Jean Pax Mefret – Ein französischer Sänger über den Fall der Mauer

von T. Gygax

Welcher deutsche Liedermacher, Chansonsänger, Rockmusiker hat sich eigentlich jemals mit der deutschen Teilung, der DDR-Grenze, und den Fluchtversuchen befasst? Hannes Wader? Fehlanzeige, der linientreue DKP Mann setzte seine ohne Zweifel vorhandenen musikalischen und poetischen Qualitäten für anderes ein. Reinhard Mey?

Immer ein biss­chen emp­find­sam, immer leicht kri­tisch, ein­mal vor 1989 ein unge­wöhn­li­cher Aus­rut­scher „Ich möch­te ger­ne in Dres­den sin­gen“, aber damit hat­te es sich. Sonst kein Wort, und dabei war Mey 21 Jah­re alt und wohn­te in Ber­lin, als die Mau­er am 13.8.1961 in einem Moment West und Ost Ber­lin trenn­te. Franz Josef Degen­hardt? Ach ja, Väter­chen Franz war ja immer so mutig, wenn es gegen Sprin­ger und Strauß ging. Bei ihm den­ke ich heu­te, daß er Geld vom Sta­si-Staat bekam, und das nicht zu knapp. Anders kann man den Abstieg von dem poe­ti­schen und sprach­ge­wal­ti­gen Tex­ten des Jah­res 1963 zu dem alber­nen kom­mu­nis­ti­schen Pro­pa­gan­da­sän­ger ohne jeden künst­le­ri­schen Anspruch ab 68 nicht erklä­ren; er sag­te ja selbst : „Poe­sie ist nur Krampf – im Klas­sen­kampf“. Moß­mann? Der wohn­te in Frei­burg und bekam von der Welt außer dem AKW Wyhl nichts mit, aber da konn­te man ja locker dage­gen sein, schließ­lich leb­te er ja auf der deut­schen Sei­te und nicht auf der fran­zö­si­schen, in der eine Son­der­ein­heit der Poli­zei die AKW Geg­ner auf eine Art und Wei­se platt­mach­te, daß die süd­deut­schen AKW-Geg­ner fas­sungs­los sag­ten: Das ist ja Krieg.….Udo Lin­den­berg? Aber der woll­te ja mit Honey (Erich Hon­ecker) ’nen Cognac im Son­der­zug nach Pan­kow kip­pen und ärger­te sich, dass er sein Mäd­chen in Ost­ber­lin ver­las­sen muss­te, weil der Pas­sier­schein ablief.….Grönemeyer ? Maf­fay? Nichts, not­hing, rien.

Fehl­an­zei­ge auf der gan­zen Linie, wenn man ein­zel­ne Per­so­nen abzieht, die in pri­va­ten Auf­trit­ten deut­li­che Sät­ze sag­ten, wie der vor vie­len Jah­ren ver­stor­be­ne eher unbe­kann­te Sän­ger Gerd Knesel. Das Folk­fes­ti­val auf der Burg Wal­deck ließ 68, im Jahr des Ein­mar­sches auch der DDR Trup­pen in die CSSR, eine Agit­prop-Trup­pe aus Ost­ber­lin auftreten…wenn man­che Nero­ther Jahr­zehn­te spä­ter mut­maß­ten, Wal­deck sei von der Sta­si gesteu­ert wor­den, dann gibt es zumin­dest Indi­zi­en dafür.

Und im Hei­mat­land des sowohl poe­ti­schen als auch enga­gier­ten Lie­des? Frank­reich? Was inter­es­sie­ren sich Fran­zo­sen für das fer­ne Land jen­seits des Rheins im Osten, da fan­gen frei nach Aste­rix ja schon die bar­ba­ri­schen Ver­hält­nis­se an. Ein­zi­ge Aus­nah­me: Bar­ba­ras schö­nes Lied „Göt­tin­gen“, das sie sowohl in deut­scher wie auch fran­zö­si­scher Spra­che 1964 produzierte.

Umso grö­ßer mei­ne Über­ra­schung, als ich im Som­mer 2014 bei Recher­chen über die fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on und den dar­auf fol­gen­den Bür­ger­krieg in der Ven­dée auf einen mir bis dahin völ­lig unbe­kann­ten Rock­mu­si­ker stieß, der ganz ande­re Tex­te geschrie­ben hat­te. Jean Pax Mefret, heu­te 72 Jah­re alt, gebo­ren in Alge­ri­en und 1962 von dort ver­trie­ben, war bereits mit 20 Jah­ren unter einem Pseud­onym im Musik­ge­schäft tätig und hat­te sich neben schrift­stel­le­ri­schen Arbei­ten über Alge­ri­en, die OAS, die Atten­ta­te auf de Gaul­le, die Situa­ti­on der „pied noirs“, wie die Alge­ri­en­fran­zo­sen abschät­zig genannt wur­den, vor allem hoch­po­li­ti­schen anti­kom­mu­nis­ti­schen Tex­ten gewid­met. Er sang Hul­di­gun­gen für Sacha­row und Sol­sche­ny­zin, er sang über Buda­pest 1956, er sang über den kom­mu­nis­ti­schen Geno­zid in Kam­bo­dscha 1975, er sang über die DDR und über den GULAG in Sibi­ri­en, und das Gan­ze nicht vor­sich­tig und ängst­lich, son­dern offen, kämp­fe­risch, angrei­fend, wozu die soli­de Rock­mu­sik, die er musi­ka­lisch unter­leg­te, auch ganz gut pass­te. Kein Gezup­fe auf akus­ti­schen Gitar­ren, nein , kraft­vol­ler Rock­sound und eine beein­dru­cken­de voka­le Präsenz.

2012 spiel­te er in gesetz­tem Alter, beglei­tet von einer aus­ge­zeich­ne­ten Crew von Musi­kern, im Pari­ser „Olym­pia“. Sou­ve­rän, sicher, enga­giert, und kein biß­chen lei­se. Was hat die­ser Mann über die Mau­er geschrieben?

„C´etait le soir de 9 novembre / dans le no man´s land in ber­lin / une fil­le regard de cend­re / venait dans les mai­tres ‑chiens …“mit die­sen Ver­sen beginnt das Lied „Le soir de 9 Novembre“, in dem erzählt wird, wie ein jun­ges Mäd­chen vor der Mau­er auf und abläuft, an der ihr Bru­der bei einem Flucht­ver­such erschos­sen wur­de, und im Ver­lauf des poe­ti­schen und kunst­vol­len Gedich­tes wird die Sze­ne­rie der Öff­nung der Mau­er am Abend des 9. 11.89 ein­ge­blen­det „et cet­te pri­son gigantesque/ aux parois recou­ver­tes des fresques/ c‘etait a cote de chez nous / ….“ – ein rie­si­ges Gefäng­nis öff­net sich und in der letz­ten Zei­le heißt es „le mur de la hon­te exploitait/ une fil­le au regard de cend­re / sou­ri­ait a la liber­te / sou­ri­ait a la liberte“.

Das Mäd­chen lächelt der Frei­heit zu, und pas­send zum Text wan­delt sich die getra­ge­ne Ton­art von Moll bei „Liber­te“ in Dur.

Und das ist nicht das ein­zi­ge Lied zum The­ma, das die­ser enga­gier­te Musi­ker sang . In „ Vero­ni­ca“ geht es auch um einen geschei­ter­ten Flucht­ver­such, der im Kugel­ha­gel der Vopos endet. „aujourd‘hui il ne res­te rien / Veronica/ un peu de terre/ une peti­te croix des bois“, es bleibt nur die Erin­ne­rung und ein Kreuz auf der Erde.

