Das war die 18. Winterakademie des Instituts für Staatspolitik

Nachdem Anfang Dezember die Anmeldeliste für die Januar-Akademie des IfS geöffnet wurde, diskutierte man intern über mögliche Szenarien:

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Denn das The­ma der Ver­an­stal­tung, »Wirt­schaft – Hegung und Ent­gren­zung«, war die letz­ten Jah­re eines jener The­men­fel­der, das nicht zu den For­schungs­ge­bie­ten des Insti­tuts zähl­te. Wirt­schaft – die­ses so bedeu­ten­de wei­te Feld über­ließ man den soge­nann­ten Liber­tä­ren auf der einen und den Lin­ken auf der ande­ren Seite.

Nun also: Wirt­schaft beim IfS, dazu Kon­fe­renz der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung Öster­reichs, die nor­ma­ler­wei­se mit einer rele­van­ten Abord­nung Schnell­ro­da – den tra­di­tio­nel­len Tagungs­ort – auf­sucht, Prü­fungs­pha­se an den meis­ten Unis und eini­ge wei­te­re unver­meid­li­che ter­min­li­che Über­schnei­dun­gen mit ande­ren Ver­an­stal­tun­gen der Mosa­ik-Rech­ten.

Und doch: Nach weni­gen Wochen konn­te noch vor Hei­lig­abend Voll­zug gemel­det wer­den: 130 Teil­neh­mer wur­den rasch erreicht, ein­schließ­lich Bord­per­so­nals und Refe­ren­ten konn­ten wir daher vom 19. bis 21. Janu­ar rund 150 Teil­neh­mer der 18. Win­ter­aka­de­mie begrü­ßen und beher­ber­gen, die den ins­ge­samt neun Vor­trä­gen beiwohnten.

Dies vor­weg: Das Gros der Vor­trä­ge wird in der 82. Sezes­si­on in gekürz­ter Vari­an­te abge­druckt; es emp­fiehlt sich ein Abon­ne­ment.

Insti­tuts­lei­ter Dr. Erik Leh­nert eröff­ne­te die Aka­de­mie. Leh­nert, von Hau­se aus Phi­lo­soph, leg­te dar, wel­che Wirt­schafts­über­le­gun­gen auf der poli­ti­schen Rech­ten in den letz­ten zwei Jahr­hun­der­ten domi­nier­ten oder aber dis­ku­tiert wur­den. Es war dies zugleich die Über­lei­tung zu mei­nem Vor­trag, einer »Kur­zen Geschich­te der Kapi­ta­lis­mus­kri­tik von rechts mit einem Aus­blick auf die Zukunft«, die vor allem zei­gen sollte:

Auch im man­nig­fal­ti­gen rech­ten Lager, das über ganz unter­schied­li­che Denk­tra­di­tio­nen und ‑lini­en ver­fügt, wur­de und wird die kapi­ta­lis­ti­sche Pro­duk­ti­ons­wei­se und die durch sie wesent­lich erzeug­te bür­ger­li­che Gesell­schaft einer grund­sätz­li­chen Kri­tik unterzogen.

Bespro­che­ne Prot­ago­nis­ten kon­ser­va­ti­ver und rech­ter Kapi­ta­lis­mus­kri­tik waren Akteu­re des Ver­eins für Social­po­li­tik um Adolph Wag­ner, gene­rell preu­ßisch-kon­ser­va­ti­ve »Staats­so­zia­lis­ten«, im wei­te­ren Ver­lauf der deut­schen Geschich­te Wer­ner Som­bart, über den der Kon­nex zur »Kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­ti­on« her­ge­stellt wer­den kann.

Deren gemä­ßigt lin­ker Flü­gel wur­de vom Tat­kreis (Hans Zeh­rer, Fer­di­nand Fried, Carl Rothe, Ernst Wil­helm Esch­mann usw.) gestellt; ande­re Akteu­re waren die Natio­nal­re­vo­lu­tio­nä­re um Ernst Jün­ger, Ernst v. Salo­mon und Franz Schau­we­cker im Lager des »sol­da­ti­schen Natio­na­lis­mus« oder auch die unter­schied­lich argu­men­tie­ren­den rech­ten Sozia­lis­ten um Ernst Nie­kisch, Otto Stras­ser sowie K. O. Paetel.

Zusam­men­fas­send zur ganz unter­schied­li­chen kon­kre­ten Kapi­ta­lis­mus­kri­tik des KR-Kom­ple­xes lie­ße sich mit Rolf Peter Sie­fer­le (Epo­chen­wech­sel) fest­hal­ten:

Der Wider­stand gegen die kapi­ta­lis­tisch-uni­ver­sa­lis­ti­sche Zer­trüm­me­rung der Alten Welt kommt (bei der KR) nicht aus der Per­spek­ti­ve eines über­bie­ten­den Pro­zes­ses, son­dern aus der Posi­ti­on eines ‚ewi­gen’ oder ele­men­ta­ren Bestands, einer unzer­stör­ba­ren nor­ma­ti­ven Sub­stanz. […]. Der Haupt­geg­ner der kon­ser­va­tiv-revo­lu­tio­nä­ren Posi­ti­on sind die Mäch­te der bür­ger­li­chen Welt, also Libe­ra­lis­mus, Indi­vi­dua­lis­mus und Kapitalismus.

