Björn Höcke, Stefan Scheil und die AfD – ein Doppelinterview (Teil 2)

Es ist einige Zeit vergangen, seit wir den 1. Teil des Doppelinterviews mit dem Landesvorsitzenden der AfD in Thüringen

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Björn Höcke, und dem AfD-Kreis­tags­ab­ge­ord­ne­ten und Autor die­ser Zeit­schrift, Ste­fan Scheil, ver­öf­fent­lich­ten. Höcke ist seit­her damit beschäf­tigt, sei­ne Land­tags­frak­ti­on in Erfurt ans Tages­ge­schäft her­an­zu­füh­ren und Scheil hat ein quel­len­sat­tes Buch über die Bewer­tung der Kriegschuld­fra­ge nach dem I. Welt­krieg ver­öf­fent­licht (das wir sehr emp­feh­len). Nun also ist Teil 2 des Gesprächs fertig:

SEZESSION: Sie beschrei­ben hier einen poli­tisch-admi­nis­tra­ti­ven Kom­plex, der den Wäh­ler­wil­len, das Gemein­wohl und den eigent­li­chen Zukunfts- und Lebens­ent­wurf unse­res Vol­kes infra­ge stellt. Ist die AfD dafür ange­tre­ten, die­sen Kom­plex auf­zu­bre­chen? Ist eine ande­re Poli­tik möglich?

SCHEIL: Es wird gar nicht anders gehen, als die­sen Kom­plex auf­zu­bre­chen. Dan­kens­wer­ter­wei­se hat die SPD-Gene­ral­se­kre­tä­rin Fahi­mi gleich am Tag nach dem Erschei­nen des ers­ten Teils die­ses Inter­views in der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen einen Auf­ruf für “ein brei­tes gesell­schaft­li­ches Bünd­nis, von der SPD und ande­ren poli­ti­schen Par­tei­en, über die Gewerk­schaf­ten, die Kir­chen, Indus­trie- und Sozi­al­ver­bän­de, Stif­tun­gen und NGOs” gegen die AfD ver­öf­fent­licht. Das ist ja nichts ande­res als die aus­drück­li­che Beschwö­rung der Ein­heit des eben beschrie­be­nen Kom­ple­xes. Damit sind zugleich die Auf­ga­ben und die Fron­ten noch ein­mal klar benannt.
Eine ande­re Poli­tik ist mög­lich, sie wird aber seit Jahr­zehn­ten blo­ckiert. Es gilt nicht die demo­kra­ti­sche Offen­heit, son­dern viel­fach die schon vor vier­zig Jah­ren von Hel­mut Schelsky ange­klag­te “Pries­ter­herr­schaft der Intel­lek­tu­el­len”, wobei unter “Intel­lek­tu­el­len” auch Schelsky schon die klei­nen Zir­kel ver­stand, die gan­ze Län­der, Gesell­schaf­ten und Völ­ker umbau­en oder auch abbau­en woll­ten. Das trifft sich dann mit groß­in­dus­tri­el­len und finan­zi­el­len Inter­es­sen, die “Gren­zen” als stö­rend emp­fin­den und es gern sehen und för­dern, wenn sie intel­lek­tu­ell abge­baut werden.

HÖCKE: Ich kann mich hier grund­sätz­lich der Bewer­tung von Herrn Dr. Scheil anschlie­ßen, möch­te aber noch fol­gen­des ergän­zen: Der poli­tisch-admi­nis­tra­ti­ve Kom­plex exis­tiert als ein auto­poie­ti­sches und selbst­re­fe­ren­ti­el­les Sys­tem im Sin­ne Niklas Luh­manns. Und ohne Zwei­fel gibt es auch inter­na­tio­nal ope­rie­ren­de klei­ne Zir­kel als Sub­sys­te­me des poli­tisch-admi­nis­tra­ti­ven Kom­ple­xes, die gemein­sam und gezielt die beschrie­be­nen glo­ba­len Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se ein­lei­ten und moderieren
Im Gegen­satz zu den Letzt­ge­nann­ten ist das “brei­te gesell­schaft­li­che Bünd­nis”, dem Fahi­mi das Wort redet, kein welt­an­schau­lich-mono­li­thi­scher Block. Die gemein­sa­me Schnitt­men­ge der “Bünd­nis­part­ner” ist doch recht über­schau­bar. Zieht man die bigot­te, zur Schau getra­ge­nen Hyper­mo­ral und den kor­re­spon­die­ren­den Riten­ka­non ab, bleibt nicht viel.

 

SEZESSION: Du meinst also, daß sich das Schei­tern der orga­ni­sier­ten, breit ange­leg­ten Dif­fa­mie­rungs­me­cha­nis­men, das wir etwa im Fall Sar­ra­zin ver­blüfft erleb­ten, nun im Fal­le der AfD wie­der­ho­len könnte?

