Ikonen der Jugendbewegung

pdf der Druckfassung aus Sezession 15/Oktober 2006

sez_nr_15von Karlheinz Weißmann

Als im Frühjahr und Sommer 2001 auf der Darmstädter Mathildenhöhe eine große Ausstellung über die „Lebensreform" stattfand, hatte man in den Eingangsraum Fidus' Gemälde „Lichtgebet" gehängt. Das Werk war durchaus geeignet, die Grundidee der „Lebensreform" zu repräsentieren, jener sehr heterogenen Bewegung der wilhelminischen Zeit, die nicht nur Kritik des Kapitalismus, nicht nur Kritik der Industriewirtschaft und Kritik der entfremdeten Arbeit wollte, sondern totale Kritik an allen Erscheinungsformen der Moderne, verknüpft mit der Forderung nach einer neuen Existenzweise: natürlich, authentisch, leiblich.

Daß die Lebens­re­form gera­de in Deutsch­land ein­fluß­reich wur­de, obwohl es auch in den USA, Groß­bri­tan­ni­en oder Frank­reich ähn­li­che Ten­den­zen gab, hing mit der beson­de­ren deut­schen Geis­tes­tra­di­ti­on zusam­men. Zeit­ge­nos­sen haben die Lebens­re­form als Teil eines „Neu­idea­lis­mus” oder einer „Neu­ro­man­tik” betrach­tet. Roman­tisch war das „Licht­ge­bet” in jedem Fall, nicht nur, was die Form betraf, son­dern auch, was sei­ne zen­tra­le Aus­sa­ge anging.

Der 1868 unter dem bür­ger­li­chen Namen Hugo Höp­pe­ner gebo­re­ne Fidus gehör­te zu einer Gene­ra­ti­on, die vom radi­ka­len Wan­del des spä­ten 19. Jahr­hun­derts geprägt war, als sich Deutsch­land in rasan­tem Tem­po ent­wi­ckel­te und eine plu­ra­lis­ti­sche Gesell­schaft ent­stand. Er war kein aka­de­mi­scher Künst­ler, son­dern Auto­di­dakt, beweg­te sich früh in einem Milieu, das nicht ein­fach Künst­ler-Bohè­me war, son­dern Sub­kul­tur im genau­en Sinn. Eine Sub­kul­tur, die zwar Ein­fluß auf den main­stream aus­üb­te, aber mit vie­len Vor­stel­lun­gen und Ent­wür­fen rand­stän­dig blieb und das auch so woll­te. Denn die Lebens­re­for­mer waren dar­auf aus, ihre Zie­le weder durch Revo­lu­ti­on noch durch staat­li­chen Ein­griff zu errei­chen, son­dern durch Wand­lung des Ein­zel­nen. Man hielt des­halb nichts von Par­tei­grün­dun­gen, son­dern bil­de­te Zel­len, die durch ihr Vor­bild auf das grö­ße­re Gan­ze wir­ken soll­ten. Die­se Zel­len waren ent­we­der basis­de­mo­kra­tisch orga­ni­siert oder grup­pier­ten sich als „Kreis” um einen „Meis­ter”. Die Nähe zu reli­giö­sen Gemein­schafts­struk­tu­ren war kein Zufall, son­dern beab­sich­tigt. Gro­ße Tei­le der Lebens­re­form streb­ten auch eine neue Fröm­mig­keit an, die, wenn nicht kir­chen­feind­lich, so doch kir­chen­fern war, vor allem pan­the­is­tisch und nietz­schea­nisch gestimmt.

Fidus hat­te enge Bezie­hun­gen zu den ein­fluß­reichs­ten Grup­pen der Lebens­re­form – Vege­ta­ri­ern, Nudis­ten und Frei­re­li­giö­sen – und kann als ihr künst­le­ri­scher Pro­gram­ma­ti­ker gel­ten. Neben sei­nen Gemäl­den und Zeich­nun­gen schuf er vor allem Auf­trags­ar­bei­ten, die dazu dien­ten, die Ideen der Lebens­re­form optisch zu fas­sen und sich in zahl­lo­sen Repro­duk­tio­nen auf Pla­ka­ten, Dru­cken, Post­kar­ten, Vignet­ten oder als Buch­il­lus­tra­tio­nen wie­der­fan­den. Sei­ne Welt­an­schau­ung war mit den Haupt­an­lie­gen der Lebens­re­form deckungs­gleich, im Reli­giö­sen zuerst theo­so­phi­schok­kult, dann völ­kisch-heid­nisch geprägt. Ihm ging es wie der Bewe­gung um das gro­ße Erzie­hungs­pro­jekt, das der Natür­lich­keit zum Durch­bruch hel­fen soll­te. Sei­ne Bil­der dien­ten vor allem deren Vor­weg­nah­me und Ästhe­ti­sie­rung, was nicht ver­hin­dern konn­te, daß die „Fidus-Men­schen” auf Zeit­ge­nos­sen irri­tie­rend wirk­ten. In sei­nen Lebens­er­in­ne­run­gen erwähn­te Fidus eine Dis­kus­si­on mit Richard Deh­mel und Gus­tav Land­au­er, die sie immer „zu mager fan­den”, und er ver­tei­dig­te sich noch 1946 mit dem Hin­weis: „Die Wahr­heit war, daß ich zum ers­ten Male jugend­li­che und nor­di­sche Nackt­heit dar­stell­te, die bis­he­ri­ge Kunst aber süd­li­che Üppig­keit, dral­le Put­ten oder her­ku­li­sche Män­ner”. Die Gestal­ten sei­ner Bil­der waren tat­säch­lich stark typi­siert, immer über­schlank und hell­haa­rig; die Geschlecht­lich­keit trat ganz zurück, bis an die Gren­ze der Andro­gy­ni­tät, sie wirk­ten oft gedehnt, was nicht nur künst­le­ri­schen Kon­zep­ten des Jugend­stils, son­dern mehr noch den Idea­len der „Frei­kör­per­kul­tur” und den Übungs­vor­la­gen der zeit­ge­nös­si­schen Gym­nas­tik ent­sprach, falls die nicht nur der phy­si­schen Ertüch­ti­gung dien­te, son­dern auch die „Schön­heit unse­res herr­li­chen Men­schen­lei­bes und des adli­gen Hoch­sin­nes” (Karl Vogt) wecken wollte.
