Aufbruch nach Wakanda (1): Passion der Bobos

Das vergangene Woche ausgestrahlte ARD-Meisterwerk "Aufbruch ins Ungewisse" ist ein gefundenes Fressen für alle, die Freude an saftigen Verrissen haben.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Es erlaubt vor allem einen auf­schluß­rei­chen Ein­blick in die Köp­fe der Hohe­pries­ter und Welt­erklä­rer in (Staats-)Funk & Fernsehen.

Nach Thors­ten Hinz, Akif Pirin­çci (Teil 1) (Teil 2)Mar­co Gal­li­na,  Tobi­as Sedl­mair,  Gerd Buur­mann und Clau­dio Casu­la nun auch ein paar Wor­te von mir dazu. Der Inhalt ist inzwi­schen wohl leid­lich bekannt, und ich wer­de im fol­gen­den natür­lich gna­den­los “spoi­lern”. Mar­tin Sell­ner und ich haben am Wochen­en­de Wal­dorf & Stat­ler gespielt, und den Film von Kai Wes­sel via Live­stream kommentiert.

Das Dreh­buch stammt von dem “Tatort”-geschulten Autoren­paar Eva und Vol­ker Zahn  – Vol­ker Zahn ist schon seit Jahr­zehn­ten “gegen rechts” enga­giert, hat unter ande­rem mit Claus Leg­ge­wie zusam­men­ge­ar­bei­tet und für das links­extre­me, stramm anti­deut­sche Blatt kon­kret geschrie­ben.

Wes­sel hat sich schon 2007 an der Insze­nie­rung einer “deut­schen Flucht” ver­sucht, mit einem ähn­lich, aber etwas weni­ger erbärm­li­chen Ergeb­nis. Damals schrieb ich über die von die Maria Furtwäng­ler ver­kör­per­te Haupt­fi­gur, ihre Rol­le ver­küm­me­re “zum anti­fa­schis­ti­schen Zom­bie, der mit erns­ter, bit­te­rer Mie­ne alles durch­schaut hat und den gan­zen Film hin­durch eine mono­to­ne Hal­tung durch­ex­er­ziert.” (Neben­bei ist mein lan­ge ver­grif­fe­nes ers­tes Buch “Besetz­tes Gelän­de” über die Reprä­sen­ta­ti­on der deut­schen Geschich­te im Film nun wie­der erhältlich).

Ähn­lich “mono­ton” läßt Wes­sel auch sei­ne “deut­sche Fami­lie auf der Flucht” agie­ren. Sei­ne Prot­ago­nis­ten geben sich red­lich Mühe, per­ma­nen­te Schmer­zens­mie­nen auf­zu­set­zen, fur­chen ihre blei­chen Stir­nen mit ver­zwei­fel­ten Dackel­fal­ten, tas­ten ein­an­der mit mit­füh­lend-erschüt­ter­ten Empa­thiebli­cken ab, und keu­chen ihre Sät­ze, als wären sie stän­dig außer Atem vor Leid, Anstren­gung und inne­rer Bewegung.

Ins­be­son­de­re Fabi­an Busch als der Fami­li­en­va­ter ver­läßt an kei­nem Punkt sei­nen Wei­ner­lich­keits­mo­dus, und es ist wohl kein Zufall, daß die Frau­en­fi­gu­ren wesent­lich beherrsch­ter und “stär­ker” gezeich­net wer­den. “Sie lei­den! Sie sind trau­ma­ti­siert! Sie haben kei­ne Hoff­nung!” schreit es uns so unmiß­ver­ständ­lich wie mög­lich aus jeder Sze­ne entgegen.

Dabei tritt der Film nach etwa drei­ßig Minu­ten bis zum Schluß auf der Stel­le. Nichts Neu­es wird erzählt, nur eine öde Lei­dens­sta­ti­on an die ande­re gereiht.

Man ver­glei­che Wes­sels Insze­nie­rung mit dem groß­ar­ti­gen fran­zö­si­schen Film “Dhee­pan” (“Dämo­nen und Wun­der”) von Jac­ques Audi­ard, der ein Flücht­lings­schick­sal empa­thisch, rea­lis­tisch und ohne for­cier­te Mit­leids­mätz­chen nachzeichnet.

