Beim Bloc Identitaire in Orange: Ideen

Mitreißende Aktionsformen, stimmungsvolle Selbstinszenierungen, knackiges "Image"-Design und einprägsame Symbole...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

sind zwar wich­ti­ge Ele­men­te für den Erfolg einer poli­ti­schen Bewe­gung – dar­über­hin­aus soll­te aber die inhalt­li­che Kon­tur nicht ver­nach­läs­sigt wer­den. Wäh­rend die “iden­ti­tä­ren” Able­ger in Deutsch­land und Öster­reich noch auf der Suche sind, haben die fran­zö­si­schen Vor­bil­der ihre Posi­tio­nen recht gut durchdacht.

Eine Bro­schü­re des “Bloc Iden­ti­taire”, die in Oran­ge auf­lag, zählt fol­gen­de Punk­te auf:

1. Kom­ple­men­tä­re Identitäten
Dem herr­schen­den jako­bi­ni­schen, ultra-repu­bli­ka­ni­schen und des­in­te­grie­ren­den Dis­kurs stel­len wir eine Visi­on des Men­schen ent­ge­gen, der in sei­nen natür­li­chen und his­to­ri­schen Gemein­schaf­ten ver­wur­zelt ist. Der Begriff einer abs­trak­ten (wörtl. désin­car­née = ent­kör­per­lich­ten) repu­bli­ka­ni­schen Staats­bür­ger­schaft, ohne Bezug auf die Abstam­mung, ist das Gegen­teil zu unse­rer Vor­stel­lung einer phy­si­schen (wörtl. charnel­le = fleisch­lich) und ver­wur­zel­ten Iden­ti­tät.  Dem “Frank­reich der Auf­klä­rung” zie­hen wir die leben­di­ge Wirk­lich­keit der Iden­ti­tä­ten und der Viel­falt der Welt vor. (…)

Als Iden­ti­tä­re trach­ten wir danach, unse­re drei­fa­che Iden­ti­tät des Regio­na­len (phy­si­sche Iden­ti­tät), des Fran­zö­si­schen (his­to­ri­sche Iden­ti­tät) und des Euro­päi­schen (zivi­li­sa­to­ri­sche Iden­ti­tät) in Ein­klang zu brin­gen. Mit der Ver­tei­di­gung unse­rer Iden­ti­tä­ten ein­her geht nicht nur die Ableh­nung der Isla­mi­sie­rung unse­rer Gesell­schaft, son­dern der außer­eu­ro­päi­schen Ein­wan­de­rung überhaupt.

 

2.  Das Soziale
Obwohl sie schon seit Jah­ren an der Macht sind, haben weder die Sozia­lis­ten noch die Kom­mu­nis­ten das ste­ti­ge, jahr­zehn­te­lan­ge Anstei­gen mani­fes­ter sozia­ler Unge­rech­tig­kei­ten ver­hin­dern kön­nen. Als Par­tei­gän­ger der Ein­wan­de­rung haben die sozia­lis­ti­sche und die kom­mu­nis­ti­sche Par­tei dafür gesorgt, daß eine schie­fe Lohn­kon­kur­renz ent­stan­den ist, die die Löh­ne sin­ken und die Armut anstei­gen ließ. (…)

Die sozia­lis­ti­sche Lin­ke und die libe­ra­le Rech­te sind die zwei Gesich­ter der öko­no­mi­schen Glo­ba­li­sie­rung, die die Völ­ker zer­stört und die Arbei­ter ver­ar­men läßt. (…) Für sie ist der Arbeit­neh­mer eine Ware und eine quan­ti­fi­zier­ba­re Res­sour­ce, wir dage­gen sehen ihn als kon­kre­ten und ver­wur­zel­ten Men­schen. (…) Indem wir unser Volk gegen die Exzes­se des Libe­ra­lis­mus ver­tei­di­gen, hel­fen wir zuerst den Unse­ren, ehe wir den Ande­ren helfen.

 

3. Die Öko­lo­gie als Ant­wort auf die kapi­ta­lis­ti­sche Ausbeutung
Die Errich­tung einer glo­ba­len Kon­sum­ge­sell­schaft, die bis zum Jahr 2050 mehr als 10 Mil­li­ar­den Men­schen umfas­sen soll, ist der wahn­sin­ni­ge Traum der herr­schen­den Klas­sen. Getrie­ben von einem nie dage­we­se­nen Wil­len zur Kapi­tal­kon­zen­tra­ti­on und zur Finan­zie­rung der Ban­ken über den Kapi­tal­markt beherr­schen und opfern sie die Völ­ker, die Arbeit­neh­mer, die klei­nen und mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men, und orga­ni­sie­ren die Aus­plün­de­rung des Pla­ne­ten. Ihr Sys­tem wird uns alle gegen die Wand fah­ren und in bei­spiel­lo­se Kata­stro­phen stürzen. (…)

Wir wol­len das Gleich­ge­wicht und das rich­ti­ge Maß wie­der herstellen:

- für die all­mäh­li­che Wie­der­ver­or­tung der Wirt­schaft, um sozia­le und ver­wur­zel­te Bin­dun­gen zu schaf­fen, um die Armut und den Noma­dis­mus zu beschränken

- für eine wei­se Nut­zung der Res­sour­cen durch eine Trans­for­ma­ti­on der Pro­duk­ti­ons­mit­tel, sowie eine Refor­ma­ti­on des Finanzsystems

- für die Kon­trol­le und Besteue­rung des Kapi­tal­ver­kehrs, um dem Pro­duk­ti­ven, dem Arbeit­neh­mer, dem Arbei­ter und dem Künst­ler sei­ne Wür­de zurück­zu­ge­ben. Geld mit Geld zu machen erscheint uns dage­gen nicht als eine mensch­li­che Akti­vi­tät, die es zu ermu­ti­gen gilt.

- für eine wah­re Ehr­furcht vor dem, was aus dem Kos­mos oder – je nach reli­giö­ser Über­zeu­gung – aus der Hand Got­tes her­vor­ge­gan­gen ist. Des­halb Respekt vor der Bio­di­ver­si­tät und den Öko­sys­te­men (Bezie­hun­gen zwi­schen den Lebe­we­sen in einem bestimm­ten geo­gra­phi­schen Raum), des­halb in letz­ter und äußers­ter Kon­se­quenz auch Respekt vor den huma­nen Öko­sys­te­men (den Bezie­hun­gen zwi­schen den Eth­ni­en, den Völ­kern und ihrem geo­gra­phi­schen und kul­tu­rel­len Raum).

 

4. Euro­pa
Wir wün­schen uns ein poli­tisch mäch­ti­ges Euro­pa, das sich von den Ban­den der NATO los­ge­sagt hat. Nur ein star­kes Euro­pa ver­eint mit Ruß­land kann in einer aus der Bahn gera­te­nen, mul­ti­po­la­ren Welt Frie­den und Sta­bi­li­tät schaf­fen.  (…) Wir ver­tei­di­gen die Idee eines Frank­reichs der Regio­nen in einem Euro­pa der Natio­nen, mit Beto­nung von Sub­si­dia­ri­täts­prin­zip und loka­ler Selbst­be­stim­mung. Es gibt in der Tat kei­nen Wider­spruch zwi­schen der Bin­dung an die eige­ne Regi­on, an das Vater­land und an ein star­kes Euro­pa, das die Herr­schaft der glo­ba­lis­ti­schen Tech­no­kra­ten und der skl­ero­ti­schen Brüs­se­ler abge­schüt­telt hat.

Man sieht, die Pro­gramm­bro­schü­re betont in sym­pa­thi­scher Wei­se (und ganz im Sin­ne von Kubit­schek) eher das Wofür der Bewe­gung als ihr Dage­gen.  Die Posi­tio­nie­rung gegen Isla­mi­sie­rung und Mas­sen­ein­wan­de­rung wird gera­de mal in einem Satz erle­digt, und lei­tet sich logisch aus dem Gesag­ten ab. Auch die Bebil­de­rung ver­zich­tet auf Nega­ti­ves und die Evo­ka­ti­on von Angst und Feindbildern.

Und mehr noch: es fin­den sich kei­ner­lei “Distan­zie­run­gen” von diver­sen Feind­be­grif­fen (deren Gül­tig­keit man damit ja nur affir­mie­ren wür­de) oder von Grup­pen, die noch wei­ter rechts auf der Sala­mi loka­li­siert sind als man sel­ber. In der Tat hat man die­se Abgren­zun­gen und Säu­be­run­gen intern gere­gelt, ohne nach außen hin dar­aus eine gro­ße Sache zu machen (wovon sich auch ein Wie­ner Iden­ti­tä­rer ein Bild machen konnte.)

Es wird daher auch nicht um Auf­nah­me in den Sand­kas­ten des Main­streams gebet­telt. Nicht ein­mal der Begriff “rechts” wird in Bezug auf sich selbst ver­wen­det. Man will eine ech­te, im Wort­sinn “radi­ka­le” Alter­na­ti­ve sein. Es gibt auch kei­ner­lei Anbie­de­run­gen an die fran­zö­si­schen Ent­spre­chun­gen des FDGO-Sprechs, und das hier­zu­lan­de übli­che Pro-Israel/U­SA-Getue wür­de in Frank­reich nur absurd wir­ken. Dies alles macht einen recht selbst­si­che­ren, in sich ruhen­den Eindruck.
Man mag sich nun aus­ma­len, wie eine ent­spre­chen­de Bro­schü­re der Pro-Bewe­gung oder der Frei­heit aus­se­hen wür­de – wahr­schein­lich wie ein Screen­shot von pi-news, gepflas­tert mit 1001 gesam­mel­ten Tar­ta­ren­mel­dun­gen. Von die­ser War­te aus fällt auch Licht auf die dem­ago­gi­schen Exzes­se des Typus Stür­zen­ber­ger: je weni­ger die eige­ne Iden­ti­tät Grund (nicht bloß Grund­ge­setz) und Boden hat, umso grel­ler muß das Gegen­bild gemalt wer­den, weil letzt­lich aus ihm nahe­zu der gan­ze Saft für die eige­ne Selbst-Behaup­tung geso­gen wird.

Ein Grund nun, war­um die Idee und Sym­bo­lik einer “iden­ti­tä­ren” Bewe­gung in Deutsch­land einen sol­chen Reiz aus­übt, ist wohl die Sehn­sucht, end­lich einen Begriff in die Hand zu bekom­men, der die Kraft hat, aus den inne­ren wie äuße­ren Apo­rien und Kor­setts der gesam­ten poli­ti­schen Rech­ten aus­zu­bre­chen. Dazu gehö­ren bestimm­te sen­si­ble his­to­ri­sche Vor­be­las­tun­gen eben­so wie deren mas­si­ve Instru­men­ta­li­sie­rung durch ihre poli­ti­schen Gegner.

Das sind zwei ver­schie­de­ne Din­ge: die unbe­lehr­ba­ren Rän­der, die unfä­hig sind, mit der Ver­gan­gen­heit kri­tisch abzu­schlie­ßen, spie­len nur die Kom­ple­men­tär­num­mer zum Stück der Lin­ken und der Anti­fa­schis­ten, machen sich damit zu den nütz­li­chen Idio­ten des Sys­tems und zum Kro­ko­dil im Kas­per­le­spiel sei­nes sinn­stif­ten­den Nar­ra­tivs. Es ist die Lin­ke, die heu­te am drin­gends­ten des Brau­nau­er Ali­ens und sei­ner Entou­ra­ge bedarf, um ihre Macht­an­sprü­che zu recht­fer­ti­gen, es ist die Lin­ke, die ihn gleich einem Vam­pir am Leben hält. Es ist die wah­re Rech­te, die ihm end­lich den Holz­pflock ver­pas­sen will.

Die Rech­te befin­det sich heu­te in einer para­do­xen Situa­ti­on: die Anwalt­schaft für die authen­ti­schen Inter­es­sen des Gan­zen (Volk, Staat oder Nati­on) wird in ganz West­eu­ro­pa nur mehr von klei­nen, abge­dräng­ten Grup­pen ver­tre­ten. In dem Maße, in dem glo­ba­lis­tisch-libe­ra­lis­ti­sche Ideen die Hege­mo­nie ergrif­fen haben, und nicht nur zur Leit­li­nie der herr­schen­den Eli­ten gewor­den sind, son­dern auch der gesam­ten Gesell­schaft als Sinn­stif­tungs­mo­dell die­nen, sind fun­da­men­ta­le poli­ti­sche Prin­zi­pi­en in Ecken abge­scho­ben wor­den, in denen sie mit Schlag­wör­tern wie “extre­mis­tisch” gebrand­markt, erle­digt und ent­sorgt werden.

Mit ande­ren Wor­ten: als “rechts” oder “extre­mis­tisch” gel­ten heu­te schon Hal­tun­gen, Posi­tio­nen und Begrif­fe, die noch vor weni­gen Jahr­zehn­ten in allen Natio­nal­staa­ten Euro­pas als all­ge­mein akzep­tier­te Nor­men und Grund­la­gen gal­ten. Und in dem­sel­ben Maße, wie “Volk”, “Staat” und “Nati­on” aktiv auf­ge­löst und umge­deu­tet wer­den, ver­fällt schon ihre blo­ße Erwäh­nung zuneh­mend dem Ruch und dem Ver­dacht. Das hat natür­lich Metho­de. Die all­ge­mei­ne Unge­bil­det­heit und his­to­ri­sche Bewußt­lo­sig­keit trägt dann das Ihri­ge dazu bei, daß nie­man­dem auf­fällt, daß damit auch der Begriff der “Demo­kra­tie” selbst sei­nen Sinn ver­liert und zum blo­ßen Wohl­fühl- und Hyp­no­se-Klin­gel­ton degra­diert wird.

Die Defi­ni­tio­nen, was nun “rechts”, “extre­mis­tisch”, “natio­na­lis­tisch”, “ras­sis­tisch” usw. sein soll, wer­den indes­sen selbst immer “extre­mer”, aus­grei­fen­der und dabei uner­bitt­li­cher. Wer etwa die unter Jubel­ru­fen des Regie­rungs­ober­haup­tes voll­zo­ge­ne Abga­be der Staats­sou­ve­rä­ni­tät und die schran­ken­lo­se Ver­schen­kung der eige­nen Steu­er­gel­der zuguns­ten von Gold­man-Sachs für pro­ble­ma­tisch hält, darf heu­te eben­so mit die­sem Häm­mer­chen rech­nen, wie der­je­ni­ge, der stren­ge­re Deutsch­kur­se für Ein­wan­de­rer oder här­te­re Stra­fen für sog. “jugend­li­che” Straf­tä­ter for­dert. In man­chen Zonen gerät schon die blo­ße Wahr­neh­mung von Unter­schie­den unter Generalverdacht.

Klo­novs­ky bemerkte:

 Einst galt es als Ras­sis­mus, wenn jemand sag­te, schwarz sei schlecht. Heu­te han­delt es sich bereits um Ras­sis­mus, wenn einem auf­fällt, dass schwarz schwarz ist.

Gleich­zei­tig wer­den soge­nann­te, mit Staats- und Par­tei­gel­dern gefüt­ter­te “Exper­ten” nicht müde, Jahr für Jahr flä­chen­de­ckend publi­zier­te “Stu­di­en” aus­zu­spu­cken, die einen “Extre­mis­mus der Mit­te” nach­wei­sen wol­len, den sie frei­lich nicht unter dem Mikro­skop gefun­den haben wie einen Tuber­ku­lo­se­ba­zil­lus, son­dern mit­hil­fe ihrer eige­nen, prak­tisch zurecht­ge­schnei­der­ten Defi­ni­ti­ons­kon­struk­te aus dem Hut gezau­bert haben.

