Filmtip zum Jahreswechsel: “Morgenröte im Aufgang – Hommage an Jacob Böhme”

von Lore Waldvogel

In aktuellen politischen Debatten um die Frage „Wer sind wir, und was gibt es hier eigentlich zu verteidigen?“ vermisse ich...

manch­mal eine Ver­ge­gen­wär­ti­gung der geis­ti­gen Schät­ze, die man uns hin­ter­las­sen hat, und die die deutsch­spra­chi­ge Kul­tur von ande­ren Län­dern, die sich auch als abend­län­disch-christ­lich ver­ste­hen, unter­schei­det. Bekannt­lich sieht man ja oft, wenn man mit­ten drin steht, den Wald vor lau­ter Bäu­men nicht.

Aus­län­di­sche Beob­ach­ter fin­den hier oft kla­re­re Wor­te als man selbst, zum Bei­spiel die Ver­tre­ter der „Peren­ni­al Phi­lo­so­phy“ der bri­ti­schen Teme­nos Aca­de­my unter der Schirm­herr­schaft von Prin­ce Charles:

Es ist kaum bekannt, dass sich die Sicht­wei­se des deut­schen Den­kens auf die uns umge­ben­de Welt, und vor allem auf das Ver­hält­nis des Men­schen zur Welt, deut­lich von den Haupt­strö­mun­gen unse­rer (der eng­lisch­spra­chi­gen, Anm. d. Übers.) Denk­tra­di­ti­on unter­schei­det. Zum Teil vom alche­mis­ti­schen Den­ken des Mit­tel­al­ters und der Renais­sance geprägt, das in den deutsch­spra­chi­gen Län­dern die reichs­ten Blü­ten trieb, ent­wi­ckel­ten die­se Völ­ker ein Welt­ver­ständ­nis – und vor allem ein Ver­hält­nis zur Welt – das dem Den­ken, das man in Indi­en und ande­ren Tei­len Asi­ens antrifft, häu­fig näher ist als dem Empi­ris­mus der bri­ti­schen Tra­di­ti­on oder dem Ratio­na­lis­mus der Fran­zo­sen. (Ste­phen Cross, Jack Her­bert: Inward Lies the Way. Ger­man Thought and the Natu­re of Mind, Lon­don: Teme­nos Aca­de­my 2008)

Ein wich­ti­ger Reprä­sen­tant der hier beschwo­re­nen genu­in deut­schen bzw. deutsch­spra­chi­gen Geis­tes­tra­di­ti­on ist ganz sicher der Gör­lit­zer Mys­ti­ker Jakob Böh­me, der trotz sei­nes nied­ri­gen Bil­dungs­stands – von Beruf Schuh­ma­cher­meis­ter – als ers­ter deut­scher Phi­lo­soph, als „phi­lo­so­phus teu­to­ni­cus“, in die Geschich­te ein­ging. Sein Werk wird jetzt in einem Film der Künst­ler­grup­pe „Orga­ni­sa­ti­on zur Umwand­lung des Kinos“ gewürdigt.

Es han­delt sich hier weder um einen her­kömm­li­chen Doku­men­tar­film noch um einen rät­sel­haf­ten Künst­ler­film, son­dern um ein mini­ma­lis­ti­sches, bei­nah zeit­lo­ses fil­mi­sches Gedicht, in dem das mit Natur­sze­nen unter­leg­te Wort Böh­mes leben­dig wird und trotz alter­tüm­li­cher Gram­ma­tik mit einer ursprüng­lich anmu­ten­den Kraft zu uns spricht.

Im Was­ser lebt der Fisch, die Pflan­ze in der Erden,
Der Vogel in der Luft, die Sonn’ im Firmament.
Der Sala­man­der muss im Feu’r erhal­ten werden:
Und Got­tes Herz ist Jakob Böh­mes Element.
(Ange­lus Silesius)

Wel­ches Fein­ge­fühl und wel­che Musi­ka­li­tät erfor­der­lich sind, den Ori­gi­nal­text eines Mys­ti­kers aus dem 17. Jahr­hun­dert ein­dring­lich aber völ­lig unprä­ten­ti­ös vor­zu­tra­gen und den rich­ti­gen Ton zu tref­fen, kann der Laie nur erah­nen. Die Stim­mig­keit des Films legt nahe, dass hier jede Film­se­kun­de in Bild und Ton mit einem Per­fek­tio­nis­mus durch­kom­po­niert wur­de, die nur einer an den Tag legt, dem sein Gegen­stand hei­lig ist, und der Blei­ben­des schaf­fen will. Eine Hom­mage im bes­ten Sin­ne also. Jedem, der auch nur einen Fun­ken Mys­tik in sich trägt und sich für die Grund­la­gen der deut­schen Geis­tes­ge­schich­te inter­es­siert, sei die­ser Film ans Herz gelegt (nächs­te Ter­mi­ne sie­he unten).