Letz­te­re sind ver­geb­li­che Lie­bes­müh, denn die Figu­ren sel­ber sind ein­di­men­sio­nal und ober­fläch­lich gezeich­net, es fin­den sich kaum Über­ra­schun­gen, Cha­rak­ter­di­men­sio­nen oder “Brü­che”, wie es in den Dreh­buchse­mi­na­ren an Film­schu­len so schön heißt. Dar­um fällt es auch schwer, irgend­ei­ne Anteil­nah­me an ihrem Schick­sal zu ent­wi­ckeln. Selbst als Pro­pa­gan­da­film taugt “Auf­bruch ins Unge­wis­se” wenig, da er die wich­tigs­ten Zuta­ten effek­ti­ver Spiel­film­pro­pa­gan­da außer acht läßt: die Ideo­lo­gie darf nicht zu dick auf­ge­tra­gen wer­den, es muß eine aus­rei­chen­de Por­ti­on Wahr­heit oder zumin­dest Plau­si­bi­li­tät ent­hal­ten sein,  und die Figu­ren dür­fen nicht all­zu ein­sei­tig gezeich­net sein.

Als fröh­li­cher Rechts­po­pu­list bin ich nun gewiß nicht die inten­dier­te Ziel­grup­pe, aber es scheint mir gene­rell etwas unklar, wer sich denn nun mit die­ser Fami­lie auf der Flucht iden­ti­fi­zie­ren soll. Die “päd­ago­gi­schen” Absich­ten des Stücks wur­den von den Pro­gramm­ge­stal­tern zwar kaum ver­hehlt – jetzt dre­hen wir ein­mal die Per­spek­ti­ve um, ver­set­zen euch Nor­mal­bio­deut­sche in die Lage der Flücht­lin­ge, damit ihr am eige­nen vir­tu­el­len Leib erle­ben könnt, wie schreck­lich deren Schick­sal ist (plötz­lich wer­den die gecas­te­ten Gesich­ter wie­der wirk­lich typisch “typisch deutsch”, und zwar immer dann, wenn ans schlech­te Gewis­sen appel­liert wird.)

Die gezeig­te Fami­lie ist aller­dings ein Para­de­bei­spiel für jene Schicht oder jenen Typus, der ohne­hin schon davon über­zeugt ist, daß die AfD abgrund­tief böse und die Merkel’sche Flücht­lings­po­li­tik him­mel­hoch gut ist. Es han­delt sich um urba­ne, links­li­be­ra­le Gut­men­schen (der Fami­li­en­va­ter mit dem deutsch­ty­pi­schen Aller­welts­na­men Schnei­der ist “Anwalt für Regi­me­op­fer”) und Süd­deut­sche-Zei­tung-Leser, die im Fern­se­hen zuse­hen müs­sen wie eine Jour­na­lis­tin der fik­ti­ven Süd­deut­schen Tages­post gewalt­sam abtrans­por­tiert wird, “Nie­der mit den Faschis­ten!” schreiend.

Die ers­ten Opfer des natio­na­lis­ti­schen Regimes (das aus irgend­ei­nem Grund so däm­lich ist, sei­ne Repres­si­ons­ak­tio­nen im Fern­se­hen zu über­tra­gen), die man im Film sieht, sind also bezeich­nen­der­wei­se links­li­be­ra­le Jour­na­lis­ten, die mutig gegen die Macht­ha­ber anschrei­ben, die mun­ter mit der “Lügen­pres­se” auf­räu­men. Spä­ter wird noch eine lin­ke Blog­ge­rin, augen­schein­lich mit “Migra­ti­ons­hin­ter­grund”, auf­tau­chen, die von einer Art Gesta­po-Trup­pe (genaue­res erfährt man nicht) ver­ge­wal­tigt und gefol­tert wur­de, weil sie es gewagt hat, die Regie­rung zu kritisieren.

Die Regie­rung kri­ti­sie­ren? Wer macht denn so etwas Böses und Verwerfliches?

Uta Ogil­vie zum Bei­spiel, die flugs von der Anti­fa ter­ro­ri­siert wur­de, weil sie in Ham­burg eine Anti-Mer­kel-Demo initi­iert hat­te. Am sel­ben Ascher­mitt­woch, als die ARD den Film aus­strahl­te, pos­te­te sie auf Facebook:

Am Ascher­mitt­woch ist alles vor­bei? Erst mal schon, ich gebe auf. War­um? In ers­ter Linie, weil ich mei­ne Fami­lie nicht schüt­zen kann. Wer mei­ne Geschich­te in den letz­ten zwei Wochen ver­folgt hat, weiß, dass es in der Nacht von Sonn­tag auf Mon­tag einen Anschlag auf mein Haus gab. Dahin­ter steckt die Anti­fa. Die­se selbst­er­nann­ten Anti-Faschis­ten haben nicht nur Auto­rei­fen zer­sto­chen, die Haus­wand mit Schmutz beschmiert und ein Fens­ter zer­schla­gen. Die­se Anti-Faschis­ten haben auch bil­li­gend in Kauf genom­men, Leib und Leben mei­ner Fami­lie zu ris­kie­ren. In die­sem Fall Leib und Leben mei­ner Kin­der, denn besag­tes Fens­ter gehört zum Kin­der­zim­mer. Ich möch­te nicht dar­über nach­den­ken, was hät­te pas­sie­ren kön­nen, wenn die Bet­ten der Kin­der direkt unter die­sem Fens­ter ste­hen wür­den. Zum Glück ist das nicht der Fall.

