Rettet unsere Söhne

Mit Arne Hoffmann habe ich ein paar Jahre lang gemeinsam in den Hörsälen des Mainzers Philosophicums studiert.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Da kann­te ich ihn noch nicht und wuß­te nichts von sei­nem (erfolg­lo­sen) Kampf, das Ange­bot der uni­ver­si­tä­ren Frau­en­bi­bi­li­o­thek zu nut­zen. Ken­nen­ge­lernt habe ich Hoff­mann erst über eines sei­ner mitt­ler­wei­le etwa 30 Bücher, das Mam­mut­werk Sind Frau­en die bes­se­ren Men­schen? Der Mann ist als Autor ein wah­res Phä­no­men, sei­ne Bel­le­tris­tik, Rat­ge­ber und Sach­bü­cher zu wahr­haft “extrem” unter­schied­li­chen The­men ver­öf­fent­licht er abwech­selnd in Kleinst- wie in renom­mier­ten Großverlagen.

Nun ist bei der Piper-Toch­ter Pen­do sein jüngs­tes Werk erschie­nen, es heißt Ret­tet unse­re Söh­ne und wid­met sich der gemut­maß­ten gesell­schaft­li­chen und schu­li­schen Dis­kri­mi­nie­rung von Jun­gen. Ein trotz man­cher Pla­ka­ti­vi­tät (auf dem Titel: Mit 10-Punk­te Sofort­pro­gramm) lobens­wer­tes, ja, not­wen­di­ges Buch.

Hoff­mann, der zahl­rei­che blogs betreibt, ist ein aus­ge­wie­se­ner News-Jun­kie. Daß er immer auf der Höhe der Zeit und der aktu­el­len Dis­kus­si­on argu­men­tiert, ist eine sei­ner Stär­ken. Für zwei Bege­ben­hei­ten kam sein Buch ein paar Wochen zu früh: Ein­mal für die cau­sa Tim K., den Amok­lauf in Winnenden.

Hoff­mann schreibt, daß nur 4% sol­cher Amok­ta­ten aufs Kon­to von jun­gen Frau­en gin­gen. Und – das ist das Bedeut­sa­me -, daß die Häu­fung sol­cher Blut­bä­der zeit­lich zusam­men­fällt mit der radi­ka­len Femi­ni­sie­rung der Erzie­hungs­kul­tur, die er in sei­nem Buch detail­liert beschreibt.

Im blog unse­res tech­ni­schen Admi­nis­tra­tors Har­ki kann man ein paar haar­ge­nau tref­fen­de (wenn­gleich im leicht zyni­schen Blog-Ton gehal­te­ne) Anmer­kun­gen zur man­geln­den Satis­fak­ti­ons­mög­lich­keit von männ­li­chen Schü­lern nach­le­sen. Dar­un­ter den Hin­weis, daß Amok­läu­fe vor­zugs­wei­se in sedier­ten (ruhig­ge­stell­ten) Gesell­schaf­ten stattfinden.

Eben­falls kei­nen Platz in Hoff­manns Jungs-Buch konn­te jener Dani­el V. fin­den, der vor eini­gen Tagen gestan­den hat­te, für den Mord an dem Leip­zi­ger Mäd­chen Michel­le ver­ant­wort­lich zu sein. Daß jener Dani­el stark gestört sein muß, steht außer Fra­ge. Was hat ihn ver­stört? In der Leip­zi­ger Volks­zei­tung erei­fer­te sich nun eine Mut­ter, der Dani­el schon nicht ganz koscher erschien, als er ein Prak­ti­kum im ört­li­chen Kin­der­gar­ten absol­vier­te (ver­mut­lich im Rah­men des Neue-Wege-für Jungs-Pro­jekts des Fami­li­en­mi­nis­te­ri­ums). Denn: Der Jun­ge sei, oh Schan­de, “unge­wöhn­lich für­sorg­lich” mit den Kin­dern umge­gan­gen, habe ihnen sogar “bei­spiels­wei­se beim Trep­pen­stei­gen” gehol­fen. Dani­el sei des­we­gen auch geta­delt worden.

Ob ihm sei­ne auf­fäl­li­ge Hilfs­be­reit­schaft im Pro­zeß wohl zu Las­ten oder zu sei­nen Guns­ten aus­ge­legt wird? Fällt eigent­lich jeman­dem die­ses rol­len­tech­ni­sche Ver­wirr­spiel auf, dem auch der spä­te­re Mör­der aus­ge­setzt war? Ist ein Bub wild, wird sei­ne Aggres­si­vi­tät beklagt, ist er für­sorg­lich, wird er unter Ver­dacht gestellt. Wie hät­ten wir ihn den gern, den pas­sa­blen Jun­gen und Mann? Als eier­le­gen­de Woll­milch­sau, so ähn­lich wird’s sein.

 

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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