Der Gör­lit­zer Mys­ti­ker und Visio­när Jacob Böh­me ist die unbe­kann­tes­te, geheim­nis­volls­te und zugleich ein­fluss­reichs­te Gestalt der deut­schen Geis­tes­ge­schich­te. Sein mehr­tau­send­sei­ti­ges phi­lo­so­phi­sches Werk, ohne das die deut­sche idea­lis­ti­sche Phi­lo­so­phie undenk­bar wären, ist die Aus­for­mu­lie­rung eines radi­ka­len Chris­ten­tums und der Ent­wurf einer rei­chen, bis heu­te in ihrer Tie­fe nicht aus­ge­lo­te­ten Kos­mo­lo­gie, Anthro­po­lo­gie und Natur­phi­lo­so­phie. (Orga­ni­sa­ti­on zur Umwand­lung des Kinos)

Nicht nur der Film an sich über­zeugt, son­dern auch das Anlie­gen der Künst­ler, die bei mei­nem Besuch der letz­ten Vor­stel­lung in Ber­lin im Novem­ber anwe­send waren. Der gro­ßen Unbe­kannt­heit des Böh­me­schen Werks in sei­nem eige­nen Land müs­se man Abhil­fe schaf­fen, mein­te Ronald Ste­ckel, der sich schon seit über zehn Jah­ren mit Böh­me und ande­ren Mys­ti­kern befasst. Wir Deut­schen sei­en von unse­ren geis­ti­gen Wur­zeln gänz­lich abge­schnit­ten – was doch sehr scha­de sei, schließ­lich hät­ten doch so vie­le wun­der­ba­re Men­schen gera­de hier, in Deutsch­land, gelebt und uner­mess­li­che geis­ti­ge Reich­tü­mer hin­ter­las­sen. Dass wir die­sen beson­de­ren Per­sön­lich­kei­ten unse­re Auf­merk­sam­keit schen­ken und ihre Bemü­hun­gen, Wert­vol­les und Blei­ben­des zu schaf­fen, aner­ken­nen, sei, wenn ich Ste­ckel rich­tig ver­stan­den habe, das Min­des­te, das wir jetzt tun kön­nen. Und gera­de über das gespro­che­ne Wort – mehr noch als über das Bild oder die Musik – sei es mög­lich, die Ver­bin­dung zur Tra­di­ti­on wie­der aufzunehmen.

Könn­te man je ver­ges­sen, wel­cher Schatz von natür­li­cher Geis­tes- und Her­zens­tie­fe in der teut­schen Nati­on liegt, so dürf­te man sich nur an ihn (Böh­me) erin­nern. (F.W.J. Schelling)

Aller­dings sei dies auch gar nicht so leicht zu bewäl­ti­gen: es habe wohl noch nie eine Zeit gege­ben, in der der geis­tig Suchen­de mit sei­nen drän­gends­ten Fra­gen so allei­ne war und von der Gesell­schaft so allei­ne gelas­sen wur­de. Und man möch­te hin­zu­fü­gen: in der die höchs­ten Din­ge der­ar­tig mit Füßen getre­ten wur­den. Obwohl sie sich als Künst­ler auf ihrem Gebiet auch inter­na­tio­nal einen Namen gemacht haben und diver­se Prei­se für ande­re Arbei­ten erhiel­ten, gab es für die­sen Film kei­ne öffent­li­chen Fördergelder.

Es wird wie­der eine Zeit kom­men, in der man ihn – Jakob Böh­me – nicht nur ver­ste­hen wird , son­dern in der man von ihm wird ler­nen wol­len. Es wird eine Zeit kom­men, wo man sol­che tie­fe Geis­tes­ta­ten wie die Schrif­ten Jakob Böh­mes … wie­der ver­ste­hen wird. (Rudolf Steiner)

Das Mot­to der „Orga­ni­sa­ti­on zur Umwand­lung des Kinos“: „Wir müs­sen uns vom Gift der Gegen­wart rei­ni­gen“. Damit knüpft man an eine Idee des Künst­lers Joseph-Anton Schnei­der­fran­ken an, auch bekannt unter dem Namen Bô Yin Râ, an, der schon in den 20er Jah­ren die schäd­li­chen Aus­wir­kun­gen des Kinos anpran­ger­te. Er war der Mei­nung, man müs­se dem „Kino­pro­blem” mit einer Bewe­gung aus einer „ach­tung­ge­bie­ten­den Anzahl von Män­nern und Frau­en“ ent­ge­gen­wir­ken, „die wenigs­tens unsern deut­schen Film­ge­sell­schaf­ten ein­mal mit aller Deut­lich­keit sagen, wie das deut­sche Volk die an sich so wun­der­ba­re Erfin­dung des beweg­li­chen Licht­bil­des ver­wer­tet wis­sen will…“ („‚Kino‘, Kul­tur und Kunst“, um 1920). In die­sen dunk­len Zei­ten tut es gut zu wis­sen, dass sich in den Küns­ten wie­der avant­gar­dis­ti­sche Posi­tio­nen bemerk­bar machen, die nicht nur um sich selbst krei­sen son­dern sich zu vor­mo­der­nen Ursprün­gen beken­nen und allen Erns­tes das Anlie­gen ver­fol­gen, der All­ge­mein­heit geis­ti­ge Heil­mit­tel gegen die Neu­ro­sen der Gegen­wart zur Ver­fü­gung zu stellen.

