Thomas Karlauf: Stauffenberg. Porträt eines Attentäters

Thomas Karlauf: Stauffenberg. Porträt eines Attentäters, München: Blessing 2019. 368 S., 24 €

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

In Ams­ter­dam exis­tiert bis heu­te das 1941 gegrün­de­te Haus Castrum Pere­g­ri­ni (»Pil­ger­burg«) als Stif­tung. Damals dien­te es einer Grup­pe deutsch-jüdi­scher Schü­ler und ihrem Men­tor Wolf­gang From­mel als Unter­schlupf. Man ori­en­tier­te sich am Vor­bild des Geor­ge-Krei­ses, und From­mel war homo­se­xu­ell. Über­haupt sind alle mir bekann­ten Castrum-Jün­ger homo­se­xu­ell und außer­dem eitel, wort­ge­wandt und arrogant.

Tho­mas Kar­lauf war von 1974 bis 1984 Teil der Grup­pe, und sein jüngst vor­ge­leg­tes Stauf­fen­berg-Por­trät ist eben (wie schon sein Buch über Geor­ge) eitel, arro­gant und gut geschrie­ben. Kar­lauf kennt jeden, las alles und weiß alles bes­ser. Sei­ne Erkennt­nis­se: Stauf­fen­berg sei ein über­zeug­ter Natio­nal­so­zia­list gewe­sen, und zwar auch dann noch, als ihm klar wur­de, daß Hit­ler umge­bracht wer­den müß­te (was erst Mit­te 1943 der Fall gewe­sen sei). Nicht das Schick­sal der Juden habe aus Stauf­fen­berg einen Atten­tä­ter gemacht, son­dern die Sor­ge um den Total­ver­lust deut­schen Blutes.

Kar­lauf wirft Stauf­fen­berg und der Wehr­macht die soge­nann­te Teil­in­den­ti­tät der Zie­le mit dem Natio­nal­so­zia­lis­mus vor, kann aber nicht erklä­ren, was dar­an skan­da­lös hät­te sein sol­len. Er krit­telt sogar an der berühm­ten Tat­recht­fer­ti­gung her­um, die sich nach der Erschie­ßung Stauf­fen­bergs fand. Immer schwingt in den For­mu­lie­run­gen Kar­laufs eine pein­li­che Selbst­cha­rak­te­ri­sie­rung mit: Ein Kerl wie er hät­te das Ding ganz anders durch­ge­zo­gen und vor allem den Spreng­stoff rich­tig ver­drah­tet. Und von Geor­ge hät­te er sich post­hum schon gar nicht zur Tat drän­gen las­sen. Aber vom Mora­lis­mus der 2019er schon.

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Stauf­fen­berg. Por­trät eines Atten­tä­ters von Tho­mas Kar­lauf kann man hier bestel­len.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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