Geduld! – Lage und Möglichkeit der intellektuellen Rechten

55pdf der Druckfassung aus Sezession 55 / August 2013

von Karlheinz Weißmann

Es gibt verschiedene Gründe, einer weltanschaulichen Minderheit zuzugehören: Erbteil, Phlegma, Geltungsbedürfnis, Überzeugung. Tatsächlich erben manche Menschen Glauben oder Ideologie wie man ein Haus, ein Aktienpaket, ein Klavier oder eine alte Puppe erbt. Das hat damit zu tun, daß sie in einer Umwelt großgeworden sind, in der entsprechende Auffassungen vorherrschen.

Sie haben sie ange­nom­men, meis­tens schon als Kind, und früh als selbst­ver­ständ­lich zu betrach­ten gelernt. Ihre Über­zeu­gun­gen sind Gewohn­hei­ten. Ein ent­spre­chend gepräg­tes Milieu zu ver­las­sen, ist schwie­rig, schon wegen des Träg­heits­mo­ments, und erst recht, wenn man auf Grund von Schicht­zu­ge­hö­rig­keit oder sek­ten­ar­ti­gem Ein­schluß mit Sank­tio­nen für den Fall der Abtrün­nig­keit zu rech­nen hat. Es wird des­halb an der Mit­glied­schaft fest­ge­hal­ten, trotz der unan­ge­neh­men Fol­gen, die das nach sich zieht, etwa der Feind­se­lig­keit der Mehr­heit. Min­der­hei­ten suchen den dadurch ent­ste­hen­den Druck auf­zu­fan­gen, indem sie Paral­lelkarrieren anbie­ten und (sel­te­ner) mate­ri­el­le oder (häu­fi­ger) imma­te­ri­el­le Prä­mi­en aus­lo­ben: das Spek­trum sol­cher Kom­pen­sa­tio­nen reicht vom Aus­er­wählt­heits­glau­ben aller über die Pos­ten weni­ger bis zur Spit­zen­funk­ti­on des ein­zel­nen als »Meis­ter«.

Der­ar­ti­ge Mög­lich­kei­ten erklä­ren bis zu einem gewis­sen Grad die Anzie­hungs­kraft von Min­der­hei­ten auf geschei­ter­te Exis­ten­zen, die in der Welt nicht Fuß fas­sen konn­ten, die tat­säch­li­chen Ursa­chen ihres Ver­sa­gens aber nicht wahr­ha­ben wol­len. Zur sozia­len Rea­li­tät von Klein- und Kleinst­grup­pen gehört außer­dem der Miß­brauch her­aus­ge­ho­be­ner Stel­lun­gen, deren Inha­ber nur das zyni­sche Kal­kül treibt und die das Feh­len von Kor­rek­ti­ven nut­zen. Es gibt aber selbst­ver­ständ­lich auch das ech­te Sen­dungs­be­wußt­sein, das ein­her­geht mit jenem Ein­satz und jener Opfer­be­reit­schaft, die die Anhän­ger begeis­tern und sie dazu brin­gen, trotz aller Wid­rig­kei­ten an der eige­nen Über­zeu­gung festzuhalten.

Eine Füh­rer-Gefolg­schaft-Struk­tur ist an vie­len his­to­ri­schen Mino­ri­tä­ten nach­zu­wei­sen, aber nicht unab­ding­bar. Welt­an­schau­li­che Min­der­hei­ten exis­tie­ren auch ake­phal, vor allem dann, wenn es sich um Denk­fa­mi­li­en han­delt, also Grup­pie­run­gen, die in ers­ter Linie eine Men­ge gemein­sa­mer Ideo­lo­ge­me und Kon­zep­te zusam­men­hält. Bei der intel­lek­tu­el­len Rech­ten han­delt es sich um so eine »kopf­lo­se« Min­der­heit. Aber das ist kei­nes­wegs ihre natür­li­che Ver­fas­sung. Der Sta­tus als Min­der­heit erklärt sich viel­mehr aus einem Pro­zeß des Abstiegs, der mit der Nie­der­la­ge von 1945 begann, die eben auch als Nie­der­la­ge der Gesamt­rech­ten im Kampf gegen die Gesamt­lin­ke ver­stan­den wur­de. Sie schien auf­ge­hal­ten durch die beson­de­ren Bedin­gun­gen des Ost-West-Kon­flikts, setz­te bei der Ent­span­nung zwi­schen den Super­mäch­ten wie­der ein und ende­te schließ­lich im Sie­ges­zug der gro­ßen Emanzipation. 