Der Fall Ogil­vie ist nur einer unter vie­len in Deutsch­land. Anti­fa-Ter­ror, Netz-DG, “Hate-Speech”-Maßnahmen, indi­rek­te Zen­sur, sozia­ler Druck, öffent­li­che Dif­fa­mie­rung, Bank­kon­ten­kün­di­gun­gen, Ver­lust der Exis­tenz­grund­la­ge – das kann heu­te jeden tref­fen, der sich kri­tisch gegen­über der Regie­rung und der ihr fast schon lakai­en­haft die­nen­den Lücken­pres­se posi­tio­niert. Dazu gehört nicht zuletzt ein öffent­lich-recht­li­cher Sen­der wie die ARD, die in “Auf­bruch ins Unge­wis­se” – ver­schlüs­selt, aber ein­deu­tig – die ein­zi­ge ech­te Oppo­si­ti­ons­par­tei Deutsch­lands als Wie­der­gän­ger der NSDAP hinstellt.

“Auf­bruch ins Ungewisse“stellt die­se Lage auf den Kopf und ver­schärft sie noch zum “faschis­ti­schen” Alp­traum. “Am Anfang hat man uns als Abschaum und Pack ver­höhnt. Aber wo sind die Zweif­ler jetzt?”, hört man zu Beginn einen hit­le­res­ken Kanz­ler im Fern­se­hen wet­tern. Die Bot­schaft ist kla­rer­wei­se, daß der “Abschaum” und das “Pack” im wesent­lich tat­säch­lich ein sol­ches sind und als sol­ches bekämpft wer­den müs­sen. Das ist das Nar­ra­tiv, das unse­re Ton­an­ge­ber pro­pa­gie­ren, und an das sie ver­mut­lich auch sel­ber glauben.

Neh­men wir z.B. Ulf Pos­ch­ardt, der sich selbst allen Erns­tes als “Kon­ser­va­ti­ven” betrach­tet. Wenn eine Ali­ce Wei­del so frech ist, sich nicht in das von Pos­ch­ardt ange­führ­te ritu­el­le Küs­sen des Aller­wer­tes­ten von Deniz “Völ­ker­ster­ben von sei­ner schöns­ten Sei­te” Yücel ein­zu­rei­hen, kom­men­tiert er das so:

Näher an Putin, Erdo­gan, der NPD und den alten Nazis als an irgend­wel­chen Kom­ser­va­ti­ven. Die AfD ist eine mitt­ler­wei­le kom­plett rechts­ra­di­ka­le Par­tei, die drin­gend vom Ver­fas­sungs­schutz beob­ach­tet wer­den muss

Gleich­zei­tig, so ver­mu­te ich mal kühn, hal­ten sich Mei­nungs­häupt­lin­ge wie Pos­ch­ardt, für heroi­sche, inte­gre, vor “Hal­tung” nur so bers­ten­de Figu­ren à la Wood­ward & Bernstein.

In die­ses Gen­re gehört auch der phy­sio­gno­misch art­ver­wand­te Georg Rest­le (Moni­tor ARD), der beson­ders gereizt (und durch­sich­tig) auf Kri­tik an dem Film reagierte:

War natür­lich bloß die rechts­fa­schis­ti­sche “Bubble”, die rum­ge­me­ckert und gehetzt hat, Leu­te! Nur Faschis­ten kön­nen einen sol­chen Film schlecht fin­den, sie wol­len ja nicht ent­larvt werden!

Hell­hö­rig auf den lei­ses­ten Abweich­ler­miß­ton, nahm Rest­le im Stil eines bol­sche­wis­ti­schen Kom­mis­sars auch Phil­ipp Pli­ckert von der FAZ ins Visier:

“Pro­pa­gan­da”, Genos­se?? Wie kann man auf so eine kru­de, abstru­se, ver­schwö­rungs­theo­re­ti­sche Idee kom­men?? Das ist gefähr­lich faschis­tisch-kon­ter­re­vo­lu­tio­nä­res Fahrwasser!

