Das war’s. Diesmal mit: Omis gegen Asyldiebe, Sexismus im Radio und Wahl-o-Mat

27. 8. 17 -- Telephonat mit der Tochter, die in entfernteren Gefilden weilt.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Ich berich­te ihr, „was heu­te wie­der los war“, und das ist nicht grad ein Jam­mern, eher ein hei­ter-iro­nisch tuen­der Kampf­be­richt von der Front.

„X. hat uns in Maga­zin Xy bezich­tigt, dies und das zu sein. Fir­ma Z hat uns gekün­digt, weil es anony­me Hin­wei­se gäbe, daß wir […]. Dem W. haben sie alle Rei­fen abge­sto­chen. A. hat ihre Stel­le ver­lo­ren, weil ruch­bar gewor­den ist, daß sie gute Kon­tak­te zu uns hat. Bei B. gibt’s Pri­vat­trou­ble. Die Schwie­ger­el­tern wol­len kei­nen im Haus haben, der AfD wählt.“

Ich will das alles nicht kon­kret aus­brei­ten, ers­tens ist es „täg­lich Brot“, zwei­tens möch­te man ja jeden Opfer­ges­tus ver­mei­den. Toch­ter hin­ge­gen ist fröh­lich. „Denk ein­fach immer dran, daß so vie­le auf unse­rer Sei­te sind!“

Sie (die in die­sem Jahr an ihrem Stu­dier­ort so vie­le klamm­heim­lich Geis­tes­ver­wand­te auf­ge­spürt hat) hat­te näm­lich gera­de ein beflü­geln­des Erleb­nis: Abends geht sie immer in den Gemü­se­la­den, um sich Unver­käuf­li­ches abzu­ho­len. Bana­nen­bün­del, wo zwei Exem­pla­re schon ange­bräunt sind, Salat mit wel­ken Außen­blät­tern, Pfir­si­che mit Schlag.

„Das sind so zwei Omis, die dort ver­kau­fen. Ich mag die, und die mögen mich. Kam heu­te ein Asy­lant dazu mit Alko­hol­fah­ne, typisch mit Mar­ken­kla­mot­ten und aus­ra­sier­ten Haa­ren. Hat an allem rum­ge­fum­melt. Die kann­ten den. Der und sei­ne Kum­pel bedien­ten sich immer an den exo­ti­schen Früch­ten. Mit bedie­nen mein­ten sie: klauen.

Die haben den erst nur beob­ach­tet. Dann wan­der­ten zwei Man­gos in sei­ne Jacken­ta­schen. Voll auf­fäl­lig, waren Rie­sen­din­ger. Da sind die bei­den Alten aber abge­gan­gen! Die Älte­re ist hin­ter der Kas­se her­vor­ge­sprun­gen! Hat geru­fen: Die­be wol­len wir hier nicht! Die Man­gos wer­den zurück­ge­legt, aber zack­zack! Der Typ ist erst frech gewor­den, dann rich­tig aggres­siv. Das hat die bei­den Omis aber nicht im min­des­ten erschreckt, null!

Die haben sich bei­de zeternd vor ihn gestellt und ihn auf­ge­for­dert, sofort die Man­gos zurück­zu­le­gen und den Laden zu ver­las­sen. Hat er kei­nen Anlaß dazu gese­hen. Der hat geschimpft und auf den Boden gespuckt. Dann greift ihm die Alte rechts und links in die Taschen, er wehrt das sogar ab, sie läßt nicht locker, nimmt die Man­gos, und bei­de bug­sie­ren den Kerl raus. Der war viel­leicht zwan­zig, der hät­te die fer­tig­ma­chen können.“

„Und Du?“ – „Naja, das hat viel­leicht eine Minu­te gedau­ert. Mein Puls war auf 180. Ich hab inner­lich gerast, sagen wir: Sprung­be­reit­schaft. Aber die haben den mit der Wucht ihrer Empö­rung ein­fach raus­ge­schubst.“ – „Und dann? Haben die die Poli­zei geru­fen?“ – „Nö, die hat­ten kei­ne Angst. Die waren nur stink­sauer. Und haben mir dann zusätz­lich ein Pfund Och­sen­her­zen geschenkt. Mama, echt. Das Volk ist schon okay.“

––––––

28. 8. 17 – Gut, vom Hoch­mut zur Demut: Kind berich­tet, es wür­de (via Schu­le) an einem Spen­den­ma­ra­thon teil­neh­men. Übli­ches Pro­ze­de­re: Kind rennt so vie­le Run­den, wie es schafft. Zuvor hat es ein, zwei, vie­le Spon­so­ren für sich gewon­nen, die pro gelau­fe­ner Run­de einen gewis­sen Betrag zah­len. Ame­ri­can way of life.