– – – – –

MORGENRÖTE IM AUFGANG – hom­mage à JACOB BÖHME ist ein Film von Max Hopp, Jan Kort­häu­er, Ronald Ste­ckel und Klaus Wein­gar­ten. Eine Kopro­duk­ti­on des Ber­li­ner noo­t­hea­ters mit der Orga­ni­sa­ti­on zur Umwand­lung des Kinos, in Zusam­men­ar­beit mit dem Inter­na­tio­na­len Jacob Böh­me Insti­tut und der Ober­lau­sit­zi­schen Biblio­thek der Wis­sen­schaf­ten, Gör­litz. Der Film wur­de durch Mit­tel der Fon­da­zio­ne Bô Yin Râ geför­dert. Alle Tex­te, die im Film gespro­chen wer­den, gehen zurück auf den Wort­laut der 1730 in Ams­ter­dam ver­öf­fent­lich­ten Gesamt­aus­ga­be der Schrif­ten Jacob Böh­mes. HD 16 : 9 / S/W & FARBE / 81 MIN

Die nächs­ten Termine:

BERLIN – 30. Dezem­ber 2015 und 1. Janu­ar 2016, jeweils 15:30 Uhr, Bundesplatz-Kino
MÜNCHEN – 3. Janu­ar und 6. Janu­ar 2016, jeweils 11:00 Uhr, Werkstattkino
HANNOVER – 17. Janu­ar 2016, 15:00 Uhr, Kino im Spren­gel, Hannover

Hin­ter­grün­de und Aktua­li­sie­run­gen zum Film gibt es hier zu sehen. Und dann noch der Trailer:

Nichts schreibt sich
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Kommentare (19)

Falkenauge

30. Dezember 2015 10:00

Ein sehr schöner, wichtiger Artikel und Hinweis!

Jacob Böhme hatte großen Einfluss auf die Denker des deutschen Idealismus, insbesondere auch auf Hegel. Daran anzuknüpfen halte ich für ebenso wichtig und von dringender Aktualität.
Siehe den Beitrag auf:
https://fassadenkratzer.wordpress.com/2015/10/21/deutscher-geist-und-deutsche-seele-verkannt-verdraengt-verleumdet/

Sternenfrau

30. Dezember 2015 10:03

Herzlichen Dank für den Filmtip.

Allein schon diese kurze Sequenz ist ein Kleinod.

Ein gebürtiger Hesse

30. Dezember 2015 11:30

Sehr schöner Hinweis. Wenig, ach!, nichts ist so wichtig wie die Gesundung bzw. Neubehausung unserer Seelen. Dies spüren zu können, ist bereits Teil des Prozesses. Bin gespannt auf den Film.

Andreas Walter

30. Dezember 2015 11:45

Schöön.

Soviel zur Frage, was uns verbindet, denn auch wenn vielen verborgen schlummert es doch wohl in fast jedem.

Vielen Dank.

Andreas Walter

30. Dezember 2015 12:28

Hahaha, dass haut mich jetzt allerdings um:

https://www.organisationzurumwandlungdeskinos.de/index.php?page=frank-capra---auf-der-suche-nach-shangri-la-2

Ausgerechnet Frank Capra. Ja ja, die, unsere Doppelnatur des Menschen.

Wollte vorhin noch schreiben, wozu sonst der überwiegende Teil des Kinos dient. Der Ablenkung und Indoktrination, Kriegspropaganda, und habe eben genau dabei auch an die Filme von Capra gedacht mit denen er und viele Unterstützter wie auch die Regierung der VSA ihre Bevölkerung kriegswillig, kriegslüstern gemacht hat. In dem er uns Deutsche als Dämonen, Deutschland als das Reich des Bösen dargestellt hat.

Infantilität, Naivität, kindliches Gemüt, oder eiskaltes Kalkül frage ich mich bei solchen Menschen immer, zu denen ich auch Spielberg oder Lucas zähle. Doch das werden sie einem mit Sicherheit nicht verraten, wie viel Dämon auch in ihnen steckt und wütet. Von Morgenröte bis Morgenröte, Tag ein, Tag aus.

Monika

30. Dezember 2015 18:35

Jakob Böhmes Stil ist auf ewige Zeiten der eigentlich deutsche;
Biblisch und magisch....

