­zu­lan­de Hun­dert­tau­sen­de ganz direkt.

22. Sep­tem­ber 2014

„Was schätzt Du: Wie­vie­le Ehe­paa­re im Alter unter fünf­zig gibt es in Deutsch­land, wo bei­de kein Han­dy besit­zen?“ Kubit­schek sagt „unter 100.000“, ich behaup­te: unter tau­send. Immer ist in mir ein schwer ergründ­ba­rer Stolz, zu einer extre­men Aus­nah­me zu gehö­ren. Wir prä­sen­tie­ren die Mon­tags­fra­ge einer Ver­wand­ten. Die sagt: „Ganz vie­le! Wir doch auch!“ Ich habe aber ihre Han­dy­num­mer. Sie: „Ja, aber das ist kein Smart­phone, und ich benut­ze es fast nie.“ Was nicht gilt bei mei­ner Fra­ge­stel­lung. Wir sind bei­de nicht mobil erreich­bar, nie. Das ist unpro­fes­sio­nell und extrem unver­nünf­tig, schon klar. Wir wol­len es nicht anders. Wir rufen uns die Kla­gen über das Aus­ster­ben der Tele­fon­zel­len nur heim­lich zu. Wir sind schon Irr­we­ge gegan­gen, haben Aben­teu­er erlebt auf­grund der man­geln­den „Anbin­dung“. Heu­te ist die aktu­el­le Sezes­si­on, The­ma: “Kul­tur­kri­tik” in Druck gegan­gen. Mir scheint, Kul­tur­kri­tik und erst recht Kul­tur­pes­si­mis­mus grün­det zu gro­ßen Tei­len auf Auf­fas­sun­gen und Stim­mun­gen, die sich dem prag­ma­ti­schen „gesun­den Men­schen­ver­stand“ entziehen.

23. Sep­tem­ber 2014

Klas­sen­fahr­ten und Wan­der­ta­ge sind heu­te bekannt­lich auf Event­cha­rak­ter ver­pflich­tet. Ach was, „heu­te“! Fried­rich Sieburg, der gro­ße Kul­tur­kri­ti­ker und glän­zen­de Sti­list (Autoren­por­trait in der neu­en Sezes­si­on) hat das schon vor 60 Jah­ren als Ver­falls­er­schei­nung begrif­fen. Da schüt­tel­te er, aus heu­ti­ger Sicht fast rüh­rend, den Kopf dar­über, daß Klas­sen­fahr­ten anschei­nend min­des­tens „in die Alpen“ gehen müß­ten. Sieburg: „Der Vor­schlag, die Kin­der soll­ten an der Nid­da Blu­men suchen, wür­de heu­te auf allen Sei­ten gro­ße Hei­ter­keit hervorrufen.“
Unse­re Siebt­kläß­le­rin tritt mor­gen ihre Klas­sen­fahrt an, und auf dem Plan steht auch ein spät­abend­li­cher Kino­be­such. Es soll „Dok­tor­spie­le“ geben, ein, wie man hört, extrem wit­zi­ger Film über einen Jun­gen mit einem zu klei­nen und einem ande­ren Kna­ben mit einem Rie­sen­pe­nis. Das wird ein Spaß für die Mädels! Gran­dio­ses Niveau!
Es soll auch ein Alter­na­tiv­film ange­bo­ten wer­den, unklar ist bis dato, wel­cher. “Schoß­ge­be­te” ste­hen auf dem Pro­gramm, “Sex Tape” und “Sie­ben ver­dammt lan­ge Tage” (eine jüdi­sche Fami­lie hält Toten­wa­che), alles ande­re kommt kaum in Fra­ge, die Sachen ab 16 nicht und Bie­ne Maja wohl auch nicht.
Es ist die Jugend­her­ber­ge, die das Rah­men­pro­gramm und somit den Kino­be­such orga­ni­siert. Die Leh­re­rin, auf die Fil­me ange­spro­chen, zeigt sich jeden­falls co-empört. Sie wis­se nur „Kino“, ken­ne aber nicht den Film. Als wir am Abend­brot­tisch über das Klas­sen­fahrt­ding reden, grin­sen die drei älte­ren Geschwis­ter. „War doch bei uns damals genau­so!“, rufen sie. Das hat­te ich bereits vergessen.
Zwei der drei Gro­ßen durf­ten damals mit Ver­weis auf die FSK-Bestim­mun­gen (die dama­lig zu Genuß gebrach­ten Fil­me waren ab 12, unse­re Kin­der waren 11) die Kino­zeit mit hüb­sche­rem Amü­se­ment ver­brin­gen, die ande­re war die Klas­sen­fahrt gar nicht erst ange­tre­ten, ich glau­be, wegen Krankheit.
Pan­ta rhei, wir stei­gen in den­sel­ben Fluß und doch nicht in denselben.

