Peter Bickenbach: Odin, Buddha, Pan & Darwin – eine Rezension

Peter Bickenbach: Odin, Buddha, Pan & Darwin, Neustadt a.d. Orla: Arnshaugk 2013. 274 S., 18 €

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Peter Bicken­bach setzt sich aus christ­li­cher Per­spek­ti­ve mit dem soge­nann­ten Neu­hei­den­tum aus­ein­an­der. Per aspe­ra ad astra: Dar­um das Bedau­er­li­che an die­sem Buch zuerst. Aus christ­li­cher Sicht ist der Neo-Paga­nis­mus (der in sei­nen modischs­ten Erschei­nungs­for­men sich gern schwarz­ge­wan­det prä­sen­tiert) ein Obsku­ran­ten­tum, eine düs­ter-magi­sche Geschich­te, auch wenn »Licht­gott­hei­ten« dort als Rol­len­trä­ger (unter ande­ren) fun­gie­ren. Nun kommt das Buch selbst reich­lich ver­schlei­ert daher:

Der ver­rät­sel­te Titel an sich (in Lila) ver­rät wenig, er ver­schwin­det auch optisch im Braun des Unter­grunds. Wir fin­den auch kei­nen Hin­weis zum Autoren – ist er Sozi­al­wis­sen­schaft­ler, Theo­lo­ge oder »inter­es­sier­ter Zeit­ge­nos­se«? Wir erfah­ren es nicht; und wenn eine Fuß­no­te beson­ders inter­es­sant erscheint, fin­den wir über Stre­cken »Eben­da« und müs­sen blät­tern. Da ein Lite­ra­tur­ver­zeich­nis fehlt, bleibt uns, gewis­ser­ma­ßen abge­dun­kelt zu lesen. Das macht dann nicht viel, wenn man erkennt: Es ist kei­ne Publi­ka­ti­on für eine brei­te Leser­schaft, son­dern für eine enger gefaß­te »Sze­ne«. Wir dür­fen die­se als jung­kon­ser­va­ti­ves Milieu begrei­fen. In die­sem Rah­men hat Bicken­bachs Buch sei­ne Meriten.

Bicken­bach wen­det sich impli­zit an ein »anti-moder­nes« Publi­kum, an Leser, die mit dem Fort­schritts­glau­ben hadern, die sich auf einem Weg jen­seits mate­ria­lis­ti­scher Vor­stel­lun­gen sehen, die ein Heil jen­seits der sicht­ba­ren Welt erah­nen. »Anlaß die­ses Buches waren Begeg­nun­gen und Gesprä­che mit Men­schen, die kein leben­di­ges Chris­ten­tum erfuh­ren und die Kir­chen­ge­schich­te nur aus zeit­ge­nös­si­schen Dar­stel­lun­gen ken­nen«, schreibt Bicken­bach. Nach sei­ner Ein­schät­zung ori­en­tier­ten sich »auf der poli­tisch rech­ten Sei­te« die meis­ten Anhän­ger an einem »Ger­ma­nen­tum«, wobei sich eso­te­ri­sche und radi­kal-bio­lo­gi­sche Stand­punk­te unter­schei­den lie­ßen. In drei unter­glie­der­ten Groß­ka­pi­teln (»Geschich­te und Selbst­ver­ständ­nis der Neu­hei­den«, »Die Deu­tung von Brauch­tum und Über­lie­fe­rung« und »Post­mo­der­ne Reli­gio­si­tät«) sor­tiert der Autor sein Arse­nal gegen jene, die gegen die »ori­en­ta­li­sche Wüs­ten­re­li­gi­on«, die »see­li­sche Ver­knech­tung« und den »Iden­ti­täts­raub« und den vor­geb­li­chen »Völ­ker­mord« durch das Chris­ten­tum polemisieren.

Erst die zeit­ge­nös­si­sche ver­un­kla­ren­de Ver­kün­di­gungs­pra­xis, die statt der eigent­li­chen Offen­ba­rung die angeb­li­chen Ansprü­che »moder­ner Schein­wer­te« in den Vor­der­grund gestellt habe, »konn­te die Vor­stel­lung näh­ren, das Chris­ten­tum sei eine Reli­gi­on der Schwa­chen, Zukurz­ge­kom­me­nen und Lebens­un­tüch­ti­gen.« Bicken­bach ent­larvt – und er tut dies auch mit Hil­fe »neo-paga­ner« Nenn­grö­ßen wie Juli­us Evo­la – das »lyrisch-sub­jek­ti­ve Pathos«, das von Natur­er­schei­nun­gen her­vor­ge­ru­fen wer­den kann; er hat auch sei­nen Nietz­sche gründ­lich gele­sen, wie er über­haupt neben gebo­te­ner Pola­ri­sie­rung eine Syn­the­se anstrebt.

Das Chris­ten­tum, das er meint, ist streit­bar, tüch­tig, kul­tur­stif­tend und hero­isch. Nach Bicken­bach ver­dankt die neu­heid­ni­sche Kri­tik am Chris­ten­tum dem libe­ra­len Pro­tes­tan­tis­mus ihre Beweg­grün­de. Sie argu­men­tiert selbst auf dem Boden einer rela­ti­vis­ti­schen, indi­vi­dua­lis­ti­schen und eigent­lich anti­tra­di­tio­nel­len Reli­gi­ons­er­fin­dung – es gibt kei­ne »heid­ni­sche Über­lie­fe­rung«. Der Autor zitiert aus umge­dich­te­tem Lied­gut: »O du fröh­li­che, o du ahnen­de / licht­ver­kün­den­de Win­ter­sonn­wend­zeit«, er ver­weist auf Par­al­le­len lin­ker und rech­ter Reli­gi­ons­kri­tik. Die Neu­hei­den bekämp­fen zugleich einen Papp­ka­me­ra­den, näm­lich ein von lan­ger Hand umge­wer­te­tes, ver­bo­ge­nes, »geup­date­tes« Christentum.

Bicken­bach beglei­tet bei­spiel­haft den Glau­bens­weg des irr­lich­tern­den Gorch Fock, der als Sohn from­mer Eltern erst Gott gegen Nietz­sche ver­tei­dig­te, dann zum »Ger­ma­nen­gläu­bi­gen« wur­de (»Mein Zion ist Wal­hall!«) und im Ver­lauf des Jah­res 1915 bei sei­nen Ein­sät­zen in Ruß­land, Ser­bi­en und Ver­dun Mona­te vor sei­nem Tod rin­gend zum Glau­ben sei­ner Väter zurück­fand: »Den größ­ten Segen des Krie­ges haben die erfah­ren, die sich von ihm zu Gott füh­ren ließen.«

Peter Bicken­bach: Odin, Bud­dha, Pan & Dar­win, Neu­stadt a.d. Orla: Arnshaugk 2013. 274 S., 18 €.
Ellen Kositza

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Kommentare (67)

Ein Fremder aus Elea

30. Dezember 2014 14:13

Wessen Religiösität ist heute >nicht anachronistisch?

Matt Anon O'Herne

30. Dezember 2014 18:21

Ich, als "Neuheide" und Religionswissenschaftler, werde es lesen. Ich habe schon damals Dr. Weißmann genau zugehört als ihn Götz Kubitschek interviewt hat. "Unsere Zeit kommt", hieß das Buch, glaub' ich. Allerdings fand ich seine Argumentation nicht befriedigend. Ich habe auch mit Martin Lichtmesz über diese Themen in Wien gesprochen. Er sagte (meiner Erinnerung nach), dass wenn die Bibel für viele Generationen geistreicher Intellektueller eine Quelle der Weisheit und Inspiration gewesen ist, sie für ihn als religiöse Instanz ebenfalls ausreiche. Meine Nietzsche-, Crowley- und Evola-"Phasen" sind jetzt länger her und ich finde die vulgäre Ablehnung des Christentums als "Wüstenreligion" auch etwas unausgereift. Trotzdem bleibt der Umstand unbestritten, dass der Tannenbaum und das Osterei (usw. usw.) keine christlichen und orientalischen Bräuche sind. Dass unsere Sprache, Mentalität und unsere Seinsweise (manchmal "deep culture" genannt) in heidnischen, auch ländlichen, Bräuchen wurzeln, nicht in Rom oder Jerusalem. "Du darfst nicht töten", macht keinen Sinn, wenn man in den Krieg ziehen muss. Odin und Thor schon. Wie dem auch sei, diese Fragen muss jeder für sich selbst beantworten. Alain de Benoists "Heide sein zu einem neuen Anfang" hat mir aus der Seele gesprochen. Dr. Stephen Flowers' "The Northern Dawn - A History of the Reawakening of the Germanic Spirit" ist auch ein "must-read" in diesem Kontext (https://www.arktos.com/stephen-e-flowers-the-northern-dawn.html). Ich sage aber auch, dass das was unter dem Namen "(Neu-)Heidentum" daher kommt, mir doch öfter die Schamesröte ins Gesicht treibt. Das wird aber vielen Christen in der "Käßmann-Republik" - gerade jetzt in Zeiten von PEGIDA - nicht anders gehen, wenn man sich die Reaktionen der Kirchenmänner anschaut.

Thomas Wawerka

30. Dezember 2014 21:46

Fremder aus Elea: Wessen Menschen "heute" ist nicht Hybris?

Kim Laurenz

31. Dezember 2014 12:45

Nun, aus dem bunten Kessel "Neo-Heidentum" sucht man sich die Protagonisten, die das eigene Vorurteil am besten stützen und ignoriert diejenigen, deren Argumentation nicht so leicht zu zerschießen ist. Wie auch immer, eine pagane Spiritualität bedarf keiner "Überlieferung", da sie sich aus dem Unmittelbaren speißt. Es sind genügend Fragmente vorhanden, um eine Grundlage für die Praxis zu schaffen. Darüber hinaus sind die Paganen, die ernsthaft versuchen die Geistesgeschichte der letzten 2000 Jahr zu ignorieren, schon arm dran.
Was die "Tradition" angeht, braucht man Beispielsweise die Bibel nicht einmal von wissenschaftlicher Seite aus anzugreifen. Da die Kohärenz nicht einmal im Neuen Testament gegeben ist, steht den Christen ein Kritik heidnischer Texte nicht.

Ein Fremder aus Elea

31. Dezember 2014 15:20

Thomas Wawerka: Aber läßt sich ein anderes "heute" heute konstruieren?

Ich denke nicht, daß die Hybris von ungefähr kommt. Die zum Untergang treibenden Kräfte lassen sich nicht mehr aufhalten. Wenn der Wasserfall in Sichtweite kommt, dann enden Hybris und Anachronizität der Religiösität.

Nihil

1. Januar 2015 05:24

Ich kann Matt Anon O'Herne und Kim Laurenz nur zustimmen. Und dass ich das auf meine "alten Tage" noch auf dieser Seite lesen darf, freut mich umso mehr. Gerade in Zeiten wo die einst nichtchristliche "Neue Rechte" schön in die Fahrrinne Christentum (vs. Islam) einschwenkt. Man muss sich schon reichlich oberflächlich an das Thema Heidentum/Europa vs. Christentum angenähert haben um nicht die ausgesprochen tiefe Kluft zu begreifen. Jedenfalls machen die inszenierten Neoheiden auf mich keinen geringer lächerlichen Eindruck als die inszenierten "abendländischen Christen", beides ist passé - wenn wir ehrlich zu uns wären!. Aber eines weiß ich, meine Ahnen haben sehr viel mehr Jahrtausende heidnisch "gedacht" als an den Gott aus dem Orient geglaubt. Und dahinter verbirgt sich nicht "bloß" ein Überlieferungsstrang, sondern handfeste unterschiedliche Wertauffassungen, wenn man es denn ernst nimmt. Ich bleib bei Mohler: "Wenn ein Christ mit seinem Christentum ernst macht, ist er ein Linker".

areopagitos

1. Januar 2015 12:26

"Wie auch immer, eine pagane Spiritualität bedarf keiner „Überlieferung“."
Wenn ich das schon lese...Eigentlich schon wieder ein Indiz dafür, dass Biekenbach und Evola recht behalten, wenn sie sowohl in dem "Menschenrechts-Christentum" und in dieser Neuheiden-Esoterik die gleiche modernistische bzw. postmoderne Sülze sehen, die sowieso am Ende dem liberalen Individualismus entspringt und sich tatsächlich auf keine anderen Boden berufen kann.
Außer natürlich das, was das Christentum an heidnischem Stückwerk herübergerettet hat - unter christlichen Vorzeichen und in christlicher Umdeutung versteht sich - und ebenjenes, das selbsternannte Gurus und Heidenhippies in ihrer "Selfmade-Religion" dann versuchen "zu entkleiden", was nach 12 jahrhunderten oder noch mehr einfach stets recht beklagenswerte Ergebnisse abliefert. Mal davon abgesehen, dass es - wie Biekenbach richtig erkennt - diesen lächerlichen antitraditionellen und antiklerikalen Versuchen der Kommies im Laufe des letzten Jahrhunderts bis aufs Haar gleicht.

Als Teil eines popkulturellen Codes, als Teil einer Subkultur wie des Black Metals, als Jugendmilieau fand ich es schon immer passend, gerade als die Rebellion schlechthin gegen ein viel zu verbürgerlichtes Christentum der Elterngeneration. Aber das wars dann auch "schon". Eben was "pubertierendes". Habe es nie verstanden, wie dann erwachsene Deutsche diesen in den meisten Fällen von atheistischen Sozi-Geschichtswissenschaftlern und Eso-Kommerz hingedeichselten Himmler-Okkultultismus für den "Glauben unserer Väter" halten können.

Ramona Schmidt

1. Januar 2015 12:30

@Matt Anon O'Herne

> ...in heidnischen, auch ländlichen, Bräuchen wurzeln, nicht in Rom oder Jerusalem. „Du darfst nicht töten“, macht keinen Sinn, wenn man in den Krieg ziehen muss.

Im damaligen Orient aber machte das "Sinn", da man eben nicht
in den Krieg ziehen mußte? :-D
Der Sinn scheint Ihnen entgangen zu sein.

ceterum censeo

1. Januar 2015 17:05

Als Agnostiker bin ich fassungslos, wenn ich die Endstation der Sinnsuche der Menschen, insbesondere im Freundeskreis sehe. Nichts ist dämlich genug für Mittvierziger, die ihr unfruchtbares, vertrocknetes Singledasein glauben, mit Sinn erfüllen zu müssen. Dabei scheint oberstes Gebot frei nach W.Busch zu sein:"schön ist es auch anderswo, und hier bin ich sowieso".
(Nebenbeibemerkt betrifft das Thema meist nur Frauen oder weibische Männer.)
Die eine faselt wirres Zeug von Chakren und besucht einen teuren Lehrgang, wo sie lernt, fremden Kerlen im Popo rumzupulen (kein Witz, und die Abschlußprüfung darf sie am Kursleiter, so einer Art abgefucktem 68er-Guru praktizieren), die nächste himmelt plötzlich den verlogenen Dalai Lama und den widerwärtigen Bhuddismus an, welcher für das todkranke Kind den Trost bereithält, im vorherigen Leben ein Drecksack gewesen zu sein! Vegane Ernährung, ekelige Kräutertees und Himalayasalz gehören natürlich zum Mummenschanz dazu. Da man in der Schule nicht aufgepaßt hat, hält man letzteres für etwas anderes als das hochbedenkliche Natriumchlorid, Aufklärung über diesen simplen Irrtum wird herablassend ignoriert.:-)
Es ist für mich nur mit der Dekadenz unserer sterbenden Gesellschaft zu erklären, daß man sein Heil in solchem Firlefanz sucht.
Bei Lichte betrachtet, ist doch unsere christliche Religion noch die beste, die mir bekannt ist, wenn man das neue Testament betrachtet. Warum also den "Großen Grünen Arkelanfall" anbeten und auf die Wiederkehr des weißen Taschentuches warten, wie es Douglas Adams beschrieb?

ceterum censeo

1. Januar 2015 17:24

Und wenn dann die vemeintliche "Gegenseite" von Odin schwadroniert, denke ich, die Geschlossene hat Ausgang.

Harald de Azania

1. Januar 2015 20:02

"Nicht wie die Welt ist, ist mystisch; sondern dasz sie ist"

Wittgenstein, Tractatus, 6.44

Eine noble Rezession !

