Der Stein im Glashaus – Facebook und die AfD

In Sachsen-Anhalt haben ein paar AfD-Funktionäre danebengefaßt. Einer von ihnen sprang seinem Parteichef zur Seite und...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios


bezeich­ne­te den ziem­lich schlei­mi­gen Michel Fried­man als “schlei­mi­ges Etwas”. Habe ich eigent­lich je erzählt, daß ich im Rah­men einer mei­ner frü­hen poli­ti­schen Aktio­nen ein­mal vor Schü­lern in einer Dis­kus­si­on gegen Fried­man antre­ten muß­te? Das war, als ich mit Ellen Kositza und ande­ren zusam­men 1997 in Frank­furt gegen die Wehr­macht­aus­stel­lung demons­trier­te, die in der Pauls­kir­che gezeigt wurde.

Fried­man saß dann auf dem Podi­um neben mir und erzähl­te genau abge­zir­kelt vom Leid. Dann leg­te er mir die Hand auf den Arm und signa­li­sier­te Ver­ständ­nis für das Pro­blem, das ich wohl mit mei­nen Opas hät­te, die ich hier ver­tei­dig­te, usf. Das war, bevor man ihn in Ber­lin mit ein paar Nut­ten erwisch­te und er ins Aus­land flitz­te, weil die ukrai­ni­schen Mäd­chen even­tu­ell noch nicht alt genug … oder so ähn­lich, man mut­maßt ja bis heute.

Es fand sich dann auch noch Koka­in, aber ein paar Mona­te spä­ter gabs bereits wie­der eine wel­co­me-back-Par­ty, auf der anwe­send waren (Auf­lis­tung mit dama­li­ger Funk­ti­on): Die­ter Stol­te – Her­aus­ge­ber der „Welt“, Gün­ther Beck­stein – Innen­mi­nis­ter Bay­ern (CSU), Bär­bel Schä­fer – TV-Mode­ra­to­rin und Fried­man-Freun­din, Klaus Wowe­reit – Ber­lins Regie­ren­der SPD-Bür­ger­meis­ter, Ange­la Mer­kel – CDU-Par­tei- und Frak­ti­ons­chefin, Vol­ker Beck – MdB von Bünd­nis 90/Die Grü­nen, Micha­el Nau­mann – Chef­re­dak­teur „Die Zeit“ und vie­le mehr. Aber das nur am Ran­de.

Jeden­falls: And­re Pog­gen­burg, der Sach­sen-Anhalt-Lan­des­chef der AfD, hat sei­nem Unmut Luft gemacht, face­book aber lei­der mit der Knei­pe oder dem Tele­fon ver­wech­selt, und eini­gen sei­ner hoch­ran­gi­gen Par­tei­freun­de unter­lief der­sel­be Feh­ler, jedoch auf deut­lich tie­fe­rem Niveau.

Dies ist das gene­rel­le Pro­blem sozia­ler Medi­en: Sie wir­ken, als habe man eine Stand­lei­tung in alle ange­schlos­se­nen Funk­häu­ser, und And­re Pog­gen­burg ist wahr­lich nicht der ein­zi­ge, der rasch was so mel­det, als wäre das mal eben über den Tisch im Groß­raum­bü­ro gewor­fen. Das pas­siert sogar jenen, die seit Jah­ren auf face­book Freun­de sam­meln und wahl­wei­se ihr Leib­ge­richt oder die Anzei­ge der Waa­ge ablich­ten, um Genuß und Ver­druß mit den Fans zu tei­len: Auch sol­che Pro­fi­pu­bli­zis­ten müs­sen ab und an wie­der auf­wi­schen, was ihnen zu rasch aus dem Fül­ler lief.

Man muß in der­lei Pein­lich­kei­ten eine grund­sätz­li­che Über­for­de­rung des Men­schen durch die Wir­kungs­wei­se der Maschi­ne sehen und kann einem uralten Wett­streit bei­woh­nen: Wer hat wen im Griff?

Ich selbst – fei­ge vor dem Wesen der Maschi­ne und daher voll­kom­men abs­ti­nent, also weder bei face­book, noch bei twit­ter, xing, lin­ke­dIn oder einer ande­ren Bude – schwan­ke immer zwi­schen Häme (“selbst schuld!”) oder einer güti­gen Äuße­rungs­wer­tung (gera­de erfun­den), die fol­gen­de Stu­fung kennt:

+ 1% Gül­tig­keit hat das, was Poli­ti­ker über ande­re Poli­ti­ker behaupten,
+ 5% Gül­tig­keit haben Äuße­run­gen auf socia­len Netzwerken,
+ 20% Gül­tig­keit haben münd­li­che Rede und Interview-Antworten,
+ 35% Gül­tig­keit haben Ant­wort-Mails, die bin­nen einer hal­ben Stun­de nach Lek­tü­re ver­faßt wurden,
+ 40%-90% Gül­tig­keit haben Äuße­run­gen, die bin­nen zwei­er Stun­den wie­der gelöscht oder umge­schrie­ben werden.
+ 60% Gül­tig­keit haben Äuße­run­gen von Schrei­bern, die nach Brot gehen,
+ 80% Gül­tig­keit haben Ant­wort-Mails, über denen eine Nacht geschla­fen wur­de sowie auto­ri­sier­te Äuße­run­gen in Interviews,
+ 95% Gül­tig­keit hat, was in Büchern steht, die nicht im Selbst- oder Bezahl­ver­lag erschie­nen sind, son­dern Lek­to­ra­te durch­lau­fen haben, und der Inhalt ech­ter Briefe.
+ 100% Gül­tig­keit haben .….….….….….….…..und “Pat­mos” von Höl­der­lin .….….…… Heid­eg­gers Seyn  .…… .….….…. .….….….….… 4. Sym­pho­nie von Bruck­ner .….….….….…… .….….….….….…. Got­tes ganz zu schweigen.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (43)

Realist

9. Oktober 2014 08:51

Politiker zeichnen sich ebenso wie Showstars (gibt es ein griffiges deutsches Wort für diesen Doppelanglizismus?) durch ein maßloses Geltungsbedürfnis aus. Diese krankhafte Veranlagung ist ihr wichtigster Antrieb, zugleich aber auch die Ursache ihrer oft tragischen Schicksale. Ungezählt sind die von Drogen und Depression dahingerafften Protagonisten aus Film und Musik, nachdem die kaltherzige Welt sich von ihnen ab- und neuen, jungen, frischen Harlekins zugewandt hat.