Über die KR ver­läuft die Tra­di­ti­ons­li­nie rech­ter Kapi­ta­lis­mus­kri­tik dann in Sprün­gen und Varia­tio­nen via Hen­ning Eich­berg und sei­ner Neu­en Rech­ten über die Zeit­schrif­ten wir selbst! und volks­lust bis hin zu Alain de Benoist, der heu­te als der wich­tigs­te Kapi­ta­lis­mus­kri­ti­ker von rechts anzu­se­hen ist.

Im zwei­ten Teil des Vor­trags wur­de die Brü­cke in die Gegen­wart und Zukunft gebaut. Skiz­ziert wur­den Her­aus­for­de­run­gen einer zukunfts­taug­li­chen Kapi­ta­lis­mus­kri­tik: Was muß bedacht wer­den, wel­che Denk­schu­len kön­nen ein­be­zo­gen wer­den, wel­che ein­schnei­den­den Ereig­nis­se ste­hen uns bevor, auf die wir poli­tik­theo­re­tisch vor­be­rei­tet sein müs­sen? Wel­che Wider­sprü­che und Her­aus­for­de­run­gen bringt das zeit­ge­nös­si­sche (digi­ta­le, par­ti­ell post­in­dus­tri­el­le) Ent­wick­lungs­sta­di­um des Kapi­ta­lis­mus mit sich?

Micha­el Wies­berg, der nächs­te Refe­rent, griff die­sen Faden auf und sprach über die Macht der Groß­kon­zer­ne, wobei ins­be­son­de­re die vir­tu­el­len Gigan­ten um Face­book, Goog­le und Co. im Fokus stan­den. Sie sei­en Moto­ren und Nutz­nie­ßer der »Vier­ten Indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on«, die durch Ver­schmel­zung von Tech­no­lo­gien gekenn­zeich­net sei und die Gren­zen der phy­si­ka­li­schen, digi­ta­len und der bio­lo­gi­schen Sphä­re ver­schwim­men lasse.

Eben­so ange­spro­chen wur­de die Ideo­lo­gie des »Super­im­pe­ria­lis­mus« und der in den 1990er Jah­ren viel­dis­ku­tier­te Washing­ton Con­sen­sus mit sei­nen Eck­pfei­lern fis­ka­li­sche Dis­zi­plin, Libe­ra­li­sie­rung der Finanz­märk­te, Han­dels­li­be­ra­li­sie­rung, Abschaf­fung von Han­dels­hemm­nis­sen, Pri­va­ti­sie­rung, Dere­gu­lie­rung etc. Er begüns­tigt den Sie­ges­zug der gro­ßen US-Kon­zern­rie­sen. Aller­dings gibt es Gegen­ent­wick­lun­gen, bei­spiels­wei­se in Chi­na oder Rußland.

Der hys­te­ri­sche Alar­mis­mus der Angst­trom­pe­ter, die der­weil Deutsch­land bereits auf dem Weg zum »Tech­nik­mu­se­um« sehen, sei weit­ge­hend unbe­grün­det. Aller­dings gebe es Nach­hol- und Opti­mie­rungs­be­darf; ein Zurück­leh­nen à la »Deutsch­land war schon immer ein Hoch­tech­no­lo­gie­stand­ort und wird es blei­ben« wäre fatal. Dies wur­de im fol­gen­den aus­gie­big diskutiert.

Der zwei­te Vor­trags­tag begann, trotz Gesel­lig­keit der Teil­neh­mer und Refe­ren­ten bis tief in die Nacht, kon­zen­triert und pro­duk­tiv: mit einem klu­gen Refe­rat von Felix Men­zel über »Nach­bar­schaft­li­che Markt­wirt­schaft«. Men­zel, Grün­der der Blau­en Nar­zis­se und eben­falls Stamm­au­tor der Sezes­si­on, arbei­tet seit gerau­mer Zeit dar­an, kon­ser­va­ti­ve Posi­tio­nen zur Kri­se des Öko­no­mi­schen, die fern alter Dog­men und neu­er Miß­ver­ständ­nis­se inno­va­ti­ve Ansät­ze ver­knüpft, zu erschließen.

Im Kern geht es dem Chem­nit­zer Medi­en- und Betriebs­wirt­schaft­ler dabei dar­um, eine Wirt­schafts­ord­nung zu beschrei­ben, die das Loka­le anstel­le des Glo­ba­len bevor­zugt, Fami­li­en in ihrer Unab­hän­gig­keit stärkt, statt die­se zu zer­stö­ren, und mit dem Ziel der Kul­tur­be­wah­rung ver­ein­bar ist. In sei­nem letz­ten Büch­lein Alter­na­ti­ve Poli­tik fin­det sich für die­se Visi­on die Bezeich­nung »nach­bar­schaft­li­che Marktwirtschaft«.

