Mit Linken leben II

Passend zum Diskursanalyse- und Selbsthilfebuch für Rechte in einer Welt voller Linker: Die Süddeutsche beschrieb gestern das sommerfeld-lethensche Eheleben, die "politische Zerreißprobe mit dem 'lieben Lemming'".

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

Ich habe dem SZ-Jour­na­lis­ten Johan Schloe­mann auf Anfra­ge ein paar etwas aus­führ­li­che­re Zei­len über mei­ne “Moti­va­ti­on” zu Blog, Buch und dis­kur­si­vem Exhi­bi­tio­nis­mus geschickt. Das unten­ste­hen­de hat er von mir erhalten:

Was mich moti­viert hat zu den “Dia­lo­gen mit H.”? Der “Wider­streit zwei­er Dis­kurs­ar­ten” (Jean-Fran­cois Lyo­tard), der sich als Abbild der gegen­wär­ti­gen Pola­ri­sie­rung der Gesell­schaft zwi­schen uns abspielt. Da ste­hen sich zwei unver­ein­ba­re Wahr­neh­mun­gen der Wirk­lich­keit gegen­über, wir spie­len täg­lich “Ich-sehe-was-das-du-nicht-siehst”. Wo ich Kri­se sehe, sieht er Berei­che­rung, wo ich phä­no­ty­pi­sche Unter­schie­de sehe, sieht er Gleich­heit, wo ich geschicht­li­che Umbrü­che sehe, sieht er Indi­vi­du­en, wo ich Agon sehe, sieht er Konsens.

Jeder sieht den ande­ren als “Main­stream”, jeder sieht den ande­ren in einer “Echo­kam­mer”, jeder sieht die Ideo­lo­gie des ande­ren als Gefahr. Die Fra­ge ist dann: Gibt es einen Beob­ach­ter zwei­ter Ord­nung, der ent­schei­den kann, wes­sen Wahr­neh­mung trügt? Gibt es Dis­kurs­re­geln, die bestim­men könn­ten, wer recht hat?

Lin­ke, und eben auch mein Mann, täu­schen sich in die­sen Fra­gen über eines: daß sie als Dis­kurs­he­ge­mo­nen die Wahr­neh­mungs­werk­zeu­ge seit Jahr­zehn­ten geformt, defor­miert und untaug­lich gemacht haben. Mit lin­ker Uto­pie in Leib und See­le kann man die Migra­ti­ons­kri­se, die Isla­mi­sie­rung, die Wehr­lo­sig­keit des west­li­chen Män­ner­ty­pus usw. nicht erken­nen. Und das – hier kommt der Rich­ter ins Spiel – führt zu einer Form der “App­er­zep­ti­ons­ver­wei­ge­rung” (Hei­mi­to von Dode­rer), die man als Rech­te kaum umhin kann, als selbst­ge­wähl­te und eisern durch­ge­hal­te­ne Dumm­heit zu bezeich­nen, die kein kogni­ti­ves (klar!), son­dern ein mora­li­sches Gebre­chen ist.

Ich frag­te mich also, seit ich 2015 mit mei­nem Mann Hel­mut Lethen zu dis­ku­tie­ren begann, ob es ernst­haft Dumm­heit ist? Nai­vi­tät? Ree­du­ca­ti­on­fol­gen die­ser Gene­ra­ti­on? Deut­sche Schuld-Ideo­lo­gie? Er hat all das gele­sen, wor­auf wir Rech­ten uns bezie­hen, hat es aber nie ernst­haft als Hand­lungs­im­puls ver­stan­den, son­dern als ästhe­ti­sche Avant­gar­de, und wenn Hand­lungs­fol­gen, dann töd­li­che, gese­hen von der Zen­tral­per­spek­ti­ve des Drit­ten Reichs her. Daher rüh­ren die Tabus, die “Rah­men­be­din­gun­gen”, die sel­ber wie­der eine Herr­schafts­ges­te sind. Auf die­ser Ebe­ne fin­den die ver­ba­len Schlag­ab­tau­sche im Hau­se Lethen statt.

Doch das gan­ze spielt nur, weil wir eine bald zwan­zig­jäh­ri­ge Ehe mit all ihren ver­schie­de­nen Ebe­nen des Halts, der Rück­ver­si­che­rung, des Ver­trau­ens, der Erfah­run­gen im Hin­ter­grund haben. Mit irgend­ei­nem Links­in­tel­lek­tu­el­len wäre ein so zähes Rin­gen um Begrif­fe, um Moral, um Iden­ti­tät und Abstrei­ten von Iden­ti­tät, auch um ver­letz­te Gefüh­le natür­lich, schlicht unmöglich.

Des­we­gen, weil wir nicht bloß dis­kur­siv Exem­plar­cha­rak­ter haben (d.h. so rich­tig schön typisch sind für die Links-rechts-Spal­tung, spe­zi­ell im Gene­ra­tio­nen­kon­flikt noch oben­drein), son­dern weil die­ser Bin­dungs­hin­ter­grund da ist, kön­nen wir die schmerz­haf­te Zer­reiß­pro­be aus­hal­ten. Und weil das ein­ma­lig ist in der Kom­bi­na­ti­on, ist es auch Lehr­stück für Außen­ste­hen­de, Zeit­geist­aus­schnitt, es muß erzählt werden.

Nun zum Buch: Mar­tin Licht­mesz und ich haben über ein Jahr immer wie­der Erfah­run­gen in Gesprä­chen und Kon­fron­ta­tio­nen unter Anwe­sen­den und media­len Kon­fron­ta­tio­nen unter Abwe­sen­den gesam­melt und auch die Leser der “Sezes­si­on” dazu auf­ge­ru­fen, über ihre Erfah­run­gen in einer pola­ri­sier­ten, vom “Gegen-Rechts-Furor” ergrif­fe­nen Gesell­schaft zu berich­ten. Mein fami­liä­rer Erfah­rungs­schatz spielt in “Mit Lin­ken leben” sicht­bar gar kei­ne gro­ße Rolle.

