Ellen Kositza – Horst Lange: Schwarze Weide (433 S., 18.90 €). Mein Lieblingsbuch. Düster, magisch, apokalyptisch, schillernd. (Nähester) Osten! Wiedergelesen, als der Film Poll 2011 ins Kino kam und abermals, als Oda Schaefers (Horst Langes Frau) zweibändige Lebenserinnerungen jüngst bei Arnshaugk erschienen. Wer weiß/ ob nicht Leben Sterben ist/Atem Erwürgung/Sonne die Nacht? (Albert Ehrenstein).
Nils Wegner – Jonas Lie: Rutland. Ein Seeroman (240 Seiten, 34.90 €). Trotz zahlreicher Umzüge und längst vergangener Kindheit wird man es als Nordlicht irgendwie nicht leid, Seefahrergeschichten zu lesen. Dieser rauhbeinige Roman, erstmals 1880 auf norwegisch erschienen und mir von einer lieben Freundin in einer Auflage von 1970 zum Geschenk gemacht, vereint Abenteuer, Romanze und Familienerzählung auf eine kaum vergleichliche Weise. Nicht nur Zerstreuung, sondern auch ein Stück Identität.
Erik Lehnert - Georges Bernanos: Das Tagebuch eines Landpfarrers (1936) ist die Geschichte eines reinen Herzens in gewöhnlicher Umgebung, das an seinen Mitmenschen verzweifelt. Der Glauben es Pfarrers trifft in aller Reinheit auf das graue Leben, das zugleich klug und getrieben ist. (334 Seiten, 18 €)
Martin Lichtmesz - Homer: Ilias, Neu übertragen von Raoul Schrott. Gewiß werden einige Puristen die Nase rümpfen über diese stellenweise allzu saloppe und freie Neuübersetzung des über zweieinhalb Jahrtausende alten Klassikers. Schrott hat es allerdings geschafft, Homer nicht nur aus dem Korsett des deutschen Hexameters zu befreien, sondern auch gewisse eingeschliffene Wahrnehmungen aufzubrechen. Dadurch steht die homerische Dichtung wieder glänzend, farbig, konkret, blutig und visuell vor uns, lebendig wie am ersten Tag. Macht man sich dazu noch die Mühe einer parallelen Lektüre etwa der Übersetzungen von Voß und Schadewaldt, dann bereitet einem Schrotts Ilias neue, zum Teil verblüffende Verständnisblitze und Zugänge zu einem Werk, das zu Recht als eine der ewigen geistigen Säulen des Abendlandes gilt. Auch als exzellent produziertes Hörbuch erhältlich! (672 S., 12, 95 €)
Benedikt Kaiser – Milovan Djilas: Njegoš oder Dichter zwischen Kirche und Staat (496 S., antiquarisch). Mehr als nur eine Biographie des montenegrinischen Fürstbischofs und Nationaldichters Petar II. Petrovic-Njegoš! Tatsächlich ist das im Gefängnis niedergeschriebene Werk des sicherlich bedeutendsten südosteuropäischen kommunistischen Renegaten auch eine weitverzweigte Analyse der serbisch-montenegrinischen Geschichte im Kontext des oftmals blutgetränkten Balkan-Bodens. Und man lernt viel über Djilas, dessen Leben im Mythos freilich selbst mit der an politischen Stimmungswechseln reichen Landeshistorie im extremen 20. Jahrhundert verwoben ist. Geschichte wie ein Roman.
Raskolnikow – August Strindberg: Tschandala. Ein psychologisches Meisterwerk, das für einen ungetrübten und unerbittlichen Blick auf “uns” hilfreicher ist, als die oberflächlichen und selbstgefälligen Bezichtigungen “warum Konservative immer verlieren”. 172 S., 6.99 €
Revolte
Hat hier jemand "Der Wanderer zwischen beiden Welten" von Walter Flex gelesen und könnte mir dazu einen kurzen Überblick geben? Klingt eigentlich sehr interessant, die Amazon-Rezensionen sind allerdings nicht sehr vielsagend, außer den bekannten Anschuldigungen der Kriegsverherrlichung; aber das kennt man ja von den Stahlgewittern.
Gruß und Dank.