In die­se Rich­tung soll nun, so Men­zel, wei­ter­ge­forscht wer­den. Er arbei­tet des­halb aktu­ell an einem umfas­sen­den Buch zum The­ma »Nähe und Kapi­ta­lis­mus«, das die Wirt­schafts­ent­wick­lung seit dem Mit­tel­al­ter in den Blick nimmt und wich­ti­ge Kor­rek­tu­ren zur Main­stream-Leh­re vor­zu­schla­gen hat. Einen ers­ten Ein­druck ver­schafft Men­zels rich­tungs­wei­sen­der Auf­satz zu die­sem The­ma in der kom­men­den Febru­ar-Aus­ga­be der Sezes­si­on.

Es blieb säch­sisch: Nach Men­zel folg­te Micha­el Belei­tes. Der ehe­dem bedeu­ten­de Akteur der Umwelt­be­we­gung in der DDR ist stu­dier­ter Land­wirt und hat in meh­re­ren Büchern sei­ne Reform­vor­schlä­ge der bestehen­den Ver­hält­nis­se aus­ge­ar­bei­tet, etwa in der Stu­die Land-Wen­de.

Er kon­sta­tier­te, daß das Prin­zip des Ver­drän­gungs­wett­be­werbs, das die kapi­ta­lis­ti­sche Gesell­schaft antreibt, immer wie­der mit der dar­wi­nis­ti­schen Selek­ti­ons­leh­re begrün­det und als natur­ge­setz­lich hin­ge­stellt wer­de. Doch wie belast­bar, frag­te er die Aka­de­mie­teil­neh­mer, ist die The­se von der auf­bau­en­den Gestal­tungs­kraft eines per­ma­nen­ten Daseins­kamp­fes eigentlich?

Belei­tes unter­sucht die Wett­be­werbs-Logik zunächst dort, wo sie her­kommt – in der Bio­lo­gie. Sein Befund: Nicht Kampf und Kon­kur­renz lei­ten die Natur­pro­zes­se, son­dern Koope­ra­ti­on und öko­lo­gi­sche Inte­gra­ti­on, die Umwelt­re­so­nanz. Aus­ge­hend von einer fun­da­men­ta­len Kri­tik an Selek­ti­ons­leh­re und Wett­be­werbs-Logik beleuch­tet er die Kri­se der Landwirtschaft.

Die über­fäl­li­ge Agrar-Wen­de wird als eine Land-Wen­de auf­ge­zeigt, die den Dorf­be­woh­nern Ver­sor­gungs­sou­ve­rä­ni­tät und Lebens­qua­li­tät zurück­gibt. So eröff­nen sich, meint Belei­tes, Wege in eine von Wachs­tum unab­hän­gi­ge Gesell­schaft, die Wett­be­werb durch Koope­ra­ti­on ersetzt. Sein – in der Fol­ge höchst kon­tro­vers dis­ku­tier­ter – Schlüs­sel zum Erfolg: Land und ein Grund­ein­kom­men für Selbstversorger.

Nach dem wie gewohnt schmack­haf­ten Mit­tags­büf­fet, Bücher­stö­bern auf dem nahen Rit­ter­gut und dem Sport­pro­gramm, folg­te ein prak­ti­scher Exkurs von Oli­ver Hil­bur­ger. Der Kopf der alter­na­ti­ven Gewerk­schaft Zen­trum Auto­mo­bil und Betriebs­rat bei Daim­ler stell­te – gemein­sam mit Simon Kau­pert von der Bür­ger­initia­ti­ve Ein­Pro­zent – die Kam­pa­gne »Wer­de Betriebs­rat« vor.

Das wohl Wich­tigs­te dabei: Hil­bur­ger trug zur theo­rie­in­ten­si­ven Aka­de­mie einen nicht zu ver­nach­läs­si­gen­den Anteil bei, näm­lich die Not­wen­dig­keit, bei aller ideen­po­li­ti­schen Dis­kus­si­on die Pra­xis­be­zü­ge nicht aus den Augen zu verlieren.

Sein emo­tio­na­ler Streif­zug durch Wer­ke und Betrie­be, Gewerk­schafts- und Arbeit­neh­mer­wel­ten sorg­te ohne Zwei­fel dafür, daß den Teil­neh­mern aufs neue bewußt wur­de, wie wich­tig es bleibt, im Kampf um Reso­nanz­raum­aus­wei­tung die All­tags­sor­gen der Men­schen zu begreifen.