HdeA

P.S.: Druecke schon die Daumen fuer Dresden 5/1/15

Martin Lichtmesz

1. Januar 2015 20:22

"Du sollst nicht töten" war gemeint als "Du sollst nicht morden". Ansonsten strotzt das Alte Testament ja nur so von Tötungsaufforderungen, Kriegen, Schlachten und gar von Gott verordneten Genoziden.

Ich finde die Reden à la

Aber eines weiß ich, meine Ahnen haben sehr viel mehr Jahrtausende heidnisch „gedacht“ als an den Gott aus dem Orient geglaubt.

... immer ein wenig belustigend, vor allem das "meine Ahnen" hat eine außerordentliche Komik. Unsere unmittelbaren Ahnen waren jedenfalls mindestens ein Jahrtausend lang Christen, und je weiter sich der Ahnenstamm in die Geschichte verläppert, umso abstrakter wird der Horizont vor dem sich das abspielt, und umso weniger haben diese "Ahnen" noch etwas mit "uns" zu tun. Das klingt so, als sollte ich meinen Ururgroßeltern treuer und verbundener und verpflichteter sein, als meinen Eltern und Großeltern, was gleich auf mehreren Ebenen ein Unfug ist. Wie "viel mehr" Jahrtausende da irgendjemand etwas geglaubt oder gedacht hat ist dabei völlig unerheblich.

Diese "Ahnen" gibt es indessen schon lange nicht mehr, bzw. hat sich ihr Rohstoff schon längst in neue Gemische umgewandelt, die mit ihnen nur mehr teilweise zu tun haben. Die Familiengeschichte ist ja seither erheblich weitergegangen. Den Einbruch des Christentums in Europa aufheben oder dahinter zurückgehen zu wollen, ist wie, als wollte man eine Schwangerschaft rückgängig machen oder die Großeltern aus dem Stammbaum streichen wollen. Man muß begreifen, daß das Christentum zeugend gewirkt hat, und daß wir heute alle seine Kinder sind, auch diejenige, die von einem "Gott aus dem Orient" schwätzen. Unsere "Ahnen" des germanischen Mittelalters haben jedenfalls nicht in diesen Kategorien gedacht, sie waren im Gegenteil hochempfänglich für diesen Glauben. Usw.

Stil-Blüte

1. Januar 2015 20:49

Ellen Kositza,
für Rezesionen, für Kommentare, für Beobachtungen, für Anschauungen, für Reflexionen haben Sie einen siebenten Sinn. Eigentlich stimmt diese Feststellung nicht. Denn Sie haben alle sieben Sinne beieinander. Und bisher habe ich noch nicht erlebt, daß einer ausfällt. Dankeschön. Mögen uns alle im Jahr 2015 erhalten bleiben.

Ihnen, Ihrer Großfamilie, Ihrem Verlag, Ihren Mitstreitern und -gestaltern ein herzliches 'Glück auf!'

Ralf Kaiser

1. Januar 2015 21:42

Liebe Frau Kositza.

Ich muß gleich einräumen, daß ich das besprochene Buch nicht gelesen habe, aber da ich Ihrer Zusammenfassung voll und ganz vertraue, möchte ich doch meiner Verwunderung über Bickenbachs Sicht der Dinge Luft machen.

Erstens kann doch gar nicht bestritten werden, daß die Lockung der "Schwachen, Zukurzgekommenen und Lebensuntüchtigen" bereits einen wichtigen Teil der urchristlichen Überlieferung ausmachte ("Die Letzten werden die Ersten sein").

Zweitens sind sicher viele sogenannte "Neuheiden" ganz froh, nicht an eine "heidnische Überlieferung" im Sinne einer "unfehlbaren" heiligen Schrift gebunden zu sein, mit deren inneren Widersprüchen und sonstigen Peinlichkeiten sie dann konfrontiert würden.

Drittens gibt es zwar in der Tat hierzulande auch keine andersgeartete Tradition mehr, die sich "heidnisch" nennt. Aber wer ist denn dafür verantwortlich? Waren das nicht gerade diese vorkonziliaren Christen, die wir nicht kritisieren sollen? In den Sinn kommt mir da Bonifatius, der sogenannte "Apostel der Deutschen", dessen Missionspraxis darin bestand, die Heiligtümer der Heiden vor deren Augen zu zerstören, was schließlich zu seinem gewaltsamen Tod beitrug.

Viertens gehört schon viel Ironie oder Verschlagenheit dazu, ausgerechnet ein "auf heidnisch" umgetextetes christliches Weihnachtslied als Beleg anzuführen. Bickenbach weiß doch sicher, daß die Christen den Geburtstag ihres Heilands erst auf den 25. Dezember legten, als sie damit die Geburtstagsfeier des römischen Gottes Sol Invictus verdrängen wollten. Tradition ist eben das, was man dazu macht.

Fünftens frage ich mich, was das Beispiel Gorch Fock belegen soll. Selbst wenn das Zitat eine Rückkehr zum Christentum ausdrückt (was unklar bleibt, da auch ein pantheistisches Heidentum "Gott" in der Einzahl kennt), ist damit nur der Glaubensweg eines Einzelnen beschrieben. Gegenbeispiele gibt es zur Genüge.

Am Ende möchte ich noch kurz eine Begegnung mit einem Vertreter des nicht "upgedateten" Christentums ansprechen: Dieser Anhänger der Pius-Brüder wurde gefragt, wie denn in einer Gesellschaftsordnung, die den Vorstellungen der Bruderschaft entspräche, die Rechte Andersgläubiger aussähen. Er antwortete, daß sie selbstverständlich ihren Glauben behalten, ihn aber nicht öffentlich bekunden oder praktizieren dürften. Vielleicht verstehen Sie, liebe Frau Kositza, daß er und ich keine Freunde wurden.

Schnippedilderich

1. Januar 2015 23:06

Kann nur ein Gott uns retten? Nein Herr Lichtmesz, das schafft noch nicht mal eine Göttin.

Stil-Blüte

2. Januar 2015 13:51

@ Martin Lichtmesz

(Vorauszuschicken ist, Buch bestellt, aber noch nicht gelesen.)

Meine Frage an Sie: Gab es in unseren christlichen Breitengraden nicht doch immer (neu-)heidnische Parallelwelten, die dem Okkulten, dem Aberglauben( 'Katze von rechts - pecht's; Katze von links - gelingts'), dem Pantheismus (Goethe), der Kabbala (Madonna!), dem Messmerianismus, den Geheimlehren (Freimaurer), der Astrologie, exotische Glaubenslehren ((I Ging), der Parapsychologie bis hin zu den heidnischen Grimm'schen Märchenschatz gefröhnt haben? Es waren ja unglaublich viele bedeutende Persönlichkeiten dabei bis hin zu Nietzsche ('Und also sprach Zarathustra'). Könnten die einen nicht unbedeutenden '(neu-)heidnischen' Einfluss auf unser christliches Abendland ausgeübt haben?

M.L.: Ja, natürlich.

Selbst Luthers ärgster Intimfeind war nicht der Papst, sondern der Teufel.

Thomas Wawerka

2. Januar 2015 14:17

Ich verstehe, warum und wie man Atheist sein kann - der Atheismus hat in meinen Augen sogar eine gewisse Würde, wenn er denn konsequent ist.
Aber wie man "Neuheide" sein kann, ist mir völlig schleierhaft. Das kommt mir vor wie Spielerei, wie ein "Hobby".
Echtes Christentum begreife ich als lebenslange Aufgabe ... vom "geupdateten Christentum" schweige ich lieber, das bereitet mir täglich Bauchschmerzen.

Thomas

2. Januar 2015 16:38

Anders als gemeinhin angenommen, hat der überwiegende Teil unserer Feste und Bräuche (einschließlich des Aberglaubens) seine Wurzeln im Christentum. Die Thesen der Literatur- und Altertumswissenschaftler des 19. Jahrhunderts, wonach dies alles Überbleibsel des keltisch-germanischen Heidentums seien, die von der Kirche mehr oder weniger gut vereinnahmt worden seien, sind heute widerlegt. Da diese Thesen aber in den Medien, dem weltweiten Netz, ja sogar in kirchlichen Verlautbarungen immer wieder kolportiert werden, haben sie sich als erstaunlich zählebig erwiesen, was sie jedoch nicht richtiger macht.
Nur einige Beispiele:
Der Weihnachtsbaum hat seinen Ursprung im spätmittelalterlichen Krippen- und Paradiesspiel (der 24. Dezember ist der Gedenktag von Adam und Eva), wo er den Paradiesbaum darstellte.
Eier spielen an Ostern deswegen eine große Rolle, weil deren Genuß in der davorliegenden Fastenzeit verboten war.
Auch daß der 25. Dezember als Fest der Geburt Christi ein Fest des Sol Invictus ablösen sollte, ist mittlerweile höchst umstritten. Wahrscheinlicher ist, daß man einfach vom 25. März, dem Tag der Empfängnis Christi 9 Monate hinzuaddiert hat. Der 25. März wiederum galt eine Zeitlang als der Todestag Jesu, sicher aber als der Tag der Welterschaffung. Und die Christen fanden es passend, daß der Sohn Gottes am selben Tag in die Welt eingetreten ist, an dem er sie auch verlassen hat, quasi eine Art Neuerschaffung der Welt.

Literaturempfehlung dazu: "Bräuche und Feste im christlichen Jahreslauf" von Dietz-Rüdiger Moser, 1993, Styria (antiquarisch erhältlich). Das Buch ist die Zusammenfassung jahrzehntelanger Forschungstätigkeit auf diesem Feld. Moser schüttet zwar bisweilen das Kind mit dem Bad aus, seine Argumente sind jedoch weitaus plausibler als die der Gegenseite.

Langer

2. Januar 2015 17:09

Worum gehts hier? Welcher Religion die neue, intellektuelle Rechte anhaengen sollte?
Ich schlage vor: Religionsfreiheit (ausser Islam).

ceterum censeo

2. Januar 2015 20:14

Herr Lichtmesz, bei der Lektüre Ihres Kommentars dachte ich unwillkürlich an diese Filmszene. Ich kann dem General nur zustimmen und Gott sei Dank gehören Muselmänner und -frauen nicht in seine Aufzählung, denn diese haben nie zu uns gehört, außer als Geißel Europas. Ob Odin und Wotan zu meinen Vorfahren zählen, vermag ich nicht zu beurteilen, der Rest wird wohl bunt gemischt sein.

https://www.youtube.com/watch?v=2vSasEZpyVc

Fenris

2. Januar 2015 22:15

"Das Christentum, das er meint, ist streitbar, tüchtig, kulturstiftend und heroisch"

Also wer in dem Christentum eine"heroische Religion" sieht, hat sie nicht verstanden. Es ist in erster Linie eine Sklavenreligion, wer sonst sollte an einer Erlösungsreligion interessiert sein? Nein, so funktioniert das nicht. Und das Christentum mit seiner Primärinstanz der Katholischen Kirche war die größte Katastrophe, die Europa passieren konnte.

"Der 25. März wiederum galt eine Zeitlang als der Todestag Jesu, sicher aber als der Tag der Welterschaffung"

Bei so einem Satz hat jemand jegliche Seriösität verspielt.

Ralf Kaiser

3. Januar 2015 01:23

@ Thomas

Was für ein Zufall, daß dieses Kalendereinmaleins ausgerechnet auf den Termin des letzten großen heidnischen Festes fiel. Mir scheint aber plausibler, daß die Christen, die das Weihnachtsfest ja zunächst am 6. Januar begingen, es schließlich etwas vorverlegten, um die heidnische Feier zu überlagern, und dann erst 9 Monate zurückrechneten, um auf das Datum der Empfängnis zu kommen. Dagegen wirkt Ihre Erklärung etwas bemüht und konstruiert.

Es wundert mich allerdings gar nicht, daß bei dieser Gelegenheit wieder einmal der Kirche liebster Volkskundler als Quelle bemüht wird: Prof. Dietz-Rüdiger Moser, dessen Mangel an wissenschaftlicher Distanz zu seinen (christlichen) Forschungsgegenständen notorisch war. Mit der ihm am Herzen liegenden "Förderung der Kirchenmusik" suchte er die kuschelige Nähe des Klerus und nahm Einfluß auf das, was neutral zu beobachten seine Pflicht als Ethnologe gewesen wäre.

Dementsprechend ist es mit der Qualität seiner Argumente oft nicht weit her. Davon konnte ich mich überzeugen, als ich die Frage untersuchte, ob der Name des Osterfestes nicht doch auf eine germanische Göttin zurückgeht (eine knappe Würdigung meiner Ergebnisse findet sich in Sezession Nr. 50, S. 56). Das Wichtigste zu diesem Thema hatte Moser ohnehin nur von dem gleichgesinnten Linguisten Johann Knobloch übernommen, und es war nicht schwer zu widerlegen.

Abschließend möchte ich Sie, werter Thomas, noch mit einem Zitat aus dem Jahr 601 konfrontieren. Es steht in der Missionsanweisung Papst Gregors zur Bekehrung der germanischen Angelsachsen (zu finden bei Rudolf Simek: Religion und Mythologie der Germanen. Darmstadt 2003, S. 235 f). Da heißt es, nachdem die Umwandlung heidnischer Kultstätten in christliche angeordnet worden ist:

Da sie gewohnt sind, viele Ochsen im Kult ihrer Dämonen zu schlachten, so laßt dafür irgendeine andere würdige Sache eintreten: so etwa der Kirchweihtag oder der Geburtstag der heiligen Märtyrer, deren Reliquien da niedergelegt wurden (...) Die Tiere sollen nicht länger dem Teufel geopfert, sondern zur Ehre Gottes zur Nahrung geschlachtet werden ...

Sicher war dies nur ein Beispiel, mit dem der Papst die Methode der Übernahme heidnischer Bräuche veranschaulichen wollte. Außerdem darf man wohl davon ausgehen, daß andernorts ähnlich verfahren wurde, auch wenn der urkundliche Beweis allein für England vorliegt.

Thomas Wawerka

3. Januar 2015 11:08

Thomas: Zum Weihnachtsbaum kenne ich eine andere Erklärung. Der Brauch, Tannenzweige auszulegen, knüpft an die biblische Passage des Einzugs Jesu in Jerusalem an, bei dem das Volk Palmzweige vor ihm ausbreitete. (Die thematische Verbindung "Advent" und "Einzug in Jerusalem" findet sich u.a. in dem Lied "Wie soll ich dich empfangen" von Paul Gerhardt, 1653: "Dein Zion streut dir Palmen und grüne Zweige hin".)
Karl May schreibt in seinem Roman "Weihnacht": "Und im Norden, wo keine Palmen wehn, da haben ihre Wedel sich in Tannenzweige verwandelt ..." - man begrüßte damit also den kommenden Herrn. Dass ein ganzer Weihnachtsbaum daraus wurde lag am Repräsentationswunsch der gehobenen Bürger, die sich mit ein paar Zweigen nicht abgeben wollten und sich einen ganzen Baum leisten konnten.

Heinrich Brück

3. Januar 2015 14:40

@ R. K.
"Er antwortete, daß sie selbstverständlich ihren Glauben behalten, ihn
aber nicht öffentlich bekunden oder praktizieren dürften."
"... daß er und ich keine Freunde wurden."

Und genau in dieser nichtvorhandenen Freundschaft liegt das Problem.

Die Piusbruderschaft wächst, die Anbeter der Universalität
der Menschenrechte schrumpfen, also zeigt die Entwicklung eines Volkes
das Toleranzverständnis. Im neuheidnisch-völkischen Bereich wächst
wohl nur die 'Artgemeinschaft', und außerhalb des deutschen Umfelds
nur die Scharia.
Die Piusbrüder haben deshalb ein gesundes Toleranzverständnis, weil
sie die Wahrheit haben. Und nicht nur eine Wahrheit von vielen
Wahrheiten, sondern eine absolute Wahrheit. Nur eine absolute
Wahrheit als Zentrum kann ein krankes Volk retten, denn ohne diese
Wahrheit werden die Kinder getötet.

Stil-Blüte

3. Januar 2015 16:49

@ Thomas

Vielen Dank für die erhellenden Hinweise. Vielleicht können wir ja G.K. dazu ermuntern, auch noch eine Sparte 'antiquarische Bücher' in sein Verlagsprogramm aufzunehmen? Denn das empfohlene Büchlein würde ich sofort bestellen.