HÖCKE: In der Tat. Ich habe in den letz­ten Wochen zahl­rei­che Gesprä­che mit soge­nann­ten Reprä­sen­tan­ten des öffent­li­chen Lebens geführt. Vie­le spra­chen im kleins­ten Kreis sehr offen und ent­fal­te­ten Lage­be­ur­tei­lun­gen, die sich deut­lich von der ver­ord­ne­ten Rea­li­täts­ver­wei­ge­rung der wich­tigs­ten Mei­nungs­füh­rer in die­sem Land unter­schie­den. Es sind also in ers­ter Linie die Sta­tus­in­ter­es­sen, die den “hyper­mo­ra­li­schen Block” zusam­men­hal­ten. Auch bei der teil­neh­men­den Intel­li­gen­zi­ja sehe ich nicht nur Über­zeu­gungs­tä­ter, son­dern das schon von Benn kri­ti­sier­te “hün­di­sche Krie­chen vor den poli­ti­schen Begrif­fen”. Ich hal­te das Fun­da­ment folg­lich nicht für sehr trag­fä­hig. Die beharr­li­che Arbeit einer wis­sen­den, poli­tisch klug ope­rie­ren­den und wil­lens­star­ken Oppo­si­ti­on kann hier vie­les bewir­ken. Zumin­dest in Tei­len sehe ich die­ses Poten­ti­al bei der AfD.

 

SEZESSION: Aber die AfD ist eine Par­tei, und wir wis­sen aus der Geschich­te, der Lite­ra­tur – Max Weber – und eige­ner Anschau­ung, daß jede Par­tei bin­nen weni­ger Jah­re zurecht­ge­ho­belt wird oder verschwindet …

HÖCKE: Was ist die Alter­na­ti­ve in einer par­tei­en­ba­sier­ten par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie? Die AfD hat ihren Ursprung in einer Bür­ger­be­we­gung, der Wahl­al­ter­na­ti­ve 2013. Nach den ernüch­tern­den Erfah­run­gen einer Koope­ra­ti­on mit den FW in Nie­der­sach­sen zur Land­tags­wahl führ­te kein Weg mehr an einer Par­tei­grün­dung vor­bei. Der Ein­zug in die Land­ta­ge erlaubt uns den Auf­bau pro­fes­sio­nel­ler Struk­tu­ren, die zunächst in den drei Län­dern die Pha­se der per­ma­nen­ten Selbst­aus­beu­tung been­det. Das Medi­en­in­ter­es­se ver­ste­tigt sich, es ste­hen Gel­der zur Ver­fü­gung, die uns mei­nungs­bil­den­de Arbeit ermög­li­chen. Aller­dings gebe ich unum­wun­den zu, daß das Zeit­fens­ter der AfD sehr klein ist.

Mit jedem der von der Par­tei lebt, mit jedem Man­dats­trä­ger, den die AfD stellt, wird der grund­sätz­li­che Erneue­rungs­wil­le wei­ter erlah­men. Ich set­ze viel Hoff­nung auf den pro­gram­ma­ti­schen Pro­zeß, der jetzt mit der Grün­dung der Lan­des- und Bun­des­fach­aus­schüs­se begon­nen wird. In die­sem Rah­men steht auch die For­mu­lie­rung einer Visi­on “Thü­rin­gen und Deutsch­land 2030” auf der poli­ti­schen Agen­da. Hier kom­men wir an der Dis­kus­si­on der gro­ßen The­men nicht vor­bei – das macht Hoffnung.

SCHEIL: Ich schlie­ße mich Herrn Höcke an. Eine ande­re Poli­tik ist ohne wei­te­res mög­lich. Die Mehr­heit der Bevöl­ke­rung hat ande­re Inter­es­sen und kann die Basis dafür bil­den. Es gibt auch über­haupt kei­nen sach­li­chen Grund, war­um eine deut­sche Regie­rung die viel­fa­chen Ver­trags­brü­che im euro­päi­schen Recht hin­neh­men soll­te und war­um die schlei­chen­de Ent­mün­di­gung der deut­schen Par­la­men­te hin­ge­nom­men wird. Oder nur ein Bei­spiel auf prak­ti­scher Ebe­ne: Es gibt auch kei­nen Grund, war­um für alle erkenn­bar die Ver­kehrs-Infra­struk­tur vor sich hin rot­tet und die zustän­di­gen Ver­bän­de den Inves­ti­ti­ons­stau inzwi­schen mit 130 Mil­li­ar­den bezif­fern, wäh­rend der Finanz­mi­nis­ter mit der nach­ge­ra­de dümm­li­chen Behaup­tung durch die Lan­de zieht, er lege einen aus­ge­gli­che­nen Haus­halt vor. Wer die Sub­stanz der­art ver­kom­men läßt, der macht Schul­den, auch wenn er es buchungs­tech­nisch zu ver­ste­cken ver­sucht. Hier und an vie­len ande­ren Stel­len kön­nen neue Prio­ri­tä­ten gesetzt wer­den, die den schlei­chen­den Ein­druck kor­ri­gie­ren, das Land sei am Verfallen.
Zu der Annah­me, daß jede neue Par­tei bald ver­schwin­det, gibt es gera­de in Deutsch­land mit den Grü­nen ein schla­gen­des Gegen­bei­spiel. Was immer man davon hal­ten mag, deren gro­ßer gesell­schaft­li­cher und poli­ti­scher Erfolg läßt sich kaum bestrei­ten. Aller­dings haben sie dabei man­che The­men abge­legt und sind heu­te weni­ger denn je eine Natur­schutz­par­tei als eine Lob­by bestimm­ter Indus­trien und “bun­ter” Orga­ni­sa­tio­nen. Sicher wird sich die AfD eben­falls wan­deln, wobei in letz­ter Zeit eher das patrio­ti­sche Ele­ment stär­ker wur­de. Aber die Sub­stanz wird bestehen bleiben.