Das „Licht­ge­bet” hat dem zen­tra­len Anlie­gen von Fidus so über­zeu­gend Aus­druck gege­ben, daß das Bild in zahl­lo­sen Wie­der­ga­ben nicht nur in der Lebens­re­form­be­we­gung, son­dern weit dar­über hin­aus, auch auf der sozia­lis­ti­schen Lin­ken, Ver­brei­tung fand. Zwi­schen 1890 und 1938 erar­bei­te­te Fidus elf Fas­sun­gen, die gewis­se Abwei­chun­gen zeig­ten, aber im Kern doch unver­än­dert blie­ben: Ein blon­der Jüng­ling steht auf der Fel­sen­klip­pe, reckt die Arme zum Him­mel und zur auf­ge­hen­den Son­ne. Es gibt Schät­zun­gen, wonach das „Licht­ge­bet” als Post­kar­te oder Druck schließ­lich in jedem zehn­ten deut­schen Wohn­zim­mer hing. Sicher hat die pro­gram­ma­ti­sche Aus­sa­ge nicht jeder ver­stan­den, aber doch die empha­ti­sche Stim­mung wahr­ge­nom­men, die Fidus zum Aus­druck brin­gen woll­te; Fried­rich Lien­hard, ein damals viel gele­se­ner, heu­te ver­ges­se­ner Autor, schrieb in einer Art Medi­ta­ti­on über das „Licht­ge­bet”: „Es könn­te ein Grie­chen­kna­be sein, den unser deut­scher Fidus auf den Fels­ke­gel stellt und mit aus­ge­brei­te­ten Armen beten läßt. Die­ser fein­glied­ri­ge, schlan­ke Jüng­ling hat die Hül­len abge­wor­fen, bie­tet sich in jauch­zen­der Nackt­heit dem Lich­te dar und möch­te den himm­li­schen, kos­mi­schen Magne­tis­mus her­ab­lei­ten in erho­be­ne Hän­de. In die­sem Gebet, das ein erlös­tes Jauch­zen ist, liegt aber auch schon Segen, nicht nur Bit­te: Die­se See­le seg­net die schö­ne, von blau­er Luft und wei­ßen Wölk­chen anmu­tig umspiel­te Welt, nicht lebens­ängst­lich, son­dern lebens­gläu­big.” Das waren die Schlüs­sel­be­grif­fe für das Ver­ständ­nis der Dar­stel­lung: Lebens­glau­be – Schön­heit – Jugend.

„Jugend” gehör­te zu den Chif­fren der Welt­an­schau­ungs­de­bat­te an der Jahr­hun­dert­wen­de. Das hat­te nicht nur mit den hoch­ge­stimm­ten Fort­schritts­er­war­tun­gen der Zeit zu tun, son­dern: para­do­xer­wei­se, auch mit der Furcht vor Deka­denz, Ver­grei­sung, Ohn­macht, Volks­tod. Bei­de Aspek­te waren für Fidus von gro­ßer Bedeu­tung und erklä­ren etwas von sei­nem eige­nen, manch­mal das Lächer­li­che strei­fen­den, Bemü­hen um Jugend­lich­keit. Immer­hin hat­te das zur Fol­ge, daß er wie selbst­ver­ständ­lich der „Jugend­be­we­gung” zuge­schla­gen wur­de, obwohl er bei deren Ent­ste­hung dem Jugend­al­ter längst ent­wach­sen war.