Ein wei­te­rer Aspekt ist Hil­bur­gers Auf­ruf, die Öffent­lich­keit nicht zu mei­den, son­dern zu suchen: Es bedür­fe muti­ger Köp­fe, die auf allen Ebe­nen und in allen Berei­chen für die­se prak­tisch-poli­tisch ein­ste­hen. Hil­bur­ger selbst berich­te­te von sei­nem Vor­tags­be­such in Gör­litz, wo Tau­sen­de gegen Werks­schlie­ßun­gen demons­trier­ten. Die Angst der lin­ken DGB-Gewerk­schaf­ten vor einer sozia­len Pra­xis-Rech­ten – bereits vor­her greif­bar in Bro­schü­ren, zahl­rei­chen Pres­se­be­rich­ten etc. – mün­de­te in ver­such­ten Atta­cken orga­ni­sier­ter Antifaschisten.

Nach einer kur­zen Pau­se schloß sich der Vor­trag von Prof. Dr. Lothar Frit­ze an. Der Moral­phi­lo­soph und Poli­tik­wis­sen­schaft­ler aus Chem­nitz hat 2017 einen wich­ti­gen Titel ver­öf­fent­licht, der bei den Kol­le­gin­nen im Antai­os-Ver­trieb für die ein oder ande­re Über­stun­de sorg­te. Anläß­lich die­ser Ver­öf­fent­li­chung spra­chen wir bereits mit Prof. Frit­ze über sein Buch und den hege­mo­nia­len mora­li­schen Universalismus.

In der letz­ten Sezes­si­on schrieb er zudem über den man­geln­den Sinn an Staats­kunst in Deutsch­land. Nun kam er also nach Schnell­ro­da, um »Über die Fas­zi­na­ti­on des Marx­schen Den­kens« vor­zu­tra­gen. Der 200. Geburts­tag von Karl Marx wird im Mai 2018 began­gen, und sei­ne Wer­ke wer­den wie­der stär­ker rezi­piert. Dies liegt einer­seits an der Kri­se kapi­ta­lis­ti­scher Gesell­schaf­ten und ande­rer­seits wohl auch dar­an, daß es eini­ge Momen­te im Marx­schen Werk gibt, die auch heu­te noch Ori­en­tie­rungs­hil­fen bieten.

Deut­lich wur­de im her­aus­ra­gen­den Vor­trag wie auch in der anschlie­ßen­den, aus­führ­li­chen Dis­kus­si­on: Auch für das kon­ser­va­ti­ve, rech­te geis­ti­ge Lager könn­te Karl Marx als Ana­lyst der kapi­ta­lis­ti­schen Pro­duk­ti­ons­wei­se, der Theo­rie der Ent­frem­dung und eini­ger bedeu­ten­der Aspek­te wie dem Fetisch­cha­rak­ter der Ware eine Grö­ße sein. Ande­re Aspek­te – sozia­lis­ti­sche und kom­mu­nis­ti­sche Zukunfts­ge­sell­schaft, deter­mi­nis­ti­sches Geschichts­bild, Reli­gi­ons­geg­ner­schaft etc. – sind, erwar­tungs­ge­mäß, nicht anschlußfähig.

Die von zahl­rei­chen Teil­neh­mern ange­nom­me­ne und wei­ter­ge­führ­te Dis­kus­si­on über blei­ben­de Aspek­te des Marx-Wer­kes zeig­te unterm Strich auf, daß auch hier Rolf Peter Sie­fer­les Fazit aus sei­ner Marx-Ein­füh­rung (der­zeit ver­grif­fen) zutrifft:

Ins­ge­samt ist das Ergeb­nis gar nicht so schlecht für einen Theo­re­ti­ker des 19. Jahr­hun­derts. Fast die Hälf­te sei­ner Pro­gno­sen ist voll­stän­dig ein­ge­trof­fen, bei eini­gen hat er mit Modi­fi­ka­tio­nen recht behal­ten, und die wirk­li­chen Fehl­pro­gno­sen beschrän­ken sich im Wesent­li­chen […] auf Gebie­te, auf denen er sehr zurück­hal­tend war.

Gleich­zei­tig wur­den aber auch die Schwä­chen und Feh­ler des Trie­rer Phi­lo­so­phen her­aus­ge­stellt und die Gefahr der Fas­zi­na­ti­on, die nicht zuletzt von ihnen auf Extre­mis­ten des lin­ken Lagers aus­ging. Frit­ze gab indes zu beden­ken, daß das eman­zi­pa­to­ri­sche Poten­ti­al – Marx als Den­ker der Frei­heit – trotz der bar­ba­ri­schen Expe­ri­men­te etwa im Sowjet­kom­mu­nis­mus nicht zu leug­nen sei.

Vom Reich der Not­wen­dig­keit ins Reich der Frei­heit – die­se Maxi­me Mar­xens blie­be ange­sichts die­ser Fest­stel­lung zu kon­sta­tie­ren, auch wenn die Ver­ein­fa­che­rer und Vul­ga­ri­sie­rer in der Pra­xis oft­mals Rei­che des Ter­rors schufen.

