Go east: „Pivot to asia“ auf deutsch

Es gibt sie noch, diese seltenen Momente, in denen ein Lichtschein in die Dunkelheit des politisch korrekten Einheitsquarks der „Qualitätsmedien“ dringt.

Michael Wiesberg

Michael Wiesberg ist Lektor und freier Publizist.

Ein sol­cher Licht­schein ver­mit­telt eine Ahnung davon, daß die Din­ge deut­lich mehr Facet­ten auf­wei­sen, als sie von den Schmie­den der ver­öf­fent­lich­ten Mei­nung „kom­mu­ni­ziert“ wer­den. Zu die­sen sel­te­nen Momen­ten gehört zum Bei­spiel der Arti­kel „Das Pari­ser Abkom­men ist Ver­geu­dung von Zeit und Geld“ des däni­schen Poli­tik­wis­sen­schaft­lers Björn Lom­borg auf den Online-Sei­ten der Welt.

Bereits der ers­te Satz sei­nes Arti­kels dürf­te bei so man­chem Zeit­ge­nos­sen ob sei­ner Unge­heu­er­lich­keit Augen­krebs aus­lö­sen. Er lau­tet: „Trump hat recht.“ War­um er recht hat, soll uns im fol­gen­den noch ein wenig beschäf­ti­gen. Vor­her sei noch dar­auf ver­wie­sen, daß die­ser „Betriebs­un­fall“ in der Welt gleich wie­der mit einem Mei­nungs­bei­trag von Dir­ty Alan wett­ge­macht wird, der über den Unter­schied zwi­schen „wah­ren Kon­ser­va­ti­ven“ – wer dazu­ge­hört, dar­über ent­schei­det natür­lich the one and only – und den „Schrei­häl­sen der AfD“ räso­niert, auf die Pose­ner, wo es nur geht, sei­ne media­le 44er-Magnum als Aus­druck einer „star­ken Mei­nung“ richtet.

Alan Pose­ner muß, die­ser Ein­druck drängt sich gera­de­zu auf, irgend­wann ein­mal eine unheim­li­che Begeg­nung mit der Python­schla­ge Kaa aus dem Dschun­gel­buch gehabt haben, die ihre Opfer bekannt­lich hyp­no­ti­siert. Seit­dem läuft er mit star­rem Blick mis­sio­nie­rend durch die Land­schaft, immer auf der Suche nach ver­meint­li­chen Spu­ren­ele­men­ten deutsch­na­tio­na­ler Hybris, über die er im Ges­tus des Arbi­ters sei­ne Ver­dam­mungs­ur­tei­le ver­hän­gen kann.

Doch zurück zu Björn Lom­borg und sei­nen Gedan­ken zur Absa­ge von Donald Trump an das Pari­ser Kli­ma­über­ein­kom­men. Um es gleich deut­lich zu sagen: Lom­borg pflich­tet Trump nicht bei, weil er glaubt, daß die Bot­schaft von dem men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del zu den „Fake News“ gehört, mit denen ein­schnei­den­de ener­gie­po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen durch­ge­setzt wer­den sollen.

Er sagt – ich weiß, dar­an wird sich hier der ein oder ande­re rei­ben –, die Posi­ti­on der Wis­sen­schaft sei ein­deu­tig: „Der Kli­ma­wan­del ist real und zum größ­ten Teil von Men­schen ver­ur­sacht.“ Das Pari­ser Über­ein­kom­men aber, das der Welt als „ulti­ma­ti­ve Lösung für die Kli­ma­pro­ble­me ver­kauft wur­de“, sei ein „Papier­ti­ger“. Sei­ne ein­zi­ge Legi­ti­ma­ti­on bestehe dar­in, „daß alle Län­der Zusa­gen gemacht haben – doch die­se Ver­spre­chen müs­sen nicht ein­ge­hal­ten wer­den“. Chi­na, das die­ser Tage zum Anwalt der Kli­ma­ret­ter hoch­ge­schrie­ben wird, ist heu­te schon der größ­te CO2-Emit­tent; es darf bis 2030 wei­ter­hin Koh­le­kraft­wer­ke zur Strom­erzeu­gung bau­en. Und Indi­en kann sei­ne Koh­le­nut­zung zur Strom­erzeu­gung verdoppeln.