Es ist ja für ein Rat­ge­ber­buch, das es neben der Ana­ly­se lin­ker Rede‑, Lebens- und Denk­mus­ter auch sein soll, völ­lig unsin­nig, die­se unse­re Part­ner­schaft irgend­wie als modell­haft zu emp­feh­len. Wir sind eine extre­me Aus­nah­me! Viel eher geht es dar­um, Rechts­sein als Selbst­de­fi­ni­ti­on dem Zugriff der lin­ken Käfer­be­stim­mer zu ent­zie­hen, aus der Defen­si­ve zu tre­ten, einen rech­ten Tugend­ka­ta­log anzu­bie­ten für das unaus­weich­li­che Leben unter Lin­ken. Von den Tugen­den, die im lethen­schen Ehe­le­ben von­nö­ten sind, drei als Aus­wahl, ich zitie­re aus unse­rem Buch:

  • Kul­ti­vie­re Dei­nen Hochmut.
    Man bedarf sei­ner für den Mut und auch für die Dreis­tig­keit, zu sagen: Eti­am si omnes, ego non. Der »hôhe mout« der Rit­ter bedeu­te­te vor allem eine groß­zü­gi­ge Gesin­nung. Anders­sein soll­te kei­ne Fra­ge eines blo­ßen Abwei­chens von einer Nor­ma­li­tät sein, son­dern von Inte­gri­tät und Über­zeu­gungs­treue. »Han­deln Sie so, als ob Ihre eige­ne Inte­gri­tät den Zer­fall der Welt, das Cha­os auf­hal­ten könn­te«, schrieb Joa­chim Fer­n­au an einen jun­gen Leser. Hoch­mut ist nicht Arro­ganz, son­dern Bewußt­sein einer Selbstzucht.
  • Kul­ti­vie­re Dei­ne Bescheidenheit.
    Ver­ach­te weder den Main­stream als Gan­zes noch pau­schal die Men­schen, die ihm fol­gen. Erken­ne und aner­ken­ne das Tren­nen­de eben­so wie das Ver­bin­den­de. Hüte Dich vor Anwand­lun­gen von Dün­kel. Die blo­ße Außen­sei­ter­po­se hat beson­ders für künst­le­risch gesinn­te Men­schen, sel­te­ne Vögel und ein­sa­me Stech­pal­men, die viel­leicht zuviel Botho Strauß oder Heid­eg­ger gele­sen haben, etwas Ver­füh­re­ri­sches. Aber sie allein genügt nicht. Irgend­wo gibt es immer Berüh­rungs­flä­chen, Anknüp­fungs­fä­hi­ges, Beein­fluß­ba­res, Brauch­ba­res, sogar Bewun­derns­wer­tes. Laß den Kon­takt nicht abbre­chen, nimm dar­an teil, und wenn nötig, zie­he Dich wie­der in dei­nen Wald zurück.
  • Stre­be eine kon­gru­en­te Lebens­füh­rung an.
    Das Poli­ti­sche und das Pri­va­te sind für Lin­ke gefähr­lich ver­wo­ben, weil sie sie nicht unter­schei­den kön­nen. Für Rech­te sind das Poli­ti­sche und das Pri­va­te ver­schie­de­ne Sphä­ren der­sel­ben durch­ge­hal­te­nen Lebens­füh­rung. Statt ande­re zu mis­sio­nie­ren, ände­re und ver­bes­se­re Dich selbst, hal­te Wort, wur­ze­le Dich ein, bin­de Dich, schaf­fe Dir ein Habi­tat, in dem Du so gut wie mög­lich so leben kannst, wie es Dei­nen Über­zeu­gun­gen entspricht.

Und zu guter Letzt ein Brecht-Zitat aus dem Tugend­ka­ta­log am Ende von “Mit Lin­ken leben”, für den Brecht­for­scher und sei­ne Gat­tin glei­cher­ma­ßen: “Nicht ein­mal den Kampf ver­mei­det / Wer den Kampf ver­mei­den will; denn / Es wird kämp­fen für die Sache des Feinds / Wer für sei­ne eige­ne Sache nicht gekämpft hat.”

Was für eine Geschich­te hat Schloe­mann nun dar­aus gemacht? In dem Arti­kel erschei­ne ich als mehr oder weni­ger spin­ner­te Nudel, die aus uner­find­li­chen Grün­den zu den Iden­ti­tä­ren “über­ge­lau­fen” ist, dabei habe ich doch so ver­nünf­tig ange­fan­gen und war über­all “gern gese­hen”. Jetzt ren­ne ich mit Fackeln durch die Gegend, das sieht man eher ungern, und “glau­be” an den Gro­ßen Aus­tausch, daß Geor­ges Sor­os poli­ti­schen Ein­fluß hat und an sons­ti­ge Verschwörungstheorien.

Der Gat­te hin­ge­gen, der ist satu­rier­tes, seriö­ses Estab­lish­ment, “ange­kom­men in der BRD”, Main­stream, und das ist auch gut so. Schloe­mann erzählt eine intel­lek­tu­el­le Abschwirr­ge­schich­te, ein Bie­der­mei­er, des­sen Idyl­le von wir­rer rech­ter Que­ru­lanz gestört wird. Ziel­los nach rechts getru­del­te Exis­ten­zen wie ich haben in die­sem Rah­men über­haupt kei­nen rea­len Anlaß für ihre so über­aus selt­sa­men Gedan­ken, ihnen geht es doch gut in der “Aka­de­mi­ker­fa­mi­lie”.