„Und für wen ist das Geld dann?“ – „Na, für eine Schu­le in Nepal. Der Herr X. [Leh­rer] ist mit dem Schul­lei­ter dort befreun­det. [Kind malt Anfüh­rungs­zei­chen in die Luft.] Die Schu­le dort ist nun mehr­mals zusam­men­ge­bro­chen, hat er erzählt. Und jetzt soll sie wie­der auf­ge­baut werden.“

Die bei­den schwer­hö­ri­gen Män­ner der Fami­lie kom­men­tie­ren das unter­schied­lich. Einer: „Das ist doch wohl ein Witz. Das glaub ich nicht. In wel­chem Land leben wir eigent­lich, daß Spen­den für eine maro­de Nach­bar­schu­le errannt wer­den müs­sen?“ (Er hat­te „Nebra“ verstanden.)

Der ande­re, offen­kun­dig nicht nur von Schwer­hö­rig­keit betrof­fen: „Find ich auch absurd, Nea­pel, Spa­ni­en, das ist doch EU. Daß die nicht mal ordent­li­che Schu­len bau­en kön­nen?“ (Er will weder Bau­ar­bei­ter wer­den noch Fuß­bal­ler. Ent­de­cker? Reiseschriftsteller?)

––––––

29. 8. 17 – Wenn Kubit­schek lan­ge Rei­sen unter­nimmt, hört er Audio­dis­ket­ten. Hör­bü­cher oder klas­si­sche Musik. Ich hin­ge­gen bin extrem radio­af­fin. So vie­le Sen­der, und was Inter­es­san­tes ist immer dabei! Ein­schrän­kung: meis­tens. Fah­ren wir gemein­sam, fun­gie­re ich (ein Typ wie K. will immer am Steu­er sein) als Vor­le­se­rin – Roma­ne, Zeitungsartikel.

Ges­tern und heu­te hat­te ich lan­ge und bei­fah­rer­lo­se Fahr­ten. 16 Stun­den das Radio und ich. Logisch war selbst mir das Bil­dungs­funk­gesab­bel irgend­wann über; vor allem wäh­rend der immer­glei­chen Nach­rich­ten wech­sel­te ich zu den volks­tüm­li­chen Sendern.

Nun bin ich nicht bloß mit abar­ti­gen Ohr­wür­mern gestraft, son­dern habe eine neue Erkennt­nis fürs Gen­der­fach gewon­nen: In fast sämt­li­chen Pop­sen­dern mode­riert heu­te ein Pär­chen: „Mor­ning­show mit Uschi Schult­ze und Hagen-Hen­ning Bier­fleisch“ oder „After­noon­spaß mit Man­dy Maus und Peter-Ste­fan Schmitt“.

Stets wer­fen sich Uschi/Mandy und ihre männ­li­che Kom­pa­gnons über­lus­tig und auf­ge­dreht die Bäl­le zu, es wird geulkt, was das Zeug hält; übers Wet­ter, über „die Pro­mi­nen­ten“, die Stau­mel­dun­gen; stets auf Schen­kel­klopf­ni­veau. Die Leute/Hörer wol­len das, sonst gäb es das nicht.

Auf­fal­lend und über Län­der­gren­zen (ich hör­te diver­se Unter­hal­tungs­sen­der aus Sach­sen, Thü­rin­gen, Hes­sen, Bay­ern, Baden-Würt­tem­berg) hin­weg: Er ist der mit dem tro­cke­nen Humor. Er ist ande­rer­seits stets Objekt der fie­se­ren Wit­ze („Oh Gott, wenn mor­gen hoch­som­mer­li­che Klei­dung ange­sagt ist, guck ich bei dir mor­gen lie­ber weg!!“ HAHAHA) – wirk­lich komisch wär’s, wenn er das zu ihr sagen wür­de.

