Sand in den Augen

pdf der Druckfassung aus Sezession 15/Oktober 2006

sez_nr_154Ein Interview mit dem Soziologen und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn, Raphael-Lemkin-Institut für Xenophobie und Genozidforschung (Universität Bremen)

Herr Professor Heinsohn, wie sieht Deutschland in zwanzig Jahren aus, wenn die jetzige deutsche Jugend in der aktiven Lebensphase ist?

Heinsohn: Ich vermute, Deutschland wird leerer sein und seine Bevölkerung wird sich anders zusammensetzen als heute. Wenn Deutschlands derzeitige Einwohnerschaft von etwa achtzig Millionen zumindest quantitativ stabil bleiben soll, muß die Zahl der Einwanderer bis 2050 auf 700.000 jährlich steigen. Damit ließe sich das seit 1972 bestehende Geburtendefizit der Deutschen ausgleichen, rein quantitativ, wie gesagt: Über den Bildungsstand oder den Grad der Qualifizierung reden wir noch gar nicht. Und selbst bei einem stabilen Bevölkerungsvolumen von achtzig Millionen ist die Vergreisung auf ein Durchschnittsalter von 52 Jahren unvermeidlich.


Wel­che Rol­le spie­len die Zukunfts­per­spek­ti­ven in Deutsch­land für die­ses Szenario?

Die mehr als fünf­zig Pro­zent der Deut­schen unter 32 Jah­ren, die heu­te von Aus­wan­de­rung träu­men, sind bei die­sen Zah­len immer als Hier­blei­ber ein­ge­rech­net. Aber gera­de die­se Grup­pe, unse­re jun­gen Leu­te also, bemerkt mit wach­sen­der Bestür­zung, daß die Zukunft in Deutsch­land alles ande­re als rosig ist und daß es gute Grün­de dafür gibt, die­ses Land ein­fach zu ver­las­sen. Ich gebe Ihnen ein Bei­spiel: Es stimmt schon, daß in Zukunft immer weni­ger Ein­zah­ler in die Ren­ten­sys­te­me immer mehr Alte ver­sor­gen müs­sen. Auch der Staat kann bei einer stän­dig schrump­fen­den Men­ge an Ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen und Steu­er­bür­gern nicht aus­hel­fen. Nun heißt es, daß es für die jetzt Zwan­zig- bis Fünf­und­vier­zig­jäh­ri­gen immer noch die indi­vi­du­el­le Vor­sor­ge gebe und daß jeder, der zu den bis­he­ri­gen Abga­ben nur sie­ben Pro­zent sei­nes Ein­kom­mens ver­nünf­tig anle­ge, mit sei­nen Erträ­gen als Rent­ner so gut leben kön­ne wie die Mal­lor­ca-Alten von heu­te. Die­se wun­der­sa­me Lösung der anste­hen­den deut­schen Rent­ner­ar­mut emp­feh­len die ein­schlä­gi­gen Lehr­stuhl­in­ha­ber von Frei­burg bis Kiel, hoch dotier­te Poli­tik­be­ra­ter und gan­ze Minis­ter­run­den auf allen Kanä­len. Wenn Sie jung sind, sol­len Sie also Akti­en kau­fen, in Gebäu­de inves­tie­ren, Staats­pa­pie­re erwer­ben oder Poli­cen bei pri­va­ten Ver­si­che­run­gen unter­schrei­ben. Aber nun kom­men wir wie­der zum Aus­gangs­punkt mei­ner Ant­wort zurück: Wer soll denn in drei­ßig Jah­ren plötz­lich putz­mun­ter in Fabri­ken arbei­ten, wer soll Immo­bi­li­en bezie­hen sowie Mie­ten und Steu­ern zah­len? Die Kin­der der Unge­bo­re­nen von heute?

Neh­men wir ein­mal an, daß mas­si­ve Zuwan­de­rung tat­säch­lich eine Alter­na­ti­ve wäre: Sie, Herr Pro­fes­sor, haben in der Ver­gan­gen­heit gera­de an der Qua­li­tät der Zuwan­de­rer häu­fig Kri­tik geübt.