Politiker haben da den "Vorteil" im Rampenlicht stehen zu dürfen, bis sie zu alt und schwach zum sprechen geworden sind.

Die inhärente Schwäche aller mir bekannten menschlichen Ordnungssysteme liegt darin, daß eben die Individuen regelmäßig nach oben gespült werden, die zur Anführerschaft charakterlich denkbar ungeeignet sind. Gibt es dafür eine Lösung?

Begreift man soziale Interaktion als evolutionären Prozess, und die sozialen Netzwerke als Katalysator, so steht zu befürchten, daß im Ergebnis lediglich impulsive Psychopathen durch Psychopathen mit einem hohen Maß an Selbstkontrolle abgelöst werden.

Was Friedman angeht - dieser Mann verkörpert für mich wie kein anderer die Verrottung des herrschenden Systems bis in seinen innersten Kern.

Was die AfD angeht - sie hatten sowas von Recht mit ihrer anfänglichen Skepsis, Herr Kubitschek. Meine Prognose: Die Stimmanteile der AfD werden langfistig gegen 20% tendieren, ihre reformierende Kraft gegen null.

Marcus Junge

9. Oktober 2014 09:03

Realist

"Die Stimmanteile der AfD werden langfistig gegen 20% tendieren, ihre reformierende Kraft gegen null."

Kann man gerade ja alles erleben, Brandenburg, Meck-Pom, NRW, Bundesvorstand und EU-Figuren - alles ganz hart im Unzeitgeist segelnd, kräftig Kampf gegen Deutsch, Pro-USA, Pro-"Asyl" und abgrenzen, abgrenzen, abgrenzen. Sie machen also genau das, was sie beim Gründungsparteitag angekündigt haben, eine Alt-CDU sein.

Allerdings wollen das die 20% nicht wahrnehmen. Wie zu erwarten war.

Unke

9. Oktober 2014 09:47

Hahaha, habe den mdr-Artikel gelesen. Einen Vorteil haben sie ja, die MSM: ohne sie hätte würde ich von solchen Dingen nie erfahren, da sie idR kurze Zeit nach Veröffentlichung wieder gelöscht werden.
@Realist (griffiges deutsches Wort für Showstar): Promi, Kurzform für Prominente/r.
.
Was die AfD angeht: man sollte die Reformierbarkeit des Systems nicht überschätzen. Schließlich handelt es sich um eine Demokratie! Bei den aktuellen Reibereien (sowohl inter- als auch intraparteilich) geht es nicht mehr um inhaltliche Positionen oder die besseren Argumente, das ist alles bereits Gerangel um Positionen am Schweinetrog.

Nordlaender

9. Oktober 2014 10:01

"Dann legte er mir die Hand auf den Arm und signalisierte Verständnis für das Problem, das ich wohl mit meinen Opas hätte, die ich hier verteidigte, usf."

Habe es mal mit einem einfachen türkischen Arbeiter erlebt: Überschreitung der körperlichen Grenzen, die wir Europäer einhalten, wenn wir einander begegnen. Einer gebildeten Person, die so einen hohen Status in der Öffentlichkeit besitzt wie Friedman, billigte ich so eine Übergriffigkeit nicht zu. (Für den einfachen Mann bringe ich Verständnis auf.)

Wie soll man es kommentieren? "Schleimig" ist eine Untertreibung.

Es passiert wohl öfter, daß solche Tabus einfach frech übergangen werden. Hier z.B. (4:00) hat es Jürgen Elsässer erwischt:

https://www.youtube.com/watch?v=bo5p42PO_To

Ein Fremder aus Elea

9. Oktober 2014 10:09

Realist,

wie kommen Sie nur drauf? Jedes Ordnungssystem selektiert seinen eigenen Maßstäben gemäß.

Kubitschek,

Sie meinen "gültige Äußerungswertung", nicht "gütige", denke ich. Aber wozu? Als eine Art "Vorscreening"? Bloß keine unnötige Verschwendung von Beurteilungsressourcen?

Oder aus statistischem Interesse, als empirischer Befund?

Nun, es heißt auch: "Getroffene Hunde bellen.", da fallen bereits einige Wertungen drunter.

Und Friedman ist ganz offensichtlich, vor allen anderen Dingen, eine Kunstfigur. Der Zentralrat der Juden ist übrigens voll davon. Es muß was damit zu tun haben, daß diese Art der Öffentlichkeit sich nur mit einer professionellen Einstellung zu ihr verträgt.

Eigentlich ist das sehr witzig, aber trotzdem mehr zum den Kopf Schütteln als zum Lachen.

antwort kubitschek:
nein, ich meine in der tat "gütig" im sinne von "nachsehen". man muß den leuten nachsehen, was sie mit zwanzig sagten oder machten, man muß ihre denkbewegungen und lebenswege nachzeichnen und ihnen entwicklung zugestehen (google gesteht uns allen keine entwicklung zu, alles ist zeitgleich da) und in rechnung stellen, daß das spontane früher in kleiner runde blieb, während es heute via netzwerk ins tausendfache vervielfältigt wird. ein grund mehr, ab und an die klappe zu halten.