Ent­schei­dend ist aber, daß das Über­ein­kom­men die Sache nicht wei­ter­bringt, wie Lom­borg deut­lich macht. Auch wenn jedes Land sei­ne Zusa­gen zur Koh­len­di­oxid­re­du­zie­rung von 2016 bis 2030 ein­hiel­te,  „wür­den die Emis­sio­nen selbst nach Schät­zun­gen der Uno nur um ein Hun­derts­tel des­sen sin­ken, was nötigt wäre, um die Erwär­mung unter zwei Grad Cel­si­us zu halten“.

Trump hat sich also mit ande­ren Wor­ten von einer kli­ma­po­li­ti­schen Tod­ge­burt los­ge­sagt, wofür ihm eigent­lich zu dan­ken wäre. Statt des­sen erle­ben wir fast uni­so­no das Auf­heu­len kli­ma­po­li­ti­scher Gut­men­schen,  unter denen sich auch wie­der ein deut­sches Bou­le­vard­blatt mischt, das für sei­ne unüber­trof­fe­nen „Head­lines“ berühmt-berüch­tigt ist. Ich mag sie den SiN-Lesern nicht vor­ent­hal­ten: „Läßt Trump die Welt­ord­nung schmel­zen? Trump kün­digt das Kli­ma-Abkom­men. Schmel­zen jetzt die Pole? Oder zer­bricht die alte Ord­nung der Welt?“ Das ein­zi­ge, was hier zu schmel­zen scheint, ist wohl der letz­te Rest Hirn in den Köp­fen eini­ger Bild-Redak­teu­re.

In einer der­ar­ti­gen Situa­ti­on ist ein­mal wie­der die Zeit für Kanz­le­rin TINA Mer­kel gekom­men, die hei­li­ge Johan­na der Kli­ma­schlacht­hö­fe, gekom­men. Offen­bar bar jeder tie­fe­ren Kennt­nis der Mate­rie – hat sie die­ses Über­ein­kom­men über­haupt jemals gele­sen? – ver­kün­dig­te sie, daß die Ent­schei­dung des US-Prä­si­den­ten „uns alle, die wir uns dem Schutz unse­rer Erde ver­pflich­tet füh­len, nicht auf­hal­ten“ wer­de. Der Weg müs­se, so Mer­kel melo­dra­ma­tisch im bes­ten Kir­chen­tags­deutsch, gemein­sam wei­ter­ge­gan­gen wer­den, „damit wir erfolg­reich sind für unse­re Mut­ter Erde. Wir brau­chen die­ses Pari­ser Abkom­men, um unse­re Schöp­fung zu bewah­ren. Nichts kann und wird uns dabei aufhalten.“

Mit dem Per­so­nal­pro­no­men „uns“ ist nun aber nicht mehr auch die USA gemeint, son­dern mehr und mehr Chi­na. Mer­kel und Kon­sor­ten sind dabei, eine Art deut­sche Ver­si­on der geo­po­li­ti­schen Maxi­me „Pivot to asia“ Oba­mas zu ent­wi­ckeln, wie Johan­nes Stern, Redak­ti­ons­mit­glied der World Socia­list Web Site, rich­tig erkannt hat.

Dafür spre­chen nicht nur die Tref­fen mit dem chi­ne­si­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Li Keqiang in Ber­lin „über außen- und wirt­schafts­po­li­ti­sche Fra­gen“ in den letz­ten Tagen. Chi­na ist bereits der wich­tigs­te Wirt­schafts­part­ner Deutsch­lands, noch vor Frank­reich und den USA, mit einem Han­dels­vo­lu­men von knapp 170 Mil­li­ar­den Euro.

Nun soll die Zusam­men­ar­beit wei­ter aus­ge­baut wer­den. Bereits vor Li Keqiangs Ankunft in Ber­lin ver­kün­de­te die Deut­sche Bank, sie wol­le gemein­sam mit der Chi­na Deve­lo­p­ment Bank in den kom­men­den fünf Jah­ren mit einem Kre­dit über drei Mil­li­ar­den Dol­lar Infra­struk­tur-Pro­jek­te auf der „Neu­en Sei­den­stra­ße“ finan­zie­ren, die die gro­ßen Wirt­schafts­zen­tren Chi­nas mit Euro­pa ver­bin­den sollen.