“Auf­bruch der Flücht­lin­ge” geriet jeden­falls zu einer Art “Pas­si­on der Bobos”, weni­ger zu einem auf­rüt­teln­den päd­ago­gi­schen Dra­ma, um Dun­kel­deut­sche zur Empa­thie und Iden­ti­fi­ka­ti­on mit Flüch­lin­gen zu bekeh­ren, son­dern zu einer erbau­li­chen Pre­digt zu den Bekehr­ten, zu einer Art Mar­ty­ri­um­spor­no für eine Schicht, die sich in Gestalt der Fami­lie Schnei­der selbst bemit­lei­den und vor ihrem Lieb­lings­phan­tom, dem dräu­en­den Come­back des Drit­ten Reichs gru­seln darf.

Die Ziel­grup­pe war aller­dings auch nicht beson­ders von dem Resul­tat befrie­digt. Clau­dia Tiesch­ky fand in der Süd­deut­schen Zei­tung die Idee des Films zwar wahn­sin­nig “toll” und “geni­al”, kam jedoch zum sel­ben Schluß wie ich: Der Film inter­es­sie­re sich “gar nicht beson­ders für sei­ne Per­so­nen”, die “ganz offen­bar bloß zu Illus­tra­ti­ons­zwe­cken erschaf­fen” wurden.

Die ver­ge­wal­tig­te Blog­ge­rin, die uner­müd­lich wei­ter gegen das Regime schreibt und in der Dusche mit Faust­schlä­gen gegen den Bauch das Kind abtreibt. Der gemüt­li­che Schwu­le, des­sen HIV-posi­ti­ven Freund man in Deutsch­land absicht­lich ster­ben ließ und der am Ende abge­scho­ben wird. Die älte­re Frau, die ton­los berich­tet, ihr Schwie­ger­sohn sei getö­tet wor­den, nur weil er Mus­lim ist.

Inhalt­lich fiel sowohl ihr als auch ihrem Kol­le­gen René Mar­tens von der Zeit wenig Kri­tik­wür­di­ges ein, außer daß die Fil­me­ma­cher “die Erfah­run­gen der rea­len Geflüch­te­ten unse­rer Zeit ver­nied­li­chen”. Mit ande­ren Wor­ten, unse­re Fami­lie Schnei­der lei­det in ihren Augen nicht dras­tisch und rea­lis­tisch genug.

“Ver­nied­licht” wer­den in “Auf­bruch ins Unge­wis­se” indes ganz ande­re Din­ge. Die “Poli­tik­jour­na­lis­tin” Miri­am Holl­stein, ein sel­ten intel­li­gen­tes Lebe­we­sen und “Autorin der ers­ten Comic­bio­gra­phie über Ange­la Mer­kel”, mokier­te sich über dum­me Men­schen, die sich unver­ständ­li­cher­wei­se an die­sem inter­es­san­ten Film stoßen:

Nu ja, was die “ver­kehr­te Per­spek­ti­ve” betrifft, so gibt es einen gan­zen Hau­fen wesent­li­cher Unter­schie­de zwi­schen der im Film gezeig­ten Situa­ti­on und der rea­len “Flücht­lings­kri­se”. Fami­lie Schnei­der ist die west­lich-bür­ger­li­che Vater-Mut­ter-Kind-Kern­fa­mi­lie (die “kleins­te Zel­le des Faschis­mus”), die auf dem berüch­tig­ten “Refu­gees Welcome”-Logo dar­ge­stellt wird (lus­tig, daß unse­re homo­nor­ma­ti­ven Lin­ken in die­sem Fall kei­ner­lei Ein­wän­de gegen ein der­art erz­re­ak­tio­nä­res Sym­bol haben), wäh­rend die über­wie­gen­de Mehr­zahl der tat­säch­li­chen “Flücht­lin­ge” aus jun­gen Män­nern bestand, die größ­ten­teils ohne ihre Fami­li­en auf­ge­bro­chen waren (und auch kei­ne poli­tisch Ver­folg­ten waren).

Jun­ge deut­sche Män­ner kom­men übri­gens (fast) über­haupt nicht vor in dem Film, mit einer bezeich­nen­den Aus­nah­me. Ganz im Sin­ne des lau­fen­den staat­lich geför­der­ten Ver­kup­pe­lungs­trends (Mot­to “Inte­gra­ti­on durch Pene­tra­ti­on) sind die ein­zi­gen Gleich­alt­ri­gen, die die jun­ge Nora Schnei­der im süd­afri­ka­ni­schen Flücht­lings­la­ger trifft, eben­falls aus Deutsch­land ver­trie­be­ne Migran­ten­jungs, die hip und cool wie eine Boy­band sind. Zwi­schen ihr und einem samt­äu­gi­gen, sen­si­blen Tür­ken bahnt sich natür­lich eine zar­te Roman­ze an. Der darf Nora schließ­lich rit­ter­lich vor dem ein­zi­gen jun­gen Deut­schen im Film beschüt­zen (die Sze­ne beginnt etwa bei 01:00). Der hat ihr ver­mut­lich das Smart­phone geklaut, schubst sie her­um und beschimpft den tür­ki­schen Beau ras­sis­tisch-isla­mo­phob als “Zie­gen­fi­cker”, der zu sei­nem “isla­mi­schen Staat abhau­en” soll.

