Wolfgang Mieder / Andreas Nolte: »Ein Schwert hält das andere in der Scheide«

»Ich habe das allgemeine Wahlrecht akzeptiert mit einem gewissen Widerstreben als Frankfurter Tradition.

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

In den deut­schen Riva­li­tä­ten mit den Geg­nern des Rei­ches war die Kar­te ein­mal aus­ge­spielt, und wir haben sie als auf dem Tische lie­gen­de Hin­ter­las­sen­schaft mit­ge­fun­den.« Die­se Sät­ze aus einer Rede Bis­marcks sind ein Bei­spiel für sei­nen vir­tuo­sen Gebrauch der deut­schen Spra­che, die er in die­sem Fall zur Recht­fer­ti­gung sei­nes eige­nen Han­delns ein­setz­te. Er bedient sich dabei, und dar­um geht es den Autoren des vor­lie­gen­den Ban­des, eines Sprich­wor­tes, in die­sem Fall: »Die Kar­ten auf den Tisch legen«, das er situa­tiv vari­iert und durch die Skat-Rede­wen­dung des »Kar­te fin­den« ergänzt. Wenn man den Autoren glau­ben darf, gibt es ins­ge­samt 2945 sol­cher und ähn­li­cher Bezug­nah­men auf Sprich­wör­ter und Rede­wen­dun­gen im Werk Bismarcks.

Die Autoren haben sich nicht zum ers­ten Mal die Mühe gemacht, das Werk eines berühm­ten Poli­ti­kers nach sol­chen Bezü­gen zu durch­fors­ten, son­dern sich zuvor bereits an Hel­mut Schmidt und Wil­ly Brandt abge­ar­bei­tet. Bei Bis­marck scheint die Sache nahe­lie­gend zu sein, weil die bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Bun­des­kanz­ler wesent­lich mehr Rück­sich­ten neh­men muß­ten als Bis­marck. Der war vor allem sei­nem Herrn, dem Kai­ser und König, Unter­tan und teil­te sonst recht herz­haft nach allen Sei­ten aus. Wenn man den Ver­gleich mit heu­ti­gen Poli­ti­ker­re­den und Publi­ka­tio­nen wagt, so fällt er für unse­re Zeit ver­hee­rend aus und man wünscht sich für die Zukunft, eine ähn­lich gebil­de­te und wort­ge­wal­ti­ge Poli­ti­ker­ge­nera­ti­on, wie sie zu Bis­marcks Zei­ten ohne Voll­aka­de­mi­sie­rung offen­bar mühe­los mög­lich war und vor allem von allen ver­stan­den wur­de. Inso­fern ist die­ses im Haupt­teil nach Stich­wor­ten geglie­der­te Werk eine sehr nütz­li­che Hil­fe bei der Suche nach pas­sen­den Zita­ten und eine unter­halt­sa­me Her­an­füh­rung an Bis­marcks Werk.

Wolf­gang Mie­der / Andre­as Nol­te: »Ein Schwert hält das ande­re in der Schei­de«. Otto von Bis­marcks sprich­wört­li­che Rhe­to­rik, Würz­burg: Königs­hau­sen & Neu­mann 2018. 526 S., 49.80 € – hier bestel­len

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (0)