In die­sem Gen­re hat neu­lich wie­der die SPD-nahe Fried­rich-Ebert-Stif­tung zuge­schla­gen. Wolf­gang Thier­se ist sofort dar­auf ange­sprun­gen, und träumt wohl schon davon, ganz Mit­tel­deutsch­land ein­zu­mau­ern und in ein rie­si­ges Frei­luft-Umer­zie­hungs­la­ger zu ver­wan­deln. Mit der Umer­zie­hung könn­te man indes­sen gleich bei der Stif­tung selbst anfan­gen, die doch nach einem berüch­tig­ten Rechts­extre­mis­ten der Wei­ma­rer Repu­blik benannt wur­de, der für anti­de­mo­kra­ti­sche, revan­chis­ti­sche, ras­sis­tisch-völ­ki­sche und ver­fas­sungs­feind­li­che Aus­sa­gen bekannt ist, wie etwa:

Das deut­sche Volk ist frei, bleibt frei und regiert in alle Zukunft sich selbst.

Wenn der Tag kommt, an dem die Fra­ge auf­taucht: Deutsch­land oder die Ver­fas­sung, dann wer­den wir Deutsch­land nicht wegen der Ver­fas­sung zugrun­de gehen lassen.

Deutsch­ös­ter­reich muss mit dem Mut­ter­land für alle Zei­ten ver­ei­nigt wer­den. Unse­re Stam­mes- und Schick­sals­ge­nos­sen dür­fen ver­si­chert sein, dass wir sie im neu­en Reich der deut­schen Nati­on mit offe­nen Armen und Her­zen will­kom­men hei­ßen. Sie gehö­ren zu uns, und wir gehö­ren zu ihnen.

Die Ein­heit­lich­keit unse­res deut­schen Vater­lan­des ist für uns alle ein Stück unse­res Glau­bens, unse­rer Lie­be und Hoffnung.

Die weit­aus grö­ße­re und schwie­ri­ge­re Recon­quis­ta, die bevor­steht, ist heu­te jene der Begrif­fe, die über der west­li­chen Welt lie­gen wie ein gro­ßes, fein­ge­spon­ne­nes, aber bei­nah reiß­fes­tes Spin­nen­netz. Die Mau­ren­herr­schaft des­sen, was man (viel­leicht allzu-)griffig als “poli­ti­sche Kor­rekt­heit” zusam­men­faßt, ist total und des­po­tisch; es gibt noch nicht ein­mal wider­ste­hen­de Gal­lier­dör­fer, allen­falls ver­spreng­te Enkla­ven, denn die Infil­tra­ti­on ist nahe­zu kom­plett, und nie­mand kann dem Schick­sal ent­kom­men, Kind sei­ner Zeit zu sein.

Aus die­sem Grund ist die Rech­te in Euro­pa heu­te so defen­siv und anspruchs­be­schei­den wie wohl noch nie zuvor in ihrer Geschich­te. Sie sitzt sozu­sa­gen auf der letz­ten ver­blie­be­nen Eis­schol­le, auf dem letz­ten fuß­breit Boden unter ihren Füßen, kämpft nur mehr um die nack­ten Fun­da­men­te der Kul­tur ihrer Natio­nen, um blo­ße Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten, im Namen und Inter­es­se aller, auch derer, die nicht hören wol­len, auch derer, die glau­ben, sie könn­ten auf Treib­sand und auf der Luft gehen – und sie wird nichts­des­to­trotz kras­ser und unver­söhn­li­cher denn je ver­teu­felt, bekämpft und diffamiert.

Die Mau­ren­herr­schaft dage­gen gleicht einer aggres­siv vor­pre­schen­den, unduld­sa­men, tau­send­köp­fi­gen Hydra, deren Köp­fe ver­schie­de­ne Auf­ga­ben haben, die mal getrennt, mal gemein­sam zuschla­gen: ein Kopf defi­niert, einer dekon­stru­iert, einer beschul­digt, einer “ent­larvt”, einer “ver­däch­tigt”, einer “warnt”, einer unter­stellt, einer dif­fa­miert, einer ver­ne­belt, einer rech­net, einer lügt, einer beißt, einer zischt, einer wis­pert ver­füh­re­risch… Dem­entspre­chend sieht es auch in den Köp­fen der im Netz Gefan­ge­nen aus: ihre Gehir­ne sind ver­kno­tet, ver­wach­sen, ver­un­krau­tet, ver­keilt, umwu­chert, ver­ka­belt, into­xiert, sediert, ver­bar­ri­ka­diert, mani­pu­liert, kon­di­tio­niert, lobo­to­mi­siert, programmiert, …

Kaum sind ihnen die ein­fachs­ten Wahr­neh­mun­gen mehr mög­lich, und der com­mon sen­se ringt sich oft nur müh­sam durch. Ideo­lo­gi­sches Über-Ich und Wirk­lich­keits­app­er­zep­ti­on gera­ten in hef­ti­gen Kon­flikt und trei­ben selt­sa­me Blü­ten. Und dann kommt oft genug jähe Angst, ja Panik auf, vor den Aus-und Anbli­cken, die sich auf­tun könn­ten, wenn das Gestrüpp ein­mal aus dem Weg geräumt ist.

Der Begriff des “Iden­ti­tä­ren” ist nun viel­leicht kein schlech­ter Anfang, um die­ses kol­lek­ti­ve Knäu­el an Affek­ten, Kon­di­tio­nie­run­gen, Ängs­ten, Neu­ro­sen und “kor­rup­ti­ven Gedan­ken­gän­gen” (Hans Blü­her) schritt­wei­se zu ent­wir­ren. Denn er ver­weist dar­auf, daß es einer Gegen­be­we­gung zu der Mau­ren­herr­schaft in den Köp­fen nicht um eine extra­va­gan­te Ideo­lo­gie gehen darf – statt­des­sen muß man den Erober­ten sagen: es geht um euch, nicht um unse­re Par­tei, Bewe­gung, Bür­ger­initia­ti­ve oder Zeitschrift.

Und mehr noch: es geht um euren Kra­gen, eure Zukunft, euer Leben, eure Kin­der. Und eure Iden­ti­tät ist nichts ande­res als euer Leben.  Die­se Fra­ge zu stel­len ist durch­aus “aktu­ell” und von all­ge­mei­nem Inter­es­se: alle Welt sucht heu­te “sich selbst”, will “sich selbst ver­wirk­li­chen”, ob im Kon­sum­rausch, auf Face­book oder beim Psychotherapeuten.

Das bedeu­tet frei­lich nicht, daß die Intel­lek­tu­el­len von der Auf­ga­be ent­bun­den wären, zeit­ge­mä­ße Theo­rie­ar­beit zu leis­ten. Die Lin­ke wird natür­lich wie­der von “altem Wein in neu­en Schläu­chen” spre­chen, wäh­rend sie selbst sich nicht die gerings­te Mühe gibt, neue Plat­ten auf­zu­le­gen, egal, wie­viel sie schon zer­stört, egal, wie­vie­le Mil­lio­nen sie schon auf dem Gewis­sen hat. Das kommt,weil ihre Schla­ger Sen­de­mo­no­pol haben und ohne­hin über­all gespielt wer­den. Eine neue poli­ti­sche Theo­rie erfin­det nie­mals das Rad neu; sie ist viel­mehr eine Umwer­tung und Neu­be­wer­tung von Wer­ten und eine Neu­grup­pie­rung von Bau­stei­nen, die die Welt­ge­schich­te immer wie­der von neu­em zusammenwürfelt.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (59)

Inselbauer

14. November 2012 11:14

Man könnte zynisch anmerken, dass Stürzenberger eben NICHT dauernd über die Frage der eigenen Identität reden muss, weil er eine HAT (nämlich als BRD-Traditionalist mit allen Schattenseiten). Nicht bös sein, aber jemand wie Stürzenberger ist sich seines Milieus (nämlich dessen der Ostmünchener Hausbesitzersöhne) mit großer Selbstverständlichkeit gewiss. Eine "Sinnsuche" oder Identitätssuche gibt es bei ihm wohl nicht. Unsereiner muss sich die Frage gefallen lassen, ob er seinen täglichen Popanz nicht in der abwertenden Kritik der "minderwertigen" Kameraden bezieht, die sich in der Exegese ein wenig vom gebildeten Uni-Mainstream abheben.

Gottfried

14. November 2012 11:45

"Kaum sind ihnen die einfachsten Wahrnehmungen mehr möglich, und der common sense ringt sich oft nur mühsam durch."

Wahrnehmen heißt unterscheiden (discriminare). Womöglich unter gröbster Mißachtung der Realität, also des Rahmens der von den Herrschenden erwünschten oder gerade noch geduldeten Kategorien, aus der subjektiven Lebenswirklichkeit heraus zu sehen, zu fühlen, zu tasten, zu riechen, zu urteilen, zu entscheiden und zu handeln. Wahrnehmung ist - auch - ein sinnlicher Vorgang. Die Erkenntnisse dieser Wahrnehmung können und müssen nicht unbedingt im All-Gemeinen "kommunizierbar" sein.

"... es geht um euren Kragen, eure Zukunft, euer Leben, eure Kinder."

So ist es! Es geht um das Leben, das - auch - biologischen Gesetzen unterliegt. Es geht um das Eigene, das Vorrang hat vor dem Gemeinen. Es sei denn, man erlebt es als lustvoll, sich vorrangig als objektiv digitalisierter Kunde eines global auftretenden Unternehmens zu sehen.

Eine brilliante Vorlage der Franzosen - und ein ganz besonders gelungener Kommentar aus Ihrer Feder, Herr Lichtmesz, der mir viel Freude bereitet!

Rumpelstilzchen

14. November 2012 12:52

Die einzelnen Punkte sind durchaus interessant und können adaptiert werden. Da waren die Deutschen ja schon immer gründlich.

In Kürze: Punkt 3 scheint mir der Entscheidende, ganz im Marx'chen Sinne:
Das Sein bestimmt das Bewußtsein.
Das ist klischeehaft gesprochen der Raubtierkapitalismus privater Großbanken, gegen die auch die Ideen eines Karl Marx ausgedient haben.
Die Elenden, die Proletarier dieser Welt sind strukturell überflüssig. Sie haben keinerlei Funktion mehr außer für ein paar linksgrüne Gutmenschen, die den Zerfall ihrer Welt noch nicht realisiert haben und langsam begreifen, daß auch Ökoschweine sterben müssen und styroporverpackte Häuser das Leben nicht verlängern!
D.h. Auch der aufklärerische Liberalismus ist am Ende, er hat über den "freien" , "gleichberechtigten" Einzelmenschen die gleichursprüngliche Wirklichkeit der sozialen Gemeingebilde übersehen.
Hier könnte eine christliche Sozialethik eigene Formen der Gerechtigkeit bieten. (was z. B. auch der Islam tut).
Aus den ökonomischen Gegebenheiten der heutigen Welt leiten sich die anderen Punkte ab, Europa, Regionale Kulturen usw.
Das Identitäre muß m.E. authentisch und selbstbewußt werden.
Dann hat es die Chance, die Linke abzulösen, die eigentlich schon zerfallen ist.

Albert

14. November 2012 13:29

Lichtmesz' Texte sind immer genial und wirken auf mich wie ein ferner Leuchtturm auf einen Schiffbrüchigen. Ich kann nicht genug davon kriegen...

Raskolnikow

14. November 2012 13:38

Bei mir im Garten,

stehen Bäume: Äpfel, Birnen, Walnuss, Kirschen und Pflaumen. Ich saß im Sommer oft darunter, hab gelesen, geträumt, gesungen und Kindern beim Spielen zugeschaut. Und irgendwann, ein jeder zu seiner Zeit, warfen mir die schönen, knorrigen Schattenspender ihre frugalen Präsente hinab.

Alles ohne Aktionen und Zentralkommitees, ohne Bass und Affenmaske!

Schmutzig habe ich mich übrigens auch nicht gemacht ...

Wie immer,

R.

Mauretanier

14. November 2012 13:41

Das Manifest der Franzosen sagt mir sehr zu.

Gerade weil es, wie von Ihnen, Herr Lichtmesz, herausgearbeitet, Abgrenzungsreflexe nicht nötig hat.

Bzgl. der neo-nationalsozialistisch gesinnten Kameraden bin ich zu keienm abschließendem Ergebnis gekommen. Einerseits habe ich mich langer als solcher betrachtet, auch nachdem ich über die sezession Zugang zur neu-rechten Szene gefunden habe.
Die Distanz zwischen beiden Lagern hat mich immer verwundert.
Alle großen Denker der neuen Rechten sind auch im NS Sinne verwertbar.

Nietzsche, Spengler, Jünger.

M.L.: Da waren aber Spengler und Jünger dezidiert anderer Meinung, und Nietzsche wäre es mit Sicherheit auch gewesen.

Über Sie habe ich zu dem Buch Drachensaat von QRT gefunden, eine äußerst lohnende Lektüre.

Dort wird der NS als heroischer Idealismus von der konservativen Revolution abgegrenzt, die als heroischer NIhilsmus bezeichnet wird.

Wie auch immer:

Meiner Meinung nach müssen "alte" Themen wie bspw. die Wiedergewinnung der Ostgebiete und die Wiederveinigung mit Österreich unverrückbare Ziele jeder deutschen Rechten sein, auch wenn diese jetzt im Angesicht drängenderer Probleme nicht in den Vordergrund gestellt werden müssen.

In diesem Sinne plädiere ich für einen Schulterschluss mit Kameradschaftsszene.

M.L.: Viel Spaß dabei, auch dort gibt es Agents provocateurs in Hülle und Fülle.

Natürlich erfüllen diese die Goldstein-Funktion in der BRD, aber das tut die neue Rechte auch.

Ein Fremder aus Elea

14. November 2012 13:47

Eine politische Theorie ist nach meinem Verständnis ein Werkzeug zur Analyse, das andere ist ein politischer Entwurf.

Was den angeht... vielleicht wäre es nicht schlecht, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Das Wesentliche ist doch, daß die wirtschaftliche Situation alle Beteiligten dazu treibt zu tun, was sie tun, die Wirtschaft drückt die Lohnkosten durch Wanderarbeiter, und gleichzeitig sind sie alle in Zeiten beliebiger Investitionsmittel davon abängig, daß sie "in" sind.

Gut, die Identitären in Frankreich reden von einem langsamen Rückbau, Kooperation mit Rußland... ich sähe Frankreichs Perspektiven eher woanders, aber wie auch immer, das sind die eigentlichen, harten Fragen.

Die Erlangung wirtschaftlicher Unabängigkeit ist der zentrale Punkt, und für Einzelne leichter zu erreichen als für große Gruppen. Nun, die müßten auch nicht völlig unabängig sein, aber frei genug, um andere davon zu überzeugen, daß es besser für sie ist, die Konfrontation nicht zu suchen. Im jetzigen Zustand werden die Leute wie Rinder durch's Gatter manövriert.

Gottfried

14. November 2012 15:14

@ Rumpelstilzchen

"Hier könnte eine christliche Sozialethik eigene Formen der Gerechtigkeit bieten. (was z. B. auch der Islam tut)."

Mal als Gegenbeispiele den - auf PI ja nun bereits exzessiv getadelten - Koran herangezogen, das Pentateuch, den Talmud, dann fällt schon auf, daß das Neue Testament mit seinen Universalismus eine Lehre ist, die aus dem üblichen Rahmen fällt. Die anderen Schriften sind radikal ethnozentristisch, die Gruppenstandards des Alten Testamentes mit ihren zivilisierenden Geboten trennen schließlich deutlichst zwischen Innen- und Außenmoral:
"Du sollst nicht rachgierig sein gegen DIE KINDER DEINES VOLKES. Du sollst DEINEN NÄCHSTEN lieben wie dich selbst."
(Leviticus 19.18.)

Sei es jetzt die Herrschaft der Finanzeliten - und keineswegs der Wirtschaft, die ja schließlich Güter und Dienstleistungen herstellt/anbietet - sei es jetzt die drohende Überfremdung, Latinos in den VSA, Schwarze, besonders in England, Araber, Türken, wenn gerade das Christentum als Lösung angepriesen wird, so scheint mir hier eher das Problem selber als Heilmittel angepriesen zu werden.

