Preußentum und Kapitalismus

Wissen sie es vielleicht nicht, obwohl sich die Fakten (z.B. hier und hier) mit ein paar Klicks in Erfahrung bringen lassen?

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

Oder liegt es an unse­rer Men­ta­li­tät, daß wir bereit dazu sind, jedem Staat kri­tik­los zu dienen?

Fakt ist: Die Deut­schen arbei­ten so zahl­reich und viel wie nie zuvor. Wolf­gang Schäub­le erhält dadurch Rekord­ein­nah­men und müß­te eigent­lich in Form einer Steu­er­sen­kung für die Mit­tel­schicht „Dan­ke“ sagen. Eine Mehr­heit der Exper­ten und die bür­ger­li­chen Par­tei­en for­dern auch genau dies, stre­ben aber nur kos­me­ti­sche Ände­run­gen an.

Eine Neu­ord­nung der Bezie­hung zwi­schen Bür­ger und Staat schreibt sich dage­gen nie­mand offen­siv auf die Fah­nen. Zu groß ist die Gefahr, dann als „neo­li­be­ral“ und „gefühls­kalt“ abge­stem­pelt zu wer­den, denn das deut­sche Volk wünscht sich ver­mut­lich gera­de die Betreu­ung, Ent­schei­dungs­ab­nah­me und Ent­las­tung, die von der Bun­des­re­pu­blik per­fek­tio­niert wurde.

Oswald Speng­ler lag 1919 also rich­tig, als er in Preu­ßen­tum und Sozia­lis­mus feststellte:

Auch im Poli­ti­schen gibt es kei­ne Wahl; jede Kul­tur und jedes ein­zel­ne Volk einer Kul­tur führt sei­ne Geschäf­te und erfüllt sein Schick­sal in For­men, die mit ihm gebo­ren und die dem Wesen nach unver­än­der­lich sind.

Und so ist der „Traum­be­ruf“ (FAZ) des heu­ti­gen Stu­den­ten eben immer noch, nach dem Abschluß Beam­ter zu wer­den, um am gro­ßen Gan­zen mit­wir­ken zu können.

Nur auf­grund ihres preu­ßi­schen Instink­tes wäh­len die Deut­schen auch wei­ter beharr­lich Ange­la Mer­kel. Sie neh­men die Bun­des­kanz­le­rin als eine Orga­ni­sa­to­rin wahr, die par excel­lence jene Eigen­schaf­ten ver­kör­pert, die uns seit Jahr­hun­der­ten als wesens­ei­gen bekannt sind. „Wir schaf­fen das“ war dafür der per­fek­te Slo­gan. Er ver­eint prak­ti­schen Sinn mit Boden­stän­dig­keit und macht deut­lich, daß uns nur ein auto­ri­ta­ti­ver Sozia­lis­mus an das Ziel brin­gen kann, das wir errei­chen sollen.

Ob dies sinn­voll ist, fragt der anti­re­vo­lu­tio­nä­re, pflicht­be­wuß­te Deut­sche nicht, weil er die Ver­wand­lung der eige­nen Eli­te ver­drängt, um an die Rich­tig­keit des preu­ßi­schen Orga­ni­sa­ti­ons­prin­zips wie bis­her glau­ben zu kön­nen. In Spre­chen wir über Preu­ßen. Die Geschich­te der armen Leu­te (1981) behaup­tet Joa­chim Fer­n­au ziem­lich am Schluß, wo er das Ende des real exis­tie­ren­den Preu­ßens und den Über­gang hin zum preu­ßi­schen Stil, der sub­ku­tan wirkt, schildert:

Die Habe­nicht­se waren preu­ßisch, die Habe­viel waren deutsch. Das scheint ein sozio­lo­gi­sches Gesetz zu sein. Der arme Bay­er ist nichts als Bay­er, der rei­che ist deutsch. Der beschei­de­ne Deut­sche ist deutsch, der rei­che ist Euro­pä­er. Der super­rei­che Euro­pä­er ist nicht mehr Euro­pä­er, er ist Welt­bür­ger. Die Geschich­te Preu­ßens ist aber die Geschich­te der armen Leu­te. Die, die reich wur­den, waren kei­ne Preu­ßen mehr.