Friedrich Schlegel

Was mein Vaterland wegwirft,
das werden fremde Völker mit Freuden aufheben.

Jakob Böhme

Schön, daß der dritte SiN Beitrag nach Weihnachten über Jakob Böhme handelt.
Anlass, mal wieder Gerd-Klaus Kaltenbrunners Band 1
Europa-Seine geistigen Quellen in Porträts aus zwei Jahrtausenden
in die Hand zu nehmen und das Kapitel über Jakob Böhme zu lesen.

Dort heißt es:

So hat Böhme , dieser seltsame Jean Paul der Philosophie, die größten Metaphysiker des neunzehnten Jahrhunderts beeinflußt. Auch nach Hegel und Schelling, Schopenhauer und Franz von Baader wurde fast jeder bedeutende deutsche Denker-bis zu Paul Tillich, Carl Gustav Jung, Max Scheler, Ludwig Klages, Leopold Ziegler, Ernst Bloch und Martin Buber-von Böhme berührt. Doch dies ist nur die eine Seite der Nachwirkung des Philosophus teutonicus. Auf der anderen reicht sein Einfluß tief in die Welt der kleinen Leute. Als Mann aus dem Volke hat Jakob Böhme von jeher auf das Volk gewirkt.....
Es gibt eine ökumenische "Böhme-Kirche", deren Mitglieder aus den verschiedensten Konfessionen, Sprachen, Ländern und Ständen kommen. Sie umfaßt Katholiken wie Franz von Baader und Protestanten wie Oetinger und Hegel, orthodoxe Christen wie Solowjow und Berdjajew, aber auch jüdische Denker wie Martin BUber und Gerschom Scholem, Naturforscher wie Isaac Newton, Esoteriker wie Rudolf Steiner und religiös Ergriffene, Schwärmer und Gottsucher höchst unterschiedlicher Herkunft.

Waldgänger aus Schwaben

30. Dezember 2015 22:03

Gott sei mit dir, geh hin und wasche
Die Augen dir mit Morgentau.
Sei treu dem Buch und meiner Asche,
Und bade dich im ewgen Blau.

Du wirst das letzte Reich verkünden,
Was tausend Jahre soll bestehn;
Wirst überschwenglich Wesen finden,
Und Jakob Böhmen wiedersehn.

(an Tieck, Novalis)

Später mehr muss jetzt weg. Familie!

Legionär

31. Dezember 2015 12:56

Der Artikel hat mich doch glatt auf einen Philosophen gestoßen, von dem ich noch nie hörte. Und das obwohl ich ein humanistisches Gymnasium bis einschließlich zur Oberstufe besuchte und auch Deutsch studiert habe.
"Wir Deutschen seien von unseren geistigen Wurzeln gänzlich abgeschnitten – was doch sehr schade sei...", dies ist zum einen von staatliche Seite aus so gewollt, zum anderen ekeln sich ja nicht gerade wenige Deutsche vor sich als Volk. Daher braucht es einen nicht zu wundern, wenn das Interesse an allem, was als spezifisch Deutsch gilt, sich in Grenzen hält. Wir als patriotisch gesinnte Menschen sollten jedoch nicht dabei stehen bleiben, dies zu bedauern, sondern aktiv dazu beitragen, dass möglichst viele auf die typisch deutschen Geistestraditonen aufmerksam werden. Ich persönlich kann mich besonders für Böhmes Pantheismus begeistern, auch deshalb, weil daraus zwangsläufig ein verantwortungsbewußterer Umgang mit der heimischen Natur resultiert. Was das angeht, lässt sich auch ein Bogen spannen zur gegenwärtigen "Flüchtlingskrise", denn es ist nicht nur die kulturelle und biologische Substanz der Deutschen, die verloren zu gehen droht, sondern auch die bescheidenen Reste intakter Natur (je größer die zu uns strömenden Massen, desto mehr Fläche wird letztlich zugebaut und desto mehr Müll entsteht).

Urwinkel

31. Dezember 2015 21:58

Was das angeht, lässt sich auch ein Bogen spannen zur gegenwärtigen „Flüchtlingskrise“, denn es ist nicht nur die kulturelle und biologische Substanz der Deutschen, die verloren zu gehen droht, sondern auch die bescheidenen Reste intakter Natur (je größer die zu uns strömenden Massen, desto mehr Fläche wird letztlich zugebaut und desto mehr Müll entsteht).

Dafür gibt es die industrialisierte Müllentsorgung. Die meisten Penner verpassens' ihre Container zur rechten Zeit rauszustellen. Trotzdem denken sie, alles Mögliche noch reinstopfen zu können. Und immer so weiter; irgendwer wird den Müll schon entsorgen... Oft ertappe ich mich in misantrophischer Melancholie darüber. "Bögen" überspanne ich nur noch im eigenen, privaten Raum. Der Rest ist mir egal. Natur? Das sind die Plätze an die einen der gewöhnliche Tourist nicht mehr folgt und in denen man mückenzerstochen versumpfen kann (siehe Böhmefilm-Trailer). In meinem Programm-Kino läuft der Film nicht. Erwarte eine DVD-Ausgabe.

