Mädchen sind ja oft etwas schwerer von Begriff,

die interessieren sich für Mode, Schminke, Jungs, so Zeug halt. Vor allem wollen sie sich nicht nachsagen lassen,...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

den neus­ten Trend, und sei es eine Mei­nungs­mo­de, ver­paßt zu haben. Anne ist so eine, zumin­dest nach dem Skript der neu­en Bra­vo-Love-Sto­ry. Gen­der-Ideen sind in die­sem For­mat gene­rell noch unbe­kann­ter als wenigs­tens ein sof­ter Feminismus.

Ganz ahnungs­los von all den uner­freu­li­chen Din­gen jen­seits der hüb­schen Sachen, die man mit Kla­mot­ten, Pop­stars und dem Unter­leib anstel­len kann, möch­te man – gera­de heu­te! – sei­ne 9 bis 11 jäh­ri­ge Kli­en­tel aber nicht lassen.

Drum wird uns Annes pein­li­ches Miß­ge­schick vor Augen geführt: Die Anne geht ver­sun­ken einem elek­tro­ni­schen Zeit­ver­treib nach, als der Moritz (Stie­fel mit wei­ßen Schnür­sen­keln, Hosen­trä­ger, Fred-Per­ry-Shirt, der klas­si­sche Skin­head – Dress der Acht­zi­ger also) daher­kommt und sie auf den Abend zum Bil­lard-Spie­len ein­lädt. Die Anne fin­det das „cool!“ und hängt nach­mit­tags in ihrer Bude gera­de noch ein Oba­ma-Pos­ter auf, da kommt der Moritz hin­zu. Annes Gedan­ken­bla­se ver­riet gera­de noch ihre tus­sen­haf­ti­ge Mit­läu­fe­ri­gno­ranz: „Von Poli­tik hab ich ja kei­ne Ahnung, aber Oba­ma ist cool!“ Der Moritz geht sie gleich hart an: „War­um hängst du dir den Neger an die Wand?“, wor­auf die Anne sich ahnungs­los hin­ter die Mehr­heits­mei­nung zurück­zieht: „Weiß nicht, Oba­ma fin­den doch alle klasse…“

Die kur­ze atmo­sphä­ri­sche Unstim­mig­keit ist rasch ver­ges­sen, denn beim Bil­lard­spie­len merkt sie, daß der Moritz und sei­ne Kum­pel voll zusam­men­hal­ten. Einer von Moritz´ Freun­den fin­det näm­lich kei­nen Aus­bil­dungs­platz, weil alle nur „Scheiß-Aus­län­der“ ein­stel­len. Immer­hin hat man aber ent­spre­chen­de Netz­wer­ke, Abhil­fe wird ver­spro­chen. Schließ­lich kommt es zum Kuß zwi­schen dem Moritz und der Anne – sonst wäre es ja kei­ne Love-Sto­ry. In der nächs­ten Sze­ne beklagt eine Freun­din Annes Zeit­man­gel. Die Anne schwärmt, wie erwach­sen der Moritz doch sei, und daß der sich ernst­haft für Poli­tik inter­es­sie­re. „Echt? Ist doch voll lang­wei­lig!“, ent­geg­net der Busen der Freundin.

Beim nächs­ten Tref­fen ist die blon­de Preuß­in Anne „Typisch, mal wie­der zu früh.“ Ein jun­ger Süd­län­der kommt vor­bei und fragt nach dem Weg zur Bank. Unser freund­li­ches Blond­chen weiß, wo´s lang­geht: „Ein­fach da lang und dann rechts!“ Bevor der Suchen­de den rech­ten Weg ein­schla­gen kann, tritt Moritz auf den Plan, und zwar zu dritt: „War­um machst du mei­ne Freun­din an, du Kana­cke! Lass die Fin­ger von den deut­schen Mädels, Ausländer!“

Bru­tal wird der freund­li­che Jun­ge von den fal­schen Freun­den der Anne zusam­men­ge­schla­gen, bis er blu­tend (Nah­auf­nah­me) und bewußt­los dar­nie­der­liegt. Beein­dru­ckend ist Bild 37; hier kniet die Anne über dem Opfer und erkennt: „Oh Gott!“

Natür­lich besucht die Anne den Gepei­nig­ten im Kran­ken­haus und bewegt ihn – das ist nicht ein­fach, die fei­gen Prü­gel­na­zis sind ja mäch­tig! – zu einer Anzei­ge. Die Anne hat ihre Lek­ti­on jeden­falls gelernt.

Und die Bra­vo-Com­mu­ni­ty? Reagiert gespal­ten. Eini­ge fin­den das Ende voll blöd, man­che wun­dern sich, war­um aus­ge­rech­net Moritz ein Traum­boy sein soll. Der sehe bescheu­ert aus, der Tür­ke hin­ge­gen „total süß *_*“.

Eine Lese­rin (mit Bal­let­tän­ze­rin als Pro­fil­pho­to) fin­det, das sol­che Sze­nen „nor­ma­ler­wei­ser ander­s­trum“ lau­fen „und die grup­pe tür­ken den deut­schen ver­prü­gelt“. Die aus­weis­lich ihres Pro­fil­bil­des model­hüb­sche Niki­ta gibt zu beden­ken, daß „es aber nicht immer“ so sei,

dass “Nazis” gleich alle aus­län­der kran­ken­haus­reif schla­gen !! Ich war auch ein hal­bes Jahr GLÜCKLICH mit einem Jun­gen zu sam­men der sehr rechts eing­stellt war – und ich bin Rus­sin !! Natür­lich ist es nicht rich­tig so zu den­ken ( und aus­län­der zu schla­gen ) aber man kann auch nicht alle in die glei­che schub­la­de stecken.

Fazit: Die Bra­vo ist was sie ist: ein Auf­klä­rungs­ma­ga­zin. Gra­de für Mädels, die ja so leicht zu beein­dru­cken sind und doch nichts sehn­li­cher wün­schen, als sich zu ver­hal­ten, wie man es von ihnen erwartet.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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