Begrif­fen haben das die preu­ßi­schen Deut­schen bis heu­te nicht. Sie sind des­halb beim „Sozia­lis­mus als Lebens­form“ ste­hen­ge­blie­ben, haben jedoch das dar­in ent­hal­te­ne „unend­lich Star­ke und Freie“, von dem Speng­ler schwärm­te, ver­lo­ren. Obwohl die Deut­schen inzwi­schen natür­lich auch etwas von der Maxi­mie­rungs­lo­gik des eng­li­schen Libe­ra­lis­mus über­nom­men haben, fin­den sie sich den­noch wei­ter­hin unter­be­wußt damit ab, daß es nicht nur Pro­fi­teu­re geben kann, son­dern viel­mehr die Mas­se die­nen muß, damit die Eli­te den Fort­schritt ver­wirk­li­chen kann.

Unter dem Vor­zei­chen der Moder­ne, die mit der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on und Indus­tria­li­sie­rung anbrach, bedeu­tet dies aller­dings, gera­de den Wirt­schafts- und Par­tei­füh­rern zu fol­gen, die zuguns­ten einer glo­ba­len Ori­en­tie­rung auf­ge­hört haben, preu­ßisch zu sein.

Am prä­gnan­tes­ten hat dies Wil­helm Röp­ke 1945 in sei­nen „Betrach­tun­gen eines Natio­nal­öko­no­men über das Deutsch­land­pro­blem“ her­aus­ge­ar­bei­tet, die in der Auf­satz­samm­lung Markt­wirt­schaft ist nicht genug abge­druckt sind. Er skiz­ziert dar­in, wie sich das Preu­ßen­tum im 19. Jahr­hun­dert mit dem Libe­ra­lis­mus der Groß­ka­pi­ta­lis­ten ver­misch­te. Her­aus­ge­kom­men sei dabei ein „Mono­pol­ka­pi­ta­lis­mus“ mit einer „neu­preu­ßi­schen Wirtschaftspolitik“.

Und die­se Wirt­schafts­po­li­tik war als eine stark inter­ven­tio­nis­tisch-sub­ven­tio­nis­tisch-mono­po­lis­ti­sche so beschaf­fen, daß der wirt­schaft­li­che Erfolg des ein­zel­nen mehr und mehr davon abhing, ob er in Ber­lin die rich­ti­gen Fäden zu zie­hen wuß­te oder nicht.

Ohne Zwei­fel war die­ses Wirt­schafts­sys­tem gera­de zu Zei­ten des Kai­ser­reichs äußerst erfolg­reich und sorgt noch heu­te dafür, daß Deutsch­land in der Welt­wirt­schaft so gut funk­tio­niert wie kaum ein zwei­ter Staat die­ser Grö­ßen­ord­nung. Der gestie­ge­ne Volks­wohl­stand erlaubt es sogar, die Bür­ger viel effi­zi­en­ter zu dis­zi­pli­nie­ren und aus­zu­neh­men als jemals zuvor.

Wäh­rend unter dem Sol­da­ten­kö­nig die ansons­ten bra­ven Unter­ta­nen began­nen, die Steu­ern zu hin­ter­zie­hen, als sie die Hälf­te des Tages für den Staat schuf­ten muß­ten, stellt dies für den auf­ge­klär­ten Bun­des­bür­ger kein Pro­blem dar. Er hat sich in den „Kapi­ta­lis­mus als groß­be­trieb­li­che Herr­schafts­or­ga­ni­sa­ti­on“ (Edu­ard Heimann) per­fekt ein­pas­sen las­sen und ist auch mit ver­gleichs­wei­se wenig zufrie­den, um die Pro­jek­te der Poli­tik nicht zu gefährden.