 

SEZESSION: Herr Dr. Scheil, es wird Sie nicht über­ra­schen, daß ich den Erhalt der Infra­struk­tur vor dem Hin­ter­grund der demo­gra­phi­schen Kata­stro­phe und der rasant vor­an­schrei­ten­den Über­frem­dung für einen Neben­kriegs­schau­platz hal­te. Aber Sie spra­chen vor­hin einen sehr wich­ti­gen Punkt an, indem Sie neben die Auf­lö­sung natio­na­ler Gren­zen den „intel­lek­tu­el­len Abbau von Gren­zen” stell­ten. Mir scheint, dies sei die gro­ße, meis­ten­teils nicht wahr­ge­nom­me­ne, jedoch äußerst wirk­mäch­ti­ge Gefahr: die Libe­ra­li­sie­rung aller Lebens­be­rei­che bei gleich­zei­ti­ger Selbst­auf­ga­be aller Eigen­ar­ten, Beson­der­hei­ten, Hier­ar­chien, Ordnungsgefüge.

SCHEIL: Man soll­te den Ein­fluß nicht unter­schät­zen, den die ste­te Erfah­rung des Ver­falls der Infra­struk­tur auf das Bewußt­sein der Bevöl­ke­rung hat und damit auch auf die Beant­wor­tung der an sich kurio­sen, aber selbst hier im ver­gleichs­wei­se rei­chen Süd­wes­ten oft gehör­ten Fra­ge, ob man es “heu­te noch wagen” kön­ne, in Deutsch­land Kin­der in die Welt zu set­zen. Inso­fern ist das mei­nes Erach­tens ein wich­ti­ger Teil des Pro­blems, das aber, da haben Sie Recht, durch die Auf­ga­be trag­fä­hi­ger Ord­nun­gen ver­schärft wird.
Es gab und gibt jedoch auch kei­nen Anlaß zur Selbst­auf­ga­be der deut­schen Kul­tur, indem man jede denk­ba­re kul­tu­rel­le Aus­drucks­form inner­halb der Bun­des­re­pu­blik für gleich­ran­gig erklärt, wie es die mulikul­tu­rel­le Ideo­lo­gie durch­set­zen will. Das wird ja teil­wei­se noch von offe­nem Haß und Ver­ach­tung für Deutsch­land und die Deut­schen über­trof­fen. Es hat sich in der SPD nie­mand auf­ge­regt, als das Par­tei­mit­glied Ute Sack­sof­sky, Inha­ber einer Jura­pro­fes­sur in Frank­furt, die Ansicht zum bes­ten gege­ben hat, daß es “um die Wei­ter­ga­be deut­schen Erb­gu­tes nach der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Gewalt­herr­schaft nicht mehr gehen kann”.

Im Gegen­teil wur­de die Frau kur­ze Zeit spä­ter ein pro­mi­nen­tes Mit­glied im Wahl­kampf­team der SPD in Hes­sen, obwohl die Wort­wahl in die­ser bio­lo­gis­ti­schen Fort­schrei­bung – oben­drein nicht­exis­ten­ter – his­to­ri­scher Kol­lek­tiv­schuld auf nach­ge­bo­re­ne Gene­ra­tio­nen schlecht­hin ein extrem ras­sis­ti­sches Welt­bild zum Aus­druck bringt. Frau Sack­sof­sky gehört mit die­sem Anlie­gen noch zum oben genann­ten “Kom­plex”. Es ist mei­ner Ansicht nach kein inhalt­li­ches Pro­blem, die mora­li­sche und intel­lek­tu­el­le Ver­kom­men­heit die­ser Leu­te vor­zu­füh­ren. Man muß ledig­lich Öffent­lich­keit erzwin­gen. Hier­für kann Par­tei­po­li­tik einen gro­ßen Schub bedeuten.

