Gedanken zur Zukunft der Bundeswehr – 12 Thesen

Denen gewidmet, die trotz allem und noch immer diesen einmaligen Beruf lieben und tapfer ihre Pflicht erfüllen

Denen gewid­met, die trotz allem und noch immer die­sen ein­ma­li­gen Beruf lie­ben und tap­fer ihre Pflicht erfüllen

1. Die Zeit der Frie­dens­di­vi­den­de ist abge­lau­fen. Wir brau­chen eine rich­ti­ge Armee. Eine Armee, die einem 80-Mil­lio­nen-Volk und einer gro­ßen Indus­trie­na­ti­on ange­mes­sen ist. Eine Armee, die wie­der flie­gen, fah­ren, fun­ken, schie­ßen – und tref­fen kann. Wir haben einen guten Ruf zurück­zu­ge­win­nen, den das poli­ti­sche Estab­lish­ment der letz­ten Deka­den ver­spielt hat, beglei­tet vom Schwei­gen der Läm­mer in Generals-Livree.

2. Die Zeit der Illu­sio­nen ist vor­bei! Wir erle­ben eine Renais­sance der Geo­po­li­tik. Wir Deut­sche wol­len nicht ihr nai­ver Spiel­ball sein. Unser Beu­te­wert ist hoch, aber auch Bünd­nis­wert und Mit­spra­che wach­sen mit dem Anse­hen unse­rer Armee. Inter­es­sen, nicht Wer­te bestim­men letzt­lich die Außen­po­li­tik (Kis­sin­ger). Auch bei kri­ti­scher Abwä­gung bleibt des­halb die NATO der Hort unse­rer Sicher­heit als nicht­nu­klea­re Mittelmacht.

3. Wir sind nicht die glo­ba­len Hilfs­she­riffs für frem­de Hege­mo­ni­al-Inter­es­sen oder Men­schen­rech­te. Wir ste­hen aber fest in der Bünd­nis­ver­tei­di­gung und arbei­ten eng mit unse­ren euro­päi­schen Nach­barn zusam­men. Jede Har­mo­ni­sie­rung ist zu begrü­ßen. Das Pro­jekt einer „Euro­päi­schen Armee“ aber wür­de die Schnaps­idee einer „Euro­päi­schen Wäh­rung“ nur wiederholen.

4. Sol­dat ist kein Beruf wie jeder ande­re und die Bun­des­wehr mehr als ein Arbeit­ge­ber. Armeen sind Schick­sals­ge­mein­schaf­ten, in denen die sol­da­ti­schen Wer­te ein­ge­übt, gelebt und gewür­digt wer­den. Sie sind von bizar­ren Arbeits­zeit­richt­li­ni­en zu ver­scho­nen und erst recht von Expe­ri­men­ten für Gen­der-Main­strea­ming und Diver­si­ty-Manage­ment! Eine gute Armee ist ihren Sol­da­ten, Reser­vis­ten und Vete­ra­nen geis­ti­ge Hei­mat und see­li­scher Rück­halt bei der Ver­ar­bei­tung von Erleb­nis­sen, die die zivi­le Welt nie ver­ste­hen wird.

5. Armeen sind kei­ne Fir­men oder „Sicher­heits-Dienst­leis­ter“. Es sind Insti­tu­tio­nen von eige­ner Kul­tur und Tra­di­ti­on. Es sind Orga­nis­men, in denen man nicht straf­los her­um­schnei­den kann. Gute Armeen fol­gen dem Fort­schritt, ohne jeweils sämt­li­che Trup­pen­tei­le auf­zu­lö­sen, wie­der neu auf­zu­stel­len oder wenigs­tens phan­ta­sie­los umzu­be­nen­nen und dabei noch alle Stand­or­te durch zu wech­seln. Been­den wir die­ses „Transformations“-Chaos, bevor auch das letz­te Pflänz­chen einer ohne­hin spär­li­chen Bun­des­wehr-Tra­di­ti­on getilgt ist und kein Sol­dat mehr weiß, wo sei­ne mili­tä­ri­sche Hei­mat ist und wie es wei­ter geht!

6. Wer die Wehr­pflicht abschafft, muß wis­sen, daß eine Berufs­ar­mee aus ande­rem Holz geschnitzt ist. Alte Mann­schaf­ten, jun­ge Vor­ge­setz­te, eine Her­aus­for­de­rung, auch der Dis­zi­plin! Wer von der „Armee im Ein­satz“ schwa­dro­niert, aber Kame­rad­schaft, Korps­geist und Waf­fen­stolz fürch­tet, der tut gut dar­an, die Trup­pe nur in der ruhi­gen Etap­pe „kämp­fen“ zu las­sen oder unse­re Par­la­ments­ar­mee ganz in eine zivi­le Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on zu über­füh­ren. Beschränkt man sich wei­ter­hin auf Ver­sor­gung, Aus­bil­dungs­hil­fe und Sani­tät, braucht man auch kei­ne ech­te sol­da­ti­sche Tra­di­ti­on. Wehr­macht? Reichs­wehr? Alte Armee? o Gott!, o Gott! Da reicht die Taschen­kar­te mit dem Grundgesetz!