Und dann das: Frau­en, die gluck­send vor Lachen auf ihrem Mode­ra­to­rin­nen­stuhl schier zusam­men­bre­chen, sind extrem ange­sagt. Ich hab mit­ge­zählt in mei­nen zwei, drei Stun­den Pop­sen­der­hö­ren: 13mal ist unter­des­sen eine Radio­frau (also: etwa sie­ben Radio­frau­en zwi­schen Sach­sen und Ba-Wü, eini­ge dem­nach mehr­fach) vor Lachen fast kol­la­biert. Die Abfol­ge ist stets gleich: Co-Mode­ra­tor (m) reißt einen Witz, Mikro-Dame schnappt über, und zwar so: „GEIL!!! Hoho­ho­ho­ha­ha­ha­ha, nein, sowasvongeilhehehehahaha!“

Ich hab in die­sen (sicher reprä­sen­ta­ti­ven) Stun­den kei­nen männ­li­chen Mode­ra­tor sich der­art ent­äu­ßern gehört. Ich über­le­ge noch, was uns das sagen soll, und wie ich das wer­ten soll.

Frau als per­ma­nen­te Adressatin/Empfängerin/(Witz)konsumentin? Und Mann? Als Anlaß­ge­ber, Pro­du­zent, Ver­ur­sa­cher? Er macht, sie lacht? Bin noch nicht sicher. Nur dar­über, daß Geschlech­ter­rol­len offen­kun­dig äußerst vital sind.

––––––

31. 8. 17 – Im Erzie­hungs­funk läs­tern sie über den Wahl-o-Maten. Ein mün­di­ger Bür­ger ver­las­se sich nicht auf 38 The­sen zum Ankreu­zen, son­dern lese Wahl­pro­gram­me. Wol­ken­ku­ckucks­heim läßt grüßen!

Klar hab auch ich „mich tes­ten las­sen“. Das war nicht mal über­ra­schungs­los, weil ich bei­spiels­wei­se kei­ne Ahnung hat­te, wie ein­zel­ne Par­tei­en zur Impf­pflicht ste­hen. Mein höchs­ter Über­schnei­dungs­wert (83 %) war bei der „Par­tei der Ver­nunft“, danach AfD (79 %), unter den „Eta­blier­ten“ schnitt die FDP mit 53 % am bes­ten ab. (Ein Fami­li­en­mit­glied hat 97 % Zustim­mung mit einer ande­ren Par­tei erzielt, ich stau­ne.) Das übli­che Bon­mot, das mit „Wenn Wah­len etwas ändern wür­den“ beginnt, unter­las­se ich hier.

Ellen Kositz­as gesam­mel­te Wochen­rück­bli­cke der Jah­re 2014–2016 sind in Buch­form erhält­lich! Ellen Kositza: Das war’s. Dies­mal mit: Kin­dern, Küche, Kri­tik, Schnell­ro­da 2017. Hier ein­se­hen und bestellen!

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (26)

H. M. Richter

1. September 2017 11:44

Die wunderbare Geschichte von den zwei wackeren Gemüsefrauen liest sich, als entstamme sie einer anderen Zeit, als schlösse sich an sie der Ausbruch einer Revolution wie der französischen gar unmittelbar an. Warten wir es also ab. Zuvor findet vermutlich noch die Bundestagswahl statt. Und da weist der sogenannte Wahl-o-mat ganz offensichtlich orwellsche Züge auf, denn es wird von ihm erzählt, es spielten bei ihm die wichtigsten Themen wie beispielsweise Islam und illegale Einwanderung gar keine Rolle: 

https://www.facebook.com/malte.kaufmann/posts/10213523802069099

Aber Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben und Verstand noch dazu - wie die beiden Gemüsefrauen, die sich keine Mangos und Tomaten stehlen lassen - brauchen keine Wahlomaten ...

thorsten.

1. September 2017 12:59

Die beiden Gemüseverkäuferinnen. Wirklich wie aus einer anderen Zeit. Wie der "alte Belovar" vielleicht?. Schön, daß wir sie haben! "Erziehungsfunk". Der Begriff gefällt mir. Ein Begriff der ein Bild malt, Augen öffnet, ähnlich wie "Verhausschweinung". Werde ich demnächst mal fallen lassen, mal sehn, was passiert. Vielleicht sollte man solche Begriffe mal sammeln?

Ein gebürtiger Hesse

1. September 2017 13:42

Über Übereinstimmungen mit "einer anderen Partei" beim Wahl-o-mat dürften sich, wenn ich mich selbst zur Richtschnur nehme, so manche der Hiesigen wundern. Bald 100 Prozent ist freilich sehr ordentlich. Da kommen nur die, sagen wir, Entschlossensten ran.