Jean Pax Mefret war für mich eine Ent­de­ckung; ich wuss­te nicht, dass es auch ein roya­lis­ti­sches Frank­reich gibt (Jean Ras­pail lässt grü­ßen), daß es ein Frank­reich gibt, das die Revo­lu­ti­on von 1789 ablehnt, ich wuß­te nicht, was an es an Grau­sam­kei­ten von Sei­ten der Revo­lu­tio­nä­re im Alge­ri­en­krieg gab (bis­her hat­te ich mich dahin­ge­hend infor­mie­ren las­sen, daß die fran­zö­si­sche Armee mit gro­ßer Grau­sam­keit in Alge­ri­en Krieg führ­te), ich wuß­te nicht, was das Wort „Chou­an“ bedeu­tet: das waren die hoff­nungs­los unter­le­ge­nen Kämp­fer der Ven­dee gegen die Revo­lu­ti­ons­trup­pen, Jean Pax Mefret hat ein gan­zes Kon­zept­al­bum den Auf­stän­den in der Ven­dee gewid­met. Ich wuss­te auch nichts von „Kol­we­zi“, einem Ort in Afri­ka, in dem fran­zö­si­sche Fall­schirm­jä­ger der Frem­den­le­gi­on meh­re­re tau­send Wei­ße vor einem Mas­sa­ker völ­lig ent­hemm­ter Bewoh­ner des afri­ka­ni­schen Erd­teils geret­tet hat­ten , kurz und gut: Durch die­sen Musi­ker und die sich anschlie­ßen­den Recher­chen habe ich ein mir bis dato völ­lig unbe­kann­tes Frank­reich kennengelernt.

Katho­lisch, roya­lis­tisch, dem Mili­tär zuge­neigt, für deut­sche Ohren manch­mal zu patrio­tisch – aber die­ser Mann ist ein Musi­ker und Tex­ter von Format.

Was bleibt übrig? Die Erkennt­nis, dass es ein fran­zö­si­scher Sän­ger war, der sich mit der Mau­er und dem kom­mu­nis­ti­schen Staat hef­tig und kon­kret ableh­nend aus­ein­an­der­setz­te, wäh­rend bei uns Schwei­gen im Wal­de herrsch­te. Je län­ger ich mich mit Frank­reich befas­se und eif­ri­ger Ras­pail ‑Leser gewor­den bin, des­to mehr erfreu­en mich die Ent­de­ckun­gen auf die­ser Spu­ren­su­che durch ein weit­ge­hend unbe­kann­tes Gelände.

Jean Pax Mefret ver­treibt sei­ne CDs und Bücher  (lei­der ist kei­nes ins deut­sche über­setzt) über eine fran­zö­si­sche Inter­net­sei­te: www.diffusia.fr

Bei you­tube gibt es hörens­wer­te Live-Auf­nah­men von ihm und Video-Clips mit ein­ge­blen­de­ten Tex­ten, so dass man sein Schul­fran­zö­sisch wie­der auf­fri­schen kann. Es lohnt sich.

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Kommentare (59)

massel tov

3. November 2014 09:17

udo lindenberg: "sonderzug nach pankow".
und das lange v o r dem mauerfall...

Kositza: Schreibt unser Gastautor doch: ein Söngchen ohne jede Ernsthaftigkeit; Honecker wird zum Kumpel "Honey" usw.

Ein Fremder aus Elea

3. November 2014 10:00

Na, was für eine Bildungslücke sich hier auftut.

Noch nie was von Udo Lindenberg gehört?

https://www.youtube.com/watch?v=b-NSfmhiTBg

Und auch recht explizit:

https://www.youtube.com/watch?v=tbVLkorX8oo

Von 83 und 87. Gab also schon irgendwas.

Ein Fremder aus Elea

3. November 2014 10:02

Kositza,

keine Ernsthaftigkeit?

Denke, der Song ist SEHR ernsthaft. Und spiegelt recht genau wieder, was damals ablief. "Jeden Tag werden es mehr..."

rautenklause

3. November 2014 10:27

Zwei kurze Anmerkungen mit vielen Erinnerungen … und ich merke, daß ich alt werde
1) Mefret (JPM) war zumindest in den Kreisen der „südlichen“ Fallschirmjäger der Bundeswehr kein Unbekannter – wie einige hier mitlesende Kameraden wohl bezeugen können: über den damals bestehenden, recht intensiven Kontakt mit den französischen Paras kamen JPMs Lieder Mitte der Achtziger Jahre auch in Calw und Nagold an: Kolwezi, Camerone und all die anderen Stücke wurden gehört und heftig darüber diskutiert. Ich habe noch im Regal die alten überspielten Kassetten (TDK 90 min), die im Auto und auf der Stube im Dauerbetrieb waren. Ach ja, „Chants d’Europe“ wurde auch gerne gehört – es war eine interessante Zeit und die Franzosen waren ein lustiger Haufen: auf COLIBRI über de Benoist zu debattieren oder „Elements“ auszutauschen ist wohl nicht die Beschäftigung, die man bei „tumben Soldaten“ vermutet.

2) Doch, das gab es auch im deutschsprachigen Bereich – allerdings sehr untergründig. Bartsch druckte in seinem nach wie vor lesenswerten Herdertaschenbuch über die „neue Rechte“ etliche militante Liedtexte ab und mir fällt auf Anhieb da auch noch eine parteinahe Gruppe namens „Ragnarök“ ein, die Anfang der Achtziger rockige Polittexte sangen: „Die Mauer muß weg“ oder „Mauern, Stacheldraht und Minen können nicht dem Frieden dienen“ und auch über Freys DVU Blätter vertrieben wurden.

Martin

3. November 2014 10:31

Sorry,

aber Udo Lindenberg hat genau den richtigen Ton getroffen, der zunächst für massive Verärgerung bei Herrn H. geführt hatte, um dann anschließend auch tatsächlich in Ostberlin auftreten zu dürfen.

Das der Herr L. bei jeder Bunte Republik Deutschland Veranstaltung und fast jedem Gegen Rechts Konzert genau wie so unsägliche Kombos wie BAP etc. aufgetreten ist, ist das Eine - Das er als einer der wenigen bekannten Musiker den deutschen Osten nicht vergessen hat, das Andere und das braucht man auch nicht wegen des Einem zu schmälern oder herunter zu schreiben.

Übrigens hat Maffay mit dem Cover von Karats "über sieben Brücken" deren kryptischen Text auch im Westen weiterverbreitet und die entsprechende Platte von Karat war wegen Maffay auch ein kleiner Verkaufshit in (West-) Deutschland.

Udo Jürgens hat wegen des Liedes "Es war einmal ein Luftballon" (bei dem es um den eisernen Vorhang, aber nicht um die DDR ging) für lange Jahre Auftrittsverbot in der DDR bekommen. Als er dann 1987 wieder auftreten durfte, sagte er auf der Bühne angeblich folgendes:

"Es ist schön in Berlin zu Besuch zu sein, ich lad' sie auch mal nach Wien ein. Ach ja, ich vergaß - sie dürfen ja nicht ... " Da rief - vermutlich ein Funktionär - "Doch!" Und Udo antwortete: "Ach Sie ja?"

Dennoch: Explizites zum Mauerbau und Mauerfall in der Zeit bis einschließlich 89 muss man wohl wirklich suchen und wird es wohl kaum finden ... (Das notorische "Wind of Change" ist von 91).

Carsten

3. November 2014 10:33

Na ja, fairerweise muss man zugeben, dass Lindenberg schon 1976 (!) einen Titel namens "Rock n' Roll-Arena in Jena" herausgebracht hat, der die Teilung ernsthaft und vor allem in populärer Form für junges Publikum behandelt.

Ansonsten stimmt es: BAP, MMW, Maffay, etc., allesamt Fehlanzeige. Dafür gab es eine Punkband namens "Oberste Heeresleitung" (OHL) aus Leverkusen, die dezidiert antikommunistisch war und viele Titel darüber veröffentlicht hat ("Spione aus der roten Zone", "Nieder mit dem Warschauer Pakt", etc.)

Von den DKP-Liedermachern war natürlich von vornherein nichts zu erwarten, die waren ja mit Liedern gegen böse Pershing-Raketen und übers schlümme Waldsterben beschäftigt.

Rumpelstilzchen

3. November 2014 11:07

Udo Lindenberg hat die Emotionalität der geteilten Jugend Deutschlands mit dem "Sonderzug nach Pankow" zu klingender Münze gemacht.
Als er 1983 im Palast der Republik auftrat, sang er auf Wunsch der DDR-Führung dieses Lied nicht.
Könnte man sich Lindenberg heute mit einem "Sonderzug nach Bagdad" vorstellen ?
In Köln. Hallo Hogesa und Salas, macht euch mal locker. Laßt uns rocken.