Den Aus­gangs­punkt der Jugend­be­we­gung bil­de­te der „Wan­der­vo­gel”, ein 1896 gegrün­de­ter Zusam­men­schluß Ste­glit­zer Gym­na­si­as­ten. Fünf Jah­re spä­ter gelang es ihrem Anfüh­rer, Karl Fischer, einen Trä­ger­ver­ein unter Vor­sitz des Dich­ters Hein­rich Sohn­rey zustan­de zu brin­gen, der die Bezeich­nung „Wan­der­vo­gel – Aus­schuß für Schü­ler­fahr­ten” trug. Die Bewe­gung brei­te­te sich rasch in ganz Mit­tel- und Nord­deutsch­land aus, blieb aller­dings auf die Ober­schu­len und das hieß das Bür­ger­tum beschränkt. Mit dem Erfolg der Jugend­be­we­gung kam deren orga­ni­sa­to­ri­scher Zer­fall. Bereits 1904 spal­te­te sich der „Wan­der­vo­gel e. V.” von einem „Alt-Wan­der­vo­gel” ab. 1907 ent­stand der für die wei­te­re Ent­wick­lung bedeut­sa­me „Wan­der­vo­gel. Deut­scher Bund für Jugend­wan­dern” in Jena, der die (in der Jugend­be­we­gung immer umstrit­te­ne) Auf­nah­me von Mäd­chen gestat­te­te. Es bil­de­ten sich dane­ben auch rein weib­li­che Bün­de. Schon 1910 soll es 78 Wan­der­vo­gel-Orts­grup­pen mit ins­ge­samt 1.500 Mit­glie­dern gege­ben haben, bei Beginn des Ers­ten Welt­kriegs zähl­te man 14.000 Wan­der­vö­gel im Reich, außer­dem noch Grup­pen in der Habs­bur­ger­mon­ar­chie, in der Schweiz, in Flan­dern und im Baltikum.
Obwohl der Wan­der­vo­gel sei­ne welt­an­schau­li­che Neu­tra­li­tät erklär­te und allein das Erleb­nis von Natur, Hei­mat und jugend­li­cher Gemein­schaft zu sei­nen Anlie­gen machen woll­te, war die Zahl der Beein­flus­sungs­ver­su­che groß. Nach­hal­ti­ge Wir­kung hat­ten sie aber nicht. Die Jugend der Wan­der­vö­gel war ein Grund dafür, der ande­re ihr Inter­es­se an der Pra­xis, also dem Her­um­strei­fen ohne elter­li­che Auf­sicht, Freund­schaft, Abko­chen, Lager­feu­er, Über­nach­ten unter frei­em Him­mel. Das erklärt auch die eigen­ar­ti­ge Fol­gen­lo­sig­keit des „Ers­ten Frei­deut­schen Jugend­tags”, der mit zwei- bis drei­tau­send Teil­neh­mern vom 11. bis 13. Okto­ber 1913 auf dem Hohen Meiß­ner abge­hal­ten wur­de. Der bald so genann­te „Meiß­ner-Tag”, brach­te kei­ne Eini­gung der zer­split­ter­ten Bewe­gung, son­dern nur eine kur­ze gemein­sa­me Reso­lu­ti­on („Meiß­ner-For­mel”), in der das Recht der Jugend auf selbst­be­stimm­te Lebens­ge­stal­tung fest­ge­hal­ten wurde.
Fidus hat­te für die Fest­schrift zum Meiß­ner-Tag ein Bild bei­gesteu­ert – „Hohe Wacht” – und die 6. Fas­sung des „Licht­ge­bets” erar­bei­tet, die wäh­rend der Ver­an­stal­tung auf Post­kar­ten ange­bo­ten wur­de und rei­ßen­den Absatz fand. Ein Über­le­ben­der der ers­ten Jugend­be­we­gung, Alfred Ehrent­reich, sprach davon, daß seit­her die Fidus-Werk­statt zum „Wall­fahrts­ort” der Wan­der­vö­gel wur­de. Der Künst­ler hat­te ganz offen­sicht­lich einen Ton getrof­fen, der – ohne daß man sei­ne Vor­stel­lungs­welt im ein­zel­nen ken­nen oder tei­len muß­te – von den Jun­gen begeis­tert auf­ge­nom­men wur­de. Wenn sich das „Licht­ge­bet” in den fol­gen­den Jah­ren so außer­or­dent­lich ver­brei­te­te, nicht zuletzt wegen der moder­nen Druck­tech­ni­ken, so hat­te das mit die­ser Gemein­sam­keit des Emp­fin­dens zu tun, dem, wie ein Ver­eh­rer sag­te, glei­chen „Rhyth­mus der See­len­be­we­gung” (Arno Rentsch).