Hesperiolus

1. September 2017 13:49

Seltsam, bei der infantilen Zeitverschwendung des Wahlomaten, stehen, mit welcher Thymosspannung polemisch-cholerisch oder wie verhalten skrupulös abwägend auch immer ich da eingebe, horribile dictu NPD ganz oben, dann ÖDP weit vorn und immer, aber auch immer zu allerletzt die "digital first. bedenken second"-FDP! Und im Ernst, ein Zitat von Stockhausen erinnere ich, daß es über das Jenseitsschicksal unserer Seelen mitentscheide, welche Musik wir hier hören. Also Cave! und mal längere Abstinenz davon; Sie alle sind nämlich viel zu schade für das.

Starhemberg

1. September 2017 14:06

Schon schlimm, wie zwei offensichtlich ewiggestrige alte Frauen einem dem Verhungern beinahe anheim fallendem Schutzsuchendem sogar zwei angefaulte Mangos brutal entreißen. Wahrscheinlich würden sich die Radiomoderatorinnen darüber auch scheckig lachen. Oder nein - eher nicht. Sie würden für "mehr Zivilcourage" plädieren, für den "Aufstand der Anständigen" und am besten die Straße in dem sich dieser bedauerliche Vorfall abgespielt hat, nach dem Namen des erfolglosen Mangodiebes benennen. Also, nach einem seiner verschiedenen Namen meine ich. Prost Mahlzeit.

Stil-Blüte

1. September 2017 14:09

Solchen anormalen, inzwischen normalen Begegnungen, wie Sie Ihre Tochter erlebt und geschildert hat, widme ich inzwischen größte Aufmerksamkeit und richte meinen Blick dabei auf die Courage (bitte nicht mit sog. Zivilcourage verwechseln!) ganz einfacher Menschen, die ihr Leben im Schatten der großen Ereignisse nicht nur bewältigen, sondern von pfiffig bis robust, meistens gepaart, gestalten. Das ist auch eine spannende Reise in die virtuelle Welt der Trivialität: alte Schlager, Kitschgemälde tanzender Elfen und röhrender Hirsche,  Revue-, Heimat-, Liebesfilme aus alten, alten Zeiten werden von den Enkeln so kommentiert, daß das ganze Darben nach Schutz und unverwechselbare Eigenheit offen zu Tage tritt,  oft dermaßen unverhofft und unverhohlen, daß es einen selbst die Tränen in die Augen treibt. In vielen sog. Kids wohnt eine unstillbare Sehnsucht, die durch das zufällige Hören irgendwelcher Schnulzen aus den Zeiten ihrer Großeltern/Eltern wieder geweckt wird. Unterschätzt mir Opas Kino, Schnulzensänger Roy Black, Ronny, die Schürzenjäger nicht! Nicht dieses ominöse 'Bauchgefühl' (liegen da nicht nur meine Verdauungsorgane?), sondern pures Herzblut. Youtube-Kanäle nutzen, sofern man einmal Kontakt mit Musik, Bildern, Sprache der sog. leichten Muse vergangener Zeiten aufgenommen hat und daran selbst große Freude empfindet. Es zu reflektieren, bringt nichts. Man muß das Genre der leichten Muse lieben (und damit meine ich nicht die Musicals, sondern die bei Intellektuellen verpönte Operette, Reveu, Schnulze).  Und in Läden, Gaststätten, Cafés eigener Wahl geht überall ein derberer Witz, ein Schwätzchen mit Augenzwinkern, das schwanger wird. Seltsam, nicht in Bioläden, veganen Gaststätten, seltsam.

Lotta Vorbeck

1. September 2017 14:21

... und wer nicht ebenfalls über Nerven wie Drahtseile verfügt, um den flächendeckend präsenten Dudelfunk mit seinen von externen Firmen vorproduzierten, völlig belanglosen Nachrichten aus der Konserve überhaupt ertragen zu können, der vermag in völlig neue Welten einzutauchen, sobald er über ein Internetradio verfügt. Mit einem solchen Gerät lassen sich mit etwas Ausdauer nicht bloß nachrichtenfreie Programme finden. Anhand der nach Genre und Herkunftsland sortierten Suchlisten kann man per Internetradioempfänger so manchen, je nach dem auch mal höchst altertümlich oder exotisch anmutenden Radio-Schatz entdecken.