7. So lan­ge es nicht ernst wird, bewährt sich die ver­rück­tes­te Armee. Dar­auf bau­en jene for­schen Stra­te­gIn­nen, die die Frau­en­quo­te bis in die vor­ders­ten Kampf­trup­pen durch­drü­cken wol­len. Das gilt auch für ande­re Min­der­hei­ten: Das Eiser­ne Kreuz als „Logo der Bun­des­wehr“ gibt es jetzt offi­zi­ell in den Far­ben des schwu­len Regen­bo­gens! Wer „bun­te Ver­hält­nis­se“ in der Trup­pe erzwingt, darf nicht in Ohn­macht fal­len, wenn es dort auch „bunt“ zugeht.

8. Für­sor­ge ist ein Kern­be­reich mili­tä­ri­scher Füh­rung. Je här­ter die For­de­run­gen, des­to groß­zü­gi­ger die Ent­loh­nung. Im Rin­gen um gutes Per­so­nal nur selbst­ver­ständ­lich. Für den Dienst­her­ren bleibt noch viel Luft nach oben. Das „sozia­le Kli­ma“ nach dem Ver­ständ­nis von Arbeits- oder Fami­li­en­res­sort ist aber nicht das­sel­be wie der Geist einer Trup­pe. Den kann man zwar mit Ver­wal­tungs­schi­ka­nen und mit (immer noch!) schä­bi­gen Unter­künf­ten rasch rui­nie­ren, aber mit ele­gan­tes­ten Dusch­zel­len und größ­ten Flach­bild­schir­men nicht neu schaf­fen. Die Berufs­zu­frie­den­heit, die auch auf die Nach­wuchs­la­ge aus­strahlt, speist sich vor allem aus dem Bewußt­sein, in einer letzt­lich aner­kannt kriegs­tüch­ti­gen und nicht nur fami­li­en­freund­li­chen Trup­pe zu dienen.

9. Die Inne­re Füh­rung, unser „unver­wech­sel­ba­res Mar­ken­zei­chen,“ grün­det auf der engen Ver­bin­dung von Armee und Gesell­schaft. Im Auf­bau des Hei­mat­schut­zes soll­te die­ser vor­neh­me Gedan­ke unmit­tel­ba­ren Aus­druck fin­den. Doch davon ste­hen nur noch „neu­aus­ge­rich­te­te“ Rui­nen! Wehr­pflicht 2.0?, Miliz?, Natio­nal­gar­de? – nichts darf tabu sein! Ein geeig­ne­ter Wie­der­auf­bau ver­schlingt Mit­tel – aber lohnt sich! Wel­che geis­tig gesun­de Nati­on bin­det nicht die Streit­kräf­te in den Schutz ihrer inne­re Sicher­heit ein? Unser Volk hat immer noch vie­le jun­gen Men­schen, die für einen begrenz­ten Dienst in einer Frei­wil­li­gen­or­ga­ni­sa­ti­on zu begeis­tern sind und die die Ver­bin­dung zwi­schen Gesell­schaft und Armee wie­der fes­ti­gen kön­nen. Und vie­le tüch­ti­ge Reser­vis­ten wären wie­der mili­tä­ri­sche Füh­rer statt Lückenbüßer.

10. Armeen sym­bo­li­sie­ren den Selbst­be­haup­tungs­wil­len einer Nati­on. Mit ihrem äuße­ren Erschei­nungs­bild sen­den sie eine Bot­schaft an das eige­ne Volk, an die Ver­bün­de­ten, an poten­ti­el­le Her­aus­for­de­rer – und an den Nach­wuchs! Gar nicht mehr auf­zu­tau­chen ist auch eine Bot­schaft! Die Bun­des­wehr muß wie­der öffent­lich sicht­bar wer­den und das in einer Hal­tung, die kei­ne Zwei­fel an ihr auf­kom­men läßt. For­ma­li­en sind hier gut ange­leg­te Zeit. Im übri­gen läuft in einer Armee, die an Wochen­en­den kei­ne Abord­nung und kei­nen Ehren­zug mehr stel­len kann, etwas falsch. Soll­te die Love Para­de wirk­lich die ein­zi­ge Para­de in die­sem Land sein – und die Bun­des­wehr allen­falls ein paar Wagen beisteuern?

11. Die Rüs­tungs­in­dus­trie war eigent­lich dazu da, unse­ren Streit­kräf­ten die bes­ten mate­ri­el­len Bedin­gun­gen zu ver­schaf­fen, nicht umge­kehrt! Dumm gelau­fen. Jetzt ste­hen wir noch über Jah­re ohne ein­satz­be­rei­tes Groß­ge­rät da! Eine hal­be Gene­ra­ti­on lang „ver­tei­di­gen wir unse­re Sicher­heit am Hin­du­kusch“ – ohne ein­satz­fä­hi­ge Hub­schrau­ber! Wen hat das wirk­lich gestört? Potem­kin, unser Schutz­hei­li­ger für Aus­lands­ein­sät­ze, hat die Hand über uns gehal­ten. Auch die neu­es­te Neu­ord­nung des mili­tä­ri­schen Rüs­tungs­ma­nage­ments wird an die­sen „kom­ple­xen“ Vor­gän­gen nichts ändern, solan­ge „ganz oben“ weni­ger Inter­es­se an einer schlag­kräf­ti­gen Armee besteht als an all­ge­mei­ner Wirt­schafts­för­de­rung und Wahlkreispflege.