Hermann Karst

9. Oktober 2014 10:10

Ach! Hat Ihnen der Schleimbeutel tatsächlich die Hand aufgelegt? Ich hätte jetzt so gern einen Kommentar zu jenem Beutel geschrieben und zu den von Ihnen aufgezählten Figuren, die auf dessen Schleimspur mitspuren. Da ich Ihren Artikel aber gerade erst gelesen habe, läge der Gültigkeitswert meiner Einlassung nach Ihrer Verdachtsskala bloß bei 35%. Zu wenig. Daher: Kein Kommentar.

Rumpelstilzchen

9. Oktober 2014 11:24

Wenn der Vorwurf des "Antisemitismus" demnächst zum Totschlagsargument erklärt wird, verschieben sich die Gültigkeitsprozente.
Dann bekämpfen sich Exlinke und Altlinke. Was ein Geschleime...

https://www.taz.de/Exlinker-gegen-Altlinke-vor-Gericht/!147329/
Ansonsten steht schon in meinem Poesiealbum:
Reden ist silber, Schweigen ist gold....
Getoppt nur von dem Spruch : Wer schreibt der bleibt....

muotis

9. Oktober 2014 12:58

Um etwas für die 5 % Hürde Ihrer Gültigkeitsskala anzumerken: Wenn ein Herr von Harlessem, der einen medial inszenierten Rosenkrieg mit einem transsexuellen Sternchen führte, irgendetwas von germanischen Stämmen faselt, könnte einem glatt der Begriff des "agent provocateur" in den Sinn geraten. Sei es, wie es sei: Einer Partei, die derartiges Personal aufstellt, muß nicht geholfen werden. Was fällt, ...

Nordlaender

9. Oktober 2014 13:11

Da kommt ja wirklich ein hübsches Dossier über von Harlessem zusammen.

Wer sich in die Reihe der wählbaren demokratischen Parteien einreihen will, der sollte schon überall geschulte Offenkundigkeitstheoretiker einsetzen, um solche Vorfälle bereits im Vorfeld zu verhüten.

Wer sich so dumm anstellt, muß sich auch nicht wundern, wenn sich die ganze Medienlandschaft gegen so einen Verschwörungsheini verschwört.

Martin Lichtmesz

9. Oktober 2014 16:27

Es passiert wohl öfter, daß solche Tabus einfach frech übergangen werden. Hier z.B. (4:00) hat es Jürgen Elsässer erwischt:

https://www.youtube.com/watch?v=bo5p42PO_To

O Mann... ich sehe das zum ersten Mal. Das ist wirklich ekelhaft, wie Broder mit allen billigen und buchstäblich untergriffigen Mitteln versucht, Elsässer lächerlich zu machen. Und dazu diese aus alle Poren triefende Selbstgefälligkeit... allein der Auftritt zeigt einem schon alles, was man wissen muß über seine Rolle in dem ganzen Zirkus.

sks

9. Oktober 2014 16:50

Von diesem von Harlessem habe ich in meinem ganzen Leben noch nie etwas gehört. Als ich mich jetzt kundig machte, fiel mir als erstes ein Zitat aus dem großartigen Film Fight Club ein:

Tyler Durden:
“Weißt du was ein Duvet ist? …Es ist einfach eine Bettdecke. Eine einfache Bettdecke. OK, warum wissen Jungs wie du und ich was ein Duvet ist? Ist das wichtig für unser Überleben im Sinne der Welt von Jägern und Sammlern? Nein. Was sind wir dann? Wir sind Konsumenten. Wir sind ein Nebenprodukt der Livestyle Obsession.”

Marc Thomas

9. Oktober 2014 17:49

@ Marcus Junge

Vielleicht sind diese 20% genau das, was den Kern der AfD ausmacht?
Vielleicht ist es das, was vom Deutschen übrigblieb?

Kubitschek bestätigte mal einen Kommentator in: "Wir haben verloren, die haben gewonnen!"
Vergessen Sie das nie! Beide haben recht!
Der Deutsche hat sich (letztlich willig selbst) erledigt!

Vielleicht hat der Russe noch eine Chance. Dann wird er sich aber beeilen müssen. Der Virus der "Dekonstruktion" in Degeneration grassiert. Und dem kann nicht mit Panzern begegnet werden. Erst recht nicht mit einer nur Schein leuchtenden Kremlprovinzpfeife, die - wie weiland Adolphosis I. - unfähig oder unwillig ist von der nationalstaatlichen auf die Ebene der planetaren ideologischen bzw. religiös-kulturellen Auseinandersetzung zweier sich ausschließender Lebensformen zu wechseln und geschickt ihre Hilfstruppen im Machtbereich des Feindes zu animieren und hinter sich zu sammeln.
Andererseits sei auch die Frage gestellt, wenn es anders wäre, könnte ein solches Rußland die Bruchstücke des dt. Volkes noch derart als wertvoll ansehen, um attraktive Angebote zum Zwecke der Kollaboration für nötig zu halten?

@ Broder

Jüdischer Zionist; innerhalb bestimmbarer Bahnen für Möchtegernintellektuelle vordergründig den links-liberalen Streitbaren spielend - konform zur gewünschten Richtung der "zweiten" Ebene. Mit Holo-Nimbus natürlich. Ein Stefan Zweig oder Karl Wolfskehl hätte diesen geistigen Post-Holo-Welle-Reitern nicht einmal die Hand gegeben.
Anders gesagt: Friedmann, Broder, Giordano... sie können doch alle nichts. Absolut NICHTS.