Der Sams­tag­abend wur­de der­weil unter­schied­lich ein­ge­lei­tet: Zwei Grup­pen mit je 15 Teil­neh­mern dis­ku­tier­ten im klei­ne­ren Kreis in der Rit­ter­guts­bi­blio­thek bzw. im Rit­ter­guts­ca­fé wei­ter. Einer­seits stand bei der von Men­zel, Belei­tes und Lutz Mey­er ver­ant­wor­te­ten Gesprächs­run­de die Fra­ge nach mög­li­cher loka­ler und regio­na­ler Neu­struk­tu­rie­rung wirt­schaft­li­cher Zusam­men­hän­ge im Fokus.

Ande­rer­seits strit­ten Sieg­fried Ger­lich, Bene­dikt Kai­ser und Götz Kubit­schek gemein­sam mit den Teil­neh­mern über Detail­fra­gen nach »ideel­ler Quer­front«, den sozi­al­po­li­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen des 21. Jahr­hun­derts und der Rezep­ti­on unter­schied­li­cher ideen­po­li­ti­scher Denk­schu­len – wäh­rend die so bedeu­ten­de Fra­ge nach der Not­wen­dig­keit einer »gro­ßen Erzäh­lung« im Sin­ne eines mobi­li­sie­rungs­fä­hi­gen Mythos in einer der fol­gen­den Ver­an­stal­tungs­rei­hen fort­ge­führt wer­den muß.

Der Sonn­tag­mor­gen wur­de von Peter Feist ein­ge­lei­tet. Der DDR-sozia­li­sier­te Phi­lo­soph, Geg­ner der SED-Herr­schaft und undog­ma­ti­sche Marx-Anhän­ger refe­rier­te über »200 Jah­re Marx – Leis­tun­gen und Fehler«.

Anders als Lothar Frit­ze, des­sen Gast­vor­trag wis­sen­schaft­lich-objek­tiv gehal­ten war, ist Feist lei­den­schaft­li­cher Ver­fech­ter einer Neu­an­eig­nung Marx­scher Ana­ly­sen, ohne die Dog­ma­tik des über­leb­ten Mar­xis­mus-Leni­nis­mus oder aber die post­mo­der­nen Lebens­lü­gen der »neu­en Marx-Lek­tü­re« im Zei­chen ent­kern­ter Adap­ti­on zu über­neh­men. Auch nach die­sem flot­ten und poin­tier­ten Vor­trag wur­de kon­tro­vers und leb­haft diskutiert.

Abge­schlos­sen wur­de die 18. Win­ter­aka­de­mie des IfS durch den Besuch von Andre­as Kal­bitz. Der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der AfD im Pots­da­mer Land­tag und Mit­glied des Bun­des­vor­stands sei­ner Par­tei sprach über die sozia­le Fra­ge in Deutsch­land. Deut­lich wur­de: Die sozia­le Fra­ge ist nicht nur ein mobi­li­sie­ren­des Sujet, son­dern eben­so umstrit­ten, viel­schich­tig und zukunftsweisend.

Kal­bitz, des­sen Vor­trag in weni­gen Tagen bei You­Tube ver­füg­bar sein wird, beton­te die wesens­ge­mä­ße Ver­knüp­fung des The­men­kom­ple­xes inne­re Sicher­heit und sozia­ler Sicher­heit. Das eine ist ohne das ande­re nicht zu haben – doch bei­des lei­det in der gegen­wär­ti­gen Rea­li­tät der Bundesrepublik.

Bei­fall fand des­glei­chen Kal­bitz’ Auf­for­de­rung, die Not­wen­dig­keit einer akti­ven Fami­li­en­po­li­tik zu ver­in­ner­li­chen. Die Fami­lie als Keim­zel­le einer jeden Gesell­schaft zu begrei­fen, bedeu­te in die­sem Kon­text auch, sich von einer rein mate­ria­lis­ti­schen Welt- und Wirt­schafts­auf­fas­sung zu befrei­en. Nicht ratio­na­le Kos­ten-Nut­zen-Ana­ly­se sei zu for­cie­ren, son­dern der Wil­le, das Volk als Soli­dar­ge­mein­schaft zu erhal­ten und den demo­gra­phi­schen Wan­del schritt­wei­se zu verändern.

Auch hier wur­de im Anschluß an den Vor­trag dis­ku­tiert, bevor Sonn­tag­mit­tag die Ver­an­stal­tung been­det wur­de. In den zahl­rei­chen Gesprä­chen beim Mit­tag­essen oder dem erneu­ten Besuch der Rit­ter­guts­räum­lich­kei­ten war man sich einig, daß sich der Cha­rak­ter der Insti­tuts-Aka­de­mien in den letz­ten Jah­ren ver­än­dert hat.

Tag­te man vor sechs oder sie­ben Jah­ren noch mit 30 Stu­den­ten, dis­ku­tier­te auf einem mit­un­ter abs­trakt-intel­lek­tu­el­len Niveau über Detail­fra­gen und ver­lor man pra­xis­re­le­van­te Über­le­gun­gen (zu oft) aus dem Blick, hat sich die Aka­de­mie nun als Groß­aka­de­mie eta­bliert und neu herausgeputzt.