12. Der rus­si­sche Dich­ter Tol­stoi führt in einer gal­li­gen Bemer­kung in Krieg und Frie­den die ewi­ge Attrak­ti­vi­tät des Mili­tärs auf die unter allen Stän­den ein­zig­ar­ti­ge Kom­bi­na­ti­on von Müßig­gang bei
gleich­zei­ti­ger Bedeut­sam­keit zurück. Per­ma­nen­te Über­for­de­rung und Hek­tik, gepaart mit Bedeu­tungs­lo­sig­keit wäre dem­nach die unat­trak­tivs­te, ja dümms­te Kom­bi­na­ti­on, die eine Armee ihrem Nach­wuchs anbie­ten kann. Sol­che Armeen wer­den aber aussterben.

Fritz Zwick­nagl, Oberst a.D.
Mün­chen, 4. Mai 2017

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Kommentare (22)

Desprecio

8. Mai 2017 22:35

Dem Verfasser dieses Beitrags möchte ich an dieser Stelle meinen Dank ausdrücken und ihn meiner vollen Zustimmung versichern. Als Freiwilliger (Z 4) der Jahre 1966 - 1970 höre bzw. lese ich zum ersten Male seit vielen Jahren aus berufenem  Munde, was man als steuerzahlender Bürger von den Verteidigungsstreitkraeften (die Betonung liegt hier auf "Verteidigung") erwarten können sollte. Hätte man mich damals zur Verteidigung meines Vaterlandes an den Hindukush geschickt, hätte ich den Dienst verweigert. Das politische Fuehrungspersonal waere in dieser Zeit auch wohl kaum auf solch wahnwitzige Ideen gekommen. Die seit dieser Zeit ungebremst fortgeschrittene Dekadenz in "unserer" BRD hatte in diesen Jahren noch nicht einmal die führenden Politiker erfasst.

Utz

8. Mai 2017 23:04

Auch bei kritischer Abwägung bleibt deshalb die NATO der Hort unserer Sicherheit als nichtnukleare Mittelmacht.

3. Wir sind nicht die globalen Hilfssheriffs für fremde Hegemonial-Interessen oder Menschenrechte.

Seh' da nur ich einen Widerspruch?

Der_Jürgen

8. Mai 2017 23:12

Man kann fast alles unterschreiben, stutzt aber bei dem merkwürdigen Satz, die Bundeswehr stehe "fest in der Bündnisverteidigung". Mit Verlaub, Herr Oberst, wollen Sie damit sagen, dass wir loyale Verbündete der US-Okkupanten sein sollen? Vor wem schützen die uns eigentlich, ausser vor uns selbst? Und wo sehen Sie den Feind? Doch nicht etwa in Russland?l

Und was suchen deutsche Soldaten bloss am Hindukusch? Richtig, sie müssen die Zivilbevölkerung vor den Taliban schützen,  da man jungen, wehrpflichtigen Afghanen ja nicht zumuten darf, ihre Knochen hinzuhalten. Die dürfen gerne nach Deutschland kommen, wo sie bis zu ihrem Lebensende vom Staat ernährt werden und ihr karges Taschengeld noch durch Rauschgifthandel aufbessern können. Logisch, nicht wahr?

Das einzig Positive, was ich einer deutschen Armee UNTER DEN HEUTIGEN UMSTÄNDEN abgewinnen kann, ist die vage Hoffnung, dass sie vielleicht eines Tages putscht. Ja, ich weiss, die aussenpolitischen Rahmenbedingungen sind dafür nicht günstig. Nach Trumps Wahlsieg durfte man kurz träumen; immerhin h.atte er die Nato im Wahlkampf als obsolet bezeichnet. Aber seit dem 6. April sind Illusionen nicht mehr statthaft.

Doch die Geschichte ist ein offenes Buch, und die Möglichkeit einer Befreiung besteht durchaus noch. Ein künftiges, souveränes Deutschland wird in der Tat eine starke Armee benötigen, wie Sie sie treffend beschreiben. 

deutscheridentitärer

9. Mai 2017 00:04

"Wir brauchen eine richtige Armee." - Wozu? 

"Wir Deutsche wollen nicht ihr naiver Spielball sein." - Die Deutschen sehen das augenscheinlich mehrheitlich anders.

"Auch bei kritischer Abwägung bleibt deshalb die NATO der Hort unserer Sicherheit als nichtnukleare Mittelmacht." - ...

" Armeen symbolisieren den Selbstbehauptungswillen einer Nation." - Richtig - der Artikel versucht aber das Pferd von hinten aufzuzäumen.

RMH

9. Mai 2017 00:16

Als nur Gefreiter der Reserve (und schon lange aus der Wehrüberwachung heraus), gemustert noch zu Zeiten, wo man sich auf die große Panzerschlacht vorbereitete, erlaube ich mir, da ich im Gegensatz zu einem Oberst d. Reserve und anderen Offizieren nichts zu verlieren habe, einmal etwas deutlicher zu schreiben:

