Dabei wird mit Hilfe von Statistiken und Hate facts (vgl. »Haßfakten. Imperativ der Ungleichheit«, Sezession 79) der eine oder andere linksliberale Strohmann abgefackelt und manch eine heilige Kuh der politischen Korrektheit geschlachtet; die »Skeptiker« halten sich jedoch tunlichst von politischen Schlußfolgerungen fern und überwachen einander rigoros auf mögliche Abstecher in »rassistische« Gefilde. Die Libertären ihrerseits, deren deutscher Ableger ohnehin nur einen fahlen Abglanz der deutlich größeren und vielfältigeren US-Szene darstellt, gehen zurück auf die frühe bürgerliche Ordnung; diese Ordnung läßt sich aber nicht wiederherstellen, und die libertäre Verteidigung des Privateigentums als Grundlage der Freiheit ignoriert den Wandel des Industriekapitalismus zum mit dem politmedialen Apparat verflochtenen Managementsystem. Die aus diesem Lager kommenden Restaurationsvorschläge tragen so den Charakter nostalgischer Träumereien und sind für eine realistische Systemkritik unbrauchbar, zumal Libertäre in ihrer Absage an alle »kollektivistischen« Modelle gemäß der oben ausgeführten Regel leichte Opfer jedes »kollektivistischen« Gegners, inklusive des regressiven Liberalismus, darstellen.
Um die ideologische Schraubzwinge der Hufeisentheorie aufzusprengen, bedarf es vielmehr der konsequenten Offenlegung der inhärenten Widersprüche und des Eskalationsverlaufs der »verfolgenden Freiheit«. Dazu kann die möglichst weite und entsprechend kommentierte Verbreitung offiziöser Stilblüten dienen; noch deutlich wirkungsvoller ist die gezielte Provokation, mit der sich eine absurde Lawine an Repressionen lostreten läßt.
Am 31. Oktober 2017 etwa startete das Internetforum 4chan ein provokatorisches Glanzstück: Im Rahmen eines »Halloween-Specials« tauchten innerhalb von 24 Stunden überall in den Vereinigten Staaten tausende simple weiße Zettel mit der harmlosen Aufschrift »It’s Okay to Be White« auf, die die sozialen Netzwerke ebenso zum Überkochen brachten wie staatliche Institutionen. Von Schul- über Universitätsdirektoren bis hin zu Bürgermeistern zeigten sich gesellschaftliche Repräsentanten »erschüttert« und »besorgt« und versprachen polizeiliche Untersuchungen – es ist also dem offiziellen Narrativ nach eben nicht okay, ein weißer Amerikaner zu sein. Das wird selbst gänzlich unpolitischen Zeitgenossen zu denken geben. Was läßt sich daraus machen? »Deutsch sein fetzt«? Die unheilige Sogkraft der »Mitte« könnte sowas auf Dauer sehr wohl zerfetzen.