Frage mich, wie das Christentum diese Ethnozentrität der Fünf Bücher Moses immer so elegant umschiffen hat können und betrachte hierbei auch den atheistischen oder agnostizischen Gutmenschenhumanismus als ein Kind ausschließlich des Christentums.

Importprimat

14. November 2012 15:18

Bitte nicht böse sein – ich bin Linksliberaler durch und durch.

M.L.: Verziehen, das legt sich meistens mit dem Alter. Ansonsten kann ich einen guten Arzt empfehlen. ^^

Für mich seid ihr ein Baustein in meiner Multikulti-Welt. Was mir auffällt: Alles was ich von den Identitären gelesen habe, erinnert mich an Aufbruchsstimmung der Linken, als die erfolglosen Autonomen zu erfolglosen Antiimperialisten wurden. Das Treffen in Orange wirkt wie das Kick-off Meeting, als Raider zu Twix wurde. „euren Kragen, eure Zukunft, euer Leben, eure Kinder“ – schon klar. Aber wie sieht das aus? Überlegt euch doch lieber 5-6 konkrete Maßnahmen, die kurzfristig Umsetzbar sind und nichts mit Bewusstseinsbildung zu tun haben. Dinge, die jeder versteht und auch so will. „Indem wir unser Volk gegen die Exzesse des Liberalismus verteidigen, helfen wir zuerst den Unseren, ehe wir den Anderen helfen.“ Ich habe Tränen in den Augen vor Rührung. Aber weiß heißt das für mich? Muss ich als Elektrofacharbeiter im exportierenden Mittelstand dann zum Landschaftspfleger umschulen oder nicht? Werden Bananen billiger? Wenn nicht mehr globalisiert wird – wie viele Hosen kann ich meinem Kind kaufen? Welche Qualität haben die dann? Was ist mit meiner Hausfinanzierung? Von den Migranten nicht zu reden – was passiert mit den Millionen Menschen (nein, ich will bitte keine Antwort).

M.L.: Klar, das sind absolut berechtigte Fragen.

Nur Bewusstseinsgebildete können mit dem Text was anfangen, wozu wurde er dann geschrieben? Ihr macht denselben Fehler wie die Linke – ihr geht direkt aufs Ganze. Drei Identitätsebenen- die Satire auf das Thema könnt ihr euch ja vorstellen. Genießt den Moment der Selbstverliebtheit, aber es wirkt immer noch nach „von Nerds für Nerds“. Mit: „für eine weise Nutzung der Ressourcen durch eine Transformation der Produktionsmittel, sowie eine Reformation des Finanzsystems“ (könnte auch bei der SPD stehen) wird das nix, auch nicht als Avantgarde. Gebt den Leuten eine Chance. Mit sportlichen Grüßen…..

Amerikafreund

14. November 2012 15:53

Zu den gallischen Dörfern: in den USA gibt es sie. Uni Professoren die das heiligste aller Dogmen angreifen derer die Bewegung die im Artikel oben treffend als Hydra bezeichnet wird Gebrauch macht: es gibt keine menschlichen Rassen. Rund um solche Forschung herum hat sich eine sehr gebildete, intellektuell präzise und anspruchsvolle bloggerszene gebildet, die hbd Blogger. Im Kern stehen Blogs wie westhunt.wordpress khan's gene expression, dazu kommen thosewhocansee, jaymans.wordpress, hbd chick, sehr populäre: Steve Sailers blog.

Walter

14. November 2012 15:54

Mauretanier:
Gerade wenn Sie die Kameradschaftsszene so gut kennen, wie Sie dies behaupten, dann müßten Sie aus eigener Erfahrung nur allzu gut wissen, daß diese bis heute in weiten Teilen aus im Grunde apolitischen Nostalgievereinen besteht, die durch plumpe Provokationen und 33er Fixierung die durchaus vorhandenen gestaltungsorientierten Kräfte verbrennt, bevor diese dann (nicht selten) demotiviert ins Privatleben oder, aus Verbitterung, gar zur "anderen Feldpostnummer" getrieben werden.

Sie schreiben:
"In diesem Sinne plädiere ich für einen Schulterschluss mit Kameradschaftsszene."

Pauschal kann man das sowieso nicht angehen, solange die ostentative Hitler-Orientierung weiter Teile dieses Spektrums nicht überwunden wird. Und das wird schwer bis unmöglich. Dafür sorgen einerseits die kameradschaftsinternen Hardliner, die "ihre" Szene brauchen, um überhaupt etwas in ihrem Leben zu besitzen, auf das sie sich positiv beziehen können; andererseits werden gewisse Behörden ihren ganz spezifischen Anteil an der vulgärnationalsozialistischen Prägung "freier Kameradschaften" bzw. von dem, was man landläufig so bezeichnet, besitzen.
Vielmehr muß versucht werden, die idealistischen Erneuer innerhalb dieses Spektrums zu erreichen, geistig anzusprechen, um sie aus diesem Lager abzuziehen (- im besten Falle in eine neu entstehende "identitäre", NS-ferne, rechte Jugend-"Bewegung"?)! Wenn vor Ort möglich, dann kann es in Einzelfällen sicherlich auch erfolgsversprechend sein, über diese eventuell vorhandenen vernünftigen Personen Einfluß auf aktivistische, aber noch inhaltsleere Gruppen zu nehmen.
Wo ich Ihnen rechtgebe, ist, daß Abgrenzungsreflexe nicht weiterhelfen und mitunter ermüdend bis lächerlich wirken. Egal wie oft sich rechte Gruppen oder Strömungen von NS und "Nazis" abgrenzen: in der öffentlichen Wahrnehmung bleibt rechts gleich rechtsextrem gleich nationalsozialistisch und muß bekämpft werden. Alles andere ist utopisches Wunschdenken. Die von mir hier geäußerten Bedenken dürfen daher nicht als taktische "Abgrenzeritis" gegenüber allem und jedem verstanden werden, sondern sollten m. E. einfach grundsätzlich bedacht werden, um realistisch an die Sache herangehen zu können, damit einsetzende Enttäuschungen ob des ideologischen Gehalts potentieller Mitstreiter eines "Schulterschlußes" vermieden werden können. Geht man nüchtern an die Sache ran, kann man sich unter Umständen freuen, einzelne Fortschritte machen zu können.

Sie schreiben weiterhin:
"Meiner Meinung nach müssen „alte“ Themen wie bspw. die Wiedergewinnung der Ostgebiete und die Wiederveinigung mit Österreich unverrückbare Ziele jeder deutschen Rechten sein, auch wenn diese jetzt im Angesicht drängenderer Probleme nicht in den Vordergrund gestellt werden müssen."

Genau solche Phantasmen, die mal unterschwellig, mal offen zu Tage treten, sind eben auch ein entscheidendes Hindernis für eine einigermaßen funktionierende außerparlamentarische Rechte in Deutschland. In Frankreich - weil es hier zuvorderst um den Bloc geht - hängt eine moderne Rechte als identitäre Bewegung ja gerade keinen Ideologieresten alter Nationalismen an; dort ist, allem Anschein nach, die Erkenntnis gereift und zum Konsens geworden, daß die Probleme, mit denen sich die Europäer heute konfrontiert sehen, ganz andere sind, als in Hinterstuben uneinladender Gaststätten die Schlachten der 1930er im Geiste wieder und wieder zu schlagen - und sich zu allem Übel dabei als Speerspitze radikaler Politik zu fühlen. Die dauerhafte, sektiererische Vergangenheitsbewältigung im "nationalen Widerstand" zeigt schlicht, daß der "NW" in seiner größeren Hälfte letzten Endes auch nur ein trauriges Produkt dieser Epoche ist.

"Alle großen Denker der neuen Rechten sind auch im NS Sinne verwertbar.
Nietzsche, Spengler, Jünger."

Schnittmengen gibt es natürlich. Auch Mohler hat später eingeräumt, die positiven Elemente im NS (sicher nicht hitleristischer Natur) seien mit jenen der Kons. Rev. teilweise kongruent. Das ändert indes nichts daran, daß gerade Spengler und Jünger von den NS-Offiziellen weitgehend aus inhaltlichen Gründen abgelehnt wurden (und, zurecht, vice versa!), während Nietzsche gehörig uminterpretiert werden mußte, um ihn für das Regime philosophisch "verwertbar" machen zu können.

Gottfried

14. November 2012 16:20

@ Importprimat

"Von den Migranten nicht zu reden – was passiert mit den Millionen Menschen (nein, ich will bitte keine Antwort)."

Auch wenn es Kopfschmerzen bereitet, Sie bekommen Sie aber: Die europäischen Staaten müssen wieder souveräne Rechtstaaten mit eigener höchstinstanzlicher Rechtsprechung werden. Die Gerichte müssen in den einzelnen Ländern wieder für Rechtssicherheit sorgen. Es muß unterschieden (discriminare) werden zwischen Staatsbürgern, Nichtstaatsbürgern und Illegalen. Zuordnungen wie "Tennisspieler" oder "Menschen" u.a. ergeben hier wenig Sinn.
Souveräne Staaten können selbstredend illegale "Menschen" ausweisen. Sie sind in der Pflicht, den Schutz der Unversehrheit der Bürger dieses Staates und ihres Eigentumes an die erste Stelle zu setzen. Welche Aufgabe sollte ein Staat sonst haben?
Zu Diskutieren wäre ein umfangreiches Rückführungsprogramm, vor dem Migräne erzeugenden Hintergrund der katastrophalen Negativbilanz des
Di(e)versity-Programmes für die einzelnen Volkswirtschaften könnte hier jede Menge Geld großzügig ausgegeben werden.

Fred

14. November 2012 16:39

@Importprimat

"Muss ich als Elektrofacharbeiter im exportierenden Mittelstand dann zum Landschaftspfleger umschulen oder nicht?"

Wenn es sich ergibt, warum nicht? Möglicherweise macht es sogar mehr Spaß und ist besser bezahlt.

"Werden Bananen billiger?"

Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wer ist schon jemals ohne Bananen verhungert? Vom einen gibt es eben mehr als bisher, vom anderen weniger. Die Vielfalt wird nicht geringer sein. Und letztlich bestinmmt zu jeder Zeit der Geldbeutel inwieweit die Vielfalt auch in den Magen Eingang finden.

"wie viele Hosen kann ich meinem Kind kaufen? Welche Qualität haben die dann?"

Es gab zu jeder Zeit Hosen für das Kind. Meistens in besserer Qualität als heutzutage von Kik.

"Was ist mit meiner Hausfinanzierung?"

Es wird sich schon jemand finden, der den üppigen Zins kassieren will. In jeder Zeit hat sich noch jemand gefunden der mietet und kauft und der vermietet und verkauft - und Leute oder Banken die das alles finanzieren.

"Von den Migranten nicht zu reden – was passiert mit den Millionen Menschen"

Vielleicht wollen die von sich aus weg? Vielleicht auch nicht. Wenn nicht, dann gefällts ihnen auch bei uns. Beides ist doch klasse.

Alles in allem: Der Markt wird es richten. Das müßte ein Linksliberaler doch zumindest wissen und glauben. Sie sind völlig phantasielos. Der Geist völlig begrenzt im Hier und Jetzt.

eulenfurz

14. November 2012 16:41

Der Bezug auf Region, Nation und Europa im gleichberechtigten Nebeneinander ist sicherlich sinnvoll, eine Fixation allein auf den Nationalismus - warum gerade den? - ist schließlich auch nicht nachvollziehbar.

In dem Stufenmodell (das Naheliegendste zuerst) würden sicherlich auch noch Familie, Religion und Rasse einen Platz einnehmen, aber auch die vermeintlich "linken" und "liberalen" ideologischen Grundpfeiler Individualismus und Kosmopolitismus könnten als die beiden Polare Persönlichkeit und Menschheit darin vorkommen.

Soziale, kulturelle und biologische Bindungen jeder Form zwischen Individuum und Erdbevölkerung sind modernen Machthabern im Wege, welche die Menschheit konform formbar wünschen, um besser mit ihr als Verfügungsmasse kalkulieren zu können. Das entspricht dem ewigen Ziel der materialistischen Ideologen und Missionare, sowohl auf der kapitalistischen, als auch auf der sozialistischen Ebene.

Im Übrigen wurde die vom FES nachgewiesene Rechtsextremismus-Bedrohung von anderen Rechtsextremismus-Experten schon wieder relativiert - der bundesdeutsche Neofaschismus liege zerschlagen darnieder!

Yvonne

14. November 2012 16:56

@Mauretanier

Meine anfängliche Begeisterung für das Projekt (insbesondere nach dem ersten Lichtmesz-Artikel hier) war schnell wieder verflogen, als ich erkennen musste, wie ausdrücklich sich die hiesigen Identitären sofort von ns-nahen Personen abzugrenzen suchten. Auf Facebook ging es ja soweit, nicht mal rechts sein zu wollen, einfach nur Mitte, einfach nur... Ausländer raus ...vermutlich. Das wirkt ängstlich, oberflächlich und unsouverän, und es wird keineswegs ein Qualitätsgarant fürs erhoffte Personal sein (wie man an diversen in diesem Sinne gemäßigten Gruppen gut sehen kann). Eine etwas unverkrampftere Haltung gegenüber unserer speziellen Geschichte würde ich mir wünschen, sie ist schließlich tatsächlich ein Teil unserer Identität, im Guten wie im Schlechten. Und eben weil viele neu- und altrechte Positionen im Kern deckungsgleich sind, werden wir ohnehin für alle anderen doch immer die Nazis sein.
Das eine deutsche identitäre Bewegung trotzdem keine neonazistische Bewegung sein wird oder sein sollte, bleibt davon unberührt. Es wäre aus meiner Sicht ein schöner Sammlungbegriff für die bereits bestehenden Grüppchen, sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner, und wenn es schön frisch und heiter daherkommt, kämen eben auch noch ein paar Neue mit.

Ein Fremder aus Elea

14. November 2012 17:14

Gottfried,

ist doch viel einfacher, die Sozialleistungen werden eh bald zurückgefahren werden.

Nordlicht

14. November 2012 17:38

@ Walter

Auch ich kenne die „Kameradschafts-szene“ sehr genau und ich muss ihnen teilweise widersprechen. Nach meiner Beobachtung ist die Mehrheit gar nicht mehr so Hitler-fixirt wie sie es sich vielleicht denken. Ich denke der Eindruck entsteht dadurch das solche Subjekte öfter in der medialen Öffentlichkeit stehen, ich jedenfalls kenne kaum solche extremen Beispiele. Sicherlich gibt es eine positive Grundstimmung dem historischen NS gegenüber aber keine Mehrheit die ihn aktiv verfolgt bzw. wiederbeleben möchte. Jedenfalls in meiner Region (Großraum Mecklenburg) würde ich die NS-Bewegung (zumindest die wichtigsten Strukturen) als relativ fortschrittlich, produktiv und kooperativ bezeichnen

Viele würden sich sofort einer neuen Bewegung anschließen wenn es nur eine Sicht auf Erfolg haben würde. Dazu brauch die neue Bewegung intellektuelle Köpfe die sie führt, dann würden tausende aus dem NS-Lager wechseln, da wäre ich mir sicher. Ich würde es machen und ich könnte viele davon überzeugen es mir gleich zu tun.

Nur im Moment schaut es nicht gut aus wenn sich die Identirären mit ihrer „0% Rassismus“ Parole beliebt machen wollen. Denn das ist eine Anbiederung an das System und ist nicht produktiv, es weckt den Eindruck man würde es mit Pro Deutschland etc. zu tun haben. Eines muss klar sein, wenn ein politischer und kultureller Kampf geführt werden soll, dann darf man sich nicht vor biologischen Grundlagen verstecken.

Mauretanier

14. November 2012 17:54

@Lichtmesz

"Viel Spaß dabei, auch dort gibt es Agents provocateurs in Hülle und Fülle."