Das, was momentan abläuft, ist eine lupenreine Säuberungsaktion (wenn ich mich richtig erinnere, fiel sogar ausdrücklich das Wort „Säuberung“) unter Vorwand eines angeblichen Rechtsterroristen in Uniform (von dem noch nicht einmal konkret bekannt gegeben wird, was er angeblich gemacht oder vorgehabt haben soll – außer das BAMF in einer Köpenickiade vorzuführen). Dabei wird natürlich auch nach dem Prinzip "bestrafe einen, diszipliniere hundert" vorgegangen. Denn die Bundeswehr hat mit Sicherheit kein Problem mit Nazis (für so etwas gab es selbst zu meinen Zeiten schon richtig Ärger), man will vielmehr all den einzelnen Anständigen, die heimlich, in stillen und einsamen Sekunden im Anflug von Gedanken an Großes für das Vaterland an einen 20. Juli 2.0 denken, noch bevor sich dieses Gedankenverbrechen auch nur ansatzweise über die Gedanken einzelner hinaus sammeln könnte, diese Ideen ausmerzen und ausbrennen. Jedem muss unter allen Umständen klar gemacht werden, dass er als einzelner Soldat nichts ist und sein Dienstherr – und mit Sicherheit nicht sein Volk! - alles. Dabei begeht man eine Bilderstürmerei übelsten Ausmaßes, denn natürlich steht die Bundeswehr in der Traditionslinie der Wehrmacht, so wie diese in der Tradition der Reichswehr und diese in den Traditionen der kaiserlichen Armeen – und hier hervorgehoben Preußens – stand. Man will das Deutsche im Deutschesten restlos vernichten, so wie bereits das Wort „Volk“ dem allgemeinen Verdacht anheim gegeben wurde. Es ist jetzt wieder die große Zeit der McCarthies, der Karrieristen und Hexenjäger – ich kann jeden verstehen, der vor diesem Hintergrund den Dienst niederlegt oder eine Verpflichtung nicht verlängert. Man will die Bundeswehr in ein Konstrukt willfähriger Söldner unter der Knute von Politruks umwandeln, die man dann ohne Skrupel auch im Inneren einsetzen kann, aber eben nicht nur zur Terrorabwehr, sondern gegen das eigene Volk, für den Fall, dass kleine bzw. kleinste Teile davon renitent werden sollten.

Eine der ersten Aufgaben einer neuen Opposition im Bundestag wird es daher sein, konsequent gegen den Einsatz der Bundeswehr im Inneren zu sein und für eine Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht zu sprechen.

John Haase

9. Mai 2017 01:36

@deutsche identitärer

Sehe ich auch so. Der Artikel setzt voraus, daß es in den Eliten oder wenigstens im Volk noch genug Leute gibt, die wenigstens verstehen, was eigentlich der Sinn einer Armee ist und eine solche auch gerne hätten. Eine Art kollektiver Wille zur Macht wird hier unterstellt. So etwas ist hier aber längst nicht mehr vorhanden und bei den Entscheidungsträgern sogar verpönt.

Das Gebilde BRD ist ein Kadaver, dem man beim Verrotten seiner Glieder zusehen kann: Grenzen, Justiz, Militär - alles fällt einfach auseinander. 

Die BRD braucht eine richtige Armee so sehr wie eine Leiche eine neue Niere. 

Schneekette

9. Mai 2017 09:51

1. Es ist mir nicht klar, wofür ein "Deutschland", welches nach vollkommen übereinstimmender Aufassung seiner "Eliten" weder Staat noch Volk sein soll, überhaupt eine Armee braucht. Da der Verlust jedes Lebens immer tragisch ist, sind doch wenigstens die Knochen der vorpommerschen Grenadiere am Hindukusch zu ersparen. Die Vorstellung, dass die Truppe zur Befriedung des immer mehr aufsteigenden und notwendig erfolgenden bellum omnes contra omnes (ohne ein Bürgerkrieg zu sein, der immerhin noch Parteien kennt - vergleiche Brasilien) eingesetzt werden müsste, wäre dagegen gefährlich und abwegig. Armee ist Exekutive. Exekutive ist Machtinstrument der Herrschenden. Exekutive schießt leider im Zweifel sehr wohl auf das Volk.

2. Entsprechend sind die technokratischen Wünsche des Autors Lösungen für ein Problem, dass sich gar nicht stellt.

3. Wie eine Armee beschaffen sein sollte, falls die Widerherstellung der Demokratie und die Rettung der europäischen Völker wider Erwarten gelingen sollte, ist eine ganz andere Frage. Meines Erachtens bedürfte es eines fast reinen Milizheers, ausgebildet nach den Vorschlägen des Majors von Dach.

Braunschweiger

9. Mai 2017 12:03

"... begleitet vom Schweigen der Lämmer in Generals-Livree."

Über die Jahrzehnte konnte man ja hin und wieder beobachten, wie der eine oder andere unbequeme General nach § 50 Soldatengesetz "abgeschossen" wurde (Getreu der Regel "Bestrafe eine, erziehe hundert").

Folge:
Diejenigen, die noch nicht General sind halten die Klappe da sie ja ansonsten nicht mehr in die Generalsränge aufsteigen. Generäle halten mit Masse ebenfalls die Klappe, weil sie mit Aufbegehren nichts ändern mit Ausnahme der persönlichen Situation zum schlechteren. Seltsam nur, das diejenigen die einen bestrafen und damit hundert erziehen sich gleichzeitig darüber echauffieren, das die Generalität der Wehrmacht ein so angeblich willenloses Instrument Hitlers gewesen sei, gleichzeitig aber erwarten, das die heutigen Generäle eben diese Willenlosigkeit an den Tag legen. So funktioniert das, wenn ein Volk am Ende seiner Geschichte angekommen ist. Bei anderen Völkern funktioniert das zwar nicht anders, nur werden dort hin und wieder noch Kriege geführt, entsprechende "Heldentaten" vollbracht und infolge dessen das Militär stärker gewürdigt. Da fällt es nicht so auf, wenn mal ein General der politischen Korrektheit geopfert wird. Die Bundeswehr, so wie sie sich in den vergangenen 27 Jahren entwickelt hat, ist zu einem reinen, sehr teuren Kasperletheater verkommen. Mit einer großen Zahl von Verteidigungsbeamten statt Soldaten.