deutscheridentitärer

1. September 2017 14:38

" In vielen sog. Kids wohnt eine unstillbare Sehnsucht, "

Mir war das Fehlen einer sinnstiftenden Glaubenswelt und einer identitätsstiftenden Gemeinschaft bereits in sehr jungen Jahren bewusst. Das Schlüßelerlebnis diesbezüglich war die Begeisterung meiner Generation für Herr der Ringe, eine sehr naive Geschichte, die all das idealtypisch verklärt beschrieben hat, was es heute nicht gibt, und alles was es heute im Übermaß gibt einfach übergangen und ignoriert hat. Mir war dieser Mangel immer deutlicher bewusst als meinen Altersgenossen, aber ich weiß, dass sie ihn jedenfalls auch gespürt haben müssen. Darauf gründete sich lange meine Erwartung, dass es eine konservative/rechte Wende unausweichlich ist. Mittlerweile habe ich gemerkt, dass ich mich wohl geirrt habe; der Mangel an Orientierung, Einordnung und Identität hat sich weniger geradlinig ausgewirkt; es hat die Geister der Jugend nachhaltig vergiftet und eine Flucht nach vorne, in das Nichts, begünstigt. Trotzdem hoffe ich, dass der Krug nur so lange zum Brunnen geht bis er bricht; es gibt hier wenig, was man aktiv tun kann, man muss darauf spekulieren, dass der Wahnsinn sich irgendwann selbst verzehrt, wie das historisch früher oder später immer der Fall war.

RMH

1. September 2017 14:39

Warum schafft es der "Wahlomat" eigentlich bis heute nicht, dass man eine Zustimmungsübersicht zu allen beteiligten Parteien bekommt? Immerhin, mittlerweile sind es sogar schon 8 Parteien, mit denen man auf einmal seine "Zustimmung" abgleichen kann (früher waren es weniger). Dennoch: Man müsste sich stundenlang mit dem Ding spielen, um auch kleinere Parteien effektiv abgleichen zu können. Von daher ist das Ding nach wie vor einfach nur Müll - und komme mir keiner damit, dass dies technisch zu aufwendig sei ...

Fritz

1. September 2017 16:13

Zu den Gemüsefrauen: Die Typen gehen davon aus, das man Angst vor ihnen hat. Sowie sie merken, dass das nicht der Fall ist, ziehen sie sich zurück.

Gustav Grambauer

1. September 2017 16:25

"Gemüsehändler in Jena"

Werd`s nie vergessen. Ganz frühmorgens auf dem Markt. Einer von denen schreit es diagonal über den ganzen Platz heraus, so laut und schroff, daß mein erster Gedanke "Psychiatrie" war (aber der war sehr klar im Kopf und "sozial vollintegiert") : "Hobs grot im Rodjooo ghörd, in XY hat weddor einor von DEEEN e Gind vrgwoldicht. Bin schon widr sowas vo witnd." Daraufhin wurde von allen Seiten ausgerufen, "Sogg abschnaedn", "Die mistma emol ..." (... wiederhole ich hier nicht) war noch das Harmloseste, der Schwall hörte erst auf, als einer von ganz ferne und so laut er konnte herüberschrie: "Nee, wos erzehlst Dun da fornen Misd - sowos mochn DIEEE nich."

- G. G.

Klaus D.

1. September 2017 17:46

"16 Stunden das Radio und ich."

Oh Gott-o-Gott - so könnte man mich foltern! Mal abgesehen von der Musik - da kenne ich nur einen Sender, den ich diesbezüglich mag (mdr figaro) - aber diese ständige PC Propaganda - einfach nur nervig! Das Radio bleibt aus. Ich genieße das leise Brummen des Dieselmotors ... (solange es noch geht)

Kositza: Es gibt einiges Gute an mdr figaro (sie haben dort immer wirkliche tolle Buchlesungen!), aber ich h a s s e Chansons und Gitarrenmusik (spielen sie dort dauernd) noch mehr als Popsongs. Hab übrigens immer noch, Tage später, diesen Ohrwurm; Johannes Oerding, "Kreise": " Dann gehst du links, dann geh' ich rechts..."

Franke84

1. September 2017 19:26

"Die Leute/Hörer wollen das, sonst gäb es das nicht."

Kann man in Zeiten von Zwangsfinanzierung nicht mit Sicherheit sagen.