Nicht, daß da 2015 irgend etwas pas­siert wäre oder jetzt noch in der Welt da drau­ßen pas­siert. Unser­eins will bloß “Dis­kurs­ho­heit” erlan­gen, und sei es im Ehegemach.

Auf­schluß­reich ist dabei, was Schloe­mann unter den Tisch fal­len läßt oder durch bestimm­te For­mu­lie­run­gen ver­zerrt und ver­ne­belt. Wenn er von dem “Pro­blem” spricht, daß “mit neu­en Rech­ten, beson­ders durch Kon­ver­sio­nen dort­hin, Freund­schaf­ten, Fami­li­en und Lie­be zer­bre­chen kön­nen”, dann sug­ge­riert er, als wären es ein­sei­tig die “neu­en Rech­ten” (wir spre­chen hin­ge­gen von einem viel wei­te­ren Per­so­nen­kreis), die die­sen Bruch in die Fami­li­en und Freund­schaf­ten tra­gen, ana­log zu dem betriebs­blin­den Vor­wurf, daß “Rechts­po­pu­lis­ten” bos­haf­ter­wei­se “die Gesell­schaft spal­ten” wür­den, die ohne sie kei­ne Pro­ble­me hätte.

In Wahr­heit ver­hält sich die Sache meis­tens genau umge­kehrt: Wer Schrit­te rechts vom Main­stream wagt, dem dro­hen sozia­ler Druck, Exklu­si­on, Stig­ma­ti­sie­rung, Dif­fa­mie­rung usw. bis hin zur Exis­tenz­ge­fähr­dung. Indem Schloe­mann aus dem Pro­blem eine rei­ne Pri­vat­sa­che macht, unter­schlägt er einen unse­rer zen­tra­len Punk­te: daß die Luft­ho­heit der lin­ken, links­li­be­ra­len, glo­ba­lis­ti­schen Ideen eine Macht­fra­ge ist und der sozia­le Druck eines ihrer wich­tigs­ten Machtmittel.

Eng damit zusam­men hängt Schloe­manns Titu­lie­rung der Ama­deu-Anto­nio-Stif­tung als “anti­rechts”, womit er sich um die schlich­te Tat­sa­che her­um­schum­melt, daß es sich hier­bei um eine ideo­lo­gisch, struk­tu­rell und per­so­nell durch und durch links­extre­me Kis­te han­delt, die aber bezeich­nen­der­wei­se von der bra­ven Main­stream­mit­te (und vom Staat selbst) wie selbst­ver­ständ­lich gegen die Kri­tik und Dis­si­denz von rechts in Anschlag gebracht wird.

Damit belegt er die lin­ke Defi­ni­ti­ons­macht in actu. Den Kern­punkt, den Licht­mesz und ich in unse­rem Buch angrei­fen, daß näm­lich die Defi­ni­ti­on des­sen, was “rechts” ist und des­halb exklu­diert, bekämpft und still­ge­stellt gehört, von links aus­geht und alp­druck­haf­ter Kon­sens ist, muß der süd­deut­schen Beob­ach­tung entgehen.

Lachen muß­te ich über die­se Formulierung:

In dem Werk von Licht­mesz / Som­mer­feld, das Argu­men­ta­ti­ons­hil­fen gegen libe­ra­le Mehr­hei­ten bie­tet und etwa Opfer­be­reit­schaft für das Volk als Schick­sals­ge­mein­schaft dagegensetzt…

Auch hier ste­cken zwei sub­til sar­kas­ti­sche Framings drin­nen, die unse­re Posi­ti­on ver­zer­ren: Wir betrach­ten unse­ren Stand­punkt kei­nes­wegs als per se “anti­li­be­ral” – man erklä­re dies etwa unse­ren Freun­den von der FPÖ, die sich schließ­lich selbst “Frei­heit­li­che” nen­nen (oder unse­ren liber­tä­ren Weg­ge­fähr­ten von eigen­tüm­lich frei ), son­dern wir kri­ti­sie­ren bestimm­te For­men des Libe­ra­lis­mus, die wir als fata­le Immun­schwä­che­vi­ren betrach­ten, die den Wes­ten von innen zerstören.

Den Begriff “Opfer­be­reit­schaft” schließ­lich hat er uns unter­ge­ju­belt, um mal eben eine Wag­ner- oder NS-las­ti­ge Fan­fa­re erklin­gen zu las­sen. Der Ton­fall unse­res Buches ist jedoch eher iro­nisch und weit von einem sol­chen Pathos ent­fernt (ein Volk ist für uns aller­dings tat­säch­lich eine “Schick­sals­ge­mein­schaft”).

War­um also mach ich’s mei­nem Mann so schwer, der doch sein Leben eigent­lich schon wohl­ver­dient im Mar­ba­cher Lite­ra­tur­ar­chiv ablie­fern woll­te? Frei nach Rein­hard Mey, mit ver­tausch­ten Links-Rechts-Rollen:

Anna­bel­le, ach Annabelle,
Du bist so herr­lich intellektuell,
Du bist so wun­der­bar negativ
Und so erfri­schend destruktiv.
Anna­bel­le, ach Annabelle,
Du bist so herr­lich unkonventionell,
Ich bit­te dich, komm sei so gut,
Mach mei­ne hei­le Welt kaputt!

Weil es um etwas Rea­les geht, ver­dammt noch­mal! Das einem Lin­ken zu erklä­ren, ohne daß er zu patho­lo­gi­sie­ren beginnt oder die Haß­kap­pe über­stülpt, ist ein zen­tra­ler Zweck unse­res Buches.