Tacitus

9. Mai 2017 12:45

Die Bundeswehr stand natürlich seit ihrer Gründung in der Tradition der Wehrmacht. Das war eine Bedingung der Westalliierten, der BRD neue Streitkräfte zu erlauben. Die Aufbaugeneration der Bundeswehr hatte ihr militärisches Handwerk in Wehrmacht, Reichswehr oder sogar noch zu Kaisers Zeiten gelernt. Die Namen sind bekannt, der Vollständigkeit halber nenne ich nur einige: Ruge, Speidel, Heusinger, Steinhoff und auch der als "Erfinder" der Inneren Führung geltende Graf Baudissin hatte im renommierten Infanterie-Regiment 9 in Potsdam gedient. Die Namensgebung von Kasernen und Schiffen ist ein weiterer Beweis. Auch der Traditions-Erlaß von Minister Apel aus dem Jahre 1982 änderte in der Praxis nichts daran. Jahrzehntelang lebte die Bundeswehr von dem Nimbus Wehrmacht als - nach Marin van Creveld - effizienteste und kampfkräftigste Armee der Welt. In den 1990er Jahren begann der Niedergang unserer Streitkräfte: Truppenabbau, Standortschließungen, Kasernenumbenennungen. Ein Höhepunkt dieser Entwicklung war die "Aussetzung" der Wehrpflicht, nun spricht die Ministerin sogar von notwendigen "Säuberungen" der Bundeswehr. Diese Vokabel läßt Schlimmstes befürchten, zumal sie ja impliziert, hier gelte es "Dreck" zu beseitigen. Die Bundeswehr ist in ihrem jetzigen Zustand nicht mehr abwehrbereit, ihr Material funktioniert nicht oder ist überaltert. Sie ist kein Spiegelbild der Gesellschaft mehr. Und die verantwortlichen Politiker an der Spitze sehen in ihr nur ein  Sprungbrett für die weitere Karriere. Der Fisch stinkt immer vom Kopfe her.  

Gerrit

9. Mai 2017 14:09

Ein sehr löblicher Kommentar, der auch inhaltlich meine Zustimmung findet. Zunächst löblich, weil viele aktive aber auch ehemalige Offiziere in einer Weise rückgratlos und beflissen auch noch den größten Unsinn mitmachen, dass es einem vor Fremdscham umfallen lässt. Die Beispiele sind Legion und ihr Aufzählen müßig, aber exemplarisch etwa das kollektive Nicken oder zumindest Schweigen als die Frau Bundesverteidigungsministerin auf der Kommandeurstagung ernsthaft das aktive Werben um Transsexuelle für den Dienst an der Waffe als genialste Idee der Streitkräfteförderung vorstellte. Selbst geistig voll zurechnungsfähige Freunde spielen dieses tragische Spiel mit, wohlwissend, dass die Karriere sonst auf dem Spiel steht.

Aber als Anmwerkung: Es gab und gibt selbstverständlich "Traditionen" bei der Bundeswehr, die in einer modernen Armee nichts zu suchen haben. "Führer-Geburtstags-Feiern", das Absingen des "Horst-Wessel-Liedes" in der Unteroffiziersmesse etc. sind wohl auch 62 Jahre nach Kriegsende schwer vollends zu verhindern. Dies zu leugnen, ist sinnlos. Ob dies jemals völlig ausgetrieben werden kann, oder ob solche bedauernswerten Vorfälle zwingend mit den Charakteren zusammenhängt, die eine Armee zur Erhaltung der Schlagkraft nunmal benötigt, steht auf einem anderen Blatt. Nach meiner persönlichen Meinung kann auch jemand ein sehr guter Soldat sein, der politisch oder sonst charakterlich völlig unzurechnungsfähig ist. Auch Soldaten gibt es nur als Gesamtpaket, mit allen Defekten. Wenn ich als Leibwächter in düsterer Gegend zwischen einem kräftigen, etwas unterbelichteten und gewalttätigen Nazi-Rüpel und einer sympathisch und gutmütigen, aber nur 1,60m großen Menschenfreundin wählen müsste, mir würde die Wahl jedenfalls nicht schwer fallen.

Zur Nato und den Verteidigungsbündnissen: Die Mitgliedschaft in Verteidigungsbündnissen ist schlicht eine politisch-militärische Notwendigkeit. Isolation ist Untergang. Verteidigungsbündnisse dürfen nur nicht als Liebesbündnisse missverstanden werden. Selbstverständlich dient(e) die Nato faktisch auch der Sicherheit Deutschlands. Es ist keine Frage, wie lange die junge Bundesrepublik dem Ansturm der Roten Armee widerstanden hätte. Ebenso kann nicht ernsthaft in Frage gestellt werden, ob die Besetzung durch die Rote Armee oder die Besetzung durch die Armeen des Westens für die Deutschen vorzugswürdig war. Es ist jetzt Aufgabe einer vernünftigen deutschen Verteidigungspolitik die Nato den neuen Realitäten anzupassen und dieses Bündnis nach Möglichkeit zum Vorteil Deutschlands zu formen. Solche Bündnisse können und dürfen keine universellen Bedürfnissen bedienen - solche gibt es überhaupt nicht. Das wissen auch die US-Amerikaner, die die Nato bekanntlich in ihrem Sinne geformt haben. Dies ist ja auch legitim. Es ist jetzt an Deutschland endlich seiner Bedeutung und Verantwortung gerecht zu werden und in jeder Hinsicht auf eigenen Beinen zu stehen. Nach meiner Meinung sind es nicht die US-Amerikaner, die Deutschland militärisch klein halten, das machen wir schon selbst.