Kositza: ...wobei ich bezweifele, daß solche Sachen wie "Antenne Thüringen" und so zwangsfinanziert sind!

Stil-Blüte

1. September 2017 21:29

@ Ellen Kositza zitiert ihre Tochter:

'Die haben sich beide zeternd vor ihn hingestellt...'

Ja, das ist der abschreckende Furor teutonicus

Stil-Blüte

1. September 2017 21:36

Fortsetzung:

...auf Art der Marktweiber. Ihr Revier: seit Jahrhunderten der Marktplatz. Bei den Männern war es der Wald. Inzwischen bewiesen, daß die Teutonen allein durch ihr infernalisches Geschrei ihre Kampfkraft gestärkt und - gesiegt haben. Der schreck-/panikauslösende Fuor teutonicus! Hier hat er wieder einmal geholfen. Inzwischen allerorten kopiert. Haben nur wir, die Verursacher,  verlernt? Zwei (Super-)'Marktweiber' sind nicht zu schade, ihn uns wieder beizubringen.   

Stil-Blüte

1. September 2017 21:44

@ Ellen Kositza zitiert ihre Tochter:

'Die haben sich beide zeternd vor ihn hingestellt...'

Ja, das ist der abschreckende furor teutonicus zweier ururalter Marktweiber. Ihr Tätigkeitsfeld: der Marktplatz. Bei den Männern: im Wald, auf dem (Schlacht-)Feld.

Es wird inzwischen historisch nicht bezweifelt, daß es allein der schreckliche furor teutonicus war, der fähig war, Feinde in die Flucht zu schlagen.

Leider sind wir, also die Erfinder, kleinlaut geworden, um so mehr wird er allerorten von anderen kopiert. Mögen die beiden anonymen (Super-)Marktweiber unsere Sonntagsheldinnen werden!  

sven h.

1. September 2017 23:21

Wir sind auf euerer Seite. Bei uns im Haus gibt es keinen der NICHT AFD wählen wird. Mehr würde es helfen, wenn die Deutschen mutiger werden würden. An den Polen, Rumänen müssen wir uns ein Beispiel nehmen. Wir ist es einmal passiert, dass ich an einem NGO- Infostand, deren Vorhaben kritisiert habe. Die deutschen Freunde (auch unsere Richtung) liefen weg, als ich das diskutieren angefangen habe. Der polnische Freund und der rumänische nicht.

MEHR MUT!!! Und weiterhin die netten Geschichten!

Nemo Obligatur

2. September 2017 01:00

"Das Volk ist schon okay."

Diesen Satz nehme ich mir mit in die nächste Woche. Ist auch was Wahres dran. Man muss mal dieses duckmäuesrhaft Belauernde rausbekommen aus den Menschen. Man kann heute niemanden mehr trauen. Nach Gesprächen in meinem Lebensumfeld sehe ich die AfD inzwischen bei 12%+X. Das wird eine ziemliche Überraschung geben am Wahlabend. Da tut sich was. Aber wie gesagt: Die Menschen trauen sich gegenseitig nicht mehr über den Weg.

Simplicius Teutsch

2. September 2017 12:50

@ Nemo Obligatur

„Man kann heute niemandem mehr trauen. Nach Gesprächen in meinem Lebensumfeld sehe ich die AfD inzwischen bei 12%+X.“

Ja, und vor allem kann man den demoskopischen Umfrage-Ergebnissen nicht trauen. Frage: Wer bezahlt die zahlreichen Knechte der Machthaber denn für ihre wöchentlichen Fragestellungen und Ergebnisse? Habe mich auch gewundert, dass man bis kürzlich die AfD auf 8% oder gar 7% zur Bedeutungslosigkeit herunterprognostiziert hat, entgegen anderer Pro-AfD-Erfahrungen im persönlichen Umfeld. Ich sehe da eine Strategie der politisch-medialen Klasse. Bis zum Bundesparteitag der AfD in Köln im April hat man versucht, die AfD (mit Hilfe von F. Petry) zu spalten und mit dem konstruierten Höcke-Hammer politisch „totzuschlagen“. Als das gar nicht funktioniert hat, dank der großartigen Regie von A. Gauland, J. Meuthen und A. Weidel, hat man es in der Folge mit „Totschweigen“ versucht. Aber weil das „Totschweigen“ auch nicht funktioniert, muss die AfD jetzt wohl zur Bedrohung hochprognostiziert werden. – Bin gespannt, was in den letzten Wochen vor der Wahl noch inszeniert wird.