“Preu­ßisch bis in den Tod” könn­te man dies nen­nen und von den Deut­schen etwas mehr Ego­is­mus ver­lan­gen, wenn nicht vor­aus­seh­bar wäre, daß dies die Indi­vi­dua­li­sie­rung nur noch mehr ver­schär­fen wür­de, die wie­der­um dem Staat in die Kar­ten spielt, der den ver­ein­sam­ten Bür­ger dann unter dem Vor­wand der sozia­len Absi­che­rung wei­ter an sich bin­den kann.

Röp­ke woll­te des­halb neben einer „Dezen­tra­li­sa­ti­on im Sin­ne einer die Gebo­te der Wirt­schaft­lich­keit beach­ten­den Streu­ung des klei­nen und mitt­le­ren Betrie­bes“ eine „Ent­mas­sung“ vor­an­trei­ben. Ihm war klar, daß jen­seits des Staa­tes sowie des Kon­glo­me­ra­tes aus eta­blier­ter Poli­tik und Wirt­schaft nur etwas zu wach­sen begin­nen kann, wenn es zum einen intak­te Gemein­schaf­ten gibt und zum ande­ren eine Form der nicht­ma­te­ria­lis­ti­schen Selb­stän­dig­keit. Was heißt das? Nur der Klein­be­trieb mit all sei­nen öko­no­mi­schen Män­geln bie­tet Freiheit.

Damit ist zugleich alles über die Ver­wirk­li­chungs­mög­lich­kei­ten alter­na­ti­ven Wirt­schaf­tens mit dem Ziel der poli­ti­schen Befrei­ung gesagt. Posi­tiv gewen­det: Jeder kann sofort damit los­le­gen. Gera­de in der gegen­wär­ti­gen Wis­sens­ge­sell­schaft ste­hen die Chan­cen auch wie­der bes­ser, sich mit sei­nen eige­nen Ideen durch­zu­set­zen. Ein klei­ner Wis­sens­be­trieb kann durch­aus mit einem gro­ßen kon­kur­rie­ren, wie die Ent­wick­lung von Medi­en­un­ter­neh­men in den letz­ten Jah­ren ein­drucks­voll belegt. Im Indus­trie­zeit­al­ter sah dies noch ganz anders aus.

Den­noch kön­nen die klei­nen und mitt­le­ren Betrie­be selbst bei einem wei­te­ren Erstar­ken die gesell­schaft­li­che Groß­ma­schi­ne nicht abschaf­fen. Eine trag­fä­hi­ge Alter­na­ti­ve zum straff­or­ga­ni­sier­ten, „neu­preu­ßi­schen“ Glo­bal­ka­pi­ta­lis­mus ist somit weit und breit nicht in Sicht. Die Kon­zen­tra­ti­on von Macht und Kapi­tal läßt sich ver­mut­lich kaum anders über­lis­ten als mit einem Zusam­men­bruch, der zunächst mas­sen­haft Armut pro­du­zie­ren würde.

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

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Kommentare (20)

Maiordomus

19. Juni 2017 11:23

Rolf Peter Sieferle nennt das, was  Felix Menzel hier unter dem Titel "Preussentum und Kapitalismus" bzw. die Spannung zwischen Habenichts und Habeviel charakterisiert, "Sozialdemokratismus". Eine sehr breit angelegte Ideologie, die man, wie das Schicksal des Büchleins "Finis Germania" zeigt, unter dem Gesichtspunkt des Neoliberalismus kritisieren darf, dem Sieferle offensichtlich nicht ganz ferne steht und insofern für die Mehrheitsmeinung hier im Blog kaum repräsentativ ist, aber nicht unter dem Gesichtspunkt der Kritik am "Antifaschismus" und am "Antigermanismus", welch letzterer Begriff zwar bei Sieferle wegen der Kürze und des aphoristischen Stils seines Opus nicht ausreichend analysiert ist. Oswald Spengler halte ich für einen grossen Geist, der aber aufgrund des zum Teil bei Goethe entwickelten Analogiedenkens eher ein zukunftsweisender Literat war, wie Marx und Engels an eherne "Geschichtsgesetze" glaubte, als dass man ihn als Wissenschaftler noch voll zum Nennwert nehmen könnte. Demgegenüber halte ich, zumal als Vertreter des Faches Historische Demographie und als Kulturkritiker, Sieferle für einen Wissenschaftler, wiewohl sein letztes, zwar schon vor mehreren Jahren abgefasstes Büchlein klar als eine Art Bekenntnis eines Wissenschaftlers zu lesen ist, nicht explizit als eine Fortschreibung des wissenschaftlichen Werks.