Könnte man sich darauf einigen, daß das Christentum eine unglaubliche
Bereitschaft in sich trug, sich auf die territorial, klimatisch, mental, historisch gegebenen bzw. gewachsenen Verhältnisse und Bedürfnisse einzustellen und ihnen zu entsprechen, ohne das Christliche zu verleugnen? Das nenne ich einfach mal menschen- und naturfreundlich. Icha verstehe Christentum so, daß durch die Drei-Einigkeit immer wieder Verwandlung geschehen kann.

@ Martin Lichtmesz
('Pabst' --- Papst: Danke für die Verwandlung vom 'säks'sch'n babb'sch'n B'. zum standhaften P.)

Martin

3. Januar 2015 22:02

Ich sehe keinen Gegensatz darin, dass das Christentum auf "heidnischen" Grundlagen aufgebaut hat bzw. daraus Dinge entnommen hat oder sich daran angelehnt hat. Das hat auch mit Synkretismus m.M.n. wenig zu tun. In Matthäus 21, 42f können wir folgendes finden:

Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen in der Schrift: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Von dem HERRN ist das geschehen, und es ist wunderbar vor unseren Augen"? 43 Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das seine Früchte bringt. 44 Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.

Das Christentum hat sich durchaus als "Abschluss", als "Eckstein" eines Mauerbogens gesehen, in dem sich ein Heilsplan verwirklicht, welcher die anderen Steine zum Halt benötigt. Der Erfolg des Christentums lag ja, nachdem die allererste Anfangsphase vorbei war, hauptsächlich bei den Heiden und nicht bei den Juden, obwohl Jesus und seine Jünger Juden waren. Der verworfene Stein ist bei den Heiden zum Eckstein geworden. Dies wäre ohne eine gewisse "Kompatibilität" meiner Meinung nach nicht möglich gewesen.

Das Christentum ist mithin mehr "Deckel auf Topf" als es sich viele von denen, die jetzt ein Heidentum wiederbeleben wollen, vorstellen wollen.

Der Buddhismus ist m.M.n. übrigens auch nicht verständlich, ohne gewisse Grundkenntnisse der davor liegenden Anschauungen zu haben bzw. baut er darauf auf.

Thomas Wawerka

3. Januar 2015 23:05

Ralf Kaiser:

Abschließend möchte ich Sie, werter Thomas, noch mit einem Zitat aus dem Jahr 601 konfrontieren. Es steht in der Missionsanweisung Papst Gregors zur Bekehrung der germanischen Angelsachsen (zu finden bei Rudolf Simek: Religion und Mythologie der Germanen. Darmstadt 2003, S. 235 f). Da heißt es, nachdem die Umwandlung heidnischer Kultstätten in christliche angeordnet worden ist:

Da sie gewohnt sind, viele Ochsen im Kult ihrer Dämonen zu schlachten, so laßt dafür irgendeine andere würdige Sache eintreten: so etwa der Kirchweihtag oder der Geburtstag der heiligen Märtyrer, deren Reliquien da niedergelegt wurden (…) Die Tiere sollen nicht länger dem Teufel geopfert, sondern zur Ehre Gottes zur Nahrung geschlachtet werden …

Sicher war dies nur ein Beispiel, mit dem der Papst die Methode der Übernahme heidnischer Bräuche veranschaulichen wollte. Außerdem darf man wohl davon ausgehen, daß andernorts ähnlich verfahren wurde, auch wenn der urkundliche Beweis allein für England vorliegt.

Ich denke, dass es für die Kirche in der Phase ihrer Ausbreitung gang und gäbe war, das Heidnische zu "taufen" (also für Christus in Beschlag zu nehmen) - nicht nur die Menschen, sondern ihre Gewohnheiten, ihre Orte, all die Dinge, mit denen sie verbunden waren. Die Kirche wusste, dass man das nicht alles einfach verbieten oder unterbinden kann. Ich finde dieses Vorgehen sehr klug, und es zeigt, dass die christliche Mission überwiegend rücksichtsvoll vorgegangen ist udn den Menschen ihre traditionalen Bindungen, sofern sie nicht dem Evangelium widersprachen, gelassen hat. Von der "Gleichmacherei", die vonseiten der "Neuheiden" dem Christentum immer wieder vorgeworfen wird, kann keine Rede sein.

Nihil

4. Januar 2015 16:11

Lieber Martin Lichtmesz,

ich schrieb auch: "beides ist passé – wenn wir ehrlich zu uns wären!" Das wurde wohl überlesen ;-)

"Das klingt so, als sollte ich meinen Ururgroßeltern treuer und verbundener und verpflichteter sein, als meinen Eltern und Großeltern, was gleich auf mehreren Ebenen ein Unfug ist."

Würdest du das auch den 68er-Kindern empfehlen? Wenn eine Fehlentwicklung stattgefunden hat, muss man das korrigieren - und wenn es ein ganzes Jahrtausend war.

Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass die "Gegner" beim Thema "Heidentum" gerne an romantische Germanenvorstellungen denken. Vielleicht sollte man aber bedenken, dass auch Rom oder Griechenland heidnisch waren und die Faszination mancher "Konservativer" für die römisch-katholische Kirche weniger auf dem Glaubenskern, sondern vielmehr auf der Ästhetik beruht, die praktisch ausschließlich "heidnischer" Art ist (gar nicht anders möglich bei einer reinen Buchreligion). Außerdem ist das "Heidentum" eine Art Naturzustand, da braucht es nicht unbedingt eine Überlieferung. Das Christentum ist die "kulturellere", "naturfernere" Inszenierung. Sublimiertes Heidentum ist letztlich nichts anderen als Anti-Idealismus bzw. Realismus. So gesehen war schon Platon Christ und prominente Christen tatsächlich Heiden.

Baal Müller

4. Januar 2015 22:34

Erfreulicherweise wurde von vielen Vorrednern schon so viel Konstruktives gesagt, daß ich nur noch einige Punkte andeuten möchte:

@ Thomas Wawerka

Vielleicht kommt Ihr Mißverständnis daher, daß Sie bislang mehr die "Spielerei", aber weniger die philosophischen Bemühungen heidnisch (bzw. meist heidnisch-antik) inspirierter Philosophen und Dichter der letzten 250 Jahr zur Kenntnis genommen haben? Natürlich kann man sich einen Pappkameraden aus allen möglichen Eso-Versatzstücken zusammenbasteln (zu dem viele Neuheiden sicher auch lebendiges Anschauungsmaterial liefern, das mein Freund Peter Bickenbach in seinem Buch gerne entgegennahm), aber das ist dann ungefähr das gleiche, was andere machen, wenn sie wahlweise "Käsmann-Kirche", "Hexenprozesse" oder "Wüsenreligion" rufen, um dem Christentum politische Korrektheit, mangelnde Toleranz gegenüber Andersgläubigen oder Artfremdheit vorwerfen. Für sich genommen, greift das alles zu kurz, und doch ist überall etwas dran.

Zur Klärung der Frage, warum man heute noch Heide sein kann, würde ich sagen: Weil es erstens darum geht, den Menschen wieder in seiner Welt "zu behausen", und zweitens darum, Religion und Wissen(schaft) zu vermitteln. In einer richtigen Religion war/ist das kein Gegensatz, da Heidentum (besser: ursprüngliche Religiosität) seinem Wesen nach kein Glauben ist; Glauben an einmal "offenbarte" sogenannte "ewige Wahrheiten" folgt erst aus dem Schwinden der Religion. Was jemand bezüglich der Götter glaubte, war in heidnischen Gesellschaften zweitrangig; entscheidend war, daß er an bestimmten Ritualen teilnahm - die Religiosität wurde über Sitten und Gebräuche, d.h. ihre Praxis definiert. "Etwas glauben" kommt eigentlich von "etwas gilouban", etwas geloben (einem Gott oder im Namen eines Gottes); erst später kam die Bedeutung von "etwas für wahr halten" auf.

Natürlich kann man etwas weitgehend Verdrängtes bzw. Zerstörtes nicht aus dem Stegreif wieder einführen, und es ist immer schwieriger, Traditionen neu zu stiften als sie abzubauen, aber da sich der Heide auf die Natur (die etwas mehr ist, als das was die mathematische Naturwissenschaft darunter versteht), den Kosmos und die Archetypen des Menschlichen wie des Kosmischen bezieht, klebt er zumindest nicht an einem einzigen Text und dessen (von einer klerikalen Machtinstanz) für richtig gehaltener Interpretation, sondern kann aus vielen Erfahrungen schöpfen.
Womit wir beim nächsten Stichwort wären: Heidentum ist Erfahrungsreligion. Vielleicht wurde ja auch eine einmalige Offenbarung mal erfahren, aber im nachhinein kann sie von anderen nur noch geglaubt werden, sofern man sich darauf einläßt, an Jungfrauengeburten und dergleichen wörtlich zu glauben (was dem Für-Wahr-Halten eines Mythos im heidnischen Sinne völlig widerspricht.) Liest man stattdessen im Buch der Natur, kann man immer wieder neue Erfahrungen machen und muß seine eigenen Erkenntnisse auch nicht als letztgültige Wahrheiten ausgeben.

@ Heinrich Brück

So so, die Piusbrüder haben also die "absolute Wahrheit" gepachtet. Ich dachte, das waren die Zeugen Jehovas. Oder die Salafisten. Oder die IS-Anhänger. Wie wollen sich denn die einen Absolute-Wahrheits-Pächter mit den anderen verständigen, diese womöglich überzeugen? "Nein!" "Doch!" "Nein!" "Doch!" usw. - Aber eigentlich will (und kann) man im Besitze solchen Privilegs ja auch gar nicht mehr argumentieren, sondern dann gilt immer nur das Recht des Stärkeren, Brutaleren oder zahlenmäßig Überlegenen. Tatsächlich aber ist wirkliche Religiosität, jenseits des postmodernen Eso-Marktes, der Amtskirchen oder der Terrorbanden, ein zartes, nur noch selten blühendes Pflänzchen. Große Macht kommt ihm derzeit - zumindest auf unserer Erde - nicht zu, sondern allenfalls seinen glaubensdogmatischen, ideologischen Schwundstufen oder Surrogaten. Insbesondere ist auch die (selbstwidersprüchliche) "Allmacht" kein Zeichen des Göttlichen; jede Macht ist auf einen bestimmten Geltungsbereich und eine bestimmte Stärke beschränkt (und in allen ursprünglichen Religionen z.B. Altindiens oder Germaniens bedurften die Götter der Hilfe des Menschen - wieviel mehr heute, im Zeitalter des "Titanismus" der Maschinen).

Nein, es mögen noch so viele Konservative mittleren Alters, wenn sie endlich irgendwo "ankommen" wollen, wo sie nicht mehr nur eine kleine verfemte Minderheit sind, in den Mutterschoß der Kirche einkehren - ego non. Weder Verhausschweinung des Liberalen noch Verherdenschafung des Konservativen!

Man möge mir die leichte Polemik verzeihen, aber wer austeilt, muß auch einstecken können, und die Metaphorik von Schaf und Hirte habe ich mir nicht ausgedacht.

PS: Als sinnvolle Ergänzungen zu Peter Bickenbach ein paar Literaturempfehlungen:

- Ludwig Klages: Der Geist als Widersacher der Seele
- Nietzsche: Antichrist, Zarathustra und anderes
- Reinhard Falter: Natur neu denken; Natur prägt Kultur
- Fritz Steinbock: Das heilige Fest
- Alain de Benoist: Heide sein
- Andreas Mang: Aufgeklärtes Heidentum
- Diverse moderne Klassiker wie Mircea Eliade und Jan Assmann, meinetwegen auch der etwas überschätzte Julius Evola oder als neudheidnischer Wissenschaftler und Praktiker Edred Thorsson bzw. Stephen Flowers
- für Eilige und Einsteiger ein paar Aufsätzchen von meiner Wenigkeit, z.B. "Was ist Neopaganismus?" im "Heidnischen Jahrbuch" 2006.

areopagitos

5. Januar 2015 06:27

Auch hier greifen einmal mehr verbreitete postmoderne Märchen über die angebliche sich ausschließenden Kategorien von Theologie und Naturwissenschaften. Religion und Wissen. Gerade die katholische Kirche lehrt was grundsätzlich anderes. Und jeder Katholik dessen Religiösität über reinen "Kinderglauben" hinausgeht, weiß das auch. Allein die unzähligen Beispiele von frommen Laien, Klerikern und Mönche unseres Abendlandes sprechen da Bände, die ihr ganzes Leben Christus weihten und dennoch (oft gerade deswegen) in der Erforschung der Natur und ihrer Gesetze, der Physik und der Biologie, Gottes Genialität in der Schöpfung für die Nachwelt dokumentierten. Erst die Propaganda ganz bestimmter polemischer "Aufklärer" schob einen imaginären Keil dazwischen, der besonders in der - sehr amerikanisch (und dadurch von protestantischen Sekten geprägten- westlichen Popkultur bis heute andauert.

Was Baal Müller beschreibt, ist gut gemeint, aber unsinnig. Eben weil ich davon ausgehe, dass JEGLICHE Religiösität Erfahrung, also Erfahrbarkeit höherer Macht voraussetzt. Ansonsten ist man meines Dafürhaltens nur ein Simulant, der "Religion" vortäuscht.
Bezogen auf ihren Fall ist es eben das Erfahren ebenjenes Gottes, der so unfassbar mehr ist als alle Geister und Götter es je sein könnten, als es je Baum, Fluß und Berg sein könnten, als es der Mensch je sein könnte. Und sich Gott aus seiner überwindenden Liebe dennoch so klein macht, bis zu einem Kind an in der Krippe, bis zu einem verratenen, angespuckten, blutigen Zerschlagenen am Kreuz -aus reiner Hingabe zu den Seinen. Und dass - gleich wieviel ich zweifle und als Sterblicher sündige - nichts, rein gar nichts, was Geister/Götter/Natur tun oder antun, was Menschen reden, schreiben, tun oder antun, daran etwas ändert. Das ist vollkommen außerhalb unserer Macht, so wie es die Vorsehung will. Das ist das Anerkennen, die Gewissheit absoluter Warheit, die einen Kraft des Heiligen Geistes in Besitz nimmt. Nur darin kann der Körper des Mannes, der Frau, ja ganze Volkskörper gesunden.

Das Neuheidentum, obwohl ich niemals anzweifeln werden, das es dort zahlreiche Individiduen gibt, die tatsächlich auf der Suche sind und ernsthaft und gewissenhaft nach dem Quell des Glückes ihres Herzen Ausschau halten (Baal Müller zählt ohne Zweifel dazu), nach meiner Erdfahrung doch eher die Szenenansammlung individueller Massenmenschen, die eben eine okkulte oder spiritistische Facon des Liberalismus leben. Und das wiederum ist in seiner Konsequenz immer die Verwirrung der Geister, der Hyper-Individualismus, das Zurückwerfen des verzweifelt spirituell entwurzelten Einzelmenschen, der entweder in sich selbst oder in seinem Umfeld Surrogate für das Heil erschafft, wenn schon nicht mehr mit Lehm oder aus Zinn, doch aus Runen, Subkultur, Kommerz, Schminke und Zweige. Oft war es leider sogar reiner als Esoterik getarnter Atheismus gepaart mit zahlreichen modernen Neurosen. (wenn Sprüche fallen wie "Dein Gott wurde ans Kreuz genagelt, mein Gott hat einen Hammer" wird einem Bonifatius auch viel sympathischer) Es ist der Verlust Gottes, der wahren Mitte des Menschen, der unsere Gemeinschaft derart degenieren ließ und lässt:

"Die Freiheit des autonomen Menschen verwandelte [...] die Gesellschaft je länger, je mehr in das Chaos [...]. Die verlorene Mitte des Menschen ist eben Gott: der innerste Kern der Krankheit ist das gestörte Gottesverhältnis" und
„Als normal und befriedigend kann der Gesamtzustand nur dem erscheinen, der, selbst in den Zuständen dieser Epoche befangen, an den ‚autonomen’ Menschen glaubt und Gott leugnet.“
- Hans Sedlmayr,
Verlust der Mitte, S. 169 und S. 205

Nur eine Gegen-Aufklärung, eine konservative Revolution, also "Wiederinachtsetzung aller jener elementaren Gesetze und Werte, ohne jene der Mensch dem Zusammenhang mit der Natur und Gott verliert und keine wahre Ordnung aufbauen kann" (E. J. Jung) wird dies miderwertige Herrschaft des Falschen beenden. Und ja, "nur Gott kann uns noch retten". Allein wären wir dazu nicht fähig.