Thomas Wawerka

1. Januar 2016 03:03

Ich kann mit der Mystik nicht allzuviel anfangen, auch mit der christlichen nicht. Das ist eine fremde Welt für mich. Erst recht nicht mit Mystikern, die ihre Erfahrungen und Erlebnisse nicht der strengen Zucht einer Ordensregel, einer beständigen geistlichen Übung unterwerfen. Aus der frei flottierenden Mystik kommt meiner Erfahrung nach alles Mögliche und Unmögliche heraus. Das ist kein Einspruch gegen Jakob Böhme - dazu kenne ich ihn zu wenig. Es ist auch kein Einspruch gegen die Mystik an sich. Habe vor ein paar Wochen eine Theologin kennengelernt, Mystikerin und Mystik-Lehrerin. Sie hat vieles erzählt, das mich sehr beeindruckt hat, vor allem Dinge zu weltanschaulichen Fragen. Ich versuche das zu durchdenken - aber das ist schon wieder nicht mehr der Weg der Mystik. Ich bin da methodisch und wohl auch vom Naturell her eher auf der Seite der Aufklärer und versuche den Mut, mich meines eigenen Verstandes zu bedienen.

Eveline

1. Januar 2016 10:10

Ein gutes und natürliches Neues Jahr wünsche ich.

......Es ist kaum bekannt, dass sich die Sichtweise des deutschen Denkens auf die uns umgebende Welt, und vor allem auf das Verhältnis des Menschen zur Welt, deutlich von den Hauptströmungen unserer (der englischsprachigen, Anm. d. Übers.) Denktradition unterscheidet. Zum Teil vom alchemistischen Denken des Mittelalters und der Renaissance geprägt, das in den deutschsprachigen Ländern die reichsten Blüten trieb, entwickelten diese Völker ein Weltverständnis – und vor allem ein Verhältnis zur Welt – das dem Denken, das man in Indien und anderen Teilen Asiens antrifft, häufig näher ist als dem Empirismus der britischen Tradition oder dem Rationalismus der Franzosen. (Stephen Cross, Jack Herbert: Inward Lies the Way. German Thought and the Nature of Mind, London: Temenos Academy 2008).......

Auch ein Filmtip für die kommenden Jahre....

https://www.youtube.com/watch?v=UuYsIYCADl0&list=PLGo9kTwgpfv_gY73IhqSuHJxKwZ95KJXL

Die Anastasia Bücher werden hier vorgestellt, die mich sehr an Jakob Böhmes gefühlte Sicht der vor uns liegenden Welt erinnert.

Ich möchte auch auf das Ausgrenzen eines deutschen Sprachklanges aufmerksam machen, das Niederdeutsch.

Friedrich Engels schrieb im süddeutschen Morgenblatt am 19. 01.1841- er war in Bremen um seine kaufmännische Ausbildung fortzusetzen - „Was dem Fremden hier zuerst auffällt, ist der Gebrauch der plattdeutschen Sprache, selbst in den angesehensten Familien. Sowie der Bremer herzlich und vertraulich wird , spricht er plattdeutsch, ja er klebt sosehr an diesem Dialekt, das er ihn über den Ozean trägt. An der Börse in Havanna wird ebenso
viel Bremer Plattdeutsch gesprochen, wie Spanisch. .... Es sind aber auch noch nicht 300 Jahre her, daß das Hochdeutsch zur offiziellen Sprache erhoben wurde....“
Aus „Das große plattdeutsche Bilderbuch“ Konrad Reich

Heute hörte ich nun im Radio, daß Frau Merkel ihre Neujahrsbotschaft - noch auf hochdeutsch- aber mit arabischen Untertitel halten will. Ich weiß nicht ob es stimmt, aber schlimm genug das es kursiert.

Die niederdeutsche Sprache (Schrift und Literatursprache) , der Einfluß der Reformation auf die niederdeutsche Sprache, als eine Sprache der aufstrebenden norddeutschen Städte, Hanse, sie standen in voller Blüte, als Luthers Reformation begann.

Die Grenze zwischen „hoch Teutschland“ und „nider Teutschland“ war der Fluß Magano, der Main.

Da nun aber das Hochdeutsch politisch zur Bildungssprache gekürt worden war, mußte der niederdeutsche Bildungsbürger entweder seine gefühlte intuitive Muttersprache verraten und somit sich selbst, oder an der Peripherie der Gesellschaft Platz nehmen.

Ich meine der Riß durch unser Land geschah schon vor mindestens 600 Jahren, mit der amtlichen Hervorhebung einer Sprache, und somit der Erniedrigung des niederdeutschen Geistes.