In die­sem Zusam­men­hang könn­te man dar­an erin­nern, daß Co-Pro­du­zen­tin Chris­ti­ne Strobl (ARD/Dege­to) Wolf­gang Schäubles Toch­ter ist:

Die Abschot­tung ist doch das, was uns kaputt machen wür­de, was uns in Inzucht dege­ne­rie­ren ließe. 

Die ideo­lo­gi­sche Glei­chung des Films geht also per­fekt auf: die Ver­folg­ten sind Schwu­le (hier wur­de ein betont mas­ku­li­ner, untun­ti­ger Typ gecas­tet), Lin­ke, Mos­lems, und Migran­ten, her­aus­ge­schnit­ten aus dem Bild ist der (jun­ge) “hete­ro­se­xu­el­le wei­ße Mann”, der sich allen­falls in Gestalt von Fabi­an Busch als vier­zig­jäh­ri­ger “Cuck” par excel­lence durch den Film flen­nen darf.

In die­sen Zusam­men­hang gehört wohl auch die wun­der­li­che, ziem­lich absur­de Wahl von Süd­afri­ka als Ziel­land der Flüch­ten­den. Absurd unter ande­rem des­we­gen, weil Süd­afri­ka weni­ger für sein will­kom­mens­kul­tu­rel­les Sozi­al­staat­pa­ra­dies à la Deutsch­land und Schwe­den (das im Film eben­falls “faschis­tisch” gewor­den ist) bekannt ist, son­dern eher für sei­ne exor­bi­tant hohen Mord-, Ver­ge­wal­ti­gungs- und HIV-Raten.

Beson­ders für Wei­ße emp­fiehlt Süd­afri­ka kaum als Zufluchts­ort. Die jun­ge kana­di­sche Jour­na­lis­tin Lau­ren Sou­thern arbei­tet gera­de an einem abend­fül­len­den Doku­men­tar­film über die bes­tia­li­schen Mor­de an wei­ßen Far­mern, deren Opfer­zahl bereits über 4,000 betra­gen soll.

Ob die Büro­kra­tie in Süd­afri­ka so sau­ber funk­tio­niert wie in “Auf­bruch ins Unge­wis­se”, las­se ich mal dahin­ge­stellt. Hil­fe bekom­men die Deut­schen im Film (die natür­lich brav ihre Päs­se dabei­ha­ben) von einer hüb­schen, schlan­ken, freund­li­chen Afro­deut­schen, die ihnen zum Schluß auch (Spoi­ler) eine gol­de­ne Brü­cke baut, wie sie die Behör­den über­lis­ten und ihre Abschie­bung ver­hin­dern können.

“Auf­bruch ins Unge­wis­se” ist ein Zeit­do­ku­ment, das man irgend­wann stu­die­ren wird wie wei­land Sieg­fried Kra­cau­er die Fil­me der Wei­ma­rer Repu­blik. Wenn sich die Ver­tre­ter der Kas­te, die das aus­ge­brü­tet hat – wie etwa Rest­le – dar­über empö­ren, daß man die­ses und ande­re Erzeug­nis­se beim Namen nennt, näm­lich “Pro­pa­gan­da”, dann sind sie sub­jek­tiv viel­leicht sogar ehr­lich. Das End­pro­dukt ist weni­ger ein gut durch­dach­tes und ziel­ge­rich­te­tes Mach­werk à la Goeb­bels, son­dern eher ein dif­fu­ser Mix aus Wunsch­er­fül­lungs­phan­ta­sie, Selbst­täu­schung, Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit, Wirk­lich­keits­ver­wei­ge­rung und trieb­haf­ten volks­päd­ago­gi­schen Impul­sen. Die Ein­schalt­quo­ten waren jeden­falls ver­gleichs­wei­se ziem­lich schlecht (drei Millionen).