Hein­sohn: Irgend­wie hat Deutsch­lands Nomen­kla­tu­ra die demo­gra­phi­sche Aus­weg­lo­sig­keit geahnt und zwi­schen 1991 und 2002 die Tore wei­ter auf­ge­ris­sen als alle ande­ren. Dabei unter­lief ihr aber eine fata­le Gut­mü­tig­keit. Von den zwölf Mil­lio­nen her­ein­ge­ström­ten Leu­ten waren neun­zig Pro­zent unqua­li­fi­ziert. Da mit ihnen die Auf­hol­jagd in den inter­na­tio­na­len ter­tiä­ren Sek­tor hin­ein nicht gelin­gen kann, füh­ren sie ledig­lich zu einer Anhe­bung der deut­schen Sockel­ar­beits­lo­sig­keit von etwa einer hal­ben auf über drei Mil­lio­nen Men­schen. Selbst für gerings­te Löh­ne sind sie nicht ein­setz­bar, weil Deutsch­land nicht durch eine Rück­kehr in die Bil­lig­mas­sen­pro­duk­ti­on sei­nen Platz in der Welt­spit­ze ver­tei­di­gen kann. Die Sozi­al­kos­ten der Zuzüg­ler lie­gen also höher als die von ihnen auf­ge­brach­ten Steu­ern. Im Jah­re 2005 leben über fünf­und­zwan­zig Pro­zent der Aus­län­der aus den Kas­sen für Arbeits­lo­se. Etwa 2.000 Euro jähr­lich muß jeder Steu­er­zah­ler für die­se Migran­ten vom Unter­halt bis zur Kri­mi­na­li­täts­be­kämp­fung hin­le­gen. In der nach­fol­gen­den Gene­ra­ti­on könn­te die­ser Anteil noch stei­gen, da vier­zig Pro­zent der Aus­län­der­kin­der nur die Haupt­schu­le besu­chen und zwan­zig Pro­zent ohne jeden Schul­ab­schluß bleiben.

Die Söh­ne der eth­ni­sier­ten Unter­schich­ten wer­den in Zukunft wohl nicht nur die Sozi­al­kas­sen belas­ten. Auch Gewalt und Kri­mi­na­li­tät gehen in hohem Maße von ihnen aus.

Hein­sohn: Rich­tig, aber die­ses Pro­blem ist haus­ge­macht. Das Anrei­zen von drit­ten oder gar fünf­ten Kin­dern bei den Bil­dungs­fer­nen führt zu einem sozia­len Spreng­satz. Dies wur­de zuerst in den USA begrif­fen. Dort stell­ten Kin­der von wel­fa­re mothers zu Beginn der 1990er Jah­re etwa fünf­zehn Pro­zent des Nach­wuch­ses. Die Söh­ne die­ser Frau­en ver­üb­ten jedoch über fünf­zig Pro­zent der jugend­li­chen Gewalt­ta­ten. Im Wahl­kampf von 1992 erklär­te des­halb Bill Clin­ton als Kan­di­dat der Lin­ken: „Wir machen Schluß mit der Sozi­al­hil­fe, wie wir sie ken­nen (we end wel­fa­re as we know it). Wir sagen zu den Hil­fe­emp­fän­gern: Ihr habt und ihr ver­dient die Mög­lich­keit, euch durch Aus­bil­dung, Erzie­hung, medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung und öffent­li­che Kin­der­er­zie­hung zu befrei­en. Dann aber, soweit ihr dazu fähig seid, müßt ihr arbei­ten. Denn Sozi­al­hil­fe dient als zwei­te Chan­ce. Sie darf nie­mals zu einem Lebens­stil wer­den. Genau dar­um geht es im neu­en Gesell­schafts­ver­trag (coven­ant).” Jeder weiß, daß Clin­ton vor allem afro­ame­ri­ka­ni­sche Frau­en davon abbrin­gen woll­te, alle paar Jah­re ein Kind zu bekom­men, um ihren Anspruch auf Sozi­al­hil­fe zu ver­län­gern. Ras­sis­ten scho­ben die über­bor­den­de Jugend­ge­walt auf die afri­ka­ni­sche Her­kunft der Täter. Aber die Kri­mi­no­lo­gen konn­ten zei­gen, daß es vor allem vater­lo­se Söh­ne sind, die bei den Ver­bre­chen ganz vor­ne liegen.