Man kann sich gegen derlei Unterstellungen im virtuellen Raum schlecht wehren, deshalb belasse ich es damit, dass ich erstens kein "Agent provocateur" bin, sondern mir an konstruktiver Diskussion gelegen ist, und es Sie zweitens auch nicht davon entbindet, mir auf argumentativer Ebene zu antworten: nur dadurch dass ein "Agent provocateur" etwas sagt, wird es ja nicht falsch.

"Da waren aber Spengler und Jünger dezidiert anderer Meinung, und Nietzsche wäre es mit Sicherheit auch gewesen."

Zumindest Spenglers Abneigung gegen Hitler und den NS lag daran, dass er sie nicht ernst genommen hat und für Maulhelden hielt; leider starb er zu früh um seine Meinung ändern zu können.

Bei Jünger ist das auch alles etwas anders, als es auf diversen neurechten Blogs gerne dargestellt wird.
Jüngers Frühwerk einschließlich den Marmorklippen ist eindeutig und unverhohlen pro NS, bzw. geht in vielen Punkten noch darüber hinaus.

Der Kampf als inneres Erlebnis, Der Arbeiter, Auf den Marmorklippen(letzteres muss man natürluch zu lesen wissen, Jünger selbst hat explizit gesagt, es wäre KEINE Widerstandsliteratur gewesen, obwohl man es natürlich auch so lesen kann).

Und auch bei Stauffenberg handelt es sich im Grunde nur um einen NS-Häretiker, menschlich bewundernswert, politisch abschreckendes Beispiel.

Aber ich will gar nicht darauf hinaus, hier Leute zum NS bekehren zu wollen.
Die Zeiten habe ich hinter mir.
Ich verlange nur, dass eine wie auch immer geartete deutsche identitäre Bewegung die 12 Jahre spezieller deutscher Identität nicht verdammt, sondern im Sinne eines "Right or wrong, my country" betrachtet.

Angela Brüning

14. November 2012 18:02

Leider wird es immer besonders peinlich, wenn sich rechte, identitäre Aktivisten zur Wirtschaft äußern. Was sind heute angebliche Rechte wert, die gegen den sog. Neoliberalismus und Kapitalismus wettern? In Kontinentaleuropa ist Neoliberalismus wohl, wenn die Staatsquote nur knapp unter 50 % des BIP liegt und noch der Faulste seine Happy - 1000 Euro - Grundsicherung (inkl. Mietkostenzuschuss, Kindergeld, Heizkostenzuschuss, etc.) erhält. Es ist ein ein ewiger Fehler der Rechten sich nicht vordergründig mit der Hebung des ökonomisch - militärischen Potentials durch drastischen Rückbau des Sozialstaates für In- und Ausländer zu beschäften, sondern von diesen Fragen mit diversen vernachlässigbaren Kulturkampfthemen abzulenken. Solange nicht identitäre und libertäre Positionen eine sinnvolle Symbiose eingehen, sehe ich einfach nur Kulturkampfgequassel. Es ist bezeichnend, dass die JF als Flagschiff der Neuen Rechten keinen ansprechenden Wirtschaftsteil hat und keine ANtworten auf die Zukunftsfragen der Nation geben kann. Zum nochmaligen Verständnis: Macht ist militärisch - ökonomischen Potential und sonst gar nichts.

Manuel M.

14. November 2012 18:10

Herr Lichtmesz,

ich kann ihre Begeisterung für die französiche identitäre Bewegung nicht so recht teilen (auch wenn sie mir im Ansatz durchaus sympathisch ist). Es werden völlig unnötige Grenzen gezogen, etwa die Fixierung auf die biologische Herkunft (ähnlich beim Zerfall der deutschen Burschenschaften zu beobachten), die die zahlreich vorhandenen und meiner Erfahrung nach durchaus willigen Nachkömmlinge außereuropäischer nichtmoslemischer Einwanderer außen vor hält. Auch die Grenzziehungen in ökonomischer Sicht halte ich zumindest für fragwürdig, auch kleine und mittelständische Unternehmen sind Bestandteil des globalen Kapitalismus und besitzen nicht qua Genetik ein größeres Verantwortungsgefühl der Gesellschaft gegenüber. Eine sinnvolle Grenzlinie sehe ich eher zwischen Realwirtschaft sowie dieser zugeordneten Banken (etwa Sparkassen) in ihrer Gesamtheit gegenüber der Spekulationsorientierten Fanianzwirtschaft, etwa Hedgefonds oder auch Börsen. Insgesamt muss man sich in Europa - meiner Meinung nach - darüber klar sein, daß man aufgrund von Ressourcenknappheit sich nicht komplett nach innen kehren kann (worauf die Identitäre Bewegung meines erachtens hinausläuft). Mit persönlich wäre es weitaus lieber, man könnte sich auf einige wenige, aber dafür existenzielle Fragen konzentrieren, etwa die Erhöhung der Geburtenrate, die Verbindung von Einwanderung mit Assimilation oder das Nichtzahlen von Sozialleistungen an Einwanderer. Die Frage, was die eigene Identität eigentlich ausmacht (m.M.n. nach mindestens 60 Jahren permanenter Fremdbeinflussung eh nur noch in Grundzügen zu beantworten und sowieso stetem Wandel unterlegen) sehe ich in der identitären Bewegung viel zu sehr konkretsiert (und damit ausgrenzend), um als Massenbewegung jeweils Erfolg zu haben.

Mit freundlichem Gruße

Rumpelstilzchen

14. November 2012 18:39

Hallo Gottfried
Der Universalismus des NT überschreitet soziale, ethnische, biologische , religiöse Grenzen das ist wahr. Dies hatte geistesgeschichtlich durchaus auch die von ihnen beschriebenen negativen Auswirkungen.
Allerdings ist das Neue Testament kein Parteiprogramm, trennt den religiösen vom staatlichen Bereich.
Und das ist sehr gut.
Reich Gottes meint eben gerade nicht ein weltliches Reich, sondern eine andere Seinsqualität, die immer unter Vorbehalt steht. Das dritte Reich hat diesen Gedanken pervertiert, der Kommunismus wollte das Reich auf die Erde und in die Zukunft verlegen. Der Raubtierkapitalismus verkündigt ein Paradies auf Erden, allerdings auch nicht mehr für alle. Trotzdem kann die abgehalfterte Lebedame Europa nicht mehr als Jungfrau anfangen.
Meine Frage an die Identitären Frankreichs ist nur eine:
- wenn "Khader" nicht unser Bruder sein kann, wie kann "Hatun" dann unsere Schwester sein ? -

Walter

14. November 2012 19:10

Nordlicht:

"Nach meiner Beobachtung ist die Mehrheit gar nicht mehr so Hitler-fixirt wie sie es sich vielleicht denken. Ich denke der Eindruck entsteht dadurch das solche Subjekte öfter in der medialen Öffentlichkeit stehen, ich jedenfalls kenne kaum solche extremen Beispiele."

Das ist sicherlich bis heute von Region zu Region unterschiedlich, aber diese Fraktion dominiert in Gänze gesehen mMn definitiv. In der medialen Öffentlichkeit fällt diese Dominanz naturgemäß noch stärker aus, aber ich bin eben auch ohne Medienverfälschung der Überzeugung, daß eine Szene-interne Hegemonie auch den tatsächlichen Verhältnissen entspricht.
Wenn das in MV (ausgerechnet dort!?) anders ist, wäre das ja schön.

"Viele würden sich sofort einer neuen Bewegung anschließen wenn es nur eine Sicht auf Erfolg haben würde. Dazu brauch die neue Bewegung intellektuelle Köpfe die sie führt, dann würden tausende aus dem NS-Lager wechseln, da wäre ich mir sicher."

Nun, "tausende" bei einer bundesweiten Erscheinung von 1-2000 Menschen halte ich zwar für übertrieben, aber ja, ich denke auch, daß sich aus diesem Milieu bei entsprechender geistiger Auseinandersetzung einige Personen von ihrer Szene "emanzipieren" würden.

"Nur im Moment schaut es nicht gut aus wenn sich die Identirären mit ihrer „0% Rassismus“ Parole beliebt machen wollen. Denn das ist eine Anbiederung an das System und ist nicht produktiv, es weckt den Eindruck man würde es mit Pro Deutschland etc. zu tun haben."

Zunächst denke ich, daß diese Parole eine Kopie der gleichlautenden Parole Casa Pounds und der Identitären in Frankreich ist. Ansonsten haben die Verwender dieses "0 % Rassismus..." zwar recht, wenn sie sich als nichtrassistisch einstufen, aber auch Sie haben recht, wenn Sie sagen, es sei nicht "produktiv", weil es von denen, die damit konfrontiert werden, eh nicht ernstgenommen wird.

Mauretanier:
"Zumindest Spenglers Abneigung gegen Hitler und den NS lag daran, dass er sie nicht ernst genommen hat und für Maulhelden hielt; leider starb er zu früh um seine Meinung ändern zu können."

Hier machen Sie es sich - wie bei Jünger - eindeutig zu einfach, wie ich meine...

Asenkrieger

14. November 2012 19:38

@ Amerikafreund

Ich empfehle im Netz The Occidental Observer und AlternativRight sowie Counter Currents Publishing aus den USA, die auch deutschsprachige Seiten haben. Gerade bei Letzteren wird viel zum Verhältnis der "alten" zur "neuen" Rechten publiziert.

Ich kann nur empfehlen, den NS endgültig als Vergangenheit zu betrachten. Wir haben andere Zeiten mit anderen Problemen. Daher bin ich für eine internationale Bewegung aller Weißen, jedoch nicht für ein neues totalitäres Regime.

Gottfried

14. November 2012 19:41

@ Rumpelstilzchen

"Allerdings ist das Neue Testament kein Parteiprogramm, trennt den religiösen vom staatlichen Bereich."

Ja.
Den Herrschern ("Kaisern"), also z.B. der EU oder Goldman Sachs oder ESM soll der Tribut gezollt werden, das Reich der "Kinder Gottes" ist nicht von dieser Welt. Anderen Gruppenstrategien mit anderen Weltanschauungssystemen soll das Feld überlassen werden. Im Grunde ist das Christentum also - genauso wie ein säkularer Humanismus oder eine Hobbyesoterik, ein zeitgenössischer Privatbuddhismus u.ä. - absolut kompatibel mit einer "neuen Ordnung" der ganzen Welt.

"Reich Gottes meint eben gerade nicht ein weltliches Reich, sondern eine andere Seinsqualität, die immer unter Vorbehalt steht."

Weil dem so ist, kann uns das Christentum, sobald wir mehr wollen, als uns ins Radikalindividualistische und Private zurückzuziehen, politisch in keiner Weise dienen. Die Politik befaßt sich mit den Angelegenheiten der Polis, UNSERER Umgebung, man will uns immer weiter entnationalisieren, unsere Staaten sind nur noch Attrappen, Simulationen.

Die andere Seinsqualität kann doch nur das subjektive Miteinander-Sein bedeuten, wieder zum politischen Subjekt zu werden, befaßt mit der Frage, wie wir uns ein Reich, d.h. einen Staat erobern können, der uns gehört.
Als "Religion"/Weltanschauung schwebt mir das Leben der Gemeinschaft der Gleichen/Ähnlichen vor, deren Fleisch, Herz und Blut, deren Wille zum Leben und zum Eigentum. (tuom, mittelhochdeutsch ---> Macht über das Eigene)
Also ein ganz klares Ja zum Partikularismus und zur Subjektivität.

Importprimat

14. November 2012 19:42

@Fred
Der Markt wird es richten. Der Geist völlig begrenzt im Hier und Jetzt.

Natürlich wird es der Markt richten – was sonst. Sie sollen das auch nicht mir erklären. Ich würde gerne sehen, wie sie einem Vati mit 20 Jahren Hausfinanzierung, Kind mit Studienabsicht und Dauerfeuer der Firmenrationalisierung sagen, sein Geist sei beschränkt im Hier und Jetzt. Das sich schon alles irgendwie finden wird. Er soll sich für Ihre Ideen begeistern und bitte doch nicht phantasielos sein. Der wird ihnen sagen: Junge, dann phantasier mal weiter. Ich glaube, Ihre Bewegung ist genau an der Stelle. Sie können mich arrogant abbügeln, aber wenn(!) sie ihre Basis verbreitern wollen, sollten sie die Sorgen der Menschen im Hier und Jetzt ernstnehmen. Die ablehnende Darstellung wird ihnen nicht gefallen, aber Götz Aly geht in „Hitlers Volksstaat“ der Frage nach, warum es eigentlich für Opi die gute alte Zeit war. Hat wenig mit Bewusstsein, viel mit Hausfinanzierung zu tun. Fragen sie sich, ob sie Rechthaben oder was bewegen wollen.

@Gottfried
Zu Diskutieren wäre ein umfangreiches Rückführungsprogramm

Das macht mir keine Kopfschmerzen, solange Sie sich keine bei der Planung machen. Die meisten Migranten sind deutsche Staatsbürger. Mischehen, Mischkinder, beste Freunde, Arbeitskollegen. Ihre Kreise vielleicht nicht, nur die „Umstellung“ würde viele Menschen betreffen. Wem nehmen Sie die Staatsbürgerschaft wieder weg? Wer kann sie behalten? Wer entscheidet das? Millionen von Menschen, deren Wohnungen leer stehen würden. Damit würden sie die Mieteinnahmen und damit die Ruhestandsplanung vieler Menschen über den Haufen werfen. Sollten Sie diese Menschen gewinnen wollen, was sagen sie denen? Was ist mit den Rückgeführten? Dürfen die ihre Immobilien verkaufen, werden sie enteignet oder entschädigt? Ich möchte nicht Ihre Motive hinterfragen. Menschen nach Kategorien abstempeln lässt sich einfach – sie reden von einer Völkerwanderung. Das ist ein logistischer und organisatorischer Aufwand, der alles da gewesene in den Schatten stellen würde. 33 gab es 1-2% Juden in Deutschland. Heute haben um die 20% einen Migrationshintergrund, sie verstehen was ich meine. Das Leben heute ist nicht einfacher geworden.Wenn Sie nicht ein Konzept haben, das die auffälligsten Fragen beantwortet, stehen Sie schnell da wie ein Aktivist der Grünen, der in der Fußgängerzone von Bottrop für die Rechte der Yanonami demonstriert.

nino

14. November 2012 19:50

Na ja, Jüngers Distanz zum NS beruhte ja gerade in den 20ern, als er wirklich noch als politischer Schreiberling mit Ambitionen in Erscheinung trat, vor allem auf dem legalistischen Kurs der NSDAP. Von daher wäre ein Jünger der 20er Jahre wohl noch eher bei den Kameradschaften zu suchen als bei irgendwelchen anderen Gruppen. Das aber nur am Rande.

Wenn man sich nicht im Neonazismus zuhause fühlt, muss man sich auch nicht dauernd davon abgrenzen. Das machen die Identitären schon einmal nicht schlecht. Und wenn man aus der Kameradschaftsszene die guten Köpfe anziehen will, sollte man auch nicht immer auf sie einschlagen. Man muss komunizieren wofür man steht und in alle Richtungen offen bleiben. Wer immerzu sagt, "Ich bin kein Nazi." hat wohl selber den Verdacht, er könnte einer sein.

PS: Gelungener Text von ML und die Identitären scheinen die richtigen Punkte anzusprechen.

Inselbauer

14. November 2012 19:57

Vielleicht löst sich der ganze modernistische und aktionistische Kleinkram bald in Luft auf und dann kommt eine große nationale Bewegung, in der man seine "Identität" nicht in trotzkistischer Kameradenzerfleischung oder in ideologischer Sinnsuche oder in gelehrtem Gerede (das man selbst als Käse durchschaut) suchen muss. Ich kann der sicheren Gewissheit, dass die identitäre Geschichte ein ausländischer Hype ist, nur diese kitschige Hoffnung entgegen halten. Schön ist, dass man etwas aus einen solchen Scheitern lernen kann, nämlich dass wir zusammenstehen und endlich mit dem Klugscheissen aufhören müssen.