Im zwei­ten Teil wer­de ich einen wei­te­ren (Quasi-)Propagandafilm behan­deln, der momen­tan in aller Mun­de ist, und durch etli­che unter­ir­di­sche Fäden mit der ARD-Pro­duk­ti­on ver­knüpft ist: der Super­hel­den-Block­bus­ter “Black Pan­ther”, der aller­dings im Gegen­satz zum “Auf­bruch” genau weiß, was er errei­chen und erzäh­len will, sich dabei aber in aller­lei (ziem­lich inter­es­san­te) ideo­lo­gi­sche Wider­sprü­che verstrickt.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (12)

Blue Angel

20. Februar 2018 13:26

Gerne gelesen, danke!

Thomas

20. Februar 2018 14:05

Ich habe mir den Film nicht angesehen, ein paar Rezensionen und diese hier haben mir gereicht. Das einzig positive an dem Film scheint zu sein, daß dieses Milieu, von dem und für das er produziert wurde, seine politische Entmachtung für möglich hält und es diese inzwischen sogar befürchtet. Ich kann mir allerdings kein Land der Welt vorstellen, welches linken Psychopathen und Merkelbonzen aus Deutschland Asyl gewährt.

Seemann

20. Februar 2018 17:07

habe mir den Film nicht angesehen, weil mir das gelesene schon gereicht hat. Bin ja gespannt, was sich der Staatsfunk noch alles einfallen lässt um den Bürger zu verdummen. Da muss einigen schon arg die Hose flattern.

Gustav Grambauer

20. Februar 2018 17:47

Hab nur zehn Minuten durchgehalten, da fehlt mir noch die Ader für das Bizarre wie Du sie hast, lieber Martin. Aber was ich sagen kann: der Archetyp des politischen Geisterfahrers war für mich immer Dean Reed.

https://de.wikipedia.org/wiki/Dean_Reed

Der ist auf der Dann-Geh-Doch-in-Den-Osten-Schiene als SJW in den Ostblock gekommen, hat einen - beim zunehmend kulturmarxistischen Publikum und bei der (kulturmarxistischen) Kritik durchgefallenen - antifaschistischen Low-Budget-Märtyrer-Porno (herrliche Wortschöpfung ...) mit sich selbst in der Hauptrolle und mit Chile `73 als (langersehnte?!) zeitgenössische Projektionsfläche gedreht,

https://www.youtube.com/watch?v=b2rAlDgcD3w

fand niemals einen Platz im Ostberliner Krieg der Kulturmarxisten gegen die Stalinisten (der hätte niemals für Biermann unterschrieben und dessen Klüngel hätte ihn auch nicht gefragt), hat aber aus seinem Genex-Shiguli heraus Volkspolizisten bei Geschwindigkeitskontrollen als "Faschisten" beschimpft und wurde schließlich von einer Art reiferen - eben deutschen - Malvina, der er sexuell hörig war, in den Suizid getrieben.

Bei "Aufbruch ins Ungewisse" hätte er nicht mitgespielt, er würde wohl heute eher - wie damals in den Libanon - mit Kalaschnikow und Klampfe nach Syrien oder in den Irak ziehen.

"El Cantor", bei aller Plattheit, besser noch: vielleicht das Leben dieses Mannes sollte eigentlich, wenn ich das als Außenstehender sagen darf, ungefähr der Maßstab für Tiefe und Ambivalenz / Brüchigkeit des Filmhelden in einem progressiven Geisterfahrer-Plot sein. Stattdessen beobachten wir in diesen Tagen eine Auseinandersetzung darüber, ob "gebrochene männliche Aggressivität" überhaupt noch öffentlich gezeigt werden darf oder ob Männer jetzt nur noch als Heulbojen gezeigt werden dürfen, d. h. ob "männliche Aggressivität" nicht einmal mehr in ambivalenter / gebrochener / insbesondere schwuler From von der Klischeetoleranz gedeckt ist. Vorige Woche gab es auf Spiegel Online ein kleines Meisterwerk der Virtuosität auf der Klaviatur der "gebrochenen männlichen Aggression", ich bewundere diesen Schipper, ich könnte gar nicht so ambivalent-schwul-aggressiv-gedrechselt reden und dabei zugleich so harmlos und selbstverständlich "rüberkommen"; auch das virtuose, nonchalante Spiel des Streuens der Denunziation à la Jeschowtschina Moskau `37 durch die vielen feinen diesbezüglichen - in ihrer Methode von damals bekannten und tödlich gemeinten - Anspielungen ist bemerkenswert (inkrimable Substanz übrigens - wie damals zuallermeist - Null):

https://www.spiegel.de/kultur/kino/sebastian-schipper-dieter-wedel-ist-eine-gefaehrliche-witzfigur-a-1193250.html

- G. G.