Eine rech­te Struk­tur­mehr­heit war damit durch eine lin­ke Struk­tur­mehr­heit ersetzt, was erklärt, war­um sich in der rech­ten Min­der­heit nur noch die­je­ni­gen fin­den, die durch Erb­teil, Phleg­ma, Gel­tungs­be­dürf­nis oder Über­zeu­gung hier­her gera­ten sind. Denn alle Erwar­tun­gen eines »Rechts­rucks«, einer »Ten­denz­wen­de«, einer »Kul­tur­re­vo­lu­ti­on von rechts«, eines »Rück­rufs in die Geschich­te«, einer »Gegen­re­for­ma­ti­on« haben sich als ver­geb­lich erwie­sen, wäh­rend die Sub­stanz immer wei­ter schwand und mit ihr die Ein­fluß­mög­lich­kei­ten, Kar­rie­re­chan­cen oder wenigs­tens kom­for­ta­blen Nischen­exis­ten­zen, die in einer Über­gangs­pha­se mög­lich waren. Das hat die Zahl der »gebo­re­nen« Rech­ten wie der Phleg­ma­ti­ker und Gel­tungs­be­dürf­ti­gen stark redu­ziert, und für die Intran­si­gen­ten die Wahl­mög­lich­kei­ten dras­tisch ein­ge­schränkt; es bleiben:

  • Resi­gna­ti­on, sprich Auf­ga­be der bis­her ver­foch­te­nen Mei­nung, Anpas­sung an die der Mehrheit,
  • Deko­ra­ti­on, das heißt Ent­wick­lung eines wahl­wei­se eso­te­ri­schen oder ästhe­ti­schen Modells, das es erlaubt, im Ver­bor­ge­nen oder pri­va­tim die bis­he­ri­gen Auf­fas­sun­gen fest­zu­hal­ten, ohne daß deren Gel­tung noch nach außen ver­tre­ten würde,
  • Akze­le­ra­ti­on, also Beschleu­ni­gung der Pro­zes­se in dem Sinn, daß die bis­her ein­ge­nom­me­ne Stel­lung ver­schärft und nach radi­ka­le­ren Lösungs­we­gen gesucht wird,
  • Kon­zep­ti­on, das heißt Auf­recht­erhal­tung der Grund­po­si­tio­nen und deren Fort­ent­wick­lung bei dau­ern­der Kri­tik und Kor­rek­tur der getrof­fe­nen Vor­an­nah­men in der Erwar­tung, künf­tig doch zum Zug zu kommen.

Schei­det man die Vari­an­ten 1 und 2 aus, die im Grun­de nur indi­vi­du­el­le, kei­ne poli­ti­schen Lösun­gen bie­ten, blei­ben die Mög­lich­kei­ten 3 und 4. Was die Radi­ka­li­sie­rung angeht, schim­mert bei ihren Prot­ago­nis­ten immer die Auf­fas­sung durch, daß die Pro­ble­me, die bestehen, nicht als ver­meid­ba­re Defek­te zu betrach­ten sind, son­dern als Kon­struk­ti­ons­feh­ler, wahl­wei­se der Mas­sen­ge­sell­schaft, des Ame­ri­ka­nis­mus, des Par­la­men­ta­ris­mus, der Demo­kra­tie. Um die zu besei­ti­gen, müs­se das »Sys­tem« besei­tigt wer­den. Einig­keit dar­über, was an sei­ne Stel­le tre­ten sol­le, besteht aller­dings nicht, das Spek­trum reicht vom Anar­cho­ka­pi­ta­lis­mus bis zum Staats­so­zia­lis­mus, von der natur­ge­bun­de­nen Volks­ge­mein­schaft bis zu irgend etwas Preu­ßi­schem. Nun ist sol­che Undeut­lich­keit bei Alter­na­tiv­ent­wür­fen eher Norm als Aus­nah­me und prin­zi­pi­ell kein Ein­wand gegen sie. 