25.9. 2014

Machen­schaf­ten auf­ge­deckt!! In der SZ haben sie heut als Feuil­le­ton­auf­ma­cher unter der Über­schrift „Män­ner­phan­ta­sien“ einen auf­ge­reg­ten Arti­kel dar­über, wie das Kino „fins­te­re Rol­len­kli­schees“ zemen­tie­re. In einer von der UN unter­stütz­ten Stu­die hat man 120 Fil­me aus elf Län­dern unter­sucht. Resul­tat: „Die Film­in­dus­trie beför­dert die (Frauen-)Diskriminierung.“ Nur 15 Pro­zent der fik­ti­ven Frau­en haben Jobs mit Ein­fluß! Nur 22,5 % der Frau­en wer­den über­haupt arbei­tend gezeigt! Beson­ders gemein: „Nackt­heit & tie­fe Aus­schnit­te“ sind bei Film­fi­gu­ren im Alter zwi­schen 13 und 39 noch gleich ver­teilt. „In der nächs­ten Alters­klas­se ist dann Schluß damit.“ Also auch noch Altersdiskriminierung?

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (25)

Inselbauer

27. September 2014 21:51

2008 war ich als alter Bolschewik mal auf einer Lebensschützer-Demo in Berlin. Kurz zuvor war meine Frau zum zweiten Mal schwanger geworden, und alle Verwandten, eine ausgesuchte linksliberale Bande, riet ihr mit Engelszungen zur Abtreibung.
Man wurde auch damals bespuckt und sogar geschlagen. Ich war ganz stolz, einem linksradikalen "Gegner" eine Ohrfeige verpasst zu haben.
Heute hat sich die damalige Aufregung bei mir in einen sterilen Hass verwandelt. Ich denke kaum noch daran und versuche an anderer Stelle Dinge zu verändern.

Revolte

27. September 2014 23:11

Ich kann Herrn Kubitschek da nur zu gut verstehen. Mir läuft schon die Galle über, wenn ich die miesen Speichellecker von der heute-Show dazu auffahren sehe:

https://www.youtube.com/watch?v=_7e4ear8vEw

Bestürzend auch der Kommentarbereich.
Wir stehen wahrhaftig auf verlorenem Posten.

Karl eduard

27. September 2014 23:12

Daß es noch keine Gleichstellungsstelle zur Gleichstellung fiktiver Frauenrollen gibt, wundert mich aber nun doch. Da sind etliche Planstellen drin, in denen sich Frauen versorgen lassen könnten. Früher mußten die noch ein Jodeldiplom ablegen, um was Eigenes zu haben.

Nordlaender

28. September 2014 09:01

@ Revolte

"Bestürzend auch der Kommentarbereich."

Da trifft sich eben vor allem der militante Flügel der Spassguerilla. Hier ist der einschlägige Hansus Wurstus ganz in seinem Element. Man lese nur die Decknamen.

Übel, übel, aber wohl nicht repräsentiv für unser gesamtes Volk,

Alexander

28. September 2014 09:12

Karl eduard:

Daß es noch keine Gleichstellungsstelle zur Gleichstellung fiktiver Frauenrollen gibt, wundert mich aber nun doch.

Keine Angst: kommt noch, kommt noch!
Siehe "Bechdel-Test" (vor fast einem Jahr auch schon auf dieser Seite erwähnt)!

Ein Fremder aus Elea

28. September 2014 09:22

Sieburg: „Der Vorschlag, die Kinder sollten an der Nidda Blumen suchen, würde heute auf allen Seiten große Heiterkeit hervorrufen.“

Also ich erinnere mich daran, daß wir damals in den 80ern in der Grundschule eine "Klassenfahrt" auf die Weide eines Nachbarn gemacht haben und da Löwenzahn gepflückt haben.