Thomas

5. Januar 2015 14:51

@Ralf Kaiser

Zur wissenschaftlichen Arbeit gehört es, Thesen zu falsifizieren oder zu verifizieren. Das gilt selbstverständlich auch für die Thesen Mosers. (Einige von ihnen wurden in der professionellen Volkskunde seither modifiziert, in ihrem Kern aber nicht widerlegt.) Wer sich daran machen will, bitte. Argumente ad hominem, wie Sie sie vorbringen, dürften dabei aber am wenigsten plausibel sein
"Der Kirche liebster Volkskundler" dürfte außerhalb eines kleinen Kreises in der Kirche kaum bekannt sein, von mangelnder Distanz zu seinen Forschungsgegenständen kann keine Rede sein. In der wissenschaftlichen Volkskunde gelten seine Thesen jedenfalls als wesentlich plausibler als die Thesen Jacob Grimms und seiner Adepten.

In christlichen Kreisen wird Moser außerhalb von Fachkreisen nur wenig rezipiert. Er und seine Thesen dürften den meisten Christen unbekannt oder gleichgültig sein. Die Ansicht, hier hätte jemand für die Kirchen Gefälligkeitswissenschaft betrieben, ist absurd. Überhaupt scheinen die Kirchen mit der Vorstellung, ihre Bräuche seien "getaufte" heidnische Rituale, besser leben zu können (in der Neuausgabe des katholischen Gesangbuches "Gotteslob" wird z.B. immer noch die Sol-Invictus-These vertreten) als neuheidnische Gruppen mit der Vorstellung, mutmaßlich heidnisches Brauchtum sei in Wirklichkeit christlich begründet. Die Gefahr, daß überzeugte Heiden in ihre volkskundlichen Forschungsgegenstände das hineinzulesen, was ihrem vorgegebenen Weltbild entspricht, erscheint mir jedenfalls größer als bei Christen oder Atheisten.

Das Zitat Papst Gregors ist mir bekannt, und ich bestreite keineswegs, dass es auch in die Praxis umgesetzt wurde. Wenn man jedoch Brauchtum, dessen früheste Belege erst aus dem Spätmittelalter oder der Frühen Neuzeit stammen (und das trifft nicht nur auf den Weihnachtsbaum sondern fast alle Brauchformen zu), aufgrund eines fast tausend Jahre älteren Zitats und gewissen äußerlichen Ähnlichkeiten als Überbleibsel aus dem keltisch-germansichen oder gar vorindogermanischen Brauchtum sieht, bewegt man sich wissenschaftlich auf sehr dünnem Eis.

Ihre Arbeiten zu Ostara kenne ich nicht. Jacob Grimms Vermutungen sind meiner Ansicht nach derart überzeugend widerlegt, daß ich gespannt bin, wie Sie sie zu rehabilitieren versuchen (das meine ich nicht polemisch!!; s. meinen ersten Satz). Sind Ihre Forschungsergebnisse lediglich über "Deutschland in Geschichte und Gegenwart" zugänglich?

Ralf Kaiser

5. Januar 2015 16:16

@ areopagitos

Die katholische Kirche mag sich zu einer wissenschaftsfreundlicheren Haltung allmählich durchgerungen haben, und es gab natürlich Gregor Mendel und sicher auch einige andere, aber bereits der angebliche Erfinder des Schwarzpulvers, der Mönch Berthold Schwarz, hat wahrscheinlich nie gelebt.

Der wohlbekannte Fall Galilei dagegen offenbart eine angestammte Wissenschaftsfeindlichkeit der Kirche und stellte sich damals in eine Kontinuität, die sich zurückverfolgen läßt bis zur Verwüstung der Bibliothek von Alexandria durch einen christlichen Mob im Jahr 391. Dabei ging ein unersetzlicher Wissensschatz für immer verloren.

Was Ihre Rechtfertigung des christlichen Glaubens betrifft, so enthält sie ein solches Ausmaß an sogenannten "Glaubenswahrheiten", daß Sie damit keinen Andersdenkenden, der diese subjektiven Prämissen nicht schon teilt, jemals überzeugen werden.

Thomas Wawerka

5. Januar 2015 16:22

@ Baal Müller:
Habe Ihren Aufsatz gelesen. Sehe im Detail durchaus Dinge, denen ich zustimmen würde, halte das Ganze aber für einen kapitalen Fehlschuss (das Ganze = "Neopaganismus als Alternative zum Christentum").
Ich weiß gar nicht, wo ich mit meiner Kritik anfangen soll - das sprengt auf jeden Fall den Rahmen, der mir hier gegeben ist.
Vielleicht nur soviel: Was man von Religion mit gutem Recht erwarten kann, ist doch, dass sie Auskunft über die Wahrheit gibt. Über das Wesentliche; über das, worum es im Leben, im Da-Sein, in der Existenz letztendlich geht. Diese Wahrheit ist absolut und damit notwendigerweise intolerant, sonst taugt die Religion nichts oder ich habe sie falsch verstanden. Religion soll die letzten Fragen beantworten - was nicht heißt, dass sie nicht auch ein paar vorletzte beantworten kann. Und nicht nur Auskunft soll Religion geben, sondern mich in irgendeine Beziehung zur Wahrheit, zum Ewig-Gültigen bringen.
Es geht also um existenzielle Wahrheit, nicht um Erfahrung. Und wenn es im Neopaganismus nicht um diese Art Wahrheit geht, dann ist er nicht mit Religion vergleichbar, dann kann er auch keine Alternative zum Christentum sein.
Die Klage über den Erfahrungsverlust im Christentum ist nichts Neues oder spezifisch Neopaganes. Aber auch da muss man nachfragen: Was soll das eigentlich sein, "Erfahrung"? Erfahrung ist offensichtlich nicht nur Erlebnis, sondern Erlebnis verbunden mit Reflexion und Integration des Erlebten. Früher sagte man, jemand habe beispielsweise sein Land "erfahren": er hat es sich durch Reisen erschlossen und gründlich kennengelernt - "Fahrt" = "Reise" ("Fährte") -, und was er dabei erlebt hat, davon kann er nun erzählen, aber aus der Distanz, als einer, der etwas daraus gelernt hat und darum nun mehr "Erfahrung" besitzt als andere.
Fehlt dem Christentum also die Dimension des "Erlebnisses"? Aber es ist doch so, dass ich alles, was ich denke, sage und tue auch selbst erlebe, dass also die Dimension des "Erlebnisses" in jedem Fall gegeben ist.
Gleichwohl meine ich ein Gefühl dafür zu haben, worum es Ihnen geht: "tief und sinnenhaft in Fühlung sein mit den Dingen, die uns umgeben", nannte es D. H. Lawrence; speziell mit der Natur. Dass wir diese Fühlung aber verloren haben, liegt gewiss nicht am Christentum, sondern ist das Kennzeichen der gesamten Epoche. In der Antike war Religion leiblich, deshalb auch das Bedürfnis, dem Leiblichen zu "entkommen". Im Mittelalter war Religion sinnlich, deshalb auch das Bedürfnis nach Sündenvergebung. In der Neuzeit ist Religion geistig, deshalb auch das Bedürfnis nach Vergewisserung.
In der Epoche des "Gestells" (ich freue mich schon aufs Heidegger-Heft) kann Religion gar nicht anders als "geistig" sein. Wir können keine unmittelbare Fühlungnahme mehr zu den Dingen herstellen, oder doch nur punktuell. Das geht auch nicht mit einer Willenserklärung. Wir können die Welt nicht wieder "verzaubern". Die alten Götter, die Außen- und Innenwelt einten und den Menschen damit zu einem integralen Bestandteil des Kosmos machten, sind verschwunden. Der Mensch kann keine Götter einsetzen, kann sie auch nicht wiedereinsetzen - dann sind es Abgötter, Aftergötter, Götzen.
Die Frage danach, wie wir "tief und sinnenhaft in Fühlung mit den Dingen" sein können, empfinde ich als berechtigte Frage. Wir sind um eine ganze Dimension ärmere Menschen als unsere Vorfahren. Dieses Fragen hat mich jedoch nicht auf die Spur des Neopaganismus, sondern auf die Spur der Lebensphilosophie gebracht - wo ich auch Nietzsche, Klages etc. einordnen würde. Auf dieser Basis könnte und würde ich mich gern mit ihnen treffen, aber den Neopaganismus halte ich für Scharlatanerie.

Czernitz

5. Januar 2015 16:46

Im Kontext der Erkenntnis, daß ein abscheulicher Gott vor der Tür steht, gelangen wieder mal die eigenen Götter auf den Prüfstand. Der Disput verfängt sich in dem Gegensatz Christentum vs Heidentum oder Monotheismus vs Polytheismus oder Hochreligion vs Primitivreligion. Das ist falsch. Die Klassifizierung muß anders laufen. Es besteht eine große Gemeinsamkeit zwischen den semitischen Göttern Jahwe, dem Dreifaltigen und Allah auf der einen Seite und den indogermanischen Göttern Zeus, Apollon, Wotan nebst den analogen keltischen, slawischen, iberischen und sonstigen Göttern auf der anderen Seite. Sie alle zusammen sind politische Götter. Ursprünglicher Zweck ihrer politischen Mission war die Invasion. Sie dienten als Invasionsgötter zur Eroberung fremder Lande. Damit die Invasion gelingen konnte, mußten Thron und Altar stets eng verbunden sein. Darüber hinaus war eine starke Dogmatisierung notwendig. Widerständige wurden der Blasphemie geziehen und eliminiert. Im Islam bis heute. Der Gattung der Invasionsgötter stehen Gottheiten einer vollkommen anderen Religiosität gegenüber, einer vollkommen unpolitischen und undogmatischen Art. Es sind dies die Gottheiten der Seßhaften des Neolithikums wie zum Beispiel Baal und Astarte in Palästina und Gaia, Demeter, Aphrodite, Athene und Hera in Griechenland. Auf heute übertragen: Es ist dies die Gottheit, der die Bäuerin einen Blumenstrauß hinstellt.- Und Maria? Sie nimmt eine Sonderstellung ein. Ihre Geschichte ist eine andere.

Ralf Kaiser

5. Januar 2015 17:49

@ Thomas

Was Moser betrifft, so habe ich keineswegs ein Argument ad hominem vorgebracht: Anläßlich meiner Ostara-Recherche prüfte ich seine Argumentation, und erst als sie sich als wenig objektiv herausstellte (Sie selbst sprachen von dem "ausgeschütteten Kind"), suchte ich nach möglichen Ursachen seiner parteiischen Haltung. Das ist doch wohl die wissenschaftlich korrekte Vorgehensweise. Daß er einen Preis von der "Stiftung Buecher-Dieckmeyer zur Pflege der Kirchenmusik in Bayern" entgegennahm, werden Sie nicht bestreiten wollen.

Das Zitat Papst Gregors ist mir bekannt, und ich bestreite keineswegs, dass es auch in die Praxis umgesetzt wurde.

Ich sehe, Sie sind flexibel. In Ihrem ersten Kommentar las sich das noch etwas anders. Was nun die zeitliche Distanz betrifft, so ist sie das zwangsläufige Ergebnis der Überlieferungslücken, die zum Teil auf das Konto der Kirche gehen. Wissenschaftliche Rekonstruktion hat aber oft gerade das Ziel, örtliche und zeitliche Distanzen zu überwinden. Die Indogermanisten vergleichen etwa Sprachen wie Vedisch (bronzezeitliches Indien) und Altpreußisch (europäisches Spätmittelalter). Es kommt hier in erster Linie auf Sorgfalt und Methodik an.

Haben Sie übrigens schon einmal in Betracht gezogen, daß das Abrücken der deutschen Volkskunde und Germanistik von heidnischen Herleitungen nicht allein wissenschaftlich begründet, sondern auch einer Hemmung geschuldet sein könnte, diesen Weg nach den Übertreibungen mancher Konjunkturritter des Dritten Reiches weiterzuverfolgen? Man sollte solche zeitgeschichtlichen Einflüsse nicht außer acht lassen. Nach meinem Eindruck nämlich bestreitet die englische Forschung die Ostara/Eostre-Theorie nicht im selben Maße wie die deutsche.

In meinem Aufsatz behandelte ich übrigens auch Osterbräuche, die Moser nach meiner Erinnerung überhaupt nicht erwähnte (warum wohl?). Den einen schlüssigen Beweis gibt es natürlich nicht, aber es zeigt sich eine kumulative Evidenz und ein in sich stimmiges Gesamtbild.

Das Heft ist meines Wissens beim Verlag längst vergriffen. Ich könnte Ihnen den Text nur zukommen lassen, wenn ich Ihre Kontaktdaten hätte oder sich ein Mittelsmann fände.

Hesperiolus

5. Januar 2015 18:42

Befremdet mich bei Rechten immer wieder, wie unmorphologisch paganer Silvanismus gegen monotheistischen Saharismus opponiert und magisches mit faustischem Christentum über einen Kamm geschoren bzw. Spenglers Fußnote zu "zwei verschiedene(n) Religionen /dem Christentum der Kirchenväter und dem Christentum der Kreuzzüge/ unter derselben dogmatisch-kultischen Gewandung" ignoriert wird. Gruß ins Neue.

areopagitos

6. Januar 2015 08:54

@Ralf Kaiser

"Der wohlbekannte Fall Galilei dagegen offenbart eine angestammte Wissenschaftsfeindlichkeit der Kirche und stellte sich damals in eine Kontinuität, die sich zurückverfolgen läßt bis zur Verwüstung der Bibliothek von Alexandria durch einen christlichen Mob im Jahr 391. Dabei ging ein unersetzlicher Wissensschatz für immer verloren."

Ich habe davon abgesehen irgendeine lange Liste an frommen Wissenschaftlern aufzuzählen, die im Laufe unserer langen Geschichte gelebt haben. Ich finde sowas überflüssig, da jeder eine Suchmaschine bedienen kann.

Aber ihre Worte erstaunen mich schon sehr, da sie punktgenau das wiedergeben, was ich als Missstand angeprangert habe. Es ist vielleicht auch nicht wirklich so abenteuerlich wichtig, aber es entlarvt doch sehr, wie das abwertende Bild von der christlichen Religion von Hollywoodschinken und polemischer Humanistenliteratur beeinflusst wird (die aber in dem protestantischen Geschichtsbild des ausgehenden 19. Jhr wurzelt). Es ist so ein falsches Klischee und einfach unzutreffend.
Zwar ist es unbestreitbar dass die lateinische Kirche in ihrem Verhältnis zur Wissenschaft eine abenteuerliche Geschichte hinter sich hat und anfangs auch viel erstmal von der byzantinischen Kirche übernahm, aber nicht minder abenteuerlich als die Beziehung von Mensch-Wissenschaft überhaupt in der westlichen Geschichte, die von Epoche zu Epoche schwankte.
Unbestreitbar sind aber die katholischen Lehren, die von anfang an die Unmöglichkeit eines auschließenden Charakters der Wissenschaft und Gott und umgekehrt verkünden. Im Gegenteil: credo ut intelligam. Ich glaube, um zu verstehen.