Etwas mehr Klar­heit muß man aber erwar­ten bei Beant­wor­tung der Fra­ge, wie ans Ziel gekom­men wer­den soll. Soweit erkenn­bar, ver­spre­chen sich die Befür­wor­ter der Akze­le­ra­ti­on wenig von der Mit­ar­beit in einer bestehen­den oder Grün­dung einer neu­en Par­tei, aber auch die Schaf­fung irgend­wel­cher »Bün­de« oder gehei­mer »Logen« scheint kaum Anhän­ger zu haben. Dage­gen geis­tert immer wie­der die Idee einer »Bewe­gung« durch die Köp­fe, vor allem einer »Jugend­be­we­gung«. Ist damit nicht gemeint, daß man die Fehl­schlä­ge von »Jun­gen­staat« oder »rot­grau­er Akti­on« nach­spie­len möch­te, blie­be nur die Bedeu­tung von Jugend­li­chen und jun­gen Erwach­se­nen in his­to­ri­schen Revo­lu­tio­nen als Bezugs­punkt. Tat­säch­lich kann man sowohl die Jako­bi­ner wie auch die Bol­sche­wi­ki und auch die Faschis­ten oder die Trä­ger der Ara­bel­li­on als Jugend­be­we­gun­gen beschrei­ben, aber es steht auch außer Fra­ge, daß ihre Erfol­ge sich nicht aus die­sem Cha­rak­te­ris­ti­kum erklärten. 

Schon die natür­li­che Unrei­fe der Trä­ger­grup­pen spricht dage­gen, vor allem aber, daß Bewe­gun­gen als sol­che über­haupt kei­ne Chan­ce auf dau­er­haf­te Wir­kung haben. Sie kön­nen ein ers­ter Aggre­gat­zu­stand einer poli­ti­schen Orga­ni­sa­ti­on sein, aber sie müs­sen in etwas ande­res – gemein­hin eine Par­tei – über­ge­hen. Wenn eine Par­tei ver­sucht, ihren Bewe­gungs­cha­rak­ter auch nach der Insti­tu­tio­na­li­sie­rung auf­recht­zu­er­hal­ten, bedingt das zwangs­läu­fig ihr Schei­tern, oder es kommt zu poli­ti­schem Mum­men­schanz. Der Erfolg der Grü­nen im Gegen­satz zu allen mög­li­chen Grup­pie­run­gen links der SPD hing ganz wesent­lich mit deren Bereit­schaft zusam­men, den not­wen­di­gen Schritt zu machen und sich von allen zu tren­nen, die Rein­heit und Zau­ber der Anfän­ge nicht losließen.

Um das Gemein­te noch an einem wei­te­ren Bei­spiel zu illus­trie­ren: Wer die Ent­wick­lung der Iden­ti­tä­ren in Frank­reich schon etwas län­ger beob­ach­tet hat, regis­trier­te das Irr­lich­tern­de die­ser Bewe­gung, die Abhän­gig­keit von ein­zel­nen Initia­to­ren, die ideo­lo­gi­sche Unklar­heit, das Schwan­ken zwi­schen Zel­len- oder Par­tei­bil­dung, Kampf um die kul­tu­rel­le Hege­mo­nie oder Anleh­nung an den Front Natio­nal. Die Auf­merk­sam­keit, die man Ende ver­gan­ge­nen Jah­res nach der Beset­zung des Moscheeneu­baus in Poi­tiers fand, erklärt sich denn auch nicht aus dem eige­nen Poten­ti­al der Iden­ti­tä­ren, son­dern aus der Tat­sa­che, daß der Vor­fall von Mari­ne Le Pen in einem Fern­seh­in­ter­view erwähnt wur­de. Erst die­ses Zusam­men­wir­ken von Fak­to­ren – Akti­on, Hin­weis durch eine Pro­mi­nen­te, in einem bedeu­ten­den Medi­um – zeig­te Wir­kung. Aller­dings hat auch das kei­ne Initi­al­zün­dung aus­ge­löst, was damit zusam­men­hängt, daß die für einen Durch­bruch nöti­ge Dis­zi­plin gera­de den Bewe­gungs­ori­en­tier­ten regel­mä­ßig fehlt. Hin­zu­ge­fügt sei noch, daß der FN nach einem kur­zen Lieb­äu­geln mit dem The­ma »Iden­ti­tät« die Sache wie­der fal­len­ge­las­sen hat: zu kopf­las­tig, nichts für die brei­te Anhän­ger­schaft und die mili­tants, die die Arbeit an der Basis machen, zu unein­deu­tig, letzt­lich zu unpo­li­tisch, das heißt zu unklar in bezug auf die Fra­ge »Wer wen?« (Lenin dixit).