Revolte

9. Oktober 2014 18:17

Von Harlessem schreibt von "Grichenland", AfD-Landesvorstandsmitglied Dirk Hoffmann von "Haulocaust"...
Man fragt sich ernsthaft, ob diese zwei Knallchargen bewusst installiert wurden, um der Partei zu schaden.
Von Harlessem konnte ja bereits als Pirat und FDPler ausreichend Erfahrung darin sammeln, wie man einen Karren schnellstmöglich vor die Wand fährt.

@ML

Ach, ich finde, in der Konfrontation Broder/Elsässer treffen zwei Ebenbürtige aufeinander. Beide haben ihre Lichtpunkte, beide können nerven (letzteres: Broder mit seiner Antisemitismus-Fixierung, Elsässer mit seinem Verschwörungsmumpitz).

Waldgänger aus Schwaben (e.B.)

9. Oktober 2014 23:08

Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, daß ihn der Mensch zu seinem Himmel machen wollte. -
Hölderlin Hyperion, I. Band,

Die Geschichte um Andre Poggenburg zeigt ein grundsätzliches Problem unserer Parteiendemokratie. Eine neue Partei bekommt schlichtweg nicht genug qualifizierte Leute um flächendeckend wirken zu können.Oder man bekommt zwar genug qualifizierte Leute aber diese unter all den Deppen, die in eine neue Partei strömen zu finden ist eine unlösbare Aufgabe:

Am 30. März 2013 zählte die AfD 4569 Mitglieder, aktuell beträgt der
Mitgliederstand 19.885, wie AfD-Bundesschatzmeister Piet Leidreiter dem „Handelsblatt“ sagte. Insgesamt 1053 Leute verließen die Partei in dieser Zeit wieder.

Auch keine Alternative ist es, innerhalb bestehender Parteien etwas ändern zu wollen. Ich kenne einige in der CSU, Stadträte, Kreisvorsitzenden, sogar eine CSU-Abgeordnete ist in meinem Duz-Bekanntenkreis. Teils mit ganz vernünftigen Ansichten.
Zu sagen, zu entscheiden haben sie alle nichts. Nichts jedenfalls von dem das uns bewegt.
Und allein schon um CSU-Stadtrat zu werden, muss man sehr viel Freizeit und Geld (für Farhrtkosten) investieren.

Scheitert die AfD ist dies wohl das endgültige Scheitern der Idee innerhalb des bestehenden Systems etwas ändern zu wollen.

Falk K.

10. Oktober 2014 00:32

Hallo,

das mit "die Hand auf den Unterarm des Gegenübers legen" ist nicht so harmlos wie es zunächst den Anschein hat. Man lese nur mal was über Psychologie und Körpersprache. Der "Handaufleger" dünkt sich gegenüber dem Anderen als führend oder überlegend und will das (unbewusst oder geschult) so ausdrücken.
Wir haben das in den 90ern in der AusbilderAusbildung bei der Marine schon beigebracht bekommen, heutzutage gehört das zu den Grundlektionen auf irgendwelchen Semiaren für angehendes "Führungspersonal" <- die Anführungszeichen sind Absicht!

Wer die Muse hat beobachte die Nachrichten im TV, z.B. bei irgendwelchen Gipfeln/Treffen und wer wem dabei auf den Unterarm tatscht ;-) interessant zu sehen.

Ich empfinde das - wenn ich der Betatschte bin - als Affront und versuche dann meinen Arm weg - und den Spieß umzudrehen - immer wieder eine lustige Erfahrung...

..test it ;-)

eulenfurz

10. Oktober 2014 00:38

Wollte man von einer 35%igen Gültigkeit eines Kommentars, der binnen einer halben Stunde nach Lektüre verfaßt wurde, eine 80%ige Gültigkeit erreichen, indem man über diesen eine Nacht schliefe, könnte im Kommentarstrang der Sezession bereits der Badeschluß eingetreten sein. Wollte jemand nachrechnen, wieviele tausende Prozent Gültigkeit durch diesen Badeschluß der Menschheit bereits verlustig gegangen sind?

Gab es hier - oder war das woanders - nicht vor langer Zeit einmal die Möglichkeit, den eigenen Kommentar noch einmal in der Druckfassung ansehen und ggf. redigieren zu können? Dies hülfe zumindest etwas, das Niveau der Kommentare zu heben, was eine Selbstkritik durchaus einschließt.

Im Übrigen ist auch eine vergangene und vielleicht auch etwas grobe Äußerung des Verfassers obigen Textes in einem früheren Netzbeitrag bzgl. Karben von der Regionalpresse gegen diesen verwandt worden. Eine polemische Äußerung, die er in einem Druckwerk vielleicht so nicht getätigt hätte. Die Möglichkeit des schnellen Dahinschreibens verleitet also immer auch jeden dazu, der Nachwelt Ungültiges oder zumindest Unnötiges zu hinterlassen.

Schnippedilderich

10. Oktober 2014 01:08

Und dann immer wieder Bruckners "Romantische". Das Stück ist inzwischen so abgelutscht wie Dvoraks Neunte und Tschaikowskis Fünfte. Absolut wird Antons Musik erst ab seiner Katholischen, danach werden Seynskathedralen aus Tönen gebaut. Zum Begräbnis wünsch' ich mir das Finale des dritten Satzes der Achten, nach der Generalpause. Sagte Herr Sorge.

Carsten

10. Oktober 2014 09:58

In der internen Kommunikationsanweisung für ein größeres Unternehmen habe ich es vor Jahren mal so formuliert:

'Überlegen Sie, ob Ihre Mitteilung wirklich notwendig ist.'

Ein Fremder aus Elea

10. Oktober 2014 10:47

Ich weiß nicht, was sie alle haben, Elsässer war da doch völlig souverän.