Der Arbeits­cha­rak­ter kommt auch bei 150 Teil­neh­mern nicht zu kurz bzw. wird durch neue For­ma­te der Gesprächs­krei­se erwei­tert, der Ver­net­zungs­cha­rak­ter gewinnt an Bedeu­tung, die neue Lage im Land – seit den Erfol­gen der AfD und dem Erschlie­ßen neu­er Reso­nanz­räu­me für das neu­rech­te Milieu – mobi­li­siert und motiviert.

Neu ist auch die Bedeu­tung der Gesprä­che derer, die in ver­schie­dens­ten Zusam­men­hän­gen der Mosa­ik-Rech­ten arbei­ten, Stel­len suchen oder anzu­bie­ten haben. So man­cher kommt kurz vor dem Uni-Abschluß auf die Aka­de­mie und ver­läßt die­se mit kla­ren Vor­stel­lun­gen zukünf­ti­ger Tätig­keits­fel­der und neu­en Kon­tak­ten. Frei­schaf­fen­de fül­len ihre Auf­trags­bü­cher, Stu­den­ten erhal­ten Prak­ti­kums­plät­ze bei Land­tags­frak­ti­on oder Ver­la­gen, ande­re ler­nen sich bes­ser ken­nen und prü­fen gemein­sa­me Vorhaben.

Fest steht daher: Die Som­mer- und Win­ter­aka­de­mien des Insti­tuts für Staats­po­li­tik blei­ben auch in Gegen­wart und Zukunft vor allem Bil­dungs- und For­schungs­aka­de­mien – sie wir­ken aber jen­seits der Fach­vor­trä­ge auch als Ver­net­zungs­mes­se. Die frucht­ba­re Kom­bi­na­ti­on aus poli­ti­scher Theo­rie und ihrer Umset­zung wird ergänzt um gegen­sei­ti­ge Hil­fe. Das ist eine Posi­tiv­ent­wick­lung, die vor weni­gen Jah­ren noch schwer­lich vor­stell­bar war.

Wer Teil die­ser Erfolgs­ge­schich­te sein möch­te, ist herz­lich ein­ge­la­den, der Som­mer­aka­de­mie im Sep­tem­ber bei­zu­woh­nen. Der Run auf die Plät­ze beginnt Ende Juli. Alle ande­ren, die die zwin­gen­de Not­wen­dig­keit sol­cher Ver­an­stal­tun­gen erkannt haben, sie selbst aber nicht besu­chen kön­nen, wer­den gebe­ten, durch Spen­den den wei­te­ren For­schungs­be­trieb auf­recht zu erhalten.

Da die Wochen­end-Aka­de­mien nicht ansatz­wei­se kos­ten­de­ckend sind (bei bewußt nied­rig gehal­te­nem Tagungs­bei­trag für Stu­den­ten: 50 € inkl. Voll­pen­si­on und allen Vor­trä­gen), hilft uns jeder Bei­trag, die­se Her­aus­for­de­rung zu stem­men. Nut­zen Sie bequem die Bank­ein­zugs­er­mäch­ti­gung des IfS, ande­re Mög­lich­kei­ten der Unter­stüt­zung fin­den Sie hier. Wir – und die jun­gen Teil­neh­mer – dan­ken Ihnen im voraus!

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (7)

Der_Juergen

23. Januar 2018 09:13

Eine erfreuliche Lektüre beim verspäteten Morgenkaffee. Schade, dass man da nicht dabei sein konnte. Da Lutz Meyer als Mitorganisator dabei war, liest er hier wohl mit: Melden Sie sich auch bei Sezession wieder einmal, Herr Meyer.

Zum Thema: Gut, dass sich die intellektuelle Rechte ernsthaft mit wirtschaftlichen Problemen auseinandersetzt. Dringliche, aber kaum je öffentlich erörterte Fragen wie die, warum der Staat eigentlich sein Geld nicht selber druckt, statt es zu Zinsen von Privatbanken auszuleihen, gehören endlich aufs Tapet gebracht. Rechter Aktivismus darf sich nicht auf den - selbstverständlich zentralen - Kampf gegen den Grossen Austausch beschränken. Es heisst auch über ein radikal neues Wirtschaftssystem nachdenken, das den produktiven Kapitalismus (schöpferisches Unternehmertum mit starker sozialer Absicherung der Arbeiter) beibehält, den unproduktiven und parasitären Finanzkapitalismus jedoch abschafft.

Ich wurde, als ich hier einmal auf "patriotische Marxisten" anspielte, von einem Mitforisten hämisch gefragt, wen, ausser Toten, ich denn da nennen könne. Der Name Peter Feist fiel mir spontan ein; ich hätte auch auf Reinhold Oberlechner oder auf die "Rote Fahne" hinweisen können.