Kann man das so sim­pel auf einen Fak­tor reduzieren?

Hein­sohn: 1936 ermit­tel­te Theo­do­re Abel, daß unter den SA-Schlä­gern – er nennt sie Kämp­fer-Mar­schie­rer – die Söh­ne von Krie­ger­wit­wen des Ers­ten Welt­kriegs über­re­prä­sen­tiert sind. Der jüdi­sche Sozio­lo­ge aus New York hat­te sich bei Goeb­bels per­sön­lich die Erlaub­nis zu sei­ner Recher­che geholt. Schwar­ze und his­pa­ni­sche Jun­gen, die in intak­ten Fami­li­en auf­wach­sen, wer­den nicht häu­fi­ger kri­mi­nell als sol­che aus wei­ßen Mittelschichtfamilien.
Seit dem 1. Janu­ar 1997 kann eine ame­ri­ka­ni­sche Mut­ter nicht mehr ein gan­zes Leben lang Sozi­al­hil­fe bezie­hen, son­dern maxi­mal nur noch fünf Jah­re. Sozi­al­po­li­ti­ker der Clin­ton-Admi­nis­tra­ti­on tra­ten empört zurück. Sie woll­ten die hilf­lo­ses­ten und zugleich weib­li­chen Mit­glie­der der Gesell­schaft nicht so unbarm­her­zig behan­delt sehen. Auch sie erwie­sen sich als Ras­sis­ten. Die schwar­zen Mäd­chen Ame­ri­kas, die bis dahin mit 13 Jah­ren schwan­ger wur­den, um als vier­zehn­jäh­ri­ge Mut­ter vom Staat zu leben, sind weder begriffs­stut­zig noch ori­en­tie­rungs­los. Umge­hend bedien­ten sie sich der­sel­ben Gebur­ten­kon­trol­le wie die ame­ri­ka­ni­schen Kar­rie­re­frau­en und such­ten Arbeit. Zwi­schen 1996 und 2005 sank die Zahl der Sozi­al­hil­fe­emp­fän­ger von 12,2 auf 4,5 Mil­lio­nen, obwohl die Bevöl­ke­rung von 260 auf 300 Mil­lio­nen zulegte.

Hat Clin­tons Modell Nach­ah­mer gefunden?

Hein­sohn: Das läge auf der Hand, aber schau­en Sie sich Frank­reich an. Frank­reich betreibt heu­te am inten­sivs­ten das Sys­tem, das Ame­ri­ka 1997 abge­schafft hat. Wohl mehr als ein Drit­tel sei­ner Söh­ne ent­springt einem Lebens­stil, der nur für Frau­en einen Lebens­weg eröff­net. Die Frau­en die­ser Unter­schicht arbei­ten als Dienst­per­so­nal für die Mit­tel- und Ober­schicht, wodurch es auch für deren Frau­en ein­fa­cher wird, ein oder zwei Zehn­tel Kin­der mehr zu ver­sor­gen als etwa ihre Schwes­tern in Deutsch­land oder der Schweiz. Da das aber nur bei gerin­ger Bezah­lung der Köchin­nen und Kin­der­mäd­chen durch­zu­hal­ten ist, grei­fen die­se mit hohen Gebur­ten­zah­len höchst bereit­wil­lig nach der staat­li­chen Fami­li­en­fi­nan­zie­rung. Aus zwei beschei­de­nen Geld­quel­len addiert sich ein erträg­li­ches Ein­kom­men. Wie sei­ner­zeit in den ame­ri­ka­ni­schen Ghet­tos blei­ben die fran­zö­si­schen Söh­ne aber so unqua­li­fi­ziert wie ihre Schwes­tern. Die Mäd­chen hal­ten sich nicht nur des­halb aus den Ran­da­len ihrer Brü­der her­aus, weil sie weib­lich sind, son­dern auch weil für sie eine Per­spek­ti­ve vor­han­den ist. Ihre zahl­rei­chen Brü­der hin­ge­gen wer­den in einer High­tech-Nati­on kei­ne akzep­ta­blen Posi­tio­nen errin­gen kön­nen und doch eben­falls alles haben wol­len. Dann gilt nun ein­mal: Beu­te, die man nicht fest­hal­ten kann, wird zer­stört. Auch in Deutsch­land scheint man sich von kin­der­rei­chen Sozi­al­hil­fe­müt­tern man­ches zu erhof­fen. Zwi­schen 1965 und 2004 explo­dier­te die Zahl der Kin­der auf Sozi­al­geld von 160.000 auf 1,2 Mil­lio­nen. Das sind genau die fünf­zehn Pro­zent an allen Kin­dern, bei denen Clin­ton die Reiß­lei­ne gezo­gen hat.