Natürlich ging seine Musik mehr ins Ohr als die des Liedermachers Gerd Knesel ( Lieder gegen Links). Gerd Knesel wurde boykottiert und bedroht. Über seinen Tod findet man nichts bei wikipedia. Er soll umgebracht worden sein.
https://www.jubelkron.de/index-Dateien/lebenslauf.htm

Chris Gueffroy wäre in Polen oder Ungarn ein Volksheld, in Russland würde sein Grab bis heute in einem Blumenmeer versinken.
Ja, die Franzosen würden ein schmachtendes Lied über seinen Tod singen. Sie sind leidenschaftlicher und empathischer.

https://m.youtube.com/watch?v=ywU3viXRR_E

Der Deutsche dagegen denkt mit dem Herzen und fühlt mit dem Hirn.
Und rennt atemlos durch die Nacht. Ahu, Ahu,.....

RL

3. November 2014 12:59

Was kann man schon von einem Land erwarten, daß seinen Nationalhymne kastriert?
Was kann man schon von einem Land erwarten, daß an seinem Nationalfeiertag keine Militärparade abhält, sondern einen "Tag der offenen Moschee"?
Was kann man schon von einem Land erwarten, in dem nur die Einheimischen wegen Volksverhetzung vor Gericht gebracht werden?
Was wäre wohl los, wenn man ein positives Lied über den langemarck Mythos schreiben würde?
Alles rhetorische Fragen, die aufzeigen, daß die Umerziehung seit 45 wirkt.
Man muß nur mal die Kommentare bei YT lesen, die selbst zu harmlosen Volkslieder abgegeben werden.

Rolf Weidmann

3. November 2014 13:04

Wenn ich mich recht erinnere, meine Schulzeit liegt allerdings fast fünfzig Jahre zurück, heißt es im Französischen entweder

---pied noir (Singular) für "Schwarzfuß" oder

---pieds noirs (Plural) für "Schwarzfüße" .

Die Form "pied noirs" dürfte zumindest grammatikalisch falsch sein.

Aber in einem Lande wie die BRD , in dem auch auf weiterführenden
Schulen fast ausschließlich nur noch die Sprache unserer englisch-
sprechenden Eroberer gelehrt wird, muß man dies wohl verzeihen bzw.
übersehen.
Ehemalige europäische Hochsprachen, denen wir unseren Entwick-
lungsstand und unsere überlegene Kultur zu verdanken haben, spielen
in den heutigen dekadenten Bildungssystemen Westeuropas offen-
sichtlich keine Rolle mehr.

Noah

3. November 2014 13:50

Ich möchte hier an den Liedermacher Ingo Barz erinnern. Insbesondere an seinen Song "Novemberlied ´89". Mehr zu Barz hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Ingo_Barz

bernardo

3. November 2014 13:54

Kleine Ehrenrettung für BAP, die wenigstens mal laut gefordert haben, daß man drüben das Maul aufmachen darf:

He du do - un du - wann ess et he su wigg,
Dat mer de Muhl opmaache darf, wemmer jet saare will,
weet höchste Zick,
dat die Versteckspill-Rejel niemieh interessiere,
't weiß jeder längs, wat üch un uns bedroht
un wer't noch nit weiß, soll et endlich hühre,
dat woll mer fiere - grenzenlos.

...

Mer spille he, öm üch ze treffe, selvs ze spüre, wat he loss ess,
Hann uns eijene un kein jespaldne Zung,
sinn nit op Beifall uss der falsche Eck scharf, nä, mer wolle bloß
beim Klartext blieve, ohne jed Beschönijung.
Mer sinn jespannt op jede Schwester, jede Brooder
Vum Erzjebirge huh bess zur Ostsee,
vun Eisenach bess Frankfurt ahn der Oder,
Mir freu'n uns wie bekloppt un deshalv spill' mer he.

Haben nach 89' aber komplett zur Antideutschen-Multikulti-Kombo umgesattelt, schon wahr....

Martin

3. November 2014 14:14

Was kann man schon von einem Land erwarten, daß seinen Nationalhymne kastriert?

In diesem Zusammenhang ist dann natürlich auch noch Heino zu erwähnen, der neben manchem Volkslied auch das Lied der Deutschen mit allen 3 Strophen gesungen hat und auch auf LP veröffentlicht hat. Mehr zur deutschen Einheit, als das Lied der Deutschen mit allen seinen Strophen, kann man wohl nicht singen.

Carsten

3. November 2014 14:24

Von BAP gibt es das schöne Glanzlicht der Realsatire mit dem Titel "Sonne statt Reagan" mit Joseph Beuys am Gesang!

https://www.youtube.com/watch?v=DQ1_ALxGbGk

Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll!

Martin

3. November 2014 14:27

Achtung, OT:

Im Zusammenhang mit dem Mauerfall lese ich gerade folgende Nachricht:

https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/mauerkreuze-geklaut-zentrum-fuer-politische-schoenheit-mahnt-a-1000699.html

Ich hoffe, dieser Artikel ist nur ein geschmackloser Scherz gewesen.

Der Gutmensch

3. November 2014 14:59

"(...)We serve an old moan in a dry season
A lighthouse keeper in the desert sun
Dreamers of sleepers and white treason
We dream of rain and the history of the gun
There's a lighthouse in the middle of Prussia
A white house in a red square
I'm living in films for the sake of Russia
A Kino Runner for the DDR
And the fifty-two daughters of the revolution
Turn the gold to chrome
Gift ... nothing to lose (...)"

Dominion, Sisters of mercy, first release wohl 1987
Andrew Eldritch lebte seit 1985 in Hamburg

rautenklause

3. November 2014 15:00

Nachtrag:
Ein sich heute im komödiantischen Bereich tummelnder Unterhaltungskünstler hat um 1980 Lieder produziert, von denen ich nicht weiß, ob er sie heute noch so sänge : Bernd Stelter!
Als Beispiele nur:
Berlin: https://www.youtube.com/watch?v=YSMq24ToCv4
Genosse Erich: https://www.youtube.com/watch?v=d-DO2ACVr20

OT:
Und das wäre eigentlich was für den „Marsch für das Leben“
https://www.youtube.com/watch?v=KveJ4Q5YfkE

Ein Fremder aus Elea

3. November 2014 15:08

Carsten,

hat sich nicht viel geändert. Hier in Estland diskutieren 8 jährige Jungen in der Pause, ob sie zum Kämpfen in die Ukraine sollten. Meine Frau war etwas erschrocken. Aber ich glaube, mit 8 können sie noch nicht.

Scheint, daß es ein ziemlich leichtes Spiel ist.

In der Ukraine findet zur Zeit wahrscheinlich das größte trojanische Pferde Auflaufen seit 3000 Jahren statt. Und wie sie alle mitmachen...

Heinrich Brück

3. November 2014 15:35

Die Mauer ist nicht gefallen, sie wurde lediglich nach Osten verschoben.
Historisch könnte die Mauer auch anders in die Geschichte eingehen:
https://www.youtube.com/watch?v=2flpdqGfAsw

Rumpelstilzchen

3. November 2014 15:41

Verwüstete Heiligtümer,
Schmähende Feinde -
Erhebe Dich, Gott, und führ' Deine Sache !

Psalm 74

Nein Martin, das ist kein geschmackloser Scherz ! Das ist Wirklichkeit.
Gedenkstätten für Maueropfer werden geschändet von einem "Zentrum für politische Schönheit ". Schwarze Mitbürger werden von Linken missbraucht, Gedenkstätten zu schänden.
Wer es fassen kann, der fasse es. Ich kann es nicht.
Heute denke ich zum ersten Mal:
Ich muß aus diesem Land weggehen, um zu leben.

Tabu

3. November 2014 16:02

Die Deutschen haben weder die Niederlage 1945 noch die Teilung und Kolonisierung in West-Ost-Sphären verarbeitet. Sie sind ein Volk im Leerraum der Geschichte ohne Kompass. Sie sind seelenlos und würdelos geworden, getrieben vom Wunsch nach Ablenkung im materiellen Glück und sinnlosem Spaß! Eine gefährliche Mischung für einen Totentanz! Das es heute eine Partei gibt wie die Linke, die sich zur DDR bekennt und es westdeutsche Parteien gibt, die mit diesen Bluthunden zwecks Macht-Kalkül paktieren, ist bezeichnend für Niedergang eines Volks!