Lotta Vorbeck

2. September 2017 15:47

@Nemo Obligatur - 01. September 2017 - 11:00 PM

"... Nach Gesprächen in meinem Lebensumfeld sehe ich die AfD inzwischen bei 12%+X. Das wird eine ziemliche Überraschung geben am Wahlabend. Da tut sich was. ..."
_______________________________________

Wunder sind im 'richtigen Leben' überaus rar. Wenn's für die AfD besser als erwartet laufen sollte und sie womöglich gar 20% einfährt, bedeutet dies umgekehrt dennoch 80% Zustimmung für "Weiter so!" - was einer mehr als komfortablen Mehrheit auf Seiten der Deutschlandzerstörer entspricht. Das System Merkel könnte durch Zweierlei ins Straucheln geraten, als da wären: 1.) ein länger andauernder, weite Landesteile betreffender, nicht binnen drei Tagen zu behebender totaler Blackout, des durch Merkels "Energiewende" vorsätzlich instabil gemachten Stromversorgungssystems 2.) ein finanziell-ökonomischer Kollaps der durch Nettoeinzahlungen (nicht durch Phantasiebuchungen) das System noch immer tragenden Teile der klassischen Realwirtschaft # Für 1.) besteht bei jeder knackigen Frostperiode in Verbindung mit einer winterlichen Inversionswetterlage (hoher Strombedarf bei Windstille und bedecktem Himmel), dann freilich auch mit verheerenden Folgen für sämtliche Privathaushalte, insbesondere der Masse derjenigen, die nicht mehr über eine stromlos zu betreibende Ofenheizung verfügen, die Möglichkeit. # Für 2.) ist vorerst noch zuviel Luft im System (aktuell vorhandene, durch Anheizen der Inflation zu vernichtende Sparguthaben, Minuszinsen auf Plussalden, Sondersteuern) Bis "sich etwas tut", ergo die Stimmung tatsächlich kippt, können die Deutschlandzerstörer ihre Agenda unbeirrt weiter abarbeiten.

Dietrich Stahl

2. September 2017 16:27

Einmal die Woche arbeite ich gemeinnützig in einer Ausgabestelle für Lebensmittel. Die werden in Supermärkten gesammelt und dort an Bedürftige verteilt. Ca. 20 bis 30 Menschen arbeiten mit mir zusammen. Zwei Polen, eine Araberin – alle drei liebe Menschen. Der große Rest sind Deutsche. Bei denen, die die Lebensmittel abholen, verschiebt sich das Verhältnis. Ein Viertel bis ein Drittel sind Ausländer. Meine Kollegen sind einfache Menschen, die meisten mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Die Scherze sind manchmal etwas derb. Da muß ich durch. Ich brauche dafür kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn es um die brennenden Themen von heute geht. Es gibt dort KEINEN sogenannten Gutmenschen. Dafür Menschen, die Gutes tun. Remigration [obwohl sie das Wort nicht kennen], wollen alle Deutschen, die dort freiwillig dienen. Es gibt übrigens nur einen [ich bin´s nicht], den man als Intellektuellen bezeichnen könnte. Liebe EK, Ihre Tochter hat so recht: „Das Volk ist schon okay.“ Und es verdient Besseres.

sven h.

2. September 2017 19:51

@nemo obligatur

"Die Menschen trauen sich gegenseitig nicht mehr über den Weg"

Kann ich bestätigen. Es ist ganz ruhig geworden im Umfeld, in der Arbeit usw. Es gibt zum Mainstream weder gute noch negative Aussagen zur Zeit. Jeder schweigt.