Ich hab' da noch gedacht: "Aber wir hätten auch auf unsere Weide gehen können!" Nun, ich war vorher darauf angesprochen worden und hatte gesagt, daß es da noch nichts gäbe, aber als wir dann gegangen sind, gab es mittlerweile überall was.

Andererseits... nach einer Weile unmotiviertem Löwenzahnabreißen fand ich's auch wieder nicht so traurig, daß wir nun ein paar Felder weiter im Gange waren.

Das war wahrscheinlich auch der schäbigste Klassentag, an welchem ich je teilgenommen habe. Ich glaube, einmal war ich noch in Hamburg, da sind wir einfach U-Bahn gefahren und sind ein bißchen an der Alster langspatziert oder irgendwie sowas. Irgendwo drinnen waren wir jedenfalls nicht, zu teuer oder so.

Ich glaube, später haben sie mal einen Klassentag im örtlichen Einkaufszentrum gemacht.

Nun, sonst, längere Fahrten, also drei Mal während meiner Schulzeit.

1. In die Wingst.
2. Traben-Trarbach und Trier.
3. Rom.

Rom war ein Event. Danke dafür!

Die Wingst...Tischtennis, Waldwanderungen. Traben-Trarbach... Bergwanderungen und in Trier ganz nette Besichtigungen. Ich wandere ja gerne, aber die Wingst sah doch zu sehr wie vor unserer Haustür aus. Da haben wir auch gleich genörgelt, wozu zwei Stunden fahren, wenn es auch zwei Minuten getan hätten. Antwort: "Wir wollen einfach auch einmal woanders sein." (Sie können das übrigens gerne vergleichen: 1. Wingst, 2. Tävsmoor, Holmer Sandberge, Klövensteen, Butterbargsmoor, Himmelmoor, Voßmoor.)

Insgesamt kann man nicht davon sprechen, daß irgendein Eventcharakter überwog. Und in Rom waren wir, glaube ich, mit unserer Lateinlehrerin, und die hat uns von einer historischen Stätte zur nächsten geschleppt. War aber toll, und ich glaube, ein, zwei Tage durften wir auch selber mal dahin, wo wir hinwollten. Mal sehen, was ich da noch erinnere: Via Appia, frühchristliche Katakomben, Kolosseum, Pantheon, Forum Romanum, Villa Borghese (nur von draußen), Spanische Treppe, Vatikan... das war's wohl.

Peter der Große

28. September 2014 10:16

Liebe Frau Kositza, ich liebe Ihre Aufsätze, in denen Sie das real Erlebte so völlig unaufgeregt beschreiben und dann beiläufig eine (oftmals ironische) Bewertung ziehen. Gleichzeitig widerspreche ich aber @Revolte, wir stünden auf verlorenen Posten. Nein, tun wir nicht. Die große Mehrheit unserer Landsleute steht hinter uns. Das Problem: es ist die schweigende Mehrheit, die immer für ihr Schweigen bezahlen musste. Sie wird kaum wahrgenommen, nur dann, wenn es heißt, dies oder das Schändliche sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Welch eine Macht könnten wir ausüben: die Verweigerung von GEZ-Zahlungen, das Kündigen aller Abos von Publikationen, die im Mainstream schwimmen, nicht 5.000 beim Marsch für das Leben sondern 100.000, Menschenketten vor dem Reichstag, wenn Abstimmungen für die Freihandelsabkommen oder Ermächtigungsgesetze aus Brüssel anstehen. Für diese Feigheit wird das Volk bezahlen müssen! Die Gegenseite ist kleiner als wir denken - sie wird aber von den Medien hofiert und zu einem Großen aufgeblasen.