Peter Ruckelshausen

9. Mai 2017 15:51

@Tacitus

"Sie ist kein Spiegelbild der Gesellschaft mehr." Oder vielleicht doch????

Gustav Grambauer

9. Mai 2017 17:15

Wenn es nach UvL, eigentlich schon seinerzeit nach Apel, ginge, führte die BW einen lustigen Clown als Wappen und als taktisches Kennzeichen. 

Es muß aber Abmachungen auf einer sehr, sehr hohen Ebene geben, da sie immer noch das Tatzenkreuz führt. Man unterschätze niemals die Hinweise auf die Tiefentektonik, die aus solchen Symbolen auslesbar sind! Man bedenke auch, daß die Wehrmacht im WK-II, ebenfalls ein (dynamisiertes) Kreuz führend, über dieses gäbe es sehr viel zu sagen, von Ost und West her mit Militärgerät in die Zange genommen wurde, das als taktisches Kennzeichen das Pentagramm je in Gelb und Rot führte.

Diese höhere Rahmensetzung muß auch im Jahr 2011 noch Gültigkeit und ein Echo in die Führung hinein gehabt haben, denn sonst wäre es niemals möglich gewesen, daß sich die BW so spät noch das trotzige ("reichsdeutsche") Motto "Wir.Dienen.Deutschland." gibt, zwar in der Zeit eines gewissen Aufräumens in der Außenpolitik unter Westerwelle, aber doch ausgerechnet unter dem (CIA-)Atlantikbrücken-Einflußagenten Guttenberg. (Es heißt ja gerade nicht "Wir.Dienen.Der_Demokratie." o. ä.) Nichts zeigt deutlicher auf, wie sehr die BRD-Politik in Sachen BW auf Granit beißt bzw. welchen höheren (geo-hegemonialen, mantelvertraglichen) Schutz die BW genießt.

Wie ist nun die gerade anlaufende Säuberung in diesem Lichte und angesichts des Ablaufs von 99 Jahren nach Versailles zu interpretieren? Entweder es wird ein neuer Rahmen gesetzt, wofür das in letzter Zeit forcierte Bestreben hin zu einer "europäischen Armee" spricht. Oder, im Gegenteil, der bisherige Rahmen erhält noch vermehrte Geltung und die Säuberungen sind nur ein Aufbegehren, womöglich sogar nur ein letztes hilfloses Aufbäumen der Gegenkräfte (i. e. der Achse Rothschild-Soros-Merkel-v.d.-Leyen) dagegen. Das werden aber erst die Entwicklungen in den nächsten Monaten zeigen. Dahingehend empfehle ich, nicht nur das Agieren Trumps sondern vor allem auch die Äußerungen auf der Gegenseite durch die Kanäle Wolfssohn, Creveld & Co. genau zu beobachten, letztere sind die feinsten Seismographen der Entwicklungen, die wir mit Spannung erwarten dürfen.

- G. G.

Valjean72

9. Mai 2017 19:15

@Gustav Grambauer: "Man bedenke auch, daß die Wehrmacht im WK-II, ebenfalls ein (dynamisiertes) Kreuz führend, über dieses gäbe es sehr viel zu sagen, von Ost und West her mit Militärgerät in die Zange genommen wurde, das als taktisches Kennzeichen das Pentagramm je in Gelb und Rot führte."

---

Sehr interessante Aussagen, die mich aufhorchen lassen und meine Neugier wecken. Haben Sie evtl. einen Blog, auf welchem Sie sich zu diesen Themen äussern?

cnahr

9. Mai 2017 20:31

Der Artikel ist gut, die Kommentare sind besser. Diese Gesellschaft und ihr Staat wollen mehrheitlich keine funktionsfähige Armee, deshalb haben sie auch keine. Und es ist für Patrioten auch nicht ersichtlich, warum wir eine haben wollten, solange diese Zustände anhalten. Sie würde nicht uns dienen, sondern unseren Feinden.

Die angedrohte "Säuberung" begrüße ich dementsprechend. Nischen für Traditionsbewusste wurden in der BW absichtlich geduldet, da Beamtenstatus sowie Aussicht auf Karriere und Pension jede politische Aktivität dieser Männer zuverlässig verhindern. Solche Nischen zu zerstören liegt in der Logik einer ideologischen Reinheitsspirale, die aber letztlich das System selbst schwächen wird.

Klaus D.

9. Mai 2017 22:29

@Schneekette

"... Exekutive schießt leider im Zweifel sehr wohl auf das Volk  ..."

Und wie war das bei der Nationalen Volksarmee und dem Volk der Deutschen Demokratischen Republik?

Martin S.