Raskolnikow

3. November 2014 16:18

Wo die Autobahn nach Stettin,
die Wälder durchschneidet,
saßen, unter einer nächtlichen Brücke,
mal vier halbwüchsige Schulschwänzer,
mit Luftgewehren aus Suhl,
die Rucksäcke voller Armeekrempel,
Spinnereien und Lebkuchenherzen.
Ein Radio (Modell "Anett") war auch dabei,
und es spielte immer nur zwei Kasetten:
"Protestnoten für Deutschland" und
"Unterm Schutt der Zeit"!
Dann fing es an zu schneien ...

Das war auf unvergeßliche Weise zauberhaft! Heute schüttelt es mich vor Lachen, wenn ich nur eine Zeile dieser Lieder höre und äße ich dabei Lebkuchenherzen, ich erstickte wahrscheinlich. Solch ein verdorbenes Schwein ist man geworden ...

(Man muß sich von der Euphorie eben so wie von der Verbitterung fernhalten. Eine gigantische Aufgabe.)

Ein Artikel zu diesem Thema ohne "den Frank", das ist doch unmöglich, denn er sang von Anfang an für die Einheit der Heimat und sogar für die echte Einheit ...

Und nun, Herr Urwinkel, bitte ich um Zerfetzung!

R.

kolkrabe

3. November 2014 16:21

Rumpelstilzchen: "Ich muß aus diesem Land weggehen, um zu leben."

Aber wohin denn? Wo ist dieses Land, in dem sich leben ließe? In der gesamten globalisierten Welt dürfte es keine Heimat mehr geben, die den Namen verdient (von den eigenen Wurzeln, die man beim Weggehen kappen müsste, ganz abgesehen). Einsame Inseln gehören längst irgendeinem Konsortium, das dort binnen kurzem Bodenschätze abbauen oder seltene Pflanzen/Tiere zwecks Wirkstoffgewinnung einsammeln wird, selbst die entlegendste Gegend ist längst Gegenstand irgendeines Ausbeutungsplans. Das globale System ist überall - und mit ihm sein Personal.

Also wohl doch lieber um dieses Land kämpfen, um bleiben zu können. Rückgewinnung aus den Reservaten heraus. Jeder kann auf seine Weise kämpfen, ganz nach persönlicher Verfassung - mit oder ohne Gewalt, mit Worten oder durch Schweigen, durch seine Lebensweise, kleine Aktionen und große Gedanken.

Ein für jeden (auch für den degenerierten Großstadtbewohner) gangbarer Kampfmodus wäre der möglichst weitreichende Konsumverzicht. Konsumverzicht (wirklich nur das Nötigste einkaufen, Verzicht auch auf persönliche Bereicherung) lässt Steuereinnahmen wegbrechen, zwingt Industrien in die Knie, bringt binnen weniger Monate Konzerne, Börsen, Sozialsysteme und politische Systeme ins Wanken. Verweigerung als politisches Konzept - vielleicht schafft das Raum für einen Neuanfang.

Raum, in dem ein Bleiben sein kann.

Rolf Weidmann

3. November 2014 16:42

an Rumpelstilzchen:

"Ich muß aus diesem Land weggehen, um zu leben."

Aber wohin ? Wo haben die, die uns in unserem eigenen Land
keinen Platz mehr zum Leben gelassen haben, noch ein Fleckchen
übersehen, wo wir mit Selbstachtung unter Unseresgleichen unsere
Kultur weiterleben lassen können ?

Carsten

3. November 2014 16:59

Bernd Stelter sagte mir nichts, darum hab ich ihn gegugelt.

Bei YT das hier gefunden, sehr bemerkenswert!!

https://www.youtube.com/watch?v=2cL01G-iTBs

"Ich bin so herrlich linksradikal... nach jeder Demo krieg' ich mein Gehalt, wir werden von der DDR bezahlt..."

Rainer Gebhardt

3. November 2014 17:00

Es gab einen, der sang sehr mutig über die Mauer; und als er das sang, da saß er nicht auf auf'm Ku'damm, sondern: In "China", hinter der Mauer.

Wo wird das Volk wie Vieh regiert,
Verdummt, entmündigt und kastriert
damit es schuftet und pariert?
Und wo liegt auf der Lauer
der Bürokratenschutzverein,
Sperrt gute Kommunisten ein,
Wenn sie nicht Alleluia schrein.
- In China hinter der Mauer...

Sag bloß mal einen wahren Satz,
Dann kriegst du einen vor den Latz.
Die Freiheit ist ein toter Spatz,
verfault im Vogelbauer.
Und wo mein Freund wirst du geschasst,
hat mal ein Spitzel aufgepasst?
Und wo verfaulst du dann im Knast?
- In China hinter der Mauer...

Wo pinkelt sich der Kunstverein
Selbstkritisch an das linke Bein,
musss dabei hosianna schrein.
Wo blaut der Himmerl blauer?
Und wo, in welchen Trauerstaat,
ist in den Künsten, süß und fad,
der Optimismus obligat...
- In China hinter der Mauer...

(Bevor ich es vergesse: der Mann hieß...Wolf Biermann)

Revolte

3. November 2014 17:42

@Raskolnikow

Jetzt bin ich aber platt. Jemand, der in seiner eigenen Loge hoch über dem Gewürm thront, lässt sich zu dem Frank herab?
Hören Sie mal "Birthday im April" - zum Fremdschämen.
Zitat: "Ich feir' heut' Adis Ehrentag, weil ich den Adolf gerne mag..."

Bernhard

3. November 2014 18:57

Es gibt noch mehr Beispiele:

Z. B. Cindy & Bert haben ein Lied gesungen: "Mauer, Stacheldraht und Minen können nicht dem Frieden dienen" (oder so ähnlich).

Margot Benetti

3. November 2014 19:35

Kurzer unqualifizierter Einwurf:
Man sollte nicht vergessen, dass zur NDW-Zeit Anfang der Achtziger die deutsche Frage einmal kurzzeitig aufblitzen konnte, überhaupt wurde zu diesem Zeitpunkt so etwas wie deutsche Identität in der Popkultur zum ersten Mal greifbar. Vielleicht darf man sogar diesen kurzen Zeitraum als vorübergehende Wiederentdeckung der Suggestivkraft der deutschen Sprache werten. Gleichzeitig natürlich die Suche nach einem dezidiert teutonischen Stil in der Musik, ausgehend von Düsseldorf. Der britische Techno-Produzent Karl O'Connor erinnerte sich neulich in einem Interview, dass er DAF damals als "the biggest fuck you to American rock'n'roll traditions" empfunden hatte. Dann gab es einzelne Songs wie das wunderbare "Ein deutsches Lied" von NICHTS. IDEALs "Erschießen" wählte die Berliner Mauer als Schauplatz. Die etwas unbekanntere Band ALU (eine spätere Inkarnation der Krautrockgruppe SAND) sang ziemlich schnoddrig und in bester Lo-Fi Manier "Scheiß DDR". Auch auf der anderen Seite der Mauer etablierten sich Ende der Achtziger systemkritische Bands wie SANDOW oder FEELING B.

https://www.youtube.com/watch?v=LsE6knVPbHg

ene

3. November 2014 21:09

Ob wirklich jeder "Göttingen" von Barbara kennt?

Martin

3. November 2014 22:05

Man sollte nicht vergessen, dass zur NDW-Zeit Anfang der Achtziger die deutsche Frage einmal kurzzeitig aufblitzen konnte, überhaupt wurde zu diesem Zeitpunkt so etwas wie deutsche Identität in der Popkultur zum ersten Mal greifbar.

In der Spätphase der Band "Ideal" (1982 ?) haben die ein Lied geschrieben, deren Refrain wohl das Motto von vielen hier sein könnte:

"Keine Heimat, wer schützt mich vor Amerika?"

Carsten

3. November 2014 22:10

Die Sex Pistols haben die Mauer besungen, in 'Holidays in the sun'.

An R. und Revolte:

Uiuiui, der "Reinhard Mey der Rechten"! Aber was man als "halbwüchsiger Schulschwänzer" gehört hat, fällt unter Amnestie. Der Polit-Punk-Schwachsinn, den ich hörte (Slime und Schlimmeres) war inhaltlich auch nicht intelligenter als 'der Frank'. Und der Bushido-Scheiß von heute auch nicht.