Hesperiolus

19. Juni 2017 12:11

Bei aller verdienten Nemesis über diese Jahrgänge, die Juxtaposition von Rentnern mit Asylbewerbern ist so nicht hinnehmbar, ist anstössig.

Hartwig aus LG8

19. Juni 2017 13:41

Als grundsätzlicher Verfechter eines Sozialstaates muss ich zur Kenntnis nehmen, dass die zunehmende Tribalisierung den Sozialstaat in ein Ausgleichssystem zwischen den Volksgruppen umformiert. In der Praxis bedeutet dies: Finanztransfer von Deutsch nach Nichtdeutsch, wobei diese Regel von einer nennenswerten Anzahl von Ausnahmen bestätigt wird. Es geht um die Tendenz.

Auch hier wie in vielen anderen Bereichen gilt: Wir leben in unnormalen Zeiten, in der viele alte und gute Regeln gegen UNS wirken.

Und um den Schlußabsatz von Menzel zu ergänzen, zitiere ich hier erneut Michael Mross, der auf die Frage antwortete, wie denn Widerstand machbar sei, "Hören Sie doch erstmal auf, zu arbeiten.".

Maiordomus

19. Juni 2017 14:17

@Hesperiolus. In Sachen Rentner, von denen wohl nicht wenige, zumal solche mit Hauptschulabschluss, um die 50 Jahre nicht zuletzt ausser für sich selber ebenfalls für ihr Land geschuftet haben: Es ist immer wieder mit Händen zu greifen, dass einige der zum Teil noch jüngeren Mitarbeiter von SiN kaum Erfahrungen in der praktischen Politik haben. Die gestandenen Arbeiter, teilweise sogar ehemalige Kommunisten, haben sich seinerzeit über die 68er aus analogen Gründen grün und blau geärgert. Selbst wohl bei der AfD würde man sich eine Kanalarbeiterfraktion wünschen, mag dieser Typus auch nicht mehr so repräsentativ für das "Volk" sein wie einst.

Dieter Rose

19. Juni 2017 14:48

ohne die Lebensleistung der Rentner könnte der Felix sicher nicht so glücklich sein. Grüße an die Blaue Narzisse und ade!

Detlef Neustadt

19. Juni 2017 16:06

"Warum sehen die Deutschen gleichgültig dabei zu, wie die Bundesregierung jedes Jahr noch ein paar Milliarden Euro mehr für Rentner, Asylbewerber, Energiewende, EU und Co. ausgibt?" Gegenmaßnahmen zum Aufmucken? Ich sehe keine. Schon keine, die uns unsere selbstauferlegte Schuldenfalle gestattet. Widerstand dauert nur bis zur nächsten Hypothek. "Und so ist der „Traumberuf“ (FAZ) des heutigen Studenten eben immer noch, nach dem Abschluß Beamter zu werden, um am großen Ganzen mitwirken zu können." Was ist in heutigen Zeiten attraktiver, als unkündbar und versorgt zu sein? Diesen Schmus vom Staatsdiener-Sein-Wollen glaubt doch hoffentlich heute niemand mehr!

Neander vom Thal

19. Juni 2017 17:53

Interessanter Beitrag.

Das Renter in der eher negativen Aufzählung auftauchen, hat mich irritiert. Ich will aber nicht weiter daruf rumreiten. Menzel hat sicherlich anderes gemeint als suggeriert wird.

Braunschweiger

19. Juni 2017 18:58

Mich hat die Einleitung ebenfalls irritiert ob der Erwähnung der Rentner und möchte diesbezüglich um Aufklärung bitten.