Theophrastus Bombastus

4. September 2017 00:36

Mal zum Thema Wahl-O-Mat: Schön, wenn hier jemand noch Vergleiche durchführt, aber das ist doch vergebene Liebesmüh! Meinen Schülern habe ich am letzten Schultag Prof. Mausfeld gezeigt; "Warum schweigen die Lämmer?" Zugegeben, selbst für die Erwachsenenbildung etwas trocken, besonders wenn es eine Ausbildung ist. Die Reaktionen waren aber trotzdem ernüchternd: Desinteresse, Resignation. Manche daddelten am Handy rum, andere legten sich demonstrativ schlafen. Ein paar Ältere und ehemalige Studienanfänger zeigten Interesse. Ich weiß aber nicht, ob sie wirklich verstanden haben, wie weitreichend die Propaganda heute ist und wie sehr sie schon selbst manipuliert sind. Bei Wahlempfehlungen muß ich mich natürlich zurückhalten, zumal wir einen hohen Anteil von Auszubildenden mit Migrationshintergrund haben. Was man mir schlecht verbieten kann ist, anzumerken, daß die etablierten Pateien die jetzigen Probleme verursacht haben und damit wohl kaum die geeigneten Wahloptionen sind. Dadurch beschäftigen sie sich hoffentlich mit den anderen Parteien, die es auch noch gibt. Und vielleicht wählt der eine oder andere auch eine Oppositionspartei -- eine, die etwas für _uns_ tut. Und hier meine Meinung zu Wahlprogrammen: Meine Frau ist Hebamme. Sie wollte mal eine Überblick der "Etablierten" zum Thema: "Unterstützung von Schwangeren vor und nach der Geburt, besonders Hebammenunterstützung auf dem Lande; Zukunftsfähigkeit des Hebammenberufes" Ich erzählte ihr, daß das sinnlos sei, weil die alles möglich da reinschreiben, Hauptsache es klingt gut und "holt möglichst viele ab". Ich mußte es trotzdem tun, und was habe ich gesagt ... Alle reißen sich um (werdende) Familien und Hebammen und wollen alles "in ihrer Macht" stehende tun, damit es ihnen so gut wie nur möglich geht ... Laber Rhabarber ...

Fazit: Wahl-O-Mat und "Parteiprogramme" der etablierten Parteien kann man sich getrost schenken. Den anderen ist zwar auch nur begrenztes Vertrauen entgegenzubringen, aber wenn sie konservative Werte gegen eine schiere Übermacht aus Medien, Meinung und Politik verteidigen, qualifiziert sie das für meine Wahlentscheidung. Ich hoffe nur, daß das nicht nur schon wieder Brot und Spiele für die dummen Massen sind -- Demokratie als Simulacrum.

Franz Bettinger

4. September 2017 11:53

Früher war der Wahl-o-mat mal brauchbar. Selbst die Linken unter meinen "Freunden" landeten zu ihrer eigenen Überraschung in der Regel bei der NPD oder der AfD. Das haben die Machthaber in brd gemerkt. Den Wahl-o-mat einfach aus dem Verkehr ziehen, trauten sie sich nicht. Nun haben sie ihn geschickt getürkt, und zwar auf zweierlei Weise. Erstens sind die Fragen oft perfide gestellt, z.B. "Finden Sie eine Obergrenze gut?" Klugerweise würde einer, der die Zuwanderung insgesamt ablehnt, hier nicht mit Ja oder Nein oder Neutral (Weiß nicht) antworten, sondern die Frage übergehen (auch das ist eine Option). Viele werden aber das Kleinste Übel angeben (in diesem Fall also Ja oder Neutral). Beide Antworten werden aber der CDU oder der CSU zugerechnet. Zweitens wird das Gesamtergebnis nicht mehr in einem Überblick angegeben. Es wird im Gegensatz zu früher nicht mehr mitgeteilt: "Die Partei, mit der Sie am meisten übereinstimmen, ist die XYZ." Man muss stattdessen jede einzelne Partei anklicken, um den Prozentsatz an Übereinstimmung harauszufinden. Das ist zeitaufwendig, unpraktisch. All dies ist von oben, d. h. der Regierungs-Clique UND der Schein-Opposition im Bundestag, gewollt.

Reichsvogt

5. September 2017 18:53

 Danke für die Kolumne! Immer sehr lesenswert. ABER: Wo ist Lichtmesz? Mir fehlt etwas!

Kositza: Der tut was Wichtigeres, er beendet gerade (mit C. Sommerfeld) DAS BUCH DES JAHRES. Ich mein das ernst, "Mit Linken leben" wird  d a s Kompendium, d e r Augenöffner. Kenne Dreiviertel des Buches; was Besseres hab ich sehr selten gelesen.

silberzunge

9. September 2017 02:30

"Der tut was Wichtigeres...": Sagen Sie das nicht, Frau Kositza! Die Geschichte mit den Marktfrauen fand ich so ziemlich das Beste und Konstruktivste seit vielen Wochen aus der Bundesrepublik.

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