Schließ­lich noch eine Sache: Unser Buch ist kei­nes­wegs, wie Schloe­mann schreibt, als “Gegen­mit­tel” zu dem Buch von Steinbeis/Leo/Zorn Mit Rech­ten reden gedacht, das eben­falls auf der Buch­mes­se vor­ge­stellt wird; es war schon in Arbeit, lan­ge bevor wir davon erfuhren.

Außer der lus­ti­gen Alli­te­ra­ti­ons­ti­tel­ei “Mit Lin­ken leben” gibt es wenig Gemein­sam­kei­ten;  unser Buch ist eben kei­ne Talk­run­de, die sich geschwät­zig und selbst­be­zo­gen an Phan­to­men abar­bei­tet, son­dern das wirk­li­che Leben, ent­we­der “Aus­nah­me oder schon Exempel”.

–––––

Mar­tin Licht­mesz u. Caro­li­ne Som­mer­feld: Mit Lin­ken leben, Schnell­ro­da 2017. 336 Sei­ten, 18 Euro – hier ein­se­hen und bestellen!

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

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Kommentare (24)

Der Gehenkte

11. Oktober 2017 14:53

Um ehrlich zu sein: ich war vom SZ-Artikel gestern schon wenig verunsichert, weil man ja wußte, daß dahinter noch eine Geschichte steht. Gut, daß sie hier erzählt wird. Man muß heutzutage leider alles speichern und kopieren - denn der nächste Wort-Verdreher kommt bestimmt. Danke! Als Lebensform ist diese Ehe natürlich atypisch. Sie kann überhaupt nur von zwei ungewöhnlichen Menschen gelebt werden. Als gesellschaftlicher Konflikt hingegen ist sie prototypisch und das rechtfertigt auch das mutige Öffnen der Wohnungstür.

Michael B

11. Oktober 2017 15:37

Ich sehe den Unterschied nicht so sehr zwischen Links und Rechts, sondern eher zwischen einem Wollen zu rationalem Blick auf die Welt und einem irrationalen, gewuenschten Solchen. Letzteres hat nach meiner eigenen Erfahrung immer einen infantilen, unerwachsenen Kernbestandteil. Ich bin insofern kein Rechter nach dem genannten Kriterium der Autorin, dass ich privat und politisch nicht in allen Aspekten trenne. Ich denke schon, dass das Politische ein Minimum an Kohaerenz in seinem Wachsen aus dem Privaten tragen sollte (und das m.E. auch immer tut). Konsequenz waere, dass die politische linke Orientierung bundes- speziell west- -deutscher Praegung einen fuer mich kaum tolerierbaren privaten Charakterzug tragen wuerde. Und ich bin da nicht ganz unbeleckt. Als Atheist mit evangelischer Frau (dieser Glaube gluecklicherweise unanfaellig gegenueber den Verwindungen der  Institution)  muss ich mitunter auch ordentlich spreizen koennen. Trotzdem sehe da Grenzen der Vertraeglichkeit. Ich will damit nicht der Autorin zu nahe treten, bei anderen Beziehungen wie z.B. Freundschaften gibt es dabei aber m.E. letztlich immer einen wesentlichen Bruch.

RMH

11. Oktober 2017 16:09

Nachfolgend nur mein subjektiver Eindruck, geschrieben im Stile der notorischen Kolumne "Post von Wagner" (Blöd Zeitung) - mit Ausnahme einer Wendung am Schluss:

Liebe Frau Sommerfeld -Lethen,

Sie haben einen Doktortitel, sie lesen viel. Sie lieben einen wesentlich älteren Mann, bestimmt auch wegen der Sicherheit, die er vermitteln kann. Dennoch haben Sie Angst. Angst vor der "Umvolkung“, Angst davor, dass Fremde kommen.

Sie erklären sich wieder einmal so schön artig und brav. Sie sind also ein gutes Mädchen.

Seien Sie doch einfach ab und an ein böses ....

Herzlichst,

Ihr

R.M.H.

Gotlandfahrer

11. Oktober 2017 16:23

Meine ohnehin schon für Sie bestehende Hochachtung hat sich hiermit noch einmal gesteigert. Herzlichen Dank für den Dienst den Sie uns und der Nachwelt erweisen. Vielleicht liegt hierin sogar der große Sinn des Ganzen: Die Ausleuchtung der menschlichen Potenziale, die man ohne diese postmoderne Konfliktlinie vielleicht nie vorgenommen hätte. Ich bewundere neben Ihrer rationalen wie emotionalen Intelligenz und Sprachfähigkeit, Ihrer trotzdem voll erschlossen gebliebenen Intuition und humorvollen Haltung Ihren Mut als Mutter, sich in dieser Form den Schmähungen des intellektuellen Pöbels auszusetzen. Es sind Menschen wie Sie, die geistesgeschichtlichen Fortschritt ermöglichen, wie groß oder klein der Schritt auch immer später einmal einzuordnen sein wird. Ferner beneide ich Sie trotzallem um Ihren Gatten bzw die Ehe die Sie führen, soweit man das aus den Ausführungen schließen kann. Denn auch er gehört ja dazu, um in dieser Form arbeiten zu können. Am Ende ist es ja eine Analyse der menschlichen Potenziale, im Herausragenden (dadurch, dass Einzelne soetwas so überhaupt herausarbeiten können) wie im Beschränktsein (dass die Masse trotz formaler Hochbildung so gefangen in ihrer Komfortzone verharrt). Womit sich abermals die Frage stellt, ob Demokratie nicht das zwangsläufige Ende einer Gesellschaft, und nicht etwa den Start ihres Aufblühens darstellt. Denn andere Menschen werden wir im Durchschnitt nicht vorfinden.