Rumpelstilzchen

28. September 2014 18:34

Auch ich hatte kurz überlegt, am "Marsch für das Leben " teilzunehmen. Natürlich, es ist ein redliches Anliegen und das Gewissen meldet sich schon.
Aber auch ich bin nicht herzensgut.
Es bringt mich in Rage, wenn Linksextremisten Anschläge auf katholische Pfarreien verüben:
https://www.kath.net/news/47709
Ich kann diese Typen nicht ertragen.
Die Entscheidung wurde mir abgenommen, da ich zur Zeit des Marsches in Frankreich weilte. Dort fiel mir auf:
Auch in Frankreich sieht man viele Zerfallserscheinungen. Aber da Frankreich immer schon am Zerfallen ist ( zumindest die Häuser und Schlösser und Kirchen) richtet man den Blick automatisch auf das Lebendige.
Man sieht mehr hübsche junge Mütter mit zwei und drei Kindern. Familien wirken normaler und unverkrampfter. Auf dem Land wandern Schulklassen durch die Natur. Suchen sogar Blumen. Überall Blumen. Im Radio abwechselnd englische und französische Lieder. Im mir fast unverständlichen Nachrichtentext schreckt mich das völlig locker gebrauchte Wörtchen "le musulman"auf.
Zurück in Deutschland. Irgendwie fehlt es an Lebensfreude. Oder fehlt mir nur der Ratafia ? Oder der Kir ?
Bei den Linken, aber auch bei den Rechten fehlt die Lebensfreude
(Revolte: Wir stehen wahrhaft auf verlorenem Posten).
Nein !!! Stehen wir nicht !!!
Und zurück zum" Marsch für das Leben".
Man möge mir verzeihen. Meinen Vorbehalt.
"Marsch für das Leben" erinnert in Umkehrung an "Todesmarsch".
Für das Leben marschiert man doch nicht !? Oder ?
Man tanzt für das Leben, man singt. Man genießt. Man feiert das Leben. Man liebt...usw.usw......
Dieser schreckliche "terrorisme intellectuel".( Jean Sévillia)

Peter Niemann

28. September 2014 21:56

Gelegentliche Inspirationen vom Blog erheischend, danke ich fuer die stets unterhaltsame Schilderungen und fuege einen kurzen Kommentar an: Dem Nivellierungsdruck, dem Standardisierungs- und Mechanisierungswahn der Dekonstruktion bzw. Postmoderne entkommt man am besten durch Abschotten der Privatsphaere. Dahingehend hilft z.B. Kinderkriegen (Fokussierung von Um- auf "Infeld"), Verminderung der Medienbeeinflussung von auszerhalb der eigenen Lebenssphaere und Hinausdraengen von Technologie. Ich bin beeindruckt, dasz bei Ihnen Mobiltelefone keine Rolle spielen, habe mir die Stelle ausgedruckt und hoffe, das eines Tages umsetzen zu koennen; das erfordert Kraft.

Rumpelstilzchen

28. September 2014 22:06

Ihr privates Glück erlebt Nina Ruge seit 2001 an der Seite ihres dritten Ehemanns, des Managers Wolfgang Reitzle (65). Das Paar lebt in München und wird von seinen Hunden Lupo und Vroni auf Trab gehalten.
Eigene Kinder hat Nina Ruge nicht. Warum, das erzählte sie im BUNTE.de-Gespräch im Berliner „Vabali Spa“, wo sie in ihrer Eigenschaft als Deutschlands erste Sauna-Botschafterin eine Pressekonferenz moderierte. „Ich bin eine Vertreterin der ersten Generation von Frauen, die sich frei entfalten durften. Mir waren so viele Dinge wichtig, und es gab zu der Zeit, in der ich mich immer wieder neu erfand, nicht die Möglichkeiten der Kinderbetreuung“, erklärte sie. „Daher war das kein Thema für mich. Das war der Preis.“

Es kommt die Zeit, da wir uns nicht mehr neu erfinden können. Dann werden wir sehen, was wirklich wichtig ist. Dies ist keine intellektuelle Frage, sondern eine lebenspraktische.

Hartwig

29. September 2014 00:04

@ Rumpelstilzchen

² ... irgendwie fehlt es an Lebensfreude ..."