Ich bin mir mit Kaiser darin einig, dass man von Marx trotz seines insgesamt offenkundig falschen Geschichtsbildes ("Die Geschichte ist eine Geschichte von Klassenkämpfen", nein, das ist sie nur ausnahmsweise, ungleich öfter ist sie eine Geschichte von Kämpfen zwischen Stämmen und Nationen) noch heute einiges lernen kann. Dass Marx persönlich unsympathisch war, seinen Freund Engels nach Strich und Faden ausnahm und in seiner Jugend finstere Gedichte schrieb, ist für den Historiker bestimmt interessant, aber zur Beurteilung seiner Thesen nicht von Belang.

Im übrigen empfehle ich allen hier Lesenden Benedikt Kaisers Büchlein über die Querfront. Klein, aber fein!

Gonzague de Reynold

23. Januar 2018 15:14

Sehr erfreulich. Muss es doch eines der Hauptanliegen jedes Rechten sein, das rein materialistische und ausschliesslich wachstumsorientierte Denken und Handeln, das ja (abgesehen natürlich vom religiösen «Notstandsgebiet») im profanen Bereich primär und dominierend im «Wirtschaftlichen» zu Tage tritt, wieder zurückzustutzen und auf seinen gebührenden (und das ist natürlich nicht der alles bestimmende und überragende) Platz zu setzen. Drieu la Rochelle hat das ja sehr gut auf den Punkt gebracht: «faire une politique de gauche avec des gens de droite et de voir ces hommes de droite amendés, élargis, par cette politique» …

Cacatum non est pictum

23. Januar 2018 18:30

Ein interessantes Potpourri von ökonomischen Themen. Das wichtigste jedoch fehlt: unser Geldsystem. Geld ist das Schmiermittel der Wirtschaft und damit auch ihr zentraler Bezugspunkt. Das heute weltweit dominierende Schuldgeld - emittiert von faktisch privaten Zentralbanken, geschöpft ohne Deckung und verknüpft mit dem alles zerstörenden Zins - ist ein unüberwindbares Hemmnis für gedeihliches Wirtschaften. Solange es nicht beseitigt wird, spielt es keine Rolle, ob man Marxist, Libertärer, Anhänger der sozialen Marktwirtschaft oder sonst etwas ist - das Zinsgeld wird zuverlässig für ökonomische Katastrophen und Kriege sorgen.

Es gibt zum Thema durchaus gute Referenten. Vielleicht wäre das eine Anregung für zukünftige Seminare.

Martin Lichtmesz

23. Januar 2018 18:55

Die Basis-Überbau-These hat viel Unheil gestiftet.

H. M. Richter

23. Januar 2018 19:43

"Vom Reich der Notwendigkeit ins Reich der Freiheit [...] auch wenn die Vereinfacherer [sic!] und Vulgarisierer in der Praxis oftmals Reiche des Terrors schufen", konstatierte, wie zu lesen ist, Fritze mit Blick auf Marx.

Millionen Hingemordeter, ist man da versucht zu sagen, sehen dies, wenn es denn möglich wäre, etwas anders und hätten nicht nur mit diesem "auch wenn" gewisse Probleme.

So sehe ich selbst denn auch weniger in der Teilnahme von Fritze und Feist, sondern vor allem in der von Beleites einen überaus erfreulichen Beleg dafür, daß die Akademien des Instituts für Staatspolitik Brücken zu schlagen in der Lage sind.
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PS: Den Wegfall der Kursiv-Funktion im Kommentar-Bereich bedauere ich sehr.

Thomas Martini

24. Januar 2018 00:52

Zunächst einmal vielen Dank an Herrn Kaiser für die ausführliche Berichterstattung über die Winterakademie des IfS. So erhält man einen guten Überblick hinsichtlich der behandelten Themen und den vortragenden Rednern.

Dann zu dem "praktischen Exkurs" von Oliver Hilburger.

>>Das wohl Wichtigste dabei: Hilburger trug zur theorieintensiven Akademie einen nicht zu vernachlässigenden Anteil bei, nämlich die Notwendigkeit, bei aller ideenpolitischen Diskussion die Praxisbezüge nicht aus den Augen zu verlieren.

Sein emotionaler Streifzug durch Werke und Betriebe, Gewerkschafts- und Arbeitnehmerwelten sorgte ohne Zweifel dafür, daß den Teilnehmern aufs neue bewußt wurde, wie wichtig es bleibt, im Kampf um Resonanzraumausweitung die Alltagssorgen der Menschen zu begreifen.<>Multikulti ist keine Utopie, keine Lösung, sondern der Status quo. Wir verschließen davor noch immer die Augen. Vielleicht weil wir ahnen, wie verwirrend der Anblick wäre.<<

https://coriolan.in/rom/multikulti-maennergruppen-messerstecher/

Die Gründe für die Multikulti-Blindheit sind vielfältig. Das politische Desinteresse bei uns im Betrieb ist eine seltsame Melange aus unbewusster Hinnahme einer Manipulation, die durch rot-grüne Sprachrohre wie dem „Trierischen Volksfreund“ verursacht wird, einer scheinbar angeborenen Treue gegenüber der Bundesrepublik, und schließlich einer selbst anerzogenen Bequemlichkeit, sich ausreichend zu informieren.