Wollte ich jemals ein Makro mit dem Spruch: "Was kümmert es die Eiche, wenn sich das Borstenvieh (Broder war ziemlich unrasiert...) an ihr reibt." machen, wüßte ich jetzt jedenfalls, wo ich ein passendes Bild fände.

Übrigens, die eigentliche Niederlage ist eine andere, nämlich damit aufzuhören, die eigenen Begriffe zu verwenden.

Früher hieß es mal "Theater" oder "Inszenierung" und es war selbstverständlich, daß Politiker sowas tun. Heute heißt es "Verschwörungstheorie".

Das ist der Punkt, dieses ständige, geistlose Nachplappern der immer gleichen Vokabeln.

Nordlaender

10. Oktober 2014 11:12

@ Revolte

"Ach, ich finde, in der Konfrontation Broder/Elsässer treffen zwei Ebenbürtige aufeinander. Beide haben ihre Lichtpunkte, beide können nerven (letzteres: Broder mit seiner Antisemitismus-Fixierung, Elsässer mit seinem Verschwörungsmumpitz)."

Ja, Elsässer gehört immerhin zu den Intelligenteren, die davon ausgehen, daß es nichtöffentliche Absprachen/Agenden gibt. Schon mal etwas, daß er kein Verschwörungsleugner ist. Seine Vorgeschichte ist ja überaus bedenklich, immerhin war er nur ein Antideutscher, während "Broder" es ist.

Aber was den Benimm anbelangt - man kann ja Elsässer noch so sehr nicht mögen - da liegen doch wirklich ganze Welten zwischen beiden.

jacky

10. Oktober 2014 12:27

"Scheitert die AfD ist dies wohl das endgültige Scheitern der Idee innerhalb des bestehenden Systems etwas ändern zu wollen."

Als "letzte Chance" für eine Änderung der politischen Verhältnisse für Deutschland apostrophiert, sieht es nach anfänglichem Optimismus heute eher so aus, dass die AfD konzipiert wurde, um unzufriedene CDU/CSU Wähler einzusammeln.

Ist das nicht schön? AfD wirbt mit einem Türken und in türkischer Sprache auf einem Plakat:
https://logr.org/ref/?https://www.pi-news.net/2013/08/afd-wahlwerbung-in-turkischer-sprache/

Herr Lucke , das Hätschelkind des Systems über viele Jahre, CDU Mitglied, Berater der Weltbank. Seine Partei, die AfD, muss wohl zur Erreichung Ihres Ziel, in den Bundestag einzuziehen, auch um die Stimmen der Türken resp. Deutsch-Türken werben, warum aber in türkischer Sprache?
Multikulturell sind die Jungs von der AfD also auch noch. Ganz wie die Systemparteien! Globalistisch-weltoffen- ....A..offen.

AfD-Funktionärin preist Bereicherung durch Vielfalt. https://www.sezession.de/40375/afd-preist-bereicherung-durch-vielfalt.html

Hat Broder nicht seine literarischen Wurzeln in den St.Pauli-Nachrichten?
https://www.welt.de/vermischtes/article123376912/Meine-wilden-Porno-Jahre.html

Unter diesem Link gibt es ein schönes Foto vom jungen Broder, halb Pin-up, halb Conchita Wurst.
Will sagen: Man kriegt die Kerls zwar von der Strasse, aber die Strasse
nicht aus den Kerls.

Martin

10. Oktober 2014 14:33

Scheitert die AfD ist dies wohl das endgültige Scheitern der Idee innerhalb des bestehenden Systems etwas ändern zu wollen.

Genau diese Aufladung der AfD zu einer fast schon chiliastischen Bedeutung durch einen Teil ihrer Anhänger macht mir die ganze AfD unsympathisch und senkt die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihr mein Stimmchen bei einer Wahl schenken werde, fast gegen Null.

Wenn es denn tatsächlich so wäre, dann wäre es Zeit, mal wieder ein Apfelbäumchen zu pflanzen (was nie verkehrt ist, bei mir werden noch Sauerkirsche, Zwetschge, Quitte und Birne dazu kommen), denn das Scheitern der AfD im Hinblick auf eine Funktion als mögliches Forum oder Vehikel für rechte und/oder konservative Meinungen und Ideen ist bereits mehr oder weniger eingetreten.

Carl Sand

10. Oktober 2014 15:01

@Revolte

Ah, ein Verschwörungsleugner und Offenkundigkeitstheoretiker...

Aber in einem haben Sie recht: Das ist die schlechtversteckteste Verschwörung der Weltgeschichte. Die Herrschaftseliten SAGEN GANZ OFFEN, was sie vorhaben.

Lesen Sie einfach mal Kleine-Hartlages "Die neue Weltordnung".

Dann können wir uns weiter unterhalten.

Unke

10. Oktober 2014 15:31

@Ein Fremder aus Elea
Ulfkotte neulich: "Ich wurde vom Veranstalter gefragt, ob ich denn Verschwörungstheorien ausbreiten würde. Nein, erwiderte ich, nur Verschwörungspraxis."

Revolte

10. Oktober 2014 17:31

I wo, Herr Sand! Ich leugne mitnichten, dass es Verschwörungen gibt, die gab es immer und wird es immer geben.

Ich neige nur dazu, daran zu zweifeln, dass Leute, die an Chemtrails glauben und sich Alufolie um den Kopf wickeln, um sich vor Strahlen zu schützen, die Wahrheit gepachtet haben.

Und damit lass' ich diese Diskussion erst mal versanden, sonst ist gleich wieder Badeschluss.

Waldgänger aus Schwaben (e.B.)

10. Oktober 2014 17:50

@Martin

Genau diese Aufladung der AfD zu einer fast schon chiliastischen Bedeutung,...