Stimmt. Dafür sind wir deutsch. Gehören eher zu den Nordmännern, als zu den Mediteranen.
Bin selbst auch schon mit einem Dauerlächeln aus der Ferne in die Heimat zurück gekehrt. Es dauert dann kaum drei Wochen, bis einen der "heilige Ernst" wieder hat. So ist es und so darf es bleiben. Wir tun dabei niemanden weh, außer vielleicht uns selbst.
Meine Frau bestellt nur noch "Latte Macciato", während ich gern ein Kännchen hätte, was es kaum noch irgendwo gibt.
Was ich sagen will: Man kann sein Leben so oder so vergeuden. Mit zu viel Schwermut gewiss. Aber mit zu viel an Heiterkeit wohl auch.

t.gygax

29. September 2014 10:14

Rumpelstilzchen hat Recht. Ich war nach Jahrzehnten wieder im Sommer in Frankreich. Überall Familien mit kleinen Kindern, einfach so, niemand störte sich dran. Und es geht in Frankreich etwas strenger zu als bei uns, was Erziehung betrifft...
Noch ein -subjektiver -Eindruck: den Franzosen ( im Süden Richtung Katalanien) ist das Europa Geschwätz der Herrschenden total egal. Die sind Franzosen und bleiben das, irgendwie viel sicherer, souveräner, für sich lebend. Aber wie gesagt- subjektive Empfindung.

Nordlaender

29. September 2014 12:51

@ t.gygax

"Überall Familien mit kleinen Kindern, einfach so, niemand störte sich dran."

Dann äußern Sie mal in Deutschland ihren Unmut über Kinder, die den Gottesdienst so erheblich stören, daß man die Predigt nicht mehr versteht. Weisen Sie mal ein elfjähriges Kind in der Gegenwart anderer Erwachsener zurecht, daß als Geisterfahrer auf dem Fahrradweg in verbotener Richtung fahrend, einen Anschlag auf Sie verüben will.

Man wird Sie lynchen.

EUropageschwätz hin, EUropageschwätz her, Frankreich gehört immer weniger zu Europa, man betrachte nur das Bild der "National"-Fußballmannschaft. Ist aber legitim, entspannt dem Untergang entgegen zu leben. Hier muß jeder seine eigene Entscheidung treffen.

Rumpelstilzchen

29. September 2014 18:03

Auch eine Art Marsch für das Leben.
Des is doch escht krank.
Es geht immer noch schlimmer.

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/demonstration-fuer-kampfhunde-irrationale-tierliebe-13180037-b7.html

Distelherz

29. September 2014 18:04

Dann äußern Sie mal in Deutschland ihren Unmut über Kinder, die den Gottesdienst so erheblich stören, daß man die Predigt nicht mehr versteht. Weisen Sie mal ein elfjähriges Kind in der Gegenwart anderer Erwachsener zurecht, daß als Geisterfahrer auf dem Fahrradweg in verbotener Richtung fahrend, einen Anschlag auf Sie verüben will.

Entschuldigung, aber das ist realitätsfernes Geschwätz. Haben Sie selbst Kinder? Woher nehmen Sie Ihre Behauptungen?

Nordlaender

29. September 2014 21:03

@ Distelherz

"Woher nehmen Sie Ihre Behauptungen?"

Aus Gottesdiensten.
Aus Begegnungen mit elfjährigen Geisterfahrern auf dem Radweg.
Aus der Wirklichkeit.
Aus einer ganzen Reihe von Begegnungen mit "nenaistisch"-orientierten deutschen Kinderflüsterern.
(Ich meine, daß ich das in meinem Kommentar bereits geschildert habe.)

Ein gebürtiger Hesse

30. September 2014 09:16

Nordlaender liegt mit seinen Beispielen ganz richtig. Erst gestern ermahnte ich ein solches Geisterfahrerkind, das mir mit seinem Fahrrad auf dem Gehweg entgegenbretterte, und wurde von der Mutter, die wenige Meter entfernt stand, meinerseits angeherrscht. Sie: "He! Was soll das denn?! Das ist doch noch ein Kind!" Ich: "Gerade deshalb muss ihm jemand sagen, was geht und was nicht." Sie: "Kümmer du dich mal um deinen eigenen Mist!" Und das ist ein Beispiel von vielen ähnlichen. Die Wirklichkeit sieht immer wieder so aus.

Kositza: Naja. Das gibt es alles: Ungezogene Kinder, ungezogene Eltern und andererseits alte Jungfern, denen "das alles zu bunt" ist. Ich kenne das alles. Längst verbrenn ich mir nicht mehr die Zunge mit erzieherischen Worten an anderer Leute Kinder.