Stil-Blüte

11. Oktober 2017 16:34

Ich kann mich noch gut erinnern, als Sie, Caroline Sommerfeld, vor allzu langer Zeit hier zum erstenmal publizierten. Beinahe aufgeschreckt durch den hohen Grad eines durchstrukturierten und -reflektierten Fachartikels meinte ich, daß er besser in, nicht nur rechten Fachzeitschrift, aufgehoben wäre. Nun, da ich Ihren allzeits und allseits wachen aufgeschlossenen Geist hier immer besser kennen- und schätzenlernen durfte, der sich noch obendrein mit dem wachen aufgeschlossenen Geist von Lichtmesz zusammengetan hat, erfreut es mich festzustellen, daß dieses Streben  vorangeht, die geistige Uneinigkeit unseres Landes zu überwinden. Der Elan, die Frische, die Überzeugungskraft der Teil-Nehmer, eher Teil-Geber Sommerfeld/Lichtzmesz/Lethen, spricht für sich. Daher ab die Post für eine Bestellung des Buches und ein großes Dankeschön! P.S. Verblüffend: Das Buch Ihres Ehegefährten gehörte vor langer Zeit zu den kostbaren Schlüssellektüren intellektueller An- und Aufregung, auf die man zufällig stößt. Herr Lethen, es wäre schon ein Hammer, wenn Sie sich auch auf dieser Seite  einmal einmischten! Das wäre was ganz Besonderes! Denn ich könnte mir vorstellen, daß dies Ihre Ehefrau früher im linken Spektrum längst getan hat.

Heinrich Brück

11. Oktober 2017 18:09

Die Demokratievorstellungen divergieren. Die Herrschaftsmacht der Linken basiert auf der Vorstellungswelt der Gleichheit, nicht auf realer Macht. Sie haben als eingesetzte Demokratiewächter eine Überwachungsfunktion , damit sich an den Rahmenbedingungen keine Änderung einstellen kann. Die Hierarchievorstellungen der Rechten delegiert die Herrschaftsmacht nicht, lehnt auch die Verantwortungsvermeidungsstrategie der Linken ab, was den Globalisten nicht gefallen kann. Die Linken sollen nicht gewinnen, können sie auch nicht, sie sollen lediglich die strukturellen Aufpasser des Systems sein. Die Linken müßten dieses Buch eigentlich als friedliche Demokratierettung verstehen, gingen sie nicht vorbelastet an die Lektüre. Mit Linken leben ist auch nicht weiter problematisch, sobald ihre Funktion klar benannt ist, und sie keine Primärmacht unterstellt bekommen. In meiner Vorstellung und auf ein Schachspiel bezogen, sind die Linken die schwarzen Figuren, während die Rechten den einen Schachspieler der weißen Figuren repräsentieren.

Solution

11. Oktober 2017 19:40

Ich wünsche Ihnen alles Gute, aber ich fürchte um Ihre Ehe. Auf Dauer kann das nicht gutgehen.

H. M. Richter

11. Oktober 2017 21:26

"Es gab Forderungen, den Stand von Antaios auf der Buchmesse zu untersagen, aber das ist weder rechtlich noch im Sinne der Meinungsfreiheit ratsam, solange dort nichts Strafbares passiert", so Schloemann in seinem SZ-Artikel. Aha, - "solange" nichts "Strafbares passiert" ... Es sind Sätze wie der oben zitierte, die nur noch Ekel hervorrufen. Geschrieben hat ihn ein Mann, der um die Jahrtausendwende mit einer Arbeit "Freie Rede. Rhetorik im demokratischen Athen zwischen Schriftlichkeit und Improvisation" promoviert worden war. Vielleicht sollte er sie an einem ruhigen Abend nochmals selbst zu Hand nehmen. Thorsten Hinz wies kürzlich, Georg Lukács zitierend, darauf hin, daß die Gesinnungslosigkeit der Journalisten, die Prostitution ihrer Erlebnisse und Überzeugungen nur als Gipfelpunkt der kapitalistischen Entfremdung begreifbar sind. Abschließend bat er schließlich um Nachsicht für die journalistischen Totschweiger, Skandalisierer, Faktenfälscher, denn sie seien objektiv Deformierte. Johan Schoemann macht es einen - mit seinen Ausführungen zu Caroline Sommerfeld und Helmut Lethen - schwer bis unmöglich, eine solche Nachsicht zu üben. Die Totschweiger, Skandalisierer, Faktenfälscher – sie sind auch objektiv Deformierte und verdienen als solche Nachsicht.

Monika L.

12. Oktober 2017 01:18

Ein Beobachter zweiter Ordnung ? Vielleicht Rilke:

Liebeslied

Wie soll ich meine Seele halten, daß 

sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie 

hinheben über dich zu andern Dingen? 

Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas 

Verlorenem im Dunkel unterbringen 

an einer fremden stillen Stelle, die 

nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen. 

Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, 

nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, 

der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. 

Auf welches Instrument sind wir gespannt? 

Und welcher Geiger hat uns in der Hand? 

O süßes Lied.

Monika L.

