Peter Berling: Der Chauffeur

Peter Berling: Der Chauffeur, Berlin 2014. 528 S., 24,99 €

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Einem Lieb­ha­ber der Süß­spei­se, der ein Kut­tel­ge­richt bewer­tet, dürf­te man mit Fug und Recht vor­wer­fen: Die Spei­se­kar­te war umfäng­lich genug, war­um die­se Wahl? Er könn­te ant­wor­ten: Weil mir Gericht und Koch ein­dring­lich ans Herz gelegt wur­den. Weil ich gele­gent­lich auch Fleisch nicht ver­schmä­he. Der Koch heißt in die­sem Fall Peter Ber­ling, sei­nen Namen zie­ren Sterne.

Ber­ling, Jahr­gang 1934, ist ein erfolg­rei­cher Film­pro­du­zent, Schau­spie­ler und Schrift­stel­ler. Unter ande­rem durch sei­nen Roman­zy­klus Die Kin­der des Gral wur­de er zum Best­sel­ler­au­tor. Dem The­ma ist er auch in sei­nem neu­en Roman treu geblie­ben: Der jun­ge Schwei­zer Max gerät in die Krei­se völ­ki­scher Eso­te­ri­ker und auf­stre­ben­der Nationalsozialisten.

Durch sei­ne Lie­be für auto­mo­bi­le Tech­nik wird er zum Chauf­feur des Grals­su­chers Otto Rahn, auf­grund sei­ner Fähig­kei­ten als Mas­seur zum Phy­sio­the­ra­peu­ten Rein­hard Heyd­richs. Von Hein­rich Himm­ler und einem fran­zö­si­schen Geheim­bund wird Max in ein Kom­plott ver­wi­ckelt, das der SS die Macht des Hei­li­gen Grals sichern soll. Spät begreift Max die Per­fi­die der Mäch­te, in deren Diens­ten er steht.

Ber­ling hat sei­nem opu­len­ten Roman ein Regis­ter der Dra­ma­tis Per­so­nae vor­an­ge­stellt, das es in sich hat: Ernst Jün­ger, Leni Rie­fen­stahl und Yehu­di Menu­hin spie­len in klei­nen Rol­len neben Otto Skor­ze­ny und natür­lich Adolf Hit­ler. Auch sonst geht es drun­ter und drü­ber: die aukt­oria­le Stim­me, der Ich-Erzäh­ler Max, des­sen Tage­buch­ein­trä­ge und Brie­fe an unter­schied­li­che Adres­sa­ten füh­ren durch die Hand­lung. Dane­ben gibt es Sach­kun­de, ver­packt in Dia­lo­gen: »Wolf­ram von Eschen­bach, der Ver­fas­ser des Par­zi­val …« – so unter­hal­ten sich Rahn und Kol­le­gen am Montségur.

Alle For­men der Bericht­erstat­tung – beson­ders fällt das in den kei­nes­wegs tage­buch­mä­ßi­gen Ein­tra­gun­gen von Max auf – eint ein Ton, aus dem die Stil­blü­ten nur so sprie­ßen. Max: »Ich muß­te am Leib von lie­ben Freun­den erfah­ren, was es heißt, wider den Sta­chel zu löcken, wenn der Gesta­po heißt.« Zu Heyd­rich: »Er woll­te sich mit der Aura eines Mons­ters umge­ben. Das ver­brei­te­te Angst und Schre­cken, exakt (!) die tief­schwar­ze Wol­ke, in der er geor­tet wer­den wollte.«

Max hin­ge­gen, der sich »sau­wohl« fühlt im Ver­kehr mit jün­ge­ren und älte­ren Damen, fal­len gele­gent­lich Prä­ser­va­ti­ve aus der Hosen­ta­sche. »Mein männ­li­cher Stolz schwoll mir in der Hose …, mein Wider­stand ver­här­te­te sich wie in kal­tes Was­ser gegos­se­nes, glü­hen­des Blei!« Das ist der glei­ßen­de Wahnsinn.

 

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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