Sie haben vor kur­zem ange­deu­tet, daß es wohl erst „fran­zö­si­scher” bür­ger­kriegs­ähn­li­cher Erfah­run­gen bedür­fe, bevor in Deutsch­land ein bevöl­ke­rungs­po­li­ti­sches Umden­ken ein­set­zen wer­de – wenn über­haupt. Die poten­ti­el­len Bür­ger­krie­ger aus den eth­ni­sier­ten Unter­schich­ten sind ja schon gebo­ren. Was kön­nen die hier­ge­blie­be­nen eth­nisch deut­schen Jun­gen der Mit­tel- und Ober­schich­ten dage­gen tun?

Hein­sohn: Was kön­nen wehr­lo­se, pazi­fis­ti­sche Ein­zel­kin­der, also: ein­zi­ge Söh­ne schon aus­rich­ten? Aller­dings lie­ße sich gegen die haus­ge­mach­te Unru­he schon etwas machen. In den High­tech-Natio­nen kann die ein­hei­mi­sche Bevöl­ke­rungs­pla­nung kei­ne ande­ren Zie­le ver­fol­gen als die Ein­wan­de­rungs­po­li­tik. Es müs­sen aber die rich­ti­gen Ein­wan­de­rer kom­men, die hoch­qua­li­fi­zier­ten oder zumin­dest die­je­ni­gen, die sich qua­li­fi­zie­ren las­sen. Zudem muß sich die Gebur­ten­ra­te der Deut­schen drin­gend heben, wenigs­tens auf durch­schnitt­lich zwei Kin­der pro Frau.

Noch gibt es aber kei­ne Anzei­chen für eine sol­che bevöl­ke­rungs­po­li­ti­sche Trend­wen­de, und in Sachen Zuwan­de­rung fischt Deutsch­land auch ziem­lich wahl­los. Kein Wun­der, daß vie­le unse­rer Bes­ten aus­wan­dern wol­len – und mit offe­nen Armen emp­fan­gen wer­den. Sie haben gesagt, „wer heu­te in Kon­ti­nen­tal­eu­ro­pa jün­ger als vier­zig ist und nicht als­bald den Weg nach Nord­ame­ri­ka fin­det, wird sich spä­ter nur selbst Vor­wür­fe machen können.”

