Sezessionistische Weihnachtsempfehlungen (VI) – Sopha

Erik Lehnert - Matthias Wegehaupt: Die Insel war lange vergriffen und liegt seit drei Jahren als Taschenbuchausgabe vor. Sicher der beste Roman über die DDR überhaupt (da reicht auch Klonovskys Land der Wunder nicht ran). (1024 Seiten, 12.95 €).

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Nils Weg­ner – Iris Hanika: Das Eigent­li­che (176 Sei­ten, 19 €). Nicht unbe­dingt „schö­ne Lite­ra­tur“, aber nichts­des­to­we­ni­ger ein Buch, das man immer wie­der lesen kann. Wenn indi­vi­du­el­le und kol­lek­ti­ve Psy­che inein­an­der über­ge­hen, sind die Kon­se­quen­zen unab­seh­bar – gleich­sam wird man nicht so ein­fach eine ähn­lich fein­füh­li­ge Beschrei­bung die­ses Vor­gangs fin­den, wie sie bei Hanika vor­liegt. Und: Man muß das Buch und sei­ne impli­zi­ten Schluß­fol­ge­run­gen nicht ein­mal mögen, um sei­nem Reiz zu erliegen.

Ras­kol­ni­kow – Theo­phi­le Gau­tier: Roma­ne und Erzäh­lun­gen. Als sich Bau­de­lai­re, Bal­zac, Delacroix, Dumas und ande­re im Hotel Pimo­dan ein­fan­den, ara­bi­sche Gewän­der und Dol­che tru­gen; und den Offen­ba­run­gen des Dr. Moreau auf den Spu­ren waren … Kurz­wei­lig, berü­ckend, zau­ber­haft! Einer der bes­ten Erzäh­ler der Lite­ra­tur­ge­schich­te. 1351 S., 19.90 €.

Bene­dikt Kai­ser – Anto­nio Pen­n­ac­chi: Cana­le Mus­so­li­ni (448 S., 9.99 €). Der fein über­setz­te Roman ver­rät viel­leicht mehr über das Leben im ita­lie­ni­schen Faschis­mus als eine Regal­rei­he von aka­de­mi­schen Arbei­ten über Ein­zel­aspek­te des auto­ri­tä­ren Ita­li­ens. Neben­bei fühlt man sich bei der Lek­tü­re mit­ten in die Bau­ern­fa­mi­lie der Per­uz­zis hin­ein­ver­setzt, in der alle poli­ti­schen wie mensch­li­chen Kon­flikt­li­ni­en zuta­ge tre­ten, die in der Mus­so­li­ni-Ära den All­tag prägten

Ellen Kositza - Jen­ny Erpen­beck: Aller Tage Abend (288 S, 19.99 €), gut abge­han­gen, da bereits vom Vor­jahr. Gestor­ben wird am Ende immer: Hier ist es jedem Kapi­tel die­sel­be Frau; ein­mal endet sie als Säug­ling, dann als Back­fisch, als End­drei­ßi­ge­rin in einem sta­li­nis­ti­schen Arbeits­la­ger, als älte­re Frau, zuletzt als Grei­sin. „Schön wäre es“, denkt die jun­ge Mut­ter des win­zi­gen Leich­nams, „wenn der Zufall regie­ren wür­de, und nicht ein Gott.“ Nichts für Freun­de leich­ter Kost, nichts auch für Melan­cho­li­ker mit mani­fes­ter Depres­si­on. Letz­te­ren könn­te ein Schub dro­hen. Jen­ny Erpen­beck ist eine unse­rer Größten!

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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