Toni Roidl

14. November 2012 20:16

Während in Villabacho hundert Leute ein Moscheedach besetzen, wird in Villariba erstmal über die reine Lehre diskutiert und darüber, wer in der Eimerkette mitmachen darf, wenn das Haus brennt. Es macht mich wahnsinnig!

Nordlicht

14. November 2012 20:27

@ Walter

Sicherlich gibt es regionale Unterschiede und natürlich gibt es überall hitlerafine Menschen in diesen Reihen, allerdings würde ich sie deshalb nicht abstempeln und für unbrauchbar erklären, schließlich war ich auch einer von der Sorte. Ich denke mit der nötigen Schulung lässt sich da viel machen.

Was die Zahlen angeht, ich denke schon das man ruhig von tausenden sprechen kann. Es sind ja nicht nur die Leute die man auf einer Demo zählen kann, die sich in nationalen Kreisen bewegen. Wenn ich mir zum Beispiel angucke wie viele Leute am Stammtisch bzw. gedanklich mit uns in der Stadt übereinstimmen(nur die die ich persönlich kenne) komme ich z.B. auf 50 Leute, davon sind aber nur 10, max. 15 auf Demos oder anderweitig öffentlich in Erscheinung getreten. Dieses Potential dürfte im gleichen Verhältnis in jeder Stadt so vorhanden sein und wenn nun die Kader die Bewegung "wechseln" sollten, so denke ich das der Rest ebenfalls nachrücken würde und so, zumindest im Hintergrund, einige tausend Anhänger für die neue Bewegung vorhanden wären. Ähnlich wie bei der NS-Szene heute.

Aber wie gesagt ohne entsprechender geistiger Auseinandersetzung würde es nicht funktionieren.
Nur dazu brauch es eben auch eine starke und intellektuelle Führung die die Fäden zieht, ohne sie läuft nichts.

Dieter Urchblicker

14. November 2012 20:53

Auch nach diesem Artikel erscheint mir das "Dafür" nach wir unkonkret, es sind, wenn auch eher konservativ besetzte, Gemeinplätze. Darin sehe ich aber kein wirkliches Problem.

So wie ich es verstehe geht es um den Vorpolitischen Raum, es ist überhaupt nicht notwendig Parteiprogramme o.ä. zu erstellen. Es gilt eine tatsächlich vorhandenen Stimmung in der Bevölkerung aufzunehmen und zu kanalisieren. Die Mündung des "Kanals" sollte meiner Meinnung nach in einer "Neuen Identität" bestehen, auf deren Basis eine politische Diskussion im Sinne von "Das Volk als Souverän" überhaupt erst stattfinden kann, Stichwort Diskursfähigkeit.

Wie dieser Diskurs aussieht, welche Inhalte er hat und welche Fraktionen daran teilnehmen ist irrelevant. Der Acker muss entgiftet werden, erst dann kann wieder etwas gesundes auf ihm gedeihen.

Ich würde Linke (ungleich Gutmenschen) nicht per se ausschliessen. Auch dort gibt es Menschen die es durchaus ehrlich meinen, auch sie sollten mitgenommen werden - wenn sie denn wollen. Auch sie werden politisch kaum noch vertreten, siehe z.B. Friedensbewegung und Einsätze der Bundeswehr oder auch die ökologische Bewegung und Energiewendewahnsinn, auch Teilen der Frauenbewegung dürfte mitlerweile aufgegangen sein dass die propagierte Karrierefrau auch nur eine kleine Teilmenge weiblicher Identität darstellt.

Ich versuche mal ein Beispiel zu konstruieren:
Die Thesen eines Sarrazin sind eine solche "tatsächlich existierende Stimmung in der Bevölkerung" und sie ist in grossen Teilen Mehrheitsfähig. Der "Sarrazin light" Namens Buschkowsky griff vor einigen Wochen dieses Thema wieder auf und zog es auf eine eher sachlich/lokale Ebene herunter, die politisch gerade noch unter der Schwelle zur Hysterie lag. Seiner Analyse ist zuzustimmen, seine Rezepte dagegen im wesentlichen das altbekannte "Fördern und Fordern".

Ein identitäre Ansatz zur Nutzung dieses Potenzials könnte nun so aussehen sich die Analyse zu eigen zu machen, die Gegenmaßnahmen aber bewusst aussen vor zu lassen.

Ob dieses "Fördern und Fordern" die allein heilbringende Lösung darstellt oder ob es doch nur der letzte Glied im Dreiklang von "Nachschub stoppen, Raus was geht, fördern & fordern" darstellt, wäre Teil einer politischen Auseinandersetzung, die es später zu führen gälte.

"Konservativ" im identitären Sinne bedeutet nicht zwangsweise "rechts", sondern, im wahrsten Sinne des Wortes, "erhaltend". Auch ein eher Links orientiert junger Mensch wird jene Strukturen "konserviert" sehen wollen, die ihn, so wie seinen Eltern zuvor, in Lohn & Brot bringen, die Gründung einer Familie erlauben und dem Lebensstandard zuträglich und nicht abträglich sind. Auf diese Definition des Konservativismus sollte man sich mMn nach im Zusammenhang mit dem Identitarismus beschränken. Man sollte nicht der Versuchung erliegen daraus etwas rechtskonservatives formen zu wollen.

Um es ganz klar zu sagen:
Wenn die Identitäre Bewegung nicht nur ein weiteres Kapitel im grossen Buch der Rohkrepierer werden soll muss das Angebot alle umfassen. Dieses "Alle" muss, neben den z.T. schon oben erwähnten Gruppen, z.B. auch assimilierte Migranten umfassen.

Als Rechtskonservativer bedeutete dies sich bewusst zurückzunehmen. Das "Rechts sein" hat nichts im Vorpolitischen Raum verloren, das Konservative dagegen schon - im oben genannten Sinne. Ja, vielleicht machen wir damit sogar ein Stück weit die Arbeit für Kräfte, die wir als Rechte selbst nicht mögen oder gar verachten, aber anders wird es nicht gehen weil sonst die bekannten politischen Fliehkräfte einsetzen.

Noch ein konkretes Beispiel: Aus identitärer Sicht würde ich jemanden der z.B. die Ostgebiete zurückhaben will entgegen dass er das gerne fordern kann, aber nicht in seiner Rolle als Identitärer, sondern ggf. als Parteimitglied. Ich würde ohnehin vorschlagen dass die Aufnahme in identitäre Zirkel die Mitgliedschaft in einer Partei/Jugendorganisation ausschliesst, so hält man sich zumindest zu Beginn Karrieristen, Wendehälse und notorische Quertreiber vom Hals.

Die Szene hier hat doch im wesentlichen keine Identitätsprobleme. Fast jeder kann von einem "Erweckungserlebnis" berichten. Identitär sollte darauf abzielen auch andere in die Lage zu versetzen diese Erfahrung machen zu können. Ob diese dann die blaue oder rote Pille schlucken muss und soll jeder selbst entscheiden.

Ich breche es noch ein Stück runter:
Bevor sich das "rechte" und das "linke" Kind im Sandkasten heftig darum raufen können wem denn nun das gefundenen Förmchen gehören soll muss zuerst der tyranische Bully aus dem Sandkasten rausgeschmissen werden - er ist es nämlich der das Förmchen Kraft seiner Überlegenheit an sich nimmt und beide Kinder, in der Hoffnung Wohlgefallen würde ihnen das Objekt der Begierde bescheren, Männchen machen lässt.

Gottfried

14. November 2012 20:54

@ Importprimat

"Menschen nach Kategorien abstempeln lässt sich einfach."

Dieses Konstrukt "Menschen" bezeichnet Zweibeiner in Patagonien, im dörflichen China, Kongolesen, usw. usw. Es gibt davon etwa sieben Milliarden.
Wäre mal interessant, wenn die Freunde der Zurichtung der ganzen Welt für die Bedürfnisse der Eliten des Finanzwesen erläuterten, warum sie gerade dieses Konstrukt (und nicht Lebewesen, Milchstraßenbewohner, ALDI-Kunden, Flensburger, Deutsche, Männer, Kinder, Syrer, Greise) usw. EXZESSIV in jeder Rede überstrapazieren.
Welche Gemeinsamkeit, welchen Zusammenhalt soll es zwischen diesen Chinesen, Greisen aus Flensburg, Kindern aus dem Kongo usw. denn geben? Viel mehr als Banalkreatürliches wie Essen, Schlafen, Verdauung ... fällt mir da nicht ein.

Die Zweibeiner, die sich in Deutschland aufhalten, lassen sich nach folgenden Grobkategorien abstempeln und unterscheiden (diskriminieren):
a I) Staatsangehörige mit deutschen Eltern
a II) Staatsangehörige mit ausländischen Eltern
b) Asylsuchende
c) abgelehnte Asylbewerber
d) Illegale
e) Ausländer, die hier eine erhebliche Straftat begangen haben

Der Ansatz der Staatsfeinde und Universalisten ist es, zu diktieren (wozu die "Menschen"-Rechte der VN und Co. ja auch legitimieren), daß es Aufgabe der Deutschen sei, allen "Menschen" der Welt gerecht zu werden, was immer diese Gerechtigkeit auch bedeuten mag.
Der Ansatz von demokratischen Grundgesetzanhängern besteht hingegen darin, daß "Alle Macht vom Volke" ausgeht.
Das Volk hat das Willenssubjekt der politischen Handlung zu sein. Der erste Schritt ist nun der, die minimalen Unterscheidungen vorzunehmen, die das Gesetz ja bereits vorgibt:
Straftäter nach Jugendlichkeit (bis 18 Jahre) bzw. Volljährigkeit (darüber hinaus) zu diskriminieren.
Illegale sind unverzüglich abzuschieben.
Ausländische Straftäter sind abzuschieben.

Welche Detaillösungen darüber hinaus getätigt werden müssen, ist eine müßige Frage, mit der oben beschriebenen Minimallösung wären wir schon drei Schritte weiter.

Außerdem wäre die sogenannte Eingliederung ("Integration") gänzlich zu streichen. Wer einen Raum betritt, der muß die Regeln dieses Raumes sofort anerkennen. Der Raum kann der Staat Japan sein als Beispiel, der Raum kann ein Restaurant sein, ein Privatwohnung oder eine deutsche Schule. Es gibt immer einen Dominus (Herrn im Hause). Wenn nicht, hat der Neueintretende die unangenehmen Folgen zu tragen.
Die "Integration", die in der BUNTEN Republik stattfindet, inszeniert eine Art partnerschaftliches Gespräch, wer aber ohne Vorleistung bereits Partner auf "Augenhöhe" ist, der hat - entsprechende Anspruchsunverschämtheit vorausgesetzt - nicht den geringsten Grund, irgendwelche Anpassungsleistungen zu erbringen.

Ein Fremder aus Elea

14. November 2012 21:26

Gottfried,

Sie argumentieren religionsbezüglich utilaristisch.

Und damit gerät die ganze Diskussion zwangsläufig einzig zu der Frage nach der Grenzziehung.

Einsatz für's Gemeinwohl, aber was ist die Gemeinde?

Nun, die Gemeinde definiert sich aber gerade durch geteilte religiöse Überzeugungen.

Was von Rumpelstilzchen und Ihnen zum Christentum gesagt wurde, stimmt so auch nicht. Das Christentum ist keinesfalls beliebig, es hat nur den Machtkampf gegen seine Widersacher verloren, was allerdings ankündigt ist: der Teufel muß hin und wieder für eine kurze Zeit frei werden.

Sie unterschätzen Religion gleich zweifach: einmal ihre natürliche Rolle und zum anderen das Wissen derjenigen, welche sich mit ihr beschäftigen.

Völker sind immer auf geteilten Überzeugungen gebaut, das unterscheidet sie von Stämmen. Religionen legen sich gegebenenfalls über diese Überzeugungen, formulieren sie in ihrer Sprache, betten sie in einen größeren Kontext ein.

Wann immer Relgionen diesbezüglich mehr wollen, kommt es zu schweren Problemen. Und das gilt auch für sonstige Ideologien. Eine Ideologie, welche versucht, einen bestimmten Menschentypus zu erzeugen, muß scheitern, denn das ist nicht unsere Rolle.

Allenfalls kann eine solche Ideologie Reaktionen auslösen, zu welchen es sonst nicht käme.

Nun denn, ich hatte zuletzt versucht ein Gefühl für diese Fragen zu vermitteln: https://bereitschaftsfront.blogspot.com/2012/11/generalisierungen-des-guten.html

Im übrigen ist es natürlich so, daß, wenn an einer Religion irgendetwas Wahres dran ist, sie natürlicherweise nicht nur in einem Volk ein Interesse an ihr auslöst. Und mir ist auch keine Religion bekannt, welche sich isoliert entwickelt hätte.

Ahnenkult ist typisch für eine bestimmte Sorte Mensch, aber ich bezweifle, daß er uns weiterbringen würde. Es ist ja auch nicht verboten, der Toten zu gedenken.

Importprimat

14. November 2012 21:44

@Gottfried
Lassen sie uns nicht über Bewertungen von Vor und Nachteilen einer bunten oder völkischen Weg sprechen. Wir kennen die Argumente.
Mir fällt auf, wie visionär, sehr verträumt, Ihre Szene ist. Das macht mich manchmal sprachlos.

M.L.: Ist sicher ein spektakulärer Kontrast zu all den nüchternen, pragmatischen, knallharten Realisten unter Ihren Multikulti-Homies. ^^

Das von Ihnen formulierte Minimalziel können Sie im Rahmen des GG und mit politischem Willen durchsetzen. Damit haben Sie ein Thema, mit dem Sie die Gesellschaft hinter sich bringen können.
„Viel mehr als Banalkreatürliches wie Essen, Schlafen, Verdauung … fällt mir da nicht ein.“
Ich würde Innere Sicherheit und Integration (von mir aus „Unterwerfung unter Regeln“) als etwas Banalkreatürliches der offenen (liberalen) Gesellschaft bezeichnen. Das sind systemische Konfliktlinien und damit immer und für jeden ein Thema. Damit können Sie für einen Moment eine Sandburg errichten. Der zweite Schritt, die Sandburg stabilisieren, fällt schon schwerer.
„Welche Detaillösungen darüber hinaus getätigt werden müssen, ist eine müßige Frage, mit der oben beschriebenen Minimallösung wären wir schon drei Schritte weiter.“
Das wären Sie eben nicht. Damit hätten Sie das System erst mal stabilisiert. Und etwas erreicht, bei dem Sie die meisten Fans unter a II) hätten. Eskalieren führt auch zu nichts, das macht das System stärker, haben die Linken schon durchgespielt. Diese Themen werden nicht der Hebel sein.

Schon spät, danke für den Austausch.

Martin

14. November 2012 21:46

Während in Villabacho hundert Leute ein Moscheedach besetzen, wird in Villariba erstmal über die reine Lehre diskutiert und darüber, wer in der Eimerkette mitmachen darf, wenn das Haus brennt. Es macht mich wahnsinnig!

Richtig, Herr Roidl, wie sagte schon Herr Shaw:

Those who can, do. Those who can´t, teach.

Die Franzosen haben ein nettes Konzept, die von Herrn Lichtmesz übersetzten Punkte sind ok, auch wenn ich persönlich nicht für einen NATO Austritt bin und das vor kurzem in der JF veröffentlichte Manifest besser finde, also warten wir doch einfach ab, wer die "Macher" in Deutschland sind, denn die bilden sich naturgemäß von alleine heraus - wird ja wohl noch mehr als 3 Faxen tanzende Hanswurste geben ...

und dann handeln - Punkt.

Gottfried

14. November 2012 22:01

@ Ein Fremder aus Elea

"Nun, die Gemeinde definiert sich aber gerade durch geteilte religiöse Überzeugungen."