Die For­mu­lie­rung stammt aus einem Auf­satz der Zeit­schrift Jun­ge Men­schen, die 1919 durch „Frei­deut­sche” gegrün­det wor­den war. Es han­del­te sich bei den Frei­deut­schen ursprüng­lich um eine Grup­pe älte­rer Wan­der­vö­gel, die unter dem Ein­druck des Krie­ges zuneh­mend poli­ti­siert wur­de und beim Zusam­men­bruch ent­schie­den nach links rück­te. Dar­in folg­ten ihnen weder die „Jung­deut­schen”, der rech­te Flü­gel der Gesamt­be­we­gung, noch die Basis. In deren Rei­hen hat­te sich zwi­schen­zeit­lich ein Gene­ra­tio­nen­wech­sel voll­zo­gen, der mit einem Men­ta­li­täts­wan­del ver­bun­den war. Jeden­falls wuchs die Skep­sis gegen­über den jugend­be­weg­ten Aus­drucks­for­men der Vor­kriegs­zeit. Wenn Grup­pen das Wan­der­vo­gel­le­ben unver­än­dert fort­setz­ten, wirk­te das jeden­falls nicht mehr stil­bil­dend. Die Vor­bild­funk­ti­on übten jetzt klei­ne­re, bewußt eli­tä­re Bün­de aus, sogar die Prä­gung des Begriffs „bün­disch” hat­te mit der Ver­än­de­rung zu tun.
Die ers­ten „Bün­di­schen” kamen bezeich­nen­der­wei­se nicht aus den Rei­hen des Wan­der­vo­gels, son­dern aus denen der Pfad­fin­der. Zu Beginn der zwan­zi­ger Jah­re spal­te­ten sich von den gro­ßen Pfad­fin­der­bün­den – die jugend­pfle­ge­risch, nicht jugend­be­wegt waren – Grup­pen ab und bil­de­ten Zusam­men­schlüs­se wie die „Neu-” oder „Ring­pfad­fin­der”. Die hiel­ten an bestimm­ten pfad­fin­de­ri­schen Tra­di­tio­nen fest, von der ein­heit­li­chen Kluft bis zur Geschlos­sen­heit des Auf­tre­tens, kom­bi­nier­ten sie aber mit Prin­zi­pi­en, die aus der Jugend­be­we­gung über­nom­men wor­den waren, wie Füh­rer­wahl und Auto­no­mie der Ortsgruppen.
Das Zen­tral­or­gan der Bün­di­schen war zuerst die Zeit­schrift Der Wei­ße Rit­ter; ein emble­ma­ti­scher Name, denn bei die­sem „wei­ßen Rit­ter” han­del­te es sich um Sankt Georg. Sei­ne Ver­eh­rung hat­te in der Pfad­fin­der­be­we­gung Tra­di­ti­on, was sich vor allem aus deren eng­li­schem Ursprung erklärt. Lord Baden-Powell, der Vater des scou­tism, hat­te den eng­li­schen Natio­nal­hei­li­gen aus­drück­lich zum Vor­bild aller Jun­gen erklärt und die Tötung des Dra­chen zur sym­bo­li­schen Tat, mit der der rit­ter­li­che Mann das Böse besieg­te. „Rit­ter­lich­keit” war sicher die wich­tigs­te Leit­idee in der Anfangs­pha­se der Bün­di­schen. 1921, mit­ten in Nach­krieg, poli­ti­scher, wirt­schaft­li­cher und sozia­ler Kri­se, gab der Wort­füh­rer der Neu­pf­ad­fin­der, Mar­tin Voel­kel, die Paro­le aus: „Hie Rit­ter und Reich!” und füg­te erläu­ternd hin­zu: „Ent­schei­dend ist nur: daß in aller Stil­le die deut­sche Jugend die natür­li­che Form ihres Jugend­le­bens fin­det und sie orga­nisch in das Volks­le­ben ein­glie­dert, näm­lich die Jung­mann­schaft als Kampf­bahn und Hei­mat des ein­ge­bor­nen Rit­ter­tums; daß die­se Rit­ter­schaft ihre Sen­dung erfüllt, indem sie das deut­sche Schick­sal ent­schlos­sen bejaht und dabei weder vor äuße­ren noch inne­ren Fein­den zurück­bebt, auch weder von Abend- noch Mor­gen­land sich ver­füh­ren läßt, viel­mehr auf­bricht für das hei­li­ge Reich; und daß sie dies tut, weil sie die Gna­de erko­ren und zum Hüter des Grals bestellt; weil sie dem neu­en Men­schen­bild, dem Wei­ßen Rit­ter, in Zucht und Treue dient.”
Natür­lich hat­te die Drei­heit Wan­der­vo­gel-Pfad­fin­der-Rit­ter etwas Über­spann­tes, war getra­gen von einem Pathos, das sich an der Dich­tung Ste­fan Geor­ges eben­so nähr­te wie an der Lek­tü­re ger­ma­ni­scher und deut­scher Sagen und über­haupt dem begeis­tern­den Bild des Mit­tel­al­ters, das Teil der Natio­nal­erzie­hung seit dem Ende des 18. Jahr­hun­derts war.