Besonders der letzte Aspekt erscheint mir im Internetzeitalter unverzeihlich. Muss jedoch gestehen, dass ich mir abgewöhnt habe, die Leute auf der Arbeit in politische Diskussionen zu verwickeln. Länger als fünf Minuten, halten sich weder die eindringlichsten Beispiele für das Staatsversagen, noch die aussagekräftigsten Belege für die Rechtsbrüche der Bundesregierung im Gedächtnis der Kollegen. Manche wollen sich ihr heile Welt auch nicht beschmutzen lassen, reagieren allergisch auf allzu scharfe Kapitalismus- oder Einwanderungskritik, nicht wenige versuchen einen sogar in die Resignation zu treiben, in dem sie auf das allseits beliebte Totschlagargument zurückgreifen: Man kann doch eh nichts dagegen machen!

Manchmal lasse ich nach Abschluss der Lektüre – trotz meiner Sammelwut, und wider besseres Wissen – heimlich eine Sezessions-Ausgabe im Entspannungsraum liegen, als handle es sich dabei um den SPIEGEL oder den Stern. Meine Befürchtung allerdings ist, dass die hochwertigen Zeitschriften ungelesen in den Müll fliegen.

Benedikt Kaisers feines Büchlein „Querfront“, das meine eigenen Erkenntnisse und mein Denken intellektuell so verfeinert auf den Punkt bringt, als hätte man bleifreies Benzin zu Super Plus mit 98 Oktan veredelt, versuchte ich einem der wenigen bücherlesenden Mitarbeiter in meinem Bereich unter der Woche schmackhaft zu machen, doch kam es mir eher vor, als hätte ich Sauerbier an den Mann zu bringen.

Da ist nichts zu machen, und die Aussicht, diese bundesdeutschen Mitläufer noch irgendwie zu einem handfesten – oder wenigstens zu einem geistigen! – Widerstand gegen die Altparteien, Leitmedien, Helfer und ausführenden Organe der BRD, zu bewegen, ist kurz- bis mittelfristig undenkbar.

Da muss einfach mehr passieren, die eigenen Lebensbedingungen müssten sich massiv verschlechtern, die unschönen Begleiterscheinungen der Umvolkung müssten deutlich im individuellen Alltag sichtbar werden, und last but not least bräuchte es wohl zunächst eine weniger systemkonforme Redaktion beim »Volksfreund«.

All das könnte ich besser akzeptieren, würde man im Trierer Land wie im letzten in Europa verbliebenen Großfürstentum, nämlich Luxemburg, an jeder Ecke den Wohlstand aus allen Nähten platzen sehen. Man muss sich nur mal das Kirchberg-Plateau ansehen, gleich wenn man in die Hauptstadt des Landes hinein fährt. Da wächst ein moderner Glastempel neben dem anderen in den Himmel.

Als Trierer dagegen, wo man in seiner Heimatstadt denkmalgeschützte Ensembles vorfindet, und vieles sanierungsbedürftig erscheint, hospitiert man im Nachbarland eben auch nur, um günstig an Benzin, Kaffee und Zigaretten zu kommen. Sich mal die Frage zu stellen, warum ausgerechnet die Luxemburger auf das dritthöchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in der Welt kommen, und das durchschnittliche Einkommen zweieinhalbfach so hoch wie jenes des durchschnittlichen Europäers ist, hieße, dass man sich um Staatspolitik Gedanken macht. Dabei sind die meisten Trierer - und natürlich die meisten Triererinnen ebenfalls - so außen vor, wie eine deutsche Tankstelle in Grenznähe zu Wasserbillig.

Max

25. Januar 2018 19:09

Peter Feist, ich fasse es nicht. Ok, ein bisschen recherchiert, aber, tatsächlich, er, der Neffe von Margot.

Ich kenne ihn aus DDR-Zeiten, 1988/89, Magnus-Haus, ein FDJ-Klub von Uni und Akademie der Wissenschaften, alle für Perestroika, und man konnte alles mögliche diskutieren, beispielsweise wurde auch die Variante, dass der ganze Laden einfach vom Westen übernommen wird, als Möglichkeit mal in Betracht gezogen.

Ich hatte (als Mathematiker) meine Zweifel an Marxens ökonomischer Theorie. Und es war Peter Feist, der mir dann, nach einer längeren Diskussion unter vier Augen, sagte, "das ist Antikommunismus". Ich war verwundert, hatte das bis dahin nicht so gesehen. Aber als ich auf dem Nachhauseweg darüber nachdachte, musste ich ihm recht geben. Seitdem betrachte ich mich als Antikommunisten.

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