Eine Sym­bol­po­li­tik, die sich, wie die der Iden­ti­tä­ren, an den Akti­ons­for­men der Acht­und­sech­zi­ger ori­en­tiert, hat nur dann einen poli­ti­schen Gehalt, wenn sie ein geeig­ne­tes Publi­kum – also eines, das min­des­tens inter­es­siert, bes­ser noch wohl­wol­lend ist – fin­det. Wenn nicht, dann bleibt eine sol­che Stra­te­gie kon­tra­pro­duk­tiv und bin­det sinn­los Kräf­te. Denn selbst wenn es auf die­sem Weg gelin­gen soll­te, den Kreis der Unbe­ding­ten zu erwei­tern, auf die »Mit­te« kann man kei­nen Ein­fluß aus­üben, und auf die­sen Ein­fluß kommt es an. Das zu akzep­tie­ren fällt dem Befür­wor­ter der Akze­le­ra­ti­on natür­lich schwer, weil er von der Not­wen­dig­keit der Tat mit gro­ßem »T« über­zeugt ist, weil er den Schmerz über die Deka­denz uner­träg­lich fin­det und sei­ne Ver­ach­tung der Unbe­weg­ten einen Grad erreicht hat, der ihn deren Hal­tung mora­lisch ver­werf­lich erschei­nen läßt. Umge­kehrt traut er der Ein­satz­be­reit­schaft und der Wil­lens­an­stren­gung sei­ner Min­der­heit fast alles zu.

Vor allem die­ser Vol­un­t­a­ris­mus ist dem Kon­zepter suspekt. Er ver­mu­tet dahin­ter den glei­chen uto­pi­schen Wunsch, der auch den Geg­ner beherrscht, näm­lich, »daß das Leben kei­ne Bedin­gun­gen haben soll­te« (Geh­len dixit). Für die­se Bedin­gun­gen inter­es­siert sich die vier­te Grup­pe am stärks­ten, was auch eine Tem­pe­ra­ments­fra­ge sein mag, aber nicht nur. Es sind zuerst ein­mal in der Sache selbst lie­gen­de Ursa­chen, die es nahe­le­gen, die Arbeit an den Grund­la­gen fort­zu­set­zen. Dazu gehört vor allem die theo­re­ti­sche Schwä­che der intel­lek­tu­el­len Rech­ten. Gemeint ist nicht, daß man es hier mit Dumm­köp­fen zu tun hat, aber eben mit einer unlieb­sa­men Kon­se­quenz jener »nomi­na­lis­ti­schen« (Moh­ler dixit) Lage­rung des kon­ser­va­ti­ven Den­kens, das lie­ber das Kon­kre­te-Ein­zel­ne angeht als das Gro­ße-Gan­ze. Fak­tisch hat es seit den 1960er Jah­ren kei­ne umfas­sen­de Anstren­gung von die­ser Sei­te gege­ben, so etwas wie einen ideo­lo­gi­schen Gesamt­ent­wurf zu schaf­fen, und selbst wenn man von den Pro­ble­men absieht, die es auf­wirft, daß Gene­ra­ti­on für Gene­ra­ti­on durch die Begriff­lich­keit des Geg­ners in ihren Vor­stel­lun­gen bestimmt wird und die Fak­ten­kennt­nis­se in einem dra­ma­ti­schen Tem­po schwin­den, bleibt es doch dabei, daß das Haupt­pro­blem an die­sem Punkt liegt: Wir haben kei­ne »Poli­tik«, kein Manu­al, auf das man jeden hin­wei­sen, das man dem Inter­es­sier­ten in die Hand drü­cken kann und das den Schwan­ken­den über­zeu­gen würde.