Ja, richtig. Nehmen wir die vereinigende Kraft des Neuen Testamentes und das Beispiel der Latinos, der Schwarzen und der Europiden in den VSA.
Klappt doch prima, die gleiche Anschauung der Welt, die gleichen Schulen, Wohnen in den gleichen Vierteln, beste entspannte Nachbarschaftsverhältnisse.
In London gibt es wenig Latinos, aber viele Schwarze christlichen Glaubens, Engländer gibt es dort auch, siehe oben, was zählt die Nation (Ähnlichkeit durch die Geburt in ein bestimmtes Volk), wenn der christliche Glaube diese wunderbaren Brücken baut?

Ein Fremder aus Elea

14. November 2012 22:32

Gottfried,

religiöse Überzeugungen sind fast nie expliziert worden. Und aus gutem Grund, denn dann hätten Sie den Idealmenschen.

Und ich meinte auch nicht das Christentum, sondern die jeweiligen Überzeugungen, welche Völker verbinden.

Was die USA angeht, nun, das ist doch ein gutes Beispiel für das, was ich sage, denn ganz offensichtlich glauben Latinos an andere Dinge als die Yankees. Latinos selbst sind aber ein bunt zusammengewürfelter Haufen, und zum Teil treten sie auch zum Galuben der Yankees über.

Ich halte Biologie keineswegs für unwesentlich, aber wenn Sie sich nicht für die Überzeugungen verschiedener Menschen interessieren, wie können Sie da hoffen, jemals herauszufinden, was an der Biologie relevant ist?

Auch kommt natürlich hinzu, daß Staaten selbst ihre Bevölkerungen gegen einander aufhetzen. Und manchmal geschieht das auch innerhalb eines Staates. Hmmm... Wagner hat dazu was in "Erkenne dich selbst" geschrieben, ich zitiere es besser nicht. Aber er berührt da einen wesentlichen Punkt. Gruppen bilden sich oft genug aus reinem Opportunismus, und wenn wir über dieses Stadium hinausgelangen wollen, müssen wir schon Anstrengungen unternehmen, uns zu verstehen, was wir wollen, und in wiefern wir also von einander verschieden oder auch gleich sind.

Gottfried

14. November 2012 22:36

@ Importprimat

"Ich würde Innere Sicherheit und Integration (von mir aus „Unterwerfung unter Regeln“) als etwas Banalkreatürliches der offenen (liberalen) Gesellschaft bezeichnen."

Kreatürliches bedeutet Essen, Schlafen, Phänomene der Endausscheidung im Rahmen des Stoffwechselvorganges, geschlechtliche Interaktionen, Geburt, Tod, Triebaufwallungen, die bei mangelnder Kontrolle zur körperlichen Gewalt führen können, körperliche Berührungen. Universal.

Innere Sicherheit gibt es immer nur lokal. In unseren Breiten eine zivilisatorische Leistung per Gesetz, staatliches Gewaltmonopol usw.

Die "Integration" bedeutet bei uns de fakto das genaue Gegenteil von Sich-Einfügen und damit Unterwerfen unter die herrschenden Regeln. Also Beseitigung der Herrschaftsverhältnisse, Enteignung, Entmachtung, endlose "Dialoge" (die keine echten sind) als Selbstzweck.

Danke für das anregende Gespräch, einen Berührungspunkt mit Ihrer Parallelwelt habe ich (noch) nicht aufspüren können.

Michael Schlenger

14. November 2012 23:19

Ich grüße Sie, Herr Kubitschek und Herr Lichtmesz!

Unsere französischen Nachbarn in Ehren, aber für unsere Situation liefern sie weder Vorbild noch Lösung. Sie sind eben keine Deutschen, was als Kompliment wie auch als Distanzierung zu verstehen ist.

Schauen wir uns doch mal an, was die Neue Rechte in heutzutage maßgeblichen Medien zu sagen hat. Geben wir den Namen eines der führenden konservativen Intellektuellen bei youtube.com ein. Statt einer wohlüberlegten Selbstdarstellung eines klugen Kopfes in neutralem Weiß erleben wir einen kahlrasierten Schädel im Schwarzhemd:
„Das Deutschland, in dem ich leben möchte, ist das …. äh… das Land, in dem die Deutschen leben.“

Entschuldigung, bei allem Respekt für Ihre organisatorischen und intellektuellen Leistungen, Herr Kubitschek, den ich als Nationalliberaler empfinde, aber bei dieser banalen Botschaft im Netz können Sie es doch unmöglich belassen wollen.

Also: Wer ist denn das „Ich“ in Ihrer Aussage, wenn das politisch irgendetwas wert sein soll? Das sind doch in Wahrheit „wir“, das sind doch Hunderttausende, vermutlich Millionen, vielleicht sogar die „schweigende Mehrheit“. Wenn Sie das meinen, dann sagen Sie das doch auch so bei passender Gelegenheit.

Und wer sind denn diese Deutschen? Sind das nur die Ewiggestrigen, die frustrierten Kriegsverlierer, die unfreiwillig Holocaust-Schuldigen, die Nicht-Anglophonen, die Nicht-Doktoranden, die Nicht-Audi-Besitzer, die materiell Zukurzgekommenen? Nein, es sind auch die dank deutscher Tugenden - der Tugenden von Protestanten, Katholiken, Freidenkern und Agnostikern – Selbstbewussten und Erfolgreichen, Nachdenklichen und Bescheidenen, Eloquenten und Stillen deutscher Zunge und deutschen Geistes.

Dies ist doch das Band, das uns verbindet, uns Deutsche, die Sprache und die in deutscher Sprache verfassten Märchen und Lieder, Romane und Opern, Sprichwörter und Scherze, unsere Tugenden und Untugenden, ganz gleich, wann und wo und vom wem wir sie verinnerlicht haben.

Lächerlich ist die Vorstellung, dass das ausschließlich etwas mit Abstammung im Sinne von Rasse zu tun habe. Es hat etwas mit Abstammung im Sinne von Erziehung, Schulung und Vorbild zu tun.

Der Japaner, der Koreaner, der – wenn auch mit Mühen - deutsches Gedanken- und Kulturgut versteht, ausdrücken und interpretieren kann, ist mir nahe, er ist einer von uns. Der gebürtige Frankfurter Prolet, der nur Äbbelwoi und Würstchen, Heinz Schenk und die Kastelruther Spatzen kennt, der ist es trotz bestem Hessisch nicht.

Herr Kubitschek, was fehlt, ist meines Erachtens ein klares Verständnis davon, was deutsch ist, warum es wertvoll ist und wer es vermitteln soll. Das kann aus meiner Sicht ruhig elitär sein und bleiben, da halte ich es mit Ernst Jünger.

Das Deutsche braucht nicht mehrheitsfähig zu sein, im Gegenteil: So wie Grimmelshausens Simplicissimus für heutige Wikipedia-geschulte Abiturienten kryptisch ist, so wie Bachs Fugen und Beethovens späte Klaviersonaten für die MP3-geschädigte Masse unerträglich sind, so wie Hölderlin, Nietzsche und Mann für den von der Frankfurter Schule verstörten Akademiker zu wenig kritisch sind, so wenig hat das Deutsche heute hierzulande eine Chance. Aber vielleicht später, woanders, in einer anderen Sphäre.

Was liegt uns an der Unmöglichkeit des großen Erfolgs, des breiten Durchbruchs, des überwältigenden Siegs, solange das Deutsche nicht gänzlich verlorengeht? Beschäftigen Sie sich mit dem Überleben des Wissens und der Erkenntnisse der antiken Schriftsteller, Dichter und Denker über das Mittelalter. Eine hauchdünne Überlieferung verbindet uns über zwei und mehr Jahrtausende mit ihnen. Vielleicht ist es uns unsere Aufgabe, bloß Bewahrer der Flamme zu sein, während um uns herum alles in Schutt und Asche fällt.

Ich glaube, mit Ihrem Traum von einem baldigen Wiedererwachen Deutschlands sind Sie auf dem Holzweg, doch Ihr Wunsch nach einer Renaissance deutschen Geistes mag irgendwann in Erfüllung gehen. Daran lassen Sie uns arbeiten, auch auf youtube!

Beste Grüße
Michael Schlenger, Bad Nauheim

P.S. Das ängstliche Verbergen der eigenen Identität ist einfach jämmerlich, unmännlich und unsoldatisch, wenn das einigen Herrschaften und ängstlichen Hypothekenschuldnern etwas sagt. Das würde ich als Erstes auf dieser Netzseite abstellen. Man auch mit Familie zur Miete wohnen.

Harald Sitta

14. November 2012 23:21

Superb, liber ML >> also so klein ist die Eissscholle wieder nicht, aber wie OvH schon so schoen sagte : Wenn man mit dem Ruecken zur wand steht ist es ganz einfach, man kann nur mehr nach vorne, also angreifen ..

Harald, ein Wiener in Suedafrika

Nick N.

15. November 2012 00:37

Wie immer ein hervorragender Artikel aus Lichtmesz' Feder. Außerdem finde ich die Ansätze der Identitären, die hier vorgelegt werden, zumeist überaus positiv.

Nur dem guten Herrn Mauretanier muß ich mit seiner Einschätzung von Spengler und Jünger widersprechen. Es ist schon spät, und ich will ins Bett. Deshalb beschränke ich mich auf Spengler und führe ein paar Äußerungen aus seinem Nachlaß auf. Für ihn war die „Rassereligion“ der NSDAP „materialistisch“ und „infantil“. Er eiferte gegen „März 1933“, die „keine Revolution“, sondern „Trug“ sei. Er kritzelte Zeilen in seinem Tagebuch wie „Antisemitismus ist trottelhaft. Wer das zum Prinzip der ‚nationalen Befreiung’ erhebt [...] scheidet damit aus der Reihe politisch ernst zu nehmender Mensch[en] aus“. Er machte Anmerkungen über „diese Krüppel, Schafsgesichter“ und „Minderbegabten“. Sie „reden von ihrer Rasse und zeigen auf den Bamberger Reiter, als ob er ihresgleichen wäre, ohne zu fragen, was er von ihrer Rasse denken würde. Was edle Rasse ist: Araberscheich, Bali, Java“, zischt der Schöngeist. „Wie jämmerlich sind sie dagegen!“.

Fazit: Spenglers Stellungnahme zum Hitlerismus kann man mit Hielschers Spruch „der Ausbruch des Gesindels“ beschreiben! Hätte er länger gelebt, bin ich mir sicher, daß er seine Meinung nicht geändert hätte. Vielmehr dürfte der Kurs der NSDAP ihn in seiner Ablehnung des Nationalsozialismus Hitlerscher Prägung bestätigt haben.

Martin Höfer

15. November 2012 07:50

Stark, das wird ja was! Eine identitäre Aktion, bei der sich maximal zwei Leute zusammenfinden und auf der Straße einem heftigen Wortgefecht über die Frage verfallen, wie viele Hitlers denn durch ein Nadelöhr gehen. Wenn das keine Sondersendung der Tagesthemen rechtfertigt, was dann? Es geht voran!

Dr Schneider

15. November 2012 07:58

Wunderbar! Ich bin von diesem Manifest begeistert. Viel wurde schon diskutiert, ich will deshalb nur einen Aspekt herausstreichen, der noch nicht erwähnt wurde. Es heißt unter Punkt 2:

"Die sozialistische Linke und die liberale Rechte sind die zwei Gesichter der ökonomischen Globalisierung, die die Völker zerstört und die Arbeiter verarmen läßt."

Der Schlag gegen die l i b e r a l e R e c h t e hat gesessen, und der muß auch sitzen!
So wird ein allzu borniertes links/rechts-Schema hinterfragt, das in der momentanen Situationen effektiven Widerstand gegen die identitätsbedrohenden Globalisierungsprozesse lähmt.

Will heißen: Die Verbündeten der nicht-(wirtschafts)liberalen Rechten sind eher konservative Linke (Sarrazin ist SPD-Mitglied!) als irgendwelche fanatischen USA-Fans.

Aus diesem und anderen Gründen finde ich das, was Lichtmesz da übersetzt hat, besser als das JF-Manifest.

Walter

15. November 2012 08:31

Nordlicht:
"Sicherlich gibt es regionale Unterschiede und natürlich gibt es überall hitlerafine Menschen in diesen Reihen, allerdings würde ich sie deshalb nicht abstempeln und für unbrauchbar erklären, schließlich war ich auch einer von der Sorte."

Ich stempel niemanden ab, definitiv nicht. Im Gegenteil - ich bin ja Ihrer Meinung, daß es dort durchaus fähige Leute, ehrliche Idealisten, gibt, die mit dieser NS-33-Hitler-Schiene nichts zu tun haben und daß diese Personen ihr Potential daher dort leider vergeuden, weil man den festgefahrenen Grundcharakter eines Milieus eben nicht ändern kann. Und ich bin aufgrund dieser Annahme der Meinung, daß man die aufnahmefähigen Leute aus dieser Szene ansprechen muß, um sie dort loszusagen. Das würde ich nicht fordern, wenn ich sie auf irgendeine Weise abstempeln würde oder sie pauschal für unbrauchbar hielte.
Worauf ich hinauswollte, ist lediglich zu empfehlen, auf illusorische und in ihrer Allgemeinheit irreführenden Dinge wie das Verlangen nach einem generellen "Schulterschluß" zu verzichten.

Raskolnikow

15. November 2012 09:11

Lieber Herr Roidl!

Während in Villabacho hundert Leute ein Moscheedach besetzen, wird in Villariba erstmal über die reine Lehre diskutiert und darüber, wer in der Eimerkette mitmachen darf, wenn das Haus brennt. Es macht mich wahnsinnig!

Es hindert Sie doch niemand, auf einen Rohbau Ihrer Wahl zu steigen und dort pyrotechnische Artikel ("Magische Fontäne super XXL") in Gang zu setzen. Ebenfalls steht es Ihnen frei, sich mehr oder weniger originell zu vermummen und bei einer bedeutungslosen Ansammlung von Durchschnittsdeppen Ihre Gliedmaßen herumzuwirbeln. Bassen Sie los!

Im Umkehrschluss zwingt Sie auch niemand, hier unsere, in der Tat hanebüchenen, Disputationen zu verfolgen.

Wenn es Ihnen nur darum gänge, wohlfeile Stäbe über unseren Häuptern zu brechen, so sei Ihnen das natürlich, zumindest von meiner Seite, großzügig gestattet.

Aber bitte, beantworten Sie mir doch eine, nein zwei Fragen im Gegenzug!

Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass diese Etablierung einer Fussballfankurve auf einem Moscheerohbau mehr "Praktisches" einbringt als hiesiges Geschnatter - nämlich nichts?

Wenn es eine Gemeinschaft von Männern gäbe, die von der Moschee nicht mehr runtergestiegen wären, nun gut, da lägen die Dinge anders, aber so ...

Und warum um alles in der Welt muss immer alles "neu" sein? Man nennt sich identitär, will aber zeitgemäß auftreten und moderne Menschen ansprechen. Dafür bin ich geistig leider zu unbeweglich, solchen Kabolz vermag ich kleines Gemüt nicht zu schlagen. Skateboard, Turnschuh, Hollywood-Ikonen und Fangesänge bekomme ich nicht unter die Überschrift "Meine Identität".

Erwartungsvoll in jeder Hinsicht,

R.

Martin

15. November 2012 09:51

Sehr geehrter Herr Schlenger,

wer nicht weis, was deutsch ist, dem kann auch kein nach Mitteldeutschland gezogener Ravensburger mehr helfen ...

Es geht nicht mehr um Hölderlin, Nietzsche und Bach, es geht um die Positionierung in ganz konkreten Macht- und Verteilungskämpfen, die bereits begonnen haben und sich noch verstärken. In dieser Kakophonie des "wir zuerst" der Einwanderer, der Finanzjongleure und anderer Lobbygruppen hat die deutsche Bevölkerung bislang maximal nur ein vereinzeltes "ich zuerst" entgegenzusetzen. Die Bildung einer ernsthaften deutschen Interessenvertretung, die dann auch machtvoll werden kann, ist das Thema.