Der Vorwurf der chiliastischen Aufladung wäre berechtigt, hätte ich geschrieben:

Scheitert die AfD ist dies wohl das endgültige Scheitern des christlichen Abendlandes.

Ich aber schrieb:

Scheitert die AfD ist dies wohl das endgültige Scheitern der Idee innerhalb des bestehenden Systems etwas ändern zu wollen.

Das ist eine andere Aussage!

Es könnten Zeiten kommen, in denen die strafrechtliche Repression unerwünschter Meinungen noch weiter verschärft wird.
Wir alle sollten üben in Andeutungen zu sprechen und zu hören.

Übrigens Herr Kubitschek, ich grüble schon länger über ihre
…………………………und

Ich verstehe sie nicht. Ist das eine missglückte Formatierung der sind das Stellen, die ausgelassen wurde, weil negative Konsequenzen für den Autor befürchtet wurden?

@Revole et al.

Verschwörungstheorien sind in der islamischen Welt recht beliebt. Doch mit diesen wollen Sie sich aber nicht gemein machen, nehme ich an.

Doch an welche glauben Sie? Welches Schweinderl hätten's denn gerne? (Robert Lembke)

Peter Herbst

12. Oktober 2014 02:08

100%.... Bruckners Vierte? Wirklich? Nicht eher die Siebente? - Wobei mir die erst ein Celibidache richtig erklären konnte, ein deutscher Dirigent wollte da offenbar nichts Deutsches draus machen.
Oder haben Jochum et alii nichts Deutsches in sich gefunden, welches sie 100% wahr in der Siebenten ausdrücken konnten?
Das werde ich noch mal überdenken müssen.

Frankstein

12. Oktober 2014 11:22

"man muß den leuten nachsehen, was sie mit zwanzig sagten oder machten, man muß ihre denkbewegungen und lebenswege nachzeichnen und ihnen entwicklung zugestehen."
Ich will kein Spielverderber sein, aber das ist definitiv seminaristischer Unfug. Zuerst ist niemand befähigt , die Denkbewegungen anderer nachzuvollziehen. Und es widerspricht allen empirischen Erkenntnissen. Vom Steinewerfer zum verantwortungsbewußten Außenpolitiker, vom strebsamen Bauern zum Massenmörder, sind Märchen der linksliberalen Schickeria. Ich bin mir ziemlich sicher, könnte man in der Kindheit F***mans graben, würde man den Knaben finden, der dem Spatz den Kopf abreißt, nachdem er ihm zuvor das Gefieder streichelte. Übrigens ist Broder der lebende Gegenbeweis. Er war schon in der Kindheit unleidlich, wie er selber beschrieben hat. Empirisch nachgewiesen ist, eine Weiterentwicklung zum Positiven gibt es nicht. Weder für den Einzelnen noch für die Menschheit. Es gibt nur Veränderung zum Negativen, Zerfall. Aus einem "Mädchen" wird eine matronenhafte Bundeskanzlerin. Niemals wird aus einem matronenhaften Wesen ein Mädchen. Aus Lichtgestalten werden gescheiterte Verteidigungsminister. Das Gedankengut, das sich im o.a. Satz widerspiegelt, ist verantwortlich für alle unsere gesellschaftlichen Probleme.

Hartwig

12. Oktober 2014 18:07

WELT-Online: "Das Erstarken der Alternative für Deutschland bedroht die Stabilität unseres Parteiensystems."

Ich finde, diesen Satz sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen.
Von der Überschätzung der AfD; über die implizite Verurteilung mündiger Wähler; das Wort "unser", welches die AfD und die AfD-Wähler quasi als Aussatz beschreibt; bis zum Begriff "Parteiensystem", welches ich so zuvor noch gar nie hörte.

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article133192148/Ein-7-Punkte-Plan-gegen-den-Populismus-der-AfD.html

Harald de Azania

12. Oktober 2014 19:42

Sententiae pro silentia

Man kann nie oft genug die "Pappn" (das Maul) halten (Franz Ockermueller, oesterreichischer Bankier).

Gluecklich der, der seine Worte von gestern nicht essen muss ( Finnisches Sprichwort).

Will der Vogel nicht singen, so werde ich warten ( Shogun Tokugawa)

Verba volant, scripta manent.

Tratschen und plappern sind Energieverschwendung, das Denken niemals.

Mut zur Luecke heisst Mut zum Schweigen. Aber dann ein wesentliches Wort sagen und verbreiten koennen bringt 1000-fache Ernte.

Nur im ( schnatternden) Irrenhaus wollen alle als normal gelten.

Wer sagt, dasz alle diese Emanationen wirklich registriert, geschweige denn verarbeitet werden?

Ist der aufgeregt gackernde Huehnerhof ein anzustrebendes Organisationsideal bzw ueberhaupt bedeutend ?

Auch ein konservativer Huehnerhof bleibt ein Huehnerhof.

Bereit sein ist alles. Bereit sein zum richtigen Wort zur richtigen Zeit.

So abgestumpft kann niemand sein, dasz etwas wirklich Substanzhaftes ( siehe "meddle' from above) nicht an Ohr und Herz dringt.

Ueber allen Gipfeln ist Ruh ....

mit besten, stillen Gruessen

Harald Sitta

Carl Sand

12. Oktober 2014 19:55

@Waldgänger

Na, dann fangen wir doch mal an:

Barschel
Bilderberg
Estonia
Eurokrise
Dutroux
Itavia 870
J.F. Kennedy
Lusitania
Möllemann
NWO
NSU
Pearl Harbour
9/11

P.S. Aluminiumhüte verursachen Krebs!