HÖCKE: Insti­tu­tio­nen wie SEZESSION oder IfS waren feder­füh­rend dar­an betei­ligt, die von Herrn Dr. Scheil ange­spro­che­ne “mora­li­sche und intel­lek­tu­el­le Ver­kom­men­heit” füh­ren­der Prot­ago­nis­ten des poli­tisch-admi­nis­tra­ti­ven Kom­ple­xes auf­zu­de­cken. Die Gefahr ist erkannt, jetzt muß sie gebannt werden.
Mein Man­dat setzt mich frei zur Poli­tik. Es soll eine kon­ser­va­ti­ve Poli­tik sein. Als Kon­ser­va­ti­ver set­ze ich Iden­ti­tät gegen Glo­ba­lis­mus, Ord­nung gegen Auf­lö­sung und Dif­fe­ren­zie­rung gegen Gleich­schal­tung. Die­se Grund­prin­zi­pi­en geben mir Ori­en­tie­rung für die poli­ti­sche Bewer­tung der gesam­ten Lebens­wirk­lich­keit. Als Poli­ti­ker muß ich jetzt dar­an gehen “Beträ­ge von hohem Wert in Klein­geld unter die Leu­te zu brin­gen” (Bis­marck). Das gelingt nur, wenn man als Poli­ti­ker bereit ist, gekonnt zu ver­ein­fa­chen und Bot­schaf­ten ins Land zu sen­den, die die Men­schen auch gefühls­mä­ßig erreichen.

 

SEZESSION: Was bleibt dabei – ent­schul­di­ge – von dei­ner Intel­lek­tua­li­tät übrig? Ein Poli­ti­ker muß hun­dert­mal die­sel­be Wahl­kampf­re­de hal­ten und die Dif­fe­ren­zie­rung der Posi­tio­nie­rung unterwerfen.

HÖCKE: Für AfD-Poli­ti­ker ist es viel­leicht beson­ders schwer, das zu akzep­tie­ren, weil unse­re Par­tei mit dem Anspruch ange­tre­ten ist, Theo­rie, Empi­rie und gesun­den Men­schen­ver­stand gegen die Ideo­lo­gie in die Poli­tik ein­zu­spei­sen und dem Hype mit bür­ger­li­cher Beson­nen­heit zu begeg­nen. Aber viel­leicht ist der Wider­spruch gar kein wirk­li­cher. Viel­leicht ist die Zeit für einen neu­en Poli­ti­ker­ty­pus gekom­men. Für einen,  der dadurch das so uner­läß­li­che Cha­ris­ma ent­fal­tet, daß er auf der Basis der Ver­nunft und des Ver­stan­des sei­ner Lie­be zum Eige­nen und zum Immer­gül­ti­gen gefühls­stark Aus­druck ver­lei­hen kann. Das Auf­tau­chen einer sol­chen Per­sön­lich­keit könn­te viel bewegen.

 

SEZESSION: Das bedeu­tet: Die­se Per­son ist noch nicht auf­ge­taucht, und wenn sie auf­tauch­te, dürf­te sie kei­nes­falls dem von Olaf Hen­kel ver­kör­per­ten libe­ra­len Flü­gel der Par­tei ange­hö­ren, oder? Wie welt­an­schau­lich ernst ist die Aus­ein­an­der­set­zung inner­halb der Partei?

HÖCKE: Ich bin der fes­ten Über­zeu­gung, daß es die­se Per­son schon gibt. Als noch nicht gesetz­te Par­tei kata­ly­siert die AfD per­ma­nent nicht nur Inhal­te son­dern auch Per­so­nen und deren Ent­wick­lung zu poli­ti­schen Per­sön­lich­kei­ten. Was man wohl aus­schlie­ßen kann, ist, daß sie aus dem Milieu der Tech­no­kra­ten oder Besitz­stands­wah­rer kommt.

SCHEIL: War­um nicht? Wenn ich mir unse­re Par­tei­füh­rung anse­he, dann sind wir per­so­nell bereits durch­aus gut besetzt. Beson­ders Bernd Lucke hat in mei­nen Augen genau die Por­ti­on und die Art Cha­ris­ma, die der­zeit in Deutsch­land gebraucht wird. Vie­le Debat­ten und Ver­an­stal­tun­gen haben gezeigt, daß er sowohl nach innen füh­ren, als sich auch nach außen gegen den poli­ti­schen Geg­ner durch­set­zen kann. Umrahmt wird er von einer gan­zen Rei­he elo­quen­ter Per­so­nen, die alle auf ihre Art Indi­vi­dua­lis­ten sind und doch genü­gend Gemein­sam­kei­ten auf­wei­sen. Dazu haben sich bereits und wer­den sich wei­te­re Per­sön­lich­kei­ten gesel­len, die aus den Län­dern her­aus mit her­vor­ra­gen­den Wahl­er­geb­nis­sen aus­ge­stat­tet sind.
Inso­fern wür­de ich auch die Bedeu­tung von welt­an­schau­li­chen Dif­fe­ren­zen nicht über­schät­zen. Es herrscht brei­ter inner­par­tei­li­cher Kon­sens dar­über, daß eine wei­te­re, bloß wirt­schafts­li­be­ra­le Par­tei nicht das ist, was in Deutsch­land gebraucht wird.

HÖCKE:. Ich kann mir ins­ge­samt nur schwer vor­stel­len, daß es für die­se Gegen­wart eine libe­ra­le Visi­on geben kann.