RMH

19. Juni 2017 19:20

Der Verlauf der Diskussion zeigt etwas, was die etablierten Parteien schon lange begriffen haben:

Die Demografie und der Umstand, dass ältere Bürger treuer an Wahlen teilnehmen als jüngere sorgt dafür, dass man Rentenpolitik mit Zukunftsbezug nur dann betreiben kann, wenn die aktuellen Rentner sowie die Generationen, welche die Rente schon in Sichtnähe haben (ab 55 aufwärts?), nicht von Einschnitten betroffen sind. Die einzigen und zugleich nennenswerte Einschnitte für aktuelle Rentner in den letzten Jahren, die mir bekannt sind, haben wir auch nicht der Politik zu "verdanken", sondern den Gerichten, die einen vermeintlichen Vorteil bei der Besteuerung und der Krankenversicherung von Rentnern im Vergleich zu Beamten nicht zulassen wollten (und damit - meiner Meinung nach - systemwidrig Ungleiches gleich behandelt haben wollten).

Dabei hat Menzel objektiv recht: Die Rente ist eben auch ein Transfersystem, welches bereits jetzt Migranten (man vergesse bitte nicht die enorme Migration aus den Ländern des ehem Ostblocks, deren Beschäftigungszeiten zum großen Teil voll und lukrativ in der Rentenversicherung anerkannt wurden), ehem. DDR Bürger aber auch alle übrigen Rentner massiv subventioniert und auch Dinge leistet, die diese Rentner noch nicht einmal selber erwartet haben, als sie arbeiteten und für die damaligen Rentner einzahlten (in der gesetzl. Rentenversicherung gilt schließlich: Man zahlt nie für sich selber ein, sondern nur für die aktuellen Rentner - das nennt sich Umlagesystem).

Es ist Teil unserer systemimmanenten Fehler, dass man, wenn man so etwas auch nur ansprechen will, Wahlen zwingend verliert und sich rasch unbeliebt macht - bis hier in der alternativen Politikszene von rechts, wie ersichtlich wurde. Die großen Parteien haben das schon lange erkannt und in dieser Legislaturperiode eigentlich überflüssige Geschenke an Rentner verteilt (zuletzt eine unnötige und übertriebene Erhöhung der Renten genau im Wahljahr - Nachtigall, ick hör Dir trapsen), die ich diesen Rentnern gönne, aber dafür von ihnen erwarte, dass sie sich davon bitte nicht kaufen lassen (was aber bei den meisten dann doch der Fall sein dürfte, leider!).

PS: Ich gehöre auch schon zu den Älteren hier und die Rente ist für mich noch nicht ganz auf Sicht, aber die Zeit bis dahin ist schon überschaubar geworden - ich mache mir hier nichts vor und gehe davon aus, dass mein "Renteneintrittsalter" sicher bis dahin nochmal oder mehrmals nach hinten verschoben wird.

Utz

19. Juni 2017 21:15

"Und so ist der „Traumberuf“ (FAZ) des heutigen Studenten eben immer noch, nach dem Abschluß Beamter zu werden, um am großen Ganzen mitwirken zu können." Was ist in heutigen Zeiten attraktiver, als unkündbar und versorgt zu sein? Diesen Schmus vom Staatsdiener-Sein-Wollen glaubt doch hoffentlich heute niemand mehr!

Wenn man nicht der Meinung anhängt, daß Frauen sowieso gar nicht arbeiten sollten, und Männer sich immer in der freien Wildbahn im harten, freien Wettbewerb beweisen sollten (anstatt sich in die staatliche Hängematte zu legen), dann könnte man das "Staatsdiener-Sein-Wollen" auch positiv sehen: als Möglichkeit sich als Frau und genauso als Mann (mit Wiedereinstellungsgarantie) ohne Angst eine Familie aufzubauen.