Immer­hin haben wir eine Zei­tung, die als aktu­el­les Nach­rich­ten­or­gan unver­zicht­bar ist und die Gescheh­nis­se aus unse­rer Sicht kom­men­tiert, und ein Insti­tut, das aus eige­ner Kraft mehr zustan­de gebracht hat, als sämt­li­che Stif­tun­gen, Vor­feld­or­ga­ni­sa­tio­nen und Gesprächs­zir­kel im Umfeld der bür­ger­li­chen Par­tei­en. Aber das sind nur ers­te Schrit­te, müh­sam genug, dau­ernd gefähr­det, nicht zuletzt durch die Müh­sal und den Man­gel an ein­drück­li­chen Erfol­gen. Es ist ver­ständ­lich, daß das den einen oder ande­ren irre wer­den läßt an dem ein­ge­schla­ge­nen Weg und er nach Abkür­zun­gen sucht, aber Meta­po­li­tik – denn dar­um han­delt es sich für die vier­te Frak­ti­on – ist nur so und nicht anders zu trei­ben. In Abwand­lung einer berühm­ten For­mel Max Webers kann man sagen »Meta­po­li­tik ist das lang­sa­me, gedul­di­ge Boh­ren dicker Bret­ter«. Selbst­ver­ständ­lich ist das nicht jeder­manns Sache, begeis­tert das nur weni­ge, möch­ten die ande­ren »etwas machen«, wol­len es »span­nend«, »pri­ckelnd« oder »sexy«, aber die Erfah­rung, die gro­ße kon­ser­va­ti­ve Leh­re­rin, zeigt doch, daß nur die Ver­fü­gung über eine hin­rei­chend gesi­cher­te Fak­ten­ba­sis und Klar­heit der Kern­be­grif­fe etwas bewir­ken kann. Etwas bewir­ken kann, nicht muß, das heißt: eine sol­che Arbeit setzt die Auf­fas­sung vor­aus, daß das, was da getan wird, in jedem Fall getan wer­den soll­te, weil es das Rich­ti­ge zur Kennt­nis bringt und zu ver­brei­ten sucht.

Selbst­ver­ständ­lich wird die­se Tätig­keit nicht als Selbst­zweck betrach­tet, es bleibt das Ziel, mit den eige­nen Über­zeu­gun­gen auf die der ande­ren zu wir­ken. Der Lin­ken ist das mehr­fach gelun­gen – 1789 genau­so wie 1968 –, aber nicht wegen der Macht ihrer Ver­schwö­run­gen oder der Güte ihrer Ein­fäl­le, son­dern weil die Lage güns­tig war. »Erken­ne die Lage« (Schmitt dixit) ist die ers­te For­de­rung, die erfül­len muß, wer Ein­fluß gewin­nen will. Und die Lage, die deut­sche Lage, spricht jeden­falls dage­gen, daß irgend­ei­ne schwei­gen­de Mehr­heit nur auf die Ein­re­de oder Ermu­ti­gung der rech­ten Min­der­heit war­tet, um end­lich zu sagen, was sie immer sagen woll­te. Die Stel­lung einer Par­tei wie der »Alter­na­ti­ve für Deutsch­land« ist inso­fern sym­pto­ma­tisch. Die­ser Ver­such, den gesun­den Men­schen­ver­stand zu orga­ni­sie­ren, setzt auf die Mobi­li­sie­rung der oben erwähn­ten Mit­te, was ange­sichts der bestehen­den Kräf­te­ver­hält­nis­se die ein­zig denk­ba­re Opti­on für ein ande­res poli­ti­sches Han­deln ist. 

Was pas­siert, sobald die­se Mobi­li­sie­rung gelingt, steht auf einem ganz ande­ren Blatt, hängt wesent­lich davon ab, ob sich die Ent­wick­lung zuspitzt oder nicht. Soll­te eine Zuspit­zung erfol­gen, wird das zwangs­läu­fig zu einer Pola­ri­sie­rung füh­ren und das heißt not­wen­dig dazu, daß der Blick auch wie­der auf die Rech­te fällt und die Fra­ge gestellt wer­den wird, ob sie etwas anzu­bie­ten hat, jen­seits von Nost­al­gie, apo­ka­lyp­ti­scher Sehn­sucht, Wünsch­bar­kei­ten und Paro­len. Der Kon­ser­va­ti­ve als »Mann der Kri­se« (Mol­nar dixit) kann dann Gehör fin­den, aber den Pro­zeß, der bis zu die­sem Punkt führt, kann er nicht selbst ein­lei­ten und nur bedingt vor­an­trei­ben, denn es han­delt sich um das Ergeb­nis des Han­delns und Unter­las­sens der Mäch­ti­gen, mit­hin sei­ner poli­ti­schen und ideo­lo­gi­schen Geg­ner. Des­halb wird man sich in Geduld fas­sen müs­sen. – Daß Geduld eine kon­ser­va­ti­ve Tugend ist, liegt auf der Hand, aber man unter­schät­ze nicht ihr Umsturzpotential.

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