Aber man soll­te die Wirk­sam­keit des­halb nicht unter­schät­zen. Es ist beein­dru­ckend, zu sehen, wie vie­le bedeu­ten­de Köp­fe aus den Rei­hen der frü­hen bün­di­schen Bewe­gung her­vor­ge­gan­gen sind, wel­che cha­rak­ter­li­che Prä­gung man offen­bar durch eine Päd­ago­gik errei­chen konn­te, die ins­be­son­de­re die Jun­gen mit Bil­dern umgab, in denen die Not­wen­dig­keit des Kamp­fes – gegen äuße­re Fein­de wie gegen den Feind in sich selbst – so sehr betont wur­de. Das lyri­sche Selbst­ver­ständ­nis des Wan­der­vo­gels war hier abge­löst, von einem zwar nicht min­der roman­ti­schen, aber härteren.
Auch ein Aus­druck die­ses Wan­dels war das Ver­schwin­den der Fidus-Bil­der aus den Zeit­schrif­ten der Jugend­be­we­gung. Anfein­dun­gen von links hat­te es früh gege­ben, dann auch von kon­ser­va­ti­ver Sei­te, vor allem aber haf­te­te sei­ner Kunst etwas Über­stän­di­ges an, selbst sein pro­phe­ti­scher Ges­tus war irgend­wie wil­hel­mi­nisch geblie­ben. Umge­kehrt hat die Bün­di­sche Jugend bis zum Ende der zwan­zi­ger Jah­re kei­nen künst­le­ri­schen Aus­druck ihrer Vor­stel­lungs­welt gefun­den. Zwar gibt es in den Ver­öf­fent­li­chun­gen zahl­lo­se Dar­stel­lun­gen des Hei­li­gen Georg, ande­rer Dra­chen­tö­ter oder Kämp­fer­ge­stal­ten, aber kei­ne kano­ni­sche. Bei den bes­ten han­delt es sich um Repro­duk­tio­nen aus der Vor­kriegs-und Kriegszeit.
Die Lücke wur­de erst durch einen Künst­ler geschlos­sen, der nicht nur aus der Jugend­be­we­gung her­vor­ge­gan­gen war, son­dern eini­ge der bedeu­tends­ten Bil­der aus ihrem Geist geschaf­fen hat: A. Paul Weber. Weber, 1893 gebo­ren, hat­te dem Wan­der­vo­gel der Vor­kriegs­zeit ange­hört, aber das ist für die­sen Zusam­men­hang kaum von Bedeu­tung. Wich­ti­ger erscheint, daß er seit dem Beginn der zwan­zi­ger Jah­re in engen Kon­takt zum „Deutsch­na­tio­na­len Hand­lungs­ge­hil­fen-Ver­band” (DHV) trat, der mit­glie­der­stärks­ten nicht­lin­ken Arbeit­neh­mer­ver­ei­ni­gung. Weber arbei­te­te für die Han­sea­ti­sche Ver­lags­an­stalt, die dem DHV gehör­te, für des­sen Zeit­schrift Deut­sches Volks­tum und vor allem für die Nach­wuchs­or­ga­ni­sa­ti­on, die „Fah­ren­den Gesellen”.
Neben den Text­illus­tra­tio­nen und Gele­gen­heits­ar­bei­ten, die Weber anfer­tig­te, war die Nähe zum DHV der Haupt­grund für die außer­or­dent­li­che Ver­brei­tung, die sei­ne Arbei­ten in allen Frak­tio­nen der „Kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­ti­on” fan­den, vor allem unter Jung­kon­ser­va­ti­ven, Natio­nal­re­vo­lu­tio­nä­ren (Weber arbei­te­te eng mit Ernst Nie­kisch zusam­men, des­sen Zeit­schrift Wider­stand er zeit­wei­se mit her­aus­gab und gestal­te­te) und Bün­di­schen. Deren Selbst­ver­ständ­nis hat er auf unüber­trof­fe­ne Wei­se zum Aus­druck gebracht. Wie­der­ga­ben fan­den sich vor allem in den Zeit­schrif­ten und Bro­schü­ren der natio­na­lis­tisch aus­ge­rich­te­ten Bün­de wie der Fah­ren­den Gesel­len selbst, des „Jung­na­tio­na­len Bun­des”, der „Geu­sen”, der „Frei­schar Schill”, der „Schill­ju­gend” und der „Adler und Fal­ken”, aber seit dem Anfang der drei­ßi­ger Jah­re tauch­ten sie auch in den Ver­öf­fent­li­chun­gen der weni­ger poli­ti­sier­ten Grup­pen, etwa der evan­ge­li­schen Jugend, auf. Kenn­zeich­nend waren wei­ter die von Weber geschaf­fe­nen Gemäl­de und Aus­stat­tungs­ge­gen­stän­de für meh­re­re Jugend­her­ber­gen, die auf Kos­ten des Mäzens Alfred C. Toep­fer gebaut wur­den, der Weber nicht nur als Künst­ler schätz­te, son­dern auch sei­ne „natio­nal­bol­sche­wis­ti­schen” Über­zeu­gun­gen teilte.