SCHEIL: Mag sein. Den­noch ist die inner­par­tei­li­che Debat­te sowohl offen als auch kom­pro­miß­be­reit. Das ist eine immer wie­der bestä­tig­te per­sön­li­che Erfah­rung. Vor dem Lan­des­par­tei­tag hier in Rhein­land-Pfalz Anfang Novem­ber wur­de ein ent­spre­chen­der welt­an­schau­li­cher Kon­flikt nach allen Regeln der Kunst gera­de­zu her­bei­ge­schrie­ben und beschwo­ren. Nichts davon fand statt. Sach­dif­fe­ren­zen wur­den durch ruhig vor­ge­tra­ge­ne Argu­men­te und Beschlüs­se erledigt.

Die skan­dal­hung­ri­ge Pres­se muß­te sich schließ­lich dar­auf stür­zen, daß laut Kas­sen­be­richt ein paar Quit­tun­gen aus 2013 im Wert von weni­gen hun­dert Euro nicht ein­deu­tig zuzu­ord­nen waren. Das zeigt sowohl die Erbärm­lich­keit der Bericht­erstat­tung als auch das Feh­len wirk­lich schar­fer Gegen­sät­ze in der Par­tei. Ein brei­tes Spek­trum an Hal­tun­gen unter den Mit­glie­dern ist im Gegen­teil ein Vor­teil, wenn ein Grund­kon­sens vor­liegt. Die AfD ist des­halb jetzt eine „klei­ne Volks­par­tei”, so Lucke zurecht. Sie soll eine gro­ße wer­den, und sie hat alle Mög­lich­kei­ten dazu.

HÖCKE: So ist es. Gegen­wär­tig geht es auf dem Weg dort­hin weni­ger um welt­an­schau­li­che Diver­gen­zen als um die Beant­wor­tung der Fra­ge, wie grund­sätz­lich man sich geben soll­te. Also: Wie viel Anders­ar­tig­keit  ver­trägt die Par­tei und was läuft der poli­ti­schen Klug­heit zuwi­der? Ich mei­ne, daß die AfD selbst­ver­ständ­lich auch unkon­ven­tio­nel­le Mei­nun­gen im par­tei­in­ter­nen Mei­nungs­bil­dungs­pro­zeß zulas­sen muß. Ich befürch­te auch nicht, daß die Par­tei sich zu einer Spiel­wie­se für Sek­tie­rer und Son­der­lin­ge ent­wi­ckelt. Ich habe nur weni­ge Auf­trit­te sol­cher Men­schen erlebt. Und bei aller Höf­lich­keit und bür­ger­li­chen Zurück­hal­tung, die den meis­ten AfD-Mit­glie­dern zu eigen ist, hat es dann irgend­wann eine deut­li­che Grenz­set­zung durch das Publi­kum gege­ben. Die Mehr­heit der Mit­glie­der befin­det sich in einem Such­pro­zeß. Sie ver­bit­tet sich den erho­be­nen Zei­ge­fin­ger der Füh­rung genau­so wie die Agi­ta­ti­on mono­ma­nisch fixier­ter Persönlichkeiten.

 

SEZESSION: Also ist alles auf Kon­sens und Ruhe ange­legt und nicht auf die viel­leicht sogar scho­ckie­ren­de For­mu­lie­rung einer ech­ten Alter­na­ti­ve, die ein Hen­kel gar nicht wol­len kann?

HÖCKE: Die von Dir ange­spro­che­ne welt­an­schau­li­che Aus­ein­an­der­set­zung wird es um das TTIP geben. Hier sehe ich die AfD vor einem wirk­li­chen Lack­mus­test. Ich hof­fe, daß die Dis­kus­si­on sach­lich geführt wird. Ich freue mich aber auch auf die­se Aus­ein­an­der­set­zung, weil deren Tief­gang durch die Exis­tenz der bei­den Flü­gel garan­tiert ist. Letzt­lich geht es um die Fra­ge, wel­che Art von Glo­ba­li­sie­rung wir wol­len. Ich sage: Respi­ce finem – Beden­ke das Ende! Und jetzt sind wir wie­der bei der am Volks­wohl ori­en­tier­ten Politik…

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (17)

Rumpelstilzchen

13. November 2014 18:16

Sezession at its best.
Das ist ein spannendes Interview. Danke.
Könnte man das in Papierform bekommen ?
Diesem Beitrag korrespondiert zeitgleich ( !) ein Beitrag in der FAZ über die Entfremdung und Erniedrigung der Russen.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/entfremdung-und-erniedrigung-die-russen-verlieren-den-bezug-zur-realitaet-13262683.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Das Gefühl des Zerfallens ist wohl ein globales Phänomen.
Als Reaktion darauf "Antipolitik" .
Der November 14 hat es in sich .
Vieles deutet auf einen Paradigmenwechsel hin.

E-Ward

14. November 2014 05:25

Höcke:

Ich kann mich hier grundsätzlich der Bewertung von Herrn Dr. Scheil anschließen, möchte aber noch folgendes ergänzen: Der politisch-administrative Komplex existiert als ein autopoietisches und selbstreferentielles System im Sinne Niklas Luhmanns. Und ohne Zweifel gibt es auch international operierende kleine Zirkel als Subsysteme des politisch-administrativen Komplexes ...