Ideologischen, philosophischen Unterbau gibt es genug. Bekanntermaßen ist jeder einzelne Deutsche ein Philosoph aber man kommt hierzulande nur noch bestenfalls zu Stufe zwei dieses Sinnspruchs, dass zwei Deutsche einen Verein bilden. Wir müssen wieder zu Stufe drei kommen, dass drei Deutsche eine Kriegsgefahr sind und damit meine ich keine für das Ausland, sondern für das eigene Land und Kriegsgefahr stelle ich als Sinnbild für den konkreten Machtanspruch, denn wer die Macht hat, entscheidet über Krieg und Frieden. In dieser konkreten Situation ist mir der Äppler süffelnde Frankfurter Proll näher, als ein Geigenvirtuose aus Südkorea (es sei denn, dieser würde in Deutschland wohnen und für deutsche Interessen eintreten). Es geht nicht mehr ums Hochgeistige, es geht vielmehr darum, die "Ernährungsgrundlage" zu sichern, die derartig spezifische Kulturausbildungen, nämlich die der deutschen, die wir alle so schätzen, überhaupt ermöglicht. Denn sonst findet das deutsche demnächst nur noch im Museum statt.

Importprimat

15. November 2012 10:22

@ M.L.: Ist sicher ein spektakulärer Kontrast zu all den nüchternen, pragmatischen, knallharten Realisten unter Ihren Multikulti-Homies. ^^

Touche!

@Gottfried

Eine Überlegung wollte ich Ihnen noch mitteilen:
Aufgrund der Demographie werden 1/3 der Deutschen einen Migrationshintergrund haben, bei Ihnen unter a II) fallen. Diese werden Sie nicht gewinnen, wenn Sie sie nicht als mögliche gleichberechtigte Mitspieler betrachten, wie Herr Schlenger es in seinem Kommentar vorgeschlagen hat. Salopp gesagt, wenn ich als Migrant niemals als Deutscher akzeptiert werde, selbst wenn ich die Loreley im Kanon furzen kann, dann werde ich gegen sie sein. Wenn Sie mir auch die Hoffnung für meine Kinder nehmen, dann haben wir einen offenen Krieg. Wenn ich hier in den Kommentaren lese, dass selbst diejenigen, die bereit sind, Migranten mit dem Wohlwollen eines Gutsherren zu betrachten, hier in der Minderheit sind, dann kann ich 1/3 der Bevölkerung aus Ihrer Zielgruppe getrost herausrechnen. Gehen wir in der verbliebenen Gruppe von optimistischen 50% erreichbarer Personen aus, die Gegner schlafen ja auch nicht, persönliche Bindungen zu a II) tun ihr übriges. Ihnen stehen für Ihre Ansichten mit viel Liebe und Rückenwind 1/3 der Bevölkerung zur Verfügung. Sie sind und werden somit niemals die schweigende Mehrheit sein. Fragt sich dann, welche Strategie Sie jetzt verfolgen wollen. Ich glaube, Herr Schlenger hat hier die Situation sehr gut beschrieben. Es wird ihnen nicht gelingen, mit extremen Positionen (wie ich sie hier lese, die ich Ihnen persönlich nicht unterstelle) den kulturellen Mainstream dieses Landes zu dominieren. Was heißt das dann konkret? Entweder sie verbreitern ihre Basis und geben dem 1/3 der a II) (die dann nicht mehr a II) , sondern einfach a) wären) eine Chance und weichen damit auch das 1/3 der politischen Gegner auf, oder Sie denken über eine Machtergreifung als Minderheit nach – d.h. sie würden gegen 2/3 der Bevölkerung regieren. Hand aufs Herz- wie wahrscheinlich ist das? Sollten Sie keinen Erfolg haben, bleiben Sie eine spleenige Elite (in der schmeichelhaften Eigenwahrnehmung). Ob diese strukturelle Minderheit für die Umsetzung Ihrer Ideen reicht, ich glaube es nicht. Was ich über die Identitären gelesen habe, so ist es die Mobilisierung innerhalb des eigenen 1/3 (naja, im Promille-Bereich). Selbst bei überwältigendem Erfolg (sagen wir 25% im eigenen Drittel), ist es eine strukturelle Minderheit ohne Machtoption und damit ein Sturm im Wasserglas. Zumal sie in einer Gruppe fischt, die in diesem System eine exzellente berufliche Aussicht hat, somit unter keinem ökonomischen Druck steht. Überlegungen, ob man Schlesien zurück fordern soll, erscheinen vor diesem Hintergrund besonders putzig. Für Menschen, die was bewegen wollen, muss das doch wie die Aufforderung klingen, Kuchen zu essen, wenn man schon kein Brot hat.

Rumpelstilzchen

15. November 2012 10:37

Hallo Raskolnikow,
Vielleicht wären besser halbnackte Frauen auf die Moschee gestiegen und hätten einen orientalischen Tanz aufgeführt?
soziologisch ist auffällig, dass Aktionen von eher humorlosen jungen Burschen frivole Aktionen von Mädchen gegenüberstehen.
Vielleicht muß zusammenkommen, was zusammengehört.

S. Pella

15. November 2012 11:00

Zeichensetzend war der Zug der beiden Angehörigen der "Division Antaios" nach Orange allemal. Mit der Teilnahme an der Tagung des "bloc identitaire" verdeutlichten und erhoben G.K. und M.L. die Meinungsführerschaft des Sezession-Umfelds über die identitäre Bewegung im deutschsprachigen Raum.
Oblgeich dies so nicht ausgesprochen wurde, konstatiere ich dies hiermit!

Nichtsdestotrotz besteht die äußerst reelle Gefahr, in deutschen Landen nicht aus den theoretischen Hinterzimmern herauszukommen und somit eine für die Menge anziehende, d.i. identitätsstiftende Aktion durchzuführen. Personelle, inhaltliche und organisatorische Abgrenzungen und Distanzierungen scheinen einmal wieder das Entstehen einer schlagkräftigen Bewegung auf Seiten der "Rechten" im Keim zu ersticken.

Anzumerken sei abschließend, daß der "bloc identitaire" in Frankreich bislang eher ein Schattendasein fristete und - im Gegensatz zur Front National - eben keine Massenbasis rekrutieren konnte. Selbst in konservativen und rechten Bevölkerungsgruppen sind die Identitären weitgehend unbekannt. Ein Beispiel aus eigenem Erleben:
am vergangenen Wochenende war - wie jedes Jahr im Herbst - ein junger Bauer und Jäger aus der Champagne (mit seinem Vater) zu Gast bei meiner Familie. Dieser zutiefst bodenständig und konservativ lebende Mann wurde schlicht und einfach identitär, d.h. traditional französisch, erzogen und besitzt durchaus politisch rechte Anschauungen, obwohl eher dem gaullistischen Flügel zugeneigt. Doch weder er noch sein weit gefächertes und großes persönliches Umfeld (mittelgroße Stadt in der Champagne) haben bislang etwas von den Identitären gehört - nur soviel zur Breitenwirkung!

Mauretanier

15. November 2012 12:39

@ Michael Schlenger

"Der Japaner, der Koreaner, der – wenn auch mit Mühen – deutsches Gedanken- und Kulturgut versteht, ausdrücken und interpretieren kann, ist mir nahe, er ist einer von uns. Der gebürtige Frankfurter Prolet, der nur Äbbelwoi und Würstchen, Heinz Schenk und die Kastelruther Spatzen kennt, der ist es trotz bestem Hessisch nicht."

Das disqualifiziert Sie natürlich.
Es geht hier nicht darum, mit wem Sie am besten können oder nicht.
Es geht um völkische Verbundenheit.
Wie lächerlich Ihre spätzivilisatorische Ansicht ist, wird Ihnen der Japaner schon sagen.

Das heißt natürlich nicht, dass sich in den letzten 70 Jahren nicht viel Müll in unserem Volk angesammelt hätte.

"Das ängstliche Verbergen der eigenen Identität ist einfach jämmerlich, unmännlich und unsoldatisch, wenn das einigen Herrschaften und ängstlichen Hypothekenschuldnern etwas sagt."

Haben Sie schon mal was von Tarnen und Täuschen gehört, Sie Obersoldat?

Gottfried

15. November 2012 12:52

@ Importprimat

Eine ehemalige Klassenkameradin von mir hat nebst Mann und Familie über ein Jahrzehnt in Japan gelebt. Allen Freunden der "Menschen", allen liberalen Universalisten kann ich nur die Lektüre des Werkes "Die Gelben, die Schwarzen, die Weißen" von Frank Böckelmann (Eichborn-Verlag, 1998) empfehlen. Der Autor entstammt der Frankfurter Schule, war in den 60ern ein sehr engagierter linksradikaler Kampfgefährte Rudi Dutschkes. Eine überaus umfangreiche Studie, m.E. DER Kommentar in Sachen Fernstenliebe überhaupt, ein außergewöhnliches, auch sprachlich und analytisch sehr geschliffenes, feines Buch.
Wenn fremde Völker sich begegnen, dann können Sie die Zeichen des Anderen schlecht bis gar nicht interpretieren. Es fällt schwer, die Gesichter zu "lesen", die Körpersprache einzuordnen.
Die Fernasiaten bzw. Europiden haben es Jahrhunderte probiert: Man blieb sich immer fremd.
Umgekehrt ist es freilich möglich, in einem funktionalen Zusammenhang, z.B. in einem Wirtschaftsunternehmen, miteinander zu arbeiten. Wobei es aber absurd wäre, wenn solche Deutschen in Kyoto jetzt auf die Idee kämen, als "Menschen" und Japaner den gleichen Status einzunehmen.

"Salopp gesagt, wenn ich als Migrant niemals als Deutscher akzeptiert werde, selbst wenn ich die Loreley im Kanon furzen kann, dann werde ich gegen sie sein. Wenn Sie mir auch die Hoffnung für meine Kinder nehmen, dann haben wir einen offenen Krieg."

Will keinen Hehl daraus machen, daß sich bei diesem Pathos meine Kopfschmerzen aus dem Hintergrund verstärken.
Sie können soziologisch jede Menge Mikrokosmen betrachten (Sportvereine, Wirtschaftsunternehmen, Dorfgemeinschaften usw. oder Makrokosmen (die Moslems insgesamt, die Norweger, die Japaner, die Schwarzen): Als Ergebnis werden Sie feststellen, daß Sie immer auf Innenkreise, Mittelkreise und Außenkreise stoßen werden.
Z.B. ist dann die Deutsche, die lange in Japan arbeitet, nur ein wenig zugehörig, nämlich vor allem durch den Funktionszusammenhang des dortigen Wirtschaftsunternehmens. Der Deutsche, der schon 15 Jahre in Norwegen lebt, gehört in der Lebenswirklichkeit dort nur halb dazu, denn er hat sich die Sprache des Landes nur durch seinen Fleiß angeeignet, nicht mit der Muttermilch aufgesogen, er hat andere Geschichten mit anderen geteilt, die Geschichten der Norweger hat er so nicht selber erlebt.

Eine identitäre Bewegung sehe ich als einen Entwicklung in der Zeit. Erster Schritt, wie ich schon sagte, Wiederherstellung der Rechtstaatlichkeit, Ausweisung Schwerkrimineller usw. Das ist ein unmißverständliches Zeichen der Dominanz, daß Deutschland das Haus der Deutschen ist. Es findet so ein Gespräch statt mit den Ausländern, die in jedem Falle nicht in gleichem Maße Deutsche sind wie wir Deutschen. Diese Ausländer werden nun - wie es ja auch die Deutschen in Japan müssen - darauf reagieren können, ob sie mit einer "Halb-" oder "Viertelmitgliedschaft einverstanden sind.

Gottfried

15. November 2012 13:06

@ Martin

"In dieser konkreten Situation ist mir der Äppler süffelnde Frankfurter Proll näher, als ein Geigenvirtuose aus Südkorea ..."

Der deutsche Kraftfahrer, der Herrn Schlenger die Pastetchenkonserven anliefert und die einfache deutsche Arbeiterin, die diese dann beim Feinkosthändler in die Regale einstellt, ist mir sehr sympathisch.
Es soll vorkommen, daß solche fleißigen Zeitgenossen irgendwann auch Feierabend haben, sich dann womöglich bei einen alkoholischen Getränk entspannen wollen.
Die Liebe zu einfach strukturierter Musik - wie sie z.B. dereinst der selige Heinz Schenk im Fernsehen dargeboten hat - dürfte wohl bei allen Völkern zu allen Zeiten weitverbreitet gewesen sein.
Sicher gab es auch immer mal wieder kultur-talibanäre Gegenbewegungen, puritanische Aufwallungen, denen dann selbst diese einfache unschuldige Lebensfreude des Nachbarn ein Dorn im Auge war.

(Und Ihren Beitrag zu dem Thema, Martin, weiß ich natürlich auch ganz besonders zu schätzen, selbst wenn Sie NATO-Befürworter sind ....)

Angela Brüning

15. November 2012 13:53

Meine Lust mir irgendwelche Diskussionen über die Haltung Ernst Jüngers am Ende der Weimarer Republik zu dieser und jener sozialistischen Partei anzuhören ist äußerst überschaubar. Rechte Politik stelle ich mir so vor, dass Ziele klasklar formuliert werden. Sozialisten, die ihren Vorhaben ein ökologisches Mäntelchen umhängen und vorgebliche Rechte, die Ihren ebenfalls sozialistischen Ideen mit Antiislamismus verkleiden haben wir wirklich schon genug. Ein rechter Poltiker wie ich in mir Vorstelle stellt sich hin und sagt: Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt, die Party ist vorbei. So und so vielen hunderttausend wird jetzt einmal die Rente drastisch gekürzt, so und so vielen die Krankenversicherung gestrichen. Wem es noch nicht aufgefallen ist: Wir haben zu wenige Kinder. Hohe Renten im Alter sorgen nicht unbedingt dafür, dass junge Menschen zur Absicherung im Alter Kinder in die Welt setzten. Wer sich dagegen ausspricht, ist ein Verräter an unserer Jugend, denn das Umlagesystem basiert auf einer Lüge. Das war alles bekannt. Für Jammereien ist nun wirklich keine Zeit. Im übrigen habe ich hier einen Entwurf für ein neues Arbeitsrecht, das Wort Kündigungsschutz werdet ihr darin in etwa so wenig finden wie das Wort Liebe im bürgerlichen Gesetzbuch von 1811...
Diese dauernde Gejammere, dass wir alle so schlimm islamisiert werden und die bösen Ausländer und die bösen Linken und überhaupt ist ja alles so schlimm....

Martin

15. November 2012 14:52

Gottfried,

ich bin kein NATO-"Befürworter", ich sehe nur keinen akuten Handlungsbedarf in dieser Frage und außenpolitische Bündnissysteme können m.M.n. nur dann aufgegeben werden, wenn man echte Alternativen hat und davon sind wir fast schon Lichtjahre weit entfernt. Das Thema hat daher kurz- und mittelfristig für Deutschland keine Priorität und von daher halte ich eine solche Positionierung politisch für nicht notwendig.

Gut, bei den Franzosen, die ja immer auch die "Grande Nation" im Hinterkopf haben, mag eine solche Positionierung politisch taktisch einen Sinn machen. Uns Deutsche drückt der Schuh meiner Meinung nach woanders heftiger. Im Übrigen gilt, was zukünftige Generationen für Bündnisse eingehen, sei diesen überlassen. Wir "heutigen" haben erst einmal die Grundlagen dafür zu schaffen, dass diese zukünftigen Generationen überhaupt erst wieder zu dieser Entscheidungsmöglichkeit an und für sich kommen können.

Gottfried

15. November 2012 15:15

@ Martin

" ... ich bin kein NATO-“Befürworter ..."

Kneifen gilt nicht: Als Strategiker sind Sie es.

"... außenpolitische Bündnissysteme können m.M.n. nur dann aufgegeben werden, wenn man echte Alternativen hat ..."