Am 24. März hat Außen­mi­nis­ter Gabri­el offi­zi­ell „eine Neu­aus­rich­tung“ der deut­schen Asi­en­po­li­tik und die Ein­rich­tung einer eige­nen Asi­en­ab­tei­lung im Aus­wär­ti­gen Amt ver­kün­det. In einer Pres­se­mit­tei­lung des Aus­wär­ti­gen Amtes steht zu lesen:

Wir erle­ben zur­zeit in vie­len Berei­chen der inter­na­tio­na­len Poli­tik Kri­sen, Umbrü­che und neue Dyna­mi­ken. Man hat den Ein­druck, die­se Welt wird neu ver­mes­sen – und dabei benutzt jeder sein eige­nes Maß­band. Eines ist dabei klar: Die auf­stre­ben­den Staa­ten Asi­ens wer­den bei die­ser Neu­ver­mes­sung der Welt eine Schlüs­sel­stel­lung einnehmen.

Am sel­ben Tag erklär­te Gabri­el in einer Fest­re­de beim 97. „Lie­bes­mahl“ des Ost­asia­ti­schen Ver­eins“ in Hamburg:

Asi­en ist eine Schlüs­sel­re­gi­on für unse­re Zukunft hier zu Hau­se. Denn die Wege zur Lösung unse­rer glo­ba­len Her­aus­for­de­run­gen wer­den eben nicht mehr nur von den alten Struk­tu­ren aus der Zeit nach dem 2. Welt­krieg ent­wi­ckelt wer­den kön­nen. Son­dern die Wege zur Lösung inter­na­tio­na­ler Her­aus­for­de­run­gen ver­lau­fen durch Asi­en. Des­halb, mei­ne Damen und Her­ren, bin ich über­zeugt: Wir brau­chen eine stra­te­gi­sche Neu­ori­en­tie­rung unse­rer Asienpolitik.

„Die Wege zur Lösung inter­na­tio­na­ler Her­aus­for­de­run­gen ver­lau­fen durch Asi­en“: Wie sich Chi­na die­se Lösun­gen zum Bei­spiel mit Blick auf die Kli­ma­po­li­tik vor­stellt, hat es schon in aller Deut­lich­keit klar­ge­macht: Rund 80 der hier­zu­lan­de ver­teu­fel­ten Atom­kraft­wer­ke sol­len in Chi­na allein in den nächs­ten 15 Jah­ren gebaut werden.

Der neue deut­sche Kuschel­part­ner auf dem Weg zur Ret­tung des Welt­kli­mas  meint – zusam­men mit ande­ren Staa­ten – erkannt zu haben, wel­cher Weg dort­hin der effek­tivs­te  und vor allem schnells­te ist.

Das hat aus Sicht der chi­ne­si­schen KP einen hand­fes­ten Grund, der sich kei­nes­wegs aus der medi­en­kon­for­men „Sor­ge um das Welt­kli­ma“ speist: Den Genos­sen in Bei­jing dürf­te es vor allem um Macht­er­halt gehen. Die Luft- und Umwelt­ver­schmut­zung hat in Chi­na ein der­ar­ti­ges Aus­maß ange­nom­men, daß  sie han­deln müs­sen, wol­len sie nicht irgend­wann von dem stei­gen­den Unmut der Bevöl­ke­rung über die Umwelt­ver­schmut­zung in Chi­na weg­ge­fegt werden.

Die Bun­des­re­gie­rung hat mit die­ser Poli­tik des Macht­er­halts offen­bar kein Pro­blem, wohl aber mit dem Aus­stieg der Regie­rung Trump aus einem Über­ein­kom­men, das in der Sub­stanz nichts, aber auch gar nichts bringt. Ber­lin soll­te auf­pas­sen, daß es sich mit sei­nen neu­en asia­ti­schen „Liebesmahl“-Partnern nicht ver­hebt. Noch sind die USA mili­tä­risch und sicher­heits­po­li­tisch die unum­schränk­te west­li­che Füh­rungs­macht, deren Absi­che­rung zum Bei­spiel der inter­na­tio­na­len Han­dels­we­ge Euro­pa ein Gut­teil sei­nes Wohl­stan­des ver­dankt. Das alles soll­te nicht leicht­fer­tig aufs Spiel gesetzt wer­den, weil man es aus angeb­li­cher Sor­ge um „unse­re Schöp­fung“ für oppor­tun hält, den US-Prä­si­den­ten zu brüs­kie­ren und als kli­ma­po­li­ti­schen Trot­tel vor­zu­füh­ren. Die­ser Popu­lis­mus kli­ma­po­li­ti­scher Ein­falts­pin­sel kann Euro­pa und damit auch Deutsch­land wirk­lich teu­er zu ste­hen kommen.