Gunnar

3. November 2014 22:15

Lieber Raskolnikow,

ich kann Ihren Gedankengang, man dürfe nun weder euphorisch noch verbittert sein, nicht nachvollziehen.
Zwar bin ich viele Jahre nach Ihnen geboren, kenne aber ähnlich geartete Szenarien zur Genüge, wenn auch ohne viel peng peng. Mag das an Brandenburg liegen?
Ich war wohl schon ein Unikum, denn der liebe Frank dröhnte nie aus den Kopfhörern meines Walkmans, der meine Hosentasche noch aussehen ließ, als trage ich Wackersteine spazieren. Aber sonst ritt ich so einige lahmende Gäule. Es geschah dann sehr schnell und ich sattelte fast ausschließlich auf ausländische um, damit ich zumindest nicht unmittelbar vernehme, wenn die Rossknödel fallen.
Aber rückblickend möchte ich die Zeit weder missen noch reaktivieren. Ich bilde mir jedoch ein, diese Zeit oder Phase verhinderte, daß ich einen Weg beschritt, den 99% meiner Klassenkameraden begingen, einen Weg, der irgendwo zwischen Diskotheken und Shopping-Centern verlief.
Wenn ich es nicht schon geahnt hätte, nun weiß ich es gewiss: Mit Ihnen ließe sich auch mal ein Bier trinken.

Rumpelstilzchen

3. November 2014 22:34

@ ene ob wirklich jeder "Göttingen" von Barbara kennt ?

Warum sollte es jeder kennen ?
Auch musikalisch waren Ost und West getrennt. Und vieles ist mir fremd, was ich von " drüben" höre, obwohl ich immer neugierig war, was sich so hinter der Mauer tat.
Barbara ist übrigens meine Lieblingssängerin. Und so werde ich nicht nach Marienbad auswandern, sondern es hören. Die Leserbriefe im Spiegel zu dem Kreuzdiebstahl sind erfreulich gut.
Es gibt die kleinen Inseln und Seelenverwandte.
Danke, auch in diesem Forum.

Gustav Grambauer

3. November 2014 22:40

Wenn ich Lampedusa höre, dann denke ich still für mich: "Vorposten WEIßE (sic!!!) Wiek".

https://de.wikipedia.org/wiki/6._Grenzbrigade_Küste

Wer diesen Zusammenhang auf die eine oder andere Art immer noch nicht kapiert, dem kann man nicht mehr helfen. Ich räume ein, über die ethnopolitische (rassische) Tektonik der DDR bzw. der Sowjetunion ist bis heute kaum jemals etwas öffentlich geworden, zumal die nationalen Kräfte - innerhalb der betreffenden Länder wohlgemerkt - eine Niederlage erlitten haben. Dennoch: wie kann man als Sezession-Leser deren Erzfeinden, schmierigen Figuren wie Biermann oder Lindenberg, hinterherlaufen oder einen Zuckerman (Verzeihung, er nannte sich "Sacharow") in einem Atemzug mit Solschenizyn nennen?!

Dugin, ein Satz, ab 7:03 bis 7:10:

https://www.youtube.com/watch?v=9sw1cgluPao

Wenn einst die Geschichte so selbstsicher, selbstbewußt und robust sortiert wird wie es heute in Rußland geschieht, dann wird dieses Lied wiederkommen und bleiben - während die Biermann und Lindenberg längst vergessen sein werden:

https://www.youtube.com/watch?v=x3BXXSzA2oQ

- G. G.

SG

4. November 2014 00:16

Die Frage müsste vielleicht eher lauten: "Welcher (ehemals) westdeutsche Liedermacher...". Ansonsten: Wolf Biermann! Ich weiß, es ist falsch, aber: Mein Lieblings-Linker :)

https://www.youtube.com/watch?v=2KH_jznEViQ

Leo

4. November 2014 01:16

Danke für den musikalischen Tip!

Zur Ergänzung:
Ich erinnere mich, 1978 - an einem 17. Juni! (SFB 3: "Was geh'n uns die da drüben an?") - meine erste nationale Musikstunde gehabt zu haben. Der neue STERN-Rekorder schnitt u.a. Wolf Biermann ("Der preußische Ikarus") mit - wie auch Udo Lindenberg ("Stell dir vor, du kommst nach Ost-Berlin...") [um Längen berührender als der alberne "Sonderzug"...! - auch bei Reiser sollte einem nicht zuerst der "König von ..." einfallen!].

Nicht genannt, trotzdem gut, wenn auch ca. 10 Jahre später: Stephan Krawczyk ("Wenn die Wasser Balken hätten / kämen wir ans andre Ufer...")

Distelherz

4. November 2014 04:10

Mit diesen "Liedermachern" kann ich durch die Bank nichts anfangen. Zu verschwurbelt, verkünstelt, blutleer, ohne Feuer. Oder, wie der Anglophone despektierlich sagen würde: zu "arty". Daß von dieser Seite her nichts wirklich bewegendes zu Fragen von Heimat und Nation kommen kann, liegt eigentlich auf der Hand. Die Möchtegern-Liedermacher von der nationalen Fraktion sind schlechte Kopien hiervon, und wirklich so schlecht, daß die von "Revolte" benutzte Vokabel "fremdschämen" in diesem Zusammenhang ganz genau trifft.

In meiner Jugend hat Irisches nicht nur meinen Musikgeschmack, sondern auch meine politische Einstellung entscheidend geprägt. Die Feststellung, daß man hemmungslos und mit Herzblut von der Heimat singen und für sie eintreten zu kann, ohne sich dabei in Nationalchauvinismus, Rassismus und Überlegenheitsdünkel zu verfangen, daß man ein traditionelles, katholisches Weltbild sowohl mit sozialistischen als auch nationalen politischen Motiven in einen stimmigen Einklang bringen kann, das war für mich DIE Entdeckung meiner Jugend. Auch wenn ich heute natürlich manches differenziert betrachte.

Musikalisch bin ich von dort aus zurück gekommen auch auf deutsche Volkslieder, aber linksradikaler Umtriebe unverdächtige und trotzdem musikalisch überzeugende Interpreten solcher zu finden, ist hierzulande annähernd unmöglich. Entweder sind sie richtig schlecht wie "der Frank", dann sind sie rechts. Oder sie sind gut wie Wader, dann sind sie politisch unerträglich. Dann doch lieber wieder "The Wolfe Tones".

https://www.youtube.com/watch?v=DH2XESmuPuU

Ein Fremder aus Elea

4. November 2014 08:09

Herr Grambauer,

ich denke nicht, daß Herr Lindenberg damals irgendwelche antisozialistischen Intentionen hatte. Vielmehr hat er sich wohl selbst als "Arbeiter und Bauern" gesehen, also jemand aus den unteren sozialen Schichten, und sich daran gestört, daß die Führung der DDR Wesen und Interessen der unteren sozialen Schichten, musikalisch jedenfalls, ignoriert hat.

Ich würde sagen, es ist sogar noch schlimmer. Nirgendwo im Ostblock wurde nach Stalin noch danach gefragt, was den Leuten gefallen könnte.

Alles, was halbwegs interessant aussieht, wurde in der stalinistischen Zeit gebaut - nach französischem Vorbild...

Danach regierte der Terror der Funktionalität.

Im übrigen hat Biermann, welchen ich rein persönlich noch weniger abkann als Lindenberg, welcher irgendwie gerade noch so geht, wiewohl er in der Tat "nervig" ist, absolut Recht damit, daß niemandem mit süßlicher Kunst gedient ist, wenn sie nicht aus allgemeiner Verzückung heraus entsteht.

Kunst muß Ausdruck des Herzens sein. Kunst als Eindruck, zum Zwecke der Formung der Herzen, ist viel zu beliebig und trifft gerade deswegen höchst selten, worauf es ankommt, in etwa wie Sie mit verbundenen Augen es auch selten beim Dartwerfen treffen.

Stil-Blüte

4. November 2014 09:50

Und wie haben die Barden in der DDR unser Herz gestärkt, als die Mauer mitten durch unser Land, schlimmer noch, mitten durch uns hindurchging: Gundermann, Schöne, die Pudys, Renfft, Bettina Wegner... Das Musikantische hat in der DDR viel länger durchgehalten. Es hat nie mit der Tradition der guttuenden alten deutschen Volksmusik gebrochen. Viele Einspielungen waren Anspielungen; Mutmacher; die Musikanten und ihr mitsingendes Publikum ständig bedroht... Ach,...