Hein­sohn: In 60 Staa­ten der Erde wird – teil­wei­se seit Jahr­zehn­ten – die Zahl von 2,1 Kin­dern pro Frau­en­le­ben nicht mehr erreicht. In der ent­wik­kel­ten Welt schaf­fen – neben Isra­el – nur die USA die Net­to­re­pro­duk­ti­on. Aber auch der Hege­mon ächzt bereits unter einem Durch­schnitts­al­ter von 36 Jah­ren gegen das glo­ba­le von 27 (mit Extre­men von 15 für Gaza oder Ugan­da und 43 für Japan). Da eben nur inno­va­ti­ve Tech­no­lo­gien einen Platz in der Spit­zen­grup­pe von etwa 35 Natio­nen ver­bür­gen, betrei­ben alle Füh­rungs­län­der eine uner­bitt­li­che Kon­kur­renz um ihre bes­ten Talen­te. Das Bal­ti­kum, der sla­wi­sche Raum zwi­schen Oder und Wla­di­wos­tok, die euro­päi­schen Mit­tel­meer­an­rai­ner und der Bal­kan wer­den nach hohen Bega­bungs­ver­lus­ten und nur noch 1,2 Gebur­ten pro Frau zuerst kol­la­bie­ren und dabei ihren Ver­tei­di­gungs­wil­len ver­lie­ren. Ledig­lich der Ang­lo-Raum (AUS/CDN/IRL/NZ/UK/USA) mit 430 Mil­lio­nen Men­schen (knapp sie­ben Pro­zent glo­bal) und der strengs­ten Eigen­tums­le­ga­li­tät auf 28 Mil­lio­nen Qua­drat­ki­lo­me­tern (gut acht­zehn Pro­zent glo­bal) kann über das Ein­wer­ben der Bes­ten aus dem Rest der Welt sei­ne Alte­rung ver­lang­sa­men und sein Inno­va­ti­ons­po­ten­ti­al erhal­ten. Auch die Bun­des­re­pu­blik gehört zum Aus­schlach­tungs­ge­biet, aus dem die dyna­mi­schen, aber eben­falls schrump­fen­den Ang­lo-Ter­ri­to­ri­en ihr Blut auf­fri­schen. Für die Begab­ten aus Ost­eu­ro­pa und ande­ren Erd­tei­len gibt es dage­gen wenig Anlaß, in die hie­si­gen 350.000 Qua­drat­ki­lo­me­ter zu stre­ben, wo sie selbst für den unwahr­schein­li­chen Fall lie­be­vol­ler Auf­nah­me zusätz­lich zu Mut­ter­spra­che und Eng­lisch Deutsch ler­nen und gerin­ge­re Löh­ne akzep­tie­ren müß­ten, weil sie als „Bes­ser­ver­die­nen­der” einer steu­er­li­chen Son­der­be­hand­lung zuge­führt wer­den. Wie allein mit Zuzüg­lern aus Schwarz­afri­ka und dem Islam­gür­tel ein Ver­blei­ben Deutsch­lands in der ers­ten öko­no­mi­schen Liga gesi­chert wer­den kann, weiß auch noch niemand.

Den ent­wi­ckel­ten Län­dern droht nicht nur aus dem Gebur­ten­schwund daheim Unge­mach, son­dern auch aus dem Gebur­ten­über­schuß in der Drit­ten Welt. In die­sem Zusam­men­hang haben Sie den Begriff des youth bul­ge in Deutsch­land eingeführt.