9. Mai 2017 23:40

Ein Staat besteht  aus

- Staatsgebiet
- Staatsvolk
- Staatsführung

Dazu gehört eine Armee, die  im Kriegsfall hilft,  die oben genannten zu verteidigen. Heute haben wir

- kein  Staatsgebiet. Grenzen gibt es keine mehr. Jeder kann ungeprüft rein.
- kein  Staatsvolk, sondern nur noch ein Gemisch einer bunten Bevölkerung.
- keine Staatsführung, da "seit  1945 nicht mehr souverän".

Da braucht es doch nicht zu wundern, dass die Wehrmacht von vielen Angehörigen der Bundeswehr insgeheim bewundert wird:

- Männer, die wussten wofür sie kämpften. Für eine Heimat, eine Sprache, eine Kultur, ein Glaube.
- Technik, die funktionierte und damals High-Tec war.
- Eine Führung aus (größtenteils) hervorragenden loyalen Offizieren, die in langer Tradition standen.
- Ein Volk, das bedingungslos hinter ihnen stand.

Da stören heute natürlich "Traditionsräume". Räume, die im wahrsten Sinne auf Wurzeln verweisen, die  in Jahrhunderten gewachsen sind.  Die, die sich hier versammeln, wissen  mehr hinter sich als nur eine "Parlamentsarmee" ...  Kein Wunder, dass mit diesen Traditionsräumen mehr geschliffen werden soll als nur die Zeit zwischen 1933 und 1945. Bleibt nur zu hoffen, dass Deutschland auch die BRD  überleben wird.

Schneekette

10. Mai 2017 00:48

@Klaus D.

Man kann vieles über die DDR sagen. Aber sie hatte ein Volk. Die BRD nicht.

Cacatum non est pictum

10. Mai 2017 02:35

Dies ist einer der besten Kommentarstränge der letzten Wochen mit vielen interessanten Wortmeldungen.

@RMH

Das, was momentan abläuft, ist eine lupenreine Säuberungsaktion (wenn ich mich richtig erinnere, fiel sogar ausdrücklich das Wort „Säuberung“) unter Vorwand eines angeblichen Rechtsterroristen in Uniform (von dem noch nicht einmal konkret bekannt gegeben wird, was er angeblich gemacht oder vorgehabt haben soll – außer das BAMF in einer Köpenickiade vorzuführen).

Man wird uns beizeiten schon eine passende Geschichte liefern. Ich wage zwar vorauszusagen, dass sie bei kritischen Betrachtern Kopfschmerzen und Übelkeit verursacht, aber dem Gros der Medienkonsumenten kann man ja einen Haufen Hundekot als Schokopudding verkaufen; deswegen habe ich keine Zweifel, dass man dem Volk auch einen zweiten NSU plausibel machen wird. Irgendwann grüßt aus diesem verästelten Geflecht sicher auch wieder der Verfassungsschutz, der - rein zufällig, versteht sich - engere Kontakte zu Franco A. hatte. Wetten?

Man will die Bundeswehr in ein Konstrukt willfähriger Söldner unter der Knute von Politruks umwandeln, die man dann ohne Skrupel auch im Inneren einsetzen kann, aber eben nicht nur zur Terrorabwehr, sondern gegen das eigene Volk, für den Fall, dass kleine bzw. kleinste Teile davon renitent werden sollten.

Davon ist leider auszugehen. Die Initiativen, ausländische Bewerber anzulocken, zielen sicher in die gleiche Richtung. Nichtautochthone werden im Ernstfall weniger zögerlich sein, wenn es darum geht, Pegida zusammenzuschießen. Wir befinden uns im Würgegriff von Verrätern!

@John Haase

Das Gebilde BRD ist ein Kadaver, dem man beim Verrotten seiner Glieder zusehen kann: Grenzen, Justiz, Militär - alles fällt einfach auseinander.

Und wenn alles am Boden liegt, wird man uns erklären, dass die (absichtlich erzeugten) Probleme derart groß sind, dass sie nur von einer EU-Zentralregierung gelöst werden können, nicht von diesen anachronistischen Nationalstaaten. Es ist alles so lachhaft vorhersehbar, und doch begreifen es die meisten Menschen nicht.

@Gerrit

Zur Nato und den Verteidigungsbündnissen: Die Mitgliedschaft in Verteidigungsbündnissen ist schlicht eine politisch-militärische Notwendigkeit. Isolation ist Untergang. Verteidigungsbündnisse dürfen nur nicht als Liebesbündnisse missverstanden werden. Selbstverständlich dient(e) die Nato faktisch auch der Sicherheit Deutschlands.

Klar: Momentan dient die NATO potentiell auch unserer Sicherheit. Nach allem, was man so liest und hört, wäre die Bundeswehr zur Zeit ja nicht einmal imstande, eine Invasion Luxemburgs zurückzuschlagen. Aber das müsste nicht so bleiben. Industriell, wirtschaftlich und organisatorisch hätten wir sicher die Kapazität, unser Militär in absehbarer Zeit wieder schlagkräftig und verteidigungsbereit zu machen. Das müsste natürlich einhergehen mit dem Großen Austausch der Regierenden, die durch loyale und volksfreundliche Politiker zu ersetzen wären.

De facto ist die NATO heute leider eine Art Terrororganisation, die fernab des Bündnisgebietes Ölquellen sichert und Zivilisten wegbombt. Ergo ist sie abzuschaffen oder deutscherseits zu verlassen. Danach wäre der Weg frei für die Schließung neuer Verteidigungsbündnisse.