Auch wenn die Stasi hinter mir her war wie der Teufel hinter der Großmutter, werd' ich 'nen Teufel tun, die Singebewegung in der DDR (Oktoberclub) zu verteufeln. Auch dort hat das deutsche Liedgut, das ureigenste Singen und Musizieren überlebt. Wann wird man je verstehn, über die eigene Geschichte großmütiger zu denken.

Rumpelstilzchen

4. November 2014 09:55

@ Distelherz
Sag' ich doch : der Deutsche denkt mit dem Bauch und fühlt mit dem Hirn.
Der westdeutsche Rechtsintellektuelle stand entweder auf französische Chansons oder auf Irish Folk. Vielleicht noch auf Achim Reichels Regenballade.
So was wie Rambling Irish man: unfühlbar !!
Kiss Me I' m Irish

https://m.youtube.com/watch?v=DQCHWrgA4EY

Zu dem Komiker Frank kann ich nur sagen:,Deutsch mich nicht voll'

Ich wandere besser nach Irland aus.

Gustav Grambauer

4. November 2014 10:32

Lieber Fremder aus Elea,

„… ich denke nicht, daß Herr Lindenberg damals irgendwelche antisozialistischen Intentionen hatte.“

Es gab drei Strömungen des Sozialismus:

- Stalinismus (Otetschestwenostj, Vaterlands-Sozialismus)
- Anarchismus
- Trotzkismus (Weltrevoluton)

Herr Lindenberg steht für letztere beide, aber sicher nicht als „Arbeiter oder Bauer“, denn deren Merkmale waren ihr Klassenstolz und ihre Klassendisziplin – und nicht als kunterbunt lackierter er Steppenwolf.

„Alles, was halbwegs interessant aussieht, wurde in der stalinistischen Zeit gebaut – nach französischem Vorbild…“

Vor allem übrigens in Bukarest. Peter Hacks hat zum Entsetzen der Zecken immer wieder auf den absolutistischen Grundcharakter des Sozialismus hingewiesen. Dávila hat dazu gesagt: „Die Marxisten werden die letzten Aristokraten des Abendlands sein“.

In der DDR hatte sich allerdings die teutsche, von den Internationalisten als „Nati-Trati“ verspottete Traditionslinie durchgesetzt, lesen Sie mal:

https://www.zvab.com/buch-suchen/titel/von-deutschem-bauen-reden/autor/bolz
https://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_Bolz

Mir ist nie wieder jemand begegnet, der eine so erzdeutsche und dabei so eigene Sprache pflegt wie Bolz. Daß er jedwede Fremdworte, selbst lateinische, so weit wie möglich meidet, Sie können z. B. das Buch von der ersten bis zur letzten Seite durchprüfen, ist dabei nur eine Äußerlichkeit. Er war übrigens der Einzige, der sich im Angesicht der Feindstaaten-Klauseln der UNO-Charta gegen den Beitritt der DDR zur UNO gestellt hat, was die NDPD ein für allemal mit dem Ressort der Außenministers und ihrem Absinken in die Bedeutungslosigkeit bezahlt hat: er war frei vom Hallstein-Doktrin-getriggerten Minderwertigkeitskomplex der proletarischen Kader.

„Danach regierte der Terror der Funktionalität.“

„Furm fulluws Fungtschn“ hat es selbst in sächsischen Kleinstädten getönt. Diesen Leuten stand kristallklar vor Augen, was sie zerstören, und sie hatten Freude an der Zerstörung:

https://www.google.ch/?gws_rd=ssl#q=clauss+dietel&spell=1

„Kunst muß Ausdruck des Herzens sein. Kunst als Eindruck, …“

Biermann hat das Proletkult-Motto „Kunst ist Waffe“ (des Lubjanka-Wolf-Vaters) verinnerlicht. Mein Herz berührt er damit insofern, als dasß sich bei mir ein Anflug von Mitleid einstellt.

- G. G.

Martin

4. November 2014 11:09

Herr Grambauer,

ich finde es immer wieder faszinierend, wie sie die bewaffneten Kräfte der DDR nach wie vor als Resthort von Heimat, Volk und Nation ansehen.

Dabei muss man sich doch folgendes vor Augen führen:

Wenn man einmal so etwas wie familiäre Bindungen, Clans, Lehenstreue, Zwang und Geld außer Acht lässt, bleiben als Motivation dafür, dass größere Gruppen der Bevölkerung bereit sind, aufeinander zu schießen, eigentlich nur noch Religion und Nation, heimatliche Verbundenheit, Volkstreue etc. übrig.

In einem dezidiert atheistischen Land, wie es die DDR war, lag es also im denknotwendigen Interesse der Herrschenden, dass ihre Truppen sich ihre Motivation eben auch über Themen, wie Volk, Nation, Rasse, Heimat, moralische Überlegenheit gegenüber dem dekadenten Westen etc. suchen darf. Als marxistische geschulte Führung wurde hier bewusst mit dem Mittel des notwendig falschen Bewusstseins gespielt, damit im Ernstfall die Truppen auch funktionierten, sprich den Finger am Abzug durchdrücken.

Als in den 80er Jahren bei der Bundeswehr gedienter darf ich Sie dahingehend beruhigen, dass exakt die selben Stilmittel - jedoch auch zuzüglich religiöser Aufladung "gegen den gottlosen Osten" - auch von den Westmächten bei der Bundeswehr geduldet, akzeptiert und gefördert wurden, damit im Ernstfall auf die Brüder von drüben dann wirklich geschossen wird.

Nicht umsonst fand der radikale Traditionsbruch innerhalb der deutschen Armee bzw. den Armeen erst nach der Wiedervereinigung statt und das hat nur wenig damit zu tun, dass erst Anfang der 80er die letzten Wehrmachtsgedienten ausgeschieden sind. Heute genügt es, wenn nur wenige Spezialkräfte noch motiviert sind. Wenn hingegen die Masse der Streitkräfte sich national definieren würden, wäre dies nicht mehr im Sinne der Machthabenden, im Gegenteil, dies wäre höchst gefährlich, daher wird gerade in den Streitkräften der "Kampf gegen rechts" sehr gründlich betrieben (warum sich dann aber einer bei einer größeren Auseinandersetzung überhaupt noch abknallen lassen soll, diese Frage wird bewusst ausgeblendet).

Als sich die Nationalstaaten zu finden und zu definieren begannen, war dies übrigens dem Adel ein Graus und sie empfanden alles völkische, nationale eben nur als Triebmittel, um die überkommene Ordnung und eben auch ihre Herrschaft zu bekämpfen. Der Nationalismus war nicht umsonst am Anfang immer auch "liberal" und "kapitalistisch".

Zusammengefasst: Man muss sehr vorsichtig sein bei der Beurteilung, was hier Ernsthaft und Wahrhaftig war und was nur Mittel zum Zweck war/ist.

Russland ist mittlerweile international weitestgehend isoliert, China wird immer sein eigenes "Ding" drehen und von daher verwundert es nicht, wenn in Russland nun, nachdem der westliche Konsumlebensstil eigentlich schon bei den konkreten Lebensverhältnissen im Land gewonnen hat (machen wir uns hier bitte nichts mehr vor), nunmehr auch die Büchsen der Weltverschwörungstheoretiker, der Nationalisten und der Rassisten geöffnet werden dürfen, um so dem ganzen "Internationalismus" und dem westlichen Kapital, welches nun auch nach der Entscheidungsfähigkeit im Land strebt, etwas entgegen zu setzen. Eigentlich ein klares Zeichen der Hilflosigkeit Russlands.

Man spielt mit den Überzeugungen der Menschen, manipuliert sie, damit sie im Sinne der eigenen Macht funktionieren. Was davon Wahrhaftigkeit hat, ist stets die große Frage. Dies gilt meines Erachtens bei allen Fragen von Nation und Volk.