Hallo? Hallöchen? "Ein autopoietisches und selbstreferentielles System"? "Im Sinne Niklas Luhmanns"? Also, wenn man so eine Handgranate in die Menge schmeißt, gebietet es der Anstand, daß man einen deutschen Satz nachschiebt, in dem man in einer für gewöhnliche Sterbliche verstehbaren Sprache erläutert, was man sich unter dem Suaheli vorstellen darf, anstatt flugs zur nächsten Baustelle zu eilen und den Leser blöde glotzend in der Gegend stehenzulassen, darauf bauend, daß er schon selbst ausgugeln wird, was Sache ist mit dem Auto-Blabla.

Es ist nicht so, daß ich das Gedöns nicht gerafft hätte. Mit dem System-Mist Bielefelder Marke habe ich mich vor Jahren mehr "beschäftigt", als meinem armen Gehirnchen lieb sein konnte. Verschwendete Lebenszeit, ich guck' jetzt nur noch die Bildbändchen von Arndt.

Ich gehe davon aus, daß anständige Menschen (will sagen Deutsche), die nebenbei arbeiten, schlafen und vögeln müssen, weder die Zeit noch die Lust, noch die Nerven haben, vor dem Zubettgehen noch in dem Thriller Soziale Systeme zu lesen (obwohl das vielleicht nicht das schlechteste Einschlafmittel wäre).

Ein Satz, der Licht bringt in das Dunkel der Rätselsprache, wäre also überaus hübsch gewesen. Zum Beispiel: "Auf gut deutsch heißt das: Der Staat wird zu einem wuchernden Ungeheuer, das unaufhörlich die Grundlagen seiner eigenen Daseinsberechtigung neu erschafft und als ein abgeschlossenes, nur für sich selbst lebendes Ganzes in der Welt steht."

Oder so ähnlich. Sicherlich kann man's noch besser ausformeln. Der reine Sachverhalt ist ja so dunkel und rätselhaft nicht. Damit man sieht, was ist, braucht man auch keinen Prof aus Bielefeld als großen Zaubermeister.

kolkrabe

14. November 2014 07:32

Just in der Minute, als der zweite Teil des Interviews mit Scheil/Höcke hier erschien, brachte Focus online die Meldung, dass Sloterdijk sich gerade mal wieder zu Wort gemeldet habe. Im Unterschied zu Luhmann spricht der gelegentlich noch verständliches Deutsch. Parteien seien "Wartesäle, wo man sich am Ofen der Illusion noch wärmen kann", wird der Denker zitiert. Das ist doch mal hübsch formuliert und der passende Kommentar zu den hoffnungstrunkenen Erwartungen in Richtung AfD.

An gleicher Stelle wird Sloterdijk mit einem weiteren Satz zitiert, der mit Blick auf die allen Menschen garantierten Grundrechte etwas zutiefst Wahres und zugleich jede Gutgläubigkeit Erschütterndes hat: „Man gerät nun in endlose mengentheoretische Paradoxien: Was man allen versprochen hat, kann man nur halten, wenn es nicht allen gewährt wird und wenn nicht alle Betrogenen reklamieren! Das ist die paradoxe Struktur, die jeder modernen Ideologie innewohnt.“ DAS sitzt.

Und wo wir hier schon bei Philosophen sind: Kubitschek hatte hier vor einiger Zeit auf den Aufsatz von Schivelbusch über „Perfides Albion - Seenahme im Cyberspace“ (Mittelweg 36, April/Mai 2014) hingewiesen und als seltenes Beispiel dafür gerühmt, dass Carl Schmitt im gegenwärtigen Diskurs Auferstehung feiert. Ein deutlich besseres Beispiel für die Aktualität des Blicks auf den Cyberspace als zu eroberndes Meer der Gegenwart liefert der von Neidhammeln gern als Modephilosoph geschmähte Koreaner Bjung-Chul Han in seiner kurzen Schrift „Im Schwarm – Ansichten des Digitalen“ (er nimmt auch sonst gern auf Schmitt, Heidegger und Jünger Bezug und spricht perfekt deutsch – in kurzen, überwiegend klaren Sätzen; nur zur AfD äußert er sich nirgends). Lesen!

Martin

14. November 2014 08:16

E-Ward,

Danke für Ihren Kommentar - so sehe ich das auch und habe das bereits bei Teil 1 des Interviews so empfunden.

Das mit der Bildung und dem "sich Auskennen" in der Welt der Wissenschaft ist das eine, wie so etwas und Namedropping etc. bei anderen ankommt, das andere. Das sollte jetzt aber bitte als positiv gemeinte Kritik aufgenommen werden.

Kiki

14. November 2014 09:34

@Rumpelstiltzchen

Da wechselt nichts und niemand - alle (auch die mutmaßlichen Strippenzieher) sitzen angstzerfressen und planlos da und warten nur noch auf den Aufprall.

Kluge Leute legen Lebensmittelvorräte usw. an und die Allerklügsten stellen jetzt schon ihre Rechnung mit dem Schöpfer richtig.