Unter dieser Betrachtungsweise ist Aufzählung keinesfalls der Beleg für ihre Anschuldigungen, zeigt nur, wie sehr fremde Medien im Laufe der Zeit ihre Meinung dahingehend beeinflusst haben. Der Fall "Galileo" ist dabei der Running Gag des polemischen Humanismus, der Mythos wird scheinbar nicht alt, unbeachtet der Tatsache, dass es hier niemals um einen herbeigewünschten Widerspruch (von Glaube und Wissen) ging. Es ging letztlich um die Hoheit in der Deutung der Naturphänomene. Ein vollkommen berechtigtes Konkurrenzdenken, denkt man an die vollkommene Gottlosigkeit in der heute die aktuelle wissenschaftliche Forschung zum Beispiel in Silicon Valley befindet.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie eine staatlich geprüfte Berliner Geschichtslehrerin, die aus ihren linksliberalen Ansichten kein Hehl machte, in ihrem Willen aus Galileo ein antiklerikale Märtyrer-Lichtgestalt zu machen, ihn derartig verklärte, dass sie ihn doch tatsächlich als "Ketzeropfer, das verbrannt wurde" beschrieb. Nur eine kleine Anekdote zu dem Rummel, der bis heute um seine Person gemacht wird und was für eine heilige Kuh der Moderne er geworden ist. Was damals vor sich ging und was eigentlich bei Galileos Prozess das Thema war, kann man hier in dem Artikel nachlesen:
https://www.theologie-naturwissenschaften.de/startseite/leitartikelarchiv/galileo-galilei.html

Ihre Bezichtigungen im Zusammenhang mit der Zerstörung der Bibliothek von Alexandria, die in Wahrheit einen Jahrhunderte langen Bedeutungsverlust erlitt und mehrere Male durch soziale und politische Ereignisse in der Geschichte Ägyptens zerstört worden ist, (und die mit der Bibliothek unzertrennbar verbundene Name der heidnischen Wissenschaftlerin Hypatia) zählen ebenfalls zu den weitverbeiteten Irrtümern der Moderne und könnte so glatt dem antiklerikalen Hollywood-Schinken "Agora - Die Säulen des Himmels" entsprungen werden. Auch hier klaffen historische Realität und moderner humanistischer Mythos weit auseinander: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/interview-zum-film-agora-hypatia-wird-zum-opfer-des-christentums-stilisiert-a-690078.html

Zu dem allgemeinen aktuellen Forschungsgegenstand des Bücherverlustes in der Spätantike bis zur karolingischen Renaissance und allgemein des ewigen antikatholischen Mythos eines achso "wissenschaftsfeindlichen" "Finsteren Mittelalters":
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCcherverluste_in_der_Sp%C3%A4tantike

Falls sich Mitleser für das Thema interessieren, kann ich nur die englische Wikipedia empfehlen, die ein ausreichend mit Fußnoten versehende Übersicht über das breite Feld "Katholische Kirche und Wissenschaft" gibt: https://en.wikipedia.org/wiki/Catholic_Church_and_science

Thomas Wawerka

6. Januar 2015 10:19

areopagitos: Vielen Dank!

Meyer

6. Januar 2015 11:28

Katholizismus, Protestantismus, Arianismus, Urchristentum, Asatru, Buddhismus, Naturreligion, Agnostik, Gnostik: Einerseits handelt es sich dabei um theologisch-philosophische Quellen, die jedem, der auf der Suche nach höheren Wahrheiten ist oder nach seinem oder der Welt Seelenheil verschiedene Antworten bietet.

Andererseits: Handelt es sich um Wünsche nach EINER tragenden "corporate identity". Also: Wir-Identifikationen.
Wir möchten (und müssen aus machtpolitischer Gesetzmäßigkeit) Einigkeit erzielen. Und die Diskussion dreht sich unausgesprochen um die frage, wer die bessere "corporate identiy" zu bieten hat.

Es geht bei der ganzen Diskussion um die einzige Frage: Sind wir eins? - Antwort: Nein. Obwohl alle gerne würden!
Können wir in Form dieser Art der Diskussion eins/einig werden? - Nein.
Wir das überhaupt via einer der alten Religionsstile gelingen? - Nein.

Die Frage könnte also lauten, wie man Menschen, die grundsätzlich zusammenstehen "wollen würden", unter einen Hut bekommen kann.
Die Antwort ergibt sich daraus, woher das Bedürfnis, zusammenstehen zu müssen, eigentlich seine Ursache hat.
Es handelt sich doch dabei um die vorläufer einer Risiko- bzw. Gefahrenwahrnehmung. Viele können Gefahrenquellen benennen. Doch diese benannten Gefahren drücken eher die Veränderung der Gesamtlage aus. Das Grundgefüge, das was die Nachkrkiegswelt im inneren zusammenhielt, hält nun nicht mehr.
Unsicherheit ist an dessen Stelle gerückt.

Noch wissen wir nicht, wie konkret die Veränderungen und Bedrohungen konkret, also handfest, aussehen werden. Eine "corporate identy" in Form eines religiösen Stiles müßte auf diese Bedrohungen hin eine ganz weltliche Stärke erzeugen.

Sicher ist nur: 1. So wenig die modernen Staaten versuchen, sie den Risiken der Zukunft zu stellen, so wenig werden die Amtskirchen diesen Weg gehen. Tatsächlich gehören beide Institutionen zu den Forcierern dieser Entwicklung.
2. Und ein im innersten pazifistischer Wesensgehalt einer Religion dürfte eine reale und handfeste Antwort auf die anzunehmenden Herausforderungen in der Zukunft Schaden zufügen.
Die Bibel ist für keine 10% der Menschen noch die einzige und wahre Bibel. Wahrscheinlich hat der Hagakure (als "Bibel" der Ritter Japans) mehr Gläubige. Dieser ist in Japan einer Zeit geschrieben worden, der der heutigen sehr ähnelt. Es handelt sich um die Rückbesinnung der Tragenden Werte einer Männergesellschaft: Todesverachtung und Ehre.

Zurecht.

Wir leben in einer Weibergesellschaft. Schwach. Und betrete ich irgendeine Kirche, sehe ich Weiber.
Ein wehrhaftes Christentum ist nur in seiner lutherischen Form kein offenkundiger Widerspruch in sich. In der Realiät ausgeschlossen. Die katholische Kirche ist die Fortsetzung des Römischen Reiches unter Austausch der Legionen durch Intrigen und Machtgeflüster. Keine Männerreligion.

Der absolute Nullpunbkt liegt bei 273,3°Celsius. Ein weiter Weg. Auf dem geht viel verloren. Umso mehr, umso weiter man ihn beschreitet. Danach rechnet man in Kelvin.

Ralf Kaiser

6. Januar 2015 13:06

@ areopagitos

"... könnte so glatt dem antiklerikalen Hollywood-Schinken "Agora - Die Säulen des Himmels" entsprungen werden."

Sie haben wahrlich keinen Grund, anderen einen Mangel an Wissen vorzuwerfen. Bei dem Film handelt es sich um eine spanische Produktion, und die gläubigen Heiden werden darin keineswegs positiver als die Christen dargestellt. Im übrigen empfehle ich den Besuch eines Deutsch-Kurses (Entschuldigung, das war wirklich ein Argument ad hominem).

Ihr Verweis auf das Spiegel-Interview ist ein hübsches Ablenkungsmanöver, denn darin geht es nicht um die Bibliothek, und über Hypatia habe ich nicht gesprochen. In dem Text wird allerdings unterschwellig angedeutet, der Film habe Hypatia als Gegnerin des Christentums präsentiert. Das hat er keineswegs.

"Es ging letztlich um die Hoheit in der Deutung der Naturphänomene."

Wenn Sie nicht merken, daß das auf dasselbe hinausläuft, kann ich es Ihnen auch nicht erklären.

Ihre übrigen Verweise stehen, soweit ich sehe, zu meiner Darstellung des Alexandria-Vorfalls nicht im Widerspruch.

"credo ut intelligam"

Das ist definitiv kein wissenschaftlicher Ansatz, denn Dogmen werden hier dem Erkenntnisprozeß vorausgesetzt. Wahrscheinlich ist dies auch die Grundlage der kirchlichen Wissenschaftspolitik gewesen: Läßt sich die Erkenntnis mit den Dogmen und der Bibel vereinbaren, oder ergeben sich Widersprüche? Wenn keine vorhanden waren, bestand natürlich auch kein Grund zur Verfolgung. Die Erfindung des von innen leuchtenden Stopfeis durch den Katholiken Adenauer hätte die Inquisition niemals auf den Plan gerufen.

Meyer

6. Januar 2015 14:18

Die Veröffentlichung meines Kommentares war unwahrscheinlich. Daher verkürze ich den Gehalt nun auf drei Punkte:

1. Zustimmung zu der anthropologischen Sicht: (adaptierte und mehrfach modifizierte) Wüstenreligion versus Waldreligion.

2. Religion und Bekenntnis besitzten ihren politisch wirksamen Wert in der Erzeugung von Einigkeit. Das wird weder der Neo-Paganismus noch der Katholizismus besorgen.

3. Wiederholung meines Abschlußgedankens: Auf dem Weg zum absoluten Nullpunkt, 173,3°C, verliert man zunehmend Ballast oder man schreitet nicht weiter. Dort angekommen rechnet man fortan nicht mehr in Celsius. Nur noch in Kelvin.

Thomas Wawerka

6. Januar 2015 22:20

Schöne Passage für diese Diskussion:

Der Naturkult ist etwas durchaus Natürliches, solange die Gesellschaft jung ist, oder anders gesagt, gegen den Pantheismus ist nichts einzuwenden, solange er Kult des Pan ist. Die Natur hat aber eine andere Seite, die Erfahrung und Sünde nur zu rasch aufgespürt haben; und es ist keine Wortspielerei, wenn ich sage, daß sich bei Pan der Bockshuf oder Pferdefuß nur zu rasch zeigt. Gegen die Naturreligion ist nichts einzuwenden, als daß sie immer in Unnatürlichkeit ausartet. Morgens liebt man die Natur, weil sie so unschuldig und liebenswürdig ist, und wenn man sie abends immer noch liebt, dann wegen ihrer Finsternis und ihrer Grausamkeit. Bei Morgengrauen badet man in klarem Wasser, wie es der weise Stoiker tat, aber irgendwann kommt es, daß man sich am Ende des Tages, bei Einbruch der Dunkelheit, in Stierblut wälzt, wie Julian Apostata es tat. Das ausschließliche Streben nach Gesundheit führt immer zu etwas Ungesundem. Die materielle Natur darf nicht zum unmittelbaren Gegenstand der Verehrung gemacht werden; man muss sich ihrer freuen, nicht sie anbeten. Gestirnen und Bergen darf man nicht so begegnen, als wären sie das Wichtigste auf der Welt. Wenn man das tut, endet man da, wo der heidnische Naturkult endete. Weil die Erde freundlich ist, können wir all ihre Grausamkeiten nachahmen. Weil Sexualität gesund ist, können wir alle über ihr den Verstand verlieren.

- Gilbert Keith Chesterton, „Orthodoxie“

Mother nature is a serial killer. No one is better. Or more creative.

- World War Z

M.L.: Ähnliches sagt auch Werner Herzog. "The harmony of overwhelming and collective murder."

Arkjold der Klimperheide

7. Januar 2015 00:03

Wer auch immer das hier vor der Freischaltung liest, dem schick ich dies hier voraus: nein, dieser Kommentar ist nicht zu unkorrekt für die Veröffentlichung - allenfalls zu anstrengend...

@ Martin Lichtmesz https://www.sezession.de/47738/peter-bickenbach-odin-buddha-pan-darwin-eine-rezension.html#comment-132384

Immer wieder die gleiche Reaktion bei mir, wenn ich sehe, wie man versucht den toten Gott zu neuem Leben zu erwecken, wahrscheinlich noch nach dem Motto "ist doch egal wie absurd die Glaubensinhalte sind, Hauptsache wir halten damit die Sonne über dem Horizont": NEIN, NEIN UND NOCHMALS NEIN!
Das größte Verbrechen der abrahamitischen "Religionen" ist, daß sie den Gottesbegriff völlig pervertiert haben. Daß sie die Götter getötet haben, indem sie sie von der Erde abgespalten haben.
Der im Wesen der Zeit liegende Verfall der Religion ist allerdings so alt wie die Kultur selbst (anfänglich die absolute Einheit aus Kunst, Religion und Philosophie), die ursprünglich eine Reaktion auf die Hybridisierung des (hochintelligenten und uns Heutigen weit überlegenen) Neandertalers und die damit einhergehende Entfremdung vom europäischen Lebensraum war. Die heute lebenden "weißen Afrikaner" können das meistens gar nicht mehr nachvollziehen. (Wer an dieser Stelle das moderne Bild vom Steinzeit-Untermenschen im Sinn hat, der möge bitte mal versuchen mit nicht mal einem Feuerzeug geschweige denn irgendeiner modernen Technik auch nur eine Woche im Winter in einem nordeuropäischen Wald zu überleben - Fortschritt ist eine moderne Lebenslüge schwächlichen Bioflickwerks und Technik ist die Lebenserhaltungsapparatur eines bereits toten Aeons!)
Im Judentum ist - um mal ein wenig als Marxist zu posen - dieser quantitative Verfall allerdings "in Qualität umgeschlagen", als die Abbilder ihren Bezug zu ihrem eigentlichen Sein völlig verloren hatten, da das biologische Flickwerk, das als Betrachter vor ihnen stand ihren Sinn nicht mehr begreifen konnte. Überhaupt den Sinn der Welt nicht mehr begreifen konnte (wie diese mehr als überbewertete Nihilistenwurst Wittgenstein in jenem Zitat "Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern daß sie ist" im obigen Kommentar von Harald de Azania). Davor mag der Mensch zwar bereits ein jämmerliches Bioflickwerk gewesen sein, das auf Zivilisation angewiesen ist um zu überleben, aber immerhin hatte er noch eine vage Erinnerung an die gesunden Ahnen (die eigentlichen Götter, wie auch die ansonsten noch intakte Natur die Gottheit war). Als diese Erinnerung verloren ging (wo auch sonst als in der levantischen Wüste, insofern ist das mit der Wüstenreligion alles andere als unreif - allenfalls leicht komprimiert), da kam dem Flickwerk die Idee eines Gottes, der radikal von der Erde getrennt ist. Nicht als Dyaus pitar (Zeus, Jupiter, Tyr), der als Vater des Himmels noch ein Wettergott war, sondern als ins Nichts projizierter Demiurg, den aber ein den "Ahnenkult" so lustig findender Überdenker wie der Herr Lichtmesz anscheinend für realer hält als das Wetter. Noch gibt's in Europa ein paar Blonde und Blauäugige - auch wenn auf einige Abraham frönende Subjekte Wagners schönes Wort "entartet Geschlecht, unwert der Ahnen" ganz unabhängig von phänotypischen Merkmalen durchaus zutrifft, wenn diese denn versuchen Rauchbomben vor die geschichtliche Perspektive zu werfen, wie so manch einer das in einem offenbar kryptojüdischenen Eifer versucht. Herr Lichtmesz, soviel ich weiß, sind die Sachsen erst dann empfänglich für dieses absurde Zeug aus der Levante geworden, nachdem Karl der Betrogene Tausende von ihnen abschlachten ließ, wie es ihm anscheinend der Gott des alten Testaments "nach alter Manier" aufgetragen hatte, was bei Dir ja vermutlich die große Wonne auslöst, wie ich aus Deinem Kommentar entnehme. Und Deine originelle These, daß jene Sachsen nicht in den Kategorien des Ahnenkults gedacht haben, finde ich meinerseits einigermaßen belustigend. Sagt aber eine Menge über Dich aus, wie Du vermutlich wider besseres Wissen über diese Dinge schreibst. Aber nur mal zur Veranschaulichung, falls Du das eventuell doch nicht begriffen hast: wenn denn ein gläubiger Jude sich Abraham stärker verpflichtet fühlt als seinem nichtjüdischen Großvater, dann ist das kein Unfug, sondern ein notwendiges Merkmal des Judentums und eine natürliche Bevorzugung der eigenen Art, sei sie noch so sehr durch Hybridisierung beeinträchtigt. Wenn nun ein Nordeuropäer sich Odin stärker verpflichtet fühlt als einem eventuell aussereuropäischen Großvater, dann ist dies noch viel weniger ein Unfug, da dieser Nordeuropäer bei weitem (noch) nicht von Grund auf so hybridisiert ist wie ein Jude. (Zu böse? Dann ist die Wahrheit halt böse, was soll's...)
Wer meint, es gäbe keine heidnische Überlieferung, hat nicht begriffen, was Religion überhaupt ist. Die Germanen hatten keine Kirchen und keine heiligen Schriften, weil es sie schlicht nicht braucht. Irminsul war vermutlich nichts anderes als ein Baum, und wenn nicht, so repräsentierte sie ihn jedenfalls. Bücher lassen sich verbrennen und weg sind sie (zum Glück...) - brenn aber einen Baum nieder und es wird ein neuer wachsen. Das ist die heidnische Religion und Überlieferung, welche auch dann noch Bestand haben wird, wenn hoffentlich nicht mehr eine einzige Bibel und Koranausgabe existiert! Heil der ewigen Irminsul!