@all:

Ich bitte den OT Beitrag zu entschuldigen.

ene

4. November 2014 11:33

Rumpelstilzchen,
so war das nicht gemeint mit Barbara! Ich hatte einen Link mit einer schönen Wiedergabe angehängt, der leider (dank meiner Ungeschicklichkeit) auf der Strecke geblieben ist.
Aber ein Wort zu Ihrer Vermutung, die Franzosen seien "leidenschaftlicher und emphatischer". Oh! Ein wahrhaft weites Feld - jedoch: meine Wahrnehmung ist eine andere: rationaler, nüchterer, dem Überschwang abhold, mit mehr Menschenkenntnis versehen, "Ideen" per se mißtrauend. Alles Eigenschaften, die ich als positiv enpfinde. Le loup est le loup pour l' homme (der Mensch ist des Menschen Wolf) - das Lieblingswort einer mir bekannten Französin.
Lesen Sie große französische Literatur: unsentimental bis auf die Knochen.

Ein kleiner Ausflug ins Allgemeine und notwendigerweise Halbwahre.

Revolte

4. November 2014 14:40

@Carsten

Klar, kein Vorwurf, R. hat seine Scham über die Texte ja daselbst schon bekundet.
Mit Punk habe ich in der Jugend auch so meine Erfahrungen gemacht. Bei mir waren es vornehmlich angelsächsische Gruppen: Exploited, Hüsker Dü, Anti-Flag, Black Flag oder Pixies. Deutschsprachig nur Ton Steine Scherben.
Deutsche Liedermacher sind mir völlig abgegangen.

Muss ja auch nicht immer die Weltrevolution sein. Man kann auch einfach mal gemütlich Max Raabe hören und entspannen: https://www.youtube.com/watch?v=BMkjoQ6S7oQ

Rumpelstilzchen

4. November 2014 14:56

Hallo ene,
Danke für die Anregungen zurbfranzösischen Literatur. Vielleicht wollten Sie das verlinken:
https://m.youtube.com/watch?v=Z2TDacy7MIY
Es gibt keine Ungeschicklichkeiten, sondern nur zu kleine Tastaturen.

@ Hallo Martin
ihre Antwort auf Herrn Grambauer finde ich sehr interessant. Wäre mal ein eigenes Thema.
Mich irritieren z. B. die Bilder von Neo Rauch. Der größte deutsche zeitgenössische Maler soll er sein. Eine sowjetische Sozialisierung prägt die Bilder, sie klebt wie Pech auf der Leinwand. Man wartet immer auf die künstlerische Befreiung. Auch ein eigenes Thema. Der OT war OK !

Stil-Blüte

4. November 2014 16:27

@ Revolte

Da spannt sich ein tradierter Bogen von den Knaben-, Männerchören, Comedien Harmonists zu Max Raabe, auch zu der Neuen Deutschen Welle 'Da, da, da...' Da gehen automatisch die Mundwinkel nach oben und man summt mit. Und, habt Ihr gehört, was er für eine wunderbare Aussprache er hat? Da kann einem die deutsche Sprache wieder bezaubern, mehr noch, verzaubern.

@ Martin

In einem dezidiert atheistischem Land...

Ich kann Ihnen versichern, Gläubige waren gläubiger und - standhafter. Da traditionell protestantisch, nicht ganz so streng wie im sozialistischem Polen, das heute noch stockkatholisch ist und sonntags ab morgens 7 Uhr 4 Messen gehalten werden, in denen es rammelvoll ist und gemäß Lithurgie andächtig zugeht. Die Polen bekommen das hin, daß krakelende Kinder und fotoschießende Touristen nicht auf die Idee kommen, Rechte in Anspruch zu unehmen, die ihnen bei einem Gottesdienst nicht zustehen.

Martin, ich finde es schade, wenn wir unseren Blick ausschließlich auf die momentane Tagespolitik und Weltlage richten. Nochmal zur DDR: Da hat auch, weil territorial vorgegeben, das Preußische - Bürgerpflicht, Recht und Ordnung, Staatsraison - in einem tieferen als nur im sozialistischen Sinne - überlebt und uns getragen. Sicher, es wurde mißbraucht, aber alles kann, wie man weiß, mißbraucht werden, Verliert es deswegen an Größe? Mit Beethoven ist man in den Krieg gezogen, Goethes 'Faust' gab es in der Feldpostausgabe usw. Das sollte uns nicht anfechten.

Nach dem Fall der Mauer: Hans Hartz 'Das ist unser Land, unser Land, es gehört nicht mir und dir... Leider auf Youtube nur eine klägliche Aufnahme. Kennt jemand eine Studioaufnahme?

Gustav Grambauer

4. November 2014 18:49

"Zusammengefasst: Man muss sehr vorsichtig sein bei der Beurteilung, was hier Ernsthaft und Wahrhaftig war und was nur Mittel zum Zweck war/ist."

... aber das ist einerseits vor dem Hintergrund der Reflexionsfähigkeit, Flexibilität des Denkens usw. und nicht zuletzt der tatsächlichen persönlichen Einblicke zu sehen, andererseits sind Bekenntnisse auf dieser Ebene etwas Höchstpersönliches - mancher hat sein Leben lang nie ein Wort darüber verloren.

Nahezu jede Verständigung über Nation, Volk und Streitkräfte endet heutzutage mit dem Wort "Kanonenfutter", was bei den heutigen Gegebenheiten nicht verwunderlich ist. Ich bin schon froh, daß Sie entsprechende Einlassungen in der Möglichkeitsform vorbringen.

In der NVA waren Ausscheiden der Wehrmachtskader und Traditionsbruch übrigens bereits Ende der 60er Jahre abgeschlossen, wobei die Regimenter Namen von spanischen Interbrigadisten umgewidmet wurden, und wobei auch ein "Spanienkämpfer" einen Ex-Wehrmachts-Mann als Armeechef abgelöst hat. Bis dahin hatte die NVA, in Anlehnung an die russische Beresina-Tradition, an die antinapoleonischen Befreiungskriege angeknüpft; die Regimenter waren nach Ernst Moritz Arndt, David Scharnhorst, Theodor Körner u. a. benannt gewesen - nach Leuten die in vollem Bewußtsein ihr Leben fürs Vaterland riskiert oder gegeben hatten.

Aber ganz recht, das alles gehört eigentlich nicht zum Thema dieser Diskussion. Hoffentlich habe ich mit meiner Abschweifung niemand davon abgehalten, sich zum Thema zu äußern.

- G. G.

Eckesachs

4. November 2014 21:19

@Distelherz

Etwas irisches für Sie:

https://www.youtube.com/watch?v=qwu2r4HQ7gE

und etwas deutsches:

https://www.youtube.com/watch?v=MrU1_ujVm1s

Gruß!

Rainer

4. November 2014 21:49

Hat zwar nichts mit dem Fall der Mauer zu tun, ich möchte aber hier auf einen zeitgenössischen deutschen Musiker aufmerksam machen, Henryk Vogel mit seiner Gruppe Darkwood. Hier ein Hörbeispiel:

https://www.youtube.com/watch?v=t82KG656Uc8

Und ein Interview mit ihm:

https://www.obliveon.de/pn-om/modules.php?op=modload&name=tplhome&file=index&req=showcontent&id=9829

Revolte

4. November 2014 23:43

Hah, sind die Neofolker wieder unter sich.

@Rainer
Doch, hat durchaus mit der DDR zu tun. Herr Vogel referiert ja auch auf seine Jugend im Osten. Dass er als Einflüsse Portishead und Stereolab nennt, macht ihn noch sympathischer. Darkwood haben etliche schöne Stücke. Besonders gut gefallen mir "Verlorenes Heer" und "Winterrune".
Zudem möchte ich auf Nebelungs herbstlich schweres Album "Palingenesis" verweisen.

Wer Marschmusik für Ein-Mann-Kasernen sucht, braucht Sturmperchts "Frisch auf zur Schlacht": https://www.youtube.com/watch?v=v7s1YHcjCow

Michael Schlenger

5. November 2014 00:25

@Zeitgenössische Musiker

Schon interessant, was hierzulande inzwischen alles als Gesang durchgeht. Erinnert mich an den jähen Sprach- und Kulturverlust in der Spätantike...

Hier eine ganz private Tonkonserve eines deutschen Musikers, der noch in einer intakten Tradition großgeworden ist:

https://www.youtube.com/watch?v=0b4Qf7J2ATw

Was dagegen bei SiN von Konservativen als deutsche Sangeskunst präsentiert wird, ist einfach köstlich, so herrlich unbeholfen.

