in die Sie sich am Sonnabend vergangener Woche durch einige Sätze im Hamburger Abendblatt eingeschaltet haben.
Sie reagieren darin „empört“ auf den Beitrag, stellen meine Ausführungen in einer Reihe mit linksextremistischen Verunglimpfungen gefallener Bundeswehrsoldaten und kommen zu dem Schluß (O‑Ton): „Und jetzt kommt eine geschmacklose Auseinandersetzung über den Tod der See-Kadettin auf der Gorch Fock in einer Marinezeitschrift hinzu. Ich finde das widerwärtig.“
Ich gehe davon aus, daß Ihnen der Artikel zum Zeitpunkt Ihrer Aussage nicht im Wortlaut bekannt war, da darin das Gegenteil von dem steht, was Sie annehmen. Auch bleiben Sie die Belege für Ihr Urteil schuldig (sollte es Belege geben, bitte ich Sie, mir diese zu nennen). Weder wird von mir irgendjemand geschmäht oder verunglimpft, noch findet sich an einer Stelle auch nur die leiseste Geschmacklosigkeit.
Es geht auf den drei Seiten meines Beitrags um die Frage, welchen Grenzen es für den Einsatz von Frauen in den Streitkräften gibt und welche Auswirkungen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf ihre militärische Verwendung haben. Der Artikel basiert auf einer umfangreichen Studie, die im März erschienen war und zu der mir u.a. Ernst-Reinhard Beck (MdB und Verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion) ausrichten ließ, daß er sie mit großem Interesse gelesen habe und er den Herausgebern „auch weiterhin ein gutes Händchen bei der Themenauswahl und deren Diskussion“ wünscht (ePost vom 16. 3. 2011).
Die Schlußfolgerungen meines Artikels stützen sich nicht nur auf umfangreiche Untersuchungen der US-amerikanischen Streitkräfte zu diesem Thema, sondern auch auf eine vom BMVg beauftragte Studie aus dem Jahr 2005: „Erhebung und Bestimmung metrisch-funktioneller Kenngrößen zum Zweck der Integration weiblicher Bundeswehrangehöriger an militärischen Arbeitsplätzen“ (Bonn 2006, Forschungsbericht aus der Wehrmedizin; BMVg-FBWM 06–1).
Diese kommt zu folgendem Schluß: „Von einer Gefährdung von kleinen bis mittelgroßen Frauen insbesondere im Bereich des Arbeitsschutzes an militärischen Arbeitsplätzen ist auszugehen, solange diese nicht im Einzelfall durch eine ergonomische Evaluation und anschließende metrische Optimierung oder durch den Ausschluß von körperlich ungeeigneten Personen von solchen Arbeits- und Funktionsplätzen verhindert werden kann.“
Weiter heißt es in der Studie: „Ein großer Teil von Frauen liegt in der Verteilung der wichtigsten anthropometrisch-ergonomischen Kenngrößen unterhalb der Grenzwerte von Männern.“ Mich wundert, daß diese Ergebnisse keine Beachtung gefunden haben, da sie doch auf reale Gefahren hinweisen, vor denen die Soldaten geschützt werden müssen. Daß Frauen im Schnitt körperlich kleiner und schwächer als Männer sind, ist eine Tatsache, auf die man reagieren muß. Ebenso gilt es die unterschiedlichen soziologischen Voraussetzungen zu beachten. Um nichts anderes geht es in meinem Beitrag im Marineforum.
Sehr geehrter Herr Bundesminister, was an diesen Aussagen ist „widerwärtig“, was haben sie mit Verunglimpfung, Verhöhnung, Schmähung der Kadettin oder der Gefallenen zu tun? Falls es Argumente gegen die von mir vorgebrachten Fakten gibt, bitte ich Sie, mir diese zu nennen, damit ich meine Auffassungen korrigieren kann. Bislang hat mich nichts in dieser Richtung erreicht. Die Berichterstattung beschränkt sich darauf, mir etwas zu unterstellen, was ich nie behauptet oder gesagt habe. Wenn Sie die Kommentare bei welt.de (ca. 850) und spiegel.de (ca. 750) zu diesem Thema durchgehen, werden Sie merken, daß sie überwiegend positiv sind und die mediale Hysterie nicht nachvollziehen können. Das heißt nicht, daß jeder meine Auffassungen teilt, aber doch, daß man darüber offen diskutieren dürfen muß, ohne deshalb mit ehrabschneiderischen Vokabeln bedacht zu werden.
Ich bin über Ihre Wortwahl deshalb ehrlich entsetzt und hätte nicht erwartet, daß Sie als Oberster Dienstherr ihre Untergebenen, zu denen ich als Reserveoffizier mittelbar ja auch gehöre, in dieser Art und Weise an die Presse ausliefern, die hier wieder einmal eine Kam-pagne auf dem Rücken der Bundeswehr ausfechten will. Auch wenn Sie meinen Namen nicht explizit erwähnen, ist es doch ein Leichtes herauszubekommen, auf wen sich Ihre oben zitierte Aussage bezieht. Ich habe immer wieder meine Freizeit, über die ich als fünffacher Familienvater (u.a. anderem von drei Töchtern) nur sehr knapp verfüge, geopfert, um meinem Land zu dienen. Als Bürger, Offizier und Wissenschaftler sehe ich es als meine Pflicht an, auf Mißstände hinzuweisen. Ich bitte Sie dringend, den Fall zu prüfen und insbesondere Ihre Aussage zu korrigieren, die mich in die Nähe von linksextremistischen Verächtern von Staat und Bundeswehr rückt. Mein Bestreben läuft erkennbar nicht darauf hinaus, staatliche Institutionen zu schwächen, sondern im Gegenteil darauf, sie durch den nüchternen Blick auf die Wirklichkeit widerstandsfähig zu machen.
Mit einem freundlichen Gruß, Dr. Erik Lehnert (OLt d.R.)