M.L.: Schon wieder einer, der mit mir per Du ist, und von dem ich keine Ahnung habe, wer es ist. Schon allein das rechtfertigt eigentlich eine Löschung des Kommentars. Ganz zu schweigen von den Strohmannattacken auf Dinge, die ich nie behauptet habe. Im Interesse des Diskussionspluralismus und der Unterhaltung - und weil es keine schlechte Illustration zu Bickenbach ist - lasse ich diesen spektakulären Sektiererquatsch mal stehen.

Thomas

7. Januar 2015 09:40

@ Ralf Kaiser

Sie wollen den Vorwurf, Moser hatte nicht die nötige Distanz zu seinen Forschungsgegenständen und suchte die "kuschelige Nähe zum Klerus", damit begründen, daß er, nachdem er seit den 1970ern volkskundliche Forschungen betrieben hatte, im Jahr 2006 als Emeritus einen Ehrenpreis für Kirchenmusik annahm? Ernsthaft???

Der Vorwurf mangelnder Objektivität dürfte eher auf manche Neuheiden zutreffen, die versuchen, als Hobbywissenschaftler ihre Weltanschauung zu untermauern. Zumindest scheinen mir viele, die die Thesen der Volkskunde des 19. Jahrhunderts wieder aufwärmen, in heidnischen Gruppen stärker verankert zu sein, als es der Protestant Moser in der katholischen Kirche jemals war. Hinzu kommt, daß viele von ihnen die Forschungsergebnisse der professionellen Wissenschaft, die ihnen nicht in den Kram passen, ignorieren und drolligerweise im nächsten Atemzug der Kirche Wissenschaftsfeindlichkeit vorwerfen.

Zwischen wissenschaftlicher Rekonstruktion und Spekulation ist nun mal ein großer Unterschied. Und die allermeisten Kontinuitätsthesen ("der kirchliche Brauch x hat heidnische Ursprünge") sind bloße Spekulationen, die von ihren Protagonisten allerdings mit einer dogmatischen Strenge verfochten werden, die sie oft den Christen vorwerfen.

Zur Wissenschaftsgeschichte der Volkskunde nach dem Zweiten Weltkrieg: Das habe ich nicht nur in Erwägung gezogen, das ist allgemein bekannt und in den einschlägigen Handbüchern auch dokumentiert. In den 1950ern wurden noch die alten Vorkriegsthesen verbreitet. In den späten 60ern und 70ern lag der Schwerpunkt auf soziologischen und archivalischen Ansätzen. Die Frage nach den Ursprüngen der behandelten Phänomene interessierte kaum mehr. Diese hat Ende der 70er und in den 80ern erst Moser aufgegriffen, mit den bekannten Ergebnissen. Seine Thesen wurden seither weiterverfolgt, teils modifiziert, größtenteils bestätigt.

Stellen Sie Ihren Aufsatz doch ins Netz! Nur durch allgemein zugängliche Publikation läßt sich der wissenschaftliche Diskurs beleben.

Waldgänger (e.B.) aus Schwaben

7. Januar 2015 09:52

@Lichtmesz

Danke für das Freischalten. Es ist in der Tat unterhaltsam.

spektakulären Sektiererquatsch
meinten Sie (sic!)
spekulativen Sektiererquatsch?

M.L.: Nein, "spektakulär" wie in "Spektakel"...

Wozu brauchen all diese Sektierer, Esoteriker, westliche Salon-Buddhisten, etc eigentlich ihre Religion ohne verbindliche Festlegungen, d.h. Dogmen, nur mit Ritualen und Praktiken?

Das richtige Kraut zu rauchen genügte auch.

Auf der anderen Seite ist der Gott der Philosophen, ein von der Welt total getrennter Uhrmacher, der die Ursache von allem ist, und damit das diesseitige und jenseitige Schicksal, so es eines gibt, jedes Menschen schon im Voraus bestimmt hat, genauso überflüssig.

Zu Ende gedacht führen beide Wege das Göttliche zu erfassen zum Atheismus.

Nur der dreifaltige Gott des Christentums, der nicht von Vernunft und innerweltlicher Erfahrung konstruiert ist, sondern offenbart, ist der einzige der Glaube und Vernunft vereint.

Arkjold der Klimperheide

7. Januar 2015 10:13

Ja Herr Lichtmesz, die deutsche Sprache hat nunmal im Laufe der Zeit einige Absonderlichkeiten angenommen. Die "Höflichkeitsanrede" ist eine davon. Aber wenn es denn von Ihnen mehrere gibt, dann kann ich Sie auch meinetwegen siezen, Euer Gnaden...

M.L.: Na also, geht doch!

Fenris

7. Januar 2015 11:12

"Nur der dreifaltige Gott des Christentums, der nicht von Vernunft und innerweltlicher Erfahrung konstruiert ist, sondern offenbart, ist der einzige der Glaube und Vernunft vereint."

Das ist Esoterik-Geschwurbel und heißt übersetzt "ich kann Gott nicht erklären/es gibt keine Beweise für ihn, also ist es die Wahrheit. Außerdem gibt es keine Gegenargumente, da Gott außerhalb der Logik steht"

Es ist mir unbegreiflich, wie man als Konservativer/Rechter das Christentum so verteidigen kann. Das Christentum hat in seiner Geschichte genau das getan, was jetzt dem Islam vorgeworfen wird: Das Abendland zu erobern.

Gedankenspiel: Der Islam erobert tatsächlich Europa. Würde dann in 2000 Jahren ein konservativer Politiker fordern, die europäisch-islamische Identität zu verteidigen? Schließlich würde sie ja dann in dieser gedachten Zukunft einen relevanten Einfluss gehabt haben.

Fenris

7. Januar 2015 11:17

"Wozu brauchen all diese Sektierer, Esoteriker, westliche Salon-Buddhisten, etc eigentlich ihre Religion ohne verbindliche Festlegungen, d.h. Dogmen, nur mit Ritualen und Praktiken?"

Dogmen, "die einzige Wahrheit", Buchreligion/Offenbarung für eine Religion zu fordern ist eine typische Sichtweise durch die Brille der abrahamitischen Religionen des Monotheismus. Dies sind lediglich Merkmale für die sogenannten Sekundärreligionen. Das es da noch Alternativen dazu gibt, wird hier einfach ausgeblendet.

Arkjold der Klimperheide

7. Januar 2015 11:46

Ich möchte hier noch etwas zu meinen "Strohmannattacken" sagen.
Mein Kommentar war keinesfalls nur an Herrn Lichtmesz gerichtet, sondern geht generell in Richtung der neuchristlichen Retter des Abendlandes, die hier unterwegs sind. Lichtmesz' Kommentar hat in seiner ganzen Verachtung für den Ahnenkult die antinordische Stoßrichtung der Neuchristen, die am Ende zu noch mehr Hybridisierung führen wird, auf entlarvende Weise runtergekocht.

M.L.: Bravo,das ist einer dieser Strohmänner. Ich "verachte" den Ahnenkult in keiner Weise, und bin auch nicht "antinordisch" eingestellt (was auch immer das heißen soll).

Wer meint, daß Europa ohne einen auf harter biologischer Grundlage stehenden Ahnenkult mit heidnischem Inhalt auskommt, während er eine besonders "seinsentleerte" Form dieses Kults den Juden zugesteht und dabei womöglich noch einen Juden, der zu seinem Vater ins Nichts hinaufgefahren ist, als Gott anbetet, dem ist wohl schwer zu helfen.
Wenn man aber das Christentum als bloße nordische Hülle begreifen würde, deren hybridisierten Inhalt man einfach mal "zu Hel" schickt, um sie mit einer zur Hülle passenden Substanz zu versehen (ebenjenem nordischen Ahnenkult), dann könnte man der ganzen Sache schon eher etwas abgewinnen. Daß die Bibel dabei auf der Strecke bleiben muß, versteht sich von selbst. (Die Kathedralen können meinetwegen stehenbleiben :-)
Das seh ich aber hier kaum. Es wird nur auf diesen dummen, lächerlichen Heiden rumgedroschen, während man sich als Schabbesgoy in Broders Fahrwasser begibt (igitt...)

M.L.: Danke, jetzt sind alle Klischees, die über eine gewisse Sorte Neuheiden kursieren, durchdekliniert. Ich lasse diesen Kommentar für die Vitrine als Anschauungsbeispiel stehen - aber nur aus diesem Grund.

Waldgänger (e.B.) aus Schwaben

7. Januar 2015 12:05

@Fenris
der Mensch hat ein natürliches Bedürfnis nach Transzendenz. Dieses bricht sich zuerst Bahn in den sogenannten Naturreligionen. Tieferen Naturen genügen die Antworten der Naturreligionen nicht. Mit allen ihren Ritualen, magischen Praktiken usw, sind sie doch nichts anderes als ein Rausch, der vorüber geht einen mit einem Kater zurück lässt und immer stärkere Dosis verlangt.

Gott kommt den Suchenden, die mit der Naturreligion unzufrieden sind, nun mit der Offenbarung entgegen.
Dieser Übergang findet sich in einem schönen Bild im Alten Testament
1 Kön 19-1:


Der Herr antwortete: Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. 12 Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. 13 Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

Der Islam, wie ich ihn verstehe, erscheint als das schiere Gegenteil der Naturreligion. Gott ist ganz getrennt von der Welt. Alles ist der Wille Allahs, Kismet, unausweichliche Bestimmung. Zu Ende gedacht betrifft dies aber auch die Entscheidung des Einzelnen für oder gegen den Glauben. Damit ist Gott aber eigentlich überflüssig.

Fenris

7. Januar 2015 12:46

Da stellt sich mir doch folgende Fragen:

- ist es "der Mensch", der nach Transzendenz strebt oder der Mensch, der einer Religion folgt, die - welch Zufall - eine transzendente Möglichkeit bietet?

- Wenn die Heiden mit ihrer Ritualen keine Transzendenz suchen, was dann? (mir ist klar, dass dann aber auch erster Punkt gelte) Warum wird Heiden dies nicht zugestanden, Christen aber schon? Und wodurch streben Christen eigentlich Tranzendenz an? Und wieso der Rauschvergleich bei heidnischen Ritualen, gilt dies nicht auch für christliche Rituale?

- Nun wenn der Islam das Gegenteil der Naturreligion ist (wenn man mal annimmt, dass das Heidentum tatsächlich eine ist, ohne transzendente Elemente) wieso soll der Kritikpunkt der Prädestination nicht dann auch für das Christentum gelten? Ich bin weder Experte in christlicher noch islamischer Lehre, bitte daher um Erhellung :)

Meyer

7. Januar 2015 13:29

Sollte das Abendland je islamisch werden: Wir werden doch den Islam nicht von irgendeinem Araber oder Türken übernehmen. Auch wird deren Macht absehbar nicht ausreichen, um uns militärisch zu besiegen. Nein, es wird ein neuer "Karl" kommen und die "Sachsen" "taufen". Zuvor würde der Islam schön europäisiert werden (müssen).
Aber angenommen, es wäre geschehen, sei es im Jahre 2176 (wir Deutschen würden dann natürlich ordnungsgemäß das Jahr des Proheten als Anfang der Zeitrechnung setzen), wie hoch wäre doch der anfängliche Drang, das Fremde über Bord zu werfen. Hoch. Hoffentlich. Und ich denke doch zu recht?!
Weshalb sollten nun die Ururururenkel der ersten islamsierten Deutschen bei der erstbesten Sinnkrise des Islams diesen nicht versuchen über Bord zu werfen, auch wenn der Zeitpunkt deutlich später liegt?
Und wo bitte liegt nun der Unterschied zwischen einem zulünftig aufoktroyierten Islam und dem ebenso aufoktroyierten Christentum? Einzig die Gewöhnung über die Zeit.

Oder die kühle Betrachtung: Welchen Zweck erfüllt das Christentum, vor allem das katholische (das amtsevangelische ist bereits tot) im derzeitigen und ewigen Selbstbehauptungskampf? Reicht die Kraft des Christentums für eine Renaissance als Vehikel für eine kriegerisch-männlich-antiken Renaissance. Die nichts weiter als eine gesellschaftliche Revolution wäre? - Nein.

Wir leben in einer Zeit, welche die Weichen zur Vernichtung der Europäischen Völker stellt. Aus dieser Not heraus führt nicht die bestmögliche Verteidung des bisher Bestehenden (und bis hierhin Führenden). Aus der Not führt EINZIG die Umkehr der Wirkmächtigkeit. Das Wiederergreifen der Initiative. Zuerst: Geistig-seelisch und intellektuell-wissenschaftlich, dann physisch-mental (aber das ist ein Klacks im Vergleich zur ersten Aufgabe).

Arkjold der Klimperheide

7. Januar 2015 14:52

@ Fenris

Was die Naturreligion und die Transzendenz angeht: daß Natur mehr ist, als ein paar Bäume und Vögel ist eh klar, insofern tut sich mir der Gegensatz schon mal gar nicht auf. Und wenn einer ein wesentlich größeres Hirn hat als ein heutiger Mensch und dabei perfekt an seinen Lebensraum angepaßt ist, wie das bei dem Neandertaler der Fall war, dann nimmt er die Natur sowieso ganz anders wahr. Für uns Heutige ist das ja alles bloß ach so grausam (womöglich noch, weil die Mutter bei der Geburt draufgeht, da ein europäischer Schädel einfach nicht durch's afrikanische Becken kommt...), weswegen sich viele an solchen Unfug wie das Christentum klammern, der einem verspricht, daß im Jenseits die perfekte Welt ist. Dabei liegt das alles nur an unserer entfremdet-hybridisierten Wahrnehmung der Natur. Transzendenz ist nicht über die Natur hinausgehen, sondern zur wahren Natur vorstoßen!

@ Waldgänger

"Tiefere Naturen" sollten vor allem nicht davon ausgehen, daß ein "Heide" jemand ist, der seine ganze Freizeit im Esotero-Supermarkt verbringt. Das letzte "religiöse Ritual" an dem ich teilgenommen habe war meine Katholenkommunion. Ich geh lieber in den Wald und spüre die Anwesenheit der Ahnen...

Ralf Kaiser

7. Januar 2015 16:04

@ Thomas

Selbstverständlich zeigt die Preisverleihung an Moser eine Tendenz, die derjenigen seines Buches entspricht.

Im übrigen bin ich nicht "manche Neuheiden", und in puncto Objektivität kann ich es mit Moser leicht aufnehmen. Während er im Sinne seiner Grundthese alle Bräuche des Kalenderjahres christlich erklären wollte und diejenigen, bei denen er es nicht schaffte, lieber gar nicht erwähnte, habe ich die Ostereier exakt so erklärt, wie Sie selbst es in Ihrem ersten Kommentar getan haben, denn ich bin mir der christlichen Anteile des Osterbrauchtums durchaus bewußt. Auch die Hasen spielen übrigens in meiner Argumentation keine Rolle.

Zudem basiert das Oster-Kapitel in Mosers Buch zu einem Teil ohnehin auf den Thesen des Indogermanisten Knobloch, und in diesem Fach bin ich recht kompetent. Sie auch? Wenn ja, werden Sie meinen Aufsatz vielleicht zu schätzen wissen.

Was nun seine Veröffentlichung angeht, so werde ich sicher keine Netzseite eröffnen, nur um Ihre anonyme Bequemlichkeit nicht zu stören. Da Sie hier ständig als ethnologische Chefinstanz auftreten, wäre es ohnehin angemessen, wenn Sie Ihre Qualifikation offenbaren würden, statt sich hinter einem Pseudonym zu verstecken.

Da ich aber Ihren Mut nicht überfordern will, könnte ich eventuell der Sezession eine Mail mit dem Aufsatz als Dateianhang schicken und um Weiterleitung bitten. Wäre das in Ihrem Sinne?

Vorerst können Sie mit einem Text in die Materie einsteigen, der in einem akademisch unverdächtigen Rahmen öffentlich zugänglich ist:

Elmar Seebold: Besprechung des Buches Ostern. Geschichte eines Wortes von Jürgen Udolph. Beiträge zur Namenforschung (Neue Folge) Band 35 (2000), S.347-51.