Ich lach' mich scheckig!
Aus dem Jenseits - Fritz Wunderlich et al.

Rumpelstilzchen

5. November 2014 09:31

@ Michael Schlenger

Ja, wunderlich steht es um die deutsche Sangeskunst. Nach Kriegen und Teilung und Umerziehung ist viel auf der Strecke geblieben. Über die herrliche Unbeholfenheit sollte man nicht lachen. Es ist eher traurig.
Wenn man nicht mal die Nationalhymne unbefangen singen darf, degeneriert der Männergesangverein eben zum Neofolk-Club.
Was tun ? In Deutschlands wildesten Zeiten entstanden die schönsten Lieder. Etwa Paul Gerhardts Kirchenlieder. Geeignet, des Volkes Seele zu berühren und zu heilen. Vielleicht mal wieder in eine Kirche gehen.
P. S. Am Abend vor seinem tragischen Tod soll Fritz Wunderlich übrigens das Abendlied von Herman Löns gesungen haben. So erzählte es mir eine sehr alte Dame, die es wissen muß. In unserem Sangeskreis .
Als die Rosengartenlieder auf dem Programm standen.

Rumpelstilzchen

5. November 2014 09:41

Nachtrag
https://m.youtube.com/watch?v=j2gPcmwrZgo
Einen schönen Tag, Euch allen.

Richtigstellung

5. November 2014 14:27

Reinhard Meyx hat durchaus ein Lied zur deutschen Teilung, der DDR-Grenze, und den Fluchtversuchen gemacht:
"Die Grenze"!
https://www.youtube.com/watch?v=S3dBoasrRtA

Gustav Grambauer

7. November 2014 08:36

Gerade zufällig gesehen:

https://www.youtube.com/watch?v=BU9w9ZtiO8I

"So viel gute alte Werte echt da wird mir echt schlecht ..."

Ein Potpourri aller alle Klischees der 70er Jahre mit einem Schuß Wut-Therapie für die "Zivilgesellschaft".

"... und laß dich nicht erwischen bei Sitzblockaden".

- G. G.

Urwinkel

7. November 2014 15:20

@ G. Grambauer:

Gitarre spielen kann er ja, der Mey. Was er in der Eingangsrede erzählt, im verlinkten Video zu "Sei wachsam (live)", haben seine "Kinder" (wir) auch gesagt: Im Technokontext. Wir haben euch längst überholt. Für das sind wir damals (ja damals, auch schon wieder lange her, Herr Mey) angetreten: Schluss mit schwadronierenden Liedermachern, Schluss mit den Beatles, Schluss mit Alt-Herrenrockmusik! Jetzt kommt die "Revenge Of The Maya Gods":

Ultrahigh:

https://www.youtube.com/watch?v=i7DwTtbaUiY

Ach?? Nach dem Krautrock-Intro komt eine tiefgestimmte Acid Basslinie? Und sogar ein stampfender Rhytmus? Das ist ja furchtbar! Was für Schreckschrauber! Mey würde denken oder sagen: Das geht nicht. Zerstört nicht euer kurzes Leben damit. Die Beatles und die Stones sind das einzig Wahre. Ihr werdet auch noch mal erwachsen!

Pustekuchen; eurer Kulturschikeria schickte euch damals handschriftliche Postkarten als persönliche Einladung (das war der Flyer; Rückseite höflich, einladend, je nach Adressat, beschrieben und abgestempelt). Auf das "ihr" mal vorbeikommt und euch anhört, was die Jugend so treibt. Ausgesuchten Wein gabs auch. Es galt das dreijährige Clubbestehen zu feiern. Keiner von euch kam. An Häme hats euch nie gefehlt. Trotzdem wars voll.

Nochwas für die ganz Dunklen: Grungerman (wen hat er sich da wohl vorgenommen? Der gute alte Mike Ink.):

https://www.youtube.com/watch?v=8T9-3t-pwDE

Und noch etwas: Ich habe noch einen Geheimtipp für alle Irish-Folker: hört euch mal KNOTWORK an und sucht danach.

Urwinkel

8. November 2014 01:48

Irgendwas sinnvolles ist aus dem Nachtleben hängebelieben: Der durchsichtige Stempel. Der kam auf Anregung eines Einlassers. Vielen Frauen war es unangenehm den Einlaßstempel auf die feinen Handgelenke fett aufgedruckt zu bekommen. Das bekamen die drei Tage lang nicht weg...

Dann die neue "Tinte" plus neues Stempelkissen. Die war unsichtbar. Blieb aber haften und leuchtete nur im Schwarzlicht. Manche waren ganz verblüfft darüber. Das war angenehmer für die Frauen und für die Einlasser. Keine Schummler mehr. Das ist eine von vielen Ideen, die wir hatten und die damalige Clubszenze gar nicht angeboten hat. Warscheinlich waren die anderen zu bekifft oder übermüdet oder frustriert.

Davor hatte ich extra eine Mini-Neon-Schwarzlichtlampe besorgt. Das war eine ziemliche Rennerei. Viele Anbieter wollten nur die großen verkaufen (Neonröhren). Ja was soll das? Wir sind doch nicht mehr in den 80ern. Schwarzlicht ist out. Keiner will seine Schuppen belichtet sehen. Also bitte ein kleines. Nee, haben war nicht, geht nicht, können wir nicht bestellen... es war zum verückt werden. Hat dennoch geklappt.

Urwinkel

17. November 2014 08:15

Alles deprimierend heute. Ein Radio Eins-Macher stirbt (Peter Radszuhn), vor einigen Wochen. "Sein Sender" trällert munter weiter. Fällt niemandem auf, wie ekelhaft verzerrzte E-Gitarren-Solis klingen? Dauerhaft nur Rockmusik zu konsumieren (mit den Wurzeln bei den Beatles) kann auf Dauer nur schädlich sein. Fallt nicht auf den aktuellen Beatsteaks-Hype rein. Deren Trommler fiel vor einiger Zeit mal eine Treppe runter und schlug sich seinen Kopf gefährlich auf. Das Fortbestehen der "Band" stand auf der Kippe. Heute musizieren sie um so dämlicher weiter. Was für idiotische Ego-Rocker! Ich dachte jahrelang, wir hätten diesen STARsinn endlich überwunden. Stattdessen gibt es Bambis oder Bimbos verliehen für jeden Affen der sich "enagiert" und sich demonstrativ besorgt zeigt. Jüngstes Beispiel: Bob Geldolf und sein Live Aid-Projekt. Eine Tränendrüsenschnulze aus den 80er. Soll M

Urwinkel

17. November 2014 08:25

Alles deprimierend heute. Ein Radio Eins-Macher stirbt (Peter Radszuhn), vor einigen Wochen. "Sein Sender" trällert munter weiter. Fällt niemandem auf, wie ekelhaft verzerrzte E-Gitarren-Solis klingen? Dauerhaft nur Rockmusik zu konsumieren (mit den Wurzeln bei den Beatles) kann auf Dauer nur schädlich sein. Fallt nicht auf den aktuellen Beatsteaks-Hype rein. Deren Trommler fiel vor einiger Zeit mal eine Treppe runter und schlug sich seinen Kopf gefährlich auf. Das Fortbestehen der "Band" stand auf der Kippe. Heute musizieren sie um so dämlicher weiter. Was für idiotische Ego-Rocker! Ich dachte jahrelang, wir hätten diesen STARsinn endlich überwunden. Stattdessen gibt es Bambis oder Bimbos verliehen für jeden Affen der sich "enagiert" und sich demonstrativ besorgt zeigt. Jüngstes Beispiel: Bob Geldolf und sein Live Aid-Projekt. Eine Tränendrüsenschnulze aus den 80ern. Soll damals Millionen Dollar generiert haben. Dieser Tage gehts weiter mit der Benervung. Kein geringerer als "Campino" ist sowas wie der Schirmherr über dieses neu aufgegossene "Projekt" in deutsch und mit dem unverwüstlichen Geldof als Angeber ("I dont like mondays, lalala). Diesmal geht es nicht um den Hunger in Afrika, sondern um die Bekämpfung der Ebola-Seuche. I love Cats, my dear! Lasst mich zufrieden mit diesem Quatsch!

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