Die Kunst Webers erleb­te in den zwan­zi­ger und drei­ßi­ger Jah­ren ihre Rei­fe­pha­se. Wäh­rend sei­ne Anfän­ge noch stark der Kon­ven­ti­on ver­pflich­tet waren, mach­ten sich jetzt neben dem Ein­fluß der alt­deut­schen Meis­ter vor allem Vor­bil­der wie Fer­di­nand Hod­ler und Albin Egger-Lienz bemerk­bar. Das ist etwa an den eigen­ar­tig kan­tig wir­ken­den Wan­de­rern zu erken­nen, die Weber 1921 für Hjal­mar Kutz­lebs Land­fah­rer­buch schuf, oder an einem der sel­te­ne­ren Ölbil­der, das einen Bün­di­schen zeigt, der sei­nen „Affen” auf­setzt, und des­sen Gestal­tung ganz offen­sicht­lich Hod­lers „Auf­bruch der Frei­wil­li­gen” nach­emp­fun­den war. Das alles waren aber nur Vor­stu­fen jener Arbei­ten, mit denen Weber dann die bün­di­sche Welt­an­schau­ung dar­stel­len soll­te: als Idyll – etwa das bäu­er­li­che, „volk­haf­te” Leben – als Ide­al – die Rit­ter­lich­keit, das Front­kämp­fer­tum, Füh­rer und Gefolg­schaft – oder als Kari­ka­tur – den Tou­ris­ten, den Bour­geois, die Masse.
Die Bil­der, die Weber in jener Zeit schuf, waren von unter­schied­li­cher Qua­li­tät. Eini­gem merkt man den Druck des Brot­er­werbs an, aber vie­les gehört zum bes­ten, was im Umkreis der Jugend­be­we­gung künst­le­risch her­vor­ge­bracht wur­de. Armin Moh­ler hat vor­ge­schla­gen, einen Holz­schnitt Webers mit mar­schie­ren­den Jun­gen vor über­groß im Hin­ter­grund erschei­nen­den Sol­da­ten als den opti­schen Aus­druck des Bün­di­schen zu betrach­ten. Damit ist ohne Zwei­fel erfaßt, daß die Rit­ter­ro­man­tik der Anfangs­zeit ganz zurück­ge­tre­ten war und der moder­ne den mit­tel­al­ter­li­chen Kämp­fer als Vor­bild ersetzt hat­te. Aller­dings ist nur eine klei­ne Min­der­heit der Bün­di­schen dem Weg kon­se­quent bis zur „Wehr­ju­gend” gefolgt, für die Mehr­heit wirk­ten zwar die Straff­heit des Auf­tre­tens, die Mili­tanz und die sym­bo­li­sche Männ­lich­keit anzie­hend, aber man scheu­te doch vor dem Schritt zur akti­ven Vor­be­rei­tung eines neu­en Waf­fen­gangs mit den deut­schen Geg­nern zurück.
Bei der Mehr­zahl der Bün­di­schen ging es eher um ein – jugend­ty­pi­sches – Avant­gar­de­be­wußt­sein ohne letz­te Klar­heit. Inso­fern erscheint ein künst­le­risch schwä­che­res Bild Webers aus­sa­ge­kräf­ti­ger. Es han­delt sich um eine 1932 ver­öf­fent­lich­te Zeich­nung, die einen bün­di­schen Zug hin­ter der Adler­fah­ne in einer Rui­nen­land­schaft zeigt. Wäh­rend die Umge­bung im Schat­ten liegt und fins­te­re Gestal­ten nach Ver­ste­cken suchen, zieht der Trupp unbe­ein­druckt sei­ne Bahn, der Weg unge­wiß, aber in hel­le­res Licht getaucht.
Die­se Dar­stel­lung kam dem Selbst­bild der meis­ten Bün­di­schen sehr nahe, für die sich Nach­krieg und gro­ße Kri­se zusam­men­zo­gen in der Wahr­neh­mung, zwi­schen Trüm­mern der Ver­gan­gen­heit leben zu müs­sen, in einer Welt, die nicht nur bür­ger­li­che Sicher­heit ver­lo­ren hat­te, son­dern auch ohne Wer­te und Meta­phy­sik aus­kom­men muß­te. Das ent­sprach dem zeit­ty­pi­schen Pathos der Ent­schie­den­heit und Ernst Jün­gers Figur des „preu­ßi­schen Anar­chis­ten”, der das Cha­os durch­streift auf der Suche nach einer neu­en Ord­nung, nur bewaff­net mit dem „kate­go­ri­schen Impe­ra­tiv des Her­zens”. In kon­kre­te, etwa poli­ti­sche Maß­nah­men war ein sol­ches Selbst­ver­ständ­nis aber kaum umsetz­bar. Die von Nie­kisch 1929 aus­ge­ru­fe­ne „Akti­on der Jugend” gegen den Young-Plan schei­ter­te bezeich­nen­der­wei­se an der Irri­ta­ti­on und dem Zögern der Bünde.