12. Oktober 2017 09:50

Die Linke ist vor allem h u m o r l o s. Deshalb möchte ich unter Rechten leben:

https://m.youtube.com/watch?v=4DQ61G9ir0Q

 

Der_Jürgen

12. Oktober 2017 12:21

Caroline Sommerfeld sei Dank für diesen hervorragenden Bericht. Könnte ich mit einer Partnerin zusammmenleben, die in den entscheidenden Fragen eine der meinen diametral entgegenstehende Position vertritt? Nein, ich könnte es nicht. Die Reibungen, die Spannungen, das Konfliktpotential wären zu gross. Die zwischen meiner Gattin und mir selbstverständlich in etlichen Punkten bestehenden Meinungsunterschiede können wir im Rahmen einer fruchtbaren DIskussion wenn nicht beheben, so doch erörtern. Stets gleicher Ansicht zu sein wäre übrigens langweilig; würde meine Frau unbesehen Ja und Amen zu allem sagen, was ich äussere oder schreibe, wäre dies ein Zeichen mangelnden eigenen Denkens. Eine Blutsverwandte, die mir immer wieder in schwierigen Momenten beigestanden hat und persönlich zu den liebsten Frauen der Welt gehören muss, ist politisch dermassen hirngewaschen und zombisiert, dass mit ihr, anders als mit Caroline Sommfelds Mann, ein Dialog auch nicht ansatzweise möglich ist. Ich habe längst aufgehört, es zu versuchen. Sie wird, wenn man es trotzdem probiert, nicht etwa wütend und flippt keineswegs aus, sondern sagt in liebenswertem Ton: "Das kann man auch anders sehen, wechseln wir lieber das Gesprächsthema." Auch nur einen kurzen Text eines rechten Autors zu lesen, wäre für diese Frau vollkommen unzumutbar. Schade, sehr schade, aber wozu soll ich versuchen, sie zu missionieren, wenn ich von vorne herein weiss, dass es aussichtslos ist? Es bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Blutsverwandte so zu akzeptieren, wie sie ist, mit ihren unerhört positiven charakterlichen Seiten und ihrer absoluten Unfähigkeit, einen Gedanken, der ihrem festgefügten linksliberalen Weltbild widerspricht, auch nur zu prüfen. Wir sehen uns in letzter Zeit häufig, und wir haben genug Gesprächsstoff, der nichts mit dem Grossen Austausch, oder den genetischen Unterschieden zwischen den Rassen, oder mit der Frage nach der Integrierbarkeit der Muslime, oder mit der Frage nach der Richtigkeit der offiziellen Geschichtsschreibung über den 2. Weltkrieg zu tun hat. Ich nehme an, viele Sezessionisten haben mit Verwandten weit schlimmere Erfahrungen gemacht als ich mit dieser Frau, die niemals mit dem Abbruch des Kontakts zu mir gedroht hat. (Eine Zeitlang hatte ich selber die Beziehungen abgebrochen, dies später jedoch bedauert und meinen Fehler wiedergutgemacht.)

marodeur

12. Oktober 2017 13:10

Das Buch wird natürlich bestellt. Dennoch eine Zumutung, dass man sich permanent mit dem Seelenleben dieser Menschen befassen muss. Ich sehne mich nach den Zeiten zurück, als Politik noch ein schmieriges Bauertheater war, dass man fast völlig aus dem Leben ausblenden konnte. Jetzt rücken mir diese linken Utopisten jeden Tag auf dem Leib. Wie konnte es nur so weit kommen? Es gab doch mal eine funktionierende Rollenverteilung: Die Konservativen schaffen das gesellschaftliche Rahmenwerk, in dem die Linken ihre Gerechtigkeitsfantasien verwirklichen können (von Weißmann treffend beschrieben). Warum werden diese Menschen jetzt so übergriffig? Ich will im Grunde niemanden mehr von meinen Vorstellungen überzeugen. Ich verlange aber Respekt für meinen Standpunkt und den angemessenen Gestaltungsraum für meine Minderheit.

Monika L.

12. Oktober 2017 13:58

Kultiviere Deinen Hochmut und Deine Bescheidenheit

Liebe Frau Sommerfeld, hier möchte ich doch einiges aus christlicher Sicht ergänzen. Was an anderer Stelle tiefer auszuführen wäre. Letztlich geht es in der links/rechts Spannung immer wieder um die Spannung Tugendethik gegen Gesinnungsethik. Um ein "moralisches Gebrechen". In "Zucht und Maß" ( Kapitel 7) widmet sich Josef Pieper Hochmut und Demut. Er unterscheidet Hochgemutheit ( magnanimitas) von Hochmut ( superbia). Kennzeichen der Hochgemutheit: " Unerschrockene Aufrichtigkeit ist das Kenn- Mal der Hochgemutheit; nichts ist ihr so fremd wie dies: aus Furcht zu verschweigen,was wahr ist"...Hochgemutheit schließt in sich eine unbeugsame Festigkeit des Hoffens, eine geradezu herausfordernde Zuversichtlichkeit und die gänzliche Ruhe eines furchtlosen Herzens. Der Hochgemute unterwirft sich nicht der Verwirrung des Gemütes, nicht irgendeinem Menschen, nicht dem Schicksal - nur Gott." Dagegen Hochmut: "Hochmut ist auf das Verhältnis des Menschen zu Gott bezogen.,Hochmut ist die wirklichkeitswidrige Verneinung des Verhältnisses von Schöpfer und Geschöpf". Natürlich unterscheiden sich die verschiedenen Tugendlehren ( ritterliche, christliche, sonstige Tugendlehren) . Der Schmerz am Leiden des " moralischen Gebrechens" eines geliebten  Menschen ist m. E. nur auf einer höheren , göttlichen Ebene zu überwinden. Das klingt etwas an in dem Gedicht von Rilke. In Verbundenheit Monika

Kommentar Caroline Sommerfeld: Wie großartig - im Buch kommt auch am Ende ein klein wenig aristotelische "megalopsychia" (entspricht genau der magnanimitas) vor. Den Beobachter zweiter Ordnung habe ich sogleich H zukommen lassen.

Gotlandfahrer

12. Oktober 2017 16:16

Der Beobachter zweiter Ordnung ist das Schicksal. 