Diese Rezension war mir noch nicht bekannt, als ich meinen Aufsatz schrieb, sie enthält aber einige Argumente, die auch ich verwendete. Allerdings konnte der namhafte Etymologe Seebold im Rahmen einer Rezension natürlich nicht so ausführlich in die Thematik einsteigen, wie ich es dann tat.

Im übrigen ist es eine Verschleierungstaktik, zu der auch Sie greifen, die Ostara/Eostre-Theorie ständig auf Jacob Grimm und das naive 19. Jahrhundert zurückzuführen. Grimm griff lediglich eine Erklärung des äußerst gelehrten frühmittelalterlichen Klerikers Beda Venerabilis auf, wie Sie doch sicher wissen.

Kim Laurenz

7. Januar 2015 17:49

Ich stelle fest, dass hier sich etwaig äußernde "Neu-Heiden" nicht eben meine Argumentation stützen. Es ist aber nicht sinnvoll sich auf solchen Mumpitz zu stürzen. Man widerlegt dann nur Standpunkte, die das auch alleine schaffen.

Thomas Wawerka

7. Januar 2015 18:15

Ich kann mir nur verwundert die Auge reiben. Die ... öhm ... "Kritik" des Christentums trifft mich als Christ gar nicht, sie streift mich maximal am Rande. Es scheinen einige wunderliche Bilder vom Christentum zu kursieren ... aber das ist ja nun auch nix Neues.

Jesus Christus lebt und erfreut sich bester Gesundheit. Also sprach der Pastor der "toten Evangelenkirche".

Baal Müller

7. Januar 2015 19:11

@ Thomas Wawerka:

Vielen Dank für Ihr Interesse bzw. die Lektüre meines Aufsatzes, der freilich nur eine kurze Einführung bietet (weitere Klärungen, worum es mir und manchen "Neu"-Heiden eigentlich geht, versprechen einige andere der genannten Bücher und vielleicht auch mal ein Spätwerk aus meiner Tastatur).

Sicher geht es bei Religion auch um Wahrheit - da stimme ich Ihnen zu; allerdings kann ich mit "absoluten Wahrheiten" wenig anfangen. Allenfalls mag man noch logische oder mathematische Gesetze für "absolut" halten - Zahlen bzw. Mengen gibt es auch, ohne daß jemand, etwa der menschliche Geist, zählt -, aber man braucht immerhin Mannigfaltigkeiten in irgendeinem Sinne. In einer gänzlich "leeren" oder entropischen Welt gibt es keine Zahlen oder logischen Gesetze. Soviel zu den absoluten Wahrheiten.
Erst recht kann man natürlich Glaubenssätze wie "der eine Gott ist eine Dreifaltigkeit dreier Personen", "Jesus wurde von einer Jungfrau geboren", "Gott ist allmächtig und allgütig, läßt aber - um uns zu prüfen? - doch immer das Böse zu", "Jesus hat unsere Sünden auf sich genommen" und dergleichen nicht als "absolute Wahrheiten" bezeichnen. Sie mögen dem einzelnen oder auch ganzen Kulturen viel bedeuten, aber mehr auch nicht. Und da halte ich es mit dem von vielen Konservativen und Rechten sehr geschätzten Akif Pirincci, der in einerm Interview mit der JF sinngemäß gesagt hat: "Ja, der Islam war ursprünglich mal meine Kultur, aber wenn eine Kultur Mist ist, muß man sie über den Haufen werfen." Ich würde ihn höchstens dahingehend korrigieren, daß das Christentum eben nicht unsere ursprüngliche Kultur war, sondern ihr nur im Sinne einer "Pseudomorphose" (Oswald Spengler) anverwandelt wurde; ähnliches gilt auch für den Islam, schließlich waren z.B. die Türken ja nicht schon immer Moslems, sondern hatten eine reiche turktatarische, in religiöser Hinsicht heute meist als "tengristisch" bezeichnete Kultur, bevor sie leider zu Moslems wurden (und in manchen zentralasiatischen Ländern gibt es starke Bestrebungen, diese Traditionen wiederzubeleben). Der Islam ist nicht reformierbar und an die sogenannten westlichen Werte assimilierbar; allerdings ist einem stolzen Türken auch schwer zuzumuten, entweder Christ oder mediengläubiger Westler zu werden, sondern für die Intellektuellen der muslimischen Welt besteht eines Tages, vielleicht in hundert Jahren, die Herausforderung, so zu ihren Wurzeln zurückzufinden, wie wir das seit der Renaissance versuchen, in deren Tradition ja letztlich auch das Neuheidentum steht. Zwischen Monotheismen, die gleichermaßen unsinnig auf ihre jeweiligen absoluten Wahrheiten pochen, wird es niemals eine Verständigung und Befriedung geben, sondern bestenfalls die endlosen "Dialoge" der Politiker und Religionsgemeinschaften-Funktionäre als zeitweiligen Waffenstillstand (meist aber eher Schlimmeres).

Dies als kleiner Exkurs - eigentlich war ich ja bei den absoluten Wahrheiten. Vielleicht resultiert der Glaube an diese aus einer etwas übersteigerten Bewunderung der Schrift ("heilige Bücher") und ihrer relativen Beständigkeit durch Menschen, die weitgehend analphabetischen Kulturen entstammen. Einen Überblick über philosophische Debatten zu Erkenntnis und Wahrheit kann ich hier nicht liefern; Aristoteles als einer der Ahnväter der europäischen Philosophie nannte Wahrheit die "Übereinstimmung von Sache und Verstand", und daraus ergibt sich immer eine gewisse Vorläufigkeit und Wackeligkeit.

Das heißt natürlich nicht, daß "alles relativ" ist, wie jetzt vielleicht manche aufschreien, sondern nur, daß sie einem gewissen Stand des Wissens und einer bestimmten Perspektive entsprichen. Diese kann weiter oder enger sein, je nachdem, in welchem Maße man fremde Perspektiven aufnimmt, integriert, vermittelt, dadurch die eigene erweitert usw., aber auch den Mut hat, das Unvereinbare zu trennen und auszusondern.

@ allgemein:

In die eher theoretischen Fragen, was Religion sei, mengt sich mancherlei anderes hinein, z.B. die Frage nach der geistigen Einheit der Europäer, die dies noch sein wollen, gegenüber der muslimischen und/oder globalistisch-amerikanischen Anfeindung, oder die Frage nach der Natur der Naturreligion: Wie können denn Heiden/Naturreligiöse z.B. die Sonne oder die Erde anbeten, wo wir doch wissen, daß diese nur ein Stern bzw. ein Planet sind, den wir recht genau vermessen können? Hier sei nur daran erinnert, wie z.B. Heidegger zwischen Welt und Erde einerseits und Planet andererseits unterscheidet. Leider sind viele noch beim Naturwissenschaftsbegriff des 18. oder 19. Jahrhunderts steckengeblieben, es gibt ja auch keine wirklich tiefe philosophische und religiöse Durchdringung etwa der Quantenmechanik, nur gewisse Ansätze dazu. Hier harren noch große philosophische Aufgaben künftigen Denkern. Immerhin kann aber doch schon angedeutet werden, daß man, wenn man von "Natur" spricht, nicht am Klotz-Materialismus vergangener Zeiten hängen muß.
Dabei ist doch manches gar nicht so schwierig: Die Sonne als Himmelskörper ist nichts Göttliches, ebensowenig die Erde als Planet, aber das Kosmisch-Lichthafte ist wie das tragende, bergende oder hervorbringende Wesen der Erde ein Archetyp des Göttlichen. In den verschiedenen Kulturen und Epochen bzw. in ihren großen mythischen Erzählungen, in Bräuchen, Ritualen usw. werden solche Archetypen, von denen es viele gibt und die auch gleichsam ineinander übergehen können, unterschiedlich ausgedeutet, erhalten Namen, Gestalt und Gesicht. Wenn man diesen Symbolcharakter nicht mehr begreift, spricht man von "Götzen". Verehrt werden aber weder die bildhaften Interpretationen an sich noch die Naturphänomene im materialistischen Sinne (über den die Naturwissenschaften z.T. schon hinausgekommen sind), sondern die Kräfte, die sich in ihnen manifestieren.

Von diesen ganzen theoretischen Fragen sollte man die politischen trennen. Hier heißt es: Alles unterstützen, was sich irgendwie für "uns" einsetzt, egal ob man unter dem "Wir" nun das Abendland, die europäische Kultur, die Aufklärung oder den europäischen Menschentypus (von mir aus auch in einem biologischen Sinne) versteht, und die Differenzen und Meinungsverschiedenheiten für später aufheben. Auch die Kreuze z.B. bei PEGIDA stören mich da nicht, sofern der politische Charakter der Veranstaltung den religiösen überwiegt. Nur wenn es ausschließlich um das Christentum, das sogenannte christliche Abendland usw. geht, bin ich nicht dabei.

Danke für die interessante, anspruchsvolle Diskussion!

Euer Baal, der meistens geduzt wird und selber auch fast jeden duzt. Mit "Sie" rede ich im allgemeinen nur Kunden, die bei mir was kaufen, politische Gegner und Beamte an.

Thomas Wawerka

7. Januar 2015 20:23

@ Baal Müller

Und da halte ich es mit dem von vielen Konservativen und Rechten sehr geschätzten Akif Pirincci, der in einerm Interview mit der JF sinngemäß gesagt hat: „Ja, der Islam war ursprünglich mal meine Kultur, aber wenn eine Kultur Mist ist, muß man sie über den Haufen werfen.“

Das ist das, was mich an Herrn Pirincci irritiert: Er hat seine Kultur einfach "weggeworfen", statt sich dafür einzusetzen, dass sie besser wird. Auf das Pferd des westlichen Liberalismus aufzuspringen und sich dann abfällig über die eigene Kultur zu äußern, kommt mir ein bisschen zu wohlfeil vor, selbst wenn er recht hat.
Aber ich bin wahrscheinlich zu simpel traditionalistisch eingestellt.
Was die "Wahrheit" betrifft: Entweder es gibt sie, oder es gibt sie nicht. Entweder sie ist essentiell, oder nur kulturell konstruiert, was dann bedeutet: Ansichtssache.
Ich meine, dass es lohnt, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Über die Wahrheit kann man nicht abstimmen. Man kann sie durch den Diskurs nicht ermitteln, sondern nur vermitteln.
Ich könnte nicht mit Muslimen (oder Neuheiden) beten - aber den "Dialog" suchen, um die Wahrheit diskutieren: klar! Andererseits, Herr Müller, wissen wir als Freunde des guten Friedrich N., dass der, der es nötig hat zu diskutieren, schon auf dem absteigenden Ast ist ... schon der Verlierer, der decadent ist. - Naja, dann bin ich das halt.

Ralf Kaiser

7. Januar 2015 21:36

@ Thomas

Eine kleine Präzisierung tut not: Nur in der ersten Fassung des Aufsatzes, erschienen in der freireligiösen Zeitschrift "Glauben und Wirken" 2/2006, brachte ich die Eier ausdrücklich mit dem Ende der Fastenzeit in Verbindung. In der DGG-Version schrieb ich dann nur ganz allgemein, daß Hasen und Eier für eine heidnische Herleitung des Osterfestes keine Bedeutung haben, unterzog aber einige andere Exzesse der früheren Ostara-Euphorie einer harten Kritik.

Ich bitte um Entschuldigung für die etwas mißverständliche Darstellung.

Peter Bickenbach

7. Januar 2015 21:37

Peter Bickenbach

Liebe Freunde und Interessenten,

Nachdem sich erfreulicherweise schon ein erheblicher Schwanz an Beiträgen zur Rezension meines Buches gebildet hat, nehme ich mir heraus, nun auch noch ein paar Worte den Diskussionspartnern mitzugeben.
Bei Religion und Glaubensüberzeugungen ist es wie in der Liebe. Man kann diese nicht rational durch Argumente und Diskussionen ändern. Vielmehr lag mir daran, Christen, Neuheiden, Atheisten außerhalb des politischen Mainstream dazu anzuhalten, ihren Wissenshorizont zu erweitern und darüber nachzudenken, was das jeweils Charakteristische an ihrem Standpunkt ist und was Sie somit beim weltanschaulichen Rivalen eigentlich ablehnen - damit verbunden eine Richtigstellung weit verbreiteter bzw. populärer Irrtümer über Christentum, Judentum und Heidentum. Dabei ist für mich entscheidend, daß es für das Wesen einer Sache und ihrer Wirkung nicht von Belang sein kann, wie sie von ihren Gegnern her gesehen, sondern daß es zu ihrem Verständnis nur von Belang sein kann, wie sie von ihren Anhängern aufgefaßt wird seit ihren Anfängen.
Natürlich kann ich nicht mehr auf alle schon geäußerten Wortmeldungen eingehen. Es befinden sich sachliche, ernsthafte, auch unqualifizierte darunter, was schließlich in der Natur der Dinge liegt. Doch nach meiner groben Einschätzung wird der größte Teil von ihnen in meinem Buch zur Sprache gebracht. Wie ich sah, waren wiederholt die Punkte "Pazifismus" und "Sklavenreligion" zum Christentum angesprochen worden. Gerade diese Vorwürfe werden im Buche gebührend behandelt. Ein ganzes Kapitel beinhaltet die Umdeutung des Christentums zu einer abstrakten Morallehre unter Tilgung aller metaphysischen Elemente, wie Schöpfung, Sünde, Vergebung, Sühneopfer Christi, Auferstehung, Ewiges Leben, seit der Aufklärung Anfang des 18. Jh. sowie die außerchristliche Herkunft des modernen Pazifismus, ebenso im 20. Jh. die weitere Umwertung zum politmoralistischen Programm mit Pazifismus und Fortschrittsdenken, wie es für die Systemkirchen heute grundlegend geworden ist. Hier müssen sich Neuheiden fragen lassen, warum sie in ihrer Argumentation nahezu vorbehaltlos die von den Systemkirchen vermittelten Bilder des politisch korrekt umgewertetem Christentums übernehmen, welche sich längst in dem schon lang andauernden Kampf gegen das orthodoxe Christentum eingereiht haben.

Besonderen Dank an meinen Freund Baal Müller, der von seinem heidnischen Standpunkt aus Sachlichkeit und philosophische Betrachtung wohlwollend hineinbringen wollte.
Was den "Papkameraden" angeht, lieber Baal, gebe ich zu, daß solche Versuchung naheliegend sein kann, egal bei welcher Seite, weil es für viele wohltuend ist, angestaute Ressentiments beim Scheibenschießen genüsslich abzubauen. Dennoch kann ich diesen Vorwurf für meine Seite so nicht stehen lassen, weil ich nicht nur als Christ meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wiedergegeben, sondern mich auch um das Selbstverständnis neuheidnischer Argumentation bemüht habe. Teilweise hast Du in Deiner Entgegnung bei mir offene Türen eingerannt, wenn Du das Christentum nicht mehr als Religion ansiehst oder schon früher mit Ludwig Klages im monotheistischen Christentum den "Willen zur Macht" als zur Beherrschung der Natur, entgegen den heidnischen Religionen, als charakteristisch beschrieben hast. Das ist auch meine Auffassung nach protestantischer bzw. lutherisch- orthodoxer Sicht - entgegen der katholischen -, daß das Christentum das Ende und damit aber auch die Erfüllung aller Religion überhaupt ist (analog zum Alten Testament - Christus als des Gesetzes Ende). Religion ist, mit eigenen Worten gesagt, heidnisches Stadium, wenn man so will - Kindheitsstadium -, das auf seinen Reifeprozeß zum Erwachsenenstadium - dem Christentum - wartet. Religion ist also für den Christen bestenfalls ein Relikt als vergangenes Durchgangsstadium. Nun müssen ja oder sollten zumindest Kinder eines Tages erwachsen werden. Kinder fühlen sich noch zu mythischen, fabelhaften Darstellungen und Erzählungen hingezogen. Der Erwachsene aber will eine Begründung in seinem Ratio und nach all seinen Erfahrungen sowie einen Sinn für seine Handlungen haben - nämlich den Glauben.