Zu die­sem Zeit­punkt sahen sich die­je­ni­gen, die die Poli­ti­sie­rung for­ciert hat­ten, genau­so wie die Füh­rer der Tra­di­ti­ons­grup­pen einer neu­en Oppo­si­ti­on aus den eige­nen Rei­hen gegen­über. Es ent­stan­den noch ein­mal „Ener­gie­ver­bän­de” (Eber­hard Koe­bel – tusk), die ver­such­ten, die Bewe­gung auf ihr ursprüng­li­ches Anlie­gen zurück­zu­füh­ren. Man woll­te kei­nes­wegs zum Frei­schwei­fen­den des Wan­der­vo­gels zurück­keh­ren. Grau­es Corps und dj.1.11 for­der­ten viel­mehr eine beson­de­re – auch und gera­de am Aus­se­hen ori­en­tier­te – Aus­le­se und strik­te Dis­zi­plin im Auf­tre­ten. Der wich­tigs­te Prot­ago­nist die­ser „Jun­genbewe­gung” war der Füh­rer von dj.1.11, Eber­hard Koe­bel – „tusk”. Sein Cha­ris­ma war außer­or­dent­lich, sei­ne orga­ni­sa­to­ri­schen Fähig­kei­ten bemer­kens­wert. Aber die Haupt­wir­kung ver­dank­te er weni­ger Ideen – dem Kosa­ken- und Samu­rai­kult, der Fas­zi­na­ti­on durch Zen und Noma­den­le­ben -, son­dern stär­ker der Stil­bil­dung durch sei­ne Ent­wür­fe für das Lay­out von Zeit­schrif­ten und Büchern, für die Klei­dung, für die Gestal­tung der Lager, der Zel­te und der Fah­nen. In kur­zer Zeit wur­de das alles vom größ­ten Teil der Bün­de und sogar von der tra­di­tio­nel­len Jugend­pfle­ge der Kir­chen, Par­tei­en und Gewerk­schaf­ten über­nom­men. Erst in die­ser sehr kur­zen, kaum drei Jah­re dau­ern­den, End­pha­se der Jugend­be­we­gung wur­de sie tat­säch­lich zum Generationenphänomen.
Von tusk stamm­te auch der Auf­trag zu Oskar Jus­ts Gemäl­de „Der Fah­nen­trä­ger der dj.1.11″, dem letz­ten ein­fluß­rei­chen Ziel­bild der Jugend­be­we­gung. Just, Jahr­gang 1896, stamm­te aus dem sude­ten­deut­schen bezie­hungs­wei­se öster­rei­chi­schen Wan­der­vo­gel, war aber am Ende des Krie­ges nach Ber­lin über­sie­delt. Dort hat­te er Ver­bin­dung zu tusk auf­ge­nom­men, und 1931 schuf er das erwähn­te Gemäl­de, das einen betont „nor­disch” aus­se­hen­den Jun­gen, in der neu­en blau­en Kluft der Jun­gen­schaf­ter mit der „Sei­den­fah­ne” der dj.1.11 zeig­te. Die selbst­be­wuß­te Kopf­hal­tung und die in die Sei­ten gestütz­ten Arme ver­mit­teln jenen Ein­druck des Küh­nen, Stol­zen, Läs­si­gen, der von den Jun­gen­schaf­tern vor allem ange­strebt wur­de. Das Gemäl­de stell­te Rai­ner Rall dar, genannt „Mario”, der schon zu tusks Stutt­gar­ter dj.1.11-Gruppe gehört und 1929 an der legen­dä­ren Lapp­land­fahrt teil­ge­nom­men hat­te; 1933 wid­me­te ihm tusk sei­ne Hel­den­fi­bel.
Der „Fah­nen­trä­ger” wur­de im Haupt­raum der „Rot­grau­en Gar­ni­son” in Ber­lin auf­ge­hängt: „Die Reichs­fah­ne von dj.1.11 hängt an der Wand. Gegen­über das gro­ße Bild von Oskar Just: Der Fah­nen­trä­ger von dj.1.11. Auf Bän­ken und Schrän­ken lie­gen Musik­in­stru­men­te, Zieh­har­mo­ni­kas, Ban­jos, Klamp­fen, Schieß­ge­rä­te. Am schöns­ten ist der Raum bei Ker­zen­schein. Der gro­ße graue Vor­hang ist zuge­zo­gen; die wei­ßen Sei­den­vor­hän­ge neben der Reichs­fah­ne bewe­gen sich in der auf­stei­gen­den Wär­me. Die Buben sin­gen und stamp­fen, der Hund Schascha bellt. Das ist die Garnison.”