Rumpelstilzchen

12. Oktober 2014 21:50

Danke , Harald Sitta für die Sententiae pro Silentia

Still,
sei still,
sei doch still,
sei doch endlich still,
nur still,

Still.

Auszug aus den " Cherbourger Notizen" von Josef Schröder.
Das Buch beschreibt das Leben in einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager 1944-46. Ein Zeitzeuge berichtet wie es damals wirklich war. Sein "Still", das kleinste Kapitel des Buches, überrascht jeden.

Dieser Text einer Buchwerbung steht auf meinem Lieblingslesezeichen.

rundertischdgf

12. Oktober 2014 23:01

Unabhängig was das einzelne AfD Mitglied sagt, sind doch eher die Taten zu bewerten, die zu wirken beginnen. Ein ganz großer Fehler war der Auftritt der Münchener Stadträte der AfD, die zusammen mit allen Blockparteien, den Linken, Grünen, Schwulen, Bayernpartei usw. ein Bürgerbegehren von 65 000 Münchenern zu einem geplanten Islamzentrum ablehnten. Ein Stadtrat ist sogar Landesvorsitzender. Dagegen kann man dem einzigen Aufrechten im Stadtrat, dem Vertreter der verpönten BIA, nur Respekt zollen.

https://rundertischdgf.wordpress.com/2014/10/01/gelebte-demokratie-im-munchener-stadtrat-volksbegehren-gegen-islamzentrum-abgelehnt/

Die AfD wird heute hochgeschrieben, auch der Schreiber dieser Zeilen will endlich, daß sich eine Alternative anbietet, damit sich etwas ändert. Aber gerade solch ein Verhalten hat er eben nicht gewählt.
Im Vergleich mit der NPD Ende 60er Jahre, die ein Vielfaches an Erfolgen und Mitglieder beschränkt auf Westdeutschland hatte, auch die Republikaner in den 80er Jahren waren erfolgreicher und bundesweit in Kreisverbänden durchorganisiert. Davon ist die AfD noch meilenweit entfernt.
Wenn wir schon bei der Metapher des Glashauses sind, muß der AfD geraten werden, schmeißt nicht jetzt schon die Fensterscheiben von außen ein, bevor das Haus bezugsfähig ist. Was von Stadträten Münchens übrigbleibt, "was sind das denn für Feiglinge!"

Urwinkel

13. Oktober 2014 00:50

Diese Lärmlaberer wissen nicht was Stille wider Lärm bedeutet. Zum Selbstversuch fehlt ihnen Zeit, Geduld und folglich Einsicht und - Ruhe.

Dass beide Pole, Stille und Lärm, ewig schon unvereinbar eins sind, setzt ein sensitives, musikalisches Erweckungs-Erlebnis voraus. Contra-gebender Lärm ist eine kulturelle Konstante. Punks, Freejazzer, NDWler haben ihren Erben nur desaströses, mediokres, anwiderndes Dilettantententum hinterlassen. Man will sich die Ohren zuhalten oder wegsehen. Und so geht es weiter. Keiner kann sich ehrlich davor retten. Außer anbiedernd und verstellend mitzumachen. Darüber still zu sein und zu verstummen ist auch kein Ausweg. Also: Krach und Meditation. Laut wie buddhistische Tempelklänge klingelts folkloristisch... Auch keine Lösung.

Urwinkel

13. Oktober 2014 11:45

Lösung: Knistern und Brennen. "Ist es die Nadel die sich senkt und sich erhebt?" Allerseelen Miniplatte (7"); Staube gerade meinen Dachboden aus. Dieses Lied passt perfekt. Unverkäuflich, liebe Leute.

Waldgänger aus Schwaben (e.B.)

13. Oktober 2014 17:14

@rundertischdgf

In diesem Forum, wo doch ein bisschen Wert gelegt wird auf ein intellektuelles Mindestniveau sollte eine seriöse Betrachtung der Gründe für die Ablehung des Bürgerbegehrens gegen ZIE-M möglich sein.


Begründung der AfD-Stadträte:

Gleichwohl war das behandelte Bürgerbegehren rechtlich unzulässig. Dies haben wir uns von unseren parteieigenen Juristen vorab bestätigen lassen. Die Schuld für das formale Scheitern ist bei den Initiatoren zu suchen.

Ich führe dies näher aus:

Die Frage lautete:

Sind Sie dafür, dass in München KEIN
europäisches Zentrum für den Islam (ZIE-M) gebaut
wird und dass die Stadt München deshalb alle Planungen zur Errichtung eines islamischen Zentrums in München (ZIE-M) stoppt

Sogar mir als juristischen Laien leuchtet ein, dass diese Frage viel zu unbestimmt ist.
Wie soll denn ein Stadtrat-Beschluss oder eine Verfügung der Verwaltung aussehen, die dieses Begehren, würde es in einer Volksabstimmung angenommen, umsetzt?

Ein solcher Rechtsakt müsste auch den Fall einschliessen, dass das Zentrum unter anderem Namen errichtet wird (z.B: MIEZE) , aber er darf nicht so allgemein gefasst sein, dass er alle Baumassnahmen verbietet, die in München irgendwie einen Bezug zum Islam haben.

Die Frage ist zu unbestimmt. Das Bürgerbegehren wurde zu Recht mit dier Begründung der mangelnden Bestimmtheit abgelehnt. Schade!
Die Initiatoren hätten z.B. eine konkrete Adresse in die Frage schreiben können. Dann wäre zwar im Falle einer Annahme des Begehrens eine Errichtung an anderer Stelle formaljuristisch möglich gewesen, aber die Stadt hätte sich kaum auf solche Tricksereien einlassen können.

Stützenberger und seine Partei waren damit überfordert eine rechtssichere Frage zu formulieren und haben offenbar auch darauf verzichtet geeignete Verwaltungsjuristen hinzu zu ziehen.
Schade.