Gut, gebürtiger Hesse und Nordländer: Ihrer beider Leben stand offenbar auf dem Spiel, dort auf dem Radweg. Die Frage ist: Haben Sie gesagt: "He, Freundchen, du bist auf der falschen Fährte!", haben sie ihn am Gepäckträger packen können und ein sehr ernstes Gespräch Aug in Aug gesucht? Oder haben Sie gerufen: "Du Trottel, bist du blind, bist du wahnsinnig, haben dir deine unfähigen Eltern nicht mal Verkehrsregeln beigebracht?" Im letzteren Falle hätte ich als zufällig aus dem Fenster mithörende Mutter auch eine hämische, sie arg bemitleidende Antwort an Sie parat gehabt. (Und mir dann im stillen Kämmerlein meinen Geisterfahrer gepackt.)

Ein gebürtiger Hesse

30. September 2014 11:01

Ich sagte dem Kind dies: "Hallo! Du fährst mich ja bald um! Das ist ein Gehweg und da musst du aufpassen mit deinem Fahrrad." Und das war's. Im Übrigen war der Gehweg ein ziemlich enger, schlauchartiger, da gleich mehrere flankierende Häuser aktuell wärmeisoliert werden und mit Gerüsten versehen sind (wir sind in Berlin). Hätte ich gewusst, dass die Mutter des Kindes nahebei steht, hätte sie vielleicht ein "Das muss doch nicht sein!" von mir zu hören bekommen, das in der Tat mehr oder weniger freundlich hätte ausfallen können.
Dass die Sache eine geringe ist, steht ja außer Frage. Ich bemerke in meinem Alltag bloß, dass sich derartiges immer mehr häuft, weswegen ich innerlich zutiefst nicken mußte, als ich Nordlaenders Beispiele las.

Nordlaender

30. September 2014 11:37

@ Ein gebürtiger Hesse

Meistens läuft es ja eher so, wenn mir ein typisches Mitglied der RAF (Radfahrerarmeefraktion) entgegengeistert, z.B. gepflegt erscheinende Frau, um die vierzig Jahre alt, mir erklärend, daß sie da aber fahren müsse, weil dort ihre Freundin wohne, daß ich der Geisterfahrerin dann im normalen höflichen Tone erwidere, daß sie sich dann eben eine andere Freundin suchen müsse.

Diesen bezeichneten Geisterknaben habe ich jedoch damit traumatisiert, daß ich ihn kurz und schroff angeherrscht habe. Keine Bezugnahme auf die Eltern.

Rumpelstilzchen

30. September 2014 14:15

Bevor die Altherrenfraktion sich nun zunehmend über Fahrradfahrer aufregt, die die Strassenverkehrsordnung missachten, verweise ich nochmals auf die neue Sezession 62 KULTURKRITIK.
Hat Frau Kositza schon schüchtern angemahnt !
Bin neugierig auf den Beitrag von ML über den Maler Clemens Fuchs.
Da ich die altmeisterliche Malkunst wirklich liebe, freue ich mich auf diesen Beitrag. In Russland ( ja die Russen) wird diese Kunst auch noch geschätzt und geübt. ( siehe den jungen Maler Alexander Timofeev).
Deshalb: Weg vom Fahrrad ! Es sei, es wäre in einer altmeisterlichen Technik gemalt.

Hartwig

30. September 2014 18:02

Ich (vier Kinder) rege mich auch auf, wenn die "Brut" im Bus einer alten Dame den Sitzplatz nicht anbieten will oder die Leute der Nachbarschaft nicht grüßt. Verteile dann großzügig Arschtritte, meist nur verbal, hin und wieder sogar physisch.
Aber auf SiN erwarte ich gelinde gesagt mehr, als solcherlei Gejammer. Da schwingt Praxisferne mit. Fällt mir doch der Titel einer alten 'beliebten' DDR-Fernsehsendung ein, "Mach mit, mach's nach, mach's besser." Stimmiges Motto.

Revolte

30. September 2014 22:18

Nun, Hartwig, Zucht & Ordnung fangen eben im Kleinen an.

Aber mal ehrlich: im "Brut"-Alter haben wir's doch alle gerne gemacht. Grenzen ausloten. Und je mehr sich die Alten aufregen, desto lustiger.
Die Alten wiederum haben ihr Vergnügen daran, die Jüngeren zu maßregeln. Das scheint der Lauf der Natur zu sein.