Stil-Blüte

12. Oktober 2017 16:16

Natur, die gleichzeitig gleichzeitig als Metapher gelten kann (s. a. Gleichnisse im Neuen Testament), ist fruchtbar. So sind sich Rechte und Linke nicht zwischen 'Baum und Borke', auch nicht zwischen Krone und Wurzel, sondern zwischen, Eiche, kann auch eine Linde sein, und Buche, kann auch eine Tanne sein, spinnefeind. (Beide Seiten mehr oder weniger zivilisationsgeschädigt Die Eichen/Linden sind mehr Solitäre (geworden); die Buchen/Kiefern/Tannen stehen mehr in Wäldern/Neuaufforstungen zusammen. Aber Nahrung bekommen beide über Wurzeln in der Erde und Regen und Sonne aus dem Himmel, Daß Eichen die Fähigkeit haben, trotz abgestorbener Äste, sehr alt zu werden, können wir nicht nur in den Bildern von Caspar David Friedrich bestaunen. Obwohl es sich erst einmal ganz gut anhört, ist der angestrebte Mischwald  ein Muster aus dem Märchenwald 'Eine-Welt-Laden'. Wie vertragen sich Solitäre, Haine, schnellwachsende Forstkulturen (Fichten) neben-, durch- und miteinander? Mischwälder gibt es dort, wo sich der Durchschnitt am größten ist. Auf märkischen Sand die Kiefer, im Mittelgebirge die Fichte und in den Alpen die Tanne gedeiht. Linke und Globalisten wollen aber so viel wie möglich Mischwald, den man mit Dünger, neuer Erde, Aufforsten, Abholzen, Ausschuss, Genmanipulation immer wieder neu erschaffen kann, (Ein paar Biotope/Naturschutzgebiete sind als Alibi erlaubt) Der Vergleich hinkt? Klar. Aber wenn Linke und Rechte ihren Platz, dort, wo sie am besten gedeihten, fänden, wäre das erspießlicher.

Ulrich aus Württemberg

12. Oktober 2017 16:22

„Ihr Mann wiederum bleibt dialogbereit, im Frühjahr bringt er ein Buch über die NS-Nähe berühmter Intellektueller und Künstler heraus, das, hofft er, "in vielen Punkten Klarheit schaffen wird". Vor drei Jahren hat das Deutsche Literaturarchiv in Marbach Helmut Lethens Archiv, den sogenannten Vorlass, als Dokument der Geistes- und Zeitgeschichte übernommen. Eigentlich war es Lethens Projekt, die Polarisierungen des 20. Jahrhunderts zu historisieren. Doch jetzt dürften noch ein paar Archivmappen aus Wien dazukommen.“ Süddeutsche Zeitung

Es ist ein Merkmal vieler Linker, es einfach nicht lassen zu können, im Leben anderer nach Fehlern und Versäumnissen zu suchen. Man durchforstet fremde Biografien ohne die Zeitumstände mit zu berücksichtigen. Man urteilt (verurteilt) aus sicherer zeitlicher Entfernung und tut so, also ob man immer schon vorher wissen konnte was später sich daraus entwickeln würde! Dabei schaltet man geflissentlich aus, dass auch gegenwärtig die Intellektuellen, Künstler und Parteifunktionäre ihre Nähe zu gewissen Stiftungen, Lobbygruppen und Thinktanks pflegen, wenn nicht gar eng in diese Netzwerke eingebunden sind. Hier ist kritisches Hinterfragen gefordert um Fehlentwicklungen aufzuzeigen und zu verhindern. In der Auseinandersetzung zwischen Caroline Sommerfeld und Helmut Lethen wiederholt sich für Helmut Lethen der Generationenkonflikt der Nachkriegszeit auf neuer Ebene wieder. Wenn es die Aufgabe von Helmut Lethen, als einem der zur 68iger Bewegung gehörte, war, den uneinsichtigen Ewiggestrigen den Spiegel vorzuhalten, so ist es heute seine Frau, die nicht seiner Generation angehört, die ihm, dem Alt-68iger und somit neuem Ewiggestrigen, selbst den Spiegel entgegen hält!

Maiordomus

12. Oktober 2017 16:28

@Monika L. Wann immer Sie abermals Josef Pieper zitieren, sehe ich, dass Sie einen je eigenen spezifischen Flügel dieser Gesprächsgemeinschaft darstellen. Eine Christin im rechten Exil. Sie verwenden den Begriff Demut, den man mystischgeschichtlich eigentlich nur als die eigene Haltung gegenüber Gott darstellen und verstehen sollte, im Gegensatz zum mehr säkularisierten Verständnis im heutigen Sprachgebrauch. Deshalb ist vor dem Gebrauch dieses Begriffs, der mit Untertänigkeit eine Schnittmenge hat, heute abzuraten, weil es die Haltung eines Dieners oder Leibeigenen ausdrückte. Eher schon scheint mir noch der Wortgebrauch "Bescheidenheit" im Sinn der Bescheidung, nach Popper das Eingeständnis des wahren Intellektuellen betreffend sein Nichtwissen, gilt auch für historische Auseinandersetzungen, gerade für Bereiche, bei denen Andersmeinen gesetzlich verboten ist, bleibt es doch offensichtlich, dass 99% und mehr, welche gewisse zu Schlagworten verkommene Begriffe gebrauchen, über die Hintergründe zu wenig wissen und insofern dringend zur Bescheidenheit gemahnt werden sollten. Aber natürlich gibt es, nebst dem im säkulären Gebrauch eher zu meidenden Begriff der Demut, die falsche Bescheidenheit, welche Goethe zur Aussage veranlasste: "Nur Lumpen sind bescheiden." Wie auch immer: Zum Beispiel Nietzsches Kritik an Demut und Bescheidenheit ist unbedingt beizupflichten, wiewohl auch ich bei seinem späten Essay "Warum ich so gute Bücher schreibe" zunächst mal leer schlucken musste. Lichtenberg oder Marie von Ebner-Eschenbach hätten das wohl noch eher von sich sagen dürfen, wiewohl es ihnen nie in den Sinn gekommen wäre, so wenig wie der auch von Ihnen hochgeschätzten Annette von Droste-Hülshoff.