Michael Wiesberg

Michael Wiesberg ist Lektor und freier Publizist.

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Kommentare (12)

Gustav Grambauer

5. Juni 2017 14:56

"Alle reden vom Wetter. Wir nicht."

SDS Stuttgart, 1968

"Alle reden vom Wetter. Ich nicht."

Donald Trump, 2017

- G. G.

Cacatum non est pictum

5. Juni 2017 15:13

In einer derartigen Situation ist einmal wieder die Zeit für Kanzlerin TINA Merkel gekommen, die heilige Johanna der Klimaschlachthöfe, gekommen. Offenbar bar jeder tieferen Kenntnis der Materie – hat sie dieses Übereinkommen überhaupt jemals gelesen? – verkündigte sie, daß die Entscheidung des US-Präsidenten „uns alle, die wir uns dem Schutz unserer Erde verpflichtet fühlen, nicht aufhalten“ werde. Der Weg müsse, so Merkel melodramatisch im besten Kirchentagsdeutsch, gemeinsam weitergegangen werden, „damit wir erfolgreich sind für unsere Mutter Erde. Wir brauchen dieses Pariser Abkommen, um unsere Schöpfung zu bewahren. Nichts kann und wird uns dabei aufhalten.“

Diese opportunistische, prinzipienlose Frau widert mich Tag für Tag mehr an. Sie spielt den Steigbügelhalter für ihre Hintermänner und lässt sich dafür von der Masse beklatschen. Dann besitzt sie - dieser meines Erachtens satanisch inspirierte Mensch - auch noch die Chuzpe, von der Bewahrung der Schöpfung zu fabulieren. Mehr Verachtung des Fußvolkes ist kaum vorstellbar. Die Formulierung wiederum, das Pariser Abkommen könne und werde von nichts aufgehalten werden, ist mir ins Auge gesprungen und erscheint mir einigermaßen bedeutsam. Vielleicht weiß Gustav Grambauer diese Textpassage anthroposophisch zu deuten?

Ansonsten bleibt zu sagen: Dieser ganze Klimaquatsch ist natürlich Phantasiewerk und ein Instrument, um u.a. die Souveränität der Nationalstaaten noch weiter zu untergraben. Jeder weiß das, der sich mit der Materie etwas beschäftigt. Die USA scheinen ihren internationalen Einfluss nach und nach einzubüßen. Das ist lange vorausgesehen worden. Vielleicht führt es irgendwann dazu, dass wir uns aus ihrem Klammergriff lösen können. Ohne gänzlich andere Politiker scheint aber selbst das aussichtlos. Und wenn wir gleitend in eine ebenso starre Abhängigkeit von den Chinesen geraten, ist uns auf Sicht auch nicht geholfen.

Heinrich Löwe

5. Juni 2017 15:54

Mal von der Klima-Geschichte abgesehen -  

Eine Verschiebung in der deutschen/europäischen Außenpolitik in Richtung China und Rußland (Dinner von Putin/Schröder/Gabriel!) ist richtig und zu begrüßen. Die Richtung heißt Eurasische Union; Neue Seidenstraße. Der Güterverkehr findet dann auf dem Landweg statt, unabhängig von den USA. Die sitzen dann weit ab am Katzentisch. Es kann gut sein, daß Trump am Ende das Gegenteil von "Make America great again" erreicht. Gewisse Kreise in den USA werden das aber nicht zulassen. Deswegen wird Trump seine Amtszeit eher nicht zu Ende bringen.

Europa hat immer noch führendes Know-How, Rußland die Rohstoffe und China die Arbeitskräfte. mehr braucht es nicht.

cnahr

5. Juni 2017 20:43

Ich stimme Heinrich Löwe der Richtung nach zu. Eine akute militärische Gefährdung, für die Europa die USA bräuchte, ist nicht zu erkennen. Putin will sein Umfeld sichern, aber mit Westeuropa einfach nur Handel treiben.