Es gibt T-Shirts und Kaffeebecher mit dem Aufdruck "Wenn ich alt bin, werde ich nur nörgeln. Das wird ein Spaß!"

Urwinkel

3. Oktober 2014 02:45

Sachbegriffe wie SICHERHEITSABSTAND und VORRAUSSCHAUENDES FAHREN sind den mobilen Motorrad-Deppen fremd. Trotz Praktischer Erfahrung. Trotzdem muß ich sie als Verkehsteilnehmer ernst nehmen. Diese Typen nerven nur. Biker her damit: was ist eigentlich schön daran, maskiert rumzudeppern und Feiertagsliebende regelmäßig zu nerven? Erzählt es, bitte. Bis dahin eiskalte Wünsche. Auf das eure Karren im Schuppen bleiben. Endlich Herbst, ihr Weicheier.

Frankstein

7. Oktober 2014 10:56

Naja ! Ich reagiere nicht so wie Nordländer, halte aber Revoltes Ansicht für falsch. Vermutlich liegen Welten zwischen unseren Jugendzeiten. Nienals hätte wir die "Alten" geärgert. Das verbot schon der Selbsterhaltungstrieb. In Gesellschaft hagelte es sonst von unerwarteter Seite Backpfeifen. Zwei, drei oder mehr Jugendliche gegen eine/einen Alten wäre uns feige vórgekommen. Ich werde nie vergessen, wie ein Kriegsinvalide hinter zwei frechen Bengeln herhumpelte und ihnen Schläge mit dem Gehstock androhte. Sicher, geärgert haben wir sie bestimmt schon, aber nicht vorsätzlich. Ich fand hier bei Kositza den schönen Begriff Maßregeln.
Als Erwachsener und besonders im zunehmenden Alter beanspruche ich die Maßregel-Kompetenz gegenüber den Heranwachsenden. Ohne Wenn und Aber, aber nicht bei jeder geringfügigen Grenzüberschreitung. Heranwachsende Kinder sind Wölfe, fremde Kinder sind fremde Wölfe. Und sie verlangen nach einem Rudelführer, notfalls muss es der Nachbar von nebenan sein. Ich habe auch schon Eltern zur Rede gestellt, die ihre Aufgabe vernachlässigten.Diese Zeit scheint aber zu vergehen, ich erlebe immer häufiger sehr ernste und auch höfliche Jugendliche im Einzugsbereich einer Grundschule, einer Ganztagsschule und eines Gymnasiums. . Sogar der mittig liegende Supermarkt hat das Zutrittsverbot während der Schulpausen wieder aufgehoben. Und so gut wie keine Belästigungen- ausdrücklich ausgenommen Kinder ausländischer Mitbürger-. In einem besonders schlimmen Fall, Einkaufswagenrennen im Foodbereich, habe ich den Eltern angedroht, den Hundefänger zu verständigen. Was mir dauernde Mißbilligung eintrug. Ich kann damit leben. Ich sehe Deutschland noch nicht verloren.

Lutz Althoff

12. Februar 2015 15:40

Heute ist ein großer Tag. Die "Spinne" erlitt eine verheerende Niederlage. Es ist zwar nur ein Etappensieg, den Putin verkünden durfte. Egal - am Ende steht die Unabhängigkeit für die ehemaligen ukrainischen Republiken. Die transatlantischen Interessen haben einsehen müssen, dass ihre Offensive in Osteuropa gescheitert ist. Da eine große und direkte Auseinandersetzung mit Russland von vornherein ausgeschlossen war ging es nur darum wer den längeren Atem hat. Völkerrechtlich steht das osteuropäische Interesse klar auf der richtigen Seite.
Der Versuch, die Netzwerke der transatlantischen Elite auch über die alten Ostgrenzen hinaus zu verschieben, ist heute gescheitert. Faktisch ist er schon seit Monaten gescheitert. Jetzt aber ist es offiziell. Selbst die "freie Medienmacht" konnte es nicht mehr verheimlichen.
Wichtig ist, dass die Gebiete nun frei vom Einfluss des "Möchtegernwelthegemons" bleiben!

https://lutzalthoff.wordpress.com/

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