Allerdings muß ich jedoch die Diskrepanz zwischen Neu - und ursprünglichem Heidentum betonen. Der alte Heide sah sich Mächten und Gewalten (Göttern) gegenüber ausgeliefert und sich rundherum abhängig, dabei keineswegs nur "naturabhängig". Diese Gewalten waren für ihn nicht Ideen, die er phantasievoll ausschmückte, sondern zweifellos übernatürlich begründet. Er sah dabei Forderungen an sich gestellt und versuchte mit Opfern ins Reine zu kommen. Seine religiösen Gedanken schlossen die jenseitige Welt mit ein, damit auch verbunden das Bedürfnis zu erfahren, "was die Welt im Innersten zusammenhält." Die totale Diesseitsfixiertheit des Neuheidentums und das Ausblenden aller metaphysischen Elemente kannte er nicht. Diese sind erst modernistischer Herkunft.

Allgemein für alle:

Nun zu meinem Standpunkt, daß das heutige Neuheidentum seinen eigentlichen Urgrund dem postmodernen Relativismus verdankt, welcher den Gedanken an eine allumfassende Wahrheit im Namen derToleranz und des Pluralismus negiert. Als Humus kommt die ganze Unterhaltungs-, Freizeitindustrie, Erlebnis- und Spaßkultur hinzu. Nietzsche als Prophet der Postmoderne beschreibt als alleinige Lebensmotivation dieses Menschen "das Vermeiden von Unlust". Der "Wille zur Macht" - für mich besser ausgedrückt: Wille zur Herrschaft -(nach 1. Mose 1, 28: "Machet euch die Erde untertan!") wird zugunsten eines hedonistischen Lebensverständnisses aufgegeben. Solcher Mensch ist einer unbedingten Forderung, nach welcher sein Leben schicksalhaft unterworfen werde, völlig unfähig. Zerstreuung und Ablenkung sind die bestimmenden Maxime. Ob diese je nach geschmacklicher Neigungen durch Mittelalterspektakel, "Keltischer Musik", "Germanischer Medizin" oder Yoga besorgt wird, ist dann sekundär. Das klare "Oberbewußtsein" (J. Evola) verliert sich immer mehr zugunsten eines seelischen unbeständigen Fluten. Die Esoterik bietet hier weitere Erlebnisangebote, wo dem an Disziplinphobie leidenden Zeitgenossen seiner wechselnden Laune Rechnung getragen wird. Dogmatik und feste Inhalte werden zur Zumutung für labile Seelen. Unverbindlichkeit, Flexibilität, Probiermentalität werden zu den Grundbedingungen, um mal in diese, mal in jene "Szene" zu schlüpfen. Esoterische Handlungen werden nicht mehr aus einem schicksalhaft gewordenen Grund heraus geboren ("Hier stehe ich, ich kann nicht anders ..."), sondern tragen den Charakter oberflächlich- sinnlichen Reagierens ähnlich mechanischen Reflexen auf äußere Reize.
Dieses Phänomen als "Religion" segeln zu lassen, ist für mich einfach Falschmünzerei.

Zuletzt noch zwei Punkte, die bisher kaum vorgebracht wurden und um u. a. bei dem eine oder anderen Neugier zu wecken:

Die Gender- Ideologie

Hier wies ich auf ihre Herkunft durch die UN- Richtlinien für Menschenrechte hin. Mit der anvisierten Feminisierung der Gesellschaft, die auf eine klare Negierung des patriarchalischen Prinzips abzielt, wollte ich auf eine Affinität zu neuheidnischen Gruppen aufmerksam machen, da in diesen für gewöhnlich das weibliche Prinzip favorisiert wird (Rebellion gegen den einen allmächtigen Herrgott nach Wilhelm Stapel)

Ein weiterer Blickpunkt fällt auf die Verlautbarungen der Alliierten nach 1945 über Religion und Geschichtsverständnis in der Reeducation. In diesem Zusammenhang wird auf kybernetische Studien und Experimente in den USA durch das International Institute of Social Research um M. Horkheimer und T. W. Adorno eingegangen. Um autoritatives Verhalten als Massenphänomen ("autoritäre Matrix), Faschismus und Antisemitismus für immer zu verhindern, soll die Vorstellung von einer übernatürlich geschaffenen Natur (Schöpfung) in der Gesellschaft getilgt werden.
Alternative: Neospiritualität, d. h. Esoterik, Kult, Ritual, alles tolerierbar, nur ein einziges soll ausgemerzt werden: der Glaube an den Schöpfergott, Gott Vater.

Hesperiolus

7. Januar 2015 21:40

@ Baal Müller

Auf die Gefahr hier mit einem korinthenkackenden Spengler-Spleen lästigzufallen: Im Sinne Spenglers gibt es wohl eine petrinische und eine magische "Pseudomorphose", aber keine faustische. Ich halte das für wichtig, da er, der das gotische Zeitalter mit einem gewissen Pathos beschwört, sicher nicht zum Gewährsmann fürs Neuheidentum taugt. Zur magischen Pseudomorphose gehört das paulinische Christentum. Das faustische Christentum aber ist sosehr "unsere ursprüngliche Kultur", daß Spengler dem religionsbedürftigen Zivilisationsspätling sogar rät: "Religion ja - aber dann nimm dein Gesangbuch, nicht den Konfuzius auf Büttenpapier - und gehe in die Kirche".

Arkjold der Klimperheide

8. Januar 2015 02:37

Zu Ihren letzten beiden Punkten: sie sollten der modernen Soziologie und der Relevanz ihrer Studien eventuell nicht so viel Bedeutung beimessen, und es spricht auch nicht gerade für den Zauberlehrling USA, daß man ausgerechnet im Anschluß an die totale Entladung heidnischen Germanentums, welches vorher tausend Jahre lang unterdrückt wurde, solche riskanten Pläne schmiedet um die "autoritäre Matrix" zu zertrümmern, mit der Perspektive eines Kontinents voller heidnischer Rebellen, die am Ende "the real thing" entdecken, und das "Dritte Reich" noch in den Schatten Stellen, indem sie den Übervater USA mit dem Mjölnir ermorden...
Im Übrigen hat aber jeder meine Zustimmung, der das NEU-Heidentum als modische Strömung auseinandernimmt. Mit meinem heroischen "Heidentum" hat das alles letztlich wenig zu tun. Dieses beinhaltet sehr wohl eine (wenn man so will diesseitige) Metaphysik, und ich halte Ihnen hier mal vor, daß Sie in genau die Falle der falschen Metaphysik gehen, die im abrahamitischen Monotheismus und im christlich-verdrehten Platonismus ausliegt. Aber ich sehe im Heidentum trotzdem keinen Rettungsanker des untergehenden Abendlandes (wie auch: Heidentum ist nordisch, Abendland ist westlich - ich werd die Sonne nicht am Untergang hindern), ebensowenig wie im Christentum, das Sie auf fast schon bewundernswerte Weise versuchen zu verteidigen, dabei aber meines Erachtens völlig in die Leere rennen. Es interessiert mich nicht sonderlich, was aus dem Christentum für eine weiche Morallehre gemacht wurde, nachdem es vorher so brutal-gesund Europa unterworfen hat. Mir geht es um die Frage: glauben Sie oder sonst ein Christ, was da in der Bibel steht? Und zwar wörtlich, so wie Karl der Große, und nicht in einer weichlich-modernisierenden Weise, die Sie gerne mal anderen Leuten vorhalten! Wenn dem denn so sein sollte, dann müssen Sie aber schon entschuldigen, wenn ich das als nicht sonderlich der Sphäre des Erwachsenen zugehörig empfinde, die von Ihnen da beschworen wird und welche das Christentum gegenüber dem Kinderkram der Naturreligion als höherstehend positionieren soll. Lassen Sie uns lieber mal aufhören in den abrahamitischen Kategorien von Sünde und Schuld zu denken, um stattdessen wieder die ureuropäischen Kategorien der Ehre und der heldischen Tugend anzunehmen, von denen das Christentum anfänglich noch zehren konnte, die ihm aber keinesfalls angeboren sind. Die antike europäische Religion war ganz sicher nicht weiblich dominiert, wie Sie es teils berechtigt dem Neuheidentum vorhalten, und auch kein "Protopatriarchat", so wie Sie es aus Ihrer christlichen Perspektive scheinbar projizieren, sondern sie war eine Religion der Einheit von Vater Himmel und Mutter Erde, wovon alle weiblichen und männlichen Gottheiten zeugen. Und sie war nicht "zweifellos übernatürlich" begründet, wie Sie fälschlich und durch's Christentum vernebelt behaupten, sondern ihre Götter und ihre Metaphysik waren völlig diesseitig. So wie sich's gehört, für eine Wissenschaft, die diese Bezeichnung verdient. Glauben Sie mir mal, Herr Bickenbach.
Und es bleibt für mich die große Frage: Warum ist diese absolute Superreligion, als die Sie das Christentum darstellen, nicht aus unserer europäischen Erde natürlich in unsere Blondschöpfe hineingewachsen, sondern in der Wüste aus einem völlig hybridisierten Volk hervorgegangen, um sich dann erst hier auszubreiten? Haben Sie darauf eine sinnvolle Antwort?

Thomas Wawerka

8. Januar 2015 14:44

Warum ist diese absolute Superreligion, als die Sie das Christentum darstellen, nicht aus unserer europäischen Erde natürlich in unsere Blondschöpfe hineingewachsen, sondern in der Wüste aus einem völlig hybridisierten Volk hervorgegangen, um sich dann erst hier auszubreiten? Haben Sie darauf eine sinnvolle Antwort?

Sinnvolle Antworten gibt's nur auf sinnvolle Fragen.
Oder sollte das satirisch gemeint sein?

Arkjold der Klimperheide

8. Januar 2015 14:59

Herr Bickenbacher, ich möchte hier nachträglich noch auf etwas zu sprechen kommen, daß mir in Ihrem Kommentar extrem sauer aufgestoßen ist, und zwar die Wendung des Willens zur Macht ins mosaische "macht euch die Erde untertan", was, wenn Sie das auch noch als "Wille zur Herrschaft" bezeichnen, in seiner Abwegigkeit wie eine bloße Provokation wirkt und dermaßen selbst einem wie mir fast die Neidesröte ins Gesicht treibt...
Es ist keinesfalls so, daß diese Moderne ja nur ach so verweichlicht wäre: wenn man sich mal die Massen von "Virtuosen", die von den Konservatorien kommen und die Beethovensonaten vermutlich im doppelt- und dreifachen Tempo dessen runterhämmern, was der Meister wohl selber hingekriegt hätte, dann muß man doch mal konstatieren, daß es nicht die Leistung ist, die unserer Zeit fehlt, sondern die Tiefe. Es braucht offenkundig keine Schicksalsverbundenheit, damit der Mensch funktioniert wie eine Maschine. Und was Sie da im weiteren Verlauf noch so darlegen ("Unverbindlichkeit, Flexibilität, Probiermentalität"), sind durchaus Merkmale des durchaus schicksalsbejahenden Genies Beethovens gewesen. Wenn denn "Dogmatik und feste Inhalte" eine "Zumutung für labile Seelen" sind, dann sind sie es aber auch für den ein oder anderen Helden Europas gewesen, zumindest da wo das Dogma z.B. der korrekten Auflöung einer Dissonanz nicht wirklich zielführend war. Man kann es mit allem übertreiben (sowie Schönberg und seine Brut, nur um dann bei den allerunsinnigsten Avantgardedogmen anzukommen), aber wenn Wagner so komponiert hätte, wie Sie sich einen disziplinierten Menschen erträumen, dann wäre der Tristan eine völlig lahme Schnulze...

Arkjold der Klimperheide

8. Januar 2015 15:47

@ Thomas Wawerka

Ganz ehrlich gesagt, die Kalauerlaune kann sich bei mir durchaus einstellen, angesichts all der rechten Philosemiten, die heutzutage überall unterwegs sind. Aber nein: was die Versklavung und letztliche Vernichtung des nordischen Phänotyps angeht verstehe ich absolut keinen Spaß!

Baal Müller

8. Januar 2015 23:21

@ Peter

Eine gewisse "Probiermentalität" ;-) - es gibt sie in oberflächlicher, aber auch in tieferer Form, als "faustisches" Streben nach Wahrheit usw. - scheint doch gerade für den europäischen Menschentypus recht typisch zu sein. Er nimmt nicht einfach irgendwas hin wie das Manna, das vom Himmel fällt, sondern er sucht, forscht, experimentiert, "probiert" eben dieses und jenes aus und kommt dadurch zu neuen Erkenntnissen. Wenn etwas abendländisch, europäisch, westlich usw. ist, dann doch wohl das. Sogar Odin macht's schon vor, hängt sich in die Esche, stibitzt den Met, "kauft" sich für sein Auge Weisheit und so. Vollkommen, absolut, allmächtig usw. ist er natürlich nicht, sondern immer auf der Suche.

Und wozu das "Sich-untertan-Machen" der Erde geführt hat, bzw. nur der titanische Wille dazu (weil's ja doch nichts wird), sieht man doch auch jeden Tag zur Genüge. Beim Erkenntnisstreben muß man wohl zweierlei unterscheiden (zumindest idealtypisch): das eigentlich europäische (in der Antike besonders artikulierte), das auf Anschauung des Wahren, Kontemplation, Aisthesis abzielt, und das (semitische) Erkennen-Wollen um des Beherrschens willen, die Anbetung der Macht und der Macht des Stärkeren, an den Himmel oder in eine Transzendenz projiziert als "Allmacht".

Zur Frage der männlichen und weiblichen Gottheiten / Archetypen hat Arkjold der Klimperheide einiges gesagt, dem ich mich gerne anschließen kann; überall in der europäischen Mythologie gibt es "patriarchale" und "matriarchale", männlich-solare und weiblich-lunare Gottheiten, die in einem Spannungsverhältnis zu einander bzw. letztlich in einem Ausgleich stehen. Die Welt ist nicht von einem männlichen Vatergott geschaffen worden, dem dann irgendwann die Hexen oder Feministinnen ungehorsam geworden sind, sondern das Männliche wie das Weibliche sind polare Erscheinungsformen der (ausdifferenzierten) Natur. Insofern gibt es in weiten Teilen der Welt, sicher auch ein bißchen im Christentum, weil es nicht um solche erfahrungsreligiösen (heidnischen) Elemente herumkam, auch eine spezifisch männliche und eine weibliche Spiritualität. Im Islam wohl nicht so, aber den wollen wir ja auch nicht hier haben, weil er uns so fremd ist. Bei vielen konservativen und philosemitischen Christen bin ich mir da aber auch nicht so sicher bzw. wundere mich, was sie eigentlich gegen den Islam einwenden wollen (außer daß er "nicht von hier" ist, aber das war das Christentum ja ursprünglich auch nicht).
Als Ausgleich zu Evola (der doch eigentlich eher von indophilen Heiden mit faschistischer Liebäugelei in Anspruch genommen werden kann) würde ich ein bißchen Bachofen und Gimbutas empfehlen.

Herzlichen Gruß!
Baal

Maximilian

11. Januar 2015 12:01

Relationismus und Heidentum

Wie will man das Absolute für alle verbindlich setzen? Weshalb dieser absolutistische Ansatz und nicht jener?

Das Heidentum besteht in einem seiner wesentlichen Aspekte gerade darin, das Absolute nicht als solches anzunehmen und bewußt im Vagen zu bleiben; bleiben zu müssen. "Bewußt" für jene, die zwar reflektieren, aber nicht die Welt, noch ein unbekanntes Jenseits nach einer einheiltlichen Causa rational durchdeklinieren. Bei diesem einheitlichen Bild vom Dies- und Jenseits handelt es sich keinesfalls um "Wissen", sondern um ein "Wollen", sondern um das willentliche Setzen eines Axiomes.
Ein geschlossenes Weltbild nicht anzuerkennen, darin liegt gerade der Wert und die Kraft des alten und neuen Heidentums! Dabei handelt es sich bei der europäischen Grundlage des historischen und modernen Heidentums selbstverständlich um einen Relativismus: Viele sich ergänzende Symbole für nicht (bis zum Ende) rational durchdringbare Kräfte des menschlichen, natürlichen und jenseitlichen. Es handelt sich eben nicht um eine Kraft - und fertig (ob nun dreifaltig oder nicht).

Feststellen kann man zum Abschluß, worin bei beiden Seiten Einigkeit zu bestehen scheint: Die modernen Amtskirchen sind nicht die Antwort.

Nur, wie lautet eigentlich die zu stellende Frage, auf welche die Amtskirchen keine Antwort bieten?

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