Im Gegenzug wäre ein großer Vorteil einer Neuausrichtung nach Osten, dass Russland und China von Amerikas fanatischem Progressivismus weitgehend frei sind. Bei Intensivierung der Kontakte darf man auch auf einen entsprechend heilsamen Einfluss auf die deutsche Gesellschaft hoffen.

Das Relikt

6. Juni 2017 02:30

@ cnahr

"Eine akute militärische Gefährdung, für die Europa die USA bräuchte, ist nicht zu erkennen. Putin will sein Umfeld sichern, aber mit Westeuropa einfach nur Handel treiben."

Ich bitte Sie... Das ist ja Klischee-Putin-Bitching vom Feinsten.

Der Mann ist ein cäsarischer Machtmensch. Europa ist schwach, sein Russland stärker. Selbstverständlich würde Putin sich jeden Fetzen Europas aneignen, den die Amerikaner preisgeben, so wie in der Ukraine geschehen, und was er nicht halten kann, wird er demontieren.

Können die Deutsch-Cucks echt nicht mehr ohne Zuhälter? Ich meine, ernsthaft, Chinesen und Russen?

 

Valjean72

6. Juni 2017 10:53

Auf den deutschen Saker  wurde die deutsche Übersetzung eines Artikels von R. Ischtschenko veröffentlicht.

Er legt darin die strategische Bedeutung der russisch-chinesischen Beziehungen und des gemeinsamen Mammutprojektes der eurasischen Integration ("Neue Große Seidenstraße") dar. Alle Hebel der USA diese bilateralen Beziehungen zu vergiften würden laut Ischtschenko scheitern.

Daher bliebe den USA (bzw. den globalistischen Machtstrukturen) nur mehr ein Mittel und zwar jenes der „verbrannten Erde“:

 „Für die USA bleibt nur ein letztes, für sie nicht das angenehmste, aber dennoch ein ausreichend effektives Mittel zur Untergrabung transeurasischer, handelswirtschaftlicher Projekte. Alle diese Projekte setzen den Bestand noch eines großen Partners voraus – die Europäische Union. Die EU ist ein gigantischer Absatzmarkt für russländische und chinesische Waren, und ein potenzielles Lager von Hochtechnologien. Im Allgemeinen ist der Transit chinesischer Waren über durch Russland kontrollierte Handelswege nur nach Europa möglich und setzt einen Gegentransit europäischer Waren in Richtung der asiatischen Märkte voraus.

Wenn es nicht gelungen ist, aus diesem Schema weder Russland, noch China zu entfernen; wenn es nicht gelungen ist, den landbasierten Transit durch das Anzünden des Nahen Ostens und der osteuropäischen Peripherie der Eurounion zu blockieren, so bleibt die Möglichkeit der Liquidierung der EU als Handelspartner des russländisch-chinesischen Bündnisses.“

Vineyardsaker.de (03.06.2017)

In diesem Kontext ist meines Erachtens auch die gesteuerte Masseneinwanderung nach Kerneuropa einzuordnen (s. auch Kelly M. Greenhill – „Weapons of Mass Migration“).

Und der BREXIT ist möglicherweise auch nur eine von den intriganten angelsächsischen Machteliten konsequente Entscheidung im Sinne, dass die Ratten rechtzeitig das sinkende Schiff (der EU) verlassen.

Der_Jürgen

6. Juni 2017 12:49

@Das Relikt

"Selbstverständlich würde sich Putin jeden Fetzen Europas aneignen, den die Amerikaner preisgeben, so wie in der Ukraine geschehen..."

Ich bitte Sie! Woher beziehen Sie eigentlich Ihre aussenpolitischen Informationen? Aus der Bildzeitung vielleicht, oder von Herrn Richard Herzinger von der "Welt"? 

Putin ist ein sehr vorsichtiger Schachspieler, vergleichbar dem früheren kubanischen Weltmeister Raul Jose Capablanca, der stets defensiv spielte und jahrelang keine Partie verlor. Alle offensiven Massnahmen Russlands, sei es der Schlag gegen Georgien anno 2008 (als Putin übrigens nur Premierminister war), sei es die Rückholung der Krim, sei es die diskrete Unterstützung der Freiheitskämpfer im Donbass, erfolgten als Reaktion auf gröbste Provokationen.