Hein­sohn: Ein youth bul­ge bezeich­net die über­pro­por­tio­na­le Aus­stül­pung der Alters­py­ra­mi­de bei den Fünf­zehn- bis Neun­und­zwan­zig­jäh­ri­gen. Wenn der Anteil die­ser Grup­pe an der männ­li­chen Gesamt­be­völ­ke­rung die Drei­ßig-Pro­zent-Mar­ke über­schrei­tet, wird es kri­tisch. In der Regel ste­hen für die über­zäh­li­gen Söh­ne nicht in aus­rei­chen­dem Maße gesell­schaft­lich akzep­ta­ble Posi­tio­nen zur Ver­fü­gung. Nie­mand kann sie mit Pos­ten ver­sor­gen, die ihrem Ehr­geiz, im Leben etwas zu errei­chen, Genü­ge tun könn­ten. So bil­det sich ein gefähr­li­cher Spreng­satz aus „zor­ni­gen jun­gen Män­nern”. Allein der mus­li­mi­sche Raum konn­te seit 1900 sei­ne Bevöl­ke­rung von 140 Mil­lio­nen auf 1,5 Mil­li­ar­den hoch­trei­ben. Im Jahr 2020 wer­den ihm drei­ßig Pro­zent aller welt­weit kampf­fä­hi­gen Män­ner zur Ver­fü­gung ste­hen. Welt­weit errei­chen zwi­schen 2005 und 2020 ins­ge­samt 700 Mil­lio­nen jun­ge Män­ner aus youth bul­ge-Natio­nen das tra­di­tio­nel­le Kampf­al­ter von 15 Jah­ren. Für 300 Mil­lio­nen der jun­gen Män­ner wird auf ein akzep­ta­bles Unter­kom­men daheim gehofft. Auf die zwei­te Hälf­te berei­tet man sich vor. Weil Kolo­ni­sa­ti­on (Sied­lung mit den jun­gen Frau­en und Tötung oder Ver­knech­tung des Res­tes) bis­her unvor­stell­bar erscheint, blei­ben die Isla­mis­ten bei hei­mi­schen Lösun­gen wie Gewalt­kri­mi­na­li­tät, Revo­lu­ti­on, Bür­ger­krieg, Frem­den­ver­trei­bung und Geno­zid. Fünf­und­neun­zig Pro­zent ihrer Opfer sind ande­re Mus­li­me. Zum Wes­ten hin zeigt sich ihre Erobe­rungs-Unfä­hig­keit in der Beschrän­kung auf den Ter­ror. Das könn­te sich ändern, wenn ein­grei­fen­de euro­päi­sche Mäch­te nach maxi­mal 1.000 und die USA nach maxi­mal 10.000 Gefal­le­nen abziehen.

Wie kann sich Deutsch­land gegen die­sen Ansturm wappnen?

Hein­sohn: Nur die Ang­lo-Welt dürf­te mili­tä­risch stark genug sein, den Ter­ror aus den youth bul­ge Natio­nen – bis zu sei­nem Abflau­en durch Gebur­ten­ab­fall nach 2020 – wenigs­tens in Schach zu hal­ten. Da Pro­spe­ri­tät und Sicher­heit dabei vor allem von der Fes­tung USA/Kanada erwar­tet wird, ver­blei­ben in der EU (1,47 Kinder/Frau: Durch­schnitts­al­ter 40) in ers­ter Linie wohl nur die bil­dungs­fer­nen Schich­ten sowie die unru­hi­gen Migran­ten aus Afri­ka und dem Islam.

Es sieht also düs­ter aus. Sie selbst haben bereits das „Finis Ger­ma­niae” ver­kün­det, aller­dings mit einem Fra­ge­zei­chen ver­se­hen. Wenn die öko­no­mi­schen und demo­gra­phi­schen Grund­la­gen weg­bre­chen, bleibt an sich nur noch das kul­tu­rel­le Selbst­be­wußt­sein übrig, aus dem her­aus eine Erneue­rung viel­leicht ein­mal mög­lich ist. Ein Staats­ethos in die­sem Sin­ne als letz­ter Aktiv­pos­ten? – Auch Ihnen kann es doch nicht ganz egal sein, ob es irgend­wann noch Deut­sche geben wird, die Hein­sohn im Ori­gi­nal lesen können.