Nautilus

12. Oktober 2017 19:58

Frau Sommerfeld, ich kann Sie für Ihre Geduld nur bewundern.Ich persönlich könnte mir das nicht vorstellen. Ich persönlich will nichts mehr mit solchen linksliberalen in meinen Freundeskreis zu tun haben.Ja manche sagen, dass dies ein Fehler ist aber ich habe mich für diesen Schritt entschieden. Gespräche sollen auch zielführend sein, bei diesen Leuten sehe ich aber keine Einsicht, kein Verständnis für ihr eigenes Volk. Liebe Frau Sommerfeld, ich wünsche Ihnen aber nur das beste.

Monalisa

12. Oktober 2017 20:39

Sehr geehrte Frau Sommerfeld, bitte erklären Sie sich und ihre Ehe doch nicht so beflissen gegenüber Außenstehenden, schon gar nicht gegenüber Journalisten. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihrem Gatten. Ihr Mann hat es außerdem verdient, intellektuell und moralisch für voll genommen zu werden. (Ich bin sicher, dass tun Sie auch, aber die Wortwahl "Opfer von Reeducation, Naivität" usw. ist schon ziemlich krass, besser: ehrabschneidend.) Frau sollte sich öffentlich nicht in dieser Weise über den Partner und Vater der Kinder äußern. Mancher mag hier vielleicht anders denken, aber politische Meinungsverschiedenheiten sind es nicht wert, den häuslichen Frieden zu stören. (Bin übrigens selbst betroffen und weiß es nach jahrelangen Streitereien mit meinem Mann inzwischen besser. Ich glaube, Männer sind auch geneigt, heftigen Widersruch in weltanschaulichen Fragen als Loyalitätsbruch zu werten. Egal wie akademisch gebildet auch immer.)

Leo

12. Oktober 2017 21:38

 Und nun ist endlich der Groschen bei mir gefallen, Frau Sommerfeld: Das Buch Ihres Ehemannes über die Literatur des Weißen Sozialismus habe ich im Literaturverzeichnis meiner Staatsexamensarbeit über Erich Kästner erwähnt (und es auch, notabene von Abfundien, mit großem Gewinn seinerzeit gelesen, damals, in den Neunzigern, als das alles mit Copy und Paste noch nicht so guttenbergeresk funktionierte wie nowadays ;_) Will man Ihrem Mann jetzt am Zeuge flicken wie kürzlich Sierferle (Stichwort Marbach)? Nur weil er Ihnen nicht coram publico widerspricht und widersagt? In diesen Zeiten also leben wir - wie Fremdlinge im eignen Haus---! Wie auch immer: Herzlichen Dank an ihn für etliche Anregungen damals durch ihn!  Und natürlich an Sie, für zahlreiche geistreiche Einlassungen zur rechten Zeit in den letzten Monaten (nicht nur, aber auch über das anthroposophische Milieu im Nachbarland)!

S. J.

12. Oktober 2017 23:25

Soweit man das beurteilen kann, und dabei soll es auch für den wohlerzogenen Außenstehenden bleiben: gelebtes Sich-Akzeptieren. Besser wird es nicht. Zum Glück sehen viele Leser der SZ, was daraus gemacht wird. 

Cunctator

13. Oktober 2017 08:28

@Monalisa

Volle Zustimmung aus der Männerecke. Ich würde extrem ungehalten in einem solchen Fall und so soll es auch sein. Bei allem Respekt vor Frau Sommerfeld: Dieses öffentlich machen von innerehelichen Differenzen geht nicht. Übrigens auch nicht von Seiten des Mannes, aber das ist in der Praxis mehr Frauenart. Mehr dazu in der Manosphere.

Monika L.

13. Oktober 2017 13:59

@Maiordomus 

Lieber Pirmin Meier, "Eine Christin im rechten Exil" - auch eine interessante Klassifizierung. Im rechten Exil finde ich tatsächlich die meisten intellektuellen Anregungen. Links ist für mich zu  allererst langweilig und humorlos. Ich selbst nenne mich Katholikin in der "  Kirche von außen." Zum Thema: Die Angst um das " Seelenheil" eines geliebten Menschen ist noch einmal von einer anderen  Qualität als das Leiden am " Widerstreit zweier Diskursarten". Hier fühle ich mich meiner Namenspatronin, der Hl. Monika von Tagaste, verbunden. Der Patronin der Frauen und Mütter, der um das Seelenheil ihrer Liebsten besorgten: https://www.kath.net/news/37875

Hartwig aus LG8

14. Oktober 2017 00:47

Kontra! Seid Ihr wirklich alle schon so gut vernetzt und verbunden?? Falls ja, dann Respekt. Die Frage geht nicht an die Autoren von SiN und die Kämpfer auf der Frankfurter Buchmesse, sondern an die vielen Kommentatoren. Seid Ihr wirklich alle schon so gut vernetzt, dass Ihr Euch den Luxus leisten wollt, Eure Energie ins Leben/Reden mit Linken zu investieren? Also ich bin innerhalb den letzten 24 Monate über meinen Schatten gesprungen und habe mich erstmal mit ein paar Rechten in meiner Umgebung vernetzt (physisch, nicht virtuell). Das Leben inmitten von Linken lässt sich schwer vermeiden (und die Sommerfeld'sche Ehe-Konstellation habe ich ebenfalls zu Hause (wobei ich kein Intellektueller bin)).  Aber sollte die Devise nicht zuerst einmal heißen:  "Unter Rechten leben."?

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