Am 8. August 2008, als die Welt nach Peking schaute, wo eben die Olympiade begann, beschossen die Georgier die südossetische Hauptstadt Tschinval und töteten dabei auch russische Angehörige der Kommission zur Überwachung des Waffenstillstandes. Eine Grossmacht, die etwas auf sich hält, kann eine solche Provokation einfach nicht dulden. Die Reaktion fiel zudem äusserst gemässigt aus; die Russen hätten Georgien leicht besetzen und Sakaschwili stürzen können (was sie meiner Ansicht nach hätten tun sollen, um die Gefahr von Nato-Basen in ihrer Nachbarschaft auszuschalten), taten es jedoch nicht.

Am 13. Dezember 2013 erklärte Viktoria Nuland, die USA hätten für die "Demokratie" (sprich: Einsetzung eines amerikanischen Vasallenregimes) in der Ukraine bisher fünf Milliarden Dollar ausgegeben. Bald darauf wurde das Kiewer Putschregime an die Macht gebracht. Hätten die Russen die Krim, die ihnen von Rechts wegen gehörte, nicht in Übereinstimmung mit dem Willen ihrer Bevölkerung heimgeholt, so wäre letzterer das traurige Schicksal des Donbass nicht erspart geblieben, und es hätte ein Blutbad gegeben.

A propos. Russland hätte den Donbass mühelos besetzen und angliedern können, mit der Zustimmung von mindestens 80% seiner Bewohner. Es hätte auch den ganzen Osten und Süden der Ukraine rasch unter Kontrolle bringen können, bis hin zu Transnistrien, das ebenfalls von Russen bewohnt wird, die eine Angliederung begrüsst hätten. Washington, London, Brüssel und Berlin hätten in ohnmächtiger Wut geheult, aber nicht militärisch reagiert. 

Was soll also der Unfug, dass Putin jeden Winkel Europas, den die Amis preisgäben, sich gleich unter die Nägel reissen würde? Glauben Sie, Russland, das schon eine Heidenmühe mit seiner eigenen grossen und teils für den Terrorismus anfälligen muslimischen Minderheit hat, sei daran interessiert, als Besatzungsmacht über europäische Länder herrschen zu müssen, deren Bevölkerung die Okkupation ablehnen würde?

Russland will Ruhe an seinen Grenzen. Es will friedliche Nachbarn im Westen, mit denen es Handel treiben kann. Es will keine Nato-Basen in Polen, in Rumänien, im Baltikum. Alles legitime Wünsche - oder etwa nicht, @Relikt?

Gustav Grambauer

6. Juni 2017 13:08

Cocatum non est pictum

"Die Formulierung wiederum, das Pariser Abkommen könne und werde von nichts aufgehalten werden, ist mir ins Auge gesprungen und erscheint mir einigermaßen bedeutsam. Vielleicht weiß Gustav Grambauer diese Textpassage anthroposophisch zu deuten?"

Ich würde die lediglich (a) als als Götzenbeschwörung, (b) für die jetzt wankelmütigen Staaten als Signal und (c) für die Masse als Durchhalteparole deuten.

Soweit es ein Signal sein sollte, war es eine freudianische Fehlleistung. Auf dem IX. Parteitag der SED hat Honecker in der Werner-Seelenbinder-Halle (sic!) riesengroß plakatieren lassen: "Weiter voran auf dem sicheren Kurs der Hauptaufgabe!" Mit dem Wörtchen "sicheren" hat er seine ganze Unsicherheit und das Ausmaß der Grabenkämpfe hinter den Kulissen verraten.  

Es geht um das weibliche Prinzip, welches der vor allem rabbinischen und katholischen Dominum-Terrae-Orthodoxie den Krieg erklärt hat. Die Formulierung mit Mutter Gaia war wieder schlau gewählt, weil M. sich jederzeit darauf zurückziehen kann, daß sie sie nur als Metapher gemeint hat oder daß man als progressive Kirchentagschristin neben Christus ja wohl auch die Erde lieben darf. Aber im Gegensatz zu Merkel fand die WASP (Methodistin) Clinton neulich ausgesprochen deutliche Worte für den Rang, den sie ihrem Götzenprojekt beimißt:

https://www.youtube.com/watch?v=v_UqY2LSHEE

Die URL, sehe ich gerade, endet mit "SHEE" ...

- G. G.

Hartwig aus LG8

6. Juni 2017 13:39

Ich schätze diese Beiträge, die Geopolitik zum Thema haben oder es zumindest streifen.