Wal­ter Sau­er – „Wasa” – hat zu dem Bild bemerkt, daß es dem heu­ti­gen Betrach­ter oft als „bei­spiel­haf­te Dar­stel­lung eines Hit­ler-Jun­gen” erschei­ne. Was nicht nur mit feh­len­der Kennt­nis der his­to­ri­schen Zusam­men­hän­ge oder der bün­di­schen Zei­chen­spra­che zu erklä­ren ist, son­dern auch mit der ganz zutref­fen­den Wahr­neh­mung, daß hier wie dort ähn­li­che Ide­al­ent­wür­fe pro­pa­giert wur­den. Sieht man davon ab, daß dj.1.11 oder Grau­es Corps auf Grund ihrer beschränk­ten Grö­ße ganz ande­re Mög­lich­kei­ten hat­ten, sich dem Ide­al anzu­nä­hern, wäh­rend das dem Staats­ju­gend­ver­band fak­tisch unmög­lich war, so bleibt doch umge­kehrt der Sach­ver­halt zu beto­nen, daß man in der HJ-Füh­rung nach 1933 bün­di­sche Aus­drucks­for­men dul­de­te und sogar för­der­te, von denen – zu Recht – ange­nom­men wur­de, daß sie die Anzie­hungs­kraft stär­ken und den Aspekt des Zwan­ges mil­dern würden.
Es hat in den Anfangs­jah­ren des Regimes eine gro­ße Zahl von Jung­volk­füh­rern gege­ben, die nach dem Ver­bot aus den Bün­den gekom­men waren und den bekann­ten „Betrieb” mehr oder weni­ger unver­än­dert fort­setz­ten. Es exis­tier­te dane­ben und dage­gen aber auch eine unter­ir­di­sche Fort­set­zung. Die konn­te sich in der Ille­ga­li­tät „Schwar­zer Bün­de” nie­der­schla­gen, die oft in der jun­gen­schaft­li­chen Tra­di­ti­on stan­den, aber Orga­ni­sa­ti­ons­bil­dung war gar nicht not­wen­dig. Wie am Bei­spiel Hans Scholls ein­drucks­voll ables­bar, hat­te die Wei­ter­wir­kung mit dem Eli­tis­mus zu tun, der Reser­ve gegen­über der Mas­sen­or­ga­ni­sa­ti­on und dem Bedürf­nis nach Auto­no­mie, das in der HJ nicht befrie­digt wer­den konn­te. In sei­ner Pro­gramm­schrift Der gespann­te Bogen hat­te tusk prin­zi­pi­ell zwi­schen „Wie­der­ho­lern” und „Selbst­er­rin­gen­den” unter­schie­den; die von ihm erhoff­te „neue Jugend­be­we­gung” soll­te eben von „Selbst­er­rin­gen­den” getra­gen werden.
1933 gab es vie­le, die hoff­ten, daß die HJ trotz aller Fremd­heit doch so etwas wie die Voll­endung der Jugend­be­we­gung im „Hoch­bund” sein könn­te. Die Hoff­nung hat getro­gen. Es hat­te inso­fern sym­bo­li­sche Qua­li­tät, daß Jus­ts „Fah­nen­trä­ger” zwar noch 1942 in einer klei­nen Kunst­aus­stel­lung der Wehr­macht im besetz­ten Frank­reich gezeigt wur­de, aber der Fah­nen­trä­ger selbst schon zu Beginn des Krie­ges gefal­len war. Die Dis­kre­di­tie­rung der Idea­le, für die er und sei­ne Gene­ra­ti­on in der Jugend­be­we­gung gestan­den hat­ten, durch­lief damals eine ers­te Pha­se, die zwei­te begann in der Nach­kriegs­zeit und erreich­te ihren Höhe­punkt in den sech­zi­ger Jah­ren. Die Kon­zep­te jugend­li­cher Ästhe­tik erfuh­ren seit­dem eine dra­ma­ti­sche Ver­än­de­rung, die sie von allem ent­fern­ten, was an die Leit­bil­der der Jugend­be­we­gung erin­ner­te. Dazu hat die Kolo­ni­sie­rung jugend­li­cher Exis­tenz durch die Waren­welt eben­so bei­getra­gen wie die Ent­fal­tung destruk­ti­ver Kräf­te im Kern der Gesellschaft.
Von der Jugend­be­we­gung ist fast nichts geblie­ben, und die Bil­der, in denen sie ihr Selbst­ver­ständ­nis dar­ge­stellt fand, las­sen sich bloß noch mit Über­set­zungs­hil­fe ent­zif­fern. Sol­che Ver­schüt­tung von Vor­stel­lungs­wel­ten ist in der Geschich­te nicht unge­wöhn­lich, hat aber in die­sem Zusam­men­hang eine wei­ter­ge­hen­de Bedeu­tung, weil die Jugend­be­we­gung selbst als Jugendbewe­gung in der ers­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts eine Zäsur mar­kiert: zwi­schen jenen Pha­sen der Geschich­te, in denen Jugend als selb­stän­di­ger Lebens­ab­schnitt kei­ne oder kaum eine Rol­le spie­len konn­te, und jenen, in denen neben fort­ge­setz­tem Infan­ti­lis­mus und for­cier­ter Früh­rei­fe kein Platz mehr ist für ein „Jugend­reich”.

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