Umdenker

20. Februar 2018 20:21

Natürlich ein gefundenes Fressen für den Cineasten Lichtmesz.
Wäre der Hintergrund nicht so ernst, man wäre fast dankbar für das Machwerk, um diesen wunderschönen Verriss lesen zu können.

CortoMaltese

20. Februar 2018 22:45

Zu diesem selten dämlichen Machwerk wurde ja bereits alles gesagt, daher spare ich mir jeden Kommentar. Aber da Sie eine Besprechung des "Black Panther" ankündigen möchte ich anregen, prallel dazu einen Blick auf diese hier verfolgbare Debatte zu werfen: https://www.gamestar.de/artikel/kingdom-come-deliverance-die-reaktion-auf-die-rassismus-vorwuefe,3324854.html
Während also das dem marvelschen Fanatsyuniversum entsprungenen, ethnisch luprein schwarze Militär-Königreich als neuster Geniestreich des Black Empowerment und der Intersektionalität (sic) gefeiert wird, wirft man einem im spätmittelalterlichen Böhmen angesiedelten Spiel vor, dass darin kein PoC (Person of Colour, wie zeitgenössische Sprachkommissare das nennen) vorkommen... Da geifern und ereifern sich die SJW über die korrekt dargestellte Tatsache, dass im ländlichen Böhmen des späten 14. Jhd. also keine Schwarzen usw. anzutreffen waren. Die schwarze Ermächtigungsfantasie Wakanda, nicht und nie existierend, wird als realer Befreiungsschlag bejubelt, und das Mittelalter Europas wird zur Lüge erklärt... Wer unterstützt so was?

Alveradis

21. Februar 2018 09:22

Da muss man sich doch fragen, ob der Film vielleicht nur produziert wurde, um fiese Reaktionen auszulösen, die anschließend vorgezeigt werden können.

Allerdings brauchen gemeine Antirassisten sicher inzwischen extreme emotionale Stimuli und Angstszenarien um den Käfig nicht zu verlassen. Bemerkenswert, dass das Thema Vergewaltigung eingebaut wird, das für uns Deutsche ganz real sowohl mit Befreiung als auch mit Vielfalt verbunden ist. Sei es drum.

Lauren Southern ist, so ehrlich muss man schon sein, keine Journalistin sondern eine Aktivistin, die die "Nachrichten" durch eigenes Handeln häufig erst in Gang setzt, wie sie es damals bei "Rebel Media" unter Ezra Levant gelernt hat.


ML: Lauren Southern ist Journalistin - so ehrlich muss man schon sein. Spätestens mit der neuen Südafrika-Reportage.

Es ist nichts Ehrenrühriges am Aktivismus so lange er sich nicht für was anderes ausgibt. Das ist doch einer der Kritikpunkte an den MSM, dass die sich als neutrale Übermittler von Nachrichten ausgeben, während sie ihre Agenda verfolgen.

Bevor Frau Southerns Doku fertig ist, können Interessierte schon mal " Between Heaven and Hell - The true Story of Whites in South Africa" im Netz suchen. Eine schon etwa 2 oder 3 Jahre alte Doku, die mit vielen antiweißen Mythen über Süd Afrika aufräumt und auch die aktuelle Lage im Blick hat.

Erfreulich, dass sich die Allt Right nun diesem Thema nähert, das dort bislang sehr vernachlässigt wurde.

Gespannt bin ich darauf, wie die Erzählung entwickelt wird, denn innerhalb der Alt Right gibt es ja diese allgemein positive Sicht auf das britische Weltreich und sowohl vom Nachfolger USA, wie auch von Großbritannien aus, wurde ja das weiße Süd Afrika damals in die Knie gezwungen. War das nicht sogar unter den konservativen Helden Reagan und Thatcher? Nicht mal Israel war damals für den kleinen weißen Ethnostaat, der möglich gewesen wäre, oder besser gesagt - es war dagegen. Aber vielleicht wird das ja auch ausgelassen.

Lotta Vorbeck

21. Februar 2018 16:35

@CortoMaltese - 20. Februar 2018 - 10:45 PM

"... Da geifern und ereifern sich die SJW über die korrekt dargestellte Tatsache, dass im ländlichen Böhmen des späten 14. Jhd. also keine Schwarzen usw. anzutreffen waren. Die schwarze Ermächtigungsfantasie Wakanda, nicht und nie existierend, wird als realer Befreiungsschlag bejubelt, und das Mittelalter Europas wird zur Lüge erklärt... Wer unterstützt so was?"