Der (weltpolitische?) Rückzug der USA deutet sich schemenhaft an. Eine große Operation steht bevor, die nach einer Überdosis Lachgas für's Volk verlangt. Am Ende wird man froh sein müssen, wenn die Atomsprengköpfe im Bunker geblieben sind. Aber so weit ist es noch nicht. Alles in allem für uns Deutsche mehr Chance als Risiko, die es zu ergreifen gilt. Im Volke allerdings scheint das Verlangen nach Souveränität nicht sehr ausgeprägt zu sein. Und wo soll die Mehrheit herkommen, die den Rüstungshaushalt ermöglicht, der nötig wird, wenn sich die USA erst hinter ihrem Limes zurückgezogen haben?

 

cnahr

6. Juni 2017 14:56

@Das Relikt:

Sie verbreiten plumpe CIA-Propaganda. Putin hat lediglich die Krim annektiert, die mit ihrem Flottenstützpunkt für Russland strategisch unabdingbar und mehrheitlich von Russen bewohnt sind. Und das hat er erst gemacht, als der Euromaidan eine antirussische Regierung an die Macht zu bringen drohte. Seitdem hat Putin seltsamerweise darauf verzichtet, sich irgendwas anzueignen, obwohl er doch so ein böser cäsarischer Machtmensch ist. Selbst im Donbass, wo die örtlichen Russen für ihn revoltierten, ist er offenbar mit einem autonomen Status innerhalb der Ukraine zufrieden.

Cacatum non est pictum

7. Juni 2017 03:58

@Das Relikt

Können die Deutsch-Cucks echt nicht mehr ohne Zuhälter?

Wahrscheinlich nicht. Aber nach nunmehr knapp 100 Jahren fehlender Souveränität am Stück nimmt einen das nicht wunder.

@Valjean72

Ich habe mich von der klassischen Perspektive der Geopolitik verabschiedet, die ja Staaten als politische Akteure betrachtet und demzufolge voraussetzt, dass Staatsoberhäupter und Minister umfassend Macht ausüben und weitgehend frei entscheiden. Das ist aber nicht der Fall. Spitzenpolitiker sind in den allermeisten Fällen Strohmänner für diejenigen, die wirklich Einfluss ausüben, ihrerseits aber diskret im Hintergrund bleiben möchten. Staatliche Strukturen (vor allem militärischer Art) dienen diesen Leuten als Vehikel zur Festigung ihrer Macht.

Als der weltpolitische Einfluss der britischen Krone schwand und sukzessive auf die Vereinigten Staaten überging, hat das etwa der Rothschild-Bankiersdynastie ganz sicher keinen finanziellen Schaden zugefügt. Wir können davon ausgehen, dass die Strategen im Hintergrund einfach ihre Einflusszone etwas verlagert und ihre Interessen fortan eben mit der Militärmaschinerie der USA durchgesetzt haben.

Nun gerät die US-amerikanische Hegemonie langsam ins Wanken. Sie wird nicht dauerhaft zu halten sein und langfristig möglicherweise an China übergehen. Daher liegt es nahe, dass sich auch die NWO-Strategen in Richtung China orientieren. Strukturen haben sie dort schon lange vor Mao ausgebildet (Freimaurerlogen, eigene Banken etc.). Insofern steht zu befürchten, dass das globalistische Experiment mit dem Niedergang der amerikanischen geopolitischen Vorherrschaft nicht zu Ende sein wird.

@Gustav Grambauer

Vielen Dank für die Einschätzung.

Valjean72

7. Juni 2017 12:14

@Cacatum non est pictum:

"Insofern steht zu befürchten, dass das globalistische Experiment mit dem Niedergang der amerikanischen geopolitischen Vorherrschaft nicht zu Ende sein wird."

Die Gefahr, dass diese parasitären Machtstrukturen einfach das Wirtsland wechseln, besteht wohl. Worauf könnte man dann hoffen? Vielleicht dass es ausreichend einflussreiche patriotische Kräfte in China gibt, die erkannt haben, dass der Statuts des "Wirtslandes" den Menschen in den USA nicht unbedingt viel gebracht hat. Oder dass chinesische Entscheidungsträger in ungleich weiteren Zeithorizonten denken als deren US-amerikanische Pendants.

Immerhin geht zumindest Russland einen "relativ" eigenen und patriotischen Weg und könnte uns daher in dieser Hinsicht als Beispiel dienen.

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