Hein­sohn: Mei­ne zwei­te Hei­mat Polen hat im inter­na­tio­na­len Ver­gleich ein sehr hohes natio­na­les Selbst­wert­ge­fühl. Oft stand das Land auf Tod und Leben und ganz allein gegen Mon­go­len und Tür­ken, gegen Rus­sen und Deut­sche. Es hat sei­ne Bes­ten für Euro­pas Ver­tei­di­gung gege­ben und am Ende sogar die mar­xis­ti­schen Regime unter­höhlt. Den­noch sind von den 38 Mil­lio­nen Polen in gera­de zwei Jah­ren eine Mil­li­on der Aktivs­ten auf und davon. Auf Deutsch­lands Bevöl­ke­rung über­tra­gen hät­te man hier über 2 Mil­lio­nen ver­lo­ren. Gegan­gen sind aber nur 250.000. Man betet in Stolp und Lub­lin für die Rück­kehr der Kin­der. Aber war­um soll ein Zwan­zig­jäh­ri­ger, der zum ersten­mal in sei­nem Leben intak­te Län­der ken­nen­lernt, die unge­heu­ren öko­lo­gi­schen und ästhe­ti­schen Ver­hee­run­gen sei­ner Hei­mat wei­ter aus­hal­ten. Zu sei­nen Leb­zei­ten las­sen sich die grau­en­haf­ten urba­nen Ver­wüs­tun­gen doch gar nicht mehr repa­rie­ren. Aber dort, wo er jetzt lebt, fin­det er neben den höhe­ren Löh­nen nicht nur anhei­meln­de Städ­te, son­dern auch eine geziel­te Ein­wan­de­rungs­po­li­tik, die ihn fest­hal­ten will. Ich habe eine acht­jäh­ri­ge Polin erlebt, die schrei­end in ihr Urlaubs­land Öster­reich zurück woll­te, als man ihr die mäh­ri­schen Schlös­ser im her­un­ter­ge­kom­me­nen Grenz­ge­biet des heu­ti­gen Tsche­chi­en zei­gen woll­te. Jun­ge West­deut­sche haben die­se Pro­ble­me kaum. Sie hän­gen an der Schön­heit des Lan­des und sei­nen gepfleg­ten Städ­ten. Sie wis­sen über­dies, daß sie zu Hau­se eher in die erstreb­ten Spit­zen­po­si­tio­nen gelan­gen, als selbst im tole­ran­tes­ten Ang­lo­land. Aber was hät­ten sie natio­nal? Wel­ches Volk ist von der Geschich­te tota­ler wider­legt wor­den? Mit ande­ren Wor­ten: Wel­ches Volk könn­te mit weni­ger Selbst­be­wußt­sein um sei­ne Zukunft kämpfen?

Was wer­den Sie selbst in zwan­zig Jah­ren machen? Wer­den Sie in Bre­men blei­ben, des­sen heu­ti­ge ein­und­vier­zig Pro­zent eth­ni­sier­te Unter­schicht­kin­der dann dort wäh­len dürfen?

Hein­sohn: Mein bina­tio­na­ler Nach­wuchs liebt jetzt die Ost­see, beob­ach­tet aber genau, wie sich hal­be Abitur­klas­sen mit inten­si­ven Eng­lisch­kur­sen auf das Weg­ge­hen vor­be­rei­ten. Mög­lich, daß ich von daher noch ein­mal einen grö­ße­ren Schritt machen muß. Ich bin an Deutsch­land gewöhnt und habe Bewun­de­rung für Jeru­sa­lem. Am meis­ten Lie­be gibt es für mich in Dan­zig, am bes­ten geklappt aber hat es immer in Toron­to, wo man die größ­te kos­ten­lo­se Prä­senz­bi­blio­thek der Welt rund um die Uhr fre­quen­tie­ren kann.

Das heißt also, daß auch Sie Deutsch­land auf­ge­ben, um dort­hin zu gehen, wo man noch nachts um drei in einer Biblio­thek sit­zen kann? Oder, anders gefragt: Wann und wofür lohnt es sich zu kämp­fen? Oder noch­mals anders: Ist der indi­vi­du­el­le Rück­zug das Leit­bild der nächs­ten Jahrzehnte?

Hein­sohn: Viel­leicht macht mich das Flücht­lings­schick­sal, das mir seit mei­nem ers­ten Geburts­tag selbst­ver­ständ­lich ist, zu wenig ein­fühl­sam für den Zau­ber der Hei­mat. Bei ande­ren spü­re ich den aber sehr wohl. Ich respek­tie­re ihn nicht nur, son­dern bin glück­lich, wenn man mich dar­an teil­ha­ben läßt.

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