Ebenso kann nicht ernsthaft in Frage gestellt werden, ob die Besetzung durch die Rote Armee oder die Besetzung durch die Armeen des Westens für die Deutschen vorzugswürdig war.

Generell wäre es wünschenswert gewesen, überhaupt nicht besetzt worden zu sein. Es ist aber nun einmal anders gekommen, und wenn ich den Vergleich ziehe, den Sie ins Auge gefasst haben, fällt mir Folgendes auf: Die Armeen des Westens sind noch da, während die Rote Armee vor einem Vierteljahrhundert abgezogen ist. Dort, wo die russischen Streitkräfte stationiert waren, hat sich ein hohes Maß an Heimatliebe und Patriotismus erhalten, während unsere Landsleute im westlichen Einflussgebiet von deutschem Kollektivschulddenken zerfressen sind. Die Bundeswehr als NATO-Bündnispartner beteiligt sich - ob direkt oder indirekt- permanent an kriegerischen Schweinereien im Ausland, zu denen sie niemand legitimiert hat; das lässt sich von der ehemaligen NVA nicht sagen. Vor dem Hintergrund all dessen weiß ich nicht, ob Ihre Frage wirklich so eindeutig zu beantworten ist.

Nach meiner Meinung sind es nicht die US-Amerikaner, die Deutschland militärisch klein halten, das machen wir schon selbst.

Um Ihnen vor Augen zu führen, dass das nicht stimmt, würde ich zur Probe aufs Exempel raten: Arbeiten Sie sich zum Verteidigungsminister hoch und stellen Sie dann laut die Forderung nach Vergrößerung der Bundeswehr, nach massiver Aufrüstung und nach Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag - alsdann warten Sie einfach auf die Reaktion der US-Regierung. Die Erosion der Bundeswehr haben außerdem nicht "wir" zu verantworten, sondern die fremdbestimmten Kollaborateure an der Spitze unseres Staates.

 

RMH

10. Mai 2017 09:53

"Und wie war das bei der Nationalen Volksarmee und dem Volk der Deutschen Demokratischen Republik?"

Diese Bewährungsprobe gab es schon mangels konkreten Einsatz-Befehls von oben nicht, insofern reine Mutmaßung (auch wenn es hier vielschichtige Berichte gibt, nach denen selbstredend die gesamte NVA nicht wie "Ein Mann" gestanden hat - die Teile, die gestanden haben, wären aber ausreichend für ein Blutbad gewesen, wenn es denn konkrete Schießbefehle gegeben hätte). Unseren aktuell Regierenden traue ich dagegen deutlich mehr zu, zumal sie deutlich abgenabelter und unabhängiger agieren können, als eine DDR- oder BR- Deutschland -Regierung um 89.

Scipio

10. Mai 2017 10:07

Ich stimme dem Herrn Oberst zu. Der springende Punkt ist die veränderte geopolitische Situation. Ein Land, dass gerade seine europäischen Nachbarn düpiert (Flüchtlingsfrage) und sich noch dazu mit einem wieder erstarkten Russland (siehe Militärparade zum 8. Mai) anlegt (Sanktionen), sollte schon auch eine entsprechend physisch und psychisch starke Armee hinter sich haben. Es ist sehr gefährlich und blauäugig sich auf die NATO zu verlassen, zumal man sich auch noch mit den Amerikanern zur Zeit nicht gerade gut versteht. Das so genannte "reiche Land" Deutschland weckt sicher auch Begehrlichkeiten und könnte bei weiterer Verschärfung der internationalen Lage in arge Bedrängnis geraten. Zumindest steigt die Gefahr der politischen Erpressbarkeit, möglicherweise auch von Seiten der Verbündeten (z. B. Frankreich). Eine gut funktionierende Armee mit entsprechender Mannschafts- und Ausbildungsstärke sowie high tec Waffen ist da wirklich "hilfreich". 

Übrigens, die NVA der DDR berief sich in ihrer Tradition auf die Armeen der Befreiungskriege gegen Napoleon, obwohl man da möglicherweise die Franzosen ärgern würde, wäre das aber das kleinere Übel gegenüber der Wehrmachttradition, mal darüber nachdenken.

Der_Jürgen

10. Mai 2017 12:55

Ich schickte mich nach der Lektüre des Beitrags von

@Gerrit

schon an, diesem ausführlich zu antworten, las aber dann die Wortmeldung von 

@Caccatum non est pictum

der alles Notwendige klar und deutlich sagt, so dass sich eine zweite Widerlegung Gerrits erübrigt. Sehr treffend sind auch mehrere andere Kommentare, z. B. der von

@Martin S.

Solchen Kommentaren stimmt man ungeteilt zu, dem Artikel selber nur teilweise.

Klaus D.

10. Mai 2017 14:46

Ich gebe zu kein Freund des Militärs zu sein, aber:

Selbstverständlich braucht ein Staat, der ernst genommen werden möchte und möglichst souverän sein will, eine schlagkräftige, moderne Armee (heutzutage sogar mit Atomwaffen) zur Landesverteidigung. Dies setzt natürlich die allgemeine Wehrpflicht voraus, denn eine Volksarmee ist i.P. unschlagbar, einem Söldnerheer immer (moralisch) überlegen.

@Schneekette, @RMH

Der "konkrete Einsatzbefehl" blieb nicht zufällig aus. Die NVA war nicht nur dem Namen nach eine Volksarmee, sondern auch in ihrem Wesen. Sie diente ihrem Volk bis zuletzt.

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