Sonntagsheld (34) – Presente!

Der Löwe ist gefallen.

Eigent­lich sol­len sich Sonn­tags­hel­den nicht wie­der­ho­len. Aber eigent­lich sol­len Kriegs­hel­den, die nach drei Jah­ren Bela­ge­rung den Sieg errun­gen haben, auch nicht kurz danach von einer Land­mi­ne zer­fetzt wer­den. Weil das eine aber pas­siert ist, kann das ande­re nicht ausbleiben.

Bri­ga­de­ge­ne­ral Issam Zahred­di­ne war 56 Jah­re alt, als er im Rah­men einer Son­der­ope­ra­ti­on der syri­schen Armee nahe Deir-ez-Zor getö­tet wurde.

Zu die­sem Zeit­punkt hat­te er – neben Kämp­fen in Damas­kus und Homs – vor allem die drei­jäh­ri­ge Bela­ge­rung der Stadt Deir-ez-Zor im Osten Syri­ens hin­ter sich, die erst im Sep­tem­ber mit der Befrei­ung durch die Regie­rungs­trup­pen ende­te. Daß der IS in Deir-ez-Zor letz­ten Endes eine so bit­te­re Nie­der­la­ge erfah­ren hat, ist maß­geb­lich – ich habe es hier aus­führ­li­cher dar­ge­legt – Zahred­di­ne zu verdanken.

Nun hat den Löwen das Schick­sal des Krie­gers ereilt. Was bleibt, ist eine gro­ße Lücke im Befehls­stab von Bas­har al-Assad und unzäh­li­ge Legen­den, die sich um den Mann mit dem Schnauz­bart ran­ken. Schon jetzt tau­chen im Netz aller­hand Sinn­sprü­che und Zita­te des Gene­rals auf, die im Nach­hin­ein fast wie Pro­phe­zei­un­gen wirken:

Wer nicht durch das Schwert stirbt, stirbt auf eine ande­re Wei­sen. Es gibt ver­schie­de­ne Arten zu ster­ben, aber der Tod bleibt der glei­che. […] Fürch­tet den Tod nicht, jagt dem Tod nach, und er wird vor euch flie­hen, flieht vor dem Tod, und er wird euch jagen.

Die Jagd nach dem Tod, sie scheint die Lebens­phi­lo­so­phie Zahred­di­nes gewe­sen zu sein, der Ange­hö­ri­ger der klei­nen Reli­gi­ons­ge­mein­schaft der Dru­sen war.

Dazu: immer ein Lachen auf den Lip­pen, sei es wenn er einen reli­giö­sen Füh­rer der Dru­sen, der behaup­te­te, daß er gegen sein eige­nens Volk kämp­fe, als “Bas­tard” bezeich­ne­te, oder wenn er nach lan­ger Abwe­sen­heit sei­ne Hei­mat­stadt besuch­te.

Es war das Lachen der “Dru­si­schen Bes­tie” – so nann­ten ihn sei­ne Fein­de –, das sei­ne Män­ner in den schwers­ten Stun­den der Bela­ge­rung zusam­men­hielt und sie bis zum Sieg begleitete.

Hör’ nicht auf das, was die ande­ren sagen. Denn am Anfang, als du gebo­ren wur­dest, hast du geweint, und alle stan­den um dich her­um und haben gelacht. Also stirb lachend, und sie wer­den um dich her­um­ste­hen und weinen.

So zitier­te Zahrre­di­ne den Imam Ali in dem Video, mit dem ich das letz­te Mal mei­nen Sonn­tags­held geschlos­sen habe.

Sei­ne Phi­lo­so­phie scheint Zahrre­di­ne wei­ter­ge­ge­ben zu haben: Auf sei­ner Beer­di­gung in sei­ner Hei­mat­stadt, die von Tau­sen­den besucht wur­de, sag­te sein Sohn Yaroub, der selbst in der syri­schen Armee kämpft:

Wir akzep­tie­ren kei­ne Kon­do­lenz­be­kun­dun­gen. Nur Glückwünsche.

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Kommentare (6)

TPWMR

22. Oktober 2017 12:23

Ein gutes Leben.

Starhemberg

22. Oktober 2017 14:41

"Sei fröhlich und frei, wenn du willst.

Sei bescheiden und ruhig, wenn du kannst.

Sei tapfer und stark, wenn du musst."

Beeindruckend. Ehre und Respekt diesem Mann und Kämpfer. Die Seinen werden ihn niemals vergessen.

 

Neander vom Thal

22. Oktober 2017 16:21

 Für diesen orientalischen General ist selbst in Walhall ein Platz. Ich hoffe, die Miene ließ ihm genug Zeit, um den Tod auszulachen.

Coriolan

22. Oktober 2017 17:05

Wir beherbergen in der BRD noch immer unzählige Syrer, denen anzuraten wäre, schnellstmöglich und dauerhaft in ihre Heimat zurückzukehren. Die Gunst der Stunde könnte man Nutzen, um den Angehörigen und Kämpfern von General Zahrredine zu kondolieren, und dem Märtyrer seine Aufwartung zu machen.

Der_Jürgen

23. Oktober 2017 01:43

Friede seiner Asche. Sein Opfertod wird nicht umsonst sein.

Nur Ali Qalandar

23. Oktober 2017 02:16

Innaa lillahi wa innaa ilaihi raji'un.

( Siehe, von Gott kommen wir und zu ihm kehren wir zurück. )

Habe wiederum erst hier davon erfahren. Auch, daß er Druse war, wußte ich nicht. (Sicherlich eine der seltsamsten und mysteriösesten unter den der Schia entsprungenen Kleinsekten im Vorderen Orient)

Möge Gott ihn in Frieden und Vergebung aufnehmen und ihm die Gesellschaft und Fürsprache Imam Alis gewähren, dessen berühmte Worte hier dankenswerterweise noch einmal zitiert wurden.

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