Martin Böcker

14. November 2014 09:45

@Martin/E-Ward: Nun ist das ja ein Interview in der Sezession und nicht auf Spiegel Online. Da finde ich es doch ziemlich begrüßenswert, dass Höcke die theoretischen Grundlagen seiner Politik andeutet.

Der Gutmensch

14. November 2014 11:55

Ja, klar, Herr Böcker, so und nicht anders ist es! Ein garstiges Defizit, zu verlangen, dass sich jemand, der etwas Intelligentes zu sagen versucht, das bitte in der "einfachsten, klarsten und bescheidensten Form" ausdrücken oder, bitteschön, den Mund zu halten (und nicht noch wie zum Hohn armen Bismarck nachzuladen!) hat. Oder war das jetzt das Defizit von Karl Popper ...?!

Nun, da es selbstredend auch gegen Popper etwas aus Prinzip einzuwenden gibt, egal was er gerade sprach, beschränken wir das Ganze doch besser auf folgende Erkenntnis, die wir doch alle gewiss noch aus dem Kinderfernsehen kennen und die uns also fortan als kleinster gemeinsamer Nenner dienen mag:

"Ob Ihr wirklich richtig steht ... seht Ihr, wenn das Licht angeht!"

Darüber kann man dann wenigstens nicht mehr zanken.

Der Gutmensch.

Martin Böcker

14. November 2014 13:09

@Gutmensch: Nee, als „garstiges Defizit“ würde ich das nicht bezeichnen, eher als Bequemlichkeit. Die einfache, klare und bescheidene Form finden Sie bestimmt im Wahlprogramm.

Rumpelstilzchen

14. November 2014 15:46

Keiner weiß, aus welchen Überwindungen ihm Kraft zuströmt.
Niemand kann sagen, wo die Lösung durchlitten worden ist,
die sein Leben ins Freie führt.

Romano Guardini

@ E-Ward
Zuerst: auch ich kann mit dem soziologischen Geschwurbel nichts anfangen und überlese das , wenn ich den Eindruck habe, es trägt nicht viel zur Sache bei.
Die entscheidende Frage ist doch, ob eine andere Politik ( in einer parteibasierten parlamentarischen Demokratie) überhaupt ( noch) möglich ist. Oder ob es zu spät ist. Und was kommt dann ?

1. Mir ist es unbegreiflich , dass die Umsetzung kruder familienfeindlicher Theorien ( Gender Mainstreaming) in reale Politi so leicht und unbemerkt gelingt, bis nach unendlich langer Zeit mal ein konservatives MSM darauf aufmerksam macht:

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gender-mainstreaming-das-gute-recht-der-eltern-13258831.html

2. Auf der anderen Seite liegen pragmatische, realitätsdichte Abhandlungen über z.B. Asyl-und Einwanderungspolitik in der Schublade und die Realpolitik erscheint völlig überfordert, konzeptlos, faktenresistent:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tv-kritik/tv-kritik-maybrit-illner-kiefersfelden-als-vorort-von-lampedusa-13265449-p2.html

Da beschleicht einem schon das Gefühl, daß es zu spät ist.
Andererseits:
Wenn jedes Volk die Politiker hat, die es verdient, dann muß eben auch das Volk mal den Hintern bewegen.
. Dem feisten Funktionär, Umverteiler, Mißstandsverwalter, Gesinnungslumpen entspricht der Spießer, Biedermann, Nichtwähler, Konsument usw.
Bevor man zum Kulturpessimisten oder Liebhaber von Verschwörungstheorien wird, sollte man bei seiner Verantwortlichkeit beginnen.
Aber selbst, wenn es zu spät sein sollte, müssen realpolitische Lösungen noch denkbar und umsetzbar sein. Auch wenn der politische Spielraum eng erscheint, er muß gestaltet werden. Hier ist die AFD womöglich der letzte Versuch.
Unter Druck entstehen Diamanten.
@Kiki
Vorräte habe ich immer und mein Hexenhäuschen ist von Essbarem umwuchert. Allein, auch das kein Garant. Die alten Menschen meines Ortes erzählen, daß die französischen Besatzer nach dem Krieg schon mal die Leute für ein paar Kartoffeln verprügelt haben. Wenn nicht Schlimmeres.

Bleibt nur, die Schätze im Himmel zu sammeln und nicht "auf der Erde, wo
Motten und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen" Mt 6,19

Nordlaender

14. November 2014 17:12

@ Rumpelstilzchen

"Bevor man zum Kulturpessimisten oder Liebhaber von Verschwörungstheorien wird, sollte man bei seiner Verantwortlichkeit beginnen."

Diese Verschwörungstheoretiker können unserer Wirtschaft mitunter einen ganz enormen Schaden zufügen, jedenfalls dann, wenn Ihnen auch noch Richter, Staatsanwälte oder das Bundeskartellamt Glauben schenken. In diesem Falle Kosten von 106 Millionen Euro:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bierbrauer-affaere-die-wichtigsten-fakten-ueber-das-preiskartell-a-943254.html

Der Gutmensch

14. November 2014 18:01

Also dass ich fürs Lesen und Nachvollziehen nun auch noch als "bequem" bezeichnet werde, Herr Böcker - bleiben wir doch lieber beim "garstig", ich bitte Sie herzlich!