___________________________________

Die NWO-Apologeten und deren Millionenheer geschichtsblinder Mitläufer brüten derartigen Mumpitz aus und unterstützen ihn vom gegenwärtigen System überreichlich mit Steuerkohle gepampert.

Lotta Vorbeck

21. Februar 2018 16:40

@Alveradis - 21. Februar 2018 - 09:22 AM

"... Erfreulich, dass sich die Allt Right nun diesem Thema nähert, das dort bislang sehr vernachlässigt wurde.

Gespannt bin ich darauf, wie die Erzählung entwickelt wird, denn innerhalb der Alt Right gibt es ja diese allgemein positive Sicht auf das britische Weltreich und sowohl vom Nachfolger USA, wie auch von Großbritannien aus, wurde ja das weiße Süd Afrika damals in die Knie gezwungen. War das nicht sogar unter den konservativen Helden Reagan und Thatcher? Nicht mal Israel war damals für den kleinen weißen Ethnostaat, der möglich gewesen wäre, oder besser gesagt - es war dagegen. Aber vielleicht wird das ja auch ausgelassen."

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Sie sagen es! - Der angebliche Werte-Westen ließ das burische Südafrika gegen Ende des Kalten Krieges fallen.
Wenige Jahre genügten, um ein einst blühendes, ökonomisch und militärisch prosperierendes Hochtechnologie-Land in eine multikulturelle Shit-Hole-Hölle zu transformieren.

Andreas Walter

21. Februar 2018 19:53

Na ja, über Südafrika habe ich erst gestern etwas gelesen:

"Südafrikas neuer Präsident verteidigt Enteignung von Landbesitz", auf Focus online.

Nur Ali Qalandar

21. Februar 2018 21:27

Da habe ich mir justament in der Nacht vor Erscheinen dieses erbaulichen Verrisses doch das Ding aus der mediathek gegeben, nicht zuletzt auf Ihre, Hr. Lichtmesz, Empfehlung auf twitter hin, und ich muß schon sagen:
Au weia. So einen Bockmist als ernstzunehmenden Film zu präsentieren, dazu gehört schon Chuzpe. Und gleichwohl ich durchaus ein Liebhaber so richtig mißratener Filme bin, war das schon wirklich harte Kost. Aber ich habe auch immer wieder herzlich lachen können, zum Beispiel über die von Ihnen ja zu recht gelobten Dauertrauerminen der Mimen, denen es meiner Ansicht nach meisterhaft gelungen ist, die tranige Bräsigkeit einer sehr melancholischen Tatortfolge in ein südafrikanisches Flüchtlingslager zu transponieren. Überhaupt: Ausgerechnet Südafrika! Aber die Langeweile des deutschen Fernsehfilms obsiegt auch dort, und den Südafrikanern dürfte mit solchen Einwanderern eine kulturelle Bereicherung bevorstehen, von der sie sich nicht so schnell erholen sollten.
Mein persönliches Highlight war jedoch das Abhotten des Töchterleins mit den Nafris, die sie selbstredend mit aller gebotenen Ritterlichkeit behandelten.
Daß indes in früher mal ernstzunehmenden Zeitungen und überhaupt vom Establishment wirklich behauptet wird, diese Katastrophe von einem Film sei irgendetwas anderes als einfach nur grottenschlecht gemachte Propaganda, läßt mich schon am Geisteszustand dieser Mitmenschen (ver)zweifeln. Ich denke, die haben jetzt eine weitere Stufe erklommen. Normale Menschen kommen da nicht mehr mit.

Alveradis

21. Februar 2018 22:27

"ML: Lauren Southern ist Journalistin - so ehrlich muss man schon sein. Spätestens mit der neuen Südafrika-Reportage."... die ja noch nicht öffentlich ist.
Ich kann die Verdruckstheit nicht recht verstehen. Aber nun denn, ein Kompromiss zur Güte eine "eingebettete Journalistin", das ist ja heute völlig normal.

Lotta Vorbeck,

ja, und es hat auch eine Bedeutung für uns, sich näher anzuschauen, wer so alles Süd Afrika zu Fall brachte. Ich deutete ja schon an, es waren nicht die Linken, wenngleich die im Westen den Lärm dazu machen und ein moralisches Mäntelchen bereitstellen durften, was ja überhaupt ihre ganze Aufgabe zu sein scheint und Mandela Kommunist war, was die konservativen angeblichen Kommunistenfresser damals nicht störte. Hauptsache, man kommt an die Ressourcen ran, die politischen Vorzeichen sind egal. Selbst den Schwarzen wünsche ich Besseres.

Was schon zuvor den Buren angetan wurde, darüber erzählt " Between Heaven and Hell" auch einiges.

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