Wir werden uns diese Klänge alle wieder zurückholen müssen.

Aristoteles.

1. Januar 2016 13:51

Danke für das kleine Neujahrsgeschenk, den Hinweis auf Jakob Böhme.

In diesem Zusammenhang sind erwähnenswert auch
Nikolaus von Kues
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Kues#Religionsfrieden
und
Meister Eckhart
https://de.wikipedia.org/wiki/Meister_Eckhart#Die_Seele.2C_ihre_Erkenntnisweisen_und_ihr_Verh.C3.A4ltnis_zu_Gott

Es ließe sich von diesen neuplatonischen 'Ketzern' wohl auch eine Linie zu Heidegger ziehen.

Was würden sie wohl zur heutigen Inquisition sagen?

Mir wird trotzdem ein Rätsel bleiben,
wie die Rautenfrau ihre luziferische Rolle,
die sie in der Schweiz geradezu offen eingestanden hat
('Moslems lassen Europäer wieder über das Christentum nachdenken'),
absichtlich spielen kann.
Kann man seelisch so versehrt sein, dass man sagen kann:
'Ich bin jetzt mal für den Rest meiner Tage der Teufel,
damit die Menschen zur höheren Erkenntnis gelangen'?

Oder schnallt die Frau gar nicht, was sie macht, und hält sich schlichtweg für einen guten Menschen und Menschenfreund?

Der Gutmensch

1. Januar 2016 18:51

... nicht zu fassen - ich bin doch glatt drauf reingefallen und wollte mal sehen, welches filmische Denkmal man dem Namensgeber unserer Orthopädie-Schuhmacherei da wohl gesetzt hat.

Ich muss schon sagen - hartes Brot, da muss man drauf stehen. Für jemanden, der ganz selbstverständlich mit der Idee des Pantheismus (Giordano Bruno) und ausgesprochen scheelen Blicken auf die Erbsünde und die (vorgeblich) freie Entscheidung der Menschen aufgewachsen ist, war die ständige Wiederholung doch ein wenig ermüdend; irgendwann bin ich auch eingeschlafen. Mich weckte ein Paukenschlag und eine recht unangenehme Lightshow (auf der Erkenntnis, dass im Rahmen eines Gegensatzes eines ohne das andere nicht auskommt, wurde während des gesamten Filmes herumgeritten und - damit es wohl auch der letzte versteht - wurde es dann nur durch Licht an/Licht aus demonstriert. Hat natürlich funktioniert; im Dunkeln flammten die Lichter vor den Augen nach). Danach wieder das Eingangskonzept, das m. E. jeden künstlerischen Abstand negierte; catweazle https://www.youtube.com/watch?v=7jhrQD9D5uQ hockt unbeweglich im Spreewald (?, sah jedenfalls mehr danach aus als nach der Oberlausitz), stiert nach den summenden Mücken, schlägt aber nie nach ihnen, während er uns belehrt ... Und auf der Wiese da wachsen viele Gräser, ein rotes, ein blaues, ein bitteres, ein süßes (etc.pp. für gefühlte fünf Minuten) und doch auf einer Mutter Erde! Das Ergebnis des offenkundig ehrlichen Bemühens um das Werk Jacob Böhmes - aber der sich selber viel zu ernst nehmenden Inszenierung war leider streckenweise so komisch, dass ich nun inmitten des professionell beeindruckten Fachpublikums saß und nicht mehr wusste, wie ich dem unterdrückten Lachen noch Herr werden sollte ...

Monika

5. Januar 2016 15:51

@ Thomas Wawerka
Von Karl Rahner stammt das berühmte Wort:

Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.

Es geht in der Mystik nicht um den Gegensatz zwischen Vernunft bzw. Aufklärung und nebulösem Gefühl , sondern um die grundlegende Frage der religiösen Erkenntnis.

Für den gläubigen oder religiösen Menschen ist Gott nicht nur Gegenstand der Erkenntnis, sondern erfahrbar. Der gläubige Mensch unterscheidet nicht zwischen dem erkannten Gott und dem erfahrenen Gott. Für ihn ist Gott Wirklichkeit.
Das Wort Wirklichkeit ist eine Bildung der Mystiker des 13. Jahrhunderts !
Das entsprechende Adjektiv wirklich ebenfalls. Es bedeutet soviel wie durch Handeln geschehend. Wirklich zielt auf den Gegensatz zum bloß Gedachten oder Scheinbaren. Dazu Meister Eckhart:

Der Mensch soll sich nicht genügen lassen an einem gedachten Gott; denn wenn der Gedanke vergeht, so vergeht auch der Gott. Man soll vielmehr einen wesenhaften Gott haben, der weit erhaben ist über die Gedanken des Menschen und aller Kreatur.

Erfahrungsebene und Erkenntnisebene bilden in der Mystik eine Einheit. Oder anders ausgedrückt:
Gottes Geheimnis löst nicht der Verstand, sondern seine Wirklichkeit.