Es ist allerhöchste Zeit für eine Annäherung an Rußland.

(Freundliches Tasten in Richtung China wäre sicher auch nicht ganz verkehrt.)

"Gut, bei den Franzosen, die ja immer auch die „Grande Nation“ im Hinterkopf haben, mag eine solche Positionierung politisch taktisch einen Sinn machen."

Wir können uns doch nicht im Ernst als kleiner Staat von den Franzosen auseinanderdividieren.
Zusammen mit den Franzosen heraus aus der EU und hinein in das Vergnügen!

Importprimat

15. November 2012 16:01

@Gotfried

Diese Innenkreise, Mittelkreise und Außenkreise sind jedem Migranten bekannt. Die gläserne Decke. Das durchschreiten dieser Kreise nennt sich Integration. Wer diese Kreise nicht durchschreiten will oder kann, macht sich seine eigenen, die Parallelgesellschaft. Für mich ist eine kurdische PKK Ortsgruppe das gleiche wie eine einschlägige Kameradschaft – ich werde in beide nicht reinkommen, beide werden mit mir nicht zusammenarbeiten und beide werden gegen „rassische“ Durchmischung sein. Wer mehr Recht auf Klüngel hat ist müßig zu überlegen, beide Gruppen werden es machen, weil sie es können. Dass sie sich wünschen, zumindest die eine loszuwerden, macht sie nicht zu einem Rechten. Wer sich integrieren möchte, hat einen langen Weg vor sich – was, wie sie es beschreiben, das natürlichste der Welt ist. Ein Schwarzenegger ist die Ausnahme und nicht mal für die USA ein Beispiel. Die Kreise sind da. Sie sind informell, mal besser sichtbar, mal nicht. Wenn sie in ein Dorf im Westerwald ziehen, werden sie nicht Bürgermeister, trotz Stammbaum und Opa bei der Reichsmarine. An diesem Punkt liegen wir anscheinend nicht weit auseinander. Wie schnell jemand die Kreise durchläuft, ist individuell und nicht steuerbar.
„Das ist ein unmißverständliches Zeichen der Dominanz, daß Deutschland das Haus der Deutschen ist.“
Da muss ich Ihnen wiedersprechen. Das nennt sich einfach Rechtsstaat. Das, was Sie hier fordern, werden sie so von jedem integrationswilligen Migranten hören. Kollege, pass dich an oder geh. Das können sie mir jetzt glauben oder nicht.
„Es findet so ein Gespräch statt mit den Ausländern, die in jedem Falle nicht in gleichem Maße Deutsche sind wie wir Deutschen. Diese Ausländer werden nun – wie es ja auch die Deutschen in Japan müssen – darauf reagieren können, ob sie mit einer „Halb-“ oder „Viertelmitgliedschaft einverstanden sind.“
Hier beschreiben sie einen wirkenden Mechanismus. Ich möchte mich für den Pathos ihnen gegenüber entschuldigen, ich möchte ihnen bestimmt keine Kopfschmerzen machen. Es geht um ganz konkrete Befürchtungen: Dass auch 100 Gesetze nicht verhindern können, dass mein deutscher Chef einen Deutschen befördert, weil er sich dem näher fühlt, d.h. wie sie beschrieben haben, besser versteht, ist eine Tatsache. Und natürlich. Ich habe viele solcher Fälle im Berufsleben erlebt, ambitionierte Migranten finden Wege, meistens indem sich noch schneller anpassen. Der Markt regelt das also. Das ist nicht das Problem. Wenn sie „Halb-“ oder „Viertelmitgliedschaft“ so Explizit sagen und auch die Gruppe a II) explizit formulieren – was meinen sie damit? Gibt es gesetzlich etwas, was sie dann dürfen und ich nicht? Jenseits der informellen Kreise, die da sind, ob wir guten Willen haben oder nicht, klingt mir das alles ziemlich Institutionalisiert. Muss ich ihnen im Bus Platz machen? Gilt mein Wort vor Gericht weniger? Die Aussage eines Deutschen mit Migrationshintergrund zählt dann wie viel % eines Eingeborenen? Bis in welche Generation hat meine Familie formell diesen Migrationshintergrund, meine Enkel auch noch? Habe ich bei Elektrowaren eine kürzere Garantiezeit als sie? Mischehen? Diese Fragen stelle ich Ihnen, weil die Kammeraden eine recht eindeutige Antwort haben – was mich zu diesem durchaus ernstgemeinten Pathos verleitet. Ich fordere von ihnen keine Abgrenzung – ich möchte ihnen nur klarmachen, dass sie mit denen, nennen wir sie einfach Kameraden, alleine und eine Minderheit bleiben werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Migrant mit Liebe zu seiner neuen Heimat (warum nicht mal emotional werden), der einiges auch familiär auf sich genommen hat, sich von jemanden erzählen lässt, er sei rassisch Minderwertig. Das seine Kinder es bleiben werden. Wenn sie zum Beispiel als Identitärer sagen 0% Rassismus und dann mit Kameraden auftauchen, die einem Migranten (der hier ist um Deutsch zu sein) erzählen, wie toll die NS Rassenlehre ist, können sie es gleich lassen. Damit werden sie den Weg zur Mehrheit nicht öffnen. Nicht falsch verstehen, das verlange ich von Ihnen nicht. Nur Konservative müssen sich halt im Klaren sein, dass auch manche Migranten lesen können und sehr wohl wissen, wie die Konservativen ihre Kriegskameraden jüdischen Glaubens 33 haben über die NS-Klinge springen lassen. Wenn also hinter Identitär und 0% Rassismus die Idee steht, einen Schulterschluss bis zu denen zu machen – aufwachen, wir sind nicht doof. So wird das nichts. Sparen sie sich die Arbeit. Spielen sie lieber im Sandkasten zum 100mal mit denen Kursk nach.

Sixty

15. November 2012 16:30

"Will heißen: Die Verbündeten der nicht-(wirtschafts)liberalen Rechten sind eher konservative Linke (Sarrazin ist SPD-Mitglied!) als irgendwelche fanatischen USA-Fans."

Dem, was Dr. Schneider hier schreibt, kann ich nur zustimmen, aus meiner "linksnationalen" Sicht von der anderen Seite her ;-)
Was die sog. "Kameradschaftsszene" betrifft, da kann ich mich nur wiederholen:
"Diese Szene ((NPD, „Sache des Volkes“, „Freie Kameradschaft Süd“ usw.) absorbiert nicht nur die „identitäre“, sondern erst recht die „nationale“ Sache.
Diese Elemente nutzen mit ihrem Extremismus nur dem antinationalen und anti-identitären linken/linksliberalen Mainstream. In ihrer sektenhaften Verblendung ist ihnen das natürlich nicht bewußt."

Mit diesen Leuten kann es keine Zusammenarbeit geben, was nicht ausschließt, zu versuchen, einzelne "idealistische" Personen argumentativ zu überzeugen, diese Szene zu verlassen.
Und was den historischen "Nationalsozialismus" betrifft, ist es doch ein alter Hut, daß dieser nicht "national", sondern nationalchauvinistisch und nach dem Austritt von Otto Strasser & Cö. auch nicht mehr "sozialistisch" war, sondern nach 1933 zum Steigbügelhalter des deutschen Monopolkapitals wurde. Und Leute wie Otto Strasser oder Ernst Niekisch waren für den NS-Staat ebenso gefährliche "Staatsfeinde" wie Sozialdemokraten, Kommunisten oder auch konservative Regimegegner.

Ein Fremder aus Elea

15. November 2012 18:49

Zerfasert hier ein wenig. Letztlich wird aber jedes prinzipientreue Handeln neue Verhältnisse schaffen. Macht wird nicht entrissen, sondern langsam unterhöhlt.

Zum identitären Ansatz.

Es ist noch nicht lange her, als man sagte: "Wir können unsere Hühner selber treten."

Besonders anziehend ist die Parole nicht.

Man muß aufpassen, daß man eine Identität wählt, welche etwas Anziehendes hat.

Wenn einem da nichts einfällt, sollte man besser unideologisch bleiben und pragmatisch argumentieren, sonst schießt man sich nur ins eigene Knie.

Martin,

das ist ein Witz. Die ganze romanisch kommunistische Schiene (meine Frau hat, bevor sie ihre Kordel als beste Jungkommunistin im Kindergarten gewonnen hat, Bandera Rossa auswendig gelernt) ist einer.

Ohne Zweifel kommen aus diesen Ländern einige der überzeugtesten Vertreter dieser Idee. Aber genau deswegen funktioniert es nicht. Die sind so überzeugt, weil sie an jeder Ecke sehen müssen, was ihnen verhaßt ist.

Ach, heute phantasieren sie wieder von einer sozialistischen Revolution, welche von Griechenland und Portugal ausgehen wird. Ne, ne... die Stecken sich einfach die Taschen voll und dann gehen sie wieder zu ihren persönlichen Geschäften über. Welcher Grieche oder Portugiese hat was mit Kollektivismus am Hut? Völlig lächerlich.

Auf PI gab's heute einen schönen Artikel über die demographische Entwicklung in Frankreich (von alternativeright übernommen). Die Heimat der Menschenrechte. Ja, was ist denn möglich?

Entweder Frankreich geht vor die Hunde (dann scheidet es als Partner aus, egal für wen) oder Frankreich besinnt sich auf seine Wurzeln (katholisch), in welchem Fall Frankreich sich Richtung Südamerika orientieren wird. Da könnten wir uns dranhängen, keine Frage, aber Rußland nicht.

Ich dachte, Europa könnte jetzt in Libyen Fuß fassen, schließlich haben die Libyer so gewählt, aber den Amerikanern sind wohl einige tausend Raketen abhanden gekommen in Libyen. Das wird also wahrscheinlich dann doch nichts.

Gut, Marokko ist zur Zeit halbwegs brauchbar, aber es sieht mittelfristig in Nordafrika eher schlecht aus. Und was den Rest Afrikas angeht, nun, Frankreich wird wohl nicht auf ihn bauen wollen.

Und zugleich läuft Frankreich die Zeit davon. Frankreich hat eine hervorragende Forschung, vielleicht die beste der Welt. Man würde Frankreich schon aufnehmen, wenn Frankreich bereit wäre, sich einzugliedern. Mit Deutschland sieht es ganz ähnlich aus, auch wenn der Schwerpunkt da ein bißchen mehr Richtung Innovation liegt.

Aus eigener Kraft können beide aber nichts reißen. Es bedarf eines größeren Blockes. Im Moment ist das Europa. Und vielleicht bleibt es ja auch Europa, aber Europa steht vor großen Schwierigkeiten, sein eigenes Fundament zu formulieren.

Wohlstand. Naja, so ziemlich die schwächste Bindung. Wirkt prima in die Breite, aber nicht in die Tiefe. Rechte. Aber was für Rechte, wenn kein allgemeiner Konsens vorausgesetzt werden kann, sie zu achten? Es werden doch zwangsläufig die Rechte von Gefängnisinsassen werden.

Das alles ist transparent. Dann kommt noch das strukturelle Problem dazu, daß mittlerweile ein Großteil der Menschen sein Geld durch Loyalität zur Titanic verdient.

Ne... und ich wüßte auch nicht, was das Fundament Europas sein könnte, wenn nicht das Christentum, und was das Christentum angeht, so hat es zwei Schismen gegeben und das heute Europa ist dbzgl. dreigeteilt.

Und es gibt ja Gründe für diese Schismen. Der Preis für die Loswerdung war hoch genug, aber letztlich gab es stets die Bereitschaft ihn zu zahlen.

Das ist nunmal die Ausgangslage. Man versucht aus der Logik der Macht heraus, Steine zusammenzuschweißen, aber es gelingt nicht.

Und deshalb, fragen wir uns mal lieber wo wir stehen und stehen können, wenn der Laden schließlich auseinanderbricht.

Gottfried

15. November 2012 19:12

@ Importprimat

"Diese Innenkreise, Mittelkreise und Außenkreise sind jedem Migranten bekannt. Die gläserne Decke. Das durchschreiten dieser Kreise nennt sich Integration."

Neien.
Sie können sicher in aller Muße und fern vom Alltag am Schreibtisch etwas Universales konstruieren, über alle ihre "Menschen" und deren Gruppenbildungen legen und es Integration nennen, wenn jemand zum Zentrum dieser Gruppe vorstößt und alle sich schließlich gar auf einer Ebene in diesem Zentrum aufhalten sollten. M.E. ein rein rationales Konstrukt, nicht verortet, in keinen zeitlichen Rahmen gesetzt, jede Sinnlichkeit ignorierend, denn überall orientiert man sich nach Instinkten, aus dem "Kniegelenk" heraus, mißtraut fremden Gesichtern, schon weil es sich in ihnen schlechter lesen läßt.
Integration ist ein Begriff in der BUNTEN Republik, der eine ganz konkrete Bedeutung hat in unserer politischen Realität. Diese Bedeutung haben ja auch Sie hier eingebracht.

Nun hat die Gleichschaltungsdiktatur aber den Alltag noch lange nicht gänzlich beseitigen können.
Wenn jemand in einer altgedienten Musikkapelle neu eintritt, wird man niemals sagen, der Neue habe sich - nach zwei Monaten, nach zwei Jahren - gut "integriert".
Es wäre absolut unmännlich und weinerlich, wenn der Trompeter nach drei Monaten darüber klagte, daß es zwischen der restlichen Kapelle engere Beziehungen gibt und er noch nicht so ganz dazu gehörte.

So ist das in unserer Umgebung. Allerdings haben wir nun ein großes, vom arbeitenden Steuerzahler mitdurchgefuttertes Heer von Sozialarbeitern und Beflüsterern dieser besonderen Mitbürger und Mitbürgerinnen mit dem Kopfschmerzbegriff. Da trifft sich nun ein Volk, unter dem es die Ehrlosigkeit gibt, aus dem Opferstatus bei Fremden Gewinn schlagen zu wollen, mit der Arroganz dieser Sozialarbeiter, die diesen hilflosen und wenig lebenstüchtigen Ausländern unter die Arme meinen greifen zu müssen.

Die Musikkapelle indes bestimmt sich selber. Man hat Interesse an dem Neuen, weil der Trompeter ist und nicht etwa, weil der ein "Mensch" ist oder vielleicht gar eine "Migration" stattgefunden hat (es sei hier eine Jazzformation und der "Migrant" kommt eher vom Salsa).

Ihr Axiom ist verkehrt. Sie machen etwas verhandelbar, wo es nichts zu verhandeln gibt. Die Musikkapelle ist der Dominus, der Trompeter hat nach deren Pfeife zu tanzen und wenn ihm die Noten nicht zusagen, dann muß er sich nach einem anderen Ensemble umsehen.
Weil Sie dieses Recht des Dominus nicht anerkennen (sie schalten die Kurden und die deutschen Kameradschaften gleich), schaffen Sie Zustände, die Sie mit Ihrer Integration wieder bereinigen wollen.
"Menschen"-Rechte sind mit Bürgerrechten und Staatlichkeit einfach nicht vereinbar.

Rumpelstilzchen

16. November 2012 10:45

Jetzt führen auch schon die Nichtrechten die Diskussion über die Identität. Ein neues Magazin nennt sich "THE GERMANS" ,erschienen im zepterson Verlag 1. Ausgabe, was immer das sein mag.
man propagiert nicht weniger als den Aufbruch in eine NEUE ZEIT.
Weniger Wohlstand bedeute mehr Freiheit, mehr Chancen. Die Krise Europas raube einer Generation die Zukunft.
Lösungsansatz dieser GERMANS ganz neudeutsch: " die Gesellschaft soll neu definiert werden".
"Neudefinition der Gesellschaft ", "identitär" gequirlte Scheiße!
wird höchste Zeit, dass die europäische Jugend sich auf die Suche nach ihren Wurzeln begibt. Je authentischer, umso besser.
Die altlinken Eltern sollen sich endlich verpissen.

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