Wenn wir wollen, daß es nicht nur Migrantenkinder gibt sondern auch deutsche, dann sollten wir nicht über das Beamtentum herziehen ("versorgt sein wollen",  "am großen Ganzen mitwirken wollen"). Die Beamten sind weder mehrheitlich faule Säcke, noch links-grün-verblendete Idealisten.

In meinem Bekanntenkreis haben nur die Beamten mehr als 1-2 Kinder, weil die für die Zukunft planen können.

Curt Sachs

19. Juni 2017 21:58

Ich finde in diesem kurzen Aufsatz sehr viele Ansätze, die ich gern weiter ausgeführt sähe. Sehr einleuchtend finde ich z. B. die folgende Behauptung:

"Der gestiegene Volkswohlstand erlaubt es sogar, die Bürger viel effizienter zu disziplinieren und auszunehmen als jemals zuvor."

Ich kann dem "gefühlt" durchaus beipflichten. Aber existiert dazu eine schriftliche Studie, die das auch einem einfache Geist erläutert, der nicht Gesellschaftswissenschaften oder Wirtschaftswissenschaften studiert hat?

Martin S.

19. Juni 2017 23:11

"Aufgrund ihres preussischen Instinktes wählen die Deutschen Merkel und gehen daher jeden Tag brav zur Arbeit."

Häh? Preussischer Instinkt?

Nee, Herr Menzel.  Preussisch, das war einmal.  Anstand, Pünktlichkeit, Ehrlichkeit,  Gottesfurcht,  Heimatliebe, Treue, Strebsamkeit: deswegen geht heute keiner mehr  auf Arbeit.  Der Hauptgrund ist ein  ganz einfacher:  Es ist der ganz unpreussische kleinbürgerliche  Größenwahn  und der damit verbundene maßlose Konsum.

Wer als kleines Angestelltenehepaar meint,  unbedingt ein eigenes  Haus haben zu müssen  und dann 300.000  Euro oder mehr Kredit aufnimmt,  wer  stets das neueste Handy und Auto braucht,  wer  dann noch  in  den  jährlichen Fernurlaub muss,  der MUSS  zum  Kreditsklaven  werden.  Der muss wie blöd Überstunden schieben,  weil  sonst  die Bank  das  Häuschen wegpfändet! 

Und die Wahl der ewiggleichen Kanzlerin ist sicher auch unbewusster Ausdruck der Angst,  dass das Bankensystem, der Euro und der damit verbundene eigene kreditfinanzierte Lebenstraum  schneller platzen könnte als gedacht.  

Fazit des deutschen Schlafmichels:  Augen zu und Kreditkarte durch!

Leo

19. Juni 2017 23:35

Ca. 50 Milliarden Euro jährlich(!) mehr für Menschen, die noch nicht so lange hier leben (aber vermutlich dann doch zumeist für immer hier weiter bleiben werden, mal mit, zumeist wohl ohne Gegen-Leistung) in denselben Topf zu werden wie Millionen/Milliarden(? ich kenne die Zahl nicht) Euro jährlich für Menschen, die schon lange hier gelebt und gearbeitet haben und denen kein Euro geschenkt wird: das ist mehr als schoflig!

'National' ohne 'sozial' wird eben auch nichts---! Solche Fauxpas kann sich keine Rechte, die ernst genommen werden will, leisten!!

Der_Jürgen

20. Juni 2017 00:05

"Rentner, Asylbewerber, Energiewende, EU und Co"?

Felix Menzel ist ein kluger und integrer Mann, den ich sehr schätze.  Aber diese Formulierung hat mich zutiefst schockiert. Lieber Herr Menzel, bitte seien Sie kein Revolver-Jimmy, der zuerst schiesst und dann anfängt nachzudenken!

Zum Artikel kann ich wegen ungenügender finanzpolitischer Kenntnisse keine qualifizierte Meinungsäusserung abgeben.