Der Gutmensch.

Ein gebürtiger Hesse

14. November 2014 20:16

@ Rumpelstilzchen

"Unter Druck entstehen Diamanten."

Ein (ganz besonders in diesem Zusammenhang) sehr schöner, hoffnungswollender, hoffnungswirkender Satz. Danke für Ihre Orientierung!

muotis

14. November 2014 23:26

Möglicherweise bin ich der einzige Kulturpessimist in den Reihen der SiN und ihrer Leser, aber auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Die AfD wird es nicht reißen, trotz des z.T. hervorragenden Personals. Wer das nicht glaubt, möge durch die längst verlorenen Städte unseres Landes reisen und behaupten, daß da mit demokratischen Mehrheiten noch etwas zu holen ist. Diejenigen, die dort etwas zu sagen haben, kennen diese Partei nicht einmal, auch Sarrazin ist ihnen kein Begriff. Das zeigt, wie autonom sie sich hier bereits eingerichtet haben, und wie egal ihnen unsere niedlichen Debattierrunden sind. Die grundsätzlich löbliche Initiative von Lucke et al. kommt mindestens zwanzig Jahre zu spät. Und jeder, der noch Hoffnungen daran verschwendet, ist nicht besser als der Opa am Dorf, der immer noch die CDU wählt, weil die das "C" im Namen tragen.

Distelherz

15. November 2014 06:05

@Kiki,

Kluge Leute legen Lebensmittelvorräte usw. an und die Allerklügsten stellen jetzt schon ihre Rechnung mit dem Schöpfer richtig.

Dieses alarmistische Gejammer kann ich wirklich nicht mehr ertragen. Wenn man mitten im Leben steht und hier seinen alltäglichen Kampf ausfechten muß, weil man Verantwortung hat für sich und für die seinen, dann reagiert man auf solch gleichermaßen selbstgerechtes wie fatalistisches Genöle nur noch mit Verachtung.

Martin Böcker

15. November 2014 18:57

@Gutmensch: Also ich wollte Ihnen (und E-Ward) keinesfalls zu nahe treten, stünde mir auch gar nicht zu. Darum möchte ich Ihrer herzlichen Bitte natürlich entsprechen, bleiben wir also beim "garstig". Was natürlich keine Wertung enthält, jedenfalls keine negative, im meinem echten Leben waren die Garstigen, wenn ich mich recht entsinne, meistenteils ganz in Ordnung.

Nochmal zum Thema: Ich habe aufgrund solcher, von Ihnen kritisierten, akademischen Einlassungen den Eindruck, dass Scheil und Höcke genau wissen, warum sie ihrer Meinung sind - was ich attraktiv finde. Für's einfache Formulieren gibt's doch andere Orte, außerdem habe ich den Verdacht, dass Sie, E-Ward und Martin es ja doch verstanden haben.

Wie auch immer.

@Distelherz: Man kann ja auch der "Forderung des Tages" nachkommen und Lebensmittelvorräte anlegen. Haben ist besser als Brauchen. Könnte man sagen. Und die Rechnung mit dem Schöpfer kommt ja ohnehin.

Der Gutmensch

16. November 2014 13:19

Also einigen wir uns auf´s genaue Hinhören, lieber Herr Böcker, auch wenn wir unsere Ohren dabei gelegentlich strapazieren. Distelherzens´Ohren sind schließlich auch strapaziert; ich kann seinen Unmut nachempfinden, einer Kassandra sicher gerne folgen zu wollen, aber im Alltag doch immer wieder von fiesen Unken aufgehalten worden zu sein.

In diesem Sinne einen ruhigen Sonntag,

der Gutmensch.

Peter

5. Januar 2015 19:03

Höckes Problem ist das der "Überintellektualisierung" als auch sein leerer Pathos, den genüsslich zum Besten gibt. Wer sich als konservativer Messias verkaufen möchte, kann sehr leicht über die hohlen Phrasen seiner eigenen Reklame stolpern. Tatsächlich konservativ ist es nicht, eine "politische Vision" für was und wen auch immer zu entwickeln, sondern der Ideologisierung und Politisierung des Lebens entgegenzuwirken. Der Konservative achtet die naturgemäße Vielfalt des Lebens. Homogenität ist ihm ein Abscheu. Der Konservative verteidigt das Naturwüchsige gegen das staatlich-zentralistisch Geplante. Der Konservative setzt auf die Kraft von unten, statt den Befehl von oben. Höcke ist eher - wie Bismarck - Konstruktivist, Sozialist und Ultraetatist (und damit immer zumindest kurz vorm Faschismus). Konservativ ist an Höcke gar nichts. Allein die widerliche und unmoralische Forderung nach einem staatlich-planwirtschaftlichen Kinderwurfprogramm verbietet sich jedem Konservativen.

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