Rainer

13. Oktober 2014 20:31

@Waldgänger aus Schwaben (e.B.)
Die Frage des geplanten Bürgerbegehrens war nicht zu unbestimmt, sondern im Gegenteil klar und deutlich. Das damalige Hochhaus-Bürgerbegehren von Georg Kronawitter im Jahr 2004 richtete sich ja auch nicht gegen ein bestimmtes Bauprojekt, sondern dagegen, das in München keine weitere Hochhäuser gebaut werden sollen. Dieses Bürgerbegehren wurde damals ja auch zugelassen und war sogar erfolgreich. Im Vergleich dazu ist das Stürzenberger-Bürgerbgehren sogar sehr viel konkreter auf ein Projekt bezogen.
Sogar mir als juristischem Laien leuchtet ein, das dies eine sehr konkrete Fragestellung ist. Ich kann allerdings nicht verstehen, dass nachträglich hier zwei Stadträte verteidigt werden sollen, die bei ihrer ersten Prüfung auf ihre Charakterfestigkeit eine erbärmliche Figur abgegeben haben.

Waldgänger aus Schwaben (e.B.)

13. Oktober 2014 21:22

Das Hochhaus-Bürgerbegehren war bestimmt. Keine neuen Häuser über 100 Meter,wie eine kurze Suche ergibt.

Also Rainer so nicht.

Und das Stürzenberger-Bürgerbgehren richtete sich nicht gegen ein konkretes Bau-Projekt, sonst hätte ja eine Adresse in der Frage gestanden.
Alternativ hätte das Stürzenberger-Bürgerbegehren lauten können:
Der Bauantrag der xyz-GmbH auf Errichtung eines Gebäudes ist abzulehnen.

Nur "Kein Islam-Zentrum in München" ist zu dürftig. Da müsste erst mal definert werden, was ein Islam-Zentrum ist.
Stürzenberger hätte natürlich auch ein Begehren gegen den Neubau von Moscheen einreichen können, das wäre aber am BVerfG gescheitert (Religionsfreiheit).

Waldgänger aus Schwaben (e.B.)

13. Oktober 2014 21:24

hier der link:

buergerbegehren-100-meter-und-nicht-hoeher

G.W.

13. Oktober 2014 21:53

Danke Rainer, sie sind mir, mit ihrer Antwort für den Waldgänger, zuvor gekommen.

Der Skandal ist ja nicht, das man einen, meinetwegen nicht 100% formaljuristisch wasserdichten, Antrag im Stadtrat nicht unterstützt, sondern das man erstens, sich nicht wenigstens zu einer Enthaltung durchringt, vor allem wenn man angeblich mit dem Anliegen an sich sympathisiert, und zweitens bei der daraufolgende mutikultitralala Erklärung für die Moslems in der Stadt schön das Ärmchen hebt.

Rainer

14. Oktober 2014 07:44

Feigheit bleibt Feigheit, auch wenn sie nachher versucht, sich als Klugheit darzustellen.

Frankstein

14. Oktober 2014 11:04

Waldgänger, was für ein merkwürdiges Rechtsverständnis. Rainer hat doch Ihren Denkfehler schon offengelegt. Das Begehren richtete sich eindeutig gegen DAS Projekt. Somit erfüllt es alle Voraussetzungen für ein solches.
Es sei denn, Begehren gegen konkrete Vorhaben sind rechtlich nicht vorgesehen. In Sinne von Alleinstellungsmerkmale der gewählten Volksvertreter. Das müßte man im bayrischen Gesetz nachlesen.

Waldgänger aus Schwaben (e.B.)

14. Oktober 2014 19:18

@Frankenstein et al.

Es ist schwer unter dem Damoklesschwert des Badeschluss' zu schreiben.
Dashalb ersten nur kurz und zweitens ist dies mein letzter Beitrag zur Sache.

Erstens:
Ich begrüße es ausdrücklich, dass es seitens meiner Mit-Debattanten Absetzbewegungen gibt in Richtung: "Die AfD hätte sich ja bei der Abstimung über das Anti-ZIE-M-Bürgerbegehren enthalten können."
Ob die AfD dafür weniger dem Vorwurf der Feigheit ausgesetzt worden wäre, bezweifle ich.

Zweitens zum Bürgerbegehren selbst:
Niemand hat die Absicht in München ein Zentrum für den Islam zu bauen

ZIE-M ist jetzt MFI (unten im verlinkten Text).
MFI: Münchner Forum für Islam. Das hört sich deutlich weniger agressiv an als: Zentrum für Islam in Europa.
Vermutlich wurden auch die Ziele neu formuliert.

Das es lächerlich gewesen wäre, über die Frage abzustimmen
Sind Sie dafür, dass in München KEIN
europäisches Zentrum für den Islam (ZIE-M) gebaut
wird ...

absttimmen, wenn es kein Bauprojekt dieses Namens gibt, sollte unmittelbar einsichtig sein.

Die Adresse für das MFI steht auch noch nicht fest. Ende 2014 wenn es so weit ist, soll es einen Stadtrats-Beschluss zum MFI geben (siehe link).

Ein solcher Stadtrats-Beschluss wäre mittels eines Bürgerbegehrens angreifbar.
Ob die eifrig bemühten Unterschriften-Sammler nochmals zu motivieren sind, nachdem die Initatoren das erste Bürgerbegehren, wenn auch nur(!) "formaljuristisch", versemmelt haben, darf bezweifelt werden.

Wäre ich Verschwörungstheorie-Gläubiger zöge ich nun einen bestimmten Schluss.

Aber ich halte es mit

Hanlon’s Razor

„Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist.“

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