Kindesmißbrauch als Geschäftsidee

(Anruf zur Mittagszeit, Dialekt Raum Halle/Saale)
Frau
: "Hallo, sprech ich mit dem Chef Ihres Unternehmens?"
Ich: "Ja, ...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

sicher, wer ist da bitte!”
Frau: “Erst­mal vor­weg: Haben Sie schon mal ein miß­brauch­tes Kind gehört?”
Ich: “Nein, aber bit­te: Mit wem spre­che ich?”

Frau: “Ich bin von der Fir­ma xxx, wir machen jedes Jahr eine Ver­öf­fent­li­chung zu einem Kin­der­the­ma, und dies­mal haben wir uns gedacht, wir machen aus aktu­el­lem Anlaß etwas dar­über, wie man Kin­der miß­braucht. Das Buch kann man dann an allen Grund­schu­len anwen­den, bei Ihnen ist die nächst­lie­gen­de … Moment … Moment … .”
Ich: “Wenn ich mal ein­ha­ken darf: Ich will gar nicht ler­nen, wie man Kin­der miß­braucht, oder habe ich da was falsch verstanden?”
Frau: “Na, nicht Sie sol­len das ler­nen. Die Kin­der sol­len das ler­nen, dafür machen wir das Buch, und die Unter­neh­mer aus der Regi­on sol­len fün­fe kau­fen und sagen, an wel­cher Schu­le das ver­teilt wer­den soll. Das wären für Sie, Moment, 37 Euro 50, zuzüg­lich Versand.”
Ich: “Also ich sag erst­mal nein.”
Frau: “Wie jetzt? Über­le­gen Sie doch mal: Die Sache mit dem Miß­brauch ist doch jetzt über­all vor­han­den, bil­li­ger krie­gen Sie das nicht weg. Ich mei­ne, 37 Euro, um fünf Kin­der zu ret­ten, das ist doch kon­kur­renz­los, da kommt kei­ner drunter.”
Ich: “Mei­nen Sie wirk­lich, daß ein jemand nach der Lek­tü­re Ihres Buch sicher ist?”
Frau: “Aber frei­lich. Das ist kind­ge­recht auf­ge­macht, Schritt für Schritt, von der Zucker­stan­ge vom Bon­bon­on­kel bis zum Gewalt­ver­bre­chen, und wir machen auch Bil­der mit rein.”
Ich: “Dar­um gehts doch gar nicht.”
Frau: “Um was denn dann?”
Ich: (auf der Suche nach einer Abkür­zung): “Erst­mal, ich habe sel­ber eini­ge Kinder …”
Frau: “Na, sehen Sie, das paßt ja genau, das Ange­bot: Gera­de die Fami­lie ist ein Ort, an dem das oft passiert.”
Ich: “… und ich bin katholisch …”
Frau (hält die Sprech­mu­schel zu, spricht zu sich selbst oder zu einer Kol­le­gin): “Schei­ße, katholisch …”

Ich hab dann aufgelegt.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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