Hieraus resultiert auch die postmoderne Kritik an der " Erkenntnisqualität" der Aufklärung.
Zur Mystik nach der Aufklärung, siehe da:
https://pub.uni-bielefeld.de/download/1776775/2312233

Jörg Schröder

5. Januar 2016 18:47

So, so Schuhmachermeister = niedriger Bildungsstand. Als selbständiger Orthopädieschuhmachermeister lade ich die Frau Waldvogel gern in meine Werkstatt ein. Dort kann sie die Richtigkeit Ihres Postulats überprüfen und ggfs. revidieren, während sie sich im Schweiße ihres Angesichts mit eigener Hände Arbeit ein Paar Schuhe macht. Ist ja nicht so schwer! Und man kommt beim Betrachten seiner Anfängerblasen an den Händen ganz schön ins philosophieren, versprochen!

Thomas Wawerka

6. Januar 2016 10:33

@Monika:

Dagegen hab ich nichts einzuwenden.
Danke für die Erklärung der Herkunft der "Wirklichkeit", sehr schön!
Das Übrige ist wohl eine Frage der Schwerpunktsetzung. Ich hatte genug mit Leuten zu tun, die sich auf ihre "Erfahrungen" beriefen und damit in Regionen der völligen Absurdität angekommen waren. Mit der Erfahrung lässt sich halt auch viel Schindluder treiben. Deshalb bin ich der Meinung, es müsse einen festen dogmatischen Unterbau geben und eine Praxis der geistlichen Übung unter Anleitung eines Mentors, durch die das Persönliche/Individuelle (u.d.h. Getrübte) solcher Erfahrungen abgeschliffen und das ewig Gültige zum Vorschein gebracht wird.

Arminius

6. Januar 2016 17:09

Der Film ist weder eine Dokumentation noch ein Spielfilm, sondern eher eine Meditation, welche diesen eigenartigen deutschen Mystiker unmittelbar zugänglich machen soll. In Kombination mit langen, kontemplativen Naturaufnahmen werden ausschließlich Originaltexte Böhmes gesprochen. Wer etwas anderes erwartet, ist vielleicht enttäuscht. Aber wer sich darauf einlassen kann, wird reich belohnt.

Lore Waldvogel

7. Januar 2016 13:41

Vielen Dank für die Kommentare und Erläuterungen, insb. an Monika. Und Eveline: da weisen Sie auf ein wichtiges Thema hin, die vielen verschiedenen deutschen Muttersprachen...

@ Jörg Schröder
Jetzt machen Sie mal halblang, Sie wissen genau, dass damit die akademische Bildung an der Universität gemeint ist. Bei der Endredaktion habe ich in dem Satz über die Kraft der Böhmeschen Sprache zwei Wörter gelöscht, die schenke ich Ihnen jetzt noch: „theoretisch unverbildet“. Und im übrigen darf sich ja wohl gerade in Deutschland (bisher zumindest) kein Handwerker darüber beschweren, dass sein Können nicht gewürdigt wird. Ich zumindest stehe voll und ganz hinter meinem Metzger, bei dem der schöne Spruch an der Wand prangt: „Ehre deutsches Volk und hüte treulich deinen Handwerksstand. / Als das deutsche Handwerk blühte, blühte auch das deutsche Land.“ Abgesehen davon hätte ich große Lust, mir mal ein paar Schuhe schustern zu lassen, das wären so Stiefeletten aus dem 19. Jh., aber keine orthopädischen…

Ansonsten schließe ich mich dem Ruf nach Gelassenheit im Widerstand an, mit einem Wort unseres geschätzten Schuhmachermeisters:

„Es ist die größte Torheit in Babel, dass der Teufel hat die Welt um die Religion zankend gemacht, dass sie um die selbst gemachte Meinung zanken, um die Buchstaben; da doch in keiner Meinung das Reich Gottes stehet, sondern in Kraft und der Liebe (…)

Darum sind die Mensch, so um die Wissenschaft und um Gottes Willen zanken, auch einander darum verachten, törichter denn die Vögel im Walde und die wilden Tiere, die keinen rechten Verstand haben. Sie sind vor dem heiligen Gott unnützer als die Wiesenblumen, welche doch dem Geist Gottes stille halten und lassen ihn die göttliche Weisheit und Kraft durch sich offenbaren. Ja, sie sind ärger als die Disteln und Dornen unter den schönen Blumen, welche doch stille stehen. Sie sind als die räuberischen Tiere und Vögel im Walde, welche die andern Vögel von deren Gesang und Lobe Gottes abschrecken.“ (Böhme, Von der neuen Wiedergeburt, 7. Kapitel)

Lukas Jederzeit

9. Januar 2016 14:35

Aus Jacob Böhme - Morgenröte im Aufgang, 1612:

52. Nicht bin allein ich also, sondern es sind alle Menschen also, es seien gleich Christen, Juden, Türken oder Heiden; in welchem die Liebe und Sanftmut ist, in dem ist auch Gottes Licht.