Heinrich Brück

20. Juni 2017 01:07

Wieso? Menzel nimmt die Demokratie ernst. Die Rentner haben ihre Renten verwählt, jetzt müssen sie mit weniger leben. Von Adenauer bis Merkel eine Fußnote der deutschen Geschichte. Woher kommt diese Bescheidenheit? Die Phantasie muß schon aufgebracht werden, auch wenn es nicht leicht fällt, daß diese Rentenverschleuderer in der Politik den kleinen Fleißzahler auslachen.

Außerdem gibt es noch eine hohe Produktivität, also auch die Möglichkeit fehlendes Geld zu drucken. Man könnte jedem Rentner einen Hunderter zusätzlich überweisen, würde keine Rolle spielen. Warum sollten die Politiker es tun? An ihrer Wiederwahl besteht kein Zweifel.

Und was die europäischen Nehmerländer nach der Septemberwahl noch alles brauchen werden; auf ein paar europäische Handaufhalter des "Sozialismus" wird es wohl auch nicht mehr ankommen. Deshalb keine Verwöhnung stattfinden darf. Was aber viel schlimmer in diese Fußnotengeschichte eingehen wird, nach der kommenden Wahl, einer Wiederwahl des Preußentums?, legitimiert das "Volk" die Grenzöffnung.

siegfried

20. Juni 2017 15:45

Rentner sind die loyalsten, zahlenmäßig stärkste Wählergruppe und diszipliniertesten CDU/SPD Wähler, haben faktisch alle Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte aktiv mitgetragen oder gleichgültig hingenommen und werden dementsprechend umgarnt. Witzig, nein, köstlich, (Haha) wie hier manche "irritiert" sind, oder "um Aufklärung bitten." Heilige Kühe gehören durchaus geschlachtet.

Wahrheitssucher

20. Juni 2017 16:25

Herr Menzel, auch mir ist die Einbeziehung der Rentner in den ersten Satz Ihrer Ausführungen sofort aufgestoßen und ich bitte um Erläuterung!

Lotta Vorbeck

20. Juni 2017 16:40

@Siegfried

20. Juni 2017 01:45PM

Rentner sind die loyalsten, zahlenmäßig stärkste Wählergruppe und diszipliniertesten CDU/SPD Wähler, haben faktisch alle Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte aktiv mitgetragen oder gleichgültig hingenommen und werden dementsprechend umgarnt. Witzig, nein, köstlich, (Haha) wie hier manche "irritiert" sind, oder "um Aufklärung bitten." Heilige Kühe gehören durchaus geschlachtet.

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... und es ist ebenso legitim, die Profiteure der insgesamt desaströsen, zukunftsblinden Politik beim Namen zu nennen!

# Rentner sind die loyalsten Stützen des Merkel-Systems

# Rentner müssen sich nirgendwo als Praktikanten oder Ein-Euro-Sklaven verdingen

# Rentner brauchen sich nicht vom Arbeitsamt schikanieren lassen

# Rentner sind die treuesten Abonnenten der Lokalgazetten

# Rentner stellen den Großteil der Kundschaft zwangsgebührenfinanzierter GEZ-Medien

Wahrheitssucher

20. Juni 2017 18:21

@ Lotta Vorbeck

Selbst wenn Sie recht hätten und Sie haben zu einem Teil recht, verbietet sich nicht dennoch diese Nebeneinanderstellung?

griffon

21. Juni 2017 02:54

sehr verehrter herr menzel,

die ganze spannbreite schnellrodas zeigt sich in Ihren beiträgen, verglichen denen Ihres kollegen benedikt kaiser. Ihre geringschätzung, der menschen, die schon länger hier sind, ist regierungspolitik, und die muß nicht verdoppelt werden durch Ihre gleichsetzung der rentner mit dem asylanten. niemand schätzt die menschen, die schon länger hier sind, weniger, als die aktuelle regierung. niemand verachtet das lebenswerk der lebenden rentner mehr, als die liberalen sämtlicher parteien. rechte politik konnte zu ihren guten zeiten auch immer politik für den einfachen menschen sein. nur zu ihren miesen zeiten war rechte politk eine politik für die die dabei sitzen und zugucken.

hochachtung&vorzügliche grüße,
griffon

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