53. Wolltest sagen: nein? Es leben die Türken, Juden und Heiden ja auch in demselben Corpus, darinnen du lebest, und brauchen auch desselben Leibes Kraft, die du brauchest. Dazu haben sie auch denselben Leib, den du hast, und derselbe Gott, der dein Gott ist, ist auch ihr Gott.

54. So wirst du sagen: Sie kennen ihn aber nicht und ehren ihn nicht. Ja, lieber Mensch, rühme dich nur, du hasts wohl getroffen; du kennest ihn vor andern wohl. Siehe, du blinder Mensch, wo die Liebe in Sanftmut aufgehet, da gehet das Herze Gottes auf, Denn das Herze Gottes wird im sanften Wasser des angezündeten Lichtes geboren, es sei gleich im Menschen oder außer dem Menschen. Es wird überall im Centro in der Mitten zwischen der äußersten und innersten Geburt geboren.

55. Und was du nur ansiehest, da ist Gott. Die Begreiflichkeit aber stehet in dieser Welt im Zorne. Die hat der Teufel angezündet. Und im verborgenen Kerne mitten im Zorne wird das Licht oder Herze Gottes geboren, dem Zorne unbegreiflich; und bleibet ein jedes in seinem Sede.

56. Nicht rühme ich darum der Juden, Türken und Heiden Unglauben und Halsstarrigkeit und ihren Grimm und Bosheit wider die Christen. Nein, das sind eitel Stricke des Teufels, der die Menschen dadurch in Hoffart, Geiz, Neid und Zorn reizet, damit er das höllische Feuer in ihnen anzünde. Auch so kann ich nicht sagen, daß diese vier Söhne des Teufels in der Christenheit nicht auch regieren, jawohl in einem jeden Menschen.

57. Nun sprichst du: Was ist dann der Unterscheid zwischen Christen, Juden, Türken und Heiden? Hie tut der Geist Tür und Tor auf. Willst du nicht sehen, so sei blind. Da ist der Unterscheid, den Gott je und allwege gehalten hat, daß diejenigen, die da wissen, was Gott ist und wie sie ihm dienen sollen, können durch ihre Wissenschaft durch den Zorn in die Liebe Gottes dringen und den Teufel überwinden. Tun sie es nicht, so sind sie nichts besser als die, die es nicht wissen.

58. So aber derjenige, der den Weg nicht weiß, durch den Zorn in die Liebe dringet, so ist er dem gleich, der durch seine Wissenschaft ist durchgedrungen. Die aber im Zorn beharren und zünden den in sich gar an, die sind einander auch alle gleich, es seien gleich Christen, Juden, Türken oder Heiden, Rom. 2,11; 29.

59. Oder was meinest du, damit man kann Gott dienen? Wolltest du mit ihm heucheln und deine Geburt schmücken?

60. Ich meine ja, du bist ein schöner Engel. Wer Liebe in seinem Herzen hat und führet ein barmherziges und sanftmütiges Leben und streitet wider die Bosheit und dringet durch den Zorn Gottes ins Licht, der lebet mit Gott und ist ein Geist mit Gott.

61. Denn Gott bedarf keines andern Dienstes, als daß sich sein Geschöpfe, welches in seinem Leibe ist, nicht von ihm verrücke, sondern heilig sei, wie er ist.

62. Darum gab auch Gott den Juden das Gesetze, daß sie sich sollten der sanften Heiligkeit und Liebe befleißen, damit die ganze Welt einen Spiegel an ihnen hätte. Als sie aber in Hoffart gerieten und rühmeten sich ihrer Geburt vor der Liebe, und machten aus dem Gesetze der Liebe eine Schärfe des Zorns, so stieß ihnen Gott den Leuchter weg und zog zu den Heiden.

63. Zum andern ist das der Unterscheid zwischen den Christen, Juden, Türken und Heiden, daß die Christen den Baum des Lebens wissen, welcher ist Christus, der da ist der Fürst unsers Himmels und dieser Welt und regieret in allen Geburten als ein König in Gott seinem Vater, und die Menschen sind seine Glieder.

64. Nun wissen die Christen, wie sie können in Kraft dieses Baumes aus ihrem Tode durch seinen Tod zu ihm in sein Leben eindringen und mit ihm herrschen und leben, da sie dann auch mit ihrem Durchdringen mit ihrer neuen Geburt aus diesem toten Leibe bei ihm im Himmel sein.

65. Und obschon der tote Leib mitten in der Höllen ist bei allen Teufeln, dennoch herrschet der neue Mensch mit Gott im Himmel, und ist ihnen der Baum des Lebens eine starke Porte, durch welche sie ins Leben eingehen. Nun